Читать книгу: «Zu Dritt. Threesome», страница 3

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Zehn Minuten später schleicht Mika zurück zum ‘Crawlers‘. Beschämt reibt er ein paar Mal mit der flachen Handfläche über die feuchte Stelle in seinem Schritt. Gott sei Dank ist kaum noch was davon auf dem dunklen Jeansstoff zu sehen. Am Straßenrand atmet er tief durch. Du musst jetzt einfach auf cool machen. Die anderen erwarten Dich doch zur Show zurück. Jana sucht Dich vielleicht schon … so redet Mika sich Mut zu. Und außerdem hatte Keno ja nicht gerade wütend reagiert, eher höhnisch. Also ist doch alles in Ordnung! Mika läuft etwas schneller. Jetzt hat er das Bedürfnis, sich in die feiernde Menschenmenge im „Crawlers“ fallen zu lassen – sich zu verstecken. Gerade hat er den Eingang passiert, als auch schon Jana auf ihn zugestürmt kommt. „Wo WARST Du???!! Ich hab‘ gedacht, Du wärst einfach nach Hause abgehauen! Ich hab‘ doch deinen Schlüssel!!“

Mika legt sich stotternd eine Ausrede zurecht.

„I..ich .. also.. mir war nicht so gut und… da bin ich kurz raus…“ Jana grinst wissend.

„Da wurde aus Gin Tonic wohl Gin Toxic, was?!“ Mika nickt und schaut der Einfachheit halber zu Boden. Das kommt immer gut. Und prompt.

„Mein aaarmer Schatz“, sie nimmt ihn in den Arm und drückt ihn an sich, während sie gemeinsam hinein gehen. Ooh, wie schön!

Nachdem sie die Menschenmenge halb umrundet und einen Platz an einer Säule ergattert haben, schiebt Jana ihn mit dem Rücken dagegen und brüllt ihm ins Ohr.

„Bleib hier stehen! Ich hol‘ dir ein Wasser. Dann geht‘s deinem Magen gleich besser!“ Mika kann nur verlegen nicken – aber das verwundert Jana nicht weiter. Sie hält es für normal. Während sie sich durch die Menge in Richtung Theke kämpft, lässt Mika vorsichtig den Blick schweifen. Und es dauert nicht lange, da hat er Keno und Liza erblickt. Genau gegenüber – wo auch sonst! Reinste Ironie. Und als würde er es spüren, richtet Keno genau im gleichen Moment den Blick auf ihn. Ein belustigtes Glitzern sprüht regelrecht aus seinen Augen!

Wie kann der so cool bleiben? Mika würde sich an seiner Stelle in Grund und Boden schämen. Er schämt sich ja schon deshalb, weil er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war. Nie wieder werde ich so einen Schwachsinn machen, nimmt sich Mika vor. Doch er weiß ganz genau, dass er sich selber belügt. Er muss nur an die Szene im silber-blauen Mondlicht denken – Keno – die Frau kniend vor ihm – Keno legt genüsslich den Kopf in den Nacken… Oh Mann!!!! Das ist eine Szene, die Mika sich nur mit Jana vorstellen muss und schon schwillt sein Schwanz wieder an.

„Du bist wirklich blass!“ schreckt ihn eine Stimme direkt an seinem Ohr auf. Jana hält ihm mit besorgtem Blick eine kleine Wasserflasche vor die Nase. Mika ist so in seinen Gedanken versunken, dass er die Umgebung um sich herum total ausgeblendet hat.

„Oh.. es geht schon wieder... vielen Dank, Jana, das hättest Du nicht tun müssen.“

Jana legt den Kopf schief und lächelt ihn an.

„Ja klaar, mein armer Schatz!“ Jetzt muss auch Mika wieder lächeln. Und plötzlich ordnen sich seine Gedanken auf merkwürdige Weise. Warum sollte er Jana nicht davon erzählen, was ihm gerade passiert ist? Wenn er es halbwegs geschickt anstellt … könnte er diese kleine Episode vielleicht gegen diesen Schönling verwenden.

„Jana, hör mal…“ setzt Mika also spontan an.

„Ist er nicht der absolute Halbgott…“ seufzt Jana fast im gleichen Augenblick und starrt zu Keno rüber, der sich gerade mit Liza zuprostet.

„Ja, klar… aber Jana hör mal…“ versucht Mika es erneut.

Jana sieht versonnen lächelnd zu Mika hoch.

„Was denn?“

„Also, du kennst doch die Ecke hier, wo ich schon mal…“

Jana’s Grinsen wird immer breiter.

