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Die Marienbraut Rosmarin, Sinnbild der Jungfräulichkeit Marias

Rosmarin, das klingt ein wenig verstaubt, ein wenig großmütterlich. Der Name erweckt vielleicht Erinnerungen an einen feien, fernen Duft, der in der Nähe des Lavendels liegt. Es könnte auch sein, dass uns der Vers unserer Kindheit „Guten Tag, Herr Gärtnersmann, haben Sie Lavendel, Rosmarin und Thymian, und rein wenig Quendel …?“ einfällt, an den wir lange nicht gedacht haben. „Tau des Meeres“ heißt die Pflanze, wenn wir ihren Namen vom lateinischen „ros marinus“ ableiten. Darin steckt eine poetische Beschreibung der Feuchtigkeit, die sich an den Küsten des Mittelmeeres während der Nacht niederschlägt oder als leichter Sprühnebel vom Meer herüberweht. Küstenregionen eignen sich besonders gut für den Rosmarin (Rosmarinus officinalis), ein aromatischer immergrüner Lippenblütler mit typisch mittelmeerischer Verbreitung. Die Pflanze war schon in der Antike bekannt und wurde sowohl in die Siegeskränze zusammen mit Myrte und Lorbeer gewunden als auch medizinisch gebraucht.

Bei den Griechen war Rosmarin vornehmlich Kultpflanze. Sie glaubten, den Göttern gefalle ein Rosmarinkranz besser als einer aus Gold. Die Pflanze mit dem kampferartigen Duft war Aphrodite geweiht, der griechischen Göttin der Liebe. Auch in der Geschichte unseres Volkes hatte die „Rosemarie“, die „Marienbraut“, das „Marienkraut“, das „Brautkraut“, der „Marienmaien“, der „Hochzeitsmaien“, das „Brautkleid“, das „Weihrauchkraut“ oder die „Röselimarie“, wie die Pflanze im Volksmund auch genannt wird, eine besondere Stellung. Sie fand einerseits als Heilpflanze und Küchengewürz, andererseits als Brautpflanze und im Liebeszauber vielfache Anwendung. Noch heute sind Rosmarin wie Myrte Sinnbilder der Jungfräulichkeit und so nennt man das Rosmarin auch im Volksmund „Marienbraut“, „Marienkraut“ oder „Marienkränzel“. Und tatsächlich waltet hier eine gewisse Symbolik. Rosmarin ist, wie neue medizinische Forschungsergebnisse zeigen, ein typisches Frauenmittel, das eine hormonartige Wirkung hat und gerne bei Zyklusstörungen und Regelbeschwerden verordnet wird.

Rosmarin, die alte Hochzeitspflanze, taucht aber auch bei Taufe und Begräbnis auf. Bei der Hochzeit wurde sie für den Brautkranz verwendet, Bräutigam und Braut schmückten sich mit Rosmarinsträußchen. Rosmarin, Symbol der Liebe, der germanischen Göttin Hulda heilig, gehörte zu den Lebensruten, galt des starken Geruchs wegen als ein vorzügliches Mittel, Hexen zu vertreiben. Das Wachsen und Welken des Rosmarinstockes, der für die Hochzeit gepflanzt wurde, bedeutete Gedeih oder Verderb in der Zukunft. Oft wurde das bei der Hochzeit getragene Rosmarinzweiglein nach dem Fest als Steckling in einen Blumentopf gepflanzt. Schlug es Wurzeln und blühte weiter, so galt das als ein gutes Zeichen für eine lange Ehe. Der Rosmarinkranz mit seinen immergrünen Zweigen, Symbol von Segen und Lebenskraft, wurde auch als Advents- und Weihnachtsschmuck verwendet.

