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Hier sind einige Stimmen von Teilnehmern:

„Seine Forschung ist so weit gediehen, dass er hormonelle Probleme in andere Regionen des Körpers zurückverfolgen kann, die bisher in der Literatur nicht miteinander in Verbindung gebracht wurden. Ich kann gar nicht sagen, wie beeindruckt ich bin, wie viel er mir gegeben und wie viel er mir beigebracht hat.“

BETTY ANN CHILDRESS (CNC, CP), ORANGE, KALIFORNIEN

„Kharrazians Material geht weit über das hinaus, was an der Universität gelehrt wird.“

DR. MED. RON MANZANERO, AUSTIN INTEGRATIVE MEDICINE, AUSTIN, TEXAS

„Einige dieser neuen Untersuchungstechniken zur Verfügung zu haben, ist ein Geschenk des Himmels. In diesem Seminar habe ich Dinge gelernt, die mir im Studium nicht vermittelt wurden.“

DR. BARRY SUNSHINE, KNOXVILLE, TENNESSEE

„Die Ergebnisse, die ich erhielt, verblüfften mich über die Maßen.“

BRENDA HOLCOMBE (ND), PORTLAND, OREGON

Es gibt eine Vielzahl von Schilddrüsenerkrankungen, zum Beispiel den mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehenden Morbus Basedow oder aber Schilddrüsenkrebs. Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln befasst sich jedoch mit der häufigsten Störung, der Hypothyreose (Unterfunktion), egal ob sie durch eine Hashimoto Thyreoiditis oder physiologische Stressoren im Körper verursacht ist. Dieses Buch können Schilddrüsenpatienten während der Behandlung durch einen qualifizierten ganzheitlich arbeitenden Arzt (oder einen naturheilkundlich ausgebildeten Mediziner) nutzen. Mein Ziel ist es, den motivierten Patienten sowie ihren Behandlern topaktuelle Informationen an die Hand zu geben, die in Studien von Fachleuten überprüft wurden – eine neue Interpretation der Funktionsstörungen der Schilddrüse und klinisch erprobte Methoden der Unterstützung durch die Ernährung. In diesem Buch geht es keinesfalls darum, andere Ansätze, einschließlich der Behandlung mit Schilddrüsenhormonen, zu kritisieren. Es kommt auch in meiner Praxis häufig vor, dass ein Patient eine so weit fortgeschrittene Schilddrüsenstörung hat, dass eine Hormonbehandlung unumgänglich ist! Es bleibt jedoch von entscheidender Bedeutung, sich mit den in diesem Buch behandelten Faktoren zu befassen, um die Medikation optimal einzustellen und weiteren Schaden zu verhindern. Nicht wenige Menschen aber benötigen schlussendlich gar keine Medikamente.

KAPITEL 1
Die Schilddrüse

Maria ist spät dran, sie muss den Bus noch erwischen, um zur Arbeit zu fahren. Es ist früh Winter geworden und gestern war es nicht allzu kalt, also schlüpft sie schnell in die Strickjacke (der Mantel ist noch ganz hinten im Schrank verstaut), schnappt sich ihre Handtasche und eilt aus der Tür. Sie ist kaum aus dem Haus, als ihr die Kälte in die Knochen kriecht. „Mir wird schon warm werden“, denkt sie und beschleunigt ihre Schritte. Doch es wird ihr nicht warm, und schon bald fühlen sich Hände und Füße wie Eisblöcke an. Der Grund? Eine Störung der Schilddrüse.

Die alten Griechen nannten das Organ thyreos, was Schild bedeutet, und dieser Name passt sehr gut. Die Schilddrüse, die sich über das Gebiet des Kehlkopfs erstreckt, hat nicht nur die Form, sondern auch die Funktion eines Schildes, weil sie bestimmt, wie schnell der Körper arbeitet. Ist einem kalt, „gibt sie Gas“ und sorgt für mehr Wärme. Hat man eine Virusinfektion, wirft sie das Immunsystem an. Ist man durch zu viele lange Arbeitstage gestresst, die nur mithilfe von Kaffee und Keksen zu meistern waren, dann bremst sie ab, damit man nicht völlig überdreht, und „holt“ einen langsam aber sicher wieder „herunter“ (manchmal sogar bis zum Stillstand).

