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Heidi Dietzel

DAS LEBEN DER BIENEN

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Inhaltsverzeichnis

Titel

DAS LEBEN DER BIENEN

Gemeinsam Lebensräume für Bienen schaffen & schützen

Der ideale Garten für Bienen

Auf der Schwelle des Bienenstockes

Das Schwärmen

Die Stadtgründung

Die jungen Königinnen

Der Hochzeitsausflug

Die Drohnenschlacht

Der Fortschritt der Art

Was bedeutet Bienensterben?

Ohne Bienen keine Nahrung

Warum sterben die Bienen?

Die Gifte der modernen Landwirtschaft

Die Varroamilbe

Der Klimawandel

Impressum neobooks

DAS LEBEN DER BIENEN

9 Fakten über Bienen und warum wir sie schützen müssen

Bienen sind perfekt organisierte, fleißige Tierchen. Mit ihrem feinbehaarten Körper tragen sie Pollen von Blume zu Blume und produzieren köstlichen Honig. Doch was würde passieren, wenn sie eines Tages nicht mehr da wären?

Auch wenn wir in unseren Gärten fleißig säen und pflanzen, alles hegen und pflegen: Wir sind auf Hilfe angewiesen. Soll eine Pflanze Samen und Früchte hervorbringen, müssen Blüten zuvor bestäubt und Pollen verteilt werden. Zwar hilft dabei auch der Wind, der größte Teil dieser Arbeit aber wird von Bienen übernommen. Sie sind die verlässlichen Bestäuber, die dafür sorgen, dass wir Erdbeeren, Kirschen oder Tomaten ernten können.

Bienen gelten als das drittwichtigste Nutztier des Menschen. 71 der 100 häufigsten Kulturpflanzen sind bei der Bestäubung von ihnen abhängig. Sterben die Bienen aus, verschwindet auch Obst und viel Gemüse aus unserem Speiseplan. Was übrig bleibt? Getreide, Reis, Mais, Erdäpfel, Pilze und Nüsse. Aber auch die Qualität von Milch und Milchprodukten würde ziemlich leiden, wenn Kühe und Schafe nicht mehr auf fetten Kräuterwiesen weiden könnten.

Die kleinen Insekten spielen somit eine lebenswichtige Rolle für unsere Existenz. Aber wussten Sie auch, dass sie in vielerlei Hinsicht uns Menschen ähneln? Wir haben hier ein paar erstaunliche Fakten über Bienen für Sie zusammengetragen.

Gemeinsam Lebensräume für Bienen schaffen & schützen

Bienen haben viel mit uns gemeinsam

Schon der legendäre Arzt Paracelsus kam Anfang des 16. Jahrhunderts zu der Erkenntnis, dass zwischen Mensch und Biene viele Parallelen bestehen:

Wie der Mensch lebt die Biene im Rhythmus der Jahreszeiten.

Im Bienenstock herrscht unabhängig vom Wetter immer die gleiche Temperatur.

Bienen zittern wie wir, wenn ihnen kalt ist.

Und sie legen zur Abkühlung an heißen Sommertagen einen Wasserfilm über ihre Waben.

Sie kommunizieren mit ihren „Mitbienen“ mittels Bienentanz, bestehend aus Duftmarken und tänzelnden, kreisenden Bewegungen. Sie teilen dabei Entfernungen und Himmelsrichtung zur nächsten Futterquelle mit.

Die Macht der Bienenkönigin

Ein Bienenvolk besteht aus ungefähr 50.000 Arbeiterinnen und ein paar hundert Drohnen, regiert von einer einzigen Königin. Diese ist ständig von Ammenbienen und einem Hofstaat umgeben, aber ihr einziges „Machtmittel“ ist ein sogenanntes Pheromon.

Es handelt sich dabei um einen Duftstoff, der von ihren Mandibel Drüsen an den Mundwerkzeugen produziert und von Arbeiterinnen im ganzen Stock verbreitet wird. Dieser Duft sorgt für Harmonie und Zusammenhalt im Volk sowie für ordnungsgemäße Abläufe im Bienenstaat.