Im österreichischen Alpenland trugen sogar beide Brautleute den Rosmarinkranz, und mit ihm machte man gleich nach der Trauung eine bedeutsame Probe. Gelang es der Braut, dem Herrn und Gebieter den Kranz vom Kopf zu nehmen, dann war das seine Hausherrenschaft ein schlechtes Omen. Es lässt sich nicht leugnen, dass die abwehrenden Kräfte der aromatischen „Marienbraut“, wie das Rosmarin gerne genannt wird, nicht nur gegen böse Geister eingesetzt wurden oder nur Schutzkräfte der Ehe symbolisierten. Vielmehr traute man ihnen auch zu, solchen Geschehnissen entgegenwirken zu können, die an sich gut, nur eben nicht zu allen Zeiten erwünscht sind. Solches Zutrauen war Grundlage verbreiteten Brauchtums, sinnbildhafter Verwendung, wie wir sie nicht zuletzt aus vielen Versen kennen. Sogar Kinderlieder sprechen es aus, was ein Mädchen, das dem Geliebten gegenüber nicht immer hart und standhaft bleiben konnte, von Thymian und Rosmarin erwartete:

„Rosmarin und Thymian

wächst in meinem Garten.

Jungfer Ännchen ist die Braut,

kann nicht länger warten.

Roter Wein und weißer Wein,

morgen soll die Hochzeit sein.“

In Belgien gilt der Rosmarin als Symbol des Lebens; hier bringt nicht der Storch die kleinen Kinder zur Welt, sondern sie werden aus einem Rosmarinstrauch geholt. Auch in Zukunftsfragen konnte man sich an dieses Pflänzchen wenden: In Böhmen stellten sich die Burschen an fließendes Wasser und warfen Rosmarinzweige hinein; etwas tiefer am Bach standen die Mädchen. Wer nun mit viel Geschick ein Zweiglein auffing, wurde die künftige Braut. Nur träumen durfte man nicht davon: „Ich hab’ die Nacht geträumt wohl einen schweren Traum, es wuchs in meinem Garten ein Rosmarinbaum.“ In Baden steckten sich junge Eheleute gegenseitig Rosmarin in die Kleider oder nähten sie ins Hutfutter. Er soll dem anderen helfen, die Treue zu bewahren.

Kräutermönche brachten einst die „Marienbraut“ aus dem Mittelmeergebiet zu uns. Karl der Große förderte den feldmäßigen Anbau der Heilpflanze, doch sie wurde auch wild gesammelt (Feldthymian = Quendel). Der Jesuit Friedrich von Spee (1591 – 1635) aus dem Geschlecht der Spee von Langenfeld, der als Moraltheologe mutig den Hexenwahn bekämpfte, verewigte den Rosmarin und seine Kraft in seiner Sammlung geistiger Lieder: „Nur wenige Kräuter kommen ihm gleich.“ August Friedrich Christian Vilmar (1809 – 1868) dichtete: „Wir haben sie gekränzet mit Rosmarin, weil sie soll Braut und Jungfrau sein …“ Vielleicht soll der zugleich beruhigende und belebende Effekt der Pflanze das Liebesglück der Braut beständig halten.

Ein spätes Liebesglück mit Hilfe des Rosmarins fand angeblich auch Elisabeth, Königin von Ungarn. Nach einer Legende aus dem 16. Jahrhundert gab ihr ein Engel ein Rezept, das aus in Alkohol destillierten Rosmarinzweigen bestand. Man nannte es später das „Wasser der Königin von Ungarn“. Mit seiner Hilfe soll es der 72jährigen Elisabeth gelungen sein, temperamentvoll „wie eine Junge“ den König von Polen zu verführen, der sie daraufhin – leidenschaftlich verliebt – zur Frau nahm. Das berühmte „Aqua Reginae Hungariae“ soll auch dazu beigetragen haben, die Königin von ihren Gelenkschmerzen zu heilen.

Leider kann die frostempfindliche Pflanze in unseren Breiten nur während des Sommers draußen gehalten werden. Vor dem ersten Nachtfrost müssen die Töpfe oder Kübel zur Überwinterung ins Haus. Sie sollen sehr hell und möglichst kühl, bei Temperaturen dicht über zehn Grad, stehen. Manchmal eignet sich ein heller Kellerraum zur Aufbewahrung, wo man die Pflanzen dicht ans Fenster stellt. Während des Winters ist nicht zu düngen und nur sparsam zu gießen.

