Читать книгу: «Zwölf sind einer zu viel», страница 4

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Aber es kam noch ein bisschen besser und schuld war sicherlich der lange, Hunger treibende Nachhauseweg. Wir Jungs gönnten uns noch mehrere Male einen weiteren Anbiss, aber immer auf der einen Seite, damit unser gemeinsamer Plan mit der Tüte nicht ins Leere ging. Wenn man jedoch einmal anfängt frisches, ofenwarmes, gut riechendes Bauernbrot zu probieren, dann ist einer zweiten und dritten Versuchung bestimmt nicht zu widerstehen, da benötigt man keinen Butter- oder Schmalz-Aufstrich mit Grieben oder mit Salz, oder zur Krönung des Ganzen, vielleicht klein geschnittener Schnittlauch. Nein, wir konnten dem weiteren Verzehr keinen Einhalt gebieten, wie im Trance hatten Siegfried und Walter das halbe Brot sich einverleibt und durch dieses „Fressgelage“ sich auch noch sehr verspätet, was unserer Mutter schon verdächtig genug vor kam. Die Tüte war nicht mehr ausgefüllt …

… nun war aber guter Rat teuer, Mutti sollte nicht gleich die „Schummelei“ von Siegfried bemerken, am Gartentor wurde erst einmal kräftig Luft in die Tüte geblasen und die Tüte wieder an den Enden zugedreht. Behutsam wurde diese halbvolle Tüte mit Brot, die lange Einfahrt vom Gartentor bis zum Haus hinunter getragen.

Mutti wartete schon, das Mittagessen stand schon auf dem Tisch und Siegfried war wieder einmal verspätet dran, dieser Zustand war nichts Neues in der warmen Jahreszeit und Siegfried interessierte sich für alles auf seinen Nachhauseweg. Nach Muttis Aufforderung, das Brot in den Brotkasten zu legen, kam Siegfried erleichternd sofort nach und lies sich dann das Mittagessen gut schmecken.

Der Nachmittag verging mit Hausaufgaben, den üblichen Pflichten im Haus, bei den Tieren und mit Spielen mit meinen Schwestern Sarrina und dem Nesthäkchen Sarah, die nun im Kleinkind-Alter war.

Der große Bruder machte weiter gute Fortschritte in der Schule und er sollte nach der siebten Klasse bereits eine Lehrstelle antreten. Severin wollte Koch werden und unsere Mutter war mit der Lehrstellensuche beschäftigt, alles noch ohne Telefon und ohne Internet, das gab es nämlich noch nicht, das Telefon schon, aber nicht bei uns als Hausanschluss, den hatten nur ganz wenige. In unserem Dorf oder auch in den Nachbar-Gemeinden war an eine Ausbildung nicht zu denken, da diese Betriebe nur die Sommersaion geöffnet hatten und so blieb nur die Option mit einer Ausbildung in München. Die Unterkunftsfrage wurde auch sehr schnell geklärt, Severin verließ unser Elternhaus Anfang August und zog als junger Bursche in ein Lehrlings-Wohnheim nach München. Wir Geschwister fanden diesen Umstand ganz toll und unwahrscheinlich aufregend. In München, so wussten wir schon von Vatis Eierlieferungen, war schon viel los, es gab schon viele Autos und auch einige Straßenbahnen, viele Geschäfte und einen ganz großen Hauptbahnhof. Severin war nun wirklich der Große, unser Held und so wollten wir auch einmal werden.

… übrigens, der „kleine“ Mundraub des halben Brotlaibes, wurde am Abend im Beisein des Vaters auch noch aufgedeckt, denn beim Anschneiden des Reststückes kam das abgebrochene Ende des Brotes zum Vorschein und Siegfried musste wieder einmal ohne Abendessen ins Bett …

… dazu gab es noch eine Woche Hausarrest, was viel mehr schmerzte in der Sommerzeit, dies sollte den erzieherischen Wert haben, dass Siegfried keine neuen Dummheiten mit Walter, seinen Freund aushegen sollte …

So verblieb den beiden „Schlingeln“ nur der gemeinsame Schulweg am Morgen, die große Pause in der Schule und der lange Nachhauseweg. Aber die anfangs so lang erscheinende Woche ging auch vorüber und die alten Freiheiten wurden wieder gemeinsam genossen.