Bei der Schilddrüse sollte man immer daran denken, dass sie auf die geringsten Veränderungen im Körper äußerst sensibel reagiert. Und das muss sie auch, denn das ist ihre Aufgabe. Wenn also ihre Funktion gestört ist, wie man das letztlich bei 27 Millionen Amerikanern1 annimmt, lautet die Frage nicht: „Wie kann ich erreichen, dass sie schnellstmöglich arbeitet?“, sondern: „Warum macht sie eine Vollbremsung und zieht gleichzeitig auch noch die Notbremse?“ Ist die Schilddrüse zu wenig aktiv, spricht man von einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser Störung sind der Leitfaden dieses Buches. (Manche Patienten, die an Hashimoto Thyreoiditis erkrankt sind, erleben immer wieder auch Phasen der Schilddrüsenüberfunktion.) Wir versuchen daher als Erstes zu verstehen, wie die Schilddrüse und ihre verschiedenen Hormone arbeiten, und warum Maria auf ihrem Weg zur Bushaltestelle so sehr fror. Die Schilddrüse ist leider eine der kompliziertesten hormonproduzierenden, oder wie der Fachmann sagt, endokrinen Drüsen in unserem Körper, und das ist wohl der Grund, warum ich ihre Funktionsweise an dieser Stelle näher erläutern möchte.


Wenn Maria an einem kalten Tag zu dünn angezogen ist, kühlt ihr Körper aus und meldet an die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die eine Art Lotse ist, dass das unangenehme Kältegefühl durch eine Erhöhung der Körperwärme korrigiert werden soll. Die Hypophyse schickt daraufhin eine Botschaft in Form von TSH (Thyreoidea-stimulierendem Hormon) an die Schilddrüse, damit diese ihre Aktivität erhöht und für Körperwärme sorgt. Die Schilddrüse reagiert mit der Ausschüttung (Sekretion) von Thyroxin (T4, wegen seiner vier Jodatome) und Trijodthyronin (T3, wegen seiner drei Jodatome). Die Schilddrüse schüttet hauptsächlich T4 aus, nur 7 % entfallen auf T3. Diese Schilddrüsenhormone „reisen“ dann mithilfe von Transportproteinen wie dem Thyroxin-bindenden Globulin (TBG), denen sie ihren Namen „gebundene Hormone“ verdanken, durch den Blutstrom. Lösen sie sich in den Zielzellen von ihrem Transporter, um ihre Aufgabe zu erfüllen, werden sie als „freie Hormone“ bezeichnet.

Obwohl die Schilddrüse nur wenig T3 ausschüttet, ist es das tonangebende und aktivste Hormon, das der Körper nutzen kann. Das heißt, dass T4 größtenteils in T3 umgewandelt werden muss. Das geschieht hauptsächlich in der Leber, aber auch in verschiedenen anderen Körperzellen, zum Beispiel im Herzen, in den Muskeln und in den Nerven. Mithilfe des Enzyms Tetrajodthyronin-5'-Deiodinase wird in diesen Zellen ein Jodatom aus T4 entfernt – so entsteht T3. Interessant ist, dass der Körper nur etwa 60 Prozent des insgesamt von der Schilddrüse ausgeschütteten T4 nutzt. Ein geringer Teil wird zu reversem T3 (rT3) umgewandelt, einer inaktiven Form, die der Körper nicht nutzen kann. Weitere 20 Prozent werden im Darm aktiv, vorausgesetzt, es sind ausreichend gesunde Darmbakterien vorhanden. Das heißt also, die normale Aktivität der Schilddrüsenhormone hängt zu 20 Prozent davon ab, ob die Darmflora intakt ist. Berücksichtigt man das, kann man auch verstehen, warum die einfache Einnahme eines Antibiotikums, das der gesamten Darmflora – der physiologischen wie der pathologischen – den Garaus macht, die Aktivität der Schilddrüse dämpfen kann.