Du Ferkel! Hast du schon wieder ein Mädchen um den Verstand gebracht?!“ fällt sie ihm ins Wort, ohne abzuwarten, was Mika überhaupt erzählen will.

„Weißt du eigentlich, was die Mädels über dich erzählen?“ spricht Jana ungerührt weiter. Jana’s Frage bringt Mika aus dem Konzept.

„Nein! Was denn?!“ Das muss er natürlich wissen.

Jana verzieht ihren süßen Kussmund, als würde sie ein leckeres Bonbon lutschen.

„Dass deine Küsse wie Samt und Seide sind und dass du seeehr einfühlsam bist. Alle sind total enttäuscht, dass du dich nie auf eine richtige Beziehung einlässt. Warum eigentlich nicht?“

Sie sieht ihn mit ihren blauen unschuldigen Augen intensiv an.

„Ääh, ich … Janaa!! Ich muss dir was erzählen!! Kannst du mal zuhören, ohne mich dauernd zu unterbrechen? Es hat mit Keno zu tun!“

Zack!! Jana steht unter Strom. „Erzähl!!“ kommt der knappe Befehl, während sie sich vor Aufregung mit der Zunge die Lippen befeuchtet.

„Also! Ich war da in dem Hinterhof, um in Ruhe einen Joint zu rauchen. Das hab ich dann auch gemacht. Und während ich so in einer schattigen Ecke sitze und vor mich hinträume…“

Jana zappelt und greift Mika’s Hand, um ihn zur Eile aufzufordern. Mika verdreht die Augen.

„… da hör‘ ich auf einmal Schritte. Und wer kommt da auf den Hinterhof? Keno und Liza!“

„Wer?“ Jana runzelt die Stirn. Mit der Schulter versucht Mika dezent rüber zur Bar zu deuten.

„Na, Liza!! Minelli!!! Bekannt aus Film und Funk!!!“

„Nein!!!!!“

„Doch!!“

„Und? Was haben sie gemacht?“ Jana ist jetzt völlig von der Rolle.

„Sie haben sich hingesetzt und ein Butterbrot zusammen gegessen!“ erwidert Mika trocken. „Was haben sie wohl gemacht?!! Sie haben getanzt, rumgeknutscht und dann hat sie ihm einen geblasen!“

Jana starrt Mika entgeistert in die Augen.

„Sie haben getaaanzt!! Wie romantisch!!“ singt sie geradezu und greift sich verträumt an ihre Halskette.

„Hast du zugehört?!! Sie hat ihm einen ge-bla-sen!!“ Mika versteht die Welt nicht mehr. Jana schüttelt den Kopf und winkt stirnrunzelnd ab.

„Das zählt doch nicht!!“

„Häh?“ Im ersten Moment denkt Mika, er hätte sich verhört. „Das zählt nicht? Was genau soll das heißen?“

Jana stellt sich auf die Zehenspitzen, um in Mika’s Ohr flüstern zu können.

„Na, das ist doch ein Kerl!!“

„Quatsch! Das ist ‘ne Frau – Liza Minelli!!“

„Mika!! Wie naiv bist du?! Das ist eine Travestie-Show!!! Das sind alles Männer. Wenn das ‘ne Frau ist, dann bin ich Barbara Bush!“

Mika lacht auf. „Gott bewahre! – Aber Jana!!! Du stehst hier vor mir und behauptest, dein Halbgott ließe sich von einem Typen einen blasen und dann sagst du ‘das zählt nicht‘?! Was genau hab ich verpasst bei deiner Logik?!“

„Er ist ‘Bi‘, Mika!!“

„Bi…“ Damit hat Mika jetzt nicht gerechnet. So eine Kacke!!

„Ja, aber…“ setzt er an. „Trotzdem … hat er ja wohl jemand anderes…“ versucht er lahm zu insistieren, aber eigentlich weiß er bereits, dass er auf verlorenem Posten kämpft.

Jana zuckt mit den Schultern – ihr ‘Ist-Mir-Doch-Schnuppe‘-Zucken. Wenn sie das macht, bedeutet das: Punkt! Keine Diskussion mehr!

„Ach, Mika … diese Transe??!! Der zieht morgen mit seiner Truppe weiter. Ihr Kerle seid doch so! Nehmt euch mal was Exotisches und im nächsten Moment ist es schon wieder vergessen. Was soll’s?!“

„Ich bin nicht so…“ murmelt Mika noch, doch Jana hat sich schon wieder einige Schritte von ihm entfernt, um abzuchecken, wo Keno gerade ist.


