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Hypothyreose und Cholesterin

Eine 72-jährige Patientin hatte einen Triglyceridwert von 500 mg/dl (der Normbereich liegt bei 75 bis 100 mg/dl); ihre anderen Lipidmarker waren normal. Da eine Unterfunktion der Schilddrüse zu erhöhten Lipidwerten führen kann, während andere Messwerte im Normbereich bleiben, empfahl ich ihr, einige von Kharrazians Nahrungsergänzungspräparaten einzunehmen. Nach einem Monat waren die Werte auf 327 mg/dl abgesunken, nach einem weiteren auf 180 mg/dl. Etwa zu dieser Zeit konsultierte sie ihren Hausarzt, der die Präparate absetzte, weil er sie nicht kannte. Leider kam die Patientin nicht wieder in meine Praxis, daher weiß ich nicht, wie sich die Unterstützung der Schilddrüse weiter auf ihre Lipidwerte auswirkte.

Dr. Kari Vernon, Karisma for Life, Scottsdale (Arizona)

Gehirnstoffwechsel: Die Nebennieren, die auf den Nieren sitzen, sind die für das Stressmanagement zuständigen Drüsen. Bei einer Hypothyreose üben sie nicht dieselbe anregende Wirkung auf das Gehirn aus, wie sie es normalerweise tun. Depressionen, Befindlichkeitsstörungen, Lethargie und Gewichtszunahme können die Folge sein.8

Östrogenstoffwechsel und Brustkrebs: Östrogene müssen zuerst in der Leber in eine wasserlösliche Form gebracht werden, damit sie aus dem Körper ausgeschieden werden können. Während dieses Prozesses entsteht aus einem Teil des Hormons Östradiol, auch eine Östrogenart. Eine Hypothyreose scheint die Stoffwechselwege in der Leber zu behindern, die das ermöglichen. Infolgedessen bildet sich zu viel sogenanntes proliferatives Östrogen, das Brustkrebs, Fasergeschwülste in der Gebärmutter und Zysten in den Eierstöcken verursachen kann.9

Stoffwechsel der Nebennierenhormone: Bei Menschen mit Hypothyreose ist die Sekretion verschiedener Nebennierenhormone vermindert, daher ziehe ich den Speicheltest einer 24-Stunden-Urinprobe vor. Mit anderen Worten, bei einem Urintest könnte es so aussehen, als liege ein fortgeschrittener Fall von Nebennierenerschöpfung vor, in Wirklichkeit funktioniert lediglich der Abtransport der Hormone durch die Nieren nicht richtig.10

Leberentgiftung: Die Schilddrüsenhormone beeinflussen die für die Entgiftung verantwortlichen Leberzellen am stärksten. Die Entgiftung der Leber findet in zwei Phasen statt: In Phase 1 werden die fettlöslichen Hormone in eine wasserlösliche Form gebracht, damit sie der Körper ausscheiden kann. Dieser Prozess wird in Phase 2 abgeschlossen, und die Endprodukte werden über den Stuhl, Schweiß oder Urin ausgeschieden. Vor allem für die zweite Phase ist es besonders wichtig, dass die Schilddrüse gesund ist. Bei einer Unterfunktion bilden sich die Enzyme – die „Zündfunken“ – nicht, die die Entgiftung katalysieren, und so wird diese behindert.11 Ich behandle oft Menschen, die sich mit der Entgiftung schwer tun, bis die Funktion der Schilddrüse wieder zufriedenstellend ist. Das ist ein weiterer Teufelskreis, denn die Leber muss intakt sein, um die Schilddrüsenhormone in eine für den Körper nutzbare Form umzuwandeln.

