Читайте только на ЛитРес

Книгу нельзя скачать файлом, но можно читать в нашем приложении или онлайн на сайте.

Читать книгу: «Briefe von Goethe an Lavater», страница 2

Шрифт:

9

Deinen Abraham erwart ich freundlich. Weiß zwar kein Wort wie ich ihn hätte dramatisiren dörfen, doch will ich deiner Poesey gern förderlich und dienstlich seyn.

Ueber die Platten hab ich nur so was hingeworfen, damit der Band fertig werde. Wenn du mich nur anbläsest, denn ich sage dir, was du von mir begehrest, dazu sieh bald.

Gestern tief in dem Getreibe der Meßgeleits-Zeremonien, fiel mir Ariostens Wort vom Pöbel ein: Werth des Todes vor der Geburt.

Hättest du mir Neuton geschickt – der wäre gesät und geerndtet worden. Du mußt mich kennen lernen wenn du mich brauchen willst, du bist zwar dadrinnen sonst ein feiner Schelm, aber ich will dichs noch weiter lehren.

Pestaluz hat mir seine Ankunft melden lassen.

Deinen Abraham hab ich nun. Deinet will ihn drucken, und ich will thun dran wie mirs um’s Herz ist, bin ich doch nicht weder in Abrahams Fall noch Isaacks – das Stück wird gute weite Wirkung thun. Will auch einen Würzruch drein dämpfen hier und da meines Fäßleins, denk ich.

Pestaluz war sehr gut. Ich sagt ihm gleich ich wünschte du kenntest deine Landsleute besser und sie dich besser – Er redete ganz für dich – ohne aber. Gott geb aus einem feinen Herzen.

1776.

G.

10

Ich habe zwey Pakete von dir erhalten, dazwischen eine Lücke war; sieh nach. In meinem iezigen Leben weichen alle entfernten Freunde in Nebel, es mag so lang währen als es will, so hab ich doch ein Musterstückgen des bunten Treibens der Welt recht herzlich mitgenossen. Verdruß, Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abentheuer, Langeweile, Haß, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und Unversehnes, Flaches und Tiefes, wie die Würffel fallen, mit Festen, Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt; es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bey dem allem l. Br., Gott sey Dank, in mir und in meinen wahren Endzwecken ganz glücklich. Ich habe keine Wünsche als die ich wirklich mit schönem Wanderschritt mir entgegen kommen sehe.

Es ist dein Schicksal daß ich an dir diese Freude nicht erleben soll. Leb wohl, grüs alles.

Vor Weimar im Garten

d. 8. Jan. 77.

G.

Lied
des Phisiognomischen Zeichners

 
O daß die innre Schöpfungskrafft
Durch meinen Sinn erschölle!
Daß eine Bildung voller Safft
Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur,
Ich kann es doch nicht lassen;
Ich fühl, ich kenne dich, Natur,
Und so muß ich dich fassen.
 
 
Wenn ich bedenk wie manches Jahr
Sich schon mein Sinn erschliesset,
Wie er, wo dürre Haide war,
Jezt Freudenquell geniesset;
Da ahnd ich ganz Natur nach dir,
Dich frey und lieb zu fühlen,
Ein lustger Springbrunn wirst du mir
Aus tausend Röhren spielen;
Wirst alle deine Kräfte mir
In meinem Sinn erheitern,
Und dieses enge Daseyn hier
Zur Ewigkeit erweitern.
 
G.

11

Da hast du von dem herrlichen Lindau einige Blätter. Zimmerm. schreibt mir er sey todt, ich glaube kein Wort davon. Deine Phis. geht immer richtig durch meine Hände, ich kann nichts dafür thun als hie und da ausstreichen. Bey Raphael hab ich einen grosen Schnitt gemacht und mir selbst von einem Tag zum andern versprochen den Riß wieder auszufüllen, es ging aber nicht.

Ich lebe ganz glücklich in anhaltendem Reiben und Treiben des Lebens, und bin stiller in mir, als ie, schreibe niemanden, höre von niemanden, mich kümmert außer meinem Kreis nun gar nichts.

Kaufm. ist wieder da, ich hab ihn nur einen Blick gesehn, er sitzt bey Lyndern auf dem Gute.

Linnaeus Petern erwart ich mit dem Frühjahr, ich will sehn obs glückt was ich mit ihm vorhabe. Herder ist wohl und vergnügt.

Leb wohl, grüs dein Weibele, Buben und Kaysern.

W. d. 19. Febr. 77.

G.