Mika hat die Schnauze voll. So langsam geht es ihm auf die Nerven, Jana den ganzen Abend zuzusehen, wie sie den ‘Master of the Universe‘ anschmachtet. Ohne großes Aufsehen verzieht er sich. Er mochte es noch nie, langatmige Verabschiedungsrunden zu drehen.

Leider hat er weder ein Auto noch das Geld für ein Taxi. Das bedeutet: ein kleiner Spaziergang von ungefähr vier Kilometern mitten durch die Nacht. Aber heute macht es eigentlich Spaß. Die Luft ist so mild und jetzt um ein Uhr angenehm frisch. Zügig wandert Mika sich den Alkohol aus seinem Körper. Ungefähr die Hälfte der Strecke muss er an einer schnurgeraden Landstraße hinter sich bringen. Leise summt er vor sich hin, um auch seine Psyche wieder etwas fröhlicher zu stimmen. So bekommt er auch erst gar nichts davon mit, dass ein Auto im Schritt-Tempo neben ihm auf gleicher Höhe ist. Erst als auf der Beifahrerseite die Scheibe runterfährt und jemand ihn anspricht, zuckt er aus seiner Träumerei auf. Er runzelt fragend die Stirn und geht die drei Schritte zum Straßenrand, um zu sehen, wer da hält. Keno! Unfassbar! Na, wenigstens sitzt Jana nicht mit im Wagen.

„Hi…“ sagt Mika recht verhalten.

„Hi … hast du’s noch weit? Komm, ich nehm‘ dich mit!“

In solchen Fällen kennt Mika keine falsche Eitelkeit. Er öffnet die Türe und schmeißt sich auf den Beifahrersitz.

„Danke!“ murmelt er, während er sich anschnallt.

„Kein Problem“, antwortet Keno gut gelaunt. „Wo soll ich dich denn hin bringen?“

„Setz mich einfach irgendwo in der City ab. Ich wohne ziemlich zentral.“

Keno setzt den Blinker und fährt los. Eine ganze Weile schweigen sie sich an.

„Bist du immer so maulfaul?“ fragt Keno und sieht kurz zu ihm rüber.

Mika räuspert sich. „Jaa … hmm…“ Er weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er kommt sich auch ziemlich unhöflich vor, doch er will mit diesem Typen eigentlich auch nicht viel mehr zu tun haben.

„Pass auf…“ Keno hebt begütigend seine rechte Hand. „Mach dir keine Sorgen, dass ich jetzt irgendwelchen Scheiß rumerzähle – von wegen Spanner und so, o. k.? Ich bin auch froh, wenn du nicht rumläufst und Dreck über mich auskübelst, weil ich mir einen Blow-Job mit Liza gegönnt hab.“

Wieder schafft Mika es nur, sich zu räuspern. Doch er ist ziemlich erleichtert, dass Keno Klartext redet.

„Nur Jana weiß es…“ gibt er murmelnd zu und trommelt leicht mit den Fingern auf den Rahmen der Türe.

„Deine kleine Freundin?“ Keno grinst anzüglich. „Die ist ganz schön frech – gefällt mir!“

„Hmm …“ Das hat Mika gerade noch gefehlt. Zähneknirschend gibt er zu. „Sie ist nicht meine …“

„Aber du wünschst dir, dass sie es wäre!“ provoziert Keno ihn. Mika schnaubt einmal laut durch die Nase und starrt demonstrativ aus dem Seitenfenster.

„Hey!! Sei nicht sauer!“ lenkt Keno ein und knufft ihn gegen den Arm.

„Ich hab doch gemerkt, dass es dir nicht gepasst hat, als sie mich vorgestellt hat. Du warst ziemlich … na, ich nenn‘ es mal zurückhaltend!“

Mika ist dieses Gespräch mehr als unangenehm. Für wen hält der Typ sich, dass er denkt, Mika müsse vor ihm seine Gefühlswelt ausbreiten? Er nickt nur einige Male und grummelt dann „Ja … sorry!“

Keno lacht leise auf. Anscheinend kann Mika’s genervtes Verhalten ihn nicht schocken.

