Читать книгу: «Seewölfe Paket 10», страница 28

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Da lagen riesengroße Ananas, Mangofrüchte, aufgeschlagene Kokosnüsse, die kastaniengroßen Samen der Brotfrucht. Maniok lag neben der Tarofrucht, Zitrusfrüchte bedeckten massenweise die Tafel. Es gab wilde Bananen, die gelbe Kaparao prangte inmitten der Tafel wie ein stacheliger Riesenkürbis.

Schon der Duft war unbeschreiblich. Es roch nach heißem, würzigem Brot, gebackenen Hühnern und Gewürzen.

Links von der Tafel qualmte es aus der Erde. Bananenblätter bedeckten zwei kleine Schweine, die man auf heiße, fast glühende Steine gelegt hatte. Darüber war lockere Erde geschichtet und mit den Blättern abgeleckt worden.

Kawa, der Begrüßungstrunk aus der gleichnamigen Wurzel, fehlte ebenfalls nicht. In großen Schüsseln stand er dicht bei dicht auf der Tafel.

Andere, unbekannte Speisen waren in grünen Blättern gegart und zusammengerollt worden. Was sie enthielten, ließ sich nicht einmal erahnen. Brotfruchtscheiben waren geröstet worden, und die älteren Frauen waren immer noch damit beschäftigt, weitere in Scheiben geschnittene Brotfrüchte auf heißen Steinen zu backen.

Überall standen winzige Schüsseln herum, aus denen es verlockend duftete.

Es sah nach einem Fest der absoluten Fröhlichkeit aus.

Was da an kulinarischen und teils völlig unbekannten Genüssen herumstand, ließ die Herzen höher schlagen. Aber auch der Anblick der schwarzhaarigen Inselschönen war nicht zu verachten, die geschäftig hin und her rannten, um ihre Gäste zu verwöhnen. Etwas abseits vor einer Buschgruppe saßen die polynesischen Musiker auf dem Boden. Zwei Mann bearbeiteten mit den flachen Händen die kleinen Pehus und schlugen mit den Füßen den Takt dazu.

Der Papalagi freute sich über die bewundernden Blicke seiner Gäste.

Der alte Fuchs wies ihnen die Plätze zu, und er verstand es so einzurichten, daß nie zwei Seewölfe zusammensaßen. Immer setzte er eine Aualuma dazwischen, und die ließen sich nicht lange bitten und begannen mit den Seewölfen zu kokettieren und zu schäkern.

Hasard nahm am Ende der Tafel neben dem Papalagi Platz und betrachtete die grinsenden Gesichter seiner Männer.

Dann wurde der Kawa gereicht, und „die Sauferei ging endlich los“, wie Blacky sagte.

Carberry, dieser Klotz von einem Kerl, saß neben einer zierlichen Aualuma, die ihn verträumt anblickte. Ungeniert legte sie ihre Hände auf die seinen, sah in sein narbiges Gesicht und sagte etwas zu ihm, das er nicht verstand. Dann schob sie ihm einen Bissen nach dem anderen in den Mund.

„Luama“, sagte sie leise und zeigte auf sich.

„Profos“, sagte Ed grinsend und deutete auf seine Brust, und als sie das Wort wiederholte, wollte er sich totlachen. Sein Gelächter wirkte ansteckend, denn er lachte tief und grollend. Es übertrug sich auf die jungen Männer und Frauen, und das Schwatzen, Kichern und Lachen nahm seinen Anfang.

Pausenlos wurde serviert, wurden Früchte gereicht und zum Trinken animiert. Neuer Kawa wurde gebracht, er war schon etwas stärker und würziger, und dann wurde eins der gebackenen Schweine ausgegraben und in Stücke geteilt.

Die Seewölfe hieben rein, vergaßen auch das Trinken nicht dabei und schäkerten weiter mit den schwarzhaarigen Schönen.

Smoky langte kräftig zu, aber er nahm seine Speisen immer nur von rechts, denn da mußte er an dem Busen seiner Aualuma vorbeigreifen, und seltsamerweise grapschte er immer nach den gleichen Früchten, ohne sie zu erreichen. Aber das störte ihn nicht, denn der Busen der Aualuma war herrlich warm, wenn er ihn mit dem Arm berührte.

Der Aualuma gefiel das sichtlich, und Smoky riskierte einen Blick auf die zahlreichen Männer, ob da einer vielleicht Besitzansprüche vorbrachte oder scheele Blicke herüberwarf.

Aber es gab keine Eifersucht, und als er einen Blick des Papalagi auffing, nickte der ihm aufmunternd und freundlich zu.