Rosmarin hat viele kulinarische Verwendungsweisen. Die Blätter und jungen Triebe sind voller Aroma. In Südeuropa ist es eines der verbreitesten Küchenkräuter. Frisch oder getrocknet, verfeinert es Lammbraten, Wild, Geflügel, Kaninchen, Fisch, Muscheln, Kalb- und Hackfleisch. Es passt aber auch zu Pizza, Pilzen, Gemüse, Tomaten, Saucen, Suppen und Kartoffeln. Das ätherische Rosmarinöl wird besonders in der Kosmetikindustrie zur Parfümherstellung verwendet.

Zur medizinischen Anwendung werden die Blätter und Triebspitzen während des Blühens gesammelt. Den Tee als Aufguss der Blätter nimmt man bei nervösen Herzbeschwerden, bei Stress, Appetitlosigkeit, Kreislaufschwäche, niedrigem Blutdruck, bei Regelbeschwerden und allgemeiner körperlicher Schwäche. Überdosierungen mit Rosmarin sind zu vermeiden. Sie können zu Rauschzuständen und Krämpfen führen.

Rosmarintinktur nimmt man äußerlich zum Einreiben bei Rheuma, Nervenschmerzen und Migräne, innerlich bei Kreislaufschwäche und nervösen Herzbeschwerden. Bei allen Schwächezuständen, nach schweren Krankheiten und im hohen Alter zeigt Rosmarin seine anregende und belebende Wirkung. Nach Pfarrer Kneipp ist es das Tonikum für alte Menschen. Rosmarin findet man auch in Präparatenfür die Mund- und Zahnpflege. Hier wird die antiseptische und desinfizierende Wirkung seines ätherischen Öles besonders geschätzt. Dieses ist übrigens auch Bestandteil des Kölnischen Wassers. Auch Rosmarinwein ist geschätzt. Man nimmt dafür auf einen Liter Weißwein eine kleine Handvoll Rosmarinblätter, lässt beides einige Tage unter gelegentlichem Umrühren stehen und filtriert dann ab. Einen beruhigenden und belebenden Effekt zugleich haben Rosmarinbäder. Dazu wird ein Aufguss von 50 Gramm Blättern auf einen halben Liter Wasser gemacht und dann dem Bad zugesetzt.

Rosmarin – Marienbraut – Tau des südlichen Meeres! Die Astrologen ordnen die Pflanze dem Planeten Sonne zu, von ihr wird sie regiert. Von daher wird der wärmende Einfluss auf das Herz verständlich, die anregende Wirkung auf Geist und Nerven.

Rose des Meeres

Rosmarin, Tau des südlichen Meeres,

Liebesengel des himmlischen Heeres!

Du bist wohl einer Circe gleich,

betörend, duftvoll und im Herzen reich.

Rosmarin, lass mich träumen von ewiger Liebe,

schenk mir hehre Gefühle und Triebe!

Ich atme den Duft deiner Blüten ein,

du labest mich mit Rosinen und Wein.

Aromatisch wie die stolzen Rosen,

lass ich mich von deinem Flair liebkosen.

Schamhaft wie eine Braut in der Hochzeitsnacht,

verzückst du meine Seele sacht.

(Dieter Kremp)

Das „Marienbräutli“ Viola – Sinnbild der Sittsamkeit und Bescheidenheit

Nicht die Schlüsselblume, sondern das Veilchen Viola ist zum Symbol des zeitigen Frühlings geworden. Trotz seiner sprichwörtlichen Zurückhaltung, Sinnbild der Sittsamkeit und Bescheidenheit, der Demut und der Jungfräulichkeit, gibt das Märzveilchen in der Duftmusik der Frühblüher den Ton an, obgleich die mit größeren Nahrungsspeichern begünstigten Blumenzwiebeln oft schon früher ihre Sprossen recken und es auch an Größe und Auffälligkeit des Flors übertreffen. So reiht sich auch das „sittsame, demütige“ Veilchen in die Reihe der Marienblumen ein, trägt es doch im Volksmund auch den Namen „Marienbräutli“.

Wenn wir uns an die Veilchenplätze in den Wäldern unserer Kindheit ins Gedächtnis zurückrufen, wird uns inne, welch starken Eindruck auch bescheiden gebückte Winzigkeit hervorrufen kann, wo es in Massen auftritt. Das war in der milden Märzsonne schon eine betörende Duftwolke, die aus den wirren Gräserhaaren der erwachten Erde aufstieg, wenn man das Veilchenfeld unter den Haselsträuchern pflückte, ohne dass sich seine Fülle vermindert hätte.

Das Märzveilchen oder „Wohlriechende“ Veilchen (Viola odorata) weckt – außer der Rose vielleicht –die meisten romantischen und poetischen Gedankenverbindungen aller Blumen. Der griechische Dichter und Arzt Nikandros bemerkte, dass die Nymphen von Ionien dem Jupiter ihre Liebe gestanden, indem sie ihm ein Veilchen schenkten. Oder wurde „Viola“ nach Io, der Geliebten Jupiters genannt? Er verwandelte die schöne, sittsame Nymphe Io in eine Kuh. Danach schossen Veilchen aus der Erde, um sie zu ernähren.

Die Blume der Liebenden ist das Veilchen geblieben. Ihre Sprache ist die Botschaft der Zärtlichkeit, nicht der drängenden, begehrenden Liebe.

Wollte man Venus, die Göttin der Liebe, ins Brautgemach laden, dann würde das Bett im Frühling mit Veilchen geschmückt. Duft und Farbe der blauvioletten Blüten üben offenbar eine aphrodisierende Wirkung aus.

Das Veilchen konkurriert mit dem Vergissmeinnicht als „blaue Blume“ der deutschen Romantik. Die bei Novalis genannte blaue Wunderblume symbolisiert die Sehnsucht des Menschen nach der Erfüllung verborgener Wünsche. Die blaue Blütenfarbe weist demnach auch auf das Himmelsblau des kommenden Sommers hin.

So trägt denn auch das Veilchen in den deutschen Landen verschiedene Volksnamen, die auf die Beliebtheit und Verwendung der „blauen Wunderblume“ hinweisen: Marienblümchen, Marienstängel, Marienduft, Marienbräutli, Duftengelchen, Schwalbenblume, Veicherl, Veieli und Osterveigerl. Die Bezeichnung „Marienbräutli“ weist darauf hin, dass Brautkränze aus Veilchen (Marienblumen) geflochten wurden.

Schon im Altertum war das Veilchen beliebt; man flocht aus ihm Kränze, mit denen man sich bei Festlichkeiten und Orgien schmückte, um sich vor Kopfschmerzen, verursacht durch Trunkenheit, zu schützen. Die Bilder der Hausgötter wurden mit Veilchen geziert, und noch bei manch anderen Bräuchen spielte das Veilchen eine Rolle.

Veilchen haben früher in den Frühlingsbräuchen auf dem Lande eine besondere Rolle gespielt. Das erste Veilchen wurde hoch geehrt; es durfte nur vom sittsamsten und schönsten Mädchen gepflückt werden. Wer das erste Veilchen des Jahres fand, durfte sich etwas wünschen. Und wenn der Frühling einzog, ging der Wunsch in Erfüllung. In den Dörfern wurde das erste Veilchen auf eine Stange gesteckt und umtanzt.

Dass Veilchen die „Duftnote zum Frühling“ sind, beschreiben auch die deutschen Dichter. Goethe spricht: „Ein Veilchen auf der Wiese stand, gebückt in sich und unbenannt. Es war ein herzig Veilchen.“ Und Theodor Storm ergänzt: „Die Kinder haben die Veilchen gepflückt, all, all, die da blühen am Mühlengraben. Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest in ihren kleinen Fäusten haben.“ Aber am schönsten träumt Eduard Mörike von den Veilchen im Frühling:

„Frühling lässt sein blaues Band

wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

wollen balde kommen.

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist’s!

Dich hab ich vernommen.“

Das bescheiden am Boden kauernde Frühlingskind hat nicht nur viele, sondern auch erlauchte Verehrer gehabt. Gäbe es eine Geschichte in Blumenepochen, dann könnte das Veilchen einige Kapitel darin für sich beanspruchen.

Sanftmut, Demut und Sittsamkeit scheinen im Veilchen Viola verkörpert zu sein; deshalb wurde es auch ein Symbol der Jungfrau Maria. Früher war es als kultischer Schmuck beliebt: mit Rosmarin zusammen im Mai für die Bildnisse der Hausgötter bei den Griechen, für die Bilder der Muttergottes und die römischen Bacchantinnen banden es um ihre Stäbe. In Athen wurde das Veilchen zur Modeblume, so sehr, dass sich die anderen Griechen über das „veilchenduftende Athen“ und die „veilchenbekränzten Athener“ lustig machten. Homer weiß Rühmliches von ihm: Es wuchs auf den Matten vor der Grotte der Kalypso, die den umherirrenden Odysseus so lange Jahre umgarnt hielt. Es stand dort so reizend, dass selbst der immer eilige Götterbote Hermes verweilte, um den dunkelblauen Teppich zu bewundern.

Aphrodite, Miss Olymp für unbestimmte Zeit, bekam auch reichlich Veilchen verehrt und dazu den Beinamen „die Veilchenbekränzte“, was dunkelhaarig bedeutet. Vielleicht gab es auch schon bläuliche Haare?

Josephine Beauharnais liebte die Marienblümchen so sehr, dass sie sich bei ihrer Hochzeit mit Napoleon als Blumenschmuck nur einen Veilchenstrauß wünschte. Ihr Festkleid wurde mit Veilchen bestickt. Napoleon vergaß das nie, und jedes Jahr zum Hochzeitstag bekam Josephine ihren Veilchenstrauß, selbst dann, wenn der Gemahl auf dem Kriegspfad war. Dennoch opferte Napoleon die Kapitänstochter Josephine der Staatsraison und setzte eine Prinzessin an ihre Stelle. Doch als Josephine starb, da lag auf ihrem Sarg, auf weißseidenem Kissen, ein frischer Veilchenstrauß.

Die Dichter, und nicht nur sie, haben bemerkt, dass das Veilchen seine Farbe unverändert beibehält, bis es verblüht. Deshalb wurde es auch zum Sinnbild für Treue und Freundschaft. Auch die größeren Violen, die Stiefmütterchen, mit ihren melancholischen Gesichtern, gelten als Zeichen von Innigkeit und Treue.

Im duft des Veilchens mischen sich sinnliche Reize – deshalb Liebesduft und Geistiges. Frauenschönheit zu erhöhen, ist das Veilchen wohl imstande.

Ob es wohl noch jemanden gibt, der es Goethe gleichtut? Er liebte Veilchen sehr, trug oft Veilchensamen in der Rocktasche und verstreute diesen bei Spaziergängen rechts und links des Weges.

Auch im Aberglauben unserer Vorfahren spielte das Veilchen eine große Rolle. Das 16. Jahrhundert erzählt von der Bedeutung des Veilchens in der Liebe: Ein Mädchen, das heimlich einen Mann liebt, der sie nicht beachtet, soll ihm ein Veilchen in den Schuh stecken; dadurch wird er gezwungen, ihr sieben Tage nachzugehen. Diese Zeit kann sie dann nützen, um seine Liebe zu gewinnen. Oder: Befestigt ein Mädchen ein Veilchen über seiner Tür, dann wird es vom ersten Manne, der eintritt, geheiratet werden. Als Amulett um den Hals getragen, macht es den Träger bei allen Leuten beliebt. Dem Veilchen wird nachgesagt, es wirke sich, wenn man am Abend einen Tee davon trinke, besonders auf die Träume aus, und erzeuge besonders schöne und angenehme Traumbilder, in denen es den zukünftigen Mann sehe. Wegen seiner violettblauen Blüten war das Veilchen auch ein Symbol des Himmels. Warf man im Frühling ein Veilchen in den blauen Himmel, so bedeutete das auch ein schöner Frühling. Als Liebesrezept bestens empfohlen: Trage ein Veilchen mit der Wurzel in einem violetten seidenen Tüchlein bei dir, so bist du allen lieb und angenehm. Ein Mädchen soll die Erde aufgraben, wo der Mann ihrer Wahl seine Fußspuren hinterlassen hat. Die Erde wird nun in einen Topf gebracht und das Veilchen hineingepflanzt. Wenn dann die Blume blüht, wird sich auch die Liebe des Mannes entfalten, ob er nun will oder nicht.

Die medizinische Verwendung des Veilchens war bereits Hippokrates und Plinius sowie der heiligen Hildegard von Bingen bekannt. Sie beruht hauptsächlich auf dem Gehalt an Salicylsäure und Saponinen. Die auswurffördernde, schweiß- und harntreibende, schleimlösende Pflanze wird bei Erkrankungen der Luftwege, besonders bei Bronchitis und Keuchhusten verwendet. Zur Teezubereitung nimmt man Blüten und Blätter des Veilchens.

Zur Herstellung eines Brustsirups für Kinder nimmt man 150 Gramm Blüten, die man in einem Liter Wasser kurz aufkocht, zehn Minuten ziehen lässt und absiebt. Im Sud löst man ein Kilogramm Honig oder Zucker auf. Der fertige Sirup hat eine leicht violette Färbung.

Romantisch veranlagte Bräute oder Hausfrauen verwenden das Marienbräutli zur Herstellung einer Hochzeits- oder Frühlingsbowle. Man nimmt eine Tasse voll Blüten, den Saft von zwei Orangen und einen Liter Weißwein. Das lässt man zwei Stunden ziehen und filtriert ab. Zusätzlich löst man 100 Gramm Zucker auf und belebt die Bowle vor dem Servieren mit einem Liter eisgekühltem Schaumwein. Duft und Geschmack der Veilchenbowle erzählen von jungem Glück und künden den Frühling an.

In der Homöopathie nimmt man die Dilutionen D 3 bis D 6 bei Ohrenschmerzen, rheumatischen Gelenkerkrankungen, Asthma und Keuchhusten.

Leckere Gerichte mit Veilchen

Veilchen-Essig

Dazu nimmt man drei Handvoll Veilchenblüten und ½ Liter Weißweinessig.

Zubereitung: Bei den Veilchenblüten die Stiele entfernen. Die Blüten in eine Flasche geben. Essig darübergießen. Die Flasche verkorken und 14 Tage in der Sonne stehen lassen. Dann den Essig abfiltrieren und in einer gut verschließbaren Flasche aufbewahren.

Frühlingsblütensalat

Dazu nimmt man 30 Gramm Veilchenblüten, 30 Gramm Gänseblümchenblüten, 5 Gramm Öl, 10 Gramm saure Sahne, 1 hartgekochtes Ei, 30 Gramm gekochter Schinken, Essig, Salz, Kerbel, Zitronenmelisse und Pfeffer.

Zubereitung: Veilchen- und Gänseblümchenblüten etwas hacken und mit gewürfeltem Schinken und Ei mischen. Eine Marinade aus Essig, Öl, saurer Sahne bereiten, mit den Kräutern würzen und unter den Salat ziehen.

Veilchenlikör

Dazu braucht man 0,5 Liter Doppelkorn, 0,3 Liter Veilchenblütensirup, 100 Gramm Veilchenblüten.

Zubereitung: Gut ausgelesene Veilchenblütenköpfe mit Doppelkorn übergießen und etwa vier Wochen lang stehen lassen. Den Likör nach Geschmack mit Veilchenblütensirup süßen.

Veilchensirup

Dazu braucht man 300 Gramm Veilchenblütenköpfe, 750 Gramm Zucker, 1 Zitrone, 1 Liter Wasser.

Zubereitung: Die Veilchenblütenköpfe in kochendem Wasser aufbrühen. Der Ansatz bleibt fünf Stunden gut verschlossen stehe n. Das Wasser abgießen, aufkochen, erneut auf die Blüten gießen und wieder mehrere Stunden ziehen lassen. Diesen Vorgang noch einmal wiederholen. Dann die Flüssigkeit abgießen und die Blüten ausdrücken. Den gewonnenen Rohsaft mit Zucker und Zitronensaft aufkochen, entschäumen und bis zur Sirupkonsistenz reduzieren.

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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350 стр. 1 иллюстрация
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9783957448644
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