Magensäureproduktion: Die meisten Menschen halten die Magensäure für schlecht, denn sie verursacht Sodbrennen. In Wirklichkeit wird Sodbrennen jedoch durch ausreichend Magensäure verhindert, weil dann die Nahrung gründlich verdaut wird. (Das brennende Gefühl wird gerade durch den schlecht verdauten, im Darm gärenden und in die Speiseröhre aufsteigenden Speisebrei hervorgerufen – nicht durch überschüssige Magensäure!) Genügend Magenoder – chemisch ausgedrückt – Salzsäure (HCl) schützt vor einer Lebensmittelvergiftung, vor Parasiten und der Ansiedelung anderer schädlicher Keime im Verdauungstrakt. Schließlich werden Gallenblase und Pankreas, die Bauchspeicheldrüse, durch viel Salzsäure dazu angeregt, den Verdauungsvorgang abzuschließen und den gesamten Magen-Darm-Trakt gesund zu halten. Die HCl-Bildung hängt vom Hormon Gastrin ab, dessen Spiegel bei einer Hypothyreose vermindert ist. Dadurch kann es zu Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, aufgeblähtem Bauch und Blähungen kommen; die Resorption von lebenswichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen und Kalzium wird behindert, und es kommt zu Entzündungen, Läsionen und Infektionen im Darm. Eine Hypothyreose und ein niedriger HCl-Spiegel gehen oft Hand in Hand.

Eiweißstoffwechsel: Eine weitere entscheidende Aufgabe der Magensäure ist die Eiweißverdauung. Bei Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion und wenig Magensäure (Hypochlorhydrie) kann es zu Eiweißmangel kommen. In den meisten Fällen lässt sich dieses Problem einfach dadurch beheben, dass man die Schilddrüsenfunktion in Ordnung bringt.

Körpertemperatur und Hitzewallungen: Da die Schilddrüse für eine konstante Körpertemperatur sorgt, kann es bei Hypothyreose-Patienten zu anormalen Körpertemperaturen kommen, die zu Hitzewallungen und Nachtschweißen führen. Diese Symptome mögen verwirren, werden sie doch meist mit der beginnenden Menopause in Verbindung gebracht. Daher sollten in diesem Zusammenhang die entsprechenden weiblichen Hormone untersucht werden, um sicherzugehen, dass man die richtige Störung behandelt. Obwohl hauptsächlich die Schilddrüse für die Temperaturregelung verantwortlich ist, haben auch die Eierstöcke und Nebennieren Einfluss darauf. Ein Status der weiblichen Hormone lässt Rückschlüsse darauf zu, ob die Hitzewallungen und Nachtschweiße durch Östrogenschwankungen verursacht werden oder nicht. Ist eine Schilddrüsenstörung ursächlich dafür, sind auch andere Anzeichen wahrscheinlich. Liegt es an den Nebennieren, gibt es kein plötzliches Hitzegefühl, sondern es kommt durch die Schwankungen der Nebennierenhormone unmittelbar zu einem Schweißausbruch.12

Progesteronbildung: Progesteron und Schilddrüsenhormone sind sehr eng miteinander verknüpft. Wenn die Hypophyse TSH an die Schilddrüse sendet, bildet diese T4 oder T3 aus Thyreoglobulin und Jod. Der Katalysator dafür ist das Enzym Thyreoidea-Peroxidase (TPO), das in den Schilddrüsenfollikeln lokalisiert ist. (Schilddrüsenfollikel sind die kleinen Bereiche der Hormon-bildenden Zellen innerhalb der Drüse). Progesteron scheint sowohl die Signalmechanismen der Schilddrüsenrezeptoren13 zu verbessern als auch die TPO-Produktion anzuregen. Während des Eisprungs steigt bei der Frau die Körpertemperatur, weil die zu diesem Zeitpunkt in ihrem Zyklus stattfindende normale Anflutung von Progesteron die Aktivität von TPO hochfährt, das wiederum die gesamte Schilddrüsentätigkeit stimuliert. Der Einfluss von Progesteron auf TPO – zu wenig davon unterdrückt die TPO-Aktivität und mindert die T4-Produktion – erklärt auch, warum eine Frau mit einem Progesteronmangel meist normale Schilddrüsenwerte, aber einen niedrigen T4-Wert haben kann. Symptome eines Progesteronmangels können unter anderem eine starke Regelblutung, Gewichtszunahme, Depressionen, Kopfschmerzen und andere Symptome in der Mitte des Zyklus sein.

