Читать книгу: «Arabella», страница 3

Шрифт:

„Darf ich sie mal fragen, welches Futter das Beste ist?“

„Los, frag sie doch“, hatte Arabella ihm nämlich vorher relativ laut zugeflüstert. Theobald gab sich dann schnell einen Ruck, sprach die Frau an, auch um zu verhindern, dass Arabella noch lauter wurde.

„Oh für welche Vögel brauchen Sie es denn“, fragte die Dame. Theobald und Arabella schauten sich fragend an – was sollte man darauf antworten, Vogel ist Vogel, dachten sie beide.

„Sind es Vögel draußen, oder haben sie Vögel im Haus“, wollte sie wissen. „Um Gottes willen, nein!“, rief Theobald, „die sind alle draußen! Es ist für meine Oma. Also natürlich nicht für meine Oma“, berichtigte er sich schnell, „sondern für die Vögel im Garten meiner Oma. Sie hat ganz viele Vogelhäuser im Garten und darin sind natürlich auch sehr viele Vögel. Ich nehme für meine Vögel immer das Futter in der blauen Tüte, aber das hat meine Oma nicht so gerne. Sie sagt, das schmeckt ihren Vögeln nicht so gut und sie sagt auch, das hat nicht genug Vitamine.“

„Aha“, sagte die Dame, „wer ist denn Ihre Oma?“

„Anastasia“ sagte Theobald.

„Ach, die gute alte Anastasia“, die Dame wurde nun sehr freundlich und war hocherfreut. „Dann musst Du, Theobald, ihr Enkel sein. Das ist ja toll, dass ich Dich mal kennenlernen darf! Ich habe schon so viel Schönes über Dich gehört. Es heißt, Du kannst die Menschen zum Lachen bringen, und ja, jetzt kann ich mir vorstellen, dass Du das kannst.“ Sie schaute Theobald an und lachte. „Also ich kenne Anastasia schon seit 94 Jahren. Wir haben mal früher zusammen einen Malkurs gemacht. Soweit ich weiß, nimmt sie immer dieses Futter für ihre Vögel. Ja, ja, ich erinnere mich, da ist sie ja ziemlich eigen, was ihre Tiere angeht.“ Sie zeigte auf eine grüne Tüte. „Das ist zwar das teuerste Futter hier, aber die gute Anastasia sagte immer, dass es das Beste ist.“

„Also gut, dann nehme ich das grüne Futter“, sagte Theobald. Er war froh, dass ihm geholfen wurde. „Oje, jetzt muss ich mich beeilen“, sagte die Dame. „Ich komme demnächst mal bei Anastasia zu einem kurzen Besuch vorbei. Richte ihr doch schon mal liebe Grüße aus von Marianne. Sie wird sich freuen. Wir haben uns lange nicht gesehen und viel zu erzählen. Ich hoffe, es geht Anastasia gut?“, fragte sie bereits im Weggehen.

„Sie hat sich …“, fing Arabella an, dann wurde ihr aber von Theobald der Mund zugehalten „ja sicher, es geht ihr gut, sie wird sich bestimmt sehr über Besuch in der nächsten Zeit freuen“, sagte Theobald stattdessen. Marianne zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Habe ich da noch eine andere Stimme als Deine gehört, Theobald?“, fragte sie nachdenklich. Theobald lächelte sie freundlich an und winkte ihr zu, wie zum Abschied. Marianne rieb sich kurz beide Ohren, lächelte, wenn auch etwas verunsichert, winkte, drehte sich um und ging zur Kasse. „Puh“, sagte Theobald, „nicht jedem musst Du auf die Nase binden, dass Anastasia krank ist, wer weiß, ob ihr das recht ist und außerdem kannte ich diese Frau ja gar nicht.“ Arabella war beleidigt und schmollte. Dass man ihr den Mund zuhielt, ging gar nicht, fand sie, auch wenn es Theobald war. Kurzzeitig sagte sie nichts. Das nutzte Theobald, um schnell zur Kasse zu fahren, seine Einkäufe zu bezahlen und den Supermarkt zu verlassen. Als er wieder auf der Straße stand, atmete er erleichtert auf. Das wäre geschafft und stolz war er auch, dass er diesmal nun wirklich nichts vergessen hatte.