Die letzten Tage des ersten Schuljahres rückten immer näher und die ersten Sommerferien standen kurz bevor, keine Schule, nur Freizeit, eine schöne Vorfreude breitete sich aus. Für Severin gab es nur einige Ferientage, dann begann seine Kochausbildung in München. Der Schulabschluss war stets mit einer Feierstunde verbunden, mit Gedicht-Vorträgen, kleinen Theater-Aufführungen und der Schulchor durfte auch nicht fehlen. Nach all den schulischen Aktivitäten folgte der gemeinsame Gottesdienst mit dem göttlichen Segen. Alle Schüler mussten sich klassenweise in Zweierreihen im Schulhof aufstellen, die erste Reihe war die Entlassungsklasse mit Severin und Siegfried war im letzten Abschnitt mit eingereiht worden, eine Gruppe davor seine Schwester Sarrina und nach diesem göttlichen Segen ging es lautstark in die wohl verdienten Ferien, die nach Freiheit und Abenteuer duften sollten.

Ferien auf dem Land, war für uns Kinder nichts besonderes, aber ohne Schule doch schon wieder etwas ganz anderes, einfach nur toll …

Mutti ließ uns länger schlafen und trotzdem hatten wir viel mehr Zeit als sonst, wir mussten auch unsere zugeteilten Aufgaben erledigen, aber diese gingen uns, so schien es mir, viel lockerer von der Hand. Mit Walter und auch mit meinen Geschwistern Sarrina und Sarah im Kinderwagen gab es viele lustige Dinge zu erleben.

Mit viel Verantwortung, die Sarrina und Siegfried ausstrahlten, ging es wieder einmal die abschüssige Straße zum See hinunter und es machte sichtlich unserer Schwester Sarah, im Kinderwagen, viel Spaß, wenn wir den Wagen los ließen und hinterher liefen, um diesen wieder einzufangen. Sarah juchzte jedes mal wenn wir den Wagen wieder einfingen, aber … dann entglitt uns dieser Wagen mit Sarah, der ringsum geschlossene, eiweißfarbige Kinderwagen lief selbständig der Uferstraße zu, wo damals auch schon Autoverkehr herrschte und dahinter gähnte der Abgrund des Walchensees …

… wir liefen was das Zeug hergab, der Wagen überquerte die Bundesstraße, holperte über die Uferwiese und rollte in den See mit unserer kleinen Schwester Sarah. Aber Glück im Unglück, es war Sommer und der Tretbootverleih geöffnet, der nette Herr vom Verleih sah unser Unglück kommen und fischte den Kinderwagen mir einem Ruder sofort wieder aus dem Wasser, Sarah juchzte immer noch und hatte die Gefahr in der sie gebracht wurde, noch nicht verstanden. Wir hatten sie schon im See versinken gesehen, die Schauermärchen unserer verstorbenen „Märchenoma“ kamen uns in Erinnerung, denn in diesem See sollte auch ein böses Ungeheuer leben und das wollte immer wieder Kinder verschlingen, aber nicht unsere Sarah, das ging überhaupt nicht …

Dieser Vorfall ließ sich nicht vor unseren Eltern verbergen, der Vorfall machte seine geschwätzige Runde im Dorf und so beichteten wir dieses Malheur gleich unseren Eltern, eine Standpauke war uns sicher, wenn das einmal reichen sollte?

Wir hatten ein sauschlechtes Gewissen und auf der anderen Seite war Sarah doch nichts passiert. Wir machten uns, mit einem längeren Umweg, auf den Heimweg, um Abstand zu gewinnen.

Dort angekommen, erwartete uns unsere Mutter mit sorgenvollen Blick, die Nachricht über das Geschehene hatte sie schon erreicht, denn der örtliche „Buschfunk“ arbeitete damals schon schneller als die heutigen Boulevard-Zeitungen.

