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Читать книгу: «Das Schweigen im Walde», страница 15

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Der Alte blieb stehen und guckte mit den stumpfen, rotgeränderten Augen. Sein gebrochener, von einem sechzigjährigen Leben in Armut mürbgeklopfter Körper steckte in einer übel zugerichteten Hülle. Es schien, als hätte der »gute alte Brenntlinger« eine der letzten Nächte im Straßengraben zugebracht und die Zeit noch nicht gefunden, die grauen Federn dieses harten Bettes von sich abzubürsten.

Im Heuschuppen auf der Alm geboren, hatte er den Anstieg seines Lebens als Hüterbub begonnen, war Galtviehsenn geworden, und mit vierzig Jahren, als Milchviehsenn bei einem Jahreslohn von 137 Gulden 45 Kreuzern, hatte er geheiratet. Das kleine Burgerl in der Wiege konnte die Hochzeit der Eltern mitfeiern. Fünfzehn Jährlein später, als Burgi aus der Feiertagsschule kam, starb die Brenntlingerin an einem Leiden, das kein Doktor kurieren konnte, weil man keinen holte. Und während sich das junge Mädel hineinwuchs in die Almenarbeit, wurden dem Brenntlinger von Jahr zu Jahr die Knochen immer müder. Nun hatte er seinen Strohsack im Gemeindehaus liegen, und seinem Leben blühte nur noch jene einzige Blume, die nicht nach Honig, sondern nach Trebern duftet. Am liebsten hätte Burgi den Vater jeden Sommer zu sich in die Sennhütte genommen. Dagegen wehrten sich die Almbauern, die den unnützen Kostgänger nicht auf ihrer Milchschüssel haben wollten. Also gab sie ihn, für fünf Gulden im Monat, beim Flurjäger in die Kost. Auf die Hand durfte sie dem Alten kein Geld geben, keinen Kreuzer. Sonst hätte er nie an seinen Hunger, nur immer an seinen Durst gedacht. Kein Wunder also, daß Brenntlinger mit einem Juchezer das große Los begrüßte, das er neulich beim Haus des Maler-Emmerle gezogen hatte. Zehn Gulden! Das hatte einen achttägigen Rausch gegeben. Keinen zehntägigen, nein, da hatte Pepperl sich verrechnet. Denn der gute alte Brenntlinger liebte nicht nur seinen Namensvetter, den Gebrannten, er liebte als braver Vater auch sein Kind. Bevor er vom Haus des Maler-Emmerle den Weg zum Buschenwirt genommen hatte, war er beim Kramer eingetreten und hatte um zwei Gulden für sein Mädel ein seidenes »Tüchl« gekauft. Das brachte er nun mit, an seiner Vaterbrust verwahrt und sorgfältig in das »Sonntagsblatt für das katholische Volk« gewickelt. Aber auch noch etwas anderes brachte er mit auf die Alm: einen halb ausgeschlafenen Katzenjammer, einen dürmeligen Kopf und einen so unsicheren Schritt, daß man Zweifel hegen konnte, ob der »gute alte Vater« sich für das Wohl und Wehe seines Kindes so energisch auf die Füße stellen würde, wie es der Praxmaler-Pepperl von ihm erwartete.

»Brenntlinger! He! Brenntlinger! Da komm her! Da bin ich! Da!«

Die aufgeregte Stimme drang nicht nur in die halbtauben Ohren des Alten, sie drang auch durch die Mauern der Sennhütte. Mit einem Sprung war Burgi bei der Tür. »Vater! Jesus Maria! Vater! Ja grüß dich Gott! Wo kommst denn her?« Da sah sie den Jäger wie einen Narren über das Almfeld herunterspringen. Sie erschrak. Nicht weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, nein! Wenn ihr der Herr Jagdverwalter in spe beim Herd und am Kammerfenster auch schon ein Dutzend Küsse und drüber abgeschwatzt und gestohlen hatte – ein Kuß in Ehren ist keine Sünd, am allerwenigsten ein Kuß von einem, der Jagdverwalter wird und »positivi« heiraten will. Und wenn auch dem »süßen Schmalger« nicht über den Schritt zu trauen war – einen, der »solchene Aussichten« hat, den mußte man doch wohl ein bisserl warm halten. Das riet nicht nur die Klugheit, dazu reizte auch ganz besonders der Gedanke, daß sich ein anderer grasgrün ärgern würde, wenn schließlich aus der »Sach« doch etwas werden sollte. Ein schlechtes Gewissen also hatte die Burgi nicht. Ganz im Gegenteil. Dennoch erschrak sie. Und als sie den Pepperl so rennen sah, hatte sie nur den einen Gedanken: die erste beim Vater zu sein! Sie machte einen Sprung wie ein Heuschreck, der die Sense blitzen sieht, und rannte, was sie rennen konnte. Auch Pepperl machte hurtige Beine. So liefen die beiden miteinander um die Wette, wie zwei Jagdhunde um einen Hirsch. Gleichzeitig erreichten sie den Alten. Keuchend packte ihn Burgi am linken, Pepperl am rechten Arm.