Er klopfte sich selbst auf die Schulter. Zufrieden schlendernd trat er den Rückweg an. Jetzt würde er die Sachen zu seiner Oma bringen, vielleicht dort noch eine Tasse Tee trinken und dann würde er sich auf den Weg nach Hause machen. Arabella würde er bei Anastasia lassen und dann hätte er morgen den ganzen Tag für sich allein. Da könnte er jonglieren üben und seilspringen, das ging immer noch oft schief bei seinen Auftritten.

Er müsste nur noch Anastasia davon überzeugen, dass Arabella bei ihr viel besser aufgehoben war als bei ihm, aber das würde ihm schon ziemlich sicher gelingen, dachte er und war bester Stimmung, als er am Haus seiner Oma ankam.

Kapitel 7

Er schloss die Haustür auf, ging ins Haus und trug den Korb mit den Einkäufen und Arabella in die Küche. Anastasia saß immer noch auf der Küchenbank und war eingeschlafen. Auf ihrem linken Knie lag eine Tüte Tiefkühlerbsen, die aber schon etwas vor sich hin tauten. Theobald und Arabella räumten Milch und Quark in den Kühlschrank. Als Arabella vorsichtig die Erbsen von Anastasias Knie hob, klingelte es Sturm an der Haustür, gefolgt von heftigem Klopfen. Alle drei schreckten hoch. Anastasia rieb sich die Augen. „Was ist denn um Himmels willen nur los hier. So eine Unruhe habe ich ja die letzten 120 Jahre nicht erlebt.“ Unwirsch setzte sie ihre Brille wieder auf, die sie auf dem Küchentisch abgelegt hatte. „Auf Besuch bin ich nun wirklich überhaupt und gar nicht eingerichtet“, rief sie unglücklich. „Guckt nur wie ich aussehe und Kekse habe ich auch keine gebacken, geschweige denn Kuchen. Kaffee ist nicht gemahlen und schon überhaupt noch gar nicht ansatzweise gekocht, oh nein, oh nein, oh nein.“ Sie wollte von der Küchenbank springen, wurde jedoch bei der ersten Bewegung an ihr krankes Knie erinnert „Au, ach Du grüne Neune, das dumme Knie ist ja immer noch nicht wieder gut. Tja, dann weiß ich jetzt auch nicht weiter. So etwas hatte ich noch nicht.“ Mutlos ließ sie sich zurück auf die dicken Kissen der Küchenbank fallen. „O. k., es ist, wie es ist, kommt Zeit, kommt Rat“, sagte sie erschöpft. „Tadaaa“, tröteten Arabella und Theobald einstimmig, „genau jetzt ist Zeit und nun kommt Rat.“

Theobald lief zur Haustür. Draußen standen Markus Huflattich und Antonius Sanguin. „Herzlich willkommen, seid gegrüßt Ihr Retter in der Not.“ Theobald ließ die beiden Herren eintreten und leitete sie in die Küche weiter. Arabella war auf die Küchenbank gehüpft, von dort hatte sie einen besseren Überblick. Außerdem wollte sie in Anastasias Nähe sein, wenn sie Antonius Sanguin kennenlernte. Den kannte sie ja noch nicht und sie war bei Fremden lieber immer erst etwas zurückhaltend. Sie wollte selbst bestimmen, wen sie näher kennenlernte und wen nicht, und das konnte sie am besten mit anfänglichem Abstand, fand sie. Anastasia machte große Augen, als die beiden Herren in ihrer Küche auftauchten. Markus Huflattich war ziemlich rundlich und einen Kopf kleiner als Theobald. Er war also ungefähr genau 1,55 m groß. Antonius Sanguin dagegen war lang und dünn. Mit seiner Größe von 1,98 überragte er Theobald um einiges. Er musste den Kopf einziehen, als er durch die Küchentür ging. Beide hatten aber so ein herzliches warmes Lächeln, als sie eintraten und Anastasia sahen, dass Arabella sie sofort in Ihr Herz geschlossen hatte. Menschen, die so ein schönes Lächeln hatten, konnten nur gut und richtig sein, dachte sie. „Na was machst denn Du für Sachen“, sagte Markus zu Anastasia und setzte sich ihr gegenüber auf den Lehnstuhl am Tisch. Da lässt man Dich mal zwei Wochen aus den Augen und schon machst Du Geschichten. Er schüttelte den Kopf. Ich habe Antonius zur Verstärkung mitgebracht. Wie Du weißt, behandeln wir ja meistens und gerne zusammen. Was der eine nicht weiß, weiß der andere.“ Glücklich schaute er Antonius an. „Was für ein Glück wir doch haben, Antonius, nicht wahr?“