In Marias Fall arbeitet einer der „Lieferwege“ für die Schilddrüsenhormone nicht richtig, daher kann ihr Körper nicht genügend Wärme erzeugen. Nehmen wir aber nun trotzdem an, dass jeder Schritt auf diesem Weg funktioniert: Die Hypophyse, die auf das kalte Wetter reagiert, sendet TSH an die Schilddrüse. Die Schilddrüse schüttet T4 und T3 aus, die, an entsprechende Proteine gebunden, im Blut zur Leber und zu anderen Zellen transportiert werden, wo T4 zu T3 umgewandelt wird. T3 gelangt in die Zellkerne, wo es Gene an- oder abschaltet und die Aktivitäten der Zelle steuert. Bei Maria gehört dazu die Erzeugung von Energie, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen.

Das ist ein ganz logischer Ablauf, den Sie sich nicht merken müssen, da die wichtigen Stationen immer wieder vorkommen, wenn wir die vielen Störfälle besprechen, die es auf diesem Weg geben kann. Nehmen wir an, Maria geht zum Arzt, beklagt sich über Verstopfung, Energieverlust und die Tatsache, dass sie oft friert – aber ihre Schilddrüsenwerte sind alle normal. Nun wird ihr geraten, mehr zu trinken, auf ausreichenden Schlaf zu achten und weiterhin einen Schal, Handschuhe und Wollsocken zu tragen, auch wenn es draußen nicht so kalt ist. Ein Alternativszenario könnte sein, dass laut Blutuntersuchung ihre Schilddrüsenfunktion zu schwach ist, und ihr Arzt verschreibt ihr Hormone. Es geht ihr sofort großartig, doch nach ein paar Monaten kehren die Symptome zurück, obwohl die Tests einen normalen Hormonspiegel ausweisen. Oder es geht ihr überhaupt nicht besser, obwohl sie Hormone einnimmt. Ihre Symptome verschlimmern sich natürlich, und der Arzt rät ihr dringend, sich mehr zu bewegen und über die Einnahme eines Antidepressivums nachzudenken. Was aber, wenn ihre Symptome daher kommen, dass ihr Körper selbst die Schilddrüse angreift, wenn sie also unter einer Autoimmunerkrankung leidet? Können Schilddrüsenhormone und Antidepressiva etwas für die Funktion des Immunsystems tun? Die alles entscheidende Frage wurde nämlich leider nicht gestellt: Warum arbeitet Marias Schilddrüse nicht mehr normal? Und darum geht es in diesem Buch. Da die Funktion der Schilddrüse so viele Facetten hat, sollten wir sie uns im Detail ansehen.

Die Schilddrüse: Symptome und Hinweise

Wie können Sie feststellen, ob Ihre Schilddrüsenhormone ausreichend hoch dosiert sind? Wie können Sie wissen, ob Sie eine nicht diagnostizierte Hypothyreose haben? Obwohl ich Blutuntersuchungen und andere Labortests mache, sind die geschilderten Symptome im Anamnesegespräch mit dem Patienten doch von unschätzbarem Wert, wenn man einen Zustand richtig beurteilen will. Was nützen die schönsten Testergebnisse, wenn sich jemand miserabel fühlt?

Dies sind die häufigsten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:

• Müdigkeit

• Gewichtszunahme trotz geringer Kalorienzufuhr

• morgendliche Kopfschmerzen, die im Laufe des Tages abklingen

• Depressionen

• Verstopfung

• Kälteüberempfindlichkeit

• Kreislaufschwäche und Taubheitsgefühl in Händen und Füßen

• Muskelkrämpfe in Ruhe

• Erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen und andere virale oder bakterielle Infektionen, mit überdurchschnittlich langer Erholungsphase

• langsame Wundheilung

• außergewöhnlich hohes Schlafbedürfnis

• chronische Verdauungsprobleme, z. B. zu wenig Magensäure (Hypochlorhydrie)