Übrigens: Eigentlich entsteht die Königin aus einem ganz gewöhnlichen befruchteten Ei, das sich durch nichts von den übrigen befruchteten Bieneneiern unterscheidet. Dass sich daraus trotzdem keine gewöhnliche Arbeiterin, sondern eine deutlich größere und ungleich langlebige Königin entwickelt, ist einzig und allein auf die spezielle Nahrung zurückzuführen, mit der die Larve von den Ammenbienen gefüttert wird – das Gelée royale. Diese extrem eiweißreiche, hormonwirksame Nahrung beeinflusst genetische Schalter, die das Heranwachsen einer Königin bestimmen.

Machtwechsel im Bienenstaat

Wenn sich der Geruch der Herrscherin verändert oder nachlässt, weiß das Volk, dass mit der Königin etwas nicht stimmt. Es kann sein, dass ihre Legeleistung nachlässt, es die alte Königin buchstäblich nicht mehr bringt. Dann sorgen die Ammenbienen dafür, dass eine neue Königin heranwächst und die alte mangels Fütterung verhungert.

Sobald die neue Königin geschlechtsreif ist, wird sie von den Ammenbienen zum Hochzeitsflug in Richtung Drohnensammelplatz eskortiert. Dort warten hunderte von männlichen Bienen aus verschiedenen Völkern auf die Erfüllung ihres einzigen Daseinszwecks – nämlich die Begattung einer Königin.

Das kurze Leben der Drohnen

Sobald eine paarungswillige Königin auftaucht, beginnt eine wilde Verfolgungsjagd unter den männlichen Bienen. Alle Drohnen wollen sich auf die Königin stürzen, aber es kommt jeweils nur einer zum Zug. Dieser ist von vornherein todgeweiht: Er fällt nach der Begattung zu Boden und stirbt.

Auch der Stress bei der Verfolgungsjagd führt zum frühzeitigen Tod vieler Drohnen. Und wer das alles überlebt hat, aber nicht mehr gebraucht wird, den bringen schließlich Arbeitsbienen in der sogenannten „Drohnenschlacht“ um.

Biene oder Drohne?

Die Hauptaufgabe der Königin besteht darin, täglich bis zu 2.000 Eier zu legen und damit den Bestand des Volkes zu sicher. Nach etwa 15 Paarungen mit Drohnen hat sie genügend Spermien aufgenommen, um damit ihre Eier befruchten zu können. Manche Eier legt sie unbefruchtet ab – daraus entwickeln sich neue Drohnen.

Königin Drohne Arbeiterin ,Anzahl im Stock 1 500 bis 2.000 im Winter 10.000 bis 15.000, im Sommer 30.000 bis 50.000

Größe 18–22 mm 15–17 mm 12–15 mm

Lebensspanne 4–5 Jahre 1–3 Monate Sommerbienen 30–60 Tage, Winterbienen 4–7 Monate.

Der Tanz der Bienen

Bienen verständigen sich über zwei Arten von „Informationstänzen“: den Rundtanz und den Schwänzeltanz. Während der kreisförmige Rundtanz über einen neu entdeckten Futterplatz in der näheren Umgebung des Bienenstocks ohne genaue Ortsangabe informiert, gibt der Schwänzeltanz präzise Auskunft über Richtung und Distanz zu einer ferneren neuen Futterquelle.

Dabei führt die Tänzerin zunächst auf einer geraden Linie Schwänzel­bewegungen mit dem Hinterleib aus, um dann über einen Halbkreis nach rechts oder links wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Der Winkel der Schwänzeltanzlinie auf der Wabe und die Tanzgeschwindigkeit geben Auskunft über Richtung und Distanz zur Nahrungsquelle.

Im Dauerflugbetrieb

Eine Trachtbiene fliegt bis zu 13­-mal am Tag aus, um Nektar und Pollen zu sammeln. Für eine einzige Fuhr Nektar besucht die Biene je nach Pflanzenart zwischen 30 und 1.500 Blüten. Für ein Gramm Nektar besuchen Bienen 7.500 Rotkleeblüten oder 1.600 Akazienblüten.

Für einen Kilo Honig sind je nach Verfügbarkeit des Nektars 40.000 bis 150.000 Flugkilometer notwendig. Das heißt, ein Bienenvolk umrundet dafür etwa ein­ bis viermal die Erde.

Die durchschnittliche Tages­Flugstrecke einer Biene beträgt 85 Kilometer, es wurden auch schon 175 Kilometer nachgewiesen. Im Schnitt macht sie täglich 13 Ausflüge zu jeweils etwa 27 Minuten. Eine voll beladene Biene erreicht im Streckenflug eine Geschwindigkeit von bis zu 30 Kilometer pro Stunde, unbeladen erreicht sie bis zu 70 km/h.