„Ja, recht hast Du, mein lieber Kollege Huflattich.“ Antonius blieb vor der Küchenbank stehen und reichte erst Anastasia und dann Arabella die Hand. Sehr höflich und zurückhaltend war er, stellte Arabella erfreut fest. Solche Menschen waren ihr lieber als die, die sofort mit der Tür ins Haus fielen und sich aufdrängten. „Darf ich mich mit auf die Bank setzen?“, fragte er Arabella. „Ich liebe Küchenbänke und zu Hause habe ich keine. Also setze ich mich auf jede Küchenbank, die ich finden kann“, grinste er freundlich. Arabella rutschte schnell zur Seite und machte Platz für Antonius. Viel Platz brauchte er nicht, weil er ja so dünn war. Theobald stand in der Küche und schaute erwartungsvoll von einem zum anderen. „Ja, also was machen wir denn jetzt in dieser fröhlichen Runde“, freute er sich, „ich denk, wir spielen eine Runde Mensch-ärgere-Dichnicht oder was meint Ihr?“ Es herrschte eine kurze Verlegenheitspause. Arabella runzelte die Stirn. „Ich glaube, die beiden Herren sind aus einem bestimmten Grund hier und sicher im Moment nicht, um Mensch-ärgere-Dich-nicht zu spielen“, sagte sie streng. „Schon vergessen? Anastasia hat ein dickes Knie!“, erinnerte sie Theobald. Der kratzte sich am Kopf und sagte leicht verlegen: „Aber ja, natürlich habe ich das nicht vergessen. Wie könnte ich so etwas vergessen; ich wollte nur zu Beginn die Stimmung etwas auflockern … ja und ich wollte mal testen, ob die beiden noch wissen, warum sie hier sind“, fügte er schelmisch hinzu. „Ja, schon klar.“ Arabella winkte ab. „Antonius, ich darf doch Antonius und Markus sagen, oder?“ Antonius und Markus nickten freundlich und zustimmend. „Passt auf, ich mache Platz und koche Kaffee, und Du und Markus Ihr werft mal einen Blick auf Anastasias Knie. Es ist noch ein bisschen dicker als heute Morgen, scheint mir, und ein bisschen blau ist es auch“? Es ist ja fast so blau, wie ich bin, dachte sie und sprang von der Bank, nicht ohne vorher einen Blick auf den Boden geworfen zu haben, um sich zu vergewissern, dass Goethe sich da nicht irgendwo herumtrieb.