»Vater! Zu mir kommst.«

»Na! Zu mir! Ich hab dich bstellt.«

»Zu mir kommst, Vater! Zu mir in d'Hütten!«

»Z'erst zu mir! Ich muß dir ebbes sagen, was pressant is!«

Der Alte stotterte immer: »Tuts mich net derreißen, Kinder! Net derreißen! Tuts mich net derreißen!«

Mit Zerren und Streiten hatten sie den Alten bis zur Sennhütte gebracht. Burgi blieb Siegerin. Sie schob den Vater über die Schwelle, schlug die Tür zu und stieß den hölzernen Riegel vor. Für diesen Riegel hatte Pepperl nur ein Lachen. Wie da zu helfen war, das wußte er. Erst verschnaufte er ein bißchen, dann zog er das Messer aus der Tasche, schob die Klinge in den Türspalt und begann zu schieben. Aber merkwürdig! Der Riegel wollte nicht weichen wie sonst. Verwundert guckte Pepperl näher zu und sah statt des alten, morschen Holzstückes, mit dem die Tür seit einem halben Jahrhundert zufrieden gewesen war, eine blinkende Latte durch die Spalte schimmern. Wann war dieser neue Riegel an die Tür gekommen? Und warum? Diese beiden Fragen gaben dem Praxmaler-Pepperl heiß zu denken.

In der Sennstube hatte Burgi den Vater zum Herd geführt. Da sah sie den Zustand seiner Kleider. »Vater! Um Gottswillen! Wie schaust denn aus!«

»Ich? Warum?«

»Vater!« Wie ernst das klang! »Hast mir im Frühjahr net versprochen, daß dich halten willst? Und heut kommst mir daher, daß ich mich schamen muß, wenn dich an ordentlicher Mensch anschaut!« Burgi fuhr sich mit der Faust über die Augen. »Da mußt wieder an saubern ghabt haben!«

»Na na na na, net wahr is! Ich hab kein ghabt. Gwiß net! Heut net. Na!« stotterte Vater Brenntlinger, während er an seinem Hut die ausgefranste Krempe untersuchte.

Sie glaubte ihm nicht. »Wann ich nur schon wieder draußen wär bei dir! Es taugt mir eh nimmer da heroben.« Sie holte die Holzbürste, die zum Scheuern der Milchgeschirre diente. »Geh her, laß dich a bißl abputzen!« Seufzend zog sie den Vater in die Fensterhelle, kniete vor ihm nieder und begann von unten herauf die Arbeit. »Und so, wie heut, so kommst mir nimmer!«

»Na na na na.«

»Tust mir's versprechen? Auf der Mutter ihr Andenken!«

»Ja, Burgele, ja! Und weil dein Vater so viel gern hast, ja – « er wühlte an der Brust herum und brachte das Päcklein zum Vorschein, »ja, drum hab ich dir was mitbracht, schau!« Langsam löste er mit seinen zitterigen Händen den Papierumschlag und entfaltete das seidene Tüchl.

»Jesses! Vater!« Das Mädel wurde rot vor Freude. Aber erschrocken fragte sie gleich: »Um Gottswillen, Vater, was hast denn für dös Tüchl zahlen müssen?«

»Zwei, ja, zwei Gugulden, ja!«

»Zwei Gulden! Vater! Mar und Joseph! Wo hast denn so viel Geld herghabt? Du wirst doch um Gottswillen net bettelt haben?«

»Na na na na! Für'n Müllertoni, ja, für'n Toni bin ich auf Seefeld, weißt, a Botengangl auf Seefeld ummi!«

»Und da hat dir der Toni zwei Gulden geben?« forschte sie mißtrauisch. »Zwei Gulden?«

»Ein', der Toni, weißt! Und der Posthalter den andern, ja, der Posthalter!«

Sie war nur halb beschwichtigt. Aber möglich schien ihr die Sache doch, und sie wollte glauben, um an dem schönen Tüchl ihre Freude haben zu können. »Geh? Is wahr? Und da hast die zwei sauer verdienten Gulden für mich verspart! Da muß ich dir schon a Vergeltsgott sagen!«

»Ja ja ja, und 's Tüchl, gelt, dös gfallt dir?« kicherte Vater Brenntlinger, froh, dem Verhör so glücklich entronnen zu sein.

