Читать книгу: «George Sand – Gesammelte Werke», страница 46

Шрифт:

6.

Con­sue­lo hat­te zu viel Ver­stand und zu viel Adel des Geis­tes, um sich nicht zu sa­gen, dass Al­ber­t’s Lie­be von den bei­den, wel­che ihr dar­ge­bracht wur­den, bei wei­tem, ja ohne alle Ver­glei­chung die wahrs­te, edels­te und schät­zens­wer­tes­te sei. Und als sie Al­bert und An­zo­le­to ne­ben ein­an­der sah, glaub­te sie schon über ih­ren Feind ge­siegt zu ha­ben. Al­ber­t’s tiefer Blick, der ihr bis in das In­ners­te der See­le zu drin­gen schi­en, und der lan­ge, kräf­ti­ge Druck sei­ner bie­de­ren Hand lie­ßen sie er­ken­nen, dass er den Aus­gang ih­rer Un­ter­re­dung mit dem al­ten Chris­ti­an wuss­te, und ih­rer Ent­schei­dung still er­ge­ben und dank­bar harr­te.

Wirk­lich hat­te Al­bert mehr er­langt als er ge­hofft und Con­sue­lo’s Schwan­ken war ihm süß ge­gen das ge­hal­ten, was er ge­fürch­tet hat­te, so nie­der­ge­schla­gen war er, als er sah wie ge­cken­haft sich An­zo­le­to be­nahm. Die­ser hat­te sich mit al­ler sei­ner Ent­schlos­sen­heit ge­waff­net. Halb er­ra­tend, was hin­ter sei­nem Rücken ge­sch­ah, hat­te er sich vor­ge­nom­men, je­den Fuß­breit Bo­den zu ver­tei­di­gen, und soll­te man ihn bei den Schul­tern zum Hau­se hin­aus­sto­ßen. Sei­ne fre­che Hal­tung, sein spöt­ti­scher Blick wi­der­ten Con­sue­lo an, und als er dreist auf sie zu­ging, um ihr die Hand zu rei­chen, wen­de­te sie sich hin­weg und nahm die Hand, die Al­bert ihr bot, um sie zu Ti­sche zu füh­ren.

Wie ge­wöhn­lich setz­te sich der jun­ge Graf Con­sue­lo ge­gen­über und der alte Chris­ti­an ließ sie an sei­ner Lin­ken sit­zen, an Ama­li­ens frü­he­rem Plat­ze, den sie seit­dem im­mer ein­ge­nom­men hat­te. Aber statt des Ka­plans der zur Lin­ken Con­sue­lo’s zu sit­zen pfleg­te, nö­tig­te das Stifts­fräu­lein den vor­geb­li­chen Bru­der sich zwi­schen sie bei­de zu set­zen, so­dass An­zo­le­to’s bit­te­re Wit­ze­lei­en halb­laut ge­spro­chen zu Con­sue­lo’s Ohre ge­lan­gen und sei­ne gott­lo­sen Schna­ken den al­ten Pries­ter är­gern konn­ten wor­auf er es eben ab­ge­se­hen hat­te.

An­zo­le­to’s Plan war sehr ein­fach. Er woll­te sich de­nen in der Fa­mi­lie, wel­che, wie er ver­mu­te­te, der Hei­rat ab­ge­neigt wä­ren, ver­hasst und un­er­träg­lich ma­chen, um ih­nen durch sei­ne Un­ge­zo­gen­heit und Ge­mein­heit den schlech­tes­ten Be­griff von Con­sue­lo’s An­hang und Ver­wandt­schaft bei­zu­brin­gen.

– Wir wol­len ein­mal se­hen, dach­te er, ob sie den Bru­der, den ich ih­nen vor­rei­ten will, ver­dau­en wer­den.

An­zo­le­to war zwar ein un­rei­fer Sän­ger und in tra­gi­schen Rol­len ein höchst mit­tel­mä­ßi­ger Schau­spie­ler, aber er hat­te eine gute An­la­ge zur Ko­mik. Er hat­te schon ge­nug von der Welt ge­se­hen, um die fei­nen Sit­ten und die Spra­che der ge­bil­de­ten Ge­sell­schaft nach­ah­men zu kön­nen, aber durch die An­wen­dung die­ser Fer­tig­keit wür­de er das Stifts­fräu­lein wahr­schein­lich mit der nied­ri­gen Her­kunft der Braut eher aus­ge­söhnt ha­ben; er ent­schied sich da­her für das ent­ge­gen­ge­setz­te Gen­re und be­nahm sich umso ge­schick­ter da­bei, als es ihm na­tür­li­cher war.

Er hat­te sich über­zeugt, dass Wences­la­wa un­ge­ach­tet sie hart­nä­ckig da­bei blieb, nur Deutsch, die Spra­che des Ho­fes und al­ler wohl­den­ken­den Un­ter­ta­nen zu spre­chen, doch kein Wort von dem ver­lor, was er auf Ita­lie­nisch sag­te. Er fing also an, in die Kreuz und Que­re zu schwat­zen und dem gu­ten Un­gar­wein flei­ßig zu­zu­spre­chen, vor dem er sich nicht fürch­te­te, denn er war längst an die be­rau­schends­ten Ge­trän­ke ge­wöhnt, tat aber, als ob er die er­hit­zen­de Wir­kung des schwe­ren Wei­nes fühl­te, um den Berausch­ten spie­len zu kön­nen.