Mutti hielt uns eine gehörige Standpauke, einerseits war Mutter froh, das alles gut ausgegangen war und andererseits sollten ihre Worte und Ermahnungen uns zu noch mehr Verantwortung anhalten. Wie zwei begossene Pudel mussten wir wohl ausgesehen haben, wir verdrückten uns in den Garten und spielten gemeinsam als ob nichts passiert war …

Die strengere Hand hatte sicherlich unser Vater und hier würde uns am Abend bestimmt noch ein stärkeres Donnerwetter erwarten?

Walter wollte am Nachmittag auch noch vorbei kommen, Siegfried war schon in freudiger Erwartung und diese beiden Jungs hatten schon so manche Eselei ausgebrütet.

Wer von diesen Beiden der Antreiber war, wurde nie so genau ausfindig gemacht, aber gemeinsam, wenn sie zusammen waren, kam selten etwas Vernünftiges heraus und schon gar nicht, wenn man sie unbeaufsichtigt gewähren ließ.

Der Vorfall mit dem Kinderwagen wurde wider erwarten nicht mehr am Abend vom Vater zur Sprache gebracht, … Glück gehabt!

***

Durch die an unser Grundstück angrenzende Wiese, verlief ein Bach und in regelmäßigen Abständen, waren hier Revisionsschächte mit einer Holzbohlen-Abdeckung eingebaut. Dieses Bächlein verlief im unteren Bereich durch unser Grundstück, bildete dort einen kleinen Weiher und verließ dann wieder unser Grundstück und floss dann weiter zum nahegelegenen See, wahrlich ein wahres Spielerparadies für Kinder, wie für Siegfried und Walter?

Dieser kleine Weiher sollte zwar auch von uns Kinder, ohne elterliche Aufsicht gemieden werden, so war zumindest das ausgegebene Verbot. Aber Verbote sind dazu da, dass man diese Verbote um gehen konnte und welches Kind spielt nicht gern am Wasser? Mit dem Sand und dem feuchten Schlamm, so ließe sich eine wunderbare „Pampe“ anrühren, Löwenzahnblüten einstreuen, Kochen spielen und was gab es schöneres?

Wenn dann noch eine Entenfamilie mit Jungen „an gewatschelt“ kam, dann hatten Siegfried und Walter zusätzliche Spielkameraden. Enten schwimmen lassen war toll und die kleinen waren auch nicht abgeneigt.

An diesem Nachmittag kam Walter auf die Idee, und ich war mir sicher, dass es Walter war, die Enten-Familie von dem letzten Revisionsschacht unterirdisch bis zu unseren Weiher schwimmen zu lassen. Wir schnappten uns die Entenfamilie und gingen auf Nachbars Wiese, Holzbohlen abgenommen und Einer nach dem Anderen wurde auf die lange unterirdische Reise geschickt, dann schnell wieder alles abgedeckt und zurück zum Weiher, wo wir freudigst auf die Passagiere warteten. Aber ein Entlein fehlte, wir warteten und warteten, nach einer kleinen Ewigkeit, endlich die erlösende Ankunft. Vollzählig wanderte die Entenfamilie wieder Richtung Stall, denn es war Fütterungszeit und das hatten diese lieben „Viecherl“ schon im Gespür.

Das Warten auf das letzte Entlein, hatte mich noch in so manchen Träumen nachts erschreckt, was wäre wenn dieses Tierlein nicht doch noch angekommen wäre …?

Unsere Sommerferien waren im Nachhinein betrachtet, die schönste Zeit des Jahres. Wir brauchten nicht viel anziehen, es war erinnerungsmäßig immer nur warm oder wir sahen nur die positiven Seiten?

Wir wohnten damals an einem der schönsten Seen in Bayern und zusätzlich hatten wir noch unseren eigenen Weiher, Kinderherz was willst du mehr? Da unsere Eltern nicht leichtsinnig waren und die Gefahren des Wassers, besonders im Umgang mit Kindern kannten, so mussten wir stets darauf warten, bis Mutter Zeit hatte mit uns an den See zu gehen um das kühle Nass zu genießen.

Wir hatten so manches mal uns um so mehr für Hausarbeiten aufgedrängt, nur damit Mutti schneller fertig wurde und wir an den See kamen.