• juckende, trockene Haut

• trockenes, sprödes Haar

• Haarausfall

• niedrige Körpertemperatur (kann auch durch andere Hormonungleichgewichte verursacht werden)

• Ödeme, insbesondere Gesichtsschwellungen (Myxödem)

• Verlust des äußeren Drittels der Augenbrauenbehaarung

Weitere Symptome der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis:

• Herzrasen

• innerliches Zittern

• erhöhter Ruhepuls

• Nervosität und emotionaler Stress

• Schlafstörungen

• Nachtschweiß

• erschwerte Gewichtszunahme


© Microsoft Clipart

Wer an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, kann kaum abnehmen.

Ein kurzer Überblick über die Schilddrüsenhormone

Die Funktion der Schilddrüse gleicht einem „Staffellauf“, die Hormone geben „den Stab“ vom Gehirn an die Hypophyse, dann an die Schilddrüse, weiter an die Leber und schließlich an die Zellen im ganzen Körper. An bestimmten Stellen auf dem Weg „erleichtern“ sich diese Hormone, indem sie ein Jodmolekül „abwerfen“, bevor sie den Lauf beenden. Und so treten die verschiedenen Hormone in diesem Staffellauf an:

Thyreoliberin (TRH, Thyreotropin-freisetzendes Hormon)

Zur Aktivierung der Schilddrüse erfolgt die Meldung an das Gehirn, dass es den Stoffwechsel beschleunigen soll. Das hätte passieren sollen, damit Maria an diesem kalten Tag nicht friert. Doch die Schilddrüse der alleinerziehenden Mutter von drei Kindern hatte ihren Stoffwechsel immer weiter verlangsamt, damit Maria durch den chronischen Stress nicht kollabieren und völlig ausbrennen würde. Der Teil des Gehirns, der die Botschaft erhält, entweder zu beschleunigen oder abzubremsen, ist der Hypothalamus. Diese winzige kegelförmige, im Gehirn unterhalb des Thalamus gelegene Struktur, betreibt einen Informationsaustausch zwischen dem Nerven- und dem Hormonsystem. Über den chemischen Botenstoff Thyreoliberin (TRH) gibt er Botschaften an die unter ihm gelegene Hypophyse weiter.

Thyreotropin (TSH, Thyreoidea-stimulierendes Hormon)

Im nächsten Schritt setzt die Hypophyse TSH frei, das auf dem Blutweg sofort zur Schilddrüse gelangt, dort den „Stab“ übergibt und für eine erhöhte Jodaufnahme sorgt, wodurch das Enzym Thyreoperoxidase (TPO) stimuliert wird. Enzyme sind die Zündfunken im Körper, die für die Aktivierung chemischer Reaktionen zuständig sind. In diesem Fall katalysiert das in der Schilddrüse produzierte TPO die Verbindung von Jod mit Wasserstoffperoxid zur Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3.

Warum der TSH-Wert alleine keine Aussagekraft hat

Die Funktion der Schilddrüse wird meistens anhand des TSH-Wertes beurteilt, und viele Ärzte verschreiben allein aufgrund dieses Wertes Schilddrüsenmedikamente – oder auch keine. Ist er hoch, gehen die meisten Ärzte davon aus, dass die Hypophyse zusätzlich Hormone bildet, da die Schilddrüse nicht richtig arbeitet. Ihre Lösung? Die medikamentöse Erhöhung der Schilddrüsenwerte. Doch an diesem Wechselspiel sind noch viele andere Faktoren beteiligt. Aus der alleinigen Bestimmung von TSH lässt sich nicht ableiten, wie die Hypophyse funktioniert, ob die Schilddrüsenhormone im Körper stoffwechselaktiv sind oder ob eine Autoimmunstörung vorliegt.