Sein Plan glück­te ihm ganz nach Wunsch. Der alte Graf der zu­erst nach­sich­tig über sei­ne schlech­ten Spä­ße ge­lacht hat­te, konn­te bald nur noch ge­zwun­gen lä­cheln und muss­te alle sei­ne Höf­lich­keit als Wirt und sein gan­zes vä­ter­li­ches Wohl­wol­len zu­sam­men­neh­men, um nicht den vor­lau­ten künf­ti­gen Schwa­ger sei­nes ed­len Sohns in die ge­zie­men­den Schran­ken zu ver­wei­sen.

Der Ka­plan sprang mehr­mals ent­rüs­tet halb von sei­nem Stuh­le auf und mur­mel­te deut­sche Wor­te zwi­schen den Zäh­nen, die fast wie Exor­cis­men klan­gen. Die Mahl­zeit wur­de ihm häss­lich ver­dor­ben, und sei­ner Tage hat­te er nicht so schlecht ver­daut.

Das Stifts­fräu­lein hör­te die Un­ge­zo­gen­hei­ten ih­res Gas­tes mit un­ter­drück­ter Ver­ach­tung und fast mit bos­haf­tem Ver­gnü­gen an. Bei je­der neu­en Un­schick­lich­keit warf sie ih­rem Bru­der einen Blick zu, als ob sie ihn zum Zeu­gen neh­men woll­te, und der gute Chris­ti­an such­te, ohne auf­zu­se­hen, durch ir­gend eine nicht ge­ra­de pas­send her­bei­ge­zo­ge­ne Be­mer­kung die Auf­merk­sam­keit der Zu­hö­rer ab­zu­len­ken. Dann sah das Stifts­fräu­lein Al­bert an, aber Al­bert war fühl­los. Er schi­en von sei­nem läs­ti­gen und lus­ti­gen Tisch­ge­nos­sen nichts zu se­hen und nichts zu hö­ren.

Am meis­ten ge­fol­tert von Al­len war un­strei­tig die arme Con­sue­lo. Zu­erst glaub­te sie, An­zo­le­to habe sich bei sei­nem aus­schwei­fen­den Le­ben die­se un­ge­bär­di­gen Ma­nie­ren und die­sen schmut­zi­gen Ge­schmack an­ge­eig­net, die sie an ihm nicht kann­te, denn er hat­te sich nie so vor ihr ge­zeigt. Sie war so em­pört und so be­stürzt dar­über, dass sie nahe dar­an war, vom Ti­sche auf­zu­ste­hen. Aber als sie merk­te, dass es eine Kriegs­list war, fand sie die Kalt­blü­tig­keit wie­der, die ih­rer Un­schuld und ih­rer Wür­de ge­ziem­te.

Sie hat­te sich nicht in die Ge­heim­nis­se und in die Gunst die­ser Fa­mi­lie ein­ge­drängt, um die Stel­lung, wel­che man ihr an­trug, zu er­schlei­chen. Die­se Stel­lung hat­te nicht einen Au­gen­blick ih­rem Ehr­geiz ge­schmei­chelt und in ih­rem rei­nen Ge­wis­sen fühl­te sie sich stark ge­nug ge­gen die ge­hei­men Be­schul­di­gun­gen des Stifts­fräu­leins. Sie wuss­te, sie sah, dass Al­ber­t’s Lie­be und sei­nes Va­ters Zu­trau­en über eine so jäm­mer­li­che Pro­be er­ha­ben wa­ren. Die Ver­ach­tung, wel­che An­zo­le­to, feig und schlecht auch in sei­ner Ra­che, ihr ein­flö­ßte, mach­te sie nur noch stär­ker. Ihre Au­gen be­geg­ne­ten ein ein­zi­ges Mal den Au­gen Al­ber­t’s und sie ver­stan­den sich. Con­sue­lo sag­te Ja, und Al­bert ant­wor­te­te Trotz al­lem!

– Es ist noch nicht so weit, sag­te An­zo­le­to lei­se zu Con­sue­lo, da er die­se Bli­cke be­merkt und sich aus­ge­legt hat­te.

– Sie tun mir un­end­lich wohl, ant­wor­te­te Con­sue­lo, und ich dan­ke Ih­nen da­für.

Sie mur­mel­ten den ra­schen ve­ne­tia­ni­schen Dia­lekt zwi­schen den Zäh­nen hin, der nur aus Vo­ka­len zu­sam­men­ge­setzt scheint und so vie­le Lau­te ab­wirft und zu­sam­men­zieht, dass selbst die an­de­ren Ita­lie­ner aus Flo­renz und Rom ihn beim ers­ten Hö­ren kaum ver­ste­hen kön­nen.