Aber das Beste bei den Ausflügen war nach dem Bad im See, schlotternd auf der Decke zu sitzen, das Handtuch zum Wärmen noch umgehängt und das mitgenommene Essen zu genießen. Heute würde man wohl Picknick dazu sagen, bei uns war es eine gute deftige Brotzeit. Mutti wusste schon was uns nach dem Bad gut schmecken würde.

Als Schwimmreifen diente uns ein Autoschlauch von Papas Lloyd, der nicht mehr als Reserveschlauch brauchbar war.

Wenn es kühler wurde, die Schatten der am Ufer stehenden Bäume, unsere Decke erreichten, dann wurde zusammen gepackt und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Zur Belohnung für unseren Gehorsam bekamen Sarrina und Siegfried, am Stand des Bootsverleiher, ein Eis am Stiel, es war ein quadratisches Vanilleeis von „Jopa“ in Aluminiumfolie eingepackt, und der Eisbehälter war so kalt, das dieser beim Öffnen richtig rauchte! Der Preis für diesen Genuss damals zehn Pfennige, für die damalige Zeit viel Geld, denn Papa verdiente zu diesem Zeitpunkt sechsundachtzig Pfennige in der Stunde …

Heute haben wir den Euro und einen wesentlich höheren Stundenlohn, ob sich die Verhältnisse gebessert hatten, dies muß jeder für sich errechnen.

So ein leckeres Eis am Nachhauseweg war schon ein Hochgenuss, aber meistens mussten wir dann zu Hause noch einmal abgeschrubbt werden, denn wir waren doch etwas bekleckert, der Kleidung tat dies nicht viel ab, wir hatten unsere Lederhose und das Leibchen war schnell wieder gewaschen.

Hinter unserem Haus stand unsere große, zwei Meter lange Zinkbadewanne, stets mit Wasser gefüllt und von der Tagessonne gut erwärmt, schnell wurden wir hinein gesetzt und abgewaschen …

… so gingen viele schöne Ferientage zu Ende!

***

Mein Freund Walter war in dieser Zeit ein häufiger Gast in unserer Familie und er hatte auch noch eine kleinere Schwester und zusammen ergaben wir eine fünfköpfige „Rasselbande“, wie Mutter uns nannte.

Mutter war diese Anwesenheit nicht immer wohl gesonnen, da sie auch für diese Zwei die Verantwortung hatte, Siegfried und Walter waren schon sehr auf einander fixiert und auf den einen oder anderen Streich aufgelegt. Nicht weit von unserem Haus verlief ein rauschender Gebirgsbach, mit mehr oder weniger Wasser, ins Tal, ein herrliches, sauberes und klares Wasser für die so beliebten Bachforellen.

Bei Regen, Gewitter oder bei der Schneeschmelze hatte dieses Bächlein schon sehr beträchtliche Ausmaße angenommen, aber im Sommer plätscherte es ganz gemütlich dahin, da konnten unsere zwei Helden über die rund gewaschenen Steine, fast trockenen Fußes den Bachlauf durchqueren.

Walter hatte wieder einmal die glorreiche Super-Idee mir meinen Horizont zu erweitern, denn er wollte mir zeigen, wie man Forellen fängt. Erst hatte ich Bedenken, da mein Papa einmal etwas vom „Schwarz-Fischen“ erzählte, aber Papa war weit weg und wir wollten es nur versuchen? In diesem Bachlauf gab es herrliche Gebirgsbach-Forellen und diese flinken Tierchen konnten wir in den kleinen Staustufen des Baches, in Ufernähe beobachten. Nur wie wollte Walter diese schnellen Tierchen fangen?

Walter schien schon sehr ausgebufft zu sein, er zeigte mir, wie man sich von hinten her, bachaufwärts anschleicht, dann wieder abwartend verweilt, so dass sich die Forelle an dem ihr vertrauten Platz wieder ruhig versammelte.

Später im „hohen“ Alter von sechzig Jahren hatte ich bei der Fischerei-Prüfung gelehrt bekommen, dass Forellen den einst vertrauten Platz ein Leben lang nicht verlassen und stets wieder zurück kehren.