Diesen Frauen, insbesondere Frauen, die noch ihre Regelblutung haben, ist mit der Verschreibung einer Progesteroncreme nicht gedient. Damit wird nicht auf die Ursache des Mangels eingegangen, der häufig von einer trägen Hypophyse herrührt (die Hypophyse koordiniert alle Hormone). Und zu den Faktoren, die für eine mangelhafte Hypophysenfunktion verantwortlich sind, gehören eine Erschöpfung der Nebennieren, die Einnahme von Empfängnisverhütungsmitteln oder sogar die hormonellen Veränderungen nach einer Geburt. Bei Frauen in den Wechseljahren, bei denen sich die Hypophysenfunktion nicht mehr normalisieren kann, mag die Verordnung von sublingual (unter die Zunge) einzunehmendem Progesteron sinnvoll sein. (Die entsprechenden Cremes sorgen fast immer für eine überhöhte Bildung von Progesteron im Fettgewebe.) Sowohl bei menstruierenden Frauen als auch bei Frauen in den Wechseljahren müssen die Nebennieren unterstützt werden.

Eine schwere Hypothyreose kann zu fehlendem Eisprung, Progesteronmangel sowie zu übermäßigem Gebärmutterschleimhautwachstum und zu starken, unregelmäßigen Blutungen führen. Schließlich erhöht sie auch das Risiko, unfruchtbar zu werden und Fehlgeburten zu erleiden.

Schilddrüsenhormone sensibilisieren die Körperzellen für Progesteron, sodass sie es im Bedarfsfall problemlos aufnehmen können. Sind nicht genügend Schilddrüsenhormone vorhanden, die an die Progesteronrezeptoren binden können, kann auch kein Progesteron in die Körperzellen aufgenommen werden. Dann kommt es bei einer Frau zu Symptomen des Progesteronmangels, selbst wenn ausreichend Progesteron im Blut zirkuliert.

Schilddrüsenhormone und Anämie: Durch eine Hypothyreose kann es auf dreierlei Arten zur Anämie kommen. Eine zum Beispiel durch Vitamin-B12- und Folsäuremangel bedingte Anämie rührt ursächlich meist von zu wenig Magensäure her, die wiederum eine mögliche Folge der Hypothyreose ist. Etwa 12 Prozent der Menschen mit einer Hypothyreose leiden an einer sogenannten perniziösen Anämie; hierbei handelt es sich um eine Autoimmunstörung, bei der das Immunsystem den für die Resorption von Vitamin B12 notwendigen intrinsischen Faktor zerstört, ein Glykoprotein, das in den Belegzellen der Magenschleimhaut gebildet wird. Da eine Schilddrüsenunterfunktion in den meisten Fällen ebenfalls eine Autoimmunerkrankung ist, bei der der Körper die eigene Schilddrüse zerstört, überrascht es nicht, dass ein überaktives und gestörtes Immunsystem sowohl zu perniziöser Anämie als auch zu Hypothyreose führen kann. Und schließlich, da die Hypothyreose zu einem Magensäuremangel führt, ist (unter anderem) die Resorption von Eisen gering. Außerdem erschwert die Hypothyreose die Aufnahme von Progesteron in die Zellen. So kommt es schließlich zu starken Menstruationsblutungen. Die damit verbundene geringe Resorption von Eisen aufgrund der fehlenden Magensäure führt wiederum zur Eisenmangelanämie.

Proteinbindung: Ich habe bereits erwähnt, dass Schilddrüsenhormone mithilfe von Bindungsproteinen in die Leber oder in verschiedene Zellen gelangen. Das gilt auch für die Geschlechtshormone, deren „Taxis“ Sexualhormon-bindende Globuline (SHBG) genannt werden. Kommen diese „gebundenen“ Hormone an ihrem Zielort an, werden sie „freigesetzt“. Forschungsergebnisse zeigen, dass eine unterfunktionierende Schilddrüse den SHBG-Spiegel vermindert. Überdies tragen niedrige SHBG-Werte nicht nur zu Hormonschwankungen bei, sondern können auch die Ergebnisse von Hormontests verfälschen.14

Herz: Ein erhöhter Homozysteinspiegel – Homozystein ist eine im Körper gebildete Aminosäure – erhöht das Herzerkrankungsrisiko sowie das Risiko, eine Demenz und andere neurodegenerative Krankheiten zu erleiden, erheblich. Eine Hypothyreose beeinträchtigt die Fähigkeit der Leber, diese Aminosäure angemessen zu verstoffwechseln, und sie scheint zur Bildung von hohen Homozysteinwerten beizutragen.

Das Wichtigste aus diesem Kapitel

• Die Schilddrüse ist im Hals unterhalb des Kehlkopfes gelegen und steuert den Stoffwechsel.

• Zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es, wenn die Schilddrüse aus vielfältigen Gründen ständig zu wenig aktiv ist. Mit der Verschreibung von Schilddrüsenhormonen wird man selten der tatsächlichen Ursache einer mangelhaften Schilddrüsenfunktion gerecht.

• Die Hashimoto Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, die das Schilddrüsengewebe zerstört, ist die häufigste Ursache einer Hypothyreose.

• Das Gehirn schüttet TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) aus, das die Schilddrüse zur Bildung und Sekretion der Schilddrüsenhormone T4 und T3 anregt. T4 und T3 sind nach der Anzahl der enthaltenen Jodatome benannt – vier beziehungsweise drei.

• Das stoffwechselaktive Hormon im Körper ist T3, auch wenn lediglich sieben Prozent davon durch die Schilddrüse gebildet werden. T4 muss mithilfe des Enzyms Tetrajodthyronin-5'-Deiodinase in T3 umgewandelt werden. Dies geschieht in der Leber, dem Gastrointestinaltrakt und in verschiedenen anderen Körperzellen, zum Beispiel Muskel- oder Nervenzellen. T3 wird in den Kern dieser Zellen eingeschleust, um die genetischen Steuerungsmechanismen der Schilddrüse zu aktivieren.

• Viele Störungen sind an der Ausprägung einer Hypothyreose beteiligt. Dazu gehören eine mangelhafte Leber- oder Darmfunktion, eine träge Hypophyse, zu viele Bindungsproteine im Blut (als Folge von überschüssigem Östrogen) und eine Funktionsstörung des Immunsystems.

• 20 Prozent von T4 werden im Darm zu T3 umgewandelt, allerdings nur dann, wenn die Darmflora auch intakt ist.

• Es ist wichtig, eine Hypothyreose auch ernährungsphysiologisch zu behandeln, da viele wichtige Körperfunktionen durch eine gestörte Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt werden können.

KAPITEL 2
Neueste Erkenntnisse zur Hashimoto Thyreoiditis

Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes schien es mit Patricias Gesundheit bergab zu gehen. Ihre Wochenbettdepression hielt viele Monate an, sie fühlte sich ständig müde, und ihre Hände und Füße waren immer eiskalt. Nachts brauchte sie im Gegensatz zu ihrem Mann mehrere Decken, um sich warmzuhalten; ihm reichte eine. Ein Arztbesuch und ein Bluttest führten zur Diagnose Hypothyreose und zur Verschreibung von Schilddrüsenhormonen.

„Selbst mit den Schilddrüsenhormonen fror ich immer“, sagte Patricia. „Ich hatte auch wieder Unterfunktionssymptome. Wenn ich mich abends hinlegte, fing mein Herz an zu rasen und der Herzschlag wurde unregelmäßig. Das Einzige, was der Arzt tat, war die Dosierung meines Medikaments anzupassen, damit die Laborergebnisse gut aussahen.“

So erging es Patricia fast 20 Jahre lang, bis ein naturheilkundlicher Arzt die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis bei ihr feststellte.

„Ich weiß nicht, ob mein vorheriger Arzt nicht wusste, dass ich Hashimoto habe, oder ob er einfach nur vergessen hat, es mir zu sagen“, erzählte Patricia.

Es gibt wohl keine Krankheit, die öfter übersehen wird als die Hashimoto Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper die eigene Schilddrüse angreift und zerstört. Obwohl diese in den Vereinigten Staaten zu den häufigsten Ursachen einer Hypothyreose gehört, verzichten viele Ärzte auf die entsprechenden Untersuchungen, da die Diagnose an der Standardbehandlung, der Verschreibung von Schilddrüsenhormonen, nichts ändert. Nachdem sie damit rechnen, dass die Schilddrüse ihre Funktion immer mehr einbüßt, überwachen sie einfach nur den Serumhormonspiegel und passen die Medikation entsprechend an. Kommen weitere Symptome hinzu, besteht die Standardbehandlung in der Verabreichung starker Medikamente, z. B. Prozac bei Depressionen (in Deutschland, Österreich und der Schweiz u. a. unter den Namen Fluctin, Felicium bzw. Fluocim im Handel. Daneben gibt es in allen drei Ländern zahlreiche Generika; Anm. d. Übers.), Betablocker bei erhöhter Pulsfrequenz oder von Präparaten, die die Nebennierentätigkeit unterdrücken. Eine weitere Methode besteht in der Entfernung der Schilddrüse, was auch nicht immer zielführend ist, da unweigerlich Restgewebe im Körper verbleibt, von dem weiterhin Autoimmunattacken ausgehen können.

Es ist nicht so, dass diese Menschen nicht gut betreut werden oder eine falsche Erkrankung diagnostiziert wird; es ist vielmehr so, dass die Schulmedizin eine Hashimoto Thyreoiditis zurzeit nicht erfolgreich behandeln kann. Eine Standardmedikation bei Autoimmunerkrankungen ist das immunsupprimierende Prednison (Cortison), doch diese Therapie ist bei Hashimoto zu aggressiv. Die Ärzte warten, bis die Schilddrüse „ausgebrannt“ ist, das heißt, bis es durch das massive Absterben von Gewebe zu einem völligen Funktionsverlust kommt, und dann werden Schilddrüsenhormone verschrieben.

Die Alternativen der naturheilkundlichen Medizin sind bisher auch nicht viel besser: Manchmal werden Neugeborenenhormone zusammen mit Schilddrüsenhormonen verschrieben, was als „Köder“ für das Immunsystem wirken soll. Oder es wird daran gearbeitet, die Gesundheit insgesamt zu verbessern, was ausgesprochen positiv sein kann, aber auch dieser Ansatz lässt wieder den komplizierten Mechanismus einer Autoimmunerkrankung außer Acht.

Nachdem der naturheilkundliche orientierte Arzt also eine Hashimoto Thyreoiditis festgestellt und Patricia ein natürliches Kombinationspräparat aus T4 und T3 verschrieben hat und sie auch mehr auf ihre Ernährung achtet, fühlt sie sich tatsächlich besser. Sie sagt, das vom Körper nutzbare T3 sorge dafür, dass ihr ganzes System besser arbeite. Allerdings blieb ihr Immunsystem dabei unbeachtet. Zusätzlich verschreibt ihr der Arzt Jod, das, wie ich im Folgenden noch erläutern werde, die Entzündung und Zerstörung der Schilddrüse potenziell sogar beschleunigt. Nun wird die Zeit zeigen, wie lange Patricias Schilddrüse dieser Behandlung standhalten kann.

Bei beiden Behandlungsansätzen steht die Schilddrüse vollkommen im Mittelpunkt, während das Immunsystem die Rolle des geheimnisvollen, schattenhaften, in den Hintergrund gedrängten Fremden spielt. In Wahrheit aber zieht es bei Hashimoto die Fäden und es sollte im Zentrum des Interesses stehen.

Die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis

Die Krankheit ist nach Hakuro Hashimoto benannt, einem japanischen Arzt, der vor dem Ersten Weltkrieg in Europa arbeitete. Er beschrieb sie 1912 in einer deutschen Veröffentlichung. Es war die erste anerkannte Autoimmunerkrankung.

Etwa jeder fünfte Mensch leidet an einer Autoimmunerkrankung. Schätzungen zufolge sind 75 Prozent der Betroffenen – etwa 30 Millionen Menschen – Frauen.16

Die Schilddrüse ist davon am häufigsten betroffen, sieben bis acht Prozent der amerikanischen Bevölkerung leiden an einer Autoimmunerkrankung dieses Organs.17, 18 In den USA liegt bei etwa 90 Prozent der von einer Hypothyreose betroffenen Erwachsenen eine Autoimmunerkrankung, hauptsächlich eine Hashimoto Thyreoiditis, zugrunde.19

Woran erkennen Sie, ob Ihre Unterfunktion eine Hashimoto Thyreoiditis ist?

Wie kann man anhand der Symptome einer Hypothyreose erkennen, ob es sich um Hashimoto handelt oder nicht? Obwohl ein positiver Serum-Antikörper-Test endgültig Aufschluss darüber gibt, sollte man über einige der klassischen, für diese Krankheit typischen Symptome und Situationen Bescheid wissen.

Am häufigsten trifft man die Patientin an, die gewissenhaft ihre Schilddrüsenhormone einnimmt, den Zustand ihrer Schilddrüse regelmäßig überprüfen lässt, der es aber trotzdem immer schlechter geht und die eine ständig steigende Dosierung der Hormone benötigt, um überhaupt zurechtzukommen. Das ist eigentlich genau der Mensch, der durchaus auch einmal vergessen kann, seine Medikamente einzunehmen und nachträglich dann feststellt, dass die Symptome sich nicht im geringsten verändert haben. Was ist da los? Die meisten Hashimoto-Fälle stellen sich als allmählicher Angriff des Immunsystems auf die Schilddrüse dar, wobei die TSH-Werte und die Unterfunktionssymptome langsam zunehmen. Dank der Hormonpräparate können sich die TSH-Werte zwar normalisieren, doch das zugrunde liegende Problem der immunologischen Fehlsteuerung bleibt unbehandelt, ebenso wie die Symptome.

Eine weitere häufige Situation sind Schwankungen zwischen einer unter- und einer überaktiven Schilddrüse. Das ist die Patientin, die eine ganze Bandbreite von Symptomen hat. In einer Woche passt sie in das klassische Hypothyreosebild, sie fühlt sich müde, klagt über Kopfschmerzen und Verstopfung, hat eine geringe Libido und Depressionen. In der nächsten Woche kann sie dann nicht einschlafen, hat Herzrasen, ist ängstlich und zittert. Macht der Arzt jedes Mal ein Blutbild, zeigt sich, dass die TSH-Werte mal oben und mal unten sind und sich zwischendurch auch kurzfristig normalisieren. Diese nervenaufreibenden Schwankungen können scheinbar ohne ersichtlichen Grund auftreten, und zwischen den jeweiligen Phasen können Tage, Wochen, Monate oder noch größere Abstände liegen. Man kann sie ab und an auch an einem Auslöser festmachen, zum Beispiel einem stressigen Ereignis, Hormonschwankungen oder dem Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln.


Ein Grund dafür, dass es bei der Hypothyreose so oft zu einer Fehldiagnose kommt, liegt darin, dass Hashimoto-Patienten durchaus „normale“ TSH-Werte haben können. Diese Tabelle zeigt die monatlichen TSH-Werte eines Patienten, der keine Hormone einnimmt. Mit den Schwankungen der Autoimmunerkrankung variieren auch die TSH-Werte stark. Legt man den Normwertbereich von 0,45 bis 4,5 zugrunde, würde sich dieser Mensch einer Diagnosestellung – mit Ausnahme der Monate Mai und Juni – sogar entziehen. Im März fällt der TSH-Wert des Patienten sogar in den Funktionsbereich von 1,8 bis 3,0. Daher ist es so wichtig, auch Immunantikörper zu bestimmen und die Symptome sowie die Anamnese in die Beurteilung einfließen zu lassen.

Was also ist los? Liegt eine Unter- oder eine Überfunktion vor? Diese Schwankungen werden tatsächlich manchmal als Angststörungen fehldiagnostiziert. Doch in Wirklichkeit präsentiert sich die Hashimoto Thyreoditis einfach auf diese Weise. Wenn ein Autoimmunschub Schilddrüsengewebe zerstört, gelangen in der Schilddrüse gespeicherte Hormone in den Blutstrom. Im nun damit überfluteten Körper kommt es zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels, die zu hyperthyreoten Symptomen führt.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass bei Ihnen eine Hashimoto Thyreoiditis vorliegen könnte, achten Sie darauf, ob Sie folgende Symptome bei sich feststellen:

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427 стр. 13 иллюстраций
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9783954840199
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