Übrigens: In ihrem kurzen Leben produziert eine Biene einen Löffel Honig.

Die Karriere einer Biene

Eine Honigbiene übt im Lauf ihres Lebens sechs Berufe aus: In den ersten Lebenstagen ist sie Putzbiene und reinigt die Brutzellen, dann ist sie für eine Woche eine Ammenbiene und füttert die Larven. Nach drei Tagen als Lagerarbeitern, in denen sie Nektar entgegennimmt und einlagert, wird sie zur Bau Biene, die unzählige sechseckige Wabenzellen baut. Nach vier Tagen hält sie als Wächterbiene am Stockeingang Eindringlinge fern, bevor sie am 22. Lebenstag als Trachtbiene ausfliegt, um Pollen und Nektar für ihr Volk zu sammeln.

Das Bienenjahr

Spätestens Mitte Januar, wenn die Tage länger werden, beginnt die Bienenkönigin langsam mit der Eiablage. Wenn Mitte Februar die Temperaturen auf 14 Grad steigen, schwärmen die Bienen zu Erkundungsflügen aus. Hasel und Weide liefern ihnen erste Pollen, Huflattich, Wild- und Kornelkirsche frühen Nektar.

Mit den steigenden Temperaturen und den länger werdenden Tagen im Februar und März legt die Königin immer mehr Eier. Jeweils 21 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Jungbienen und lösen sukzessive die alten Winterbienen ab. Je mehr Kraft der Frühling bekommt, desto reicher wird das Angebot an Pollen und Nektar; im April, Mai und Juni ist der Tisch am üppigsten gedeckt. Auf der Suche nach Nahrung fliegen die Bienen jetzt bis zu drei Kilometer weit.

Die Stockbienen – sozusagen die Hausmannschaft – kümmern sich im Bienenstock um den immer zahlreicher werdenden Nachwuchs. Sie bauen die Waben und sind für das Be- und Verarbeiten des Honigs zuständig. Im Juni erreicht die Volksstärke ihren Höhepunkt, jetzt leben bis zu 50.000 Arbeitsbienen in einem Stock. Dazu kommen ca. 2.000 Drohnen und eine Königin, die bis zu fünf Jahre alt werden kann. Sie legt im Sommer bis zu 2.000 Eier pro Tag. Die Sommerbienen leben nur vier bis sechs Wochen, sie rackern sich buchstäblich zu Tode.

Nach der Sommersonnenwende schrumpft das Angebot an Pollen und Nektar, die Königin legt weniger Eier. Ab Juli schlüpfen die ersten, besonders langlebigen Winterbienen. Von Ende August bis Mitte Oktober sammeln die Bienen verstärkt Propolis, das Harz von Baumrinden und Blattknospen. Sobald es im November oder Dezember friert, stellt die Königin das Brüten ein. Die Bienen sammeln sich im Zentrum des Stocks zur Wintertraube, fahren ihre Körperfunktionen herunter, wärmen sich gegenseitig und ernähren sich vom eingelagerten Honig oder vom Zuckersirup des Imkers.

Der ideale Garten für Bienen

Auch wenn wir in unseren Gärten fleißig säen und pflanzen, alles hegen und pflegen: Wir sind auf Hilfe angewiesen. Soll eine Pflanze Samen und Früchte hervorbringen, müssen Blüten zuvor bestäubt und Pollen verteilt werden. Zwar hilft dabei auch der Wind, der größte Teil dieser Arbeit aber wird von Bienen übernommen. Sie sind die verlässlichen Bestäuber, die dafür sorgen, dass wir Erdbeeren, Kirschen oder Paradeiser ernten können.

Mit einem biologisch bewirtschafteten Garten ohne Chemie- oder Pestizideinsatz legt man den Grundstein, um den Bienen und sich selbst Gutes zu tun. Die Auswahl der Sträucher, Stauden und Blumen hilft, dass die Tiere fast das ganze Jahr Nahrung finden. Wichtig ist: Im Garten für ein konstantes Insektennahrungsangebot sorgen und darauf achten, dass von Februar bis Oktober Blüten vorzufinden sind.