Nun war äußerste Behutsamkeit angesagt, Walter führte langsam sein Hände zur Wasseroberfläche, so, dass keine Schattenwirkung die Forelle erschrecken konnte und nun kam der entscheidene Zugriff nach der Beute, blitzschnell fuhr Walter mit beiden Händen in das talwärts fließende Wasser und umklammerte mit seinen kleinen Händen, die bergauf fliehende Forelle. Ich sehe Heute noch das Bild, wie Walter den Fisch im hohen Bogen an das Ufer werfen wollte und wie dieses glitschige Tierchen aus seinen kleinen Händen entglitt und so wurde an diesem Nachmittag nichts mit unseren ersten gemeinsamen Fischfang. Aber interessant war es doch …

Ich für meinen Teil hatte an diesem Nachmittag viel von Walter gelernt, ob dies legal war, stand damals im Kindesalter, nicht zur Debatte.

Wir gingen gut gelaunt nach Hause, kurz vor meinem Gartentor teilten sich unsere Wege und Mutter erwartete mich schon, da ich wieder einmal die zugestandene Zeit überzogen hatte.

Die Ferientage vergingen schneller als geplant, falls überhaupt eine Planung vorlag? Es lag sicherlich daran, dass wir viele ablenkende Möglichkeiten mit unseren Geschwistern, aber auch mit den Tieren vom Hühnerhof oder mit den Häschen hatten, hinzu kam auch die Abwechslung mit Walter und seiner Schwester.

Severin hatte bereits im weit entfernten München seine Kochlehre begonnen, Papa besuchte ihn bei seinen wöchentlichen Eier- und Geflügelleferungen in der bayrischen Landeshauptstadt. Bei diesen Besuchen wurde die schmutzige Wäsche gegen die frischgewaschene und gebügelte Wäsche von Mutter ausgetauscht, die Berufswäsche wurde vom Ausbildungs-Betrieb gewaschen.

Nach Vaters Rückkehr erfuhren wir, schon gespannt wartend, die neuesten Nachrichten und Einzelheiten unseres großen Bruders. Für uns Beide, Sarrina und Siegfried war Severin nun schon der ganz Große, der weit entfernt ohne Eltern, in einer Großstadt lebte. Auf der einen Seite fanden wir diesen Zustand toll, ohne elterliche „Aufpasse“, tun und lassen zu können, was man wollte, andererseits fanden wir es schön die Geborgenheit und Fürsorge unserer Eltern zu spüren und zu wissen, wenn wir Dummheiten verbockt oder Hilfe benötigten, dann waren unsere Eltern zur Stelle.

Unser Papa erzählte öfters von dem Beispiel der jungen Vögel im Nest, die wenn es an der Zeit war, das elterliche Nest verlassen mussten um selbständig und flügge zu werden. So sollte auch bei uns Menschen der Lebensweg sein, aber für uns Kleineren war dies noch kein Thema …

***

Nach einen dieser Auslieferungs- und Besuchsfahrten, kam Vater mit seinem ganzen Stolz, seinem 400er Lloyd, am Spätnachmittag wohl behalten zurück. Papa hatte für uns Alle eine Überraschung dabei, als er aus seinem Auto ausstieg, da griff er hinter seinen Vordersitz zog an einem dickeren Strick und unsere Überraschung kam zum Vorschein, ein süßes Wollknäuel mit vier tapsigen Pfoten und zwei wachsamen, grünbraunen Kulleraugen … wir hatten nun einen Mitbewohner, einen lieben Hund. Es war eine Mischung aus Schäferhund und …, das hatten wir nie heraus gefunden.

Nun bekam Sarrina und Siegfried die tolle Aufgabe einen geeigneten Namen, für den neuen Spielkameraden und Wachhund, zu finden. Wir überlegten lange hin und her und so ganz neben bei fiel mal der Begriff „Batzi“ und diesen Namen sollte Batzi bekommen und wir fanden das dieser Name zu unseren Hund passte, wie die Faust aufs Auge.

Batzi war selbst noch ein Hundebaby und hatte großen Spaß mit uns herum zu tollen oder auch einmal die Hühner zu jagen, bis sie vor Schreck davon flatterten, er machte seinen Namen alle Ehre.