Sie prüfte die Seide, hielt das Tuch ans Licht und versuchte, wie es sich falten ließe. »Aber geh, jetzt setz dich her, jetzt koch ich dir gleich was auf! Magst saure Nocken? Tut dich hungern? Gelt?«

»Ja, hungern, ja, und saure Nocken, ja, die kunnt ich brauchen. Und weißt, a bißl dürsten, ja, a bißl dürsten tut mich.«

»Da hol ich dir gleich a Schüsserl Milli.«

»Milli?« Der Alte bewegte den Mund, als hätte er eine bittere Zunge. »So so? Milli krieg ich? Milli?«

Burgi war in die Kammer getreten. Ehe sie die Milchschüssel holte, legte sie vor dem Spiegelscherben, der neben dem Fenster an die Wand gepickt war, das seidene Tuch zur Probe um den Hals.

»Milli krieg ich? So so? Milli?« Als hätte dieser Gedanke einen Zusammenhang mit dem Praxmaler-Pepperl, so guckte sich der Alte plötzlich um, wo denn der Jäger geblieben wäre. Und als er sah, daß an der Tür gewackelt wurde, ging er hin und schob den Riegel zurück. Ehe die Tür noch richtig offen war, drängte Pepperl sich schon mit beiden Ellbogen herein.

»Du, Jager, du, zu dir bin ich kommen, weißt, du hast mir was versprechen lassen, ja!«

»Was ich versprochen hab, dös kriegst! Z'erst aber muß ich reden mit dir. Da setz dich her an' Tisch!«

Als die beiden sich auf die Holzbank niederließen, trat Burgi mit der Milchschüssel in die Stube. Den ersten Schreck über die Stimme, die sich in der Sennhütte hören ließ, schien sie in der Kammer übertaucht zu haben. Wohl brannte ihr das Gesicht wie Feuer, doch mit spöttischer Ruhe sagte sie: »Ah, da schau her! Der Pepperl!«

Sie stellte dem Vater die Schüssel hin und legte den Brotlaib mit Messer und Löffel daneben. Dann stemmte sie die Fäuste in die Hüften und lachte dem Jäger höhnisch ins Gesicht. »Hat mir net einer gsagt: du gingst mir nimmer eini in d' Hütten?«

Pepperl verfärbte sich und brüllte: »Bis ich zu dir komm, da kannst lang warten! Bloß zu deim Vater bin ich kommen. Weil ich z'reden hab mit ihm. Verstehst mich?«

»No also! Leg dir kein Maulkorb an! Kannst alles sagen! Ob's wahr is oder verlogen! Net amal auflusen tu ich! Na!« Mit spöttischem Lachen ging sie zum Herd und nahm eine Holzschüssel von der Wand, um den Nockenteig anzurühren.

Die Neugier schien keine von den schlechten Eigenschaften des Brenntlinger zu sein. Während die zwei jungen Leute so heiß miteinander hachelten, gähnte er ein um das andere Mal und schnitt das Schwarzbrot mit großen Brocken in die Milch. Eben wollte er den ersten Schub verladen, als ihn Pepperl so energisch am Arm packte, daß der Brocken vom Löffel wieder in die Schüssel fiel.

»Jetzt, Brenntlinger, jetzt paß auf.«

»Ja, ja! Red nur zu!« Der Alte holte mit dem Löffel aus. »Aber essen mußt mich lassen! Essen, weißt!«

»Der Appetit wird dir vergehn! Dir! Wann d' solchene Sachen hörst! Du bist der Vater. Dich geht's am ärgsten an! Und dir z'lieb hab ich mich dreingmischt! Daß ich dir an Kummer verspar, du guter alter Teufi, du!«

»A Teufi, was, a Teufi bin ich?« kicherte Vater Brenntlinger und wischte sich die verschüttete Milch von der Joppe. »Ich hab doch keine Hörndln!«

»Jetzt lach net! Mir is blutig ernst! Und dir geht's an d' Ehr! Da, schau dir's an, dein Töchterl! Die führt sich nobel auf!« Vom Herd herüber ließ sich ein höhnisches Lachen hören. »Lachen kann s' auch noch! Die! Und der arme Vater kann sich d' Augen ausweinen! Drum laß dich verwarnigen, du guter Mann, du braver! Und red a Wörtl, solang's noch Zeit is! Denn daß ich dir's ehrlich sag: in deiner Burgl ihrer Hütten geht's zu, als ob die Gomorringer ausgruckt wären!«

»Was? Wer?« Der gute brave Mann schluckte einen Brocken. »Wer is ausgruckt?«

»Die Gomorringer! Die von der selbigen Stadt, wo's Pech und Schwefel hat regnen müssen. Und warum? Dös wirst schon wissen!«

Der Kochlöffel in der Hand der Sennerin machte einen verdächtigen Zuck, tauchte aber wieder in den Nockenteig.