Auf ein nochmaliges Zusammentreffen mit diesem Kater konnte sie vorerst verzichten. Verächtlich dachte sie, dieser überhebliche Kater konnte von ihr aus bleiben, wo der Pfeffer wuchs! Sie machte sich daran, Kaffee zu mahlen und Wasser in den Kessel zu füllen. Indessen machten sich Markus und Antonius Gedanken über Anastasias Knie. Sie tasteten ab, bewegten es hin und her unter heftigen Schimpftiraden von Anastasia. „So ein Quatsch … Aua, lasst das doch mal, das tut weh und hilft nicht weiter … ,nein, nein ich kenne mein Knie am besten selbst … das geht alles von alleine wieder weg … so eine dumme Pute, wie ich bin, muss eben für ihre Dummheit gerade stehen …“ Sie lamentierte und lamentierte in einem fort und sah dabei so zerknirscht aus, dass alle vier sich bald nicht mehr halten konnten vor Lachen. Markus und Antonius hatten ihre Untersuchung bald beendet, besprachen sich kurz leise und nickten. „Theobald, wo ist denn der Quark, den ich in Eurem Einkaufswagen heute Mittag gesehen habe?“ Markus schaute sich fragend um. „Im Kühlschrank“, antwortete Arabella. Theobald hatte es, wen wundert es, vergessen. Er suchte den Quark im Wohnzimmer. Arabella rollte die Augen. Mannomann, wo sollte das nur hinführen mit Theobald. Da musste man sich dringend etwas überlegen, dachte sie sich. „Her damit“, sagte Markus, „und zwei oder drei Leinentücher brauchen wir auch.“ Er krempelte sich die Ärmel seines gestreiften Hemdes hoch. Theobald schaute Anastasia fragend an. Die hatte sich ihrem Schicksal ergeben. Mit Quarkwickeln war sie einverstanden, die wollte sie ja sowieso machen. „Leinentücher sind dort oben im Küchenschrank“, sagte sie zu Theobald, „nimm die untersten, die sind schon alt.“ „Eine große Schüssel brauchen wir auch“, sagte Antonius. Bald füllten die beiden den Quark in die Schüssel, rührten ihn zu einem Brei und strichen dann den Quark auf ein zusammengefaltetes Leinentuch. Daraus formten sie fachmännisch einen Wickel, den sie um das verletzte Knie banden. Das zweite Leinentuch banden sie noch darüber.

Sie arbeiteten schweigend rasch und Hand in Hand. Zufrieden betrachteten sie anschließend ihr Werk. „So, nun gibt’s noch ein paar Arnikatropfen“, sagte Markus, „und dann müssen wir abwarten.“ Sofort machte sich eine angenehme Kühle in Anastasias Knie breit. Entspannt lehnte sie sich wieder an. Kerzengerade und angespannt hatte sie nämlich die ganze Zeit während der Untersuchung gesessen. Kaffeeduft zog durch die Küche. Arabella hatte noch Schokoladenplätzchen im Kühlschrank gefunden. Nun stellte sie Kaffeetassen, Kaffee und Plätzchen auf den Tisch, holte Milch aus dem Kühlschrank und setzte sich zu Anastasia auf die Bank. Antonius nahm natürlich auch wieder seinen Platz auf der Bank ein. Markus nahm den großen Lehnstuhl von vorhin und Theobald den Stuhl am Fenster. So saßen sie in gemütlicher Runde. Die Sonne schien angenehm warm in die Küche. „Ich danke Euch, dass Ihr da seid“, sagte Anastasia nun. Sie war jetzt wirklich froh über die Hilfe. „Entschuldigt meine anfänglichen Schimpftiraden, aber ich …“

„Ach, papperlapapp. Das ist schon in Ordnung“, fielen ihr Markus und Theobald ins Wort „Wir kennen Dich ja nun lange genug, und wissen wie störrisch Du sein kannst“, lachten sie, „aber Du bist die allerallerbeste Oma auf der ganzen Welt“, fügte Theobald hinzu. Anastasia war sehr gerührt und wischte sich heimlich eine Träne aus dem Auge. Es war wirklich schön, fand Arabella. Geborgenheit, Liebe und echte Zuneigung gab es hier und das fühlte sich richtig gut an. Nach dem Kaffee verabschiedeten sich Antonius und Markus. „Wir müssen jetzt noch zu einem anderen Hausbesuch“, erklärte Antonius, „aber auf dem Rückweg nachher schauen wir gerne noch mal rein, wenn’s Dir recht ist, Anastasia? Denn, wenn das Knie dann immer noch so dick geschwollen ist, sollten wir besser doch mal eine Röntgenaufnahme im Krankenhaus machen lassen.“ Anastasia zog ärgerlich die Stirn in Falten. „So weit kommt das noch“, begann sie schon wieder zu schimpfen. Arabella, Theobald, Markus und Antonius konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das werden wir nachher schon sehen, dann ist das Knie wieder tipptopp. Ja, ja, Ihr werdet es schon sehen“, bekräftigte Anastasia ihre eigenen Worte. „Nun macht aber, dass Ihr weiterkommt, Ihr beiden“, sagte sie zu Markus und Antonius. „Ihr könnt gerne nachher wiederkommen. Dann essen wir zusammen Pfannkuchen mit Apfelmus, wenn ihr mögt.“