Papa ermahnte uns des Öfteren, dass wir aber auch Batzi erziehen müssen und er sollte auch folgen lernen, anschlagen wenn jemand Fremder auf das Grundstück will und sollte sich danach wieder ruhig verhalten, Papa wollte uns dabei unterstützen. Außerdem war ein täglicher Spaziergang an der Leine von uns zu absolvieren, aber das sollte überhaupt kein Problem sein. Mutti erzählte uns, dass ein Hundejahr gleich sieben Menschenjahren entspricht, das bedeutete aber auch, das Batzi nicht sehr lange eine Hunde-Baby blieb …

Papa baute unserem Batzi eine prachtvolle Hundehütte, denn Batzi sollte ein abgehärteter Hund werden und nachts auf Haus und Hof aufpassen. Er bekam noch eine lange Kette und konnte sich so doch in einem großen Kreis bewegen, aber meistens lag er in seiner Hütte, die Vorderpfoten nach vorne gestreckt und darauf hatte er seinen Kopf gelegt, eigentlich sah er so ganz relaxt aus oder auch ein bisschen beleidigt, wegen der Kette.

Batzi war noch nicht so ein guter Wachhund, wie Papa ihn sich gewünscht hatte. Eines Nachts schlich sich ein Fuchs in den Hühner-Stall und „metzelte“ einige Hühner nieder, ohne das Batzi anschlug und den Eindringling meldete, vielleicht hat er auch gebellt und vielleicht hat ihn keiner gehört? … im Zweifelsfalle für den Angeklagten! Wie der Hühnerdieb in den Stall kam war uns lange ein Rätsel, später entdeckten wir einmal eine Untergrabung des Fundamentes, ob das des Rätsel Lösung war …?

Für Papa war Batzi der Übeltäter und zur Strafe durfte er eine Woche nicht von der Kette, Papa sagte, „… Strafe muss sein …“.

Aber dafür trösteten wir unseren Batzi tagsüber mit vermehrten Streicheleinheiten, der Papa war ja zur Arbeit …

Heute denke ich ja etwas anders über Meister Reinecke, er hatte sich unter dem Fundament auf der Rückseite durch gegraben und somit seinen Überfall auf die wehrlosen Hühner-Damen mit „langer Pfote“ vorbereitet und der arme Batzi bekam dafür eine Woche verschärften Kettenarrest.

Dies war sicherlich ein Fehlurteil, ohne Anhörung von uns Kindern, der recht sprechenden Elternjustiz. Batzi musste mit diesem begrenzten Auslauf leben, aber die Woche ging auch sehr schnell vorbei, dann durfte Batzi wieder von der Kette, dies war ein Vergnügen nicht nur für den Hund …

Batzi strotzte vor Übermut, er musste erst einmal seinen Körper wieder in Schwung bringen, dazu waren ein paar Runden Hühner jagen gerade richtig, dann ausruhen im Schatten der Obstbäume, dann das ausbuddeln der versteckten Knochen und man sah unserem Batzi an, das er doch mit seinem Zuhause bei uns ganz zufrieden war.

Sarah war nun im Kleinkinder-Alter, begann langsam zu krabbeln und wir Größeren, konnten schon etwas mehr mit ihr anfangen, Batzi kam auch immer zum Schnuppern vorbei, der Geruch von Sarah hatte es ihm scheinbar angetan? Voller Übermut schnappte er sich oft eine Windel aus dem Wascheimer, wartete dann darauf, das wir sie ihm dann wieder abjagten. Diese Hatz war für Batzi und für uns ein Riesenspaß, nicht so für unsere Mutter, weil sie doch immer die Windeln einsammeln und die entstandenen Löcher stopfen musste. Aber ein stilles Schmunzeln konnte wir trotz der Arbeit bei ihr erkennen. Batzi beutelte die Windeln wie eine Jagdtrophäe und wir wussten, ein bisschen Jagdinstinkt war also in ihm …

Batzi wuchs zu einem mittelgroßen Schäfer-Hundmischling in sehr kurzer Zeit heran, wurde wahrscheinlich geschlechtsreif, mit diesem Begriff wussten wir Kinder nichts anzufangen, denn Kinder brachte der Storch, die Hühner und Enten kamen aus Eiern zur Welt und wie es bei Hunden geschah, wir machten uns da keine Gedanken, vielleicht legten sie auch Eier …? Oswald Kolle kam erst viele Jahre später mit seiner Aufklärung.