Studierend schüttelte der Alte den weißen Kopf. »Na, du, dös mußt mir schon besser verexplizieren, ja!«

Pepperl schnaufte in schwüler Hitze. »Teufi, Teufi, Teufi, hat man mit dir a Gefrett!« Mit beiden Händen fuchtelte er dem Alten vor der Nase herum. »Dös weißt doch, daß unser Herr Fürst jetzt da is?«

»Ja freilich, ja, der Herr Fürst! So so? Was für a Fürst is denn der?«

»Der unser Jagd in Pacht hat!«

»A Jager? So so? A Jagerfürst! Und, ja – « Der Alte legte den Löffel nieder, und seine Augen erweiterten sich. »Du, Pepperl, sag, is enker Fürst net mitn, mitn Förstner in der Luitasch gwesen? Vor acht Täg?«

»Freilich is er draußen gwesen. Aber dös ghört net daher. Dös geht dich nix an.«

»Geht mich, ja, gegeht mich schon was an!« versicherte Brenntlinger mit solchem Eifer, daß er zu stottern begann. »Wenn dös der Füfürst gwesen is – zu dem geh ich auffi. Dem muß ich, ja, muß ich was verexpipilixieren.«

Pepperl verlor die Geduld. »Kreuz Teufi, jetzt hör amal auf und lus mir zu! Wann d' auffi gehst zum Fürsten, wirst aussi gschmissen vom Herrn Kammerdiener. Verstehst mich!«

»Kammerdiener? So so? Und is der auch so, ja, so nobel, der?«

»Der wird wohl nobel sein!« Pepperl lachte mit zornrotem Gesicht. »Hat seidene Hösln an! Und Schnallenschuh! Wie der Mesner bei der Leich.«

»Schnallenschuh? Und seidene Hösln?« staunte der Alte. »Ah, der muß aber nobel sein!«

»Und gestriegelte Haar hat er! Und deiner Burgi steigt er nach? Verstehst mich? Deiner Burgi steigt er nach!«

Langsam drehte Brenntlinger sich auf der Bank herum und fragte mit aufgeregtem Stottern: »Bu – Buburgi? Is dös wahr?«

»Ja, dös is wahr!« erklärte Burgi und warf eine Handvoll Salz in den Nockenteig.

»Hörst es jetzt?« schrie Pepperl wie ein Verrückter. »Wahr is, was ich gsagt hab! Und anschmalgen tut er's! Anschmalgen, daß er's heiraten tät!«

Die Aufregung des Alten wuchs. »Bu – Buburgi? Is dös wahr?«

»Wahr is's! Ja!« fuhr die Sennerin mit gereizter Stimme auf. »Den ganzen Tag hockt er da in der Hütten und pumpert die halben Nächt am Kammerfenster. So verliebt is er! Wahr is, wahr is, wahr is!«

Über den Tisch hinüber packte Pepperl den Arm des Alten. »Hast es ghört, Brenntlinger? Jetzt denk, daß du der Vater bist, und daß dich rühren mußt in deiner Verantwortigung. Verstehst mich? So! Jetzt red!«

Stolpernd schob Brenntlinger sich hinter dem Tisch hervor, und warnend hob er den Finger. »Bu – Buburgi! Dös muß ich dir sagen, hörst! Da sei fein gscheit. Den laß nur nimmer aus! Da kannst dein Glück machen, ja, dein Glück! Dös is a Nobliger! Wann gscheit bist, machst dein Glück!«

In sprachloser Verblüffung starrte Pepperl den Alten an und fuhr sich mit beiden Händen durch die Kreuzerschneckerln. Dann sprang er auf und rüttelte den Brenntlinger, als müßte er mit Gewalt in ihm das schlummernde Gefühl der väterlichen Verantwortung aufwecken. »Mensch? Was redst denn da? Er lügt ja dein Madl an! Jagdverwalterin tät's werden! Ja, Schmarrn mit Lakrizensoß! Alles is verlogen! Und dös dumme Gansl glaubt's ihm. Du? Verstehst mich bald? Und du bist der Vater! Du!« Pepperl rüttelte, daß dem Alten die Zähne klapperten. »Rühr dich, Vater! Rühr dich a bißl!«

»Da rühr ich mich, ja! Wann er mein Madl anlügt, rühr ich mich! Da nimm ich an Avakatn! Da muß er zahlen, der! Dös is a Nobliger! Der hat Geld! Und wann er net zahlt, so muß der Herr Fürst, jaaa, der Herr Fürst muß zahlen. Der hat Geld!«

Pepperl sah aus, als hätte man ihm Asche ins Gesicht geworfen. Mit zitternden Händen knöpfte er die Joppe zu. »Jetzt kenn ich mich aus!« Das Wasser schoß ihm vor Zorn in die Augen. »Ös seids mir zwei saubere Leut! Pfui Teufi mitanand!« Er spuckte aus. »Da wär ich in a schöne Verwandtschaft einikommen!« Er wußte wohl nicht, was er redete. Der Zusammenhang dieses empörten Wortes mit der selbstlosen »Verantwortigung«, die der Praxmaler-Pepperl auf seine moralischem Schultern genommen hatte, war dunkel, war völlig unbegreiflich.

Wütend packte er seinen Hut und verließ die Sennstube.

Mit großen Glotzaugen sah Vater Brenntlinger ihm nach. »Wawas, was hat er denn?«

Burgi wurde kreidebleich. Sie ging auf den Alten zu und faßte ihn am Arm. »Vater! Marschier ins Kammerl eini! Und tu dich schlafen legen! Auf der Stell! Denn daß d' mir nüchtern solchene Sachen sagen könntst, dös glaub ich net. Und hast dein Dampus ausgschlafen, so reden wir weiter! Vorher kein Wörtl nimmer! Tu dich schlafen legen!«

»Schlafen? Warum denn schlafen? Ganz munter bin ich, ja, und tu ich mich soviel freuen mit, ja, mit dein Glück!« Er guckte an ihr hinauf. Als er ihr Gesicht und ihre Augen sah, erschrak er und mummelte begütigend: »Ja ja ja, sei nur zfrieden, Burgerl! Muß ich halt schlafen, ja! A Stünderl schlafen!« Seufzend stolperte er über die Kammerschwelle.

Burgi ging zum Herd. Auf die Steine niedersinkend, brach sie in Schluchzen aus.

Und droben im Försterhäuschen saß der Praxmaler-Pepperl hinter dem Ofen, bürstete mit den Fäusten die Augen und würgte nach Luft. Die Selbsterkenntnis war erschreckend in ihm aufgegangen. »So an Esel, wie ich einer bin! Auf so a Weibsleut reinfallen! Mar und Joseph!« Lärm und Stimmen weckten ihn aus diesem Jammer seiner Liebe – aus einem Katzenjammer, der das Merkwürdige hatte, daß ihm kein Rausch vorausgegangen war.

Mit den Jägern und Treibern war der Förster gekommen, aufgeregt, fassungslos über den sonderbaren Ausfall der Jagd, die doch »wie am Schnürl« gegangen war. Drei Hirsche waren angesprungen, kein Schuß war gefallen, und auf dem Fürstenstand hatte man keinen Jäger gefunden, nur einen Wettermantel, den Feldstecher und die Büchse. »Mensch, um Christiwillen, was is denn da passiert?«

Als Pepperl mit zerknirschter Miene berichtete, was sich ereignet hatte, und daß die Geschwister droben im Jagdhaus beim Herrn Fürsten wären, klang in der Stille, mit der die Leute lauschten, ein schallendes Gelächter.

Der Förster drehte das Gesicht. »Aber Toni? Bist denn übergschnappt?«

Mazegger gab keine Antwort. Während er hinunterschritt zu seiner Hütte, sahen ihm die anderen verwundert nach.

Fünfzehntes Kapitel

Warm leuchtete die Mittagssonne in das weiße Zimmer. Mit glühendem Gesichtl lag der kleine Patient in den Kissen, nachdenklich und verträumt. Soviel auch die beiden plauderten, die an seinem Bette saßen – Gustl sprach kein Wort. Und wenn ihn die Schwester fragte: »Warum bist du so still, Bubi? Hast du Schmerzen?« – dann schüttelte er den Kopf und sah sie mit glänzenden Augen an.

Nebenan, im Wohnzimmer des Fürsten, deckte Martin den Tisch. Das hatte Ettingen so angeordnet, damit Lo in der Nähe des Bruders bleiben könnte. Lautlos verrichtete der Lakai seine Arbeit und lauschte dabei mit seinen Fuchsohren auf jedes Wort, das im anstoßenden Zimmer gesprochen wurde. Doch er hörte nichts, was er für seine getreuen Zwecke in Vormerkung hätte nehmen können. Da wurde, bald mit ruhigem Ernst, bald wieder mit heiterem Geplauder, von Natur und Kunst gesprochen, von Leben und Menschen, von Dorf und Stadt, vom Sebensee und vom Leutascher Tal, von einem sonnigen Morgen und einer stürmischen Nacht. Aber so unverfänglich auch für Martins Ohren diese Gespräche waren, er zog doch immer wieder die Brauen hoch. Nicht der Text, sondern der Ton machte für ihn die Musik. Diese beiden Stimmen hatten immer einen so seltsam innerlichen Klang, als läge in jedem gesprochenen Wort noch etwas heimlich Verborgenes.

Der Tisch war bereit. Martin wartete mit der Uhr in der Hand. Punkt ein Uhr trat er mit Würde über die Schwelle des anstoßenden Zimmers. »Monsieur le prince est servi!«

Ohne das Geplauder zu unterbrechen, erhob sich Ettingen und reichte Lo den Arm. Bei der Tür nickte er dem Patienten lächelnd zu: »Ich sorge schon für dich!« Als sie in das Wohnzimmer traten, sah Ettingen den Tisch an und fragte erstaunt: »Aber Martin? Da sind ja nur zwei Gedecke? Wo ist der Förster?«

Keine Miene zuckte in dem ernsten Gesicht des Lakaien. »Ich dachte – wenn aber Durchlaucht befehlen – «

»Natürlich!« Ettingen ging mit Lo zum Tisch. Da sah er auf dem Gesims des Waffenschrankes ein Bild stehen, in olivgrünem, von matten Goldfäden durchzogenem Rahmen: die mit zarten Farben überhauchte Radierung nach dem Böcklinschen Gemälde. »Mein ›Schweigen‹! Wahrhaftig! Da hab ich es!« rief er in Freude. »Martin? Wann ist das Bild gekommen?«

»Gestern, Durchlaucht. Ich hab es ausgepackt. Da ich nicht wußte, welchen Platz Durchlaucht für das Bild befehlen, hab ich es einstweilen hierhergestellt.«

»Gut! Ich danke, Martin!«

Der Lakai verließ das Zimmer.

Ettingen rückte das Bild gegen das Fenster, damit es in besserem Lichte stünde. Dabei sah er nicht, daß über Lolos Züge ein Schatten von Wehmut ging, als hätte der Anblick des Bildes eine schmerzliche Erinnerung in ihr geweckt.

»Sehen Sie, Fräulein: ein Bild, das ich liebe! Das Schweigen im Walde, von Meister Böcklin.«

Lo nickte.

»Nicht wahr, ein herrliches Bild? Wie das redet in seiner Ruhe, in der Fülle seiner stummen Gedanken!«

»Ja! Das Kunstwerk eines Meisters, der nicht nur zeigen will, der auch viel zu sagen hat.«

»Und wie wenig er braucht, um viel zu sagen! Ein paar Baumstämme, fast ohne Äste. Und dennoch glaubt man den ganzen, tiefen, vielhundertjährigen Wald zu sehen. Und dieser Gegensatz der Beleuchtung: hier im Wald das Dunkel des Abends, fast schon die Nacht, und draußen in der Ferne noch der leuchtende Himmel. Und die kleinen und scheuen Lichter, die von draußen hereinschleichen durch die dichten Zweige. Sind sie nicht wie sehnsüchtige Träume? Wie die Wünsche eines Menschen, der das grelle Licht und den wirren, schmerzenden Lärm des Tages satt bekam und nach Frieden verlangt, nach Ruhe, nach stiller Schönheit? Und wie reichlich der Wald das alles gibt! Ich hab es erlebt an mir selbst! Dieses Schweigen im Walde, wenn draußen der Tag versinkt – wie das heilt! Wie das beruhigt! Wie schön das ist! Man hört keinen Laut. Dennoch fühlt man, als hätte dieses Schweigen hundert Stimmen. Jede redet zu uns und sagt uns ein neues Wort. Wie muß der Künstler allen Zauber der Waldstille empfunden haben, um ihn so überzeugend zu verkörpern: in der ernsten Schönheit dieser Waldfee, die auf dem Einhorn reitet! Hat dieses Tier nicht etwas Urweltliches an sich? Gerade so wie der Wald, wie alles Werden und Wandern in der Natur? Und sehen Sie nur: wie dieses Horchen auf das Ewige, dieses träumende Märchenlauschen aus den schönen Augen der Waldfrau redet!«

»Das? Eine Waldfrau? Eine Verkörperung aller Schönheit des von Ruhe erfüllten Waldes? Meinen Sie?« fragte Lo beklommen. »Ich habe das Gefühl, daß Sie in dieses Bild etwas hineinlegen, was aus Ihnen kommt. Das ist milder und freundlicher als der Gedanke dieser Gestalt. Der ist viel strenger. Ich meine, daß sich der Künstler dachte: das ist die Natur, die Natur selbst! Jetzt ruht sie, hat die Hände im Schoß und betrachtet, was sie in hundert Jahren, die bei ihr eine Minute heißen, geschaffen hat. In solcher Ruhe ist ihr Auge schön, träumerisch und sinnend. Aber – «

»Ein Aber?« fiel ihr Ettingen mit lächelndem Schreck ins Wort. »Fräulein Lo, ich warne Sie! Über diese Augen dürfen Sie mir nichts Böses sagen. Ich habe dieses Bild immer bewundert. Um dieser Augen willen hab ich es liebgewonnen. Den Blick solcher Augen hab ich gesehen, in Wirklichkeit! Den hab ich erlebt. Ich selbst! An diese Augen glaub ich. Aber sprechen Sie, ich bitte, was wollten Sie sagen?«