Nachts in meinem Garten, in einem warmen Stübgen, da mir draußen über Schnee und hellen Mondenschein, Waldhörner übers Thal herüber blasen.

12

Da schicke ich dir Briefe von Peter Baumgartner die du weiter spediren sollst. Mich machts lachen, daß er zum Anfang einen Spiesruthen lauffen, und einen ausprügeln sieht, das er, wie er sagt, nicht wieder sehen mag. Der Junge ist nun mein, und wenn ichs recht kann, so soll er, wenn ich die Augen zuthue, oder ihn verlasse, oder er mich, von niemandem abhängen, weil er von allem abzuhängen fühlen muß. Adio man sagt immer was Dummes wenn man was allgemeines, oder was künftig zu thuendes sagt.

Schreib mir auch ein Wort von Lindaus Vermächtniß für den Buben, ich denke wir werden kein Kraut damit fett machen.

Schreib mir auch ein Wort von dir. Sag Kayser daß ich ihm das Verlangte schicken werde. Adio.

Weimar d. 14. August

1777.

13

Der Jacobis Portrait sind angelangt, ich schick sie dir aber nicht, sie sind abscheulich. Friz grüßt dich sehnlich, und wird dir von hier aus schreiben.

Der Herzog hat mir sechs Schädel kommen lassen, habe herrliche Bemerkungen gemacht, die Ew. Hochwürden zu Diensten stehn, wenn dieselben sie nicht ohne mich fanden.

Cassir doch, ich bitte dich, die Familientafel von uns, sie ist doch scheuslich. Du prostituirst dich und uns. Meinen Vater laß ausschneiden, und brauch ihn als Vignette, der ist gut. Ich bitte dich inständig drum. Mit meinem Kopf mach auch was du wit, nur meine Mutter soll nicht so dastehn. Hast du noch einige Abdrücke, schick mir sie mit denen um die ich auf beyliegendem Zettel bitte – es ist nur der Vater herauszuschneiden.

Hier Linien von Fettmilchs Kopf. Das Kurz- und starrsinnige drückt sich auf dem schlechten Kupfer, wovon es genommen ist, noch stärker, hat auch zugleich etwas Thierisch-niedriges, das der Umriß nicht hat. Was hältst du von der Idee? wär in Silhouetten herrlich auszuführen. Du kennst Hogarths Schönheitslinie von der Verzerrung bis zum Leblosen. Der reine Punkt der Schönheitslinie ist die Linie der Liebe, Stärke und Schwäche stehn ihr zu beyden Seiten. Liebe ist der Punkt wo sie sich vereinigen. Gieb mir Beyträge dazu, und wir wollen ein herziges Kapitelgen machen, vielleicht kein ganz unreiner Faden aus dem grosen Gewebe ausgezogen.

Ich schicke dir hier eine Bouteille Himbeerensafft. Grüs mir Herr Schmoll.

Der Friede Gottes, der sich täglich mehr an mir offenbaret, walte auch über dich und die deinigen, und daß dein Glaube unüberwindlich werde. Sieh hier wieder daß er mich überwindet. Ich hab deinen Brief, und sende dir sogleich was über Homer. Adieu! Ich will dir einige Sachen zeichnen und schicken.

1778.

14

An Herrn Caspar Lavater nach Zürich
Thun d. 8. Oktbr. 79.

So nah bin ich bey dir l. Br. wie dir der Ruf schon wird gemeldet haben.

Wir sind im Begriff auf die Gletscher so weit es die Jahrszeit erlaubt zu gehen. Dann solls noch durch einen Umweg zu dir.

Schreibe mir doch mit umlaufender Post nach Bern in den Falken ein Wort ob etwa in Bern Lausanne Genf Luzern Zug &c. einige Menschen sind, die du kennst und die zu kennen mir auch Freude machte, ich will sie besuchen und von dir grüsen und dir ihre Grüse bringen.

Ja lieber Bruder dich wieder zu sehen, ist einer meiner beständigsten Wünsche diese vier Jahre her und wird nun auch bald erfüllt.

Ich habe dir viel zu sagen, und viel von dir zu hören, wir wollen wechselsweis Rechnung von unserm Haushalten ablegen, einander seegnen, und für die Zukunft stärken, wieder ganz nah zusammenrudern und uns freuen daß wir noch in einer Luft athemholen. Von dem was ich mitbringe unterhalt ich dich nicht im Voraus.