– Ich mer­ke, dass du mich in die­sem Au­gen­bli­cke ver­ab­scheust, sag­te An­zo­le­to, und dass du nun ge­wiss zu sein glaubst, mich im­mer zu has­sen. Aber du kommst mir so nicht los.

– Sie ha­ben zu früh die Mas­ke ab­ge­legt, ent­geg­ne­te Con­sue­lo.

– Aber nicht zu spät, ver­setz­te An­zo­le­to, He, Pad­re mio be­ne­det­to, sag­te er zu dem Ka­plan ge­wen­det und gab ihm einen Stoß an den El­len­bo­gen, dass der wür­di­ge Pries­ter die Hälf­te des Wei­nes, den er zu den Lip­pen führ­te, auf sein Krä­gel­chen schüt­te­te, trin­ken Sie doch flin­ker solch einen bra­ven Wein hin­un­ter, der Leib und See­le labt, wahr­haf­tig so gut wie der in der hei­li­gen Mes­se! Herr Graf, sag­te er dann zu dem al­ten Chris­ti­an, ihm sein Glas hin­rei­chend, Sie ha­ben da an Ih­rer Her­zens­sei­te eine gold­gel­be Re­ser­ve­fla­sche ste­hen, die wie die Son­ne blitzt. Ich den­ke mir, dass das ein Nek­tar ist, wo­von ein ein­zi­ger Trop­fen mich zu ei­nem Halb­gott ma­chen müss­te.

– Neh­men Sie sich in Acht, mein Kind! sag­te end­lich der Graf, in­dem er sei­ne ma­ge­re, mit Rin­gen be­deck­te Hand an den bril­lan­tier­ten Hals der Kris­tall­fla­sche leg­te: der Grei­sen­wein schließt jun­gen Leu­ten manch­mal den Mund.

– Du maulst, dass du wie ein Ko­bold hübsch aus­siehst, sag­te An­zo­le­to in gu­tem kla­ren Ita­lie­nisch zu Con­sue­lo, so­dass es alle Welt ver­ste­hen konn­te. Du ge­mahnst mich recht an die Dia­vo­les­sa von Ga­lup­pi, die du vo­ri­ges Jahr in Ve­ne­dig so himm­lisch ge­spielt hast. Apro­pos, Herr Graf, den­ken Sie denn mei­ne Schwes­ter hier noch lan­ge in Ihrem ver­gol­de­ten, und mit Sei­de ge­füt­ter­ten Kä­figt zu be­hal­ten? Sie ist ein Sin­ge­vo­gel, muss ich Ih­nen sa­gen, und der Vo­gel dem man sei­ne Stim­me wehrt, ver­liert bald die Fe­dern. Es geht ihr hier sehr gut, das sehe ich ein, aber das lie­be Pub­li­kum da un­ten, das sie rein ver­rückt ge­macht hat, schreit sich hei­ser nach ihr. Und wenn ich von mir re­den soll, so könn­ten Sie mir Ihren Na­men, Ihr Schloss, Ihren gan­zen fa­mo­sen Wein­kel­ler und Ihren ehr­wür­di­gen Ka­plan noch oben­ein schen­ken, ich wür­de mei­ne Lam­pen, mei­nen Ko­thurn und mei­ne Tril­ler nicht da­für las­sen.

– Sie sind also auch Ko­mö­di­ant? frag­te das Stifts­fräu­lein mit kal­tem, ver­ächt­li­chem Tone.

– Ko­mö­di­ant, Pi­ckel­hä­ring Ih­nen zu die­nen, Il­lust­ris­si­ma! ent­geg­ne­te An­zo­le­to, ohne die Fas­sung zu ver­lie­ren.

– Kann er et­was? frag­te der alte Chris­ti­an Con­sue­lo mit ei­ner Ruhe, worin eben so viel Gut­mü­tig­keit als Wohl­wol­len lag.

– Nicht das min­des­te! ent­geg­ne­te Con­sue­lo, in­dem sie einen be­mit­lei­den­den Blick auf ih­ren Geg­ner warf.

– Wenn das ist, so ver­klagst du dich selbst, sag­te An­zo­le­to, denn ich bin dein Zög­ling. Ich hof­fe in­des­sen, setz­te er im ve­ne­tia­ni­schen Dia­lekt hin­zu, dass ich ge­nug kann, um dir das Spiel zu ver­der­ben.

– Sie wer­den nur sich selbst scha­den, ant­wor­te­te Con­sue­lo in dem­sel­ben Dia­lekt. Böse Ab­sich­ten ver­der­ben das Herz, und das Ih­ri­ge wird bei dem al­len mehr ver­lie­ren, als Sie mir im Her­zen der an­de­ren rau­ben kön­nen.

– Ich bin sehr er­freut, dass du die Her­aus­fo­drung an­nimmst. Ans Werk denn, schö­ne Krie­ge­rin! Zie­hen Sie nur das Vi­sier nie­der, ich lese doch die Furcht und den Är­ger in Ihren Au­gen.