Blumenwiese statt Rasen

Lassen Sie in Ihrem Garten statt eines manikürten Rasens lieber eine bunte Wiese mit vielen, zu unterschiedlichen Zeiten blühenden Blumen und Kräutern wachsen. Löwenzahn, Ehrenpreis, Weißklee, Schafgarben, Wiesenmargeriten, Flockenblumen, Wilde Möhre, Klatschmohn, Wiesenglockenblumen und Wiesenbocksbart sind nur einige der Blüten, an denen sich die Tiere laben.

Eine Blumenwiese im Garten sieht nicht nur schön aus, sie ist auch sehr pflegeleicht.

Wer eine solche Blumenwiese darüber hinaus nicht ständig, sondern bloß zweimal im Jahr mäht, schafft ausgezeichnete Lebensbedingungen für Bienen und Hummeln.

Standort: Am besten eignet sich eine sonnige bis halbschattige Lage sowie humoser Boden, der frei von anderem Bewuchs und Steinen ist.

Bodenvorbereitung: den Boden tiefgründig lockern und feinkrümelig planieren.

Aussaatzeit: für einjährige Blumenmischungen März und April; für mehrjährige Arten ab Mitte Mai bis September.

Aussaat: Saatgut mit Sand im Verhältnis 1:2 vermischen und möglichst gleichmäßig säen; festwalzen oder mit Brettern an den Füßen festtreten. Danach nicht austrocknen lassen. Etwa zehn Wochen nach der Aussaat zeigen sich die ersten Blüten.

Übrigens: Auch Wohnungsbesitzer können den Bienen helfen. Wer auf seinem Balkon verschiedene Kräuterarten wie Oregano, Lavendel oder Thymian wachsen lässt, schafft bereits eine brauchbare Nahrungsgrundlage für in der Gegend lebende Bienen und Hummeln. Kommt dazu noch das eine oder andere Blumenkisterl – befüllt etwa mit Glockenblumen oder Löwenmäulchen –, ist der Tisch für hungrige Bienen noch etwas reicher gedeckt.

Bunte Hecken

Ein Garten muss nicht wie ein aufgeräumtes Wohnzimmer aussehen. So sollten etwa Hecken nicht zu streng in Form geschnitten sein und auf zu engem Platz wachsen müssen, sondern aus mehreren fruchttragenden und zu verschiedenen Jahreszeiten blühenden Pflanzen bestehen.

Auch Brombeeren sind beliebte Bienen-Landeplätze.

Neben Heckenkirsche, Kornelkirsche (Gelbem Hartriegel) und Weißdorn eignen sich auch Himbeere oder Brombeere. Und idealerweise blühen dazu noch im Unterwuchs Veilchen und Lungenkraut.

Unterkunft für Wildbienen

Auch das Schaffen von Nistmöglichkeiten lockt Bienen in den Garten. Für den Bau eignen sich morsches Holz, gebündelte Bambusstäbe, Hohlziegel und Holz mit Bohrlöchern. Wichtig ist, dass verschieden dicke, nach hinten geschlossene Bohrlöcher vorhanden sind. In Löchern mit Durchzug siedeln sich nämlich keine Insekten an.

Ein Nistkasten für Wildbienen und andere nützliche Insekten kann man leicht selber bauen.

Die Nisthilfen müssen an einem sonnigen, vor Regen geschützten Ort platziert werden. In einem naturnahen Garten finden sich immer auch natürlich vorhandene Nistplätze, die von den verschiedenen Wildbienenarten auch gern besiedelt werden, etwa eine ruhige, sonnige Gartenecke mit sandigen Flächen und Totholz oder eine unverputzte, gut besonnte Mauer.

Triene die Bruchpiloten Biene

Als ich in den Himmel guckte

Eine Biene sich im Flug verschluckte!

Kopfüber stürzte sie ins Bodenlose,

in die Blüte einer Rose

und von da ins nasse Gras.

Das war’s!

Ich föhnte ihr die Flügel trocken,

dann machte sie sich wieder auf die Socken.


Die Biene Triene drehte Loopings,

flog auf dem Rücken – lachte.

Bis sie in eine Regenwolke krachte.

Die hat jetzt ein Loch im Kleid.

Die Triene sagte: „ Tut mir leid!“

Sie rieb sich noch ihr angebeultes Köpfchen…

…da fiel auch schon das erste Tröpfchen.

Erst eins, dann zwei,dann immer mehr…

Die Bienenflügel wieder nass, na bitte sehr!