Thyroxin (T4)

TSH führt in der Schilddrüse zur Bildung des Proteins Thyreoglobulin, an dem die Synthese des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) durch die Bindung von vier Jodatomen (Jodisation) stattfindet. T4 wird dann in den Blutstrom freigesetzt, wo es mithilfe eines Bindungsproteins transportiert wird. T4 macht etwa 93 Prozent der in der Schilddrüse gebildeten Hormone aus, die restlichen 7 Prozent entfallen auf T3, bei dem nur drei Jodatome an das Thyreoglobulin gebunden sind.

Was geschieht mit T4, sobald es die Schilddrüse verlassen hat?

Bevor der Körper es nutzen kann, muss es zu T3 umgewandelt werden. Am Ende werden jedoch nur etwa 60 Prozent von T4 in die stoffwechselaktive Form T3 umgewandelt. 20 Prozent werden zu reversem T3 (rT3), das dauerhaft inaktiv ist. Der rT3-Spiegel kann im Falle einer größeren Verletzung, einer Operation oder einer schwerwiegenden chronischen Krankheit stark ansteigen. Weitere 20 Prozent des T4 werden zu T3-Sulfat und Triac (Trijodthyroessigsäure), die sich als potenziell nützlich erweisen können, wenn die physiologische Darmflora im Verdauungstrakt auf sie einwirkt. Das restliche T4 wird in der Leber und in den Muskeln, im Herzen und in den Nervenzellen zu T3 umgewandelt.

Trijodthyronin (T3)

T3 – mit seinen drei Jodatomen – ist das Schilddrüsenhormon, das der Körper überwiegend nutzt. Die Schilddrüse selbst sezerniert, wie bereits erwähnt, nur 7 Prozent, daher sorgt die Leber über Konjugationswege (Glucuronidierung und Sulfatierung) für die Umwandlung von T4 in T3. Hieran erkennt man, warum eine funktionstüchtige Leber für eine normale Schilddrüsenaktivität unerlässlich ist. In verschiedenen Körperzellen befinden sich auch Enzyme, die als Zündfunken für diese Umwandlung wirken. Diese als Tetrajodthyronin-5'-Deiodinase bezeichneten Enzyme wandeln T4 durch Abspaltung eines Jodatoms in T3 um. Die Zellen nehmen das aktive T3 in ihren Kern auf, wo es die genetischen Steuerungsmechanismen an- und abschaltet. Auch der Darm wandelt etwa 20 Prozent von T4 in T3 um, jedoch nur, wenn ausreichend gesunde Darmbakterien vorhanden sind.

Dass es Maria nicht warm wurde, mag zwar auf den ersten Blick nicht weiter tragisch erscheinen, doch in Wirklichkeit ist es ein Stresssignal des Körpers, dass etwas Gravierendes, wahrscheinlich mehr als nur eine einzige Sache, nicht in Ordnung ist. Sie hat vielleicht noch andere Symptome, die sie in ihrem Alter, Mitte Vierzig, für normal hält, zum Beispiel eine chronische Verstopfung, unregelmäßige Monatsblutungen oder eine hartnäckige Gewichtszunahme. Doch diese Veränderungen sind Hinweise darauf, dass einige Systeme ihres Körpers dabei sind, Störungen zu entwickeln. Wenn sie darauf achtet, was ihr Körper ihr sagen will, hat sie die Möglichkeit, das Problem zu lösen, bevor sie lebenslang auf Medikamente angewiesen ist.

Warum eine gesunde Schilddrüse so wichtig ist

Da die Schilddrüse an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist, zeigen, wenn ihre Funktion nachlässt, auch viele andere Systeme Schwächen (Verdauung, Hormone usw.). Das kann wie ein Teufelskreis aussehen. Der schulmedizinische Ansatz sieht seit langer Zeit vor, die Schilddrüse zu behandeln, damit die anderen, von ihr beeinflussten Systeme, sich ebenfalls normalisieren. Das kann funktionieren, vorausgesetzt, die Schilddrüsenhormone werden – aufgrund einer organischen Störung der Schilddrüse – auch wirklich benötigt. Doch häufig werden sie zu Unrecht verschrieben und schaden auf lange Sicht wahrscheinlich mehr als sie nützen (mehr dazu in Kapitel 8). In diesem Abschnitt gebe ich einen Überblick über die zahlreichen Aufgaben der Schilddrüse und gehe der Frage nach, warum sich eine nicht diagnostizierte Unterfunktion auf so vielfältige Weise auswirkt:

Knochenstoffwechsel: Obwohl die Nebenschilddrüsen (ähnlicher Name, aber mit vollkommen anderer Funktion) den Kalziumspiegel im Blut steuern, kann auch die Schilddrüse auf den Kalziumstatus Einfluss nehmen. Das ist teilweise darauf zurückzuführen, dass sie ein Kalzium-regulierendes Hormon, das sogenannte Calcitonin, bildet und speichert. Bei einer Hypothyreose werden die Enden der langen Röhrenknochen nicht ganz oder nicht richtig ausgebildet. Das zeigt sich im Blutbild nicht als Kalziummangel, es sei denn, man betrachtet die Normbereiche aus einem „funktionellen“ Blickwinkel; und damit meine ich den Wert, der auf eine gute Gesundheit hinweist (und nicht irgendeinen Wert, der sich noch im Normbereich befindet).

Gastrointestinalfunktion: Über chronische Verstopfung beklagen sich Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion häufig. Arbeitet die Schilddrüse nicht richtig, dauert die Passage der Nahrung durch den Darm länger, denn sie erfordert mehr Zeit.2 Dadurch kommt es in diesem Bereich potenziell häufiger zu Infektionen durch Hefen und Bakterien, was wiederum zu Entzündungen, einer Malabsorption (gestörte Aufnahme) von Nährstoffen und einem erhöhten Risiko von Nahrungsmittelunverträglichkeiten führt.

Zeugungsfähigkeit: Bei Männern führt eine Hypothyreose nachweislich zu verminderter Libido, Impotenz und einer Verminderung der Spermienzahl. Obwohl Männer viel seltener als Frauen unter eine Schilddrüsenunterfunktion leiden, muss man sie im Falle von Testosteron- und Östrogenschwankungen ausschließen.3

Leber und Gallenblase: Die Leber verstoffwechselt Hormone, filtert Toxine (Gifte) und reinigt das Blut über mehrere Kanäle. Nebenprodukte dieser Prozesse werden zur endgültigen Entsorgung in die Gallenblase eingeleitet. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion stagniert dieser ganze Vorgang, Leber und Gallenblase werden träge und verstopfen, was zur Bildung von Gallensteinen beiträgt. Bei hypothyreoten Menschen ist die Gallenblase im Röntgenbild oft vergrößert.4 Und da Schilddrüsenhormone in der Leber in eine stoffwechselaktive Form umgewandelt werden, lässt sich leicht nachvollziehen, welchen Teufelskreis eine Hypothyreose verursacht: Die Leberfunktion wird behindert, dadurch werden weniger aktive Schilddrüsenhormone gebildet.

Wachstumshormone: Erwachsen zu sein bedeutet nicht, dass man keine Wachstumshormone für die Zell- und Geweberegeneration mehr benötigt. Die Hypophyse setzt diese „Anti-Aging“-Hormone frei, damit sie dahin gelangen, wo Zellbildung und Wachstum stattfinden. Die Wachstumshormone stimulieren dann die Synthese eines insulinähnlichen Wachstumsfaktors (IGF–1, engl. Insulin-like Growth Factor) in der Leber, um die Aufgabe abzuschließen. Während dieses Umwandlungsprozesses kann eine unzureichende Menge an Schilddrüsenhormonen (Hypothyreose) dazu führen, dass das nicht funktioniert, denn für die Bildung von IGF–1 werden sie in ausreichender Menge benötigt.