„Oh, was für rosige Aussichten.“ Markus und Theobald rieben sich in Vorfreude auf das angekündigte Festmahl die Bäuche. Antonius nickte freundlich. Arabella fragte sich, wer wohl die Pfannkuchen und das Apfelmus zubereiten sollte. Markus und Antonius waren gegangen und sie räumte den Tisch ab. Theobald legte sich in den Liegestuhl im Garten für ein nachmittägliches Nickerchen und Anastasia hatte sich ebenfalls für ein kleines Schläfchen auf der Küchenbank zurückgelehnt.

Arabella war nicht müde. Sie hatte Lust auf einen Strandspaziergang. Warum eigentlich nicht, dachte sie. Sie nahm vorsichtshalber den Schal aus der Garderobe, den Theobald ihr gestern umgelegt hatte, und verließ leise das Haus. Kurz überlegte sie, einen Zettel mit einer Nachricht auf den Küchentisch zu legen, aber da sie ja noch nicht wusste, wohin sie ging, konnte sie das ja auch nicht schreiben. Sie war schon fast an der Haustür, da kamen ihr doch Bedenken. Anastasia und Theobald würden sich vielleicht Sorgen machen, wenn sie nicht da war, wenn sie aufwachten. Also gut, dachte sie, und schrieb auf einen Zettel: „Ihr Lieben, ich, Arabella, bin spazieren gegangen – bis gleich!“ So, das musste reichen. Sie wollte sich ja auch nur kurz die Beine vertreten, die Insel erkunden und frische Luft schnuppern. Das war ja schnell erledigt. Sie ging durch die Haustür und freute sich auf ihren Ausflug. Leise fiel die Tür ins Schloss und frohen Mutes machte Arabella sich auf in Richtung Strand.

Kapitel 8

Sie wollte direkt zum Strand, und zwar zu der Stelle, an der sie mittags die vielen Kinder gesehen hatte. Da war es lustig und schöne Musik hatte gespielt. Ja, genau dort wollte sie hin! Summend ging sie den schmalen Holzpfad entlang, der direkt zu der Stelle führte, wo sich viele Menschen aller Altersgruppen tummelten. Es war eine schöne, kleine Bucht, in der man in Ruhe schwimmen konnte, auch wenn man es noch nicht so gut konnte, aber natürlich auch, wenn man es schon perfekt konnte. Manche tauchten auch und zwei Jungen hatten ein kleines Schlauchboot und plantschten träge darin herum. Weiter hinten sah man Surfer und Stand-up-Paddler. Auch Kitesurfer mit riesigen bunten Segeln waren dort. Das sah wirklich wunderschön aus, fand Arabella. Und sah auch nicht so schwierig aus. Sie nahm sich vor, unbedingt Kitesurfen zu lernen. Aber später mal, jetzt wollte sie erst mal hier die Gegend erkunden. Fröhlich und neugierig lief sie weiter an der Wasserkante entlang und ließ das Wasser über ihre Füße fließen. Wenn mal eine höhere Welle kam, sprang sie einfach darüber weg. Schön war das hier!