Kopfüber stürzte sie schon ab…

auf ein im Wind gewalktes Blatt – das war knapp!


Der Wind blies die Flügel trocken,

dann machte sie sich wieder auf die Socken.

Die Biene dachte nun,

ich hatte doch noch irgendwas zu tun!

Da fielen ihr die Babybienen ein!

Die würden jetzt im Bienenstock ganz ohne süßen Honig sein!

Die Triene suchte bune Pflanzen

und lud sich reinen Nektar in den Ranzen.



Jetzt war die Biene froh und ausgelassen,

nur um den Weg ins Bienennestchen zu verpassen,

Da flog sie eine viel zu enge Wende

Und stürzte zackbumm ins Gelände.

Der Necktar floss ins hohe Gras,

die Flügel war’n schon wieder nass.

Als dann die Babybienen kamen

und Triene in die Arme nahmen,

musste unsere Biene weinen.

Oh, sie liebte diese Kleinen!

Für Babybienen war die Triene

von Stund‘ an unsere Bruchpiloten Biene!





Maurice Maeterlinck


DAS LEBEN DER BIENEN

Auf der Schwelle des Bienenstockes

Es ist kein Buch über Bienenzucht, kein Handbuch für Bienenzüchter, was ich hier schreiben will. Jedes Land besitzt treffliche Werke dieser Art, und es wäre zwecklos, sie noch einmal zu schreiben. In Frankreich hat man die Werke von Dadant, Georges de Layens, Bonnier, Bertrand, Harnet, Weber, Clément und Abbé Collin, auf englischem Sprachgebiete die Schriften von Langstroth, Bevan, Cook, Cheshire, Cowan und Root, in Deutschland die des Pfarrers Dzierzon, des Barons von Berlepsch, Pollmann, Vogel u. v. a.

Ebenso wenig will ich eine wissenschaftliche Monographie über apis mellifica, ligustica, fasciata, dorsata u. s. w. schreiben, oder die Ergebnisse neuer Forschungen und Beobachtungen mitteilen. Ich werde fast nichts sagen, was nicht jedem bekannt ist, der sich ein wenig mit Bienenzucht befasst hat, und um dieses Buch nicht unnütz zu beschweren, behalte ich mir eine gewisse Anzahl von Beobachtungen und Erfahrungen, die ich in zwanzigjährigem Verkehr mit den Bienen gewonnen, für ein Spezialwerk vor, da sie nur von beschränktem, technischem Interesse sind. Ich will nur ganz einfach von den Bienen reden, wie man von einem vertrauten und geliebten Gegenstande redet, wenn man Nichtkenner darüber belehren will. Ich will weder die Wahrheit ausschmücken, noch, was Réaumur mit vollem Rechte allen seinen Vorgängern in der Bienenkunde vorwirft, ein hübsch erfundenes Märchen an die Stelle der ebenso wunderbaren Wirklichkeit setzen. Es gibt Wunder genug im Bienenstaat, und man braucht darum keine neuen zu erfinden. Überdies habe ich schon lange darauf verzichtet, etwas Interessanteres und Schöneres auf dieser Welt zu finden, als die Wahrheit oder doch wenigstens das Trachten nach ihr. Ich werde im Folgenden also nichts vorbringen, was ich nicht selbst erprobt habe oder was von den Klassikern der Bienenkunde nicht derartig bestätigt wird, dass jede weitere Beweisführung langweilig würde. Ich beschränke mich darauf, die Tatsachen ebenso zuverlässig wiederzugeben, nur etwas lebendiger und mit Weiterentwickelung einiger eingeflochtener, freierer Gedanken, sowie mit etwas harmonischerem Aufbau, als dies in den Handbüchern oder den wissenschaftlichen Monographien zu geschehen pflegt. Wer dies Buch ausgelesen hat, ist nicht gleich im Stande, einen Bienenstock zu halten, aber er erfährt daraus nahezu alles Merkwürdige und Tiefe, alle feststehenden Einzelheiten über seine Bewohner, und zwar keineswegs auf Kosten dessen, was noch zu wissen übrig bleibt. Ich übergehe all die Fabeln, die auf dem Lande und in vielen Werken noch über die Bienen verbreitet sind. Wo Zweifel herrschen, die Meinungen auseinandergehen, etwas hypothetisch ist, wo ich zu etwas Unbekanntem komme, werde ich es ehrlich erklären. Wir werden oft vor dem Unbekannten innezuhalten haben. Außer den Großen sichtbaren Vorgängen ihres Lebens weiß man sehr wenig über die Bienen. Je länger man sie züchtet, desto mehr wird man sich unserer tiefen Unkenntnis über ihr wirkliches Dasein bewusst, aber diese Art des Nichtwissens ist immerhin besser, als die bewusstlose und selbstzufriedene Unwissenheit.