Mein Gott dem ich immer treu geblieben bin hat mich reichlich geseegnet im Geheimen, denn mein Schicksal ist den Menschen ganz verborgen, sie können nichts davon sehen noch hören. Was sich davon offenbaren läßt, freu ich mich in dein Herz zu legen. Adieu Bruder. Bisher sind wir glücklich gereist, bete auch daß uns die himmlischen Wolken günstig bleiben, und wir an allen Gefahren vorüber gehn.

G.

Sonntag d. 10ten denk ich sollst du diesen Brief haben und Dienstag den 12 könnte nach der Postrechnung ein Brief von dir wieder in Bern seyn. Auf alle Fälle schreibe so bald du kannst.

15

Lieber Bruder, deine Leute hier hab ich meist gesehen, Kirchbergern noch heut Abend spät anderthalb Stunden auf seinem Landhaus gesprochen. Es ist ein Mann mit dem sich gut reden läßt und ich habe die Zapfen meiner Gefäse, wie er angeklopft hat, gar freundlich ausgezogen, und mir auch dagegen von dem seinigen reichen lassen. Auf alles was er gefragt hat, hab ich ihm in meiner Art geantwortet, und durch Gleichnisse und Anschlagen wurden wir bald bekannt. Auch hab ich ihm hie und da mehr gesagt, als er gefragt hat, denn es hängt alles gar hübsch bey ihm zusammen und er hat für sein Alter und daß er viel für sich durchdacht hat, eine schöne Gelenksamkeit der Gedanken.

Nun wirds weiter gehn. Verschiedene Packete sollen an dich geschickt werden, hebe mir sie auf. Wir gehen auf Lausanne und Genv. Bey Neuburg sind wir schon gewesen und thut mir leid die G*** nicht zu sehen, ich schick ihr deinen Brief. Wenn du mir was noch zu sagen hast, so schicks an Toblern den ich gewiß aufsuche. Von Genf hörst du weiter von mir.

Was der treue Cameralische Okulist mit dem Br. Herzog will, versteh ich außer dem Zusammenhang nicht. Wenn’s so ist wie ich vermuthe, mag er’s immer noch ein Paar Jahrhunderte aufschieben, und es soll auch dann wills Gott nicht passen. Es ist nur seit man den Kazzen weisgemacht hat, die Löwen gehören in ihr Geschlecht, daß sich ieder ehrliche Hauskater zutraut er könne und dürfe Löwen und Pardeln die Tazze reichen und sich brüderlich mit ihnen herumsielen die doch ein vor allemal von Gott zu einer andern Art Thiere gebildet sind. Adieu. Eh wir Zürich nahen hörst du mehr von mir.

Bern d. 17. Okt. 79.

Grüs dein Weib und die kleine, es soll mich wundern ob und wie wir uns verändert finden.

16

Genf d. 28ten Okt. (1779)

L. Br. Deinen Brief hat mir Tobler gegeben, der mich nur in Gegenwart Diodatis gesprochen hat, wo’s ihm nicht so von der Brust will, und ich bin auch nicht so in Gesellschaft mich aufzuknöpfen. Wir ziehen langsam, bis jetzt noch mit schönem Glück und Vorteil, sind vorgestern in der Vallée du lac de Joux und auf der Dole gewesen beym schönsten Wetter und Umständen. Heut warten wir das trübe in Genv ab.

Noch weis ich nicht wenn wir kommen, du sollst noch mehr von mir hören. Ich halte sonst viel vom überraschen, diesmal ist das Herumziehen eh wir uns sehn auch gut. Nicht allein vergnüglich sondern geseegnet uns beyden soll unsre Zusammenkunft seyn. Für ein Paar Leute die Gott auf so unterschiedne Art dienen sind wir vielleicht die einzigen, und denke wir wollen mehr zusammen überlegen und ausmachen, als ein ganz Concilium mit seinen Pfaffen, Huren und Mauleseln. Eins werden wir aber doch wohl thun daß wir einander unsere Partikular-Religionen ungehudelt lassen. Du bist gut darinne aber ich bin manchmal hart und unhold, da bitt ich dich im Voraus um Geduld. Denn z. E. da hat mir Tobler deine Offenb. Joh. gegeben, an der ist mir nun nichts noch als deine Handschrift, darüber hab ich sie auch zu lesen angefangen.3 Es hilft aber nicht, ich kann das göttliche nirgends und das poetische nur hie und da finden, das Ganze ist mir fatal, mir ists als röch ich überall einen Menschen durch der gar keinen Geruch von dem gehabt hat der da ist A und O. Siehst du l. Br. wenn nun deine Vorerinnerung grade das Gegentheil besagt und unterm 24 September 1779!! da werden wir wohl thun, wenn wir irgend ein sittsam Wort zusammen sprechen, ich bin ein sehr irdischer Mensch, mir ist das Gleichniß vom ungerechten Haushalter, vom verlohrnen Sohn, vom Säemann, von der Perle, vom Groschen &c. &c. göttlicher (:wenn ie was göttlich’s da seyn soll:) als die sieben Botschafter, Leuchter, Hörner, Siegel, Sterne und Wehe. Ich denke auch aus der Wahrheit zu seyn, aber aus der Wahrheit der fünf Sinne und Gott habe Geduld mit mir wie bisher. Gegen deine Messiade hab ich nichts, sie liest sich gut, wenn man einmal das Buch mag, und was in der Apokalypse enthalten ist, drückt sich durch deinen Mund rein und gut in die Seele, wie mich dünkt. Das willst du da, wozu denn aber die ewigen Trümpfe, mit denen man nicht sticht und kein Spiel gewinnt, weil sie kein Mensch gelten läßt. Du siehst, Bruder, ich bin immer der alte, dir wieder von eben der Seite wie vormals zur Last. Auch bin ich in Versuchung gewesen das Blatt wieder zu zerreissen. Doch da wir uns doch sehn werden so mag es gehn.