Batzi büchste in dieser Zeit sehr gerne aus um den Hundedamen den Hof zu machen, manchmal unter dem Tage, durch irgend ein Loch im Zaun oder nachts samt Kette und Erdpflock, Batzi war ein starker Hundemann geworden. Nachbarn oder sogar die Polizei brachten unseren Batzi von seinen Freiertouren sehr oft zurück.

Bei soviel Abwechslung und Kurzweil vergingen die Ferien im Nu und Anfang September war das Ende in Sicht und die uns nicht abgegangene Schule verlangte ihr Recht ein.

Die Tage wurden kühler und kürzer, der Herbst kündigte sich an. Sommergäste kamen auch nur noch vereinzelnd in den Ort, die Bauern brachten den Rest der Ernte ein, dies waren meistens nur noch die Kartoffeln und das Baumobst, alles andere war bereits abgeerntet. Die Milchkühe blieben noch einige Wochen auf der Weide, bis es auch hier Zeit für den schützenden Stall wurde. Die Tiere auf den Hochalmen wurden in einem schön geschmückten Festzug mit Blumenschmuck und Glockengeläut abgetrieben. Die umgebundenen Kuhglocken drückten je nach Größe den Reichtum des Besitzers aus. Das letzte Heu wurde sofort nach dem Trocknen eingebracht und die abgeernteten Wiesen und Felder mit dem angesammelten Mist und der Jauche gedüngt, was die Grube her gab. Bei schlechter Windlage hatten wir tagelang den penetranten Gestank in und um das Haus, dies war auch ein Nachteil vom Leben auf dem Land …, … nach Aussage unserer Eltern sollte der „Geruch“ nach Ammoniak und „Scheiße“, gut für die Lungen sein, auch eine der vielen Weißheiten unserer Eltern, vielleicht war etwas Wahres daran? Lungenkrank war jedoch keiner in unserer Familie …

***

Die ersten Schultage des neuen Schuljahres gingen ohne große Aufregung und Besonderheiten vorüber, die Schulkameraden waren die Selben wie im Vorjahr geblieben, Keiner musste eine „Ehrenrunde“ drehen und die neu erstellte, erste Klasse begann mit dem Ernst des Lebens, so sagte man doch immer?

Siegfried war nun schon ein Zweitklässler, auch wenn seine Leseschwäche noch niemand, so richtig bemerkt hatte, aber das umfangreichere Lesebuch der zweiten Klasse, sollte dies sehr bald an den Tag bringen …

An schönen, sonnigen Spätsommer-Tagen war es ohne Gefahr, eine Erkältung zu bekommen, immer noch möglich im See zu baden, zum Einem lag es daran, das der sonnenreiche Sommer, den an manchen Stellen bis zu einhundert siebzig Meter tiefen See, gut aufgeheizt hatte und das ruhige Wasser ein guter Wärmespeicher war.

In diesen ersten Schultagen sollte für uns im Dorf und in unserer Klasse ein sehr trauriger Unglücksfall geschehen. Ein Klassen-Kamerad von Siegfried, war beim Baden in Ufernähe am See ertrunken, obwohl Erwachsene und Kinder in unmittelbarer Nähe waren, jede Hilfe kam zu spät …

Solch eine Nachricht schlug in unserem kleinen Dorf wie ein Blitz ein, Jeder kannte Jeden und Allen fehlten die Worte zur Anteilnahme. Am nächsten Schultag blieb der Platz von Hansi leer, es war etwas endgültiges …, ein Feldblumenstrauß erinnerte an unseren Mitschüler. Die Lehrerin erklärte uns den Sinn des Lebens und das alles auch einmal mit dem Tod enden wird, man wusste nie wann dieser zuschlägt und das flößte uns schon wieder Angst ein. Die Lehrerin erzählte auch, dass Hansi unbemerkt im Uferbereich unterging und keiner hat es bemerkt, denn Hansi konnte schon schwimmen, zudem sollte Hansi vorher noch Butterkekse gegessen haben, ob er sich verschluckt hatte und in Panik geriet, keiner hatte einen Grund für seinen frühen Tod erfahren. Hansi war tot und wir sehr, sehr traurig.