Gab es bisher eine solche Arbeit über die Bienen? Ich glaube, nahezu alles gelesen zu haben, was über die Bienen geschrieben worden ist, aber ich kenne nichts ähnliches außer dem Kapitel, das Michelet ihnen am Schlusse seines Werkes »Das Insekt« widmet, und dem Essay von Ludwig Büchner, dem bekannten Verfasser von »Kraft und Stoff«, in seinem »Geistesleben der Tiere«. Man könnte noch die Monographie von Kirby und Spence in ihrer »Introduction to Entomology« erwähnen, aber sie ist fast ausschließlich technisch. Michelet hat den Gegenstand kaum gestreift; Büchners Studie ist ziemlich erschöpfend; aber liest man all die gewagten Behauptungen und längst widerlegten Fabeln, die er von Hörensagen berichtet, so kann man nicht umhin, zu glauben, dass er nie seine Bibliothek verlassen hat, um seine Heldinnen selbst zu befragen, und dass er nicht einen von den hundert summenden und flügelglänzenden Bienenstöcken geöffnet hat, die man vergewaltigt haben muss, bevor unser Instinkt sich ihrem Geheimnis anpasst, bevor wir mit dem Dunstkreise und dem Geiste des Mysteriums, das diese emsigen Jungfrauen bilden, vertraut werden. Das riecht weder nach Honig noch nach Bienen, und es hat denselben Mangel, wie viele unserer gelehrten Werke: die Schlüsse sind vielfach schon bekannt, und der wissenschaftliche Apparat besteht aus einer riesenhaften Anhäufung von unsicheren Geschichten aus jedermanns Munde. Indessen werde ich ihm in meiner Arbeit nicht oft begegnen; unsre Ausgangspunkte, Ansichten und Ziele liegen zu weit auseinander.

Die Bibliographie der Bienenkunde – denn ich möchte den Anfang mit den Büchern machen, um sie möglichst schnell zu erledigen und zu der Quelle zu kommen, aus der sie geschöpft sind – ist sehr umfangreich. Von Urbeginn an hat dies kleine seltsame Gesellschaftstier mit seinen komplizierten Gesetzen und seinen im Dunkeln entstehenden Wunderwerken die Wissbegier der Menschen gefesselt. Aristoteles, Cato, Varro, Plinius, Columella, Palladius haben sich damit beschäftigt, nicht zu reden von dem Philosophen Aristomachos, der sie nach Aussage des Plinius 58 Jahre lang beobachtet hat, oder Phyliscus von Thasos, der in öden Landstrichen lebte, um nur sie zu sehen, und den Beinamen »der Wilde« trug. Aber das sind im Grunde Fabeln über die Bienen, und alles, was der Rede wert ist, d. h. so gut wie Garnichts, findet sich zusammengefasst im vierten Buche von Virgils »Georgica«.

Die Geschichte der Biene beginnt erst im 17. Jahrhundert mit den Entdeckungen des großen holländischen Gelehrten Swammerdam. Jedoch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss vorausgeschickt werden, dass schon vor Swammerdam ein vlämischer Naturforscher Clutius gewisse wichtige Wahrheiten gefunden hat, z. B. dass die Königin die alleinige Mutter ihres ganzen Volkes ist und die Attribute beider Geschlechter besitzt, aber er hat dies nicht bewiesen. Swammerdam war der erste, der eine wissenschaftliche Beobachtungsmethode einführte; er schuf das Mikroskop, sezierte die Bienen zuerst und bestimmte endgültig, durch Entdeckung der Eierstöcke und des Eileiters, das Geschlecht der Königin, die man bisher für einen König (»Weisel«) gehalten hatte. Er warf ein unerwartetes Licht auf die politische Verfassung des Bienenstockes, indem er sie auf die Mutterschaft begründete. Außerdem hat er Durchschnitte entworfen und Platten gezeichnet, die so tadellos waren, dass man sie noch heute zur Illustration von Werken über Bienenzucht benutzt. Er lebte in dem geräuschvollen, trübseligen Amsterdam von ehemals, voller Sehnsucht nach »dem süßen Landleben«, und starb im Alter von 43 Jahren, von Arbeit erschöpft. In deutlicher, frommer Sprache, mit schönen, schlichten Sätzen, in denen er beständig Gott die Ehre gibt, hat er seine Beobachtungen niedergelegt; sein Hauptwerk »Bybel der Natuure« wurde ein Jahrhundert später von Dr. Boerhave aus dem Niederländischen ins Lateinische übersetzt (unter dem Titel Biblia naturae, Leyden 1737).