Da sah sie plötzlich zwei Mädchen, die exakt gleich aussahen. Träumte sie, sah sie jetzt doppelt, hatte sie einen Sonnenstich? Arabella rieb sich die Augen, schloss sie, öffnete sie wieder. Nein, die beiden waren ohne Zweifel da. Wie war das denn möglich? Sie kam einen Schritt näher. Die beiden hatten rötliche Haare, die zu ganz vielen kleinen Zöpfen geflochten waren. Sie waren übersät mit Sommersprossen, hatten beide einen hellblauen Badeanzug an, trugen um das rechte Handgelenk ein kleines, mittelbraunes Lederarmband mit einem kleinen silbernen Stern drauf. Die beiden Mädchen unterhielten sich über irgendetwas, das Arabella aber nicht verstehen konnte. Sie hörte irgendetwas von Clown … und Vorstellung … und morgen Nachmittag … und lustig …, aber sie konnte sich keinen Reim drauf machen. Arabella blieb vor den Mädchen stehen und schaute ihnen zu. Sie hatten eine Sandburg gebaut und verzierten diese gerade mit wunderschönen Muscheln und Steinen, die sie um sich herum fanden. Sie schienen sehr beschäftigt und versunken in dem, was sie taten.

Arabella trat ein bisschen näher heran, sodass ihr Schatten auf die Sandburg fiel. Die beiden Mädchen schauten auf. Die eine der beiden fragte neugierig: „Hey, wer bist Du denn? Wieso bist Du so blau?“, wollte sie wissen. Die andere sagte nichts. Sie guckte aber auch sehr freundlich und auch sehr neugierig. „Hey“, sagte Arabella und stellte sich erst mal vor: „Ich heiße Arabella, ich war mal ein blauer Luftballon und nun bin ich so, wie ich bin.“ Das musste erst mal reichen, fand sie. Mehr wusste sie eigentlich auch nicht zu sagen. „Und wer seid Ihr beiden? Und wieso seht ihr genau gleich aus?“, fragte sie. Die beiden Mädchen kicherten und hielten sich beide Hände gegenseitig zum Abklatschen entgegen. Sie setzten sich im Schneidersitz vor Arabella hin „Also“, sagte wieder das Mädchen, das schon mal geantwortet hatte, „ich bin Katharina und das ist Pauline“, sie deutete auf das andere Mädchen. „Wir sind Zwillinge und für die meisten sehen wir genau gleich aus; das tun wir aber gar nicht in Wirklichkeit. Pauline hat z. B. zweihundertsiebenundfünfzig Sommersprossen und ich habe zweihundertvierundfünfzig. Pauline ist zwei Minuten jünger als ich. Ich male gerne und lese gerne und erzähle gerne. Pauline rechnet gerne und spielt Klavier. Sie ist eindeutig besser im Hochsprung, aber Sport machen wir beide gerne und viel. Ach ja, und Eis und Pfannkuchen mit Apfelmus sind unsere absoluten Lieblingsessen. Ja und unsere Lieblingsfarbe ist blau – alle Blaus, die es gibt.“ Katharina machte eine kurze Pause, dachte kurz nach und sagte dann: „So, nun weißt Du fürs Erste eigentlich schon das Wichtigste über uns.“

„Und meine Lieblingszahl ist die 7! Katharina weiß ihre Lieblingszahl noch nicht, sie kann sich nicht entscheiden“, meldete sich nun Pauline erstmals zu Wort. „Ja, stimmt, das hatte ich vergessen“, sagte Katharina nickend. Puh, das waren aber viele Informationen auf einmal. Arabella war fast schwindelig. Aber sie fand es schön, sich mit den beiden zu unterhalten. „Setz Dich doch zu uns“, forderten Katharina und Pauline sie jetzt auf, „du kannst uns helfen die Burg weiter zu bauen. Bis morgen muss sie fertig werden, übermorgen fahren wir nämlich nach Hause.“

