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Читать книгу: «Briefe von Goethe an Lavater», страница 3

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Genf den 2. Nvbr. 1779.

Eh ich von hier weggehe noch einige Worte lieber Bruder eh wir uns tiefer in die Gebirge verlieren in die wir unter Garantie des Herrn de Saussure einen Versuch wagen, von hier aus gehts in die Savoiischen Eisgebirge und ins Wallis.

Deine Offenbahrung hat mir viel Vergnügen gemacht. Ich habe sie recht und vieles davon mehr als einmal gelesen. Schon da Tobler mir sagte du habest darüber von Amtswegen gepredigt, gabs mir ein ganz neues Interesse, denn ich konnte nun mehr begreifen, wie du mit diesem Buche so lange beschäftigt, es ganz in dich hinüber empfunden hast und es in einem so fremden Vehiculo ohne fremden, vielmehr eigentlich heterogenen Zusaz wieder aus dir heraus quellen lassen konntest, denn nach meiner Empfindung macht deine Ausmahlung keinen andern Eindruk als die Original Skize macht, wenigstens einer Seele aus diesem Jahrhundert, wo man die Ideen die du hineinlegst selbst von Kindheit an größtentheils hinein zu legen pflegt. Die Arbeit selbst ist dir glücklich von statten gangen, einige trefliche Züge der Auslegung und Erfindung sind drinne. Ausgemahlt sind viele Stellen ganz treflich, besonders alle die der innern Empfindung von Zärtlichkeit und Kraft, w. z. B. die Verheissung des ewigen Lebens, das Weiden der Schaafe unter Palmen, das siegende Gefühl der Engel, eh und indem sie die Schlacht anfangen. In einigen Gestalten und Gleichnissen hast du dich auch gut gehalten, nur schwinden deine Ungeheuer für mich zu schnell in allegorischen Dampf auf, doch ist auch dies wenn ichs recht bedenke das klügste Theil das du ergreiffen konntest. Es ist mir leid daß ich die zwölf folgenden Gesänge nicht gleich habe. Bey dieser Gelegenheit lies ich mir den griechischen Text wieder geben und sah auch Piscators Uebersezung an.

Nun noch ein herzlich Wort der Sehnsucht an dich, und der Hoffnung, sie wird alle Tage stärker. Lass uns ia einander bleiben, einander mehr werden, denn neue Freunde und Lieben mach ich mir nicht.

Mit Toblern weis ich nicht wies war. Er hat wohl Nähe und Vertrauen zu mir. Aber leider fühl ich meine 30 Jahr und Weltwesen!! schon einige Ferne von dem werdenden, sich entfaltenden, ich erkenns noch mit Vergnügen, mein Geist ist ihm nah aber mein Herz ist fremd. Grose Gedanken die dem Jüngling ganz fremd sind, füllen iezt meine Seele, beschäftigen sie in einem neuen Reiche, und so komm ich nicht als nur geborgt nieder ins Thal des Thaus und der Morgenbegattung lieblicher Turteltauben. Er sagt dir vielleicht wies ihm mit mir war. Wohl ists uns zusammen nicht worden.

Adieu guter. Meine Seele ist immer bey dir.

G.

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d. 14. Nov. 79.
Auf dem Gotthart bei den Capuzinern.

Eh wir absteigen dir einen guten Morgen l. Br.

Seit Genf haben wir das Thal Chamouny durchstrichen, sind von da ins Wallis gefallen habens aufwärts ganz durchzogen und sind endlich über die Furka hier angekommen. Mit dem preiswürdigsten Glücke durch die erhabensten Gegenden. Nun l. Br. gehts nach dir zu. Den 19. od. 20. bin ich bey dir, und so steht mir das liebste von der ganzen Reise noch vor. Mache mir ein Bett zurechte daß ich allenfalls bey dir übernachte. Grüs deine Frau und theile meine Freude.

G.

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Ich kann nicht weiter gehn ohne dir über eine Idee zu schreiben die mir sehr am Herzen liegt. Du weißt wie wichtig in vielem Betracht diese Reise dem Herzog gewesen ist, und wie gewiß eine neue Epoche seines und unsers Lebens sich davon anfängt. Wenn wir nach Hause kommen, so lebt er wieder in seinen Gärten und Gebüschen fort, dorthin an einen schönen Plaz möcht ich ihm ein Monument dieser glücklich vollbrachten Reise sezen, das ihm in guten Augenblicken eine fröhliche Erinnerung wäre. Es sind auch Nebenabsichten dabey. Ueberall spielt man iezt mit Monumenten und Urnen, deren leere Hälse und Bäuche ihm immer fatal gewesen sind. In den kleinen Anlagen die er gemacht hat, steht noch gar nichts dergleichen, dieses wär’ das erste und wahrhafftig wahre, denn wir haben unterwegs mancherley Anlaß gehabt, dem guten Glück einen Stein der Dankbarkeit zu wiedmen, und das ex voto ist keine blose Phrase. Wir haben bey uns einen Bildhauer, einen Mann von leichtem Begriff und schneller Hand, der sich täglich durch das Studium der Natur und der Antike bessert, dem es aber an Imagination fehlt, und der wenn man ihm so was überläßt, wie andere seines gleichen in den neuen, leeren Decorations Gusto verfällt. Zu diesem Monument habe ich in meinem Kopf allerley Gedanken und Bilder herum getrieben, und mir etwas, was ich durch die Künstler die um mich sind, könnte zusammen posseln lassen herbey gesucht, doch seh’ ich zum Voraus, es wird eine Plakerei geben, und am Ende doch was Schwaches und Halbes herauskommen. Immer, seitdem mich der Gedanke beschäfftigt, habe ich gewünscht: du möchtest Füeßly bereden können, daß er aus seinem ungeheuren Reichthum etwas zu diesem guten Werke herüber gäbe! das ist der einzige Weeg, wenn alsdann unser Bildhauer nicht ganz von Gott verlassen ist, daß wir etwas auserordentliches und wills Gott vollkommenes kriegen können.

Mein erster Gedanke war so: Ich wollte dem Monument eine viereckigte Form geben, etwas höher als breit, wie man in den alten Ueberbleibseln dergleichen Steine mit einem eingekerbten Dach findet. Von drey Seiten sollte iede eine einzelne bedeutende Figur, und die vierte eine Innschrifft haben.

Zuförderst sollte das gute heilsame Glück stehen, durch das die Schlachten gewonnen und die Schiffe regiert werden, günstigen Wind im Naken, die launische Freundinn und Belohnerin kecker Unternehmungen mit Steuerruder und Kranz; im Felde zur Rechten hatte ich mir den Genius, den Antreiber, Wegmacher, Wegweiser, Fakelträger muthigen Schrittes gedacht. In dem Felde zur Linken sollte Terminus, der ruhige Grenzbeschreiber, der bedächtige, mäsige Rathgeber stillstehend mit dem Schlangenstabe einen Gränzstein bezeichnen – Jener lebend rührig vordringend, dieser ruhend sanft, in sich gekehrt, zwey Söhne einer Mutter – der ältere iener, der iüngere dieser. Das hinterste Feld hatte die Innschrifft:

FORTUNAE
DUCI REDUCI
NATISQUE
GENIO
ET
TERMINO
EX VOTO

Du siehst was ich für Ideen dadurch zusammenbinden wollte. Es sind keine Geheimnisse noch tiefe Räthsel, aber sowohl auf dieser Reise als im ganzen Leben sind wir diesen Gottheiten sehr zu Schuldnern geworden. Das erstemal daß wir nach einer langen, nicht immer fröhlichen Zeit aus dem Loche in die freye Welt kommen, zusammen den ersten bedeutenden Schritt wagen, gleich mit dem schönsten Hauche des Glücks fortgetrieben zu werden, in der späten Jahrszeit, alles mit günstiger Sonne und Gestirnen. Den ganzen Weg den wir machen begleitet von einem guten Geiste, der überall die Fackel vorträgt, hierhin ladet, dorthin treibt, daß wenn ich zurücksehe wir, zu so manchem das unsere Reise ganz macht, nicht durch unsere Wege und Wollen geleitet worden sind, und dann am Ende, daß wir auch durch den schönen Glückssohn bedeutet wurden, wo wir aufhören sollten, wo wir einen Gränzbogen beschreiben, und wieder zurückkehren sollten, das wieder einen unglaublichen Einfluß auf unsere Zurückgelassenen hat, und haben wird. Das alles zusammen giebt mir eine Empfindung die ich nicht schöner zu ehren weis, als womit alle Zeiten durch die Menschen Gott verehrt haben.

Im Beywesen und Verzierungen dacht’ ich manches anzubringen was eine Schweizerreise, deren bester Theil zu Fuß gemacht worden, bezeichnete. Wanderstab mit Eisen beschlagen, und mit Gemshorn zum Knopf. Gott weiß was weiter.

Meine Gedanken wollt ich einigen Künstlern mittheilen, sie hinüber, herüber mit ihnen durchtreiben, und sehen ob ihnen einer vielleicht einen bessern Körper gebe. Seitdem ich aber bey dir Fueßlis lezte Sachen gesehen habe, kann ich dich nicht loslassen, du mußt versuchen ob du ihn bewegen kannst eine Zeichnung dazu zu machen. Den Gedanken und Entzweck weißt du, den sag ihm ganz rein und einfach, und da es ihm fatal seyn muß, wenn ihm iemand was vorerfinden oder angeben will, so geb ich gern meine Form des Ganzen, meine einzelnen Figuren, und die Innschrifft dazu auf, wenn er sich des Dings annehmen will. Er wird gewiß die Idee stärker, gröser, treffender und neuer ausdrücken. Du müßtest ihn bitten, er mag nun bey meinem Vorschlag bleiben oder nicht, daß er eine bestimmte Zeichnung von der Form des Ganzen mit den Masen gäbe; auch so von den einzelnen Figuren, und sie auf eine Weise zeichnete daß sich leicht ein Basrelief darnach arbeiten liese. Vielleicht sind ihm, der alles mit Geist und Feuer durcheinander arbeitet, die einzeln stehenden Figuren widrig, er bringe sie zusammen auf eins wenn er will, allenfalls nehme er statt des Vierecks eine runde Form, doch das würde freilig wieder bey der Ausführung in Stein mehrere Hindernisse geben. Noch muß ich dir dabey sagen, daß wir einen auserordentlich schönen lichtgrauen sanften Stein, der an den Marmor gränzt und keiner Witterung weicht, zu dieser Arbeit haben. Du müßtest Fueßlien bitten, daß er selbst die Größe vom ganzen Monument nach seinen Gedanken angäbe, daß man allenfalls, um es etwas aus dem Auge zu rüken, auf einen Rasen gegen ein Felsstück sezen könnte. Genug er denke sich das wie ers wolle so wird es gut sein, und wir haben so viel und mancherley Stücke Steine vorräthig, daß wir zum Zusammensezen des Ganzen nicht verlegen sein werden. Sieh, ob du etwas über ihn vermagst, und ob du der frölichen Zeiten, die wir wieder gelebt haben, immer gegenwärtiges Siegel dadurch auf unsere Wohnung drucken kannst. Wenigstens hat er gewiß in seinem Leben manchen Strich gemacht, der nicht so erkannt und ihm so gedankt worden ist, als wie das so ich durch dich hoffe.

Welchen Preis er auch auf diese Arbeit sezen möge, ist völlig einerley. Nun ist aber noch ein Hauptpunkt, nemlich die Geschwindigkeit. Ich wünsche es diesen Winter fertig zu bringen, und auf das Frühjahr zum ersten Willkomm mit den Blüthen und Blättern aufzustellen. Versuche also, ich bitte dich, deine Wunderkräfte, um mir zu verschaffen was nicht ein eitler Wunsch ist. Schaff daß er es macht, und schnell macht, und kröne mir auch dieß Jahr und sein Glück mit diesem lezten Zeichen.

Nov. 1779.

Ob Fueßli später die gewünschte Zeichnung noch machte, ist mir unbekannt, aber daß wenigstens im Frühjahr 1780 zu Lavaters großem Leidwesen, auf wiederholte Bitten, noch keine Antwort darüber von F. da war, ist gewiß.

Anm. d. H.

20

Weimar den 7. Febr. 1780.

Ich muß dir von dem was bisher vorgefallen Nachricht geben. Angekommen ist, ausser deinem letzten Transp. von dem du schreibst wo bei der Corregge ist, alles ganz glüklich. Der Hamilton zulezt, und zugleich dein Paquet mit der Abschrift der Offenbahrung. Ich muß sagen ie mehr ich die ersten Capitel lese, ie mehr gefallen sie mir, auch finden sie bei iedermann Beifall. Nicht so ist es mit der zweiten Hälfte des Buchs. Ich glaube aber auch zu finden, worinn mich andere bestärken, daß die andre Hälfte des Buchs bei weitem nicht den Werth wie die erste hat. Ihr habt, wie ich höre, eure Stimmen über Herders Buch viritim gesammelt und ihm zugeschikt. Ich habe sie noch nicht zu sehen gekriegt.

Deine Albrecht Dürers, Martin Schön und Lukas von Leiden, die du von Toggenburg und von Heideggern hast, sind alle schon recht schön von ihren alten Papieren los gelößt und warten nur darauf bis der lezte Transport deines eignen ankommt um wieder in recht schöner Ordnung aufgetragen zu werden. Ich hoffe du sollst an dieser Sammlung, wenn sie fertig ist ein Vergnügen haben. Ich werde dir ieden Meister besonders halten und von denen wo ichs wissen kann den Werth der Blätter und Abdrüke bestimmen. Bei der Albrecht Dürerischen Sammlung will ich so viele Blätter als mir Stüke fehlen frei lassen und die Nummern drauf schreiben, daß du sie wenn du sie künftighin überkommst nur einkleben darfst. Von den Martin Schöns und Lukas von Leiden kenn ich keinen kompletten Catalogus kann es also damit nicht eben so machen. Einige Blätter, die dem Herzog in seiner Sammlung fehlen, werd ich dir zurükbehalten, dafür wirst du aber die er doppelt besizt und die ich sonst für dich auftreiben kann bei den deinigen mit eingeheftet finden. Das getuschte Portrait von dir, das in der Offenbahrung lag hab’ ich sogleich als wenn dus vor mich hineingelegt hättest angenommen. Es ist wenn man sich erst mit der Trokenheit und Bestimmtheit verglichen hat, wie mich dünkt, ein sehr gutes Bild.

Ich bitte dich mir auf das baldeste ein kleines producibles Avertissement zu schreiben deine französische Phisiognomik betreffend, so wohl, welchen Weeg du einschlägst das Buch dem Publiko nüzlich zu machen, als auch vorzüglich wie viel man dafür bezahlen soll und wenn man das Buch erhalten wird, was ich dir alsdann auf diese bestimmte Anzeige für Subscribenten verschaffen kann will ich gern thun, denn gegenwärtig scheut sich iedermann, sich in ein Werk einzulassen das so weit wie dein teutsches Werk führen und so theuer zu stehen kommen könnte.

Wenn wir einander etwas zu Gefallen thun können wollen wir’s thun und andre ungeplagt lassen.

Semlers ganzen Brief an dich mögt ich sehen.

Ich habe vierzehn Tage eine Art von Catharfieber gehabt und muß noch iezo mit meiner Arbeit ganz sachte zugehen. Vergiß doch ia nicht mir die Lotte kopieren zu lassen. Schmieds Bibel wirst du haben.

Die Cenci und zwei Gluks warten auf einen Fuhrmann.

Grüse deine Frau und deine Kleinen, Bäben und Pfenningern. Schreib mir manchmal was du machst daß wir beisammen bleiben.

G.

NB.

Einige meiner Freunde denen ich sagte du hättest dem Buche wollen Messiade Johannis zum Titel geben, haben ihn sehr schiklich gefunden, sie sagen zwar auch mit mir dass der Seitenblik auf Klopstock einen Augenblick anstose, es sey aber weil doch dieses Buch weit mehr als ein anderes und in deiner Behandlung tausendmal mehr als Klopst. Gedicht den Messias vergöttre, ein guter Gedanke dies Buch Messiade zu heissen, und dadurch das Licht auf den Leuchter zu stecken. Thu was du meinst. Ich habe oft für lauter Recht würklich unrecht.

G.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
13 октября 2017
Объем:
70 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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