Nach ihm hat Réaumur, derselben Methode getreu, in seinen Gärten in Charenton eine Menge merkwürdiger Experimente und Beobachtungen gemacht und den Bienen in seinen »Mémoires pour servir à l'Histoire des Insectes« einen ganzen Band gewidmet. Man kann ihn noch heute mit Erfolg und ohne Langeweile lesen. Er ist klar, ehrlich, genau und nicht ohne einen gewissen verschlossenen und herben Reiz. Er hat es sich vor allem angelegen sein lassen, eine Reihe von alten Irrtümern zu zerstreuen, – wofür er freilich einige neue in Umlauf gesetzt hat –; er gewann einen Einblick in die Entstehung der Schwärme, die politischen Gewohnheiten der Königinnen, kurz, er fand verschiedene verwickelte Wahrheiten und wies den Weg zu anderen. Er heiligte durch seine Wissenschaft die architektonischen Wunder des Bienenstaates, und alles, was er darüber gesagt hat, kann nicht besser gesagt werden. Man verdankt ihm schließlich den Gedanken der Kasten mit Glaswänden, der in seiner späteren Vervollkommnung das ganze häusliche Treiben dieser unermüdlichen Arbeiterinnen ans Licht gebracht hat, die, wenn sie ihr Werk in blendendem Sonnenschein beginnen, es doch nur im Finstern vollenden und krönen. Der Vollständigkeit halber wären noch die etwas späteren Untersuchungen und Arbeiten von Charles Bonnet und Schirach zu nennen, welch letzterer das Rätsel des königlichen Eis gelöst hat; aber ich will mich auf die großen Züge beschränken und gehe darum zu François Huber über, dem Meister und Klassiker der heutigen Bienenkunde.

Huber wurde i. J. 1750 in Genf geboren und erblindete schon als Knabe. Durch Réaumurs Experimente angeregt, die er zunächst nur auf ihre Richtigkeit prüfen wollte, empfand er bald eine Leidenschaft für diese Dinge und widmete mit Hilfe eines treuen und verständigen Dieners, François Burnens, sein ganzes Leben dem Studium der Bienen. In den Annalen des menschlichen Leidens und Siegens ist nichts rührender und lehrreicher, als die Geschichte dieses geduldigen Zusammenarbeitens, wo der eine, der nur einen unstofflichen Schimmer wahrnahm, die Hände und Blicke des Anderen, der sich des wirklichen Lichtes erfreute, mit seinem Geiste lenkte, und obschon er, wie versichert wird, nie mit eigenen Augen eine Honigwabe gesehen hat, durch den Schleier dieser toten Augen hindurch, der jenen andren Schleier, in den die Natur alle Dinge hüllt, für ihn verdoppelte, dem Geiste, der diesen unsichtbaren Honigbau schuf, seine tiefsten Geheimnisse ablauschte, wie um uns zu lehren, dass wir unter keinen Umständen darauf verzichten sollten, die Wahrheit herbeizuwünschen und zu suchen. Ich will hier nicht aufzählen, was die Bienenkunde ihm alles verdankt, ich könnte leichter sagen, was sie ihm nicht verdankt. Seine »Nouvelles Observations sur les Abeilles«, von denen der erste Band i. J. 1789 in Form von Briefen an Charles Bonnet erschien – der zweite folgte erst 25 Jahre später – sind der unerschöpfliche, untrügliche Schatz für alle Bienenforscher. Gewiss enthält das Werk auch Irrtümer und Unzulänglichkeiten, es sind seit diesem Buche in der mikroskopischen Bienenkenntnis und praktischen Bienenzucht, der Behandlung der Königinnen u. s. w. manche Fortschritte gemacht worden, aber nicht eine seiner Hauptbeobachtungen ist widerlegt oder als irrig erwiesen worden; sie sind im Gegenteil die Grundlage unseres heutigen Wissens.