Sie war befangen und vermochte nicht gleich zu sprechen. »Diese Augen sind schön, jetzt in der Ruhe, in dem Wohlgefallen, das die Natur an ihrer eigenen Schöpfung empfinden muß! Aber sehen Sie den Körper dieses Weibes an! Dieses Übermenschliche an ihm! Die ruhende Kraft! Um den herrischen Mund liegt etwas Gewalttätiges und unerbittlich Grausames. Und das mußte der Künstler so zeigen, denn die Natur ist grausam, wenigstens im Sinne von uns Menschen, die wir den Schmerz so schwer ertragen. An der Natur ist die Unerbittlichkeit eine Eigenschaft wie die Schönheit, wie die Kraft, wie jede andere. Die Natur muß grausam sein, wenn sie das Verbrauchte beseitigen und das Neue schaffen, wenn sie bestehen und nicht altern will. So schön die Natur in der Ruhe sein kann, es redet doch immer etwas aus ihrem Gesicht wie eine unheimliche Drohung. So wirkt auch dieses Bild auf mich. Es weckt ein Gefühl in mir wie Angst, wie das Bangen vor einer Gefahr, die mir nah ist, und an die ich doch nicht glauben kann, weil ich soviel Schönheit sehe.«

Sinnend betrachtete Ettingen das Bild. »Sie haben recht. Jetzt, da Sie es gesagt haben, fühl ich es auch. Dieser harte, herb geschlossene Mund scheint sagen zu wollen: sieh, wieviel Schönheit dich umgibt in der Ruhe des Waldes, aber dieses stille Träumen wird nicht mehr lange dauern, der Wald hat seinen Zweck erfüllt und ließ den Samen fallen, aus dem das Neue wächst – komme morgen wieder, und was du heute noch siehst, wird alles verschwunden sein, gefallen im Sturm, versunken in Asche! Sehen Sie nur, dieser Baum! Der hat schon eine Wunde wie von einem schweren Steinschlag. Wie er blutet! Der Baum muß sterben. Und das Eichhörnchen, das über den Stamm hinaufklettert, wie in Schreck und Angst? Ich habe nie recht begriffen, was der Künstler mit diesem Tierchen wollte. Jetzt versteh ich es. Das kleine Ding empfindet die Gefahr, die aus dem schweigenden Gesicht der Natur zu ihm redet, und weiß in seiner dunklen Sorge nicht, wohin es sein winziges Leben flüchten soll. Armes Geschöpf!« Er schwieg eine Weile. Dann sagte er plötzlich: »Da Sie den Gedanken dieses Bildes so tief erfassen – wie müßte erst das Original auf Sie wirken, mit der Kraft seiner Farbe!«

»Das hab ich gesehen.«

»Wo? Und wann?«

»Vor vier Jahren, im Sommer, als Papa mich mit nach München nahm, um die Ausstellung im Glaspalast zu besuchen. Da war auch dieses Bild. Und noch drei andere Werke Böcklins, das ›Schloß am Meer‹, die ›Toteninsel‹ und das ›Spiel der Wellen‹.«

»Welchen Eindruck müssen diese Bilder auf Sie gemacht haben!«

»Ich habe das noch heute so in Erinnerung, als hätt ich es gestern erlebt.« Lolos Stimme wurde leiser. »Ich denke nicht gern an jenen Tag. Es knüpft sich an ihn eine Erinnerung, die mir weh tut.«

»Fräulein?«

»Als Papa diese Bilder sah, wurde er seltsam still. Dann nahm er meine Hand, drückte sie, daß es mich schmerzte, und sagte: ›Sieh, Lo, was ich immer will, der da, der kann es! Das ist ein Großer! Das ist Kunst!‹ Dabei war sein Gesicht so vergrämt, so trostlos – er hat lang gebraucht, um das zu überwinden.« Mit feuchtem Blick sah Lo zu Ettingen auf. »Daß er so gering von seiner eigenen Kraft und so groß von dem Können des anderen denken konnte? Das spricht doch für ihn selbst? Hochmütig ist nur der Stümper, nur der Unfähige kann Neid empfinden. Wer in sich selbst das rechte, heilige Feuer brennen fühlt, kann mit neidloser Bewunderung zu der reicheren Kraft eines Größeren aufblicken.«

Ettingen fühlte ihre beklommene Erregung. Das schmerzte ihn, und er suchte nach einem Wort, das sie beruhigen könnte. »Ihr Vater hatte unrecht, sich so klein zu fühlen! Ein Bild wie das da hätte auch Ihr Vater schaffen können, der die Natur so sehr verstand – gerade Ihr Vater – wenn auch in anderer Form, doch mit dem gleichen, künstlerischen Wert, mit der gleichen Fülle der Gedanken!«