Fettverbrennung: Zu den frustrierendsten Symptomen einer Hypothyreose gehört, dass man nicht abnehmen kann, selbst wenn man sich kalorienarm ernährt und viele Stunden auf dem Laufband verbringt. Der gesamte Stoffwechsel und die Fettverbrennung sind verlangsamt. Die Nebennierenhormone Adrenalin und Noradrenalin, die die Fettverbrennung steigern, verlieren zum Beispiel an Wirkung, wenn die Schilddrüse zu wenig aktiv ist. Außerdem wird es bei einer Unterfunktion für den Körper schwerer, Fett zu verbrennen, weil die Rezeptoren auf den Zellen abgeschaltet werden, die auf das Fett verstoffwechselnde Enzym Lipase ansprechen. Es ist nicht nur so, dass das gespeicherte Fett keinen Millimeter weicht, sondern auch die Tatsache, dass es nicht möglich ist, Fett zur Energiegewinnung zu verbrennen, trägt zu Müdigkeit und chronischem Verlangen nach Süßem und Stärkehaltigem bei. Schließlich ist der Aufbau von Muskeln durch Sport und Bewegung schwierig, wenn nicht unmöglich, da das menschliche Wachstumshormon durch eine Hypothyreose gehemmt wird, und so kann es sogar zu Muskelschwund kommen.5

Insulin und Glukosestoffwechsel: Unter dem Glukosestoffwechsel versteht man die Geschwindigkeit, mit der der Körper Glukose zur Energiegewinnung nutzt. Gehören Benommenheit, ein vernebeltes Gehirn sowie ein schlechtes Gedächtnis also zu den häufigen Symptomen einer Hypothyreose? Nun, das Gehirn verbraucht den meisten Zucker, wenn also der Glukosestoffwechsel mangelhaft ist, dann ist auch die Gehirnfunktion mangelhaft. Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion resorbieren Glukose langsamer als das normalerweise geschieht, und sie wird in den Zellen auch nicht sofort genutzt. Ist sie resorbiert, gerät der Körper mit ihrer Verstoffwechselung in Verzug. Beides zusammen führt zu einer Hypoglykämie, einem Unterzuckerzustand, bei dem zu wenig Zucker zur Energiegewinnung zur Verfügung steht; Müdigkeit, Reizbarkeit und Benommenheit sind die Folge. Das Problem ist nicht, dass zu wenig Glukose im Blut zirkuliert, sondern dass sie nicht in die Zellen gelangt. Die Blutzuckertests können daher trotz massiver Hypoglykämiesymptome normal ausfallen. Um den Energiemangel auszugleichen, schütten die Nebennieren Stresshormone aus, die die Leber zur Freisetzung von Glukose aus ihren Speichern aktivieren. Dieses sich wiederholende Szenario erschöpft schließlich die Nebennieren sowie den Hypothalamus und die Hypophyse, die für die Koordination zahlreicher Körperfunktionen verantwortlich sind. Interessanterweise erschwert eine Hypothyreose auch den Abbau von Insulinpräparaten, daher brauchen Diabetiker vergleichsweise weniger Insulin.6

Schilddrüsenhormone und Cholesterin: Wenn ich hohe Triglycerid-, Cholesterin- und LDL-Werte (das „schlechte“ Cholesterin) in einem Blutbild sehe, schließe ich immer zuerst eine Schilddrüsenstörung aus, bevor ich etwas anderes mache. Funktioniert die Schilddrüse unzureichend, wird Fett wesentlich schneller gebildet als verbrannt, und das treibt die Triglyceride, das Cholesterin und das LDL in die Höhe. Wie bereits erwähnt, führt eine Hypothyreose dazu, dass Leber und Gallenblase träge werden, und so wird auch der Fettstoffwechsel träge. Die Zellen können weniger LDL aufnehmen, also sammelt sich zu viel an.7 Hat ein Mensch mit einer gesunden Schilddrüse Hunger und braucht er Energie, verbrennt der Körper problemlos Fett dafür. Anders beim Hypothyreose-Patienten: Gehen auffällige Lipidwerte (Cholesterin und Triglyceride) mit einer Hypothyreose einher, behandele ich zuerst die Schilddrüse – und oft normalisieren sich daraufhin die Lipidwerte.

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9783954840199
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