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Viola und Maya

Wohlriechend an dem Waldesrain,

im Moos versteckt,

ganz zart und klein,

ein Veilchen reckt

sein Hälschen hoch,

nach süßem Dufte roch.

Es ziert sich wie ein himmlisch Kind,

und schaukelt wie ein Schmetterling

im lauen Frühlingswind.

Viola streckt sein Näschen hoch in Sicht

und blinkt mit seinem Angesicht

dem schönen Mädchen freudig zu:

„Wer bist denn du?“

„Ich bin die Maya, deine Schwester.

Kennst du mich nicht?“

Das Veilchen spricht:

„Du bist mein kleines Schwesterlein?

Ach, dsas ist fein!“

Die beiden schlendern Hand in Hand,

geschmückt mit einem Blumenband

und einem blauen Festgewand

durch das blütenreiche Land.

(Dieter Kremp)

Veilchen im Glück

Ein Veilchen auf der Wiese stand,

gebückt am nahen Waldesrand.

Ein kleines Mädchen es da fand.

Das Veilchen spricht:

„Ich schenk dir Freude immerdar.

Lass mich in deinem Zimmer blüh’n,

dann werd ich strahlen und erglüh’n.

Ich bring dir Freud und Sonnenschein

In dein junges Leben ein.“

Das Mädchen pflückt das Blümelein

und stellt es in die Vase ein.

Es träumt das ganze Jahr vom Glück,

von Blumen, Blüten und von Freuden.

Es hört die Osterglocken läuten

und denkt: Du hast dein Wort versprochen.

„Hab Dank, du liebes Blümelein,

für deine hehre Himmelsgabe,

daran ich mich nun immer labe.“

(Dieter Kremp)

In den Blättern der Mariendistel ist die Milch der Jungfrau

Maria

Die Mariendistel (Silybum marianum) war als Heilpflanze schon in der Antike bekannt. Ihr Name gründet auf einer Legende, die besagt, dass die weißen Flecken auf den Blättern von der Milch der Gottesmutter Maria entstanden, die an den Blättern herunter gelaufen ist. Maria war mit dem Jesuskind und Joseph auf der Flucht vor Herodes unterwegs nach Ägypten und hatte ihr Kind unter den Disteln gestillt. Bei uns trägt die Pflanze den Namen „Mariendistel“. Doch auch der englische Name spielt auf die besagte Milch an – dort heißt die Mariendistel nämlich „Milk thistle“, also „Milchdistel“. Daher wurde früher die Pflanze stillenden Müttern empfohlen. Traditionell angewendet wurde sie auch bei Verdauungsbeschwerden wegen einer Lebererkrankung.

Außerdem ist die Mariendistel im Zusammenhang mit der Milch-Interpretation ein Beispiel für die durch Paracelsus gegründete mittelalterliche Signaturenlehre, welche besagt, dass das äußere Erscheinungsbild einer Pflanze darauf hinweist, welche Leiden mit ihrer Hilfe geheilt werden können. Die Mariendistel wird nämlich traditionell erfolgreich zur Anregung des Milchflusses bei stillenden Müttern eingesetzt. Im Volksmund trägt die Mariendistel verschiedene Namen. So heißt sie auch Christi Krone, Marienkörner, Marias Milch, Heilandsdistel, Frauendistel und Fieberdistel.

Die Mariendistel wächst wild an Wegrändern und Weiden, auf Ödland und an Bahndämmen. Sie wird aber heute vor allem in Gärten als wunderschöne Zierpflanze angepflanzt. Sie blüht von Juni bis August mit purpurroten Blütenköpfen. Die Wirksubstanz, das Silymarin-Gemisch, ist nur in der Schale der Samen konzentriert. Andere Pflanzenteile enthalten die Wirkstoffe nicht. Silymarin besteht aus sekundären Pflanzenstoffen, vor allem Flavonoiden, die die Leber nicht nur bei Vergiftungen unterstützen. Auch Folgen bestimmter Medikamente, von Virusinfektionen und radioaktiver Bestrahlung werden unschädlich gemacht. Andere Inhaltsstoffe sind Tyramin, Histamin und ätherische Öle. Das Silymarin wirkt auch regenerativ bei der gerade heute so verbreiteten Fettleber. Die akute Hepatitis, die oft mit Gelbsucht einhergeht, befällt die Menschen epidemisch. Sie hinterlässt schwere Dauerschäden, wenn der Patient seine Leber nicht schützt, indem er sich richtig ernährt und Alkohol strikt meidet, bis die vom Arzt vorzunehmenden Blutuntersuchungen über längere Zeit normale Werte liefern und somit eindeutig die Gesundung der Leber beweisen. Überernährung und übermäßiger Alkoholgenuss führen aber auch ohne vorhergehende Leberentzündung meist zur Leberverfettung, das heißt zu einer Zerstörung eines großen Teils der Leberzellen. Hier bewährt sich die Mariendistel als unschädliches leberspezifisches Pflanzentherapeutikum.

Früher galt eine Vergiftung durch Knollenblätterpilze als sicheres Todesurteil. Heute können die Ärzte in vielen Fällen helfen. Möglich macht es das Silymarin in der Mariendistel. Pilzliebhaber leben gefährlich. Jedes Jahr vergiften sich in Deutschland Dutzende unerfahrener Sammler mit Knollenblätterpilzen, die sie meist für eine n Champignon gehalten haben. Kein anderer Pilz fordert mehr Opfer. Durch die Fortschritte der Medizin können jedoch immer mehr Menschen mit einer Knollenblätterpilz-Vergiftung gerettet werden. Noch vor 30 Jahren starb die Hälfte von ihnen. Heute liegt die Todesrate bei zehn Prozent. Die meisten Menschen, die versehentlich Knollenblätterpilze verspeisten, verdanken ihr Überleben heute der Mariendistel. Seit den 80er Jahren gibt es ein Gegengift, das aus den Samen der Mariendistel gewonnen und per Infusion verabreicht wird.

Molekularbiologen haben in den vergangenen Jahren aufgeklärt, worauf die Wirkung des Silymarins gegen Knollenblätterpilze beruht. Das Pilzgift schädigt vor allem die Leberzellen, weil res im Zellkern ein Enzym blockiert, das die Erbinformationen ausliest. Es stoppt so den Stoffwechsel, und die Zelle stirbt. Silymarin aktiviert die Bildung neuer Enzyme, so dass die Leberzelle ihre Aktivität wieder aufnehmen kann. Das durch das Pilzgift geschädigte Organ kann sich regenerieren. Mittlerweile haben Tierstudien ergeben, dass Mariendistel-Extrakte die Leber auch vor anderen Giftstoffen schützen können, darunter Alkohol und Tetrachlorkohlenstoff. Auch eine überstandene akute Hepatitis wird erfolgreich mit Mariendistel-Tee nachbehandelt.

So wird ein Mariendistel-Tee bereitet: 1 Teelöffel Mariendistelfrüchte wird mit ¼ Liter kochendem Wasser übergossen, 10 bis 20 Minuten ausgezogen und abgeseiht. Der Tee wird heiß und schluckweise getrunken, morgens nüchtern, ½ Stunde vor dem Mittagessen und abends vor dem Schlafengehen jeweils 1 Tasse. Der Tee kann mit Pfefferminz-Tee gemischt werden. Dadurch erreicht man nicht nur eine Geschmacksverbesserung, sondern in manchen Fällen auch eine Wirkungssteigerung.

Maria durch den Dornwald ging … Die Mariendistel entgiftet die Leber

„Da sprach Gideon: Wohlan, wenn der Herr den Sebach und den Zalmunna in meine Hand gibt, so dresche ich euer Fleisch mit Wüstendorn und Stacheldisteln.“ (Richter 8, 7). „Und er ließ die Ältesten der Stadt greifen, nahm Wüstendorn und Stacheldisteln und zerdrosch damit die Männer von Sukkoth.“ (Richter 8, 16). So steht es in der Bibel über die Stacheldisteln, dornige Vertreter der Familie der Korbblütler. Dazu gehören die Mariendistel und die Kugeldistel. Diese schlanken, dornigen Pflanzen wurden vermutlich als Peitschen verwendet.

In Gärten als Zierpflanze, in Kräuterfarmen feldmäßig in großen Kulturen, wird die Mariendistel (Silybum marianum) bei uns angebaut. Diese wunderschöne, große Distelart ist eigentlich in den Mittelmeerländern und im Orient zu Hause, fühlt sich aber auch in unseren Gärten recht wohl, wenn wir ihr einen warmen, sonnigen Platz reservieren. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat des Samens im April, nachdem man den Boden mit reifem Kompost vorbereitet hat. Nach vier bis sechs Wochen ist eine Auslichtung notwendig, da die Samen im Sommer schnell wachsen und mit einer Wuchshöhe von etwa 1,50 Meter viel Raum beanspruchen.

Nach der Sage hat die Mariendistel ihren Namen von den auffälligen weißen Streifen auf den Blättern. Die sollen von der Milch der Muttergottes herrühren, die sie verlor, als sie Jesus vor den Verfolgern des Herodes retten wollte.

In ihrer Jugend wirkt die Mariendistel besonders dekorativ mit ihren großen, stark gewellten, dornig gezähnten, grün-weiß marmorierten Blättern, im Hochsommer mit ihren purpurroten Blüten oder amethyst-farbenen Blütenköpfen, die einzeln an den Stängelspitzen sitzen und von einem derben Stachelkranz umgeben sind. Aus dem befruchteten Körbchenblütenstand entwickeln sich viele hartschalige schwarze Früchte, die eine seidige Haarkrone tragen. Bei der Samenreife im August und September wird die Haarkrone meist völlig abgeworfen. Während der Blütezeit fliegen Hunderte von Schmetterlingen die Distelblüten an.

Seit alten Zeiten ist die Mariendistel auch als nützliche Nahrungspflanze bekannt. Die jungen Blätter ergeben einen Salat, wobei die Wurzeln und Köpfchen in Wasser gekocht werden. Daher hat sie in manchen Ländern die Bezeichnung Wilde Artischocke erhalten. Die zerkleinerte Pflanze dient als Viehfutter, die Samen werden gern vom Geflügel gefressen.

Die Mariendistel, im Volksmund auch Leberkraut, Leberdorn, Mariendorn, Frauendistel, Christkrone, Fieberdistel, Dornenkrone, Milchdistel und Steckkraut genannt, ist als Heilpflanze in der Teeheilkunde und in der Schulmedizin heute von überragender Bedeutung in der Leberschutztherapie.

Die Mariendistelfrüchte enthalten als wichtigsten Wirkstoff Silymarin, das für die Leberschutzwirkung verantwortlich ist. Vergiftungen durch den Genuss des grünen und weißen Knollenblätterpilzes werden heute erfolgreich mit Silymarin behandelt.

Der Mariendistelwirkstoff vermag offensichtlich die Membrane der Leberzellen vor dem Angriff der tödlichen Gifte des Knollenblätterpilzes und einer Reihe anderer Lebergifte zu schützen. Wie die Erfolge bei Vergiftungsfällen gezeigt haben, kann Silymarin auch bereits an der Zellmembran fixierte Gifte von ihr verdrängen. So erstreckt sich das Anwendungsgebiet der Früchte (Fruktus cardui Mariae) auch besonders auf die Erkrankungen des Leber-Galle-Bereichs. Sie haben eine entgiftende, die Leber entlastende und schützende Wirkung.

Tee kann auch zur Vorbeugung insbesondere gegen Alkohol und Fettleber empfohlen werden. Ein- bis zweimal jährlich sollte möglichst über sechs Wochen hinweg eine Teekur durchgeführt werden. Während der Teekur sollte kein Alkohol getrunken werden. Auch eine überstandene akute Hepatitis wird erfolgreich mit Mariendistel-Tee nachbehandelt. Der Tee wird als Aufguss von einem Teelöffel grob geschroteten Mariendistelfrüchten mit ¼ Liter siedendem Wasser übergossen und zehn bis fünfzehn Minuten ziehen gelassen.

Zwei bis drei Tassen täglich vor dem Essen helfen der Leber zur Regenerierung. Silymarin-Arzneimittel sind in Apotheken in Form von Tinkturen und Dragees erhältlich.

In der Homöopathie wird das Homöopathikum „Carduus mariananus“ ebenfalls gegen Leberleiden verordnet. Auch gegen Gallenblasenentzündung, Stirnkopfschmerzen, Muskelrheuma, Seitenstechen, Blutungen der Gebärmutter, Erbrechen, Unterschenkelgeschwüre und Druck im Oberbauch setzt man das Homöopathikum in den Potenzen bis D 3 mit Erfolg ein.

Die Marienglockenblume, eine romantische Sommerblume mit nostalgischem Charme

Die Marienglockenblume (Campanula medium) ist eine bezaubernde winterharte, zweijährige Sommerblume, die zur Familie der Glockenblumengewächse gehört. Weltweit ist sie mit über dreihundert Arten vertreten, in Mitteleuropa werden etwa dreißig Arten kultiviert.

Marienglockenblumen wachsen buschig und können je nach Sorte Wuchshöhen zwischen sechzig und neunzig Zentimetern erreichen. Die großen, glockenförmigen, teils einfachen, teils gefüllten Blüten, die an den langen Stängeln nach und nach erscheinen, zeigen sich in vielen Pastelltönen. So sind sie in Blau, Rosa, Hellviolett oder Weiß sehr hübsch anzusehen und verbreiten in der Zeit von Juni bis September einen nostalgischen Charme, da sie an Unterröcke aus früherer Zeit erinnern.

Sie gelten als romantische Sommerblumen und werden nicht umsonst als Motive auf antiquarisch anmutenden Postkarten, Gemälden und weiteren Artikeln gern gewählt.

Hohe Pflanzen sollen gestützt werden, da die Stängel sehr zart sind und Wind und Regen die Pflanzen sonst schnell abknicken lassen. Hochwüchsige Sorten eignen sich insbesondere als Schnittblumen und sind lange in der Vase haltbar.

Jungpflanzen, die im Frühjahr in Töpfen oder Kübeln ausgesät und kultiviert wurden, werden im Herbst in Gruppen von drei bis fünf Pflanzen in Abständen von etwa dreißig Zentimetern eingepflanzt. Marienglockenblumen bevorzugen freie, vollsonnige Lagen, da sie hier ein üppiges Blütenmeer entwickeln. Der Boden sollte gut entwässert und mit Stallmist oder Kompost angereichert werden.

Durch ihren nostalgischen Charme passt die Marienglockenblume besonders gut in Bauerngärten und liefert zwischen Rittersporn, Rosen, Margeriten, Hortensien, Stockrosen und Lupinen bezaubernde Blickfänge.

Die Pflanze sollte zwar nie austrocknen, jedoch verträgt sie keine Staunässe. Bei lang anhaltender Trockenheit muss daher regelmäßig gewässert werden. Da die Marienglockenblume nach dem zweiten Jahr nicht mehr blüht, sollte sie ausgerissen und kompostiert werden. Vermehrt wird die Marienglockenblume durch eine Aussaat von April bis Juni im Freiland oder in Kübeln. Die Samen werden dazu nur leicht mit Erde bedeckt. Nach dem Aufgang werden die Sämlinge in Einzeltöpfe pikiert, weiter kultiviert und im Herbst ins Freiland gesetzt. Es ist auch möglich, kräftige Jungpflanzen ab Ende Mai in Abständen von dreißig Zentimetern direkt ins Freiland zu setzen.

Im Frühsommer werden die Blüten gern von Schnecken gefressen. In der Folge bleiben nur noch kahle Stängel übrig, die die Pflanze schließlich eingehen lassen. Hier schafft das zeitige Ausbringen von Schneckenkorn deutliche Abhilfe.

Die Schneeglöckchen heißen auch Marienglöckchen

Wenn das Schneeglöckchen blüht, ist der Winter endlich vorbei. Diese freundliche Botschaft der „Weißen Jungfrau“, wie das Schneeglöckchen auch im Volksmund genannt wird, kennt fast jeder. Es trägt auch den Volksnamen „Marienglöckchen“.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen Ende Februar locken die Blüten der Schneeglöckchen hervor. Dass es wieder kalt werden kann, schreckt sie nicht. Die Glöckchen schließen sich einfach wieder, notfalls legen die Stängel sich dicht an den Boden. Die wohl schönste Erklärung für diese erstaunliche Winterhärte liefert die Legende vom Schneeglöckchen. Danach schuf Gott, schon ein wenig müde von der Schöpfertätigkeit, den Schnee, ohne ihm eine Farbe zu geben. Traurig lief der Schnee zu den prächtig bunten Blumen, um sich ein wenig Farbe zu erbitten. Aber alle wiesen ihn hochnäsig ab. Nur das Schneeglöckchen gab ihm von seinem Weiß. Seither – geht die Legende – ist der Schnee weiß, und das Schneeglöckchen darf als einzige Pflanze in seiner Gegenwart blühen. Und so erhielt es auch den Namen Marienglöckchen.

Das Schneeglöckchen kommt ursprünglich aus Südosteuropa und dem Kaukasus. Die verbreitetetste Art Galanths nivalis wächst jedoch schon lange in mitteleuropäischen Gärten und kommt in Mittel- und Westeuropa auch verwildert vor. Da die Pflanze wildwachsend sehr selten ist, ist sie in Deutschland geschützt.

Das Schneeglöckchen ist eine Zwiebelblume, sie wächst also aus Zwiebelknollen, die ziemlich dicht unter der Erdoberfläche ruhen. Sobald der Frost im Spätwinter nachlässt, treiben die Schneeglöckchen ab Ende Februar schmale Blätter aus. Die zarten Knospen werden noch von einem extra Blatt geschützt. Die jungen Triebe des Schneeglöckchens produzieren ein bisschen Wärme, sodass sie Schnee in ihrer direkten Umgebung schmelzen können.

Nur wenige Tage nach dem Erscheinen der Knospen blühen die Schneeglöckchen auf und kündigen damit den Vorfrühling an. Die Blüten sind weiß, sehr zart und hängen nickend am Stängel, was ihnen eben den Namen „Glöckchen“ eingebracht hat. Außerdem gibt es drei längliche schneeweiße Blütenblätter und im Inneren drei zusammengewachsene Blätter, die weiß und grün sind. Die Samen bilden sich nach dem Verblühen in kleinen Samenkapseln. Sie werden gerne von Ameisen verbreitet. Das Schneeglöckchen gehört zur Familie der Amaryllisgewächse.

Als Heilpflanze ist das Marienglöckchen fast unbekannt. Auch in alten Kräuterbüchern findet sich das Schneeglöckchen nicht. Es war nämlich weder in der Antike, noch im europäischen Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Daher gibt es hierzulande keine Tradition in der Anwendung des Schneeglöckchens. Den meisten Menschen gilt das Schneeglöckchen ausschließlich als Zierpflanze ohne Heilwert.

Im Kaukasus aber wird das dortige Schneeglöckchen (Galantus woronowi) jedoch schon lange in der Volksheilkunde verwendet. Die alten Menschen essen die Zwiebeln gegen Alterserscheinungen und Gedächtnisschwäche. Die Anwendung des Schneeglöckchens im Kaukasus wurde von bulgarischen Forschern untersucht und sie entdeckten unter anderem das Alkaloid Galantamin. Dieser Wirkstoff ist in der Lage, die Folgen von Alzheimer deutlich zu lindern, wenn auch die Grunderkrankung nicht zu heilen ist. Da es weltweit sehr viele Alzheimer-Patienten gibt, die von diesem Alkaloid profitieren könnten, reichen die natürlichen Vorkommen von Schneeglöckchen bei weitem nicht aus. Daher wurde lange Zeit geforscht, bis es endlich gelang, das Galantamin synthetisch herzustellen. Inzwischen gibt es ein pharmazeutisches Mittel, das künstliches Galantamin enthält und zur Linderung der Alzheimer-Syndrome eingesetzt wird.

Marienglöckchen sind im Garten nicht wegzudenken, denn sie sind die wichtigsten Frühblüher. Sie können auch in den Rasen gesetzt werden oder sie blühen in Bodendeckern, so zum Beispiel im Immergrün. Sie lieben humosen Boden. Schneeglöckchen eignen sich auch hervorragend für Bepflanzungen in Parkanlagen und als Friedhofsbepflanzung, sei es für Gräber oder für die Friedhofsanlage.

Aus Marias Tränen entstand das Maiglöckchen, das Marienglöckchen

Bei unseren Vorfahren ist das Maiglöckchen immer ein Glücks- und Liebessymbol gewesen, weshalb es auch in die Brautsträuße gesteckt wurde. In der Blumensprache drücken Maiglöckchen „innige Liebe“ aus. Das Grün der Blätter steht für Hoffnung, das Weiß der Blüten signalisiert Reinheit.

Eine Legende besagt, dass das Maiglöckchen dort entstanden ist, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoss, daher entstammen die Namen „Marientränen“ oder „Frauentränen“ und deshalb gehört es zu den „Marienblumen“ und ist christliches Symbol des Heils und der reinen Liebe.

„Lilium convallium“ hieß das Maiglöckchen ursprünglich in der Vulgata, der lateinischen Bibel: „Lilie der Täler“. Zur „Lilie des Waldes“ ist sie in Deutschland erkoren. „Marienglöckchen“, „Marienlilie“, Marienherz“, „Maililie“ und „Maienschelle“ heißt die „Meyblome“ auch bei uns. Letzterer war ihr erster deutscher Name im „Gart der gesundheit“ von 1485. Das Maiglöckchen oder Marienglöckchen ist eine gegen zahlreiche Leiden verwendete Heilpflanze und häufiges Attribut Christis und Marias (auf Verkündigungsdarstellungen) anstatt der Lilie, symbolisiert das „Heil der Welt“.

Wer Maiglöckchen am 1. Mai bei sich trägt, soll das ganze Jahr Glück haben – deshalb ist es heute noch in Frankreich Sitte, am „Maiglöckchentag“ (jour de muguet) auf allen Straßen Maiglöckchensträuße als Glücksbringer (porte- bonheur) zu verkaufen.

In der Duftmusik der Frühlingsblüher gibt das poetische Aroma der Maiglöckchen unbestreitbar den Ton an. Das unbeschreibliche Süße des Wohlgeruchs der „Marientränenblüten“ inspirierte die Dichter der Romantik zur Liebeslyrik. „Ihr Duft bricht das Eis des Winters und der Herzen“, meinte Heinrich Heine. „Schon das tiefe Einatmen ihres wunderbaren Heilduftes lindert die Atemnot, stärkt das alternde Herz und macht das Treppensteigen leichter“, beschreibt ein Kräuterkundler zu Beginn des 19. Jahrhunderts den wohltuenden Duft frisch erblühter Marienglöckchen- und wahrlich ist das Maiglöckchen ein „Herzmittel der Natur“. Wie Versuche mit depressiven Patienten zeigen, scheint der Maiglöckchenduft auch „Seelenarznei“ zu sein. Nach dem Einatmen der Blütendüfte bessert sich der seelische Zustand der Kranken: Maiglöckchenaroma als Heilmittel der Psychotherapie.

Der prächtige Duftjuwel ist nicht so empfindlich wie das wohlriechende Veilchen, hält es doch seine herzerfrischende Duftspende nicht zurück, wenn es gepflückt wird. Pflücken darf man einen Maiglöckchenstrauß im schattigen Buchenwald, wenn man das Glück hat, auf einem Maienspaziergang unter lichtem Buschwerk auf eine Kolonne blühender Marienglöckchen zu stoßen. Sie stehen nie einzeln, lieben die Gesellschaft, in der sie um die Wette duften. Übrigens, ein natürliches Maiglöckchenparfüm wird industriell nicht hergestellt. Das französische „Muget“ ist ein nach Maiglöckchen duftendes Extraktöl aus Freesia-Arten.

Die glockigen, nickenden, weißen Blüten stehen in lockerer, einseitswendiger Traube an kahlen Stängeln, die sich jeweils zwischen zwei Blättern entwickeln. Die Blüten sind ohne Nektar. Honigbienen und Hummeln, die sie besuchen, bieten sie nur Pollen.

Wenn Fremdbestäubung ausbleibt, genügt auch Selbstbestäubung für einen Fruchtansatz. Will man Maiglöckchen in einem Schattenbeet im Garten bewundern, muss man sich die Wurzelstöcke in einer Gärtnerei besorgen. Das Ausgraben der Waldpflanzen ist verboten. Im Schatten unter Bäumen und Sträuchern behaupten sich die Ausläufer des Maiglöckchens auch gegen starken Wurzeldruck. Günstig ist feuchte, humusreiche Erde, die – ihrem ursprünglichen Standort entsprechend – mit etwas saurem Laubkompost vermischt werden kann. Nach wenigen Jahren bilden sich blühende und duftende Gartenteppiche. Abweichend vom „Wald-Maiglöckchen“ (Convallaria majalis), gibt es mit der großblumigen „Grandiflora“ und der rosa tönenden „Rosen“ auch zwei hübsche Zuchtsorten.

Vorsicht! Die Duftperle ist in Kinderhänden gefährlich. Alle Teile der Pflanze enthalten hochgiftige Wirkstoffe. Die giftigen Inhaltsstoffe sind wasserlöslich und gehen in das Blumenvasenwasser über, in denen Maiglöckchen längere Zeit stehen. Tödliche Vergiftungen durch das Trinken des Blumenvasenwassers sind schon vorgekommen. Auch werden schwerste Vergiftungen durch den Genuss der scharlachroten Beeren oder durch das Kauen der Blütenstiele verursacht.

Infolge seiner Giftigkeit ist das Maiglöckchen als Teeheilpflanze nicht anzuwenden. Maiglöckchenpräparate sind nicht als Hausmittel verwendbar, sondern nur auf ärztliche Verordnung hin zu nehmen. Unsere Vorfahren kannten die starkwirkenden Herzgifte noch nicht. So wurden noch im 19. Jahrhundert Maiglöckchenblätter als Tee zur Körperentwässerung gebraucht. Die Bedeutung des Maiglöckchens in der Volksmedizin früherer Zeiten war so groß, dass man glaubte, jede Krankheit damit behandeln zu können. Da hört sich die Rezeptur des Engländers Gerard um 1830 schon originell an: „Man tue die Maiglöckchen in ein Glas und setze dies in einen Ameisenhügel, lasse es dort einen Monat lang, und wenn man es dann herausnimmt, wird man darin eine Flüssigkeit finden, die Schmerzen und Gicht beseitigt, wenn man sie äußerlich anwendet.“

Als Heilpflanze in der Hand des Arztes ist das Maiglöckchen in der Herztherapie heute nicht mehr wegzudenken. Die Herzglykoside haben eine ähnliche Wirkung wie die giftigen Inhaltsstoffes des Oleanders und des Roten Fingerhutes. Sie wirken herzmuskelstärkend, der Schlagrhythmus stabilisiert sich, die Auswurfleistung wird erhöht. Die „Pumpe“ arbeitet wieder mit gewohnter Leistung.

Früher glaubte man, dass, wenn man mit Maiglöckchen das Gesicht abreibt, die Sommersprossen verschwinden. Auf diesen Glauben beziehen sich die Anfangsverse des Gedichtes von Ludwig Uhland: „Mit dem Tau der Maiglöckchen wäscht die Jungfrau ihr Gesicht, badet sie in goldnen Locken.“

Als Schnupftabak noch Mode war, dienten die Stiele als Bestandteil des „Schneeberger Schnupftabaks“, der „das Gehirn reinigen sollte“. Früher war es für bedeutende Ärzte üblich, sich mit bestimmten medizinischen Symbole n portraitieren zu lassen; als Symbol für die Heilkunde fungierte oft das Maiglöckchen. So hat sich z. B. Nikolaus Kopernikus mit einem Maiglöckchen in der Hand abbilden lassen. Dieses Bild ist nur erklärlich, wenn man weiß, dass der so berühmte Astronom auch Medizin studierte und diesen Beruf bis zu seinem Tode in Frauenburg ausübte.

Darüber hinaus zählte das Maiglöckchen in der christlichen Ikonographie neben der Lilie, der Rose und anderen Pflanzen zu den sogenannten Marienblumen; mit seinen kleinen weißen, nickenden Blüten war es Symbol für die keusche Liebe, die Demut und Bescheidenheit von Maria. Deswegen erhielt das Maiglöckchen auch den Namen „Marienglöckchen“. Entsprechend ist das Maiglöckchen auf den Gemälden meist unauffällig und klein am unteren Bildrand dargestellt; ein typisches Beispiel dafür ist das bekannte Gemälde „Paradiesgärtlein“ von einem unbekannten Meister aus dem 15. Jahrhundert.

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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350 стр. 1 иллюстрация
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9783957448644
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