Fünf Minuten später erreichen sie bereits das Stadtzentrum. Keno gibt nicht nach und lässt sich zu Mika’s Adresse lotsen. Mit einem kurzen ‘Danke‘ steigt Mika zügig aus und eilt zur Haustüre. Und in dem Moment wird ihm klar: Jana hat ja noch seine Schlüssel! Verdammte …

Er klopft trotzdem sämtliche Hosentaschen ab, obwohl ihm längst klar ist, dass der Schlüssel nicht zu finden sein wird. Dann tritt er einige Schritte zurück. Im Wohnzimmer kann Mika noch Licht sehen. Mist! Jetzt muss er seine Mutter erschrecken, weil er sie mitten in der Nacht rausklingelt. Doch was bleibt ihm übrig? Er drückt auf die Klingel und verzieht unwillkürlich das Gesicht zu einer schuldbewussten Grimasse. Doch es passiert nichts. Keine Regung. Mika klingelt noch einmal – und noch einmal. Oh no!! Sie kriegt nichts mit.

„Was ist los?“ hört er Keno’s Stimme in seinem Rücken von der anderen Straßenseite aus. Im Eifer des Gefechts hat Mika nicht mitbekommen, dass Keno noch immer da ist.

„Nichts!“ winkt Mika ab.

Jetzt schlägt eine Autotür zu. „Keiner Zuhause?“ Keno tritt direkt hinter ihn. Mika schließt genervt die Augen und lässt seinen Kopf kurz auf die Brust sinken. Das darf doch alles nicht wahr sein.

„Kein Problem!“ Mika dreht sich zu Keno um. „Echt! Kein Problem! Jana hat meinen Schlüssel eingesteckt. Meine Mutter schläft anscheinend schon so fest, dass sie nichts hört. Ich geh‘ zurück und hole meinen Schlüssel.“

„Aber du weißt doch gar nicht, ob Jana überhaupt noch im ‘Crawlers‘ ist!“ kommt Keno’s Einwand.

„Ich ruf sie an!“ Mika tastet nach seinem Handy. NEIN! Wo ist sein Handy? Er stiert hoch konzentriert auf das Pflaster des Bürgersteigs. Er muss es verloren haben. Oder es wurde ihm geklaut. Oder … ja, natürlich!! Er hat es bei dieser blöden Kiste im Hinterhof liegen lassen. Das hat er nun von seiner Träumerei! Was für ein Scheiß-Abend!

„Ääh …“ Mika weiß beim besten Willen nicht, was er jetzt machen soll.

„Komm mit!!“ befiehlt ihm Keno, während er wieder Richtung Auto geht. „Du kannst bei mir pennen. Ich hab ‘ne super bequeme Couch im Wohnzimmer. Und morgen organisieren wir deinen Schlüssel, o. k.?“

Mika zögert. Das ist ihm alles gar nicht recht. Aber entweder so, oder er muss hier auf der Eingangsschwelle pennen. Also nimmt er das Angebot seufzend an.

„Na, komm schon!!“ ruft ihm Keno zu, als er den Wagen startet.


Eine viertel Stunde später erreichen sie eine Einfamilienhaus-Siedlung am Rande der Stadt. Mika wundert sich, dass Keno in solch einem Viertel wohnt. Er hätte gedacht, er schläft heute in einer typischen Junggesellen-Aufreißer-Juppy-Bude mitten in der Stadt. Doch Keno parkt seinen Wagen am Ende einer Sackgasse vor einem extravaganten freistehenden Haus.

Um das ganze Gebäude zieht sich eine etwa drei Meter tiefe Holzveranda, welche von einem Ziergeländer eingerahmt wird. So was hat Mika bisher noch nicht gesehen. Bestimmt total geil, darauf im Sommer mit einem eiskalten Drink rum zu lümmeln schießt es ihm durch den Kopf.

Im Haus gibt es keinen Eingangsflur. Vor Mika erstreckt sich ein riesiger Raum, der bestimmt 80-90 qm groß ist. Wahnsinn!! Ein Wohnzimmer mit offenem Kamin, an den Wänden Bücherregale bis unter die Decke. Weiche beige-braun gemusterte Teppiche auf schön geöltem Parkettboden. Ein schwarz lackiertes Klavier unterstreicht die Gemütlichkeit. Am anderen Ende des Raumes schließt sich ein Essbereich an. Und überall diese riesigen Fenster, die den Raum bei Tag bestimmt mit Licht durchfluten. Rechter Hand befindet sich eine amerikanische Küche. Keno wirft seine Schlüssel auf die Theke zur Küche und reißt sich sein Sakko vom Leib.

„Hast du auch erst mal Bock zu duschen?“ fragt er Mika, dessen Antwort er gar nicht erst abwartet und schon eine Treppe hochhastet. „Meine Klamotten stinken nach Rauch. Ätzend!“

„Klar, gerne“, erwidert Mika und folgt Keno nach oben.

Es scheint nur ganze zwei Räume im Obergeschoss zu geben. Mika wirft im Vorbeigehen einen neugierigen Blick durch die offene Türe des ersten Raumes – und ist begeistert. Ein riesiges Schlafzimmer von gut und gerne 60 qm. Zur Mitte der einen Wand steht ein 2 x 2 Meter Bett, das auf gar keinen Fall in irgendeinem Kaufhaus erstanden wurde. Dieses Bett muss speziell angefertigt worden sein. Es ist in ein Podest eingelassen. Es gibt also kein übliches Bettgestell. Am Kopfende zur Wand sind einige horizontal verlaufende Edelstahlstangen angebracht. An jeder Ecke des Bettes befinden sich hohe Metallpfosten, die im oberen Bereich des Rahmens miteinander verbunden sind. Als ob ein Himmelbett entstehen sollte, der Stoffüberzug dabei jedoch weggelassen wurde.

Das Badezimmer ist fast so groß wie das Schlafzimmer. Eine Ecke wird von einem riesigen Jacuzzi ausgefüllt, in den locker vier Leute passen. Gegenüber befindet sich ein großer ebenerdiger Duschbereich, abgetrennt durch eine Mauer aus Glasbausteinen. So was Cooles hat Mika noch nie gesehen. Eine Toilette und zwei Waschbecken runden das Bild hinter einer weiteren Abtrennung ab.

„Wow“, flüstert er ehrfürchtig, „das ist ja irre! Womit verdienst Du so viel Geld, dass Du Dir das leisten kannst??“

„Ich verdien‘ kein Geld, ich hab’s einfach!“ gibt Keno trocken zurück. O. k., verstanden: Maul halten ist angesagt. Manchmal ist Mika doch nicht so begriffsstutzig.

Während Keno das Badezimmer Richtung Dusche durchquert, zieht er bereits sein Shirt aus und streift die Schuhe ab. Neben einem Fenster steht ein großes Holzregal voller flauschiger Badetücher. Er klopft darauf.

„Bedien dich! Ich geb dir gleich ein paar bequeme Klamotten von mir.“ Und schon hat er sich seiner Hose entledigt. Und sein Slip folgt ohne Zögern direkt hinterher. Während Mika noch unsicher mitten im Raum steht und sich umsieht, hört er bereits das Wasser plätschern.

Mika zieht sich ebenfalls aus – allerdings etwas langsamer. Dann linst er nackt um die Ecke der Glassteinmauer. Wahnsinn!! Diese Dusche ist der helle Wahnsinn!! An der Decke sieht er zwei zirka zwei Meter lange und fünfzig Zentimeter breite Duschköpfe, aus denen es ‘regnet‘. Über weitere Massagedüsen sprüht Wasser aus den Wänden. Keno steht mitten drin und seift sich ein.

„Was ist?!“ fragt er erstaunt, weil Mika zögert. „Schnapp dir irgendein Duschgel.“

Das lässt sich Mika nicht zweimal sagen. Mit einem großen Schritt steht er mitten in dem weichen plätschernden Wasser. Das ist einfach sagenhaft. Wie ein milder Sommerregen. Solch einen Luxus kennt Mika wahrlich nicht. Er legt stöhnend den Kopf in den Nacken und lässt sich die warmen Tropfen auf das Gesicht plätschern. Keno lacht.

„Cool, was?“ fragt er begeistert, als ob sie nicht bei ihm zuhause wären und er das jeden Tag haben könnte. Mika grunzt eine unverständliche Antwort. Als er sich nach einer Weile mit beiden Händen über das Gesicht und die Haare fährt, verlässt Keno gerade den Duschbereich.

Und da sieht Mika das riesige Tattoo, das Keno’s ganzen Rücken bedeckt.

Schwarze Tribals, die sich über seinen gesamten Rücken ziehen und ein Stück über seinen rechten Oberarm. Mika erkennt leider nicht, ob hinter dem Gewirr von Streifen und Symbolen ein logisches Ganzes steckt. Auf jeden Fall wirkt es super exotisch auf seinem trainierten Oberkörper. Im nächsten Augenblick ist Keno auch schon hinter der Trennwand verschwunden.

Als Mika sich abtrocknet, erscheint Keno mit einer Jogginghose und einem T-Shirt und drückt ihm beides in die Hand.

„Hier! So richtig müde bin ich noch nicht. Hast du noch Bock auf ‘nen Schlummertrunk?“

Mika nickt. „Klar!“

„O. k., ich bin unten.“ Und schon dreht Keno sich um und geht raus.

Mika’s Laune hat sich nach der geilen Dusche extrem gebessert. So schön wie Keno würde er auch gerne wohnen. Alleine das Ambiente sorgt doch schon dafür, dass man sich gut fühlt, findet er. Schnell wirft er sich die Klamotten über und eilt Keno hinterher.

Am Fuß der Treppe sieht Mika sich um, kann Keno aber nicht finden.

„Keno?“

„Ja! Hier hinten!“

Mika geht durch den großen Raum. Am Ende macht er noch einen Knick, den man vom Eingangsbereich und der Küche aus gar nicht sehen kann.

Hier sind noch mal bestimmt 20-25 qm, die zu einer Fernseh-Chilling-Ecke eingerichtet wurden. Eine bequeme riesige Couch und tausende von Kissen, die teilweise auch auf dem Boden liegen. Genau da, wo Keno es sich schon bequem gemacht hat. Er sitzt gegen die Couch gelehnt und hat sich ein dickes Kissen in den Rücken gedrückt.

„Hallooo“, ruft er lockend und wedelt dabei mit einer vollen Wodka-Flasche. „Guck mal, was der Onkel da hat?! Trinkst du einen Wodka mit?“

Mika verzieht das Gesicht. „Hast du Gin?“

„Klar! Leider hab ich kein Tonic. Aber ich kann dir einen Fizz machen, auch o. k.?“

Mika nickt aufmunternd. „Immer her mit dem Stoff!“

Zirka zwei Drinks später fühlt sich Mika richtig gut. Keno ist ja eigentlich ganz nett hat er sein Urteil inzwischen revidiert. Wie konnte er ihn nur so voreilig und falsch einschätzen?!

Sie saufen und labern und labern und saufen. Zwischendurch haben sie den Kühlschrank geplündert und stopfen sich voll mit Käse, Crackern, Cocktail-Tomaten, Trauben…. Eine recht kuriose Mischung, doch mit vollgesoffenem Kopf ist man ja bekanntlich nicht wählerisch.

„Und?“ fragt Keno neugierig und seine Stimme ist schon nicht mehr ganz sicher. „Was ist das denn jetzt zwischen Jana und dir?“

„Was soll sein?“ Mika blickt versonnen in seinen perlenden Drink.

„Aaah! Komm schon!“ Keno stupst ihn mit dem nackten Fuß gegen ein Schienbein. „Erzähl doch mal!“

Ein langes genervtes Stöhnen entfährt Mika’s Kehle und er lehnt seinen Kopf gegen die Couch.

„Das ist eine Sache, die du nicht kennst!“ kommt schließlich seine Antwort.

„Was denn?“ Keno runzelt die Stirn.

Mika breitet theatralisch beide Arme aus. „Guck dir doch mal deine Bude an!! Du scheinst Kohle ohne Ende zu haben. Du siehst aus wie ein beschissenes Foto-Modell und alle Weiber – inklusive der unechten – werden feucht im Schritt und werfen sich dir zu Füßen! - Und das meine ich wörtlich!“ fügt er mit erhobenem Zeigefinger grinsend hinzu.

Keno lacht laut. Kein Anzeichen von Verlegenheit!

„Ach jaaa! Ich war mir nicht sicher, ob Liza nicht doch eine Frau ist!“ kommt die kokette Antwort.

„Na klaar! Du warst dir nicht sicher“, wiederholt Mika ironisch. „Bist du so übersättigt, dass du dir von einem Kerl einen blasen lassen musst? – Ist ja ekelhaft!“

„Kannst du doch gar nicht wissen! Oder hast du dir schon mal einen blasen lassen … von einem Kerl!“

Ein kurzes „Bäh!“ ist Mika’s Antwort.

„Oder von Jana?“ bohrt Keno lauernd weiter.

„Oh Mann! Ich hab dir doch gesagt, dass da nichts läuft.“ Mika seufzt tief. „Gar nichts!“

„Die ist echt süß!“ bestätigt Keno ihm. „Mir könnte sie auch gefallen! Ich mag’s, wenn die Weiber so richtig frech sind!“ Er beugt sich vor und schnappt sich ein paar Cracker. „Du auch?“

Mika grinst und blickt verlegen zu Boden. „Und wie!“

„Aah!! Ein Seelenverwandter! Gib mir Fünf, Bruder!“

Ihre Hände klatschen gegeneinander. Fast hätten sie sich nicht getroffen in ihrem alkoholbenebeltem Zustand.

„Ich würd’s ihr auch gerne besorgen!“ murmelt Keno ganz nebenbei.

„Hmm…“ antwortet Mika, „mal überlegen … ich glaub ich mach‘ dich kalt, wenn du deine Finger nicht von ihr lässt.“

„Nie im Leben“, gibt Keno selbstsicher zurück und lacht, „dazu bin ich viel zu nett und du magst mich. Das seh ich dir an!!“

„Ja, ja“, lallt Mika ein wenig, „ich bin auch immer nett. Ein echt netter Bruder …“ Ihm fehlen die Worte, um seinen tiefsitzenden Frust noch deutlicher zu formulieren.

„Bruder?“ fragt Keno erstaunt zurück.

Wieder einmal seufzt Mika tief. „Tja, so ist das! Jana ist zu vielem bereit, außer zu Inzest. Und da ich für sie ihr „netter“ Bruder bin … werd ich wohl nie Sex mit ihr haben – und Schluss!“

Keno hebt mahnend einen Zeigefinger. „Sag niemals nie, mein Freund! – Aber warum legst du nicht mal einen Gang zu? Du kannst doch was ändern an deinem Image.“ Das letzte Wort nuschelt er in seinen Drink; es hört sich an wie ‘Immisch‘.

Mika sieht mit glasigem Blick zu ihm rüber. „Image!! Was soll mir ein geändertes Image bringen?! Ich hab‘ nichts und ich bin nichts! Glaubst du, ein Vollweib wie Jana hat Bock auf einen Loser wie mich? Die spielt in einer anderen Liga, glaub mir! Ich mach mich doch nicht lächerlich, indem ich ihr sage, dass ich verknallt bin.“

„Bist du?“

Mika presst die Lippen aufeinander und seufzt ein weiteres Mal. „Bin ich!“ nickt er. „Und halt bloß deine Klappe!“ ermahnt er Keno und deutet mit dem Zeigefinger auf ihn.

„Keine Sorge!“ Keno hebt seinen Wodka und hält ihn Mika entgegen. „Auf die Liebe!“

Beide Gläser klirren aneinander und werden geleert.

Mika greift sich eine Handvoll Salzstangen, während Keno weiter insistiert. Das Thema ‘Mika und Jana‘ scheint ihm keine Ruhe zu lassen.

„Vielleicht musst du nur ein bisschen daran arbeiten, sie richtig anzubaggern. Das ist die halbe Miete! Tanz einen Blues mit ihr und flüster‘ ihr Schweinereien ins Ohr!!“

Mika zuckt mit den Achseln. „Ich kann das nicht … is‘ einfach nicht mein Ding. Ich krieg erst gar kein Wort heraus. Wenn ich aufgeregt bin, dann schnürt sich mein Hals zu und ich stottere wie ein Schwachmat.“

„Ich bring’s dir bei!!“ ruft Keno enthusiastisch.

„Oh neeiiin, was hab ich nur gesagt!“ jammert Mika halb lachend.

„Doch, komm!! Das kannst du!!“ Keno duldet keinen Wiederspruch. „Wir fangen mit was ganz Leichtem an. Das alltagstaugliche Kompliment locker aus der Hüfte. Los! Steh auf, du fauler Sack!!“

Und schon springt Keno auf die Füße, und tänzelt etwas wackelig um Mika herum. Mit ein paar schnellen Schritten ist er an der Musikanlage und sucht nach einem langsamen Stück. Mit der Fernbedienung für die Anlage in der Hand steht er mitten in dem weitläufigen Wohnzimmer.

„Komm her!!!“ ertönt erneut sein ungeduldiger Befehl.

Mika rafft sich auf und kommt leicht schwankend auf die Beine. Er holt einige Male tief Luft und geht etwas unsicher und kichernd auf Keno zu. Breit grinsend bleibt er vor ihm stehen und fragt:

„Eine Frage noch Herr Tanzlehrer: Führen Sie oder ich?“ (Kicher)

„Ich natürlich!“ kommt Kenos prompte Antwort. „Allein schon wegen so einer Pussy-Frage!“

Mika nickt einmal übertrieben tief. „Na dann, mein Führer!“ (Kicher, Kicher)

„Sei nicht so albern! – Böser Junge“, murmelt Keno noch, während er wodkabenebelt versucht, die Fernbedienung der Musikanlage zu bedienen. Und endlich ertönt Musik aus den Boxen.

‘Robinson Crusoe‘ von ‘The Art Of Noise‘ schwebt leicht wie eine Brise durch den Raum. Keno packt Mika mit sicherem Griff und langsam wiegen sie sich zu der sanften Musik. Beide müssen sich zu Beginn echt konzentrieren, um nicht zu stolpern.

„Ich höre!“ fordert Keno ihn heraus.

Der Schalk blitzt aus Mika’s Augen. „Du hast echt geile Titten …“ bringt er mühsam hervor, bevor ein erneutes massives Glucksen sich durch seinen zuckenden Brustkorb nach oben kämpft.

Keno legt den Kopf ein wenig schief und pustet sich seinen Pony aus den Augen. „Warum bist du so albern?“

Mika räuspert sich – versucht, sich locker zu machen und seinem Gegenüber ernst in die Augen zu sehen. Keno redet weiter.

Genau! Konzentrier dich, aber bleib locker!“

Sie tanzen eine Weile weiter und blicken sich einfach nur in die Augen.

„Weißt du was?“ fragt Keno plötzlich leise.

„Hm?“ Sein Gegenüber kämpft schon wieder mit einem verlegenen Grinsen.

„Ich hab noch nie so blaue Augen wie deine gesehen!“

Das bringt Mika jetzt doch aus dem Konzept. Er reißt erstaunt seine Augen auf. Sanft zieht Keno ihn ganz nah an sich heran und schmiegt seine Wange an Mika‘s Ohr.

„So unglaublich schöne blaue Augen“, flüstert er ihm zu. „Wenn du mich zu lange ansiehst, ertrink ich darin.“ Und er haucht ihm einen sanften, kaum merklichen, Kuss auf’s Ohr.

„Waas?!!“ Mika schiebt Keno entschieden von sich. „Was machst du da?!“

Keno hebt ratlos beide Arme empor. „Ein Kompliment?“ fragt er entnervt. „Du willst doch was lernen, oder?!“ Er regelt mit einem Knopfdruck die Musik leiser.

„Ja, aber doch nicht SO!“ ranzt Mika ihn an.

„Wie denn sonst?!!“ keift Keno zurück.

Beide merken gar nicht, dass sie immer lauter werden.

„Schrei mich nicht so an!!“ schreit Mika.

„Du schnallst ja sonst nichts, Kleiner!“ brüllt Keno zurück.

„Ich bin nicht dein ‘Kleiner‘, merk dir das!“ Mika ist empört. Sie stehen sich wie zwei Kampfhähne gegenüber. Beide die Hände in die Hüften gestemmt, beide die Köpfe kampfeslustig nach vorne gestreckt, starren sie sich an. Unmerklich, schleichend, aber unaufhaltsam legt sich jedoch auch bei beiden ein breites Grinsen über die wutverzerrten Münder. Lange können sie das nicht mehr durchhalten und brechen fast zusammen vor Lachen.

„Du tanzt wie ein Spasti!“ stößt Keno atemlos hervor, „und deine Komplimente sind voll für’n Arsch!“ Er kriegt kaum Luft vor Lachen und schmeißt sich völlig fertig auf die Couch.

„Wieso?“ wiederspricht Mika japsend, „warum sollte sich Jana nicht darüber freuen, wenn ich ihre Titten geil finde?!“

Nach einer viertel Stunde haben sie sich halbwegs beruhigt und merken allmählich wie sich der Alkohol und die fortgeschrittene Uhrzeit bemerkbar machen.

„Boah, schon Vier! Sollen wir pennen gehen?“ fragt Keno gähnend und reibt sich die Augen. Mika nickt mit halb geschlossenen Augen.

„Du kannst mit in meinem Bett schlafen. Das ist groß genug für zwei, ohne, dass man sich dauernd den Ellbogen in die Rippen haut.“

Keno wankt vor und Mika stolpert ihm müde hinterher.

Das Bett ist ein Wasserbett. Mika ist begeistert.

„So bequem hab ich noch nie gelegen“, seufzt er zufrieden. „Wie kannst du nur so ein Bett haben und nicht dauernd drin liegen?!“ Er reckt und streckt sich genüsslich.

„Wer sagt denn, dass ich das nicht tue?“ lacht Keno leise.

Mika schlummert langsam ein.

„Hab ich wirklich so tolle Augen?“ murmelt er, kurz bevor er endgültig in den Schlaf gleitet. Keno dreht seinen Kopf in Mika’s Richtung.

„Die schönsten weit und breit, Kleiner!“ antwortet er leise. Doch Mika bekommt schon nichts mehr mit. Und auch Keno fallen die Augen zu.


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9783844285147
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