„Ach wirklich?“ Arabella setzte sich und war ein bisschen enttäuscht. Gerade hatte sie Freunde gefunden und schon waren sie wieder weg. „Wieso fahrt Ihr denn nach Hause? Wo wohnt Ihr denn? Und wieso bleibt Ihr nicht hier wohnen? Hier ist es doch schön“, fragte sie verwundert. Wieder kicherten Katharina und Pauline, jetzt etwas lauter als vorhin. „Unsere Ferien sind zu Ende. Wir müssen nächste Woche wieder zu Schule.“ Wieder führte Katharina das Wort. Das war wohl so bei den beiden, dachte Arabella, aber beide schienen zufrieden damit. „Hmm, aha, darum also …, aber eine Schule gibt’s doch auch hier.“ Arabella bohrte weiter. „Ja klar, überall gibt es Schulen!“ Pauline meldete sich jetzt doch zu Wort: „Aber man geht doch immer zur Schule da, wo man auch am meisten wohnt. So ist das bei allen.“ Ja, das machte wohl Sinn, fand Arabella. „Und wo wohnt Ihr, wenn Ihr nicht hier seid?“, fragte sie die beiden. „Auf dem Festland in einer ziemlich großen Stadt mit Hochhäusern und U-Bahnen und vielen Menschen“, sagte Pauline. „Ist es schön da?“, fragte Arabella neugierig.

„Ja, schon“, antwortete Katharina, „es gibt jeden Tag viel zu gucken und zu sehen, immer was Neues. Es gibt viele Kinder, mit denen wir uns treffen und spielen können“…

„Aber auch nur wenn wir Zeit dafür haben“, unterbrach Pauline sie seufzend. „Ja, aber das geht schon ziemlich oft“, sagte Katharina schnell. Sie hatte jetzt keine große Lust an Zuhause und an die Schule und all das zu denken. Und sie wusste auch, dass Pauline eigentlich viel lieber auf der Insel bleiben würde. Daher wechselte sie schnell das Thema und fragte: „Sag mal, hast Du auch schon was gehört von einem Clown, den es hier auf der Insel geben soll? Er ist total berühmt und macht die lustigsten Vorstellungen, die man sich vorstellen kann. Er ist sogar in unserer Stadt bekannt, da war er wohl mal vor ganz vielen Jahren. Jetzt soll er hier wohnen und gibt ab und zu Vorstellungen. Aber wir haben ihn noch nicht gefunden, obwohl wir schon die ganzen drei Wochen, die wir hier sind, nach ihm suchen. Jetzt wird es wohl auch nicht mehr klappen.“ Sie wurde etwas traurig.

Das merkte Pauline sofort, denn sie sagte schnell: „Den finden wir, wenn wir ihn finden sollen, so ist es meistens nämlich, dass man etwas findet genau zu der Zeit, wo man es braucht. Und ich brauch jetzt dringend ein Eis und da vorne seht ihr – Tadaaa – kommt der Eiswagen um die Ecke, so ist das im Leben.“ Sie zeigte triumphierend nach links, wo der Eiswagen langsam klingelnd um die Ecke auf die Promenade bog. Sie hielt wieder ihre Hand Katharina zum Abklatschen hin und stand auf. „Los, kommt ihr eingerosteten Gestalten.“ Katharinas Gesicht hellte sich sofort auf. Die beiden schienen sich wirklich gut zu kennen. Vielleicht war das bei Geschwistern so, dachte Arabella. „Los, nun macht schon“, Pauline wurde ungeduldig. Die drei standen auf, klopften sich den Sand von Händen Bauch und Beinen ab und machten sich gemeinschaftlich in Vorfreude auf ein riesengroßes Eis auf den Weg zum Eiswagen.

Katharina und Pauline nahmen Arabella in ihre Mitte. Alle drei fassten sich an den Händen. Arabella war sehr glücklich. Sie hatte Freunde und war auf einer wunderschönen Insel und ging jetzt zum Eisessen, besser konnte das Leben eigentlich nicht sein, fand sie. Darüber, dass die beiden schon morgen ihren letzten Ferientag hatten, dachte sie jetzt erst mal nicht weiter nach.

Бесплатный фрагмент закончился.

382,08 ₽
Жанры и теги
Возрастное ограничение:
18+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
Объем:
251 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9783962298791
Издатель:
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают