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Читать книгу: «Briefe von Goethe an Lavater», страница 5

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Mir ist herzlich lieb, daß du uns durch Kn. näher kommst. Gewiß ist, daß an so einem kleinen Orte, wo eine Anzahl wunderbarer moralischer Existenzen sich an einander reiben, eine Art von Gährung entstehen müsse, die einen lieblich säuerlichen Geruch hat, nur gehts uns manchmal wie einem der den Sauerteig selbst essen sollte. Es ist eine böse Kost. Aber wenn es in kleiner Portion zu anderem Maal gebracht wird, gar schmackhaft und heilsam.

Daß du Freude an meiner Iphigenie gehabt hast, ist mir ein außerordentlich Geschenk. Da wir mit unsern Existenzen so nah stehen, und mit unsern Gedanken und Imaginationen so weit aus einander gehn, und wie zwey Schützen, die mit dem Rücken an einander lehnend, nach ganz verschiedenen Zielen schießen; so erlaub ich mir niemals den Wunsch, daß meine Sachen dir etwas werden könnten. Ich freue mich deswegen recht herzlich, daß ich auch mit diesem wieder ans Herz gekommen bin.

Adieu. Die Dürers schick ich gleich wenn die, die du dazu schicken willst, einrangirt sind. Du hast recht ich treibe die Sachen, als wenn wir ewig auf Erden leben sollten.

Knebeln inliegendes.

Ich bin neugierig, ob du an der Apokalypse nichts verdorben hast. Mir ists neulich so gegangen, daß ich habe aus einem Stück ein Duzzend Verse heraus korrigirt, die ich, da es der Herzog zu sehen kriegte, wieder restituiren mußte.

Grüse Bäben. Schicke von Wasern bald. Adieu Bester. Der Herzog grüßt.

d. 24. Jul. 80.

G.

Wir werden zwar in unserm Leben keine grosse Phisiognomen werden, doch thust du wohl, wenn du uns auch etwas mittheilest. Bei Gelegenheit von Wielands Oberon brauchst du das Wort Talent als wenn es der Gegensatz von Genie wäre, wo nicht gar, doch wenigstens etwas sehr subordinirtes; wir sollten aber bedenken, daß das eigentliche Talent nichts sein kann als die Sprache des Genies. Ich will nicht schikaniren, denn ich weiß wohl, was du im Durchschnitt damit sagen willst, und zupfe dich nur beym Ermel. Denn wir sind oft gar zu freigebig mit allgemeinen Worten, und schneiden, wenn wir ein Buch gelesen haben, das uns von Seite zu Seite Freude gemacht, und aller Ehren werth vorgekommen ist, endlich gern mit der Scheere so grade durch, wie durch einen weisen Bogen Papier. Denn wenn ich ein solches Werk auch bloß als ein Schnitzbildgen ansehe, so wird doch der feinsten Scheere unmöglich, alle kleinen Formenzüge und Linien, worinn der Werth liegt, heraus zu sondern. Es ist nachher noch eins, was man nicht leicht an so einem Werke schäzt, weil es so selten ist; daß nemlich der Autor nichts hat machen wollen und gemacht hat als was eben da steht. Für das Gefühl, die Kunst und Feinheit so vieles wegzulassen gebührt ihm freilich der größte Dank, den ihm aber auch nur der Künstler und Mitgenosse giebt.

Was deine dickhirnschaaligen Wissenschaftsgenossen in Zürich betrift und was sie von Menschen die unter einem anderen Himmel gebohren sind, reden, bitt ich dich, ia nicht zu achten. Die größten Menschen die ich gekannt habe, und die Himmel und Erde vor ihrem Blick frei hatten, waren demüthig und wußten, was sie Stufenweis zu schäzen hatten. Solches Kandidaten und Klostergesindel ziert allein der Hochmuth. Man lasse sie in der Schellenkappe ihres Eigendünkels sich ein wechselseitiges Conzert vorrasseln. Unter dem republikanischen Druck und in der Atmosphäre durchschmauchter Wochenschriften und gelehrter Zeitungen würde ieder vernünftiger Mensch auf der Stelle toll. Nur die Einbildung, Beschränkung und Albernheit erhält solche Menschen gesund und behaglich.

G.