„Mann“, sagte Smoky zu Matt Davies, dessen Hakenprothese immer wieder staunende Bewunderer fand, „das nenne ich verdammt noch mal ein Paradies. So herrliche Weiber habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“

„Und so bereitwillige“, sagte Matt grinsend. „Die Kleine neben mir hat mir schon erklärt, wo es ganz dunkle Stellen auf der Insel gibt.“

Dan stieß den Profos an.

„Da, was ich dir gesagt habe“, kicherte er. „Jetzt ist die Alte wieder da. Sieh sie dir an!“

Rechts neben Hasard saß der Papalagi, daneben eine Aualuma, groß und schlank gewachsen, mit schwarzen Samtaugen und Bronzehaut, und jetzt näherte sich eine ältere Frau, der vorn die Schneidezähne fehlten. Daß sie den Seewolf regelrecht anhimmelte, sah jeder, denn immer wieder kreuzte sie auf; suchte die besten Stücke aus und überreichte sie Hasard. Dabei warf sie der anderen Frau neben Hasard unfreundliche Blicke zu.

Der Seewolf fühlte sich in dieser Rolle nicht gerade wohl. Er hatte zwar eine unbeschreibliche Schönheit neben sich sitzen, die ihn ebenfalls anhimmmelte, aber er sah das stille Grinsen auf den Gesichtern seiner Männer und ließ fünfe gerade sein. Gut, sollten sich die Kerle einmal richtig amüsieren, was konnte er schließlich dafür, wenn ihm das alte Mädchen ständig nachlief? Sie mühte sich sichtlich, ihn zu füttern und zu versorgen, und er nickte ihr freundlich zu.

Etwas später verschwand sie, als der Papalagi etwas zu ihr sagte, und von da an fiel den Seewölfen auf, daß nur noch junge Männer und Frauen an dem Fest teilnahmen. Die älteren waren ausnahmslos verschwunden. Das schien hier so Sitte zu sein. Nur der Papalagi als Stammesältester blieb da.

Etwas später klatschte er laut in die Hände und rief: „Upa-upa, Hiva!“

Die Aualuma, die ungeniert mit den Seewölfen schmusten, erhoben sich und gingen in frivolen Bewegungen auf den Tanzplatz zu.

Der Rhythmus der Pehu veränderte sich, er wurde dumpfer, und immer, wenn die Trommeln geschlagen wurden, ertönte ein lauter Schrei der Musiker dazu.

Der Tanz, der nun begann, war eindeutiger Natur und stellte eine einzige Aufforderung dar. Die Aualuma zeigten zu der Musik sinnliche Gesten, drehten sich, blickten herausfordernd die Männer an und winkten ihnen zu, auf den Tanzplatz zu folgen.

Einige der Seewölfe zierten sich noch, und wieder war der noch fast tropfnasse Kutscher der erste, der aufsprang. Er hatte schon eine Menge getrunken, und jetzt hielt ihn nichts mehr.

„Seht mal diesen lausigen Kombüsenhengst“, sagte Carberry. „Mitunter kriegt er vor lauter Gescheitheit das Maul nicht auf und gibt sich so zurückhaltend. Und jetzt hüpft er rum wie ein angestochener Karnikkelbock.“

„Ja, ja, stille Wasser sind tief“, sagte Gary Andrews geistreich.

Der Kutscher, leicht benebelt von dem vielen Kawa, drehte sich wie ein Irrer im Kreis, hüpfte um die Aualuma herum, die sich köstlich amüsierten, und kniff ihnen in den Hintern, wenn er mit markigen Schreien über den Tanzplatz raste wie ein Derwisch.

Die Seewölfe brüllten und tobten vor Lachen, als der Kutscher seine Soloeinlage gab.

Hasard seufzte tief auf. Jetzt hatte sich die Atmosphäre restlos gelokkert, jeder soff Unmengen Kawa oder Palmwein in sich hinein, und nichts konnte diese Burschen mehr halten. Es war, als hätte die Hölle all ihre Teufel ausgespien und losgelassen.

Der Seewolf war jedoch tolerant genug, um die Männer gewähren zu lassen. Wenn sie morgen wieder auf dem Posten waren, war alles in bester Ordnung, und daher sollten sie sich ruhig austoben. Er war kein Prediger, der lockere Moral nicht duldete. Himmel, sie waren ausgewachsene Kerle, und er hätte sich für seine Crew geschämt, wenn sie dümmlich herumgesessen hätte.

Also ließ er den Dingen freien Lauf und genierte sich auch nicht, mit der Schwarzhaarigen zu flirten, die ihn ständig umgarnte. Siri-Tong würde bestimmt nicht mit dem Spektiv an Deck stehen und sie beobachten. Als Halbasiatin war sie nicht unbedingt prüde.

Der Tanz ging weiter, und gleich darauf, den unmißverständlichen Aufforderungen der Aualuma folgend, schlich einer nach dem anderen auf den Tanzplatz, angestachelt durch den aufreizenden Trommelwirbel und noch mehr angefeuert durch die eindeutigen Gesten der bildhübschen Insulanerinnen.

Ihre Devise war, daß man sich den Sitten und Gebräuchen der Einheimischen anpassen mußte, denn schließlich genossen sie die Gastfreundschaft der Insulaner, und es würde sie sicher unangenehm berühren, wenn sie nicht mitmachten.

Die Aualuma verrenkten die Glieder, ihre Brüste wippten, sie stießen heisere Schreie aus und versetzten sich durch den Tanz, durch die Musik und den Kawa in einen Rauschzustand. Dann bildeten die Mädchen einen Kreis, umringten die Seewölfe, gingen auf sie zu, bis sie sie berührten, und lösten sich wieder.

Stenmark und Sam Roscill legten den Tanz mehr auf die europäische Art aus und packten ihre Tänzerinnen um die Hüften. Das schien den Aualuma zu gefallen, sie schmiegten sich eng an, schmusten und raunten den Männern heisere Worte ins Ohr.

„Wenn ich nur wüßte, was die immer zu mir sagt“, meinte der Kutscher nach einer Weile halb erschöpft.

„Leg’s doch aus, wie du willst, du Blödmann!“ schrie Smoky übermütig. „Ich habe die Sprache längst kapiert.“

Er ließ seine Tänzerin stehen, wetzte zur Tafel, goß sich kühlen Palmwein in den Hals und kehrte wieder zurück.

Sam Roscill, der mit seiner Aualuma aneinanderklebte, als hätte man ihn angeleimt, grinste das Mädchen lüstern an.

„Weißt du nicht ein Plätzchen, wo es schön dunkel ist?“ fragte er. „Die Fakkeln blenden mich so.“

Gary Andrews grinste, als er das hörte, und starrte Ben Brighton an, der mit einer langbeinigen Schönheit tanzte. Brighton schüttelte grinsend den Kopf, tanzte aber weiter.

„Ausreden hat der Kerl“, sagte er. „Die Kleine versteht doch sowieso kein Wort.“

„Aber sie versteht seine Blicke“, sagte Gary.

Ferris Tucker hatte seinen Tanz für eine kurze Zeit unterbrochen. Carberry ebenfalls, und so standen die beiden Männer vor der Tafel und griffen wahllos in die Früchte, von denen immer noch mehr als die Hälfte übrig war.

„Wo ist denn unser Moses?“ fragte Ed. „Der Kerl hüpfte gerade an mir vorbei, aber seit einer Weile ist er spurlos verschwunden.“

„Er hat ganz schön gebechert. Vielleicht liegt er irgendwo besoffen hinter den Büschen.“

Carberry griff nach einer Kanne mit Palmwein, hob sie hoch und ließ sich den grünlichen kühlen Wein in die ausgedörrte Kehle plätschern. Er schluckte kaum, das Zeug rann einfach seinen Hals runter.

„Sucht ihr jemanden?“ fragte Jeff Bowie mit glasigen Augen.

„Der Moses ist weg“, sagte Ed.

Jeff Bowie langte mit dem spitzen Haken seiner Prothese zu und zog sich eine dicke Ananasscheibe von der Tafel. Noch kauend, begann er infam zu grinsen.

„Der ist mit einem Mädchen abgehauen“, sagte er. „Angeblich zu einer Strandwanderung, er war ganz nüchtern.“

Ed und Ferris blickten sich vielsagend an.

„So, Strandwanderung“, meinte der Profos. „Bestimmt wollen sie sich das Wrack der ‚Kap Hoorn‘ ansehen.“

„Ganz bestimmt“, versicherte Jeff. „Was gibt es Schöneres als ein Wrack beim Mondschein unter Palmen?“

Die alleingelassenen Tänzerinnen erschienen. Eine hängte sich beim Profos in den Arm, die andere umklammerte Ferris Tucker, als wäre sie am Ertrinken.

Carberry hob die samtene Schönheit mit einem Ruck auf seinen Arm.

Sie biß zärtlich in sein Ohr und legte ihm die Arme um den Hals.

„Hast du schon mal ein Wrack bei Mondschein gesehen?“ fragte Ed.

Verliebtes Lachen antwortete ihm. Er hielt sie immer noch wie eine Puppe auf dem linken Arm, griff mit der rechten Hand wieder nach dem Palmwein und trank einen langen Schluck.

„Nein?“ fragte er. „Das muß ich dir zeigen. Dieser Hakenkerl hier behauptet, es gebe nichts Schöneres!“

Er ließ die beiden verblüfften Männer stehen, grinste noch einmal, und schon war er verschwunden.

Ferris Tucker räusperte sich.

„Na ja“, sagte er zu dem verdutzten Jeff. „Als Zimmermann interessieren mich ganz besonders die Holzarten auf dieser Insel. Die muß ich mir mal ansehen.“

„Die Holzarten?“ fragte Jeff begriffsstutzig und schwankte leicht. „Du denkst immer nur an deine Arbeit.“

„Ja, so bin ich eben“, sagte Ferris, hieb dem verblüfft vor sich hin blikkenden Jeff auf die Schulter und verschwand ebenfalls mit seiner Schönen. Gleich darauf hatte ihn die Dunkelheit geschluckt.

Jeff Bowie, der den Kanal schon reichlich voll hatte, schwankte an der Tafel hin und her. Wenn er zum Wasser blickte, sah er die dunkle Silhouette der „Isabella“. In der Bucht schien ein starker Wind zu wehen, denn das Schiff schwankte wild, hob und senkte sich auf und nieder.

Er griff zur Kanne, goß sich Palmwein in den Hals und wunderte sich, daß der Sturm an Heftigkeit zunahm, obwohl die Palmen ganz ruhig standen. Zwar standen sie mitunter auf dem Kopf, aber sie stellten sich immer wieder richtig auf, die Wedel nach oben. „Ei – ein Paradies ist das“, murmelte er, „ei – ein richtiges Radapies das ist.“

Dann musterte er ab. Grinsend fiel er um und blieb im Sand liegen.

Die Aualuma, die sich um ihn bemühte, hatte alle Hände voll zu tun, ihn wieder auf die Beine zu bringen.

Das Spektakel am Strand ging weiter. Die mal eben verschwunden waren, erschienen wieder, aßen und tranken weiter und tanzten. Das Gebrüll und Gejohle mußte deutlich auf der „Isabella“ zu hören sein.

Mittlerweile wanderte der Mond weiter. Es war schon weit nach Mitternacht, doch wenn die Polynesier feierten, dann stand die Zeit still, und das imponierte den Seewölfen, zumal Hasard nicht zum Aufbruch mahnte.

Er unterhielt sich immer noch gestenreich mit dem Papalagi und flirtete nebenbei mit der Schwarzhaarigen. Ab und zu reichte sie ihm Palmwein oder Kawa.

Die Aualuma konnten von den bärenstarken Seewölfen nicht genug kriegen und wunderten sich, daß diese Männer so unheimlich soffen und sich dabei noch einigermaßen gesittet benahmen. Kein Insulaner hätte diese Mengen verkraftet, ohne für die nächsten drei Tage restlos betrunken zu sein.

Die Seewölfe aber hieben rein, und außer Jeff Bowie und Luke Morgan standen sie noch sicher auf den Beinen.

Al Conroy, der Waffen- und Stückmeister, ließ sich ebenfalls nicht lumpen. Die Insel und ihre Schönheiten hatten es ihm angetan, und er war sichtlich aufgekratzt.

Sie alle aber übertraf der Kutscher, den man dem Augenschein nach eher für seriös oder vornehm halten konnte. Seine gute Kinderstube, die ihm Sir Freemont angeblich beigebracht hatte, war vergessen. Er brüllte am lautesten, tanzte wie ein Verrückter, soff auf Vorrat und belustigte die gesamte Crew mit seinen tänzerischen Einzeldarbietungen.

Auch der Moses war wieder zurück, und auf seinem jungenhaften Gesicht lag ein verträumter Ausdruck. Er hockte auf dem Boden, hatte eine junge Aualuma im Arm und freute sich seines Lebens.

Er hätte schon längst Jungmann sein müssen, denn er war schon einige Jahre auf der „Isabella“ und älter als zwanzig, aber er war eben der Moses, weil er der Jüngste war, und er war mit dieser Rolle auch mehr als zufrieden.

„Nun sieh dir diesen Meisenarsch an“, sagte Ed zu Ferris, die alle beide ebenfalls wieder zurück waren, der eine, um das Wrack zu besichtigen, der andere, der sich angeblich für die Holzarten der Insel interessierte.

„Der sieht aus wie ein verliebter Kater.“

„Laß ihn doch, er ist ein feiner Bengel, er erfreut sich an dem Fest.“

„Hast du Dan gesehen?“

„Der hat das Mädchen aus den Bergen wieder getroffen“, sagte Ferris. „Der hat bloß ein paar Früchte in sich reingestopft, und dann ist er mit ihr abgehauen.“

„Zur Bergbesichtigung“, sagte Carberry trocken. „Diese Insel hat ja ganz verdammte Besonderheiten aufzuweisen, das muß ich schon sagen.“

„Wirst du wohl selbst gemerkt haben, oder?“

„Allerdings“, erwiderte Ed grinsend. Er zeigte auf die Hibiskusblüte neben sich.

Von den polynesischen Männern waren einige ebenfalls verschwunden. Zwei andere trommelten immer noch unermüdlich und hatten glasige Augen, ein paar andere lagen still im Sand und rührten sich nicht mehr, sie hatten sich zu sehr am Palmwein gelabt.

Das Fest erreichte keinen toten Punkt, es gab keine Unterbrechung, pausenlos ging es weiter. Es wurde immer noch gelacht, gescherzt, getrunken und gegessen. Jeder, der wieder Appetit verspürte, ging zur Tafel und bediente sich.

Erst als ganz zarte Schleier den nahenden Tag verkündeten, erhob sich der Seewolf.

„Verabschiedet euch für heute“, sagte er. „Einmal hat jede Feier ein Ende.“

Niemand murrte, sie hatten auch genug, und einige der Aualuma waren erschöpft und hatten sich zwischen die Büsche zum Schlafen gelegt. Nur der Moses und Dan O’Flynn waren nicht zu finden.

Die letzte Umarmung, heiße Schwüre, getauschte Küsse, dann ging es an Bord zurück.

Die Sonne schickte sich an, den Himmel zu erobern.

7.

Fünf Stunden Schlaf hatten den meisten genügt, dann waren alle wieder auf den Beinen.

Der Palmwein und der Kawa hatten keine schweren Köpfe hinterlassen. Allerdings gab es dicke Klüsen, und zum Arbeiten hatte keiner so richtig Lust.

Aber Hasard ließ noch einen faulen Tag dranhängen, wie er sagte. Es gab ohnehin nicht viel zu tun auf der „Isabella“, denn sie blitzte vor Sauberkeit.

Der Strand war wie leergefegt, bis auf zwei Gestalten, die da entlangschlichen und dann stehenblieben.

„Dan und der Moses“, sagte der Profos grinsend. „Die haben sich doch, weiß Gott, aus einer der Hütten geschlichen, wenn ich das richtig gesehen habe.“

„Sie wollten sie vermutlich besichtigen“, sagte Ferris sanft.

„Und sind darüber eingeschlafen“, höhnte Ed. „Durchaus verständlich. Hier hat ja jeder was Neues entdeckt.“

„Jedenfalls war es heißer als bei den Eskimos“, sagte Jeff Bowie, der immer noch leicht angeschlagen an Deck herumstolperte.

Die beiden am Strand blickten zur „Isabella“, dann marschierten sie ins Wasser und schwammen einträchtig nebeneinanderher, bis sie das Schiff erreichten.

Sie enterten auf und räusperten sich verlegen.

„Habe gar nicht gemerkt, daß das Fest schon vorbei ist“, sagte Dan.

„Ich auch nicht“, sagte der Moses Bill unschuldig. „Ich habe mich wohl verirrt und bin in einer Hütte wieder aufgewacht.“

„Natürlich“, sagte der Profos, „um das Hüttenleben der Insulaner zu studieren, was, wie?“

„Ich weiß wirklich nicht“, erwiderte Bill kläglich und sah den Profos treuherzig an.

Auch Dan war um Ausreden nicht verlegen und verfiel auf die tollsten Ideen.

Er sah in grinsende Gesichter.

O ja, die Kerle hatten vollstes Verständnis, dachte er, bis auf einen, und das war sein Dad, der unfreundlich und grantig am Schanzkleid lehnte und seinen Sohn giftig ansah.

„Bist du jetzt endlich zufrieden, du lausiger Hurenbock?“ fragte Donegal gallig.

„Sehr, Dad. Und vielen Dank, daß du an Bord geblieben bist. Das wäre für dich viel zu anstrengend gewesen.“

Diese Frechheit verschlug dem alten O’Flynn glatt die Sprache. Er drehte sich erbittert um und wandte ihnen den Rücken zu.

Der Kutscher erschien und zog indigniert die Augenbrauen hoch.

„Ich habe noch kalten Tee“, sagte er. „Falls ich einen der ehrenwerten Gentlemen zum Frühstück bitten dürfte.“

Carberry lachte dröhnend.

„Kalten Tee“, sagte er. „Den kannst du dir selbst in den Hals gießen. Wer trinkt nach einer solchen Nacht schon kalten Tee? Aber du könntest uns dein Tänzchen von heute nacht noch einmal vorführen, Kutscher. Das hat uns allen mächtig imponiert, als du wie ein wilder Ziegenbock da herumgehüpft bist.“

„Ich?“ fragte der Kutscher empört. „Bei dir piept es wohl? Klar, ich habe auch mal getanzt, aber von wegen Ziegenbock und so! Das existiert höchstens in deiner Phantasie.“

„Das streitet der doch glatt ab“, sagte Ed entrüstet. „Dabei haben es alle gesehen.“

Der Kutscher wollte davon jedoch nichts wissen und verzog sich wieder in seine Kombüse.

Am späten Nachmittag begann aus den Bergen plötzlich eine Trommel zu dröhnen. Man hörte es bis weit in die Bucht hinaus.

Hasard sah zum Ufer hin, wo die Insulaner auftauchten. Allen voran rannte der Papalagi gleich darauf zu einem Auslegerboot, wurde von zwei jungen Männern begleitet und sprang hinein.

„Was mag das wohl zu bedeuten haben?“ fragte Hasard. „So wild haben die sich doch noch nie gebärdet.“

Die Begleiter des Papalagi trieben das Auslegerboot durch die schwache Brandung der „Isabella“ entgegen. Etwas später legten sie an, und der Papalagi kletterte mit der Behendigkeit eines jungen Mannes an Bord.

Er sprudelte in schneller Folge Worte hervor und war sehr aufgeregt. Immer wieder deutete er zum Horizont.

Hasard deutete fragend auf die „Isabella“, und diesmal nickte der Papalagi eifrig und zeigte wieder zum Horizont.

„Offensichtlich haben sie ein Schiff gesehen“, meinte er zu Ben.

Er blickte zum Großmars hinauf, wo der Schwede Stenmark seinen Beobachtungs- und Ausguckposten eingenommen hatte.

„Siehst du etwas an der Kimm, Sten?“ fragte der Seewolf.

„Keine Spur, Sir, hätte ich längst gemeldet.“

„Weiter genau aufpassen!“

„Aye, aye, Sir.“

Dann begriff er, was der Papalagi zum Ausdruck bringen wollte.

Seine Späher in den Bergen hatten ein Schiff entdeckt, das auf die Insel zuhielt. Aus der Höhe hatte es die Krümmung der Kimm scheinbar schneller überwunden, und man konnte es aus dieser Höhe früher sehen als auf der „Isabella“. Folglich mußte das Schiff auch in Kürze vom Großmars aus sichtbar sein.

Er zeigte dem Papalagi, daß er verstanden hatte, und demonstrierte ihm mit beiden Fäusten lachend einen Zusammenstoß zweier Schiffe.

Daraufhin kniete sich der Papalagi an Deck und flehte um den Beistand der Götter.

„Wenn es unser onkelhafter Don Alfredo ist“, versicherte Carberry grimmig, „dann werden wir seinen Göttern schon die Arbeit abnehmen.“

„Schiff klar zum Gefecht!“ rief der Seewolf. „Alles überprüfen, bei Meldung aus dem Mast alle auf die Stationen.“

Der Papalagi erhob sich und starrte mit staunenden Augen um sich.

Da herrschte plötzlich eine Emsigkeit, die er keinem Menschen zugetraut hätte, ganz besonders keinen, die eine ganze Nacht durchgefeiert und soviel getrunken hatten.

Aber er hatte Angst, und auch als Hasard ihn beruhigen wollte, gelang das nicht.

Der Papalagi enterte ab, ließ sich in das Auslegerboot hinunter und fuhr zum Strand zurück, wo immer noch die Insulaner standen und über das Wasser blickten.

Ein Spanier war es in jedem Fall, sann Hasard, denn es war eine ganze Meute unterwegs, etwa sechs Schiffe, die jetzt kamen, um von den Inseln die Brotfrucht zu holen.

Sinnend blieb der Seewolf an Deck stehen und überlegte. Dann war sein Plan gefaßt. Er rief den Profos zu sich.

„In ein paar Stunden ist es dunkel, Ed“, sagte er. „Wenn wir Glück haben, erwischen wir eine günstige Zeit.“

„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, Sir.“

„Ganz einfach, wir beide werden, falls es sich wirklich um die ‚Patria‘ handelt, unserem guten Freund entgegensegeln, und zwar mit dem kleinen, schnellen Boot.“

Carberry hatte noch nicht den richtigen Durchblick.

„Unbewaffnet in dem kleinen Boot?“ fragte er ungläubig.

„Ja, wir segeln auf ihn zu und bieten uns als Lotsen an, die ihn durch die Korallen bringen, die er noch nicht kennt.“

„Und du glaubst wirklich, er tut das, Sir?“

„Klar, wir sind doch seine spanischen Freunde, und wir sagen ihm, daß wir bereits mehr Brotfrüchte ausgegraben haben, als wir laden können. Das wird dem guten Onkel Alfredo mächtig imponieren. Und dann lassen wir seine lausige Galeone knallhart auf das große Korallenriff dort draußen auflaufen. Danach können wir ihm dann die Haut in Streifen und so weiter, du weißt schon!“

Carberry hieb mit der Hand auf den Handlauf des Schanzkleides und begann zu lachen.

„Sir, das ist eine feine Überraschung“, sagte er. „Und so ganz nach meinem Geschmack. Wenn es jetzt aber nicht die ‚Patria‘ ist, sondern ein anderes Schiff?“

„Dann werden wir ihn mit aufgezogener spanischer Flagge freudig erwarten, die Stückpforten hochziehen und ihm eine volle Breitseite servieren. So oder so, sie alle werden eine höllische Überraschung erleben, denn dieses frohe Inselvölkchen soll nicht unter den Dons zu leiden haben.“

„Ganz meine Meinung, Sir.“

„Wahrschau, Deck!“ schrie Stenmark. „An der Kimm tauchen Masten auf. Genauen Kurs auf die Insel.“

„Die Waffen in Ordnung, Al?“ fragte der Seewolf den Stückmeister.

„Geladen, überprüft, feuerbereit“, erwiderte Al Conroy.

„Sag Ferris, er soll noch einmal nach dem Boot sehen, Ed. Es muß einwandfrei in Ordnung sein. Er soll auch noch zwei oder drei seiner Höllenflaschen hineinpacken.“

Carberry flitzte los.

Hasard hatte noch Zeit. Von Deck aus sah man die Aufbauten des Schiffes noch nicht. Nur ein winziger Punkt war zu erkennen. Er nahm vom Achterkastell das Spektiv mit und enterte auf.

Eine halbe Stunde später hatte er die Gewißheit. Durch das Spektiv sah er, daß es die „Patria“ des ehrenwerten Don Alfredo war, die da heransegelte und Kurs auf die Insel hielt.

Im Geiste prägte er sich noch einmal die Riffe ein, die sie bei der Herfahrt bemerkt hatten. Das gefährliche und fast unsichtbare große Korallenriff lag ziemlich weit vor der Bucht, von See aus gesehen rechts. Wenn die „Patria“ da aufbrummte, war für Don Alfredo der Traum von der Brotfruchtpflanze und der Unterjochung der Insulaner ausgeträumt. Dann konnte er neben der „Kap Hoorn“ Quartier beziehen und ihr Gesellschaft leisten.

Hasard wußte nur noch nicht, wo er mit den Spaniern hinsollte, falls alles klappte. Vielleicht hatten sie auch noch auf Mooréa Platz, und später konnte sie ein Don einsammeln, den sie dann zum Teufel jagen würden, wenn sich die Gelegenheit bot.

Zusammen mit dem Profos stieg er ins Boot. Die anderen Seewölfe waren informiert, jeder wußte, um was es ging, und es juckte sie schon mächtig in den Fäusten.

Ben hatte solange das Kommando über die „Isabella“, und er wünschte ihnen noch einmal Glück.

Hasard und der Profos segelten los. Das kleine Boot flitzte nur so über das Wasser, und langsam wurde die „Patria“ größer.

Carberry rieb sich wieder die Hände, als die stark gelohten Segel des Spaniers immer größer wurden und erste Einzelheiten zu erkennen waren.

„Der gute Don Alfredo“, sagte er. „Wird das ein tränenfreudiges Wiedersehen, wenn er erst auf den Klippen sitzt.“

„Kurz vor dem Aufbrummen müssen wir verschwunden sein“, sagte Hasard. „Halte dein Messer bereit, damit wir die Leine des Bootes sofort kappen können.“

Jetzt hatte man sie gesehen, und Hasard sah, daß ein Mann sie vom Achterkastell aus mit dem Kieker beobachtete. Es konnte nur Don Alfredo sein.

Der Seewolf begann zu winken, während Ed die Ruderpinne herumriß und einen Bogen lief. Er ging auf den anderen Bug und lief jetzt vor dem Spanier her. Dann nahm er das Segel weg.

Don Alfredo hatte sie erkannt und richtig angenommen, daß etwas nicht in Ordnung war. Auf der „Patria“ fiel die Blinde, dann zwei Segel, das Schiff wurde merklich langsamer.

Der Spanier winkte lebhaft zurück. Zwei Mann standen auf der Kuhl und fingen den Tampen auf, den Hasard ihnen zusammengerollt zuwarf.

Eine Jakobsleiter wurde außenbords gehängt. Die beiden Seewölfe kletterten blitzschnell an Bord, grüßten auf spanisch wie alte Bekannte und wurden sofort zum Achterkastell geführt.

Don Alfredo, der Ahnungslose, strahlte in liebenswerter Einfalt und reichte ihnen die Hand.

„Buenas tardes“, sagte er. „Mein lieber Morena, willkommen! Haben Sie Sinona schon getroffen?“

„Wir sind ein Herz und eine Seele, mein lieber Don Alfredo“, sagte der Seewolf strahlend. „Aber die Zeit drängt, deshalb sind wir Ihnen entgegengesegelt. Sinona empfahl mir das dringend.“

Carberry stellte ungeniert die Höllenflaschen an Deck und grinste harmlos. Es waren dunkle Flaschen, und man sah ihren Inhalt nicht, der aus Pulver, gehacktem Blei und alten Nägeln bestand.

„Das erkläre ich Ihnen später“, sagte Hasard auf Don Alfredos neugierigen Blick. „Lassen Sie aber bitte schon ein oder zwei Lunten entzünden und aufs Achterkastell bringen. Ich will Ihnen nur einen Trick Sinonas zeigen, vor dem die Kanaken unheimlichen Respekt haben. Übrigens, wir haben so viele Brotfruchtbäume ausgegraben, daß Ihre Leute sich ruhig auf die faule Haut legen können. Die Kapazität aller drei Schiffe wird kaum ausreichen.“

Don Alfredo strahlte. Ja, dieser Handelsfahrer, das war ein Kerl ganz nach seinem Geschmack. Der dachte nur an die Krone und half aus, wo er nur konnte.

„Lassen Sie meinen Steuermann den Kolderstock übernehmen“, bat der Seewolf. „Deshalb kamen wir. Es gibt hier viele tückische, teils kaum sichtbare Korallenriffe, und ich möchte nicht, daß Sie hier aufbrummen. Sie können aber ruhig unter vollem Segelpreß weiterfahren, ich kenne den Küstenabschnitt mittlerweile, wir haben uns damit vertraut gemacht.“

Don Alfredo schöpfte nicht den geringsten Verdacht. Er zeigte sich gerührt und dankbar, und als Hasard auch noch betonte, daß „wir Spanier“ zusammenhalten müssen, da schmolz er wie Eis an der Sonne und überließ dem Profos den Kolderstock.

„Wie haben sich die Insulaner verhalten?“ fragte er neugierig.

„Sie sind geflüchtet und haben sich in den Bergen verkrochen. Die Insel ist fest in unserer Hand. Wir haben gestern schon ein überaus nettes Strandfest gefeiert, ohne behelligt zu werden. Ich soll Ihnen übrigens herzliche Grüße ausrichten.“

„Vielen Dank, mein lieber Morena“, sagte der Kapitän, und wieder geriet ihm sein Degen zwischen die Beine.

Unterdessen stand Carberry am Kolderstock und segelte die „Patria“ jetzt wieder unter vollem Preß dem Strand entgegen.

Don Alfredo dachte mit Unbehagen an die Korallenriffe und war heilfroh, zwei Lotsen bei sich zu haben, die ihr Handwerk nach so kurzer Zeit schon verstanden.

„Wo ist denn die ‚Kap Hoorn‘?“ fragte er nach einer Weile ohne Zeichen von Mißtrauen.

„Sie liegt hinter dem Buchtausläufer. Man sieht sie erst, wenn man in die Bucht einläuft. Sinona hatte nämlich leichte Berührung mit den Korallen, aber es war nur ein kleiner Schaden, der gleich behoben werden konnte. Aus diesem Grund habe ich mir auch den Küstenabschnitt so genau angesehen.“

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