Nach Hubers Entdeckungen herrschte einige Jahre Schweigen, aber bald entdeckte ein deutscher Bienenzüchter, der Pfarrer Dzierzon, aus Karlsmarck in Schlesien, die jungfräuliche Zeugung (Parthenogenesis) und erfand den ersten Kastenstock mit beweglichen Waben, durch den der Imker befähigt wird, seinen Anteil an der Honigernte zu gewinnen, ohne seine besten Völker zu zerstören und die Arbeit eines ganzen Jahres in einem Augenblick zu vernichten. Dieser noch sehr unvollkommene Kastenstock ist dann von Langstroth meisterhaft vervollkommnet worden. Er erfand den eigentlichen beweglichen Rahmen, der in Amerika Verbreitung fand und außerordentliche Erfolge erzielte. Root, Quinby, Dadant, Cheshire, de Layens, Cowan, Heddon, Houward u. a. brachten dann noch einige wertvolle Verbesserungen an. Endlich erfand Mehring, um den Bienen Arbeit und Wachs, also auch viel Honig und Zeit zu sparen, Kunstwaben, die sie alsbald benutzten und ihren Bedürfnissen anpassten, während Major von Hruschka die Honigschleuder erfand, eine Zentrifugalmaschine, die den Honig ausschleudert, ohne dass die Waben zerstört werden. Damit eröffnet sich eine neue Periode der Bienenzucht. Die Kästen sind von dreifachem Fassungsvermögen und dreifacher Ergiebigkeit. Überall entstehen große, leistungsfähige Bienenwirtschaften. Das unnütze Hinmorden der arbeitslustigsten Völker und die »Auslese der Schlechtesten«, welche die Folge davon war, hören auf. Der Mensch bekommt die Bienen wirklich in seine Gewalt, er kann seinen Willen durchsetzen, ohne einen Befehl zu geben, und sie gehorchen ihm, ohne ihn zu kennen. Er übernimmt die Rolle des Schicksals, die sonst in der Hand der Jahreszeiten lag. Er gleicht die Ungunst der einzelnen Jahreszeiten aus. Er vereinigt die feindlichen Völker. Er macht reich arm und arm reich. Er vermehrt oder verringert die Geburten. Er regelt die Fruchtbarkeit der Königin. Er entthront und ersetzt sie in schwer errungenem Einvernehmen mit dem beim bloßen Argwohn einer unbegreiflichen Einmischung rasenden Bienenvolke. Er versehrt, wenn er es für nützlich hält, ohne Kampf das Geheimnis des Allerheiligsten und kreuzt die kluge und weitblickende Politik des königlichen Frauengemaches. Er bringt sie fünf oder sechs Mal hintereinander um die Früchte ihrer Arbeit, ohne sie zu verletzen, zu entmutigen und arm zu machen. Er passt die Honigräume und Speicher ihrer Wohnungen dem Ertrage der Blumenernte, die der Frühling über die Berghänge ausstreut, an. Er zwingt sie, die üppige Zahl der Bewerber, welche auf die Geburt der Prinzessinnen harren, herabzusetzen. Kurz, er tut mit ihnen, was er will, und erreicht von ihnen, was er fordert, vorausgesetzt, dass seine Forderungen mit ihren Tugenden und Gesetzen übereinstimmen, denn sie sehen über den Willen des unerwarteten Gottes hinaus, der sich ihrer bemächtigt hat und der zu ungeheuer ist, um erkannt, zu fremd, um begriffen zu werden, weiter als dieser Gott selbst, und sind nur darauf bedacht, in unermüdlicher Selbstverleugnung die geheimnisvolle Pflicht gegen die Gattung zu erfüllen.

Nachdem uns die Bücher nunmehr das Wesentlichste gesagt haben, was sie uns über eine sehr alte Geschichte zu sagen hatten, lassen wir die durch andere erworbene Erfahrungsweisheit fallen und sehen uns die Bienen selbst einmal an. Eine Stunde im Bienenstock sagt uns vielleicht Dinge, die zwar weniger gewiss, aber ungleich lebendiger und fruchtbarer sind.

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316 стр. 111 иллюстраций
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9783753190433
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