Vom Herzog sag ich dir nichts voraus, noch haben ihn die gescheutsten Leute falsch beurtheilt. Du sollst ihm das Haupt salben wie mit köstlichem Balsam und ich will mich mit dir im stillen über ihn freuen; denn weil Gott außer der Sonne und dem Mond und den ewigen Sternen, lass ich neuerdings niemand zu Zeugen des was mich freut oder ängstet.

Du bist ein bescheidener Mensch daß du nur eine Ahndung von meinem Biß auf das neue Systema naturae in deinen Gliedern gespürt hast. Sey nur ruhig, alter Paradiesvogel, man darf dich wohl mit anderm rarem Vieh für gleiches Geld sehen lassen.

Dein Strumpfwürker ist von Frankfurt aus besorgt und wird sein Geld haben. Nun leb wohl. Es ist spät verzeih mir mein Wesen, und sieh an dem Brief wie wohl mir’s ist dir nahe zu seyn, und nach der ganzen Schweiz noch den reinen Eindruck von dir mit fortzunehmen.

Grüs dein Weib, sey hübsch fleisig, vor 14 Tagen kommen wir noch nicht. Du hörst indeß wieder von mir. Ich liebe dich wie ich lieben kann.

d. 29. früh.

NB. In Lausanne habe ich die gar liebliche Br. zwey mal gesehn, und über sie den Bruder vernachlässigt und den Dubois vergessen. Sie war so artig mir wenigstens glauben zu machen, daß ich sie interessire, und ihr mein Wesen gefalle, und das glaubt man diesen Sirenen gerne. Mir ist herzlich lieb daß ich nicht an Matthäis Platz bin denn es ist ein verfluchter Posten das ganze Jahr par devoir wie Butter an der Sonne zu stehn.

Grüs mir herzlich die Sch. und Pfenninger und Kaysern. Was von Fueslin bey dir ist zu sehn verlangt mich sehnlich. Adieu. Schreib mir doch ein Wörtchen auf Luzern früh oder spat find ich’s da.

3.In diesem Briefe spricht Goethe – was zu Verhüthung von Mißverständnissen nicht unbemerkt gelassen werden darf – von der homiletischen Bearbeitung der Offenbarung Jesu an Johannes, welche Lavater bald nach seinem Antritte des Diakonates zu St. Peter in Zürich (1778) für seine wöchentlichen Abendpredigten zu erklären anfing. Um eben diese Zeit aber bearbeitete L. in der Vollkraft seines Geistes und folgend dem Triebe seiner rastlosen, man möchte beynahe sagen, übermenschlichen Thätigkeit dasselbe Buch auch poetisch in einem Gedichte, welches im Jahr 1780, unter dem Titel: Jesus Messias oder die Zukunft des Herrn, in vier und zwanzig Gesängen, in Zürich ans Licht trat. Siehe Lavaters Lebensbeschr. von seinem Tochtermann G. Geßner, Bd. II. S. 222. u. ff. Auf dieses poetische Werk beziehn sich die, mit den vorliegenden gar sehr contrastirenden, Aeußerungen Goethes im 17, 20. u. 21ten Briefe.
  A. d. H.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
13 октября 2017
Объем:
70 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

С этой книгой читают