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Der Baum Jesse

Ein Baum, der mit der Erlösung zusammenhängt, kam in der mittelalterlichen Ikonographie zu großen Ehren. Man bildete ihn häufig in Manuskripten und auf Kirchenfenstern ab; dies geschah besonders vom 13. Jahrhundert an unter dem Einfluss der Zisterzienser, die eine besondere Verehrung für die Jungfrau Maria hegten. Der Baum Jesse hat seinen Ursprung im Alten Testament, im Buch Jesaja. Hier straft Gott einen Baum, der aber von neuem ergrünt; in diesem Fall handelt es sich allerdings nicht um einen heidnischen König, sondern um das Geschlecht Davids, dessen Begründer Isai (Jesse) ist. „Siehe der Herr, der Gott der Heerscharen, zerschlägt die Äste der Krone mit Schreckensgewalt, und die Hochgewachsenen sind gefällt, und die Hohen sinken nieder. Zusammengehauen wird das Dickicht des Waldes mit dem Eisen, und der Libanon fällt durch einen Herrlichen. Ein Reis wird hervorgehen aus dem Sumpf Jesses, und ein Schoß aus seinen Wurzeln Frucht tragen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Frucht des Herrn.“

Für die Christen konnte es keinen Zweifel geben: der Stamm Jesse war Maria, die von David abstammte, und das Reis war Christus. Der Baum Jesse wurde für sich zu einem ganzen Bündel von Symbolen der christlichen Mystik. Man brachte mit ihm natürlich die Vision Seths vom Lebensbaum in Verbindung, der in seinem Wipfel Jesus und seine Mutter trug. Die Jungfrau wurde zur „neuen Eva„ und Abel, der das Opfer seines Bruders wurde, wie auch Joseph, der Sohn Jakobs, von seinen Brüdern verkauft wurde, glich Jesus, dem Menschensohn, der von seinem Jünger Judas an seine Feinde ausgeliefert wurde. Der Baum versinnbildlichte auch die allgegenwärtige Kirche, die aus Jesu Opfer entstanden war, und selbstverständlich auch das Paradies. Ferner erinnerte er an die Jakobsleiter und an die feurige Leiter des Johannes, die Himmel und Erde verbindet. Die Ikonographie zeigte Jesse, den Patriarchen, wie er schlafend und träumend am Boden liegt, eine angezündete Lampe ist neben ihm aufgestellt. Aus seinem Nabel oder seinem Mund wuchs der Stamm hervor; auf den Ästen waren die Könige von Juda oder die Propheten abgebildet, die von Zeitalter zu Zeitalter das Kommen des „Sprosses aus dem Hause Davids“, des künftigen Messias, angekündigt hatten. Ganz zuoberst erschien wie eine riesige Blüte die Jungfrau Maria, die auf ihrem rechten Arm das göttliche Kind hielt und ihm mit der linken Hand eine Blume reichte.

Dieser exemplarische Baum liegt dem genealogischen Baum zugrunde, dem Bild des „Stammbaums“ mit seinen verschiedenen Verzweigungen, der im 19. Jahrhundert als „Baum der Evolution“ erscheint und aufzeigt, wie sich die Arten in verschiedene „Ableger“ aufspalten, als ob sie voneinander abstammten und eine einzige riesige Familie bildeten.

Wie eine Lilie unter Dornen

Ein jeder kennt den Orakelspruch, den man beim Abzupfen der einzelnen Blütenblätter bei der Margerite und beim Gänseblümchen aufsagt: „Er liebt mich, liebt mich nicht. Er liebt mich, liebt mich nicht …“ Der Orakelspruch wird aber auch vielfach abgewandelt, so zum Beispiel: „Er liebt mich von Herzen, mit Schmerzen, ein wenig oder gar nicht …“ Nach und nach zupft man dem Gänseblümchen jedes einzelne Blütenblatt ab, bis aufs Letzte, bis man es dann weiß. Das genügsame Gänseblümchen, das Mondscheinblümchen, ist eine Blume, die der Jungfrau Maria zugeordnet ist – eine Marienblume. Und den Namen Marienblümchen trägt sie auch in Österreich. Es ist Sinnbild der Demut, der Reinheit und Bescheidenheit, auch Sinnbild für den Schutz, den die Gottesmutter gewährt. Das gelbe Blütenkörbchen in der Mitte der Blüte ist eine Zusammenballung von vielen kleinenb Blüten. Am Abend und bei schlechtem Wetter schließt sich die Blüte. „Die Hüllblätter beschützen die armen Seelen“, sagt man.

Die weiße Madonnenlilie fehlt auf keiner bildlich dargestellten Verkündigungsszene. Sie ist die wichtigste Marienblume. „Ich bin die Narzisse in Saron, die Lilie in den Tälern. Wie die Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen“, so heißt es in der Bibel im Hohelied. Und im Matthäusevangelium wird von der „Lilie auf dem Felde“ gesprochen.

Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle in vielen antiken Zivilisationen, in Ägypten, Assyrien, in der minoischen Kultur und im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Symbol für geistliche Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung und deshalb als Mariensymbol häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Unter dem Namen „Marienlilie“, später „Madonnenlilie“, taucht sie dann oft auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit der Lilie in der Hand zeigen.

Ab dem 10. Jahrhundert wurde auch die Kartoffelrose Maria zugeschrieben. In Weiß – die Farbe der Unschuld und unbefleckten Empfängnis. Später kam Marias Anteil an der Passion hinzu: Symbolisch drückt das die Farbe Rot aus. In der blauen Kornblume lässt sich sogar eine Krone für die Himmelskönigin erkennen.

Die Kornblume wurde das Symbol Marias für ihre Treue und Beständigkeit. Die Blüten der Erdbeere verkörpern Marias Keuschheit. Warum Maria so viele Blumen zugeordnet sind, geht wohl auf die Geschichte ihres Todes zurück. Als die Apostel der Legende nach die Verstorbene, die bereits im Sarg lag, beerdigen wollten, war der Leib von Maria verschwunden. Es lagen nur noch wohlriechende Blumen dort.

Als Mariensymbole oder marianische Symbole bezeichnet man Sinnbilder, die sich auf die Person Maria beziehen. Zu den Mariensymbolen zählen viele Blumen, auch Tiere, Gestirne und Gegenstände, die dem Alten und Neuen Testament, den Apokryphen, den Schriften der Kirchenväter, der Lauretanischen Litanei sowie der geistlichen Dichtung oder den Visionen der Mystiker entlehnt sind und die in Bezug zur Jungfrau Maria stehen. Wird ein Ereignis, wie die Szene mit Moses vor dem brennenden Dornbusch, mit Maria gleichgesetzt, sprechen wir von einer Allegorie. Meistens werden Mariensymbole mit allegorischen Mariendarstellungen kombiniert. Der blühende Stab Aarons, das Vlies Gideons, die Porta clausa, das verschlossene Tor des Propheten Ezechiel, Tiere wie Phönix, Löwe, Schwalbe, Pelikan, Marienkäfer oder das Einhorn, und viele Pflanzen wie die Madonnenlilie, Akelei, Rose, Walderdbeere, Schlüsselblume und Maiglöckchen sind Symbole Mariens. Einfache Symbole, die früher anstelle der Gottesmutter wiedergegeben wurden, waren u. a. ein Brunnen, als Quell des Lebens, Sonne, Mond und Sterne.

Mutter Maria und ihre Marienblumen

Viele Lebewesen, die einen Frauennamen im Namen tragen, verherrlichen damit die Mutter Gottes, Maria. Manche Namen von „Marienblumen“ erklärt die Legende. Die Mariendistel hat Blätter mit weißen Flecken. Sie sind nach der Legende dadurch entstanden, dass Marias Milch auf die Blätter tropfte. Der Steinsame bringt als Frucht vier knochenharte, eiförmige, bräunliche Nüsschen hervor. Es sind die zu Stein gewordenen Tränen der Maria, um den Herrn vergossen; sie bleiben auch oft im Winter noch an den längst verdorrten Stängeln hängen wie eine stille Mahnung: Marientränen. So wird auch das Johanniskraut, das „Herrgottkräutlein“, auch „Marienblut“ genannt, was auf den blutroten Saft in den Blüten zurückzuführen ist.

Andere „Marienpflanzen“ sind besonders schöne Vertreter ihrer Verwandtschaft und tragen daher den Ehrennamen. Die Marienkerze, auch „Himmelsbrand“ oder „Himmelsschlüssel“ genannt, wächst kerzengerade in den Himmel und als Königskerze war sie deshalb „Marias Zepter“ in der Mitte des Kräuterbuschen an Maria Himmelfahrt. Die Marienglocke z. B. ist eine besonders großblütige Glockenblume, die als Zierpflanze im Garten geschätzt wird. Ein Süßgras ist, wenn man seinen griechischen Namen Hierochloa übersetzt, „Heiliges Gras“ getauft worden und wird auch Mariengras genannt. Dabei spielt es als Futtergras kaum eine Rolle. Aber ihm entströmt euin süßer Duft, ähnlich dem Waldmeister, so dass man früher trockene Sträuße in Kleiderschränke legte wie andere Duftspender. Die gelben Blüten des Echten Labkrauts strömen einen betörenden süßen Duft aus. Nach der Legende hat Maria das Jesuskind auf duftendes Labkraut gebettet. So trägt es im Volksmund den Namen „Marienstroh“ oder „Marienbettstroh“. Aus Marias Tränen entstand der Legende nach auch das Maiglöckchen, das deshalb die Namen „Marientränen“ und „Marienglöckchen“ trägt. Schließlich ist die Weiße Lilie Symbol der Muttergottes und heißt Madonnenlilie. Das Mädesüß in feuchten Wiesenauen ist eine wahre „Wiesenkönigin“, deren süßer Duft unübertrefflich ist. So ist das Mädesüß im Volksmund eben auch das „Mariensüß“. Die Engelwurz Angelika, der Engel auf Erden, ist der „Marienbote“. Ein Marienblümchen ist auch das Gänseblümchen, sittsam, bescheiden und klein, Symbol der Reinheit. Rosmarin gehörte neben Thymian und Myrrhe zum Brautstrauß und heißt deshalb auch „Marienbraut“.

Manche Heilkräuter tragen ihren Namen „zu Ehren unserer lieben Frau“; so das Labkraut als „Frauenbettstroh“ oder in unseren Bergwäldern der „Marienschuh“, eine Orchidee mit Namen „Liebfrauenschuh“. Eine andere, noch zierlichere Orchidee, deren Blüten sich in einer dichten Ähre schmücken, heißt Frauenlocke. Die schlanke Ähre ist spiralig um ihre Achse gedreht, ähnlich wie eine Haarlocke. Es gibt auch ein Frauenhaar, es ist der Venusfrauenfarn. Der Fingerhut mit seinem purpurroten Blütenschmuck heißt „Unserer lieben Frau Handschuh“. Er ist zwar giftig, aber trotzdem als Heilpflanze ein Wohltäter der Menschheit, da seine Giftstoffe auf die Herztätigkeit günstig einwirken. Die Blätter des Frauenmantels haben eine besondere Gestalt: sie sind rundlich, fast nierenförmig. Ihr Rand ist von neun abgerundeten Lappen umgeben, die bis zum Grunde gesägt sind. In den Kerben zwischen den Lappen und den Randzähnen stehen am frühen Morgen glitzernde Tautropfen, die sich im Blattgrund wie in einem Becher sammeln. Die Blattform ist das Abbild eines ausgebreiteten Mantels, wie ihn Maria tragen könnte. Auf Heiligenbildern kann man die Muttergottes mit einem ähnlichen, weiten, faltenschlagenden Überwurf dargestellt finden. Auch der Frauenmantel hat sich einen Wechsel der Namensgeberin gefallen lassen müssen. Er war ursprünglich der Göttin Freya geweiht und heute der Muttergottes, die ihre Marientränen vergießt. Die mittelalterlichen Alchemisten schrieben dem „Marienmantel“ besondere Kräfte zu und brauchten ihn zum „Goldmachen“.

Es gibt noch einige Pflanzen, die wohl auch Maria, „Unsere liebe Frau“, als Namensgeberin haben; so der Frauenflachs, das Frauenholz und das Frauenhaar (Venusfrauenfarn). Aber auch das Veilchen und das Gänseblümchen werden zu den „Marienblumen“ gezählt.

Und schließlich trägt die Schwertlilie Iris ein Marienattribut. Aber auch „dem lieben Gott“ wurden zwei Heilkräuter geehrt, das Gottesgnadenkraut und das Johanniskraut („Herrgottskraut“).

Ein jeder kennt den Marienkäfer, den freudig begrüßten halbkugeligen Käfer mit schwarzen Punkten auf dem roten Flügelfeld. Farben und Punktzahl wandelt er indes vielfältig ab (von 2 bis 22 Punkten). Der bekannteste unter den Marienkäfern aber ist der „Siebenpunkt“, der als Glückskäfer gilt. Es ist der Lieblingskäfer der Kinder, er vereinigt auf sich viele, zum Teil poetische Namen, wenn wir an „Gotteskälbchen“, „Herrgottstierchen“, „Sonnenkälbchen“, „Herrgottspferdchen“ und „Herrgottsschäfchen“ erinnern. Und dass die Schwalbe, der Lieblingsvogel der Deutschen, auch die Namen „Muttergottesvogel“ und „Marienvogel“ trägt, weiß heute fast keiner mehr.

Dann weben die Spinnen im Altweibersommer ihre „Marienfädchen“ oder „Marienfäden“ und der Regenbogen trägt Marias Gewandsaum.

Heilige Pflanzen der Jungfrau Maria

Viele Pflanzen und Tiere, die einen Frauennamen tragen, verherrlichen damit die Jungfrau Maria.

Die Mariendistel, eine Heilpflanze gegen Leberkrankheiten, hat Blätter mit weißen Flecken. Sie sind der Legende nach dadurch entstanden, dass Marias Milch auf die Blätter tropfte. Der Steinsame der Mariendistel bringt als Frucht vier knochenharte, eiförmige bräunliche Nüsschen hervor. Es sind, so heißt es, die zu Stein gewordenen Tränen der Maria, um den Herrn vergossen. Sie bleiben auch oft im Winter noch an den längst verdorrten Stängeln hängen wie eine stille Mahnung: Marientränen.

Andere „Marienpflanzen“ sind besonders schöne Vertreter ihrer Verwandtschaft und tragen daher diesen Ehrennamen.

Die Marienglocke zum Beispiel ist eine großblütige Glockenblume, die als Gartenpflanze geschätzt wird.

Ein Süßgras ist, wenn man seinen griechischen Namen Hierochloa übersetzt, ein „Heiliges Gras“ und wird auch Mariengras und Mariensüß genannt. Dabei spielt es als Futterpflanze kaum eine Rolle. Aber ihm entströmt ein süßer Duft, ähnlich dem Waldmeister, so dass man früher trockene Mariensträuße in den Kleiderschrank legte, so wie andere Duftspender, etwa Lavendel, auch. Sie brachten im Schlaf wundersame Marienträume.

Die Königskerze wächst meterhoch in den Himmel, deswegen heißt sie auch Marienkrone und Himmelskerze.,

Der Frauenmantel vergießt Marientränen. Es sind am frühen Morgen kleine Tautropfen auf den Blättern.

Das Gottesgnadenkraut macht alle Kranken wieder gesund. Das Johanniskraut, auch „Herz-Jesu-Blut“ genannt, speichert in den Blüten einen blutroten Saft, der an die Leiden des Herrn erinnert. Es ist ein Wirkstoff, der wunde Seelen heilt. Deshalb wird die Heilpflanze gegen Depressionen eingesetzt.

Ein jeder kennt den Marienkäfer, den freudig begrüßten halbkugeligen Käfer mit den schwarzen Punkten auf dem roten Flügelkleid. Farben und Punktzahl wandelt er indes vielfältig ab. Die meisten aber haben sieben Punkte auf den Deckflügeln. Deshalb heißen sie auch Glückskäfer. Der Liebling des Volkes und besonders der kleinen Kinder trägt dann so poetische Namen wie „Herrgottstierchen“, „Herrgottspferdchen“, „Herrgottsschäfchen“, „Gotteskälbchen“, „Marienpunkt“, „Marienkleid“, „Sonnenkälbchen“ oder „Marienblatt“.

Ebenso ist der Name des Herrn selbst in die Namen der Pflanzenwelt aufgenommen worden. Im tiefen Winter blüht eine schneeweiße Blume, eine Nieswurz, in den Gärten um die Zeit des Weihnachtsfestes. Sie heißt eben „Christrose“.

Verschiedene Pflanzen gaben nach den Legenden ihre Zweige und Äste her, damit daraus die Dornenkrone Christi entstand. Das Volk nennt sie „Christusdorn“.

Manche Zierpflanzen schauen uns mit großen Blumenaugen an: als „Christusaugen“ bezeichnet man sie. Am bekanntesten unter ihnen ist der gelb blühende Alant.

Es gibt eine „Christusträne“, ein tropisches Gras mit tränenähnlichen Scheinfrüchten, den Hüllkapseln der weiblichen Ähren. Dieses Gras heißt auch „Marien-, „Moses- oder „Frauenträne“ und dient zur Herstellung von Rosenkranzperlen.

Es gibt außerdem wertvolle Arzneipflanzen, deren Wurzeln verwendet werden. Sie werden „Christwurz“ genannt, wie zum Beispiel Arnika, Schöllkraut und Nieswurz.

Der Name Gottes findet sich häufiger in unserem Namensgut. Mit einem Kraut, das wahre Wunder wirkt und deshalb in der Volksheilkunde verwendet wird, lässt Gott uns seine Gnade widerfahren. Es ist das Gottesgnadenkraut, ein Ehrenname, den mehrere Pflanzen tragen.

Eine sonderbare Fangheuschrecke heißt „Gottesanbeterin“, auch „Betjungfrau“ genannt. Aber diesen Namen trägt sie zu Unrecht. Es sieht zwar tatsächlich so aus, als erhöbe das Insekt seine Vorderbeine zum Gebet. Während es aber auf den vier langen anderen Beinen langsam dahin schreitet, wird mit den ersten Fangbeinen das überraschte Opfer rasch gegriffen, indem Schenkel und Schiene wie eine geöffnete Schere zusammenklappen.

Besondere Ehre widerfährt dem gelben Labkraut. Es war bei den Germanen der Fruchtbarkeitsgöttin Freia zugeeignet, später aber war die reich mit Aberglauben verknüpfte Pflanze der Mutter Gottes geweiht. Sie diente als „Unserer lieben Frau Bettstroh“. Vielleicht ist ihr wegen ihres Duftes diese Aufgabe in der Legende zuteil geworden.

Unser Fingerhut mit seinem purpurroten Blütenschmuck heißt „Unserer lieben Frau Handschuh“. Er ist zwar giftig, aber trotzdem als Heilpflanze ein Wohltäter für die Menschheit, da seine Giftstoffe auf die Herztätigkeit günstig einwirken.

Die Blätter des Frauenmantels haben eine besondere Gestalt: Sie sind rundlich, fast nierenförmig. Ihr Rand ist von neun abgerundeten Lappen umgeben, die bis zum Grunde gesägt sind. In den Kerben zwischen den Lappen und den Randzähnen stehen am frühen Morgen glitzernde Tautropfen, die sich mitunter im Blattgrund wie in einem Becher sammeln. Die Blattform ist das Abbild eines ausgebreiteten Mantels, wie ihn Maria tragen könnte. Also heißt der Frauenmantel im Volksmund auch Marienmantel. Auf Heiligenbildern kann man die Mutter Gottes mit einem ähnlichen, weiten, Falten schlagenden Überwurf dargestellt finden.

Die Madonnenlilie, Symbol der Jungfräulichkeit Marias

Jupiter legte den Säugling Herkules an die Brust Junos, während die Göttin schlief. Als das Kind trank, wurden einige Tropfen der göttlichen Milch verschüttet. Jene, die in den Himmel tropften, wurden in die Milchstraße verwandelt, aus denen, die die Erde erreichten, sprang die Madonnenlilie hervor (Lilium candidum). Diese Blume wird immer mit Reinheit in Verbindung gebracht, sowohl in der heidnischen als auch in der christlichen Welt. Ihre Kultivierung geht Tausende von Jahren zurück: die alten Ägypter priesen sie ihrer Schönheit und medizinischer Vorzüge wegen; aus den Knollen wurde eine Art Brot gemacht, das auch jetzt noch in einigen östlichen Ländern so verwendet wird.

Parkinson, Gerard, Culpeper und vor ihnen die heilkundigen Mönche – alle hatten die Madonnenlilie als Mittel gegen Schwellungen, Verbrennungen, Schnitte und Quetschungen angewandt, und diese Praxis hat bis jetzt überdauert. Hildegard von Bingen hingegen verwendete sie als Salbe gegen Ausschlag. Die Droge ist die Knolle. Die Madonnenlilie hat in Form eines Dekokts zahlreiche Wirkungen, einschließlich harntreibender, regelfördernder und die Gicht vertreibender.

„Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharons, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen.“ So spricht die Bibel im Hohenlied Salomos von der Lilie, die die Christenheit der Jungfrau Maria, der Muttergottes, weihte. So kam sie zu ihrem Namen Madonnenlilie. Die Weiße Lilie, auch Marienlilie genannt, zierte die Säulenkapitelle im Tempel Salomos. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistige Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung.

„Zuoberst auf den beiden Säulen bei der Vorhalle des Tempels war eine Arbeit aus Lilien, jede vier Ellen dick.“ (1. Könige 7, Vers 19). „Ich will für Israel sein wie der Tau, es soll blühen wie die Lilien und Wurzeln schlagen wie die Pappel.“ (Hosea 14, 5).

„Freuen sollen sich die Wüste und das dürre Land, frohlocken die Steppe und blühen! Gleich der Narzisse soll die Lilie blühen und frohlocken, ja frohlocken und jubeln!“ (Jesaja 35, 1 - 2).

Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle in vielen anderen Zivilisationen, in Ägypten, Assyrien, in der minoischen Kultur und im Tempel Salomos in Jerusalem. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistliche Reinheit, Heiligkeit und der Auferstehung und deshalb wurde sie häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Unter dem Namen „Marienlilie“ und „Madonnenlilie“ taucht die Blume oft auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit der Lilie in der Hand oder in ihrer Nähe zeigen.

Nach einer alten Sage spross die Lilie aus den Gräbern von Liebenden und unschuldig Hingerichteten hervor. Wenn sie auf der Friedhofsstätte unschuldig Ermordeter erscheint, so ist sie ein Zeichen der kommenden Rache; entsprießt sie auf einem Grabhügel eines armen Sünders, so kündigt sich Vergebung, die Sühne der Todesgottheiten an. Die Lilie galt auch als Gruß des Todes an den zurückbleibenden Lebenden; daher die Sage, dass der Geist des Verstorbenen selbst die Blume auf dem Grab gepflanzt habe.

In enger Beziehung zu den Weißen Lilien stand auch das ehemalige Wappen Frankreichs, hieß doch Frankreich „das Reich der Lilien“. Als die Jungfrau von Orléans von König Karl V: in den Adelstand erhoben wurde, bekam sie den Namen „Lys“ (= von der Lilie) und zum Geschenk einen Degen, der mit der Darstellung eines Lilienkranzes geschmückt war. Die geistlichen Eigenschaften, die in früheren Zeiten der Weißen Lilie zugeschrieben wurden, fanden durch einen päpstlichen Erlass im 17. Jahrhundert ihre offizielle religiöse Anerkennung. Der Erlass weist auf die Lilie im Zusammenhang mit der künstlerischen Darstellung der Verkündigung Mariä. In der Tat zeigen viele Madonnenbilder der Renaissance das auffallende weiß und die anmutige Form der Weißen Lilie so u. a. die Werke von Tizian und Botticelli. So wurde sie auch zur „Madonnenlilie“. Auch die deutsche Romantik spricht von der „Madonnenlilie“ und Friedrich von Hardenberg (Novalis) singt das „Marienlied“ dazu: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie ein Traum verweht, und ein unendlich süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“

Lilia oder Lilie heißen seltsamerweise viele deutschstämmige Mädchen in Kasachstan. Vielleicht wollen damit ihre Eltern und Großeltern durch die Namensgebung an ihre deutsche Urheimat erinnern, als die Lilien die Modeschönheiten im deutschen Bauerngarten waren. Der Vorname kommt jetzt bei uns wieder zusammen mit Lilian und Liliane immer mehr in Mode.

Die einheimische Türkenbundlilie (Lilium maarttagon) gehört zu den unter Naturschutz stehenden Wildpflanzen. Sie kommt auf Bergwiesen in kalkhaltigem Boden vor. Ende Mai entfaltet sie ihr hellpurpurnes, reich punktiertes Blütenblattröckchen. Statt der erwarteten Lilienblüten lässt sie lauter vtürkische Turbane am 60 bis 80 cm hohen Blütenschaft lustig umherbaumeln. Diese unbekümmerten Gäste sollen natürlich den pfeilschnellen, auf der Stelle schwirrenden Nachtschwärmern den Zugang zu den Nektarrinnen im Innern der Blüten erleichtern. Deshalb ist auch der Duft aus ihnen am Abend stärker als am Tage, immer aber mit einer besonderen Note wie nach Vanille oder Zimt.

Die Weißen Lilien (Lilium candidum) sind die Lieblingsblumen der Orientalen, der Deutschen und der Romanen. Bei den Römern galt die Lilie als Zeichen der Hoffnung, im Morgenland war sie Sinnbild der Reinheit und der Unschuld. Nicht nur die „holde Jungfrau“ erhielt bei feierlichen Anlässen Lilien geschenkt, sondern Lilien wurden auch zum Zeichen der Trauer und der Treue als letzte Liebesgabe der Toten auf den Sarg gelegt. Bei den feierlichen Prozessionen an Fronleichnam tragen noch heute weißgekleidete Mädchen weiße Lilien in der Hand. In der deutschen Mythologie trägt Donar in der rechten Hand den Blitz und in der Linken das Zepter, das mit einer Lilie gekrönt ist. Während des Mittelalters wurden besonders in den Klostergärten die Lilien stolz bewundert. Die Weiße Lilie, später als Madonnenlilie kreiert, ist ein altes und weitverbreitetes Lichtsymbol; daneben gilt sie vor allem in der christlichen Kunst als Symbol der Einheit, Unschuld und Jungfräulichkeit. Auf Darstellungen Christi ist die Lilie auch ein Symbol der Gnade. Die Bibel spricht von den „Lilien auf dem Feld“ als einem Symbol der vertrauensvollen Hingabe an Gott. Die Lilie ist zudem ein uraltes Königssymbol und spielt besonders in der Heraldik eine bedeutende Rolle. Mit den Rosen zusammen wurden Lilien schon in altdeutscher Zeit oft erwähnt, und sie spielten in der Poesie unserer Dichter, besonders der Romantiker, eine wesentliche Rolle. Auch im Volkslied wurden die Lilien verewigt: „Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf sein Grab …“

Lilien gehören zum uralten Gartenadel. Die edlen Blüten der Lilien verleihen dem Platz, an dem sie wachsen, eine gewisse Würde. Auch in der Vase verlangen diese stolzen Adligen besondere Aufmerksamkeit und allen voran steht die Madonnenlilie – sie passen eben nicht in jede beliebige Gesellschaft. Es gibt heute hervorragende Neuzüchtungen. Die Begegnung mit diesen großblumigen, standfesten Hybriden ist ein Naturerlebnis besonderer Art. Grundregel aller Lilienkultur ist, dass sie mit den „Füßen“ kühlschattig stehen wollen, ihre Blüten aber im warmen Licht der Sonne entfalten wollen.

Die Naturformen können jahrelang ungestört in Wildstaudenpflanzenwachsen. Madonnenlilien und Hybride passen auch ins Staudenbeet. Leider werden ihre Zwiebeln hin und wieder von Wühlmäusen gefressen.

Zu den altbekannten Naturformen gehören die Goldbandlilie mit breit geöffneten, schalenförmigen Blüten, die Madonnenlilien mit schneeweißen trichterförmigen Blüten, die lebhaft gefleckten Tigerlilien, die orangeroten Feuerlilien mit offenen Kelchen und die Königslilien mit großen trichterförmigen Blüten. Im Riesenreich der Zuchtformen sind besonders die Martagon-Hybriden, die Auratum-Hybriden und die Bellingham-Hybriden zu empfehlen. Ihr starker, warmer, außerordentlich angenehmer Duft teilt sich der ganzen Umgebung mit.

In der Pflanzenheilkunde Chinas setzt man Lilien bei Vergiftungen, als stimulierende Mittel, bei Melancholie, zur Entwässerung, harntreibend, blut- und schmerzstillend ein.

In der Küche verwendet man alle Teile, getrocknet, frisch und eingefroren, hauptsächlich aber Knospen und Blüten. Je nach Sorte, schmecken sie – oder nicht – roh oder filtriert. Wer es übers Herz bringt, kann auch Taglilien für einen Blumenstrauß verwenden. Dafür werden abends dickknospige Stängel geschnitten. Allerdings müssen abgeblühte Blüten entfernt werden, denn sie werden matschig, nässen und verursachen dunkle farbige Flächen.

399
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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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350 стр. 1 иллюстрация
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9783957448644
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