»Mit dem gleichen Gedanken?« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Vater? Nein! Er war in seinem Wesen ein völlig anderer. In allen Bildern Böcklins liegt etwas Herbes und Unerbittliches, bei aller Schönheit, die er schuf. In ihm ist ein Stück Natur, die das Schöne nur erschafft mit dem Gedanken an die Zerstörung, der es verfallen muß. Sie kennen doch gewiß das Selbstporträt Böcklins?«

»Auf dem er sich malte, wie ihm der Tod sein Geheimnis ins Ohr flüstert?«

»Ja! Dieser Todesgedanke redet bei ihm aus allen Bildern, verläßt ihn nie und macht, daß er gering vom Wert des Lebens und von der Schwäche alles Menschlichen denkt. Deshalb wählt er auch mit Vorliebe seine Stoffe aus einer Zeit, in der die Kraft noch alles war und das Leben sich abspielte wie ein wilder leidenschaftlicher Kampf. Sehen Sie nur dieses Bild an! Scheint dieses Weib nicht sagen zu wollen: ›Sieh her, kleiner Mensch, wie groß und stark ich bin! Ich zwinge das wilde Tier, das mich tragen soll, wohin es mir beliebt. Willst du herrschen und ein König deines Lebens werden, dann mußt du sein, wie die Natur ist, stark und rücksichtslos!‹ – Das ist ein Gedanke, den mein Vater als Künstler nicht aussprechen konnte.«

»Auch nicht als Mensch!« fiel Ettingen ein, mit einer Wärme, die nicht nur aus seiner Stimme, auch aus seinen Augen redete. »Was ich vorhin sagte, war ein törichtes Wort. Vielleicht war es auch ein wenig unehrlich. Ich wollte Ihnen über eine schmerzliche Stimmung weghelfen und sehe, daß Sie so überflüssiger Hilfe nicht bedürfen. Ihr Vater, ja, war anders als der Große, der dieses Bild da schuf. Deshalb nicht der Kleinere und Schwächere. Es ist etwas Schönes um die Kraft, die den Sieg erzwingt. Aber Sieg ist auch Glück. Und Glück hat nicht jeder, der es verdient. Und solche Mißgunst der launischen Göttin mit einem stolzen Lächeln zu verwinden, wie das Ihr Vater konnte – alle Enttäuschung des Lebens zu erfahren und doch dem Leben so gut zu sein, als Künstler die Anerkennung der Welt entbehren zu müssen und doch sich selbst getreu zu bleiben – wer das vermochte, in dem war Kraft, die höher wiegt als der Ruhm eines Sieges!«

Wie dankbar sie zu ihm aufblickte! »Ja, getreu, sich und denen, die er liebte – das ist er geblieben. Aber der Eindruck, den Böcklin auf ihn übte, hat etwas in ihn hineingedrückt, das er mit Gewalt wieder von sich abstoßen mußte: die Versuchung, diesen schönen Lebensfrieden, den er gefunden hatte, zu opfern, um den Kampf wieder aufzunehmen und auch zu siegen. Wie der da gesiegt hat! Mama und ich, wir wollten ihn bestärken und haben ihm zugeredet: Versuch es noch einmal! Aber da nahm er uns um den Hals und sagte: ›Nein!‹ Und alles, was in ihm wühlte, hat er sich mit einem Bild von der Seele gemalt. Das haben Sie nicht gesehen, als Sie bei uns waren. Es ist das Beste, was er schuf. Und er hatte nur Kummer davon, sogar hier im Dorf. Wenn Sie wieder nach Leutasch kommen – darf ich es Ihnen zeigen?«

»Ja, Fräulein, ich bitte!« Er nahm ihre Hände. »Und das ›Schweigen‹ dort wollen wir gegen die Wand drehen.«

»Weshalb?«

»Es hat in Ihnen die Erinnerung an einen Kummer Ihres Vaters geweckt. Ich weiß nicht, was ich dafür gäbe, wenn Sie das Bild nicht bei mir gesehen hätten! Aber wissen Sie, weshalb ich es kommen ließ? Weil meine erste Begegnung mit Ihnen mich an dieses Bild erinnerte. Da draußen, im Tillfußer Forst! Wissen Sie noch? Jener stille, wundervolle Abend im Schweigen des Waldes? Wie Sie damals geritten kamen und Ihre Augen so tief und ruhig blickten – das war schön! Und weil ich das wieder sehen wollte, hab ich mir das Bild da kommen lassen, an das ich bei unserer Begegnung denken mußte. Aber das Bild? Nein! Das ist etwas anderes. Sie haben recht: ich trug in die Auffassung dieses Bildes etwas hinein, was freundlicher und milder ist. Das ist so, wie Sie sind. Und diese Erinnerung, die ich in mir bewahre, vertausch ich nicht gegen alle künstlerische Größe dieses Bildes da!«

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
28 октября 2017
Объем:
410 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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