Ein paar Tage später war die Beerdigung angesetzt, die gesamten Schulklassen gaben Hansi das letzte Geleit, es war ein ganz langer Trauerzug, vorneweg der Ortspfarrer mit den Ministranten, dann der schneeweiße unschuldige Kindersarg, der von Hansis Verwandschaft getragen wurde. Es war ein sehr stiller und sehr trauriger Tag, passend dazu das Grau in Grau des Himmels, als ob auch die Wolken eine letzte Träne schicken wollten …

Der Herbst hatte sich schon zum Schulbeginn angekündigt, nun war er nachdenklich angekommen …

***

Ende September hatte Siegfried seinen siebten Geburtstag und dies war ein Tag der Überraschung und der Geschenke, meistens gab es dann auch das Leibgericht bestehend aus Kartoffelbrei, Mischgemüse und einem „Landstreicherschnitzel“, das war eine panierte Milzwurst-Scheibe, denn Fleisch war nicht drin, auch wenn Geburtstag war.

Zur Überraschung bekam Siegfried das Versprechen, mit seiner Schwester Sarrina zum ersten Mal in ein Kino zu gehen. Dieses Ereignis sollte am kommenden Wochenende, wenn Papa nicht arbeiten musste, statt finden.

Das war eine große Vorfreude und eine noch größere Erwartung, wie wird es dort aussehen, sind viele Leute da, viele Fragen taten sich auf. Wir Kinder hatten überhaupt keine Vorstellung von einem Film, woher auch? Fernsehen war zwar bekannt, aber wir kannten keine Familie die ein solches Gerät besaß. Nun sollte es aber nicht mehr lange auf sich warten lassen, dann konnte Siegfried und auch seine Schwester Sarrina voll mitreden und wir würden bestimmt in der Klasse erzählen dürfen, wie es war?

Zu dieser Zeit gab es in unser Region noch kein Fernsehen, dies war einigen außerwählten und wohlhabenden Familien in den größeren Städten vorenthalten, das erste Deutsche Fernsehen ging 1952 auf Sendung und das ZDF erst 1963.

Für uns gab es nur das gute, alte Röhren-Radio und bestenfalls die allerorts praktizierte Hausmusik. Mutti musizierte und sang schon immer gerne und so manches Kinderlied aus dieser Zeit, klingt mir Heute noch wohlwollend im Ohr.

Es war Sonntag und Siegfrieds großer Tag war gekommen, seine Schwester Sarrina durfte auch mit, der Kinobesuch stand an und es ging Richtung Garmisch in das kleine Städtchen Mittenwald, hier war das besagte Kino am Ort, leider musste Mutti zu Hause bleiben, denn es gab ja noch das Nesthäkchen Sarah, die bestimmt nicht so ruhig wie wir Großen sein konnte?

Wir Kinder hatten nicht die leiseste Ahnung, wie so ein Kinobesuch abläuft, was überhaupt Kino bedeutet? Wir hatten Kino noch nicht erlebt, unsere Eltern erzählten uns aus ihrer Jugendzeit, aus den Zwanziger Jahren, wie damals die „Lichtspiel-Häuser“, was für ein schöne Beschreibung, ausgesehen hatten. Es gab viele Stuhlreihen, mit einer leichten Steigung im Bodenbereich, damit der Hintermann oder auch die Hinterfrau über den Vorderen sehen konnte, was jedoch auch noch vom Körpervolumen und der Größe der jeweiligen Person abhängig war. Jeder kennt Heute das Problem mit den rücksichtslosen Publikum! Vorne war eine große Bühne mit Vorhang, wenn alle Besucher Platz genommen hatten und der Filmvorführer das Zeichen bekam, so öffnete er elektrisch den großen Vorhang, das gedimmte Licht im Voyeur erlosch und die Fanfaren zur „Fox tönenden Wochenschau“ erklangen, wir sassen mäuschenstill links und rechts von Papa in der dritten Reihe, hatten Glück, dass kein Vordermann vor uns war