– Oh, Sie kön­nen nichts dar­in le­sen, als wie sehr ich Sie be­daue­re. Ich glaub­te es ver­ges­sen zu kön­nen, dass ich Sie ver­ach­ten muss, und Sie ge­ben sich alle Mühe, es mir in das Ge­dächt­nis zu­rück zu ru­fen.

– Ver­ach­tung und Lie­be be­ste­hen oft ganz gut mit­ein­an­der.

– Ja, in ge­mei­nen See­len.

– Nein, in den stol­zes­ten See­len; das hat man schon er­lebt und wird es im­mer wie­der er­le­ben.

So ging die gan­ze Mahl­zeit hin. Als man sich in den Ne­ben­saal be­ge­ben hat­te, bat das Stifts­fräu­lein, das ent­schlos­sen schi­en, sich an An­zo­le­to’s Un­ver­schämt­heit zu er­göt­zen, die­sen, dass er et­was sin­gen möch­te. Er war so­gleich be­reit, und nach­dem er ein Paar Läu­fe über das alte Kla­vier ge­macht hat­te, wel­ches un­ter sei­nen ner­vi­gen Fin­gern ächz­te, stimm­te er einen je­ner lo­cke­ren Schwän­ke an, wo­mit er Zus­ti­nia­ni’s pe­tits sou­per­s zu wür­zen pfleg­te. Die Text­wor­te wur­den wir­belnd schnell ge­spro­chen. Das Stifts­fräu­lein ver­stand sie nicht und hat­te ihre Freu­de an der Ge­läu­fig­keit und Keck­heit, wo­mit er sie vor­trug. Graf Chris­ti­an war über­rascht von der schö­nen Stim­me und der wun­der­ba­ren Leich­tig­keit des Sän­gers. Er über­ließ sich zwang­los dem Ver­gnü­gen, ihm zu­zu­hö­ren, und als das ers­te Stück zu Ende war, ver­lang­te er ein zwei­tes. Al­bert, der ne­ben Con­sue­lo saß, schi­en taub und sag­te kein Wort.

An­zo­le­to glaub­te, Al­bert är­ge­re sich, weil er sich end­lich in ei­nem Punk­te aus­ge­sto­chen sähe. Er ver­gaß sei­nen Vor­satz, die Zu­hö­rer mit sei­nen mu­si­ka­li­schen Zo­ten in die Flucht zu ja­gen, und da er zum Über­flus­se sah, dass es ver­geb­li­che Mühe war, weil sei­ne Wir­te ent­we­der zu un­schul­di­ge See­len oder des Dia­lekts zu un­kun­dig wa­ren, so er­gab er sich sei­nem Durs­te nach Be­wun­de­rung und sang mit Lust; er woll­te aber auch Con­sue­lo zei­gen, dass er Fort­schrit­te ge­macht hat­te. Er hat­te in dem Ge­bie­te, wel­ches ihm er­reich­bar war, in der Tat an Fer­tig­keit und Be­wusst­sein ge­won­nen. Sei­ne Stim­me hat­te viel­leicht nicht mehr ganz ihre ers­te Fri­sche, den Sam­met der Ju­gend hat­te sein zü­gel­lo­ses Le­ben hin­weg­ge­wischt, aber er hat­te sei­ne Ef­fek­te mehr be­herr­schen ge­lernt, und ver­stand es bes­ser als sonst, Schwie­rig­kei­ten zu über­win­den, wozu ihn sein Ge­schmack und sei­ne Nei­gung im­mer am meis­ten hin­zog. Er sang gut und ern­te­te vie­le Lob­sprü­che vom Gra­fen Chris­ti­an, von dem Stifts­fräu­lein und so­gar von dem Ka­plan ein, der ein großer Freund von Fio­ri­tu­ren war und dem Con­sue­lo’s Ma­nier zu ein­fach und na­tür­lich schi­en, um ihm ge­lehrt zu schei­nen.

– Sie sag­ten, er könn­te nichts, be­merk­te der Graf ge­gen Con­sue­lo, Sie sind zu streng oder zu be­schei­den mit Ihrem Zög­ling. Er hat im Ge­gen­tei­le recht viel Ge­schick und kurz, ich fin­de in ihm et­was von Ih­nen.

Der gute Chris­ti­an dach­te durch die­se Aner­ken­nung An­zo­le­to’s die Be­schä­mung, wel­che des­sen Be­tra­gen der ver­meint­li­chen Schwes­ter ver­ur­sacht ha­ben müss­te, ein we­nig zu ver­wi­schen. Er ver­tei­dig­te da­her das Ver­dienst des Sän­gers mit vie­lem Ei­fer, und An­zo­le­to, der zu gern glänz­te, um nicht schon sei­ner häss­li­chen Rol­le über­drü­ßig zu sein, setz­te sich wie­der an das Kla­vier, nach­dem er noch wahr­ge­nom­men hat­te, dass Graf Al­bert im­mer tiefer in sein Träu­men ver­sank.