Sage Kaysern, daß ich indeß auf 12 Exemplare subscribire. Grüse B.

26

Weimar den 8. August 1780.

Die Kiste ist wirklich angekommen, und ich finde den Riß sehr schön und gut. Er ist just nicht wohlfeil, aber der Preis ist so ungeheuer nicht, wie du ihn machst. Deswegen wirst du künftig hin so gut sein und immer gleich schreiben, was eine Sache kostet, damit man nicht inzwischen denke es gelte Haut und Haar. Nun aber bitte ich dich, denn es fehlt noch die Hauptsache, der Proceß wie es gemacht wird, wie viel Zeit man braucht, wie viel Leute dabey angestellt sind u. s. w.

Mit grosem Verlangen sehe ich dem Waserischen Ende entgegen, nimm dich zusammen so bald möglich, und schick mirs.

Unter den neuen Kupfern die du geschickt hast waren vier bis fünf Albrecht Dürers die du noch nicht besasest, und einige bessere Abdrücke, ich hab sie schon eingeordnet, und du erhältst sie nächstens. Der Holzschnitte sind noch zu wenig. Unterdeß habe ich auch von Martin Schön und Luckas von Leiden sehr gute Sachen die dein gehören, diese sollen nach und nach auch zierlich zusammengebracht werden, und folgen.

Ferner schicke ich dir mit der fahrenden Post das Manuskript das der alte Bodmer verlangt hat; der Herzog hat sich dafür bey dem Herzog von Gotha verbürgt, und es kommt ihm hauptsächlich darauf an daß du eine Sicherheit zu erhalten suchst, das Buch wenn der Alte stirbt ohne Umstände aus dem Nachlasse heraus nehmen zu können. Ueberleg es, und händige es ihm nicht anders als gegen einen Schein aus.

Knebeln ist es im Ursern Thale ganz wohl geworden, ich glaube er blieb drey Tage drinn.

Mit dem zweyten Portrait des Herzogs ist es wieder ein Unglück; man verkauft doch sonst die grosen Herrn in den schändlichsten Karikaturen. Das Unglück bey diesem ist aber, daß es mit Geist in eine ganz fremdes Wesen übergetragen ist. Die ganze Welt wünscht nichts mehr als ein Bild vom Herrn, und wenn ich diese iemand anbiete, so ist als wenn sie Brod verlangten, und ich gäb Ihnen einen Stein.

Schreibe mir was vom Befinden deiner Frau. Adieu Lieber!

G.

27

Ostheim vor d. Rhön, August 1780.

Erst heute erhalte ich deine Briefe vom 2ten und 9ten dieses Monats, wir sind in einigen entfernten Aemtern gewesen des Fürstenthums Isenach, und sahen verschiedene neue, gute und nüzliche Veranstaltungen in der Nähe, die seit vergangenem Frühjahr im Werck sind.

Das Tagewerck das mir aufgetragen ist, das mir täglich leichter und schwerer wird, erfordert wachend und träumend meine Gegenwart, diese Pflicht wird mir täglich theurer, und darinn wünscht ich’s den größten Menschen gleich zu thun, und in nichts größerm. Diese Begierde, die Pyramide meines Daseyns, deren Basis mir angegeben und gegründet ist, so hoch als möglich in die Luft zu spizzen, überwigt alles andere, und läßt kaum augenblickliches Vergessen zu. Ich darf mich nicht säumen, ich bin schon weit in den Jahren vor, und vielleicht bricht mich das Schicksaal in der Mitte, und der Babylonische Thurm bleibt stumpf unvollendet. Wenigstens soll man sagen es war kühn entworfen, und wenn ich lebe, sollen wills Gott die Kräffte bis hinauf reichen.

Auch thut der Talismann einer schönen Liebe womit die St. mein Leben würzt sehr viel. Sie hat meine Mutter, Schwester, und Geliebten nach und nach geerbt, und es hat sich ein Band geflochten wie die Bande der Natur sind.

Adieu Liebster, bleibe mir nah im Geist. Mit den Dürers die langsam gehen, kommen Blumen und Kräuterbüschel die ich am Weg sammle. Laß sie nur wenige sehen, und nur keinen prätendirenden Schriftsteller, die Buben haben mich von ieher aus und nachgeschrieben, und meine Manier vor dem Publiko lächerlich und stinckend gemacht.

Schicke mir was dich däucht.

Auf deine Offenbarung wart ich, deine Veränderungen sollen mir Unterhaltung mit dir und ein Studium ächter Kritik seyn.

Herder fährt fort sich und andern das Leben sauer zu machen.

Der Herzog ist sehr gut und brav. Wenn ich nur noch einigen Raum für ihn von den Göttern erhalten kann. Die Fesseln an denen uns die Geister führen, liegen ihm an einigen Gliedern gar zu enge an, da er an andern die schönste Freiheit hat.

Seitdem ich keine Phisiognomische Prätension mehr mache, wird mein Sinn sehr scharf und lieblich, ich weiß fast in der ersten Minute wie ich mit den Leuten dran bin.

Im Phisiognomischen sind mir einige Hauptpunkte deutlich geworden, die dir wohl längst nichts neues sind, mir aber von Wichtigkeit wegen der Folgen.

Hab ich dir das Wort

Individuum est ineffabile

Woraus ich eine Welt ableite, schon geschrieben?

Wegen des Bodm. Manuscripts ist es gut. Grüße B. und deine Frau.

G.

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Bestelle beyliegenden Brief an Knebeln sorgfältig, es ist Geldswerth drinn. Ich bin dir immer nah und mir ists wohler daß du uns näher und näher geworden bist.

Brankoni ist so artig gewesen und ist auf ihrem Rückweg über Weimar gegangen. Ich habe sie anderthalb Tage bewirthet, und herum geführt, u. s. w. Sie ist liebenswürdig wie immer, und grüßt dich herzlich.

Wie ist die Gesundheit deiner Frau? Leb wohl und schreib mir bald, es sey was es wolle. Grüs alles. Adieu lieber Mensch!

W. an meinem 31. Geburtstag,

den 25. Aug. 80.

G.

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Deine Schrift über Wasern ist nunmehro ganz bey mir angekommen, und ich danke dir in meinem und in vieler Menschen Namen daß du dir diese Mühe geben wollen. Es ist ein Meisterstück von Geschichte und ich darf dir wohl sagen, daß du, als Mensch, Bürger und Schriftsteller mich mehr dabey interessirt hast, als der Held selbst. Ich meine noch nie soviel Wahrheit der Handlung, solchen psychologischen und politischen Gang ohne Abstraktion beysammen gesehen zu haben; und eins von den größten Kunststücken, das dich aber die Natur und der Ernst bey der Sache gelehrt hat, ist iene anscheinende Unparteylichkeit, die sogar widrige Fakta mit der größten Naiveté erzählt, iedem seine Meinung und sein Urteil frey zu lassen scheint, da sich doch am Ende jeder gezwungen fühlt, der Meinung des Erzählers zu seyn. Du hast in allem Sinne sehr wohl gethan in dieser Sache auch ein Wort mit zu reden, es ist ein schön Monument für die Nachkommenschaft und dein Vaterland hat dafür Dank zu sagen. Was das große Publikum betrift, so hätte es um dessentwillen weniger bedurft, alle honnette Leute, die außerordentlich für Wasern portirt sind, haben gleich kreuzige! geschrien, so bald ich ihnen versicherte, er habe noch neben her gestohlen und falsche Obligationen gemacht, auf dieses hat man ihn ohne weiters dem Henker übergeben und die Herren von Zürich völlig entschuldiget und so thu’ ich deinen Willen indem ich den Besten das Manuscript vorlese, und den andern einen Auszug erzähle, der nach ihrem Sinne ist. Ueber den Menschen selbst ist nichts zu sagen. Ich wenigstens habe mit der Beschreibung davon genug, und ergötze mich am Anschauen desselben wie an der Beschreibung und Abbildung eines andern Meerwunders ohne ihn klassifiziren oder drüber pragmatisiren zu wollen. Schlözer spielt eine scheußliche Figur im Roman, und ich erlaube mir eine herzliche Schadenfreude, weil doch sein ganzer Briefwechsel die Unternehmung eines schlechten Menschen ist.

Ich danke dir für den Thomas Morus, er ist ganz vortrefflich gezeichnet. Wollte Gott Lips hätte bey seinem schönen Talent auch einen solchen Sinn an der Natur. Meine Iphigenie mag ich nicht gern, wie sie jezo ist, mehrmals abschreiben lassen, und unter die Leute geben, weil ich beschäftigt bin, ihr noch mehr Harmonie im Stil zu verschaffen und also hier und da dran ändere. Sei so gut und sag das denenienigen zur Entschuldigung, die eine Abschrift davon verlangten. Ich habe es schon öfters abgeschlagen.

Lebe wohl lieber Mensch und fahre fort mit uns zu leben. Knebel ist angekommen, und hat dich wieder recht lebhaft zu uns gebracht. Adieu. Schreib mir auch einmahl wieder einen ausführlichen Brief.

d. 13. Oktbr. 80.

G.

Eben erhalt ich deinen Brief vom 30. 7br. Für die Schöne und dich ist mir’s leid daß ihr euch nicht gesehen habt. Es ist eine schöne Sache ums sehn. Wollte Gott ich wäre dir die Hälfte näher und könnte alle Jahr dich einmal acht Tage haben.

Daß du über mich glauben magst ohne zu sehn ist mir sehr lieb. Du wirst auch wenig sehn. Gewiß auch hast du recht daß der Gedanke im Menschen das Beste ist von dem Capital, das er doch hat und wie mit wuchern möchte, um es aufs tausendfältige zu treiben, es entstehe draus Gewinnst oder Verlust.

Den guten Lands und Hausvater würdest du näher, mehr bedauern. Was da auszustehen ist spricht keine Zunge aus. Herrschaft wird niemand angebohren, und der sie ererbte, muß sie so bitter gewinnen als der Eroberer, wenn er sie haben will, und bitterer.

Es versteht dieß kein Mensch der seinen Würkungskreis aus sich geschaffen und ausgetrieben hat.

Danke für die SilhouettenAuslegung, hier ist wieder eine. Du thust mir eine Wohlthat, ich schicke dir wenn du mir antwortest manchmal solch ein Gesicht. Ich hab ohne Bestimmtheit unendlich ähnlich Gefühl zu dem deinen.

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Auch wieder lieber Bruder einige Worte nach dem A. B. C.

a) Die Kupfer die noch hier sind, wäre mir lieb wenn du sie dem Herzog überliesest, er sammlet iezt und hat schöne Freude und Sinn dran. Für dich sind unter der ganzen Menge höchstens ein halb Duzzend Lukas von Leyden schäzbaar. Dagegen will ich dir die Albrecht Dürer was mir in die Hände kommt ausantworten.

b) Gott seegne dich für deine Freude an meiner Künsteley. Ich kanns nicht lassen ich muß immer bildeln.

c) Deine Waserische Geschichte gehört eben recht dir, weil sie so aus Noth dem innersten entrissen ist.

d) Lies doch wo du Zeit findest das Diarium der Revolution in Neapel durch Masaniello; wenn du es noch nicht kennst. Dir gewiß wie mir unschäzbar.

e) Das von Herdern kenn ich nicht.

f) Hast du denn selbst eine Iphigenie?

g) Laß mir wo möglich durch Bäben ein näher Wort sagen wie dir ist. L. Br. laß uns immer näher zusammenrücken. Die Zeit kommt doch bald wo wir zerstreut werden, in die Elemente zurückkehren aus denen wir genommen sind.

h) Täglich wächst der Herzog und ist mein bester Trost.

i) Was thust du für Gera? Du Treiber.

k) Ich sammle neuerdings zur Mineralogie, will mir dein Bruder Docktor etwas von seinem Ueberfluß zukommen lassen, so macht mirs viel Vergnügen. Kannst du mir sonst so was ohne viel Umstände verschaffen, so thus. Es müßte wohl eingepackt nach Frankfurt an meine Mutter mit einem Fuhrmann geschickt werden, daß das Porto nicht so hoch käme.

l) Dank für die Worte über die Silhouette. Es ist eine edle Seele und liebt dich wie man lieben kann. Schick mir doch dein Bild für sie, ich hab ihr meins geborgt.

m) Grüße Frau und Kinder und alles.

n) Schreib mir immer es sey was es wolle.

o) Gieb meine Sachen der Bäben, die weiß womit hin.

Adieu!
Goethe.

d. 3. Nov. 80.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
13 октября 2017
Объем:
70 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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