Das Stifts­fräu­lein, wel­ches bei lan­gen Mu­sik­stücken schläf­rig wur­de, bat ihn um noch ein ve­ne­tia­ni­sches Lied, und An­zo­le­to wähl­te dies­mal ei­nes, wel­ches von mehr gu­tem Ge­schmack zeug­te. Er wuss­te, dass er Volks­wei­sen am bes­ten sang. Con­sue­lo selbst war die cha­rak­te­ris­ti­sche, pi­kan­te Be­hand­lung des Dia­lekts nicht so ei­gen als ihm, der ein Kind der La­gu­nen und gleich­sam von Ge­burt Cha­rak­ter­sän­ger war.

Bald die der­be und ke­cke Ma­nier der ist­ri­schen Fi­scher, bald die sinn­vol­le und be­hag­li­che Nach­läs­sig­keit der ve­ne­tia­ni­schen Gon­do­lie­re wuss­te er so an­mu­tig, so ent­zückend nach­zuah­men, dass es un­mög­lich war, ihn nicht mit Ver­gnü­gen zu se­hen und zu hö­ren. Sein schö­nes, be­weg­li­ches, aus­drucks­vol­les Ge­sicht nahm bald den stol­zen, fei­er­li­chen Ernst der einen, bald die schmei­cheln­de und spöt­ti­sche Ge­schmei­dig­keit der an­de­ren an. Sein ge­schmack­los ko­ket­ter An­zug, dem man auf eine Mei­le weit den Ve­ne­tia­ner an­mer­ken konn­te, trug in die­sem Au­gen­bli­cke dazu bei, die Täu­schung zu ver­meh­ren und hob die Vor­zü­ge sei­ner Per­sön­lich­keit statt ih­nen zu scha­den.

Con­sue­lo, wel­che An­fangs wirk­lich kalt ge­we­sen, sah sich bald da­hin ge­bracht, dass sie die Gleich­gül­ti­ge und Zer­streu­te nur spiel­te. Die Auf­re­gung nahm sie im­mer mehr und mehr ein. Sie sah in An­zo­le­to ganz Ve­ne­dig leib­haft wie­der, und in die­sem Ve­ne­dig den gan­zen An­zo­le­to der frü­he­ren Tage, mit sei­ner Lus­tig­keit, sei­ner un­schul­di­gen Lie­be, sei­nem kin­di­schen Stolz. Ihre Au­gen füll­ten sich mit Trä­nen und die mun­te­ren Scher­ze, wel­che die an­de­ren la­chen mach­ten, dran­gen ihr, die tiefs­te Weh­mut we­ckend in das Herz.

Nach den Lie­dern ver­lang­te Graf Chris­ti­an einen geist­li­chen Ge­sang.

– Je nu! ich weiß alle, sag­te An­zo­le­to, die man in Ve­ne­dig singt, aber sie sind zu zwei Stim­men, und wenn mei­ne Schwes­ter, die sie auch weiß, nicht mit sin­gen will, so kann ich Ew. Herr­lich­keit nicht die­nen.

So­gleich bat man Con­sue­lo zu sin­gen. Sie wehr­te sich lan­ge, ob­gleich die Ver­su­chung groß war. End­lich gab sie den Bit­ten des gu­ten al­ten Gra­fen nach, der es sich in den Kopf ge­setzt hat­te, sie mit ih­rem Bru­der aus­zu­söh­nen, in­dem er sich selbst mit ihm ganz aus­ge­söhnt zeig­te, setz­te sich ne­ben An­zo­le­to und be­gann zit­ternd einen die­ser lan­gen, zwei­stim­mi­gen, in Stro­phen von je drei Ver­sen ein­ge­teil­ten Ge­sän­ge, die man zu Ve­ne­dig in den An­dachts­zei­ten gan­ze Näch­te hin­durch vor den Ma­don­nen­bil­dern an den Stra­ßen­e­cken hört. Ihre Be­we­gung ist eher leb­haft als schwer­mü­tig, aber in der Ein­tö­nig­keit ih­res Re­frains und in den Ge­dan­ken ih­res Tex­tes, die eine et­was heid­nische Fröm­mig­keit at­men, liegt et­was sanft Weh­mü­ti­ges, wel­ches den Hö­rer all­mäh­lich an­zieht und zu­letzt hin­reißt.

Con­sue­lo sang mit sanf­ter, ver­schlei­er­ter Stim­me, den ve­ne­tia­ni­schen Frau­en nach­ah­mend, und An­zo­le­to in dem et­was rau­en Kehl­ton der jun­gen Leu­te dort zu Lan­de. Zu­gleich spiel­te er auf dem Kla­vier eine lei­se, flie­ßen­de Beglei­tung in ge­bro­che­nen Ak­kor­den, wel­ches sei­ne Ge­fähr­tin an das Mur­meln der Wel­len auf den Flie­sen und das Flüs­tern des Win­des in den Wein­ran­ken er­in­ner­te. Sie glaub­te sich in Ve­ne­dig an ei­nem schö­nen Som­mer­abend, ein­sam, am Fuße ei­ner je­ner Ka­pel­len, die un­ter frei­em Him­mel Wein­laub über­schat­tet und eine flim­mern­de Lam­pe be­leuch­tet, de­ren Schein die leicht ge­kräu­sel­te Flut des Kana­les zit­ternd zu­rück­wirft.

O, welch ein Ab­stand zwi­schen dem ban­gen, pei­ni­gen­den Ge­füh­le von die­sem Mor­gen, als sie Al­ber­t’s Gei­ge an dem Ran­de ei­nes an­de­ren Was­sers, ei­ner schwar­zen, stum­men, re­gungs­lo­sen und ge­spens­ti­gen Quel­le hör­te und dem Ent­zücken, dies Ve­ne­dig im Geis­te zu schau­en, mit sei­nem schö­nen Him­mel, sei­nen sü­ßen Me­lo­di­en, sei­nen blau­en, flat­tern­den Wel­len und dar­in dem Lich­ter­flim­mer und dem Wie­der­schein der Ster­ne!

An­zo­le­to brach­te ihr die­ses herr­li­che Schau­spiel vor die See­le, in wel­chem sich für sie al­les ver­ein­te, was nur Le­ben und Frei­heit war; und auf der an­de­ren Sei­te jene Höh­le, die selt­sa­men, wil­den Me­lo­di­en der al­ten Böh­men, die Ge­bei­ne von düs­ter­ro­ten Fa­ckeln an­ge­leuch­tet, wel­che sich in ei­nem viel­leicht mit den­sel­ben trau­ri­gen Über­res­ten an­ge­füll­ten Was­ser spie­geln, und mit­ten un­ter dem al­len Al­ber­t’s blei­che Ge­stalt, das schwär­me­ri­sche Buß­werk, der Ge­dan­ke ei­ner un­be­kann­ten Welt, das An­schau­en ei­ner mys­ti­schen Sym­bo­lik und die schmerz­li­che Auf­re­gung ei­ner un­be­greif­li­chen Ver­zückung, zu viel das al­les für Con­sue­lo’s ru­hi­ge, ein­fa­che See­le.

Um ein­zu­ge­hen in die­se Welt ab­strak­ter Ge­dan­ken, muss­te sie An­stren­gun­gen ma­chen, de­ren ihre leb­haf­te Ein­bil­dungs­kraft fä­hig war, wo­bei je­doch ihr We­sen, ge­fol­tert von un­er­klär­li­chen Lei­den und von er­mat­ten­den Schau­ern, er­lag. Ihre gan­ze frü­he­re Ent­wi­cke­lung und noch mehr ihre süd­li­che Na­tur wi­der­stand dem trü­ben, ban­gen We­sen ei­ner mys­ti­schen Lie­be. Al­bert er­schi­en ihr wie der Geist des Nor­dens, tief, ge­wal­tig und er­ha­ben oft, doch im­mer düs­ter, wie der Sturm der ei­si­gen Näch­te und das dump­fe Brau­sen der un­ter­ir­di­schen Strö­me. Es war die grü­beln­de, träu­men­de See­le, die al­les be­fragt und al­les deu­tet, die Stur­m­nacht, den Lauf der himm­li­schen Er­schei­nun­gen, die wil­den Stim­men des Wal­des und die halb ver­lo­sche­ne In­schrift ei­nes al­ten Gra­bes.

In An­zo­le­to ver­kör­per­te sich ihr da­ge­gen das Le­ben des Sü­dens, die von der mäch­ti­gen Son­ne, von dem vol­len Licht ent­zün­de­te und be­fruch­te­te Ma­te­rie, de­ren Poe­sie in der ge­dräng­ten Fül­le des Wachs­tums ruht und de­ren Stolz die rei­che Ent­fal­tung des ei­ge­nen or­ga­ni­schen Trie­bes ist. Es war hier das Ge­fühls­le­ben mit dem schar­fen Sin­ne für Ge­nuss, das Un­be­küm­mert­sein um heut und mor­gen, das dem Künst­ler ei­gen ist, eine ge­wis­se Be­wusst­lo­sig­keit oder Sorg­lo­sig­keit um das, was gut und böse heißt, eine Leich­tig­keit, glück­lich zu sein, Ver­ach­tung oder Ver­säum­nis des Be­sin­nens und Be­den­kens, kurz die Kehr­sei­te und das Ge­gen­teil der Idea­li­tät.

Zwi­schen die­sen bei­den Men­schen, de­ren We­sen die ent­ge­gen­ge­setz­ten Pole des mensch­li­chen Geis­tes dar­zu­stel­len schi­en, war Con­sue­lo so in ban­ger Schwe­be ge­hal­ten, so un­fä­hig zu han­deln und zu wir­ken, wie es eine von ih­rem Lei­be ge­schie­de­ne See­le wäre. Sie lieb­te das Schö­ne, sie dürs­te­te nach dem Ide­al. Be­griff und Bild da­von bot ihr Al­bert dar. Aber ge­hemmt in sei­ner geis­ti­gen Ent­wi­cke­lung durch einen krank­haf­ten Reiz, hat­te Al­bert dem über­sinn­li­chen Le­ben zu viel ein­ge­räumt. Er kann­te das wirk­li­che Le­ben so we­nig, dass er oft die Fä­hig­keit ver­lo­ren hat­te, sein ei­ge­nes Da­sein zu emp­fin­den. Er dach­te gar nicht, dass die düs­te­ren Vor­stel­lun­gen und Bil­der, mit wel­chen er sich ver­traut ge­macht hat­te, sei­ner Braut ein an­de­res Ge­fühl un­ter dem Ein­flus­se der Lie­be und der Tu­gend ein­flö­ßen könn­ten als gläu­bi­ge Be­geis­te­rung und se­li­ge Rüh­rung. Er hat­te nicht be­grif­fen, noch ge­ahnt, dass er sie in eine Luft ver­setz­te, die ihr töd­lich wer­den muss­te, wie die Po­lar­käl­te ei­nem tro­pi­schen Ge­wäch­se. Kurz er be­griff nicht dass sie in sein We­sen nicht ein­gehn konn­te, ohne dem ih­ri­gen Ge­walt an­zu­tun.

An­zo­le­to da­ge­gen ver­wun­de­te zwar Con­sue­lo’s See­le und em­pör­te ihr In­ners­tes in je­der Hin­sicht, al­lein er trug in sei­ner wei­ten, dem er­qui­cken­den Hauch der frei­en süd­li­chen Lüf­te ge­öff­ne­ten Brust al­len Le­ben­sa­tem, des­sen die Blu­me Spa­ni­ens, wie er sie sonst zu nen­nen pfleg­te, zu freu­di­gem Blü­hen be­durf­te. Sie fand in ihm wie­der ein gan­zes Le­ben un­be­wus­s­ter, köst­li­cher An­schau­un­gen, eine gan­ze Welt na­tür­li­cher, hel­ler, fröh­li­cher Klän­ge, eine gan­ze Ver­gan­gen­heit voll Frie­den, Sorg­lo­sig­keit, kör­per­li­cher Reg­sam­keit, müh­lo­ser Un­schuld, un­ge­zwun­ge­ner Sitt­sam­keit und un­ge­such­ter Fröm­mig­keit. In der Tat fast das Da­sein ei­nes Vo­gels im Wal­de. Aber ist nicht viel vom Vo­gel in der Künst­ler­see­le, und muss nicht auch der Mensch ein we­nig aus dem Le­bens­kelche wel­cher al­len We­sen ge­mein ist, nip­pen, um voll­kom­men zu sein und den Schatz sei­nes Geis­tes zu ver­wer­ten?

Con­sue­lo’s Ge­sang ward im­mer wei­cher und rüh­ren­der, wäh­rend ihre See­le sich un­be­wusst und un­will­kür­lich den un­ter­schie­de­nen Ein­drücken hin­gab, wel­che ich an ih­rer Stel­le als Be­trach­tun­gen aus­sprach, zu weit­schwei­fig glau­be ich selbst. Man möge es mir ver­zei­hen. Denn wie wür­de man ohne sie die lei­di­ge Be­weg­lich­keit des Ge­fühls be­grei­fen wel­che die­ses sonst so ver­stän­di­ge und so wah­re Mäd­chen, das mit Recht den treu­lo­sen An­zo­le­to noch eben ge­hasst hat­te, dazu ver­lei­ten konn­te, dass sie mit ei­ner ge­wis­sen Wol­lust sei­ne Stim­me hör­te, sein Haar streif­te, sei­nen Atem fühl­te?

Der Saal war zu tief, um je ganz er­hellt zu sein, wie man schon weiß, und über­dies neig­te sich der Tag. Das Kla­vier­pult, auf wel­chem An­zo­le­to ein großes No­ten­buch of­fen hat­te lie­gen las­sen, ver­barg ihre Köp­fe den An­we­sen­den, wel­che alle ziem­lich ent­fernt sa­ßen, und ihre Köp­fe nä­her­ten sich ein­an­der mehr und mehr. An­zo­le­to, nur noch mit ei­ner Hand be­glei­tend, hat­te sei­nen an­de­ren Arm um den schlan­ken Leib sei­ner Freun­din ge­schla­gen und zog sie un­be­merkt an sich.

Sechs Mo­na­te des Schmer­zes und der Ent­rüs­tung wa­ren in die­sem Au­gen­bli­cke wie ein Traum ans der See­le des Mäd­chens ent­schwun­den. Es war ihr ganz als wäre sie noch in Ve­ne­dig, und be­te­te zur Ma­don­na, ihre Lie­be zu dem schö­nen Ver­lob­ten, den ihr ihre Mut­ter ge­ge­ben hat­te, und der Hand in Hand und Herz an Herz mit ihr be­te­te, zu seg­nen. Al­bert war hin­aus­ge­gan­gen, ohne dass sie es be­merkt hat­te und die Luft war leich­ter, das Zwie­licht trau­li­cher um sie her. Plötz­lich am Schlus­se ei­ner Stro­phe fühl­te sie die glü­hen­den Lip­pen ih­res ers­ten Ver­lob­ten auf den ih­ri­gen. Sie un­ter­drück­te einen Schrei, und sich auf das Kla­vier nie­der­beu­gend, zer­floss sie in Trä­nen.

In die­sem Au­gen­bli­cke trat Al­bert wie­der ein, hör­te sie schluch­zen und sah An­zo­le­to’s höh­ni­sche Freu­de. Die an­de­ren Zeu­gen die­ses ra­schen Vor­gangs wun­der­ten sich nicht über die Un­ter­bre­chung des Ge­san­ges. Nie­mand hat­te den Kuss be­merkt und je­der­mann dach­te sich, dass die Erin­ne­rung an ihre Kind­heit und die Lie­be zu ih­rer Kunst ihr Trä­nen ent­lock­ten. Graf Chris­ti­an emp­fand ein klei­nes Un­be­ha­gen über die­se Emp­find­sam­keit, wel­che ver­riet wie schmerz­lich sie noch an Din­gen hing, de­ren Op­fer er von ihr ver­lang­te. Das Stifts­fräu­lein und der Ka­plan wa­ren froh dar­über, denn sie hiel­ten es für ein Zei­chen, dass ihr das Op­fer un­mög­lich wäre.

Al­bert hat­te sich noch gar nicht ge­fragt, ob die Grä­fin von Ru­dol­stadt wie­der Künst­le­rin wer­den könn­te, oder ob sie auf­hö­ren könn­te es zu sein. Er hät­te al­les ver­stat­tet, ihr al­les frei­ge­stellt, al­les so­gar ge­for­dert, was zu ih­rem Glück, zu ih­rer Frei­heit die­nen konn­te, sei es in der Zu­rück­ge­zo­gen­heit, sei es in der großen Welt, sei es auf dem Thea­ter. Er war so frei von Vor­ur­tei­len und von Selbst­sucht, dass er auf die ein­fachs­ten Fäl­le nicht vor­aus­dach­te. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, dass Con­sue­lo dar­an den­ken könn­te, sich Op­fer sei­net­wil­len auf­zu­er­le­gen, weil er eben kei­ne ver­lang­te.

Aber wäh­rend er die­ses Nächs­te über­sah, sah er wei­ter, wie es im­mer bei ihm der Fall war: er drang bis ins Herz des Bau­mes und griff den na­gen­den Wurm mit Hän­den. Das wah­re Ver­hält­nis An­zo­le­to’s zu Con­sue­lo, das wah­re Ziel, wel­ches je­ner ver­folg­te, und die wah­re Emp­fin­dung die er ihr ein­flö­ßte, wur­den ihm in ei­nem Au­gen­bli­cke of­fen­bar. Er sah die­sen Men­schen scharf an, der ihm zu­wi­der war und den er bis da­hin kaum ei­nes Blickes ge­wür­digt hat­te, weil er den Bru­der Con­sue­lo’s nicht has­sen woll­te. Er er­kann­te in ihm einen ver­we­ge­nen, hit­zi­gen und ge­fähr­li­chen Lieb­ha­ber.

Der edle Al­bert dach­te nicht an sich: we­der Arg­wohn noch Ei­fer­sucht ka­men in sei­ne See­le. Er sah nur die Ge­fahr für Con­sue­lo; denn mit tief­bli­cken­dem, hel­lem Auge schau­te die­ser Mann, des­sen un­stä­ter Blick und emp­find­li­ches Ge­sicht das Son­nen­licht nicht er­trug, und For­men und Far­ben nicht un­ter­schied, in die Tie­fe der See­le und drang durch die rät­sel­haf­te Macht sei­nes Ah­nungs­ver­mö­gens in die ge­heims­ten Ge­dan­ken der Schä­cher und der Schel­me.

Ich will die­se wun­der­ba­re Gabe, wel­che er zu Zei­ten be­saß, nicht na­tür­lich er­klä­ren. Ge­wis­se Fä­hig­kei­ten (die auch die Wis­sen­schaft über­haupt noch nicht er­grün­det und de­fi­niert hat) be­saß er, wel­che für jene Um­ge­bung nicht min­der un­be­greif­lich blie­ben, als sie es für den Ge­schichts­schrei­ber sind, der sie euch er­zählt, und der in Be­zug auf Din­ge die­ser Art jetzt nach hun­dert Jah­ren nicht auf­ge­klär­ter ist, als es da­mals die gleich­zei­ti­gen großen Geis­ter wa­ren.

Das selbst­süch­ti­ge und eit­le Herz sei­nes Ne­ben­buh­lers lag vor Al­bert nackt da; aber Al­bert sag­te sich nicht: die­ser ist mein Feind, son­dern er sag­te sich: es ist Con­sue­lo’s Feind. Und ohne von sei­ner Ent­de­ckung et­was mer­ken zu las­sen, nahm er sich vor, über sie zu wa­chen und sie zu be­schüt­zen.

94,80 ₽
Возрастное ограничение:
18+
Объем:
3441 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9783962816148
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают

Новинка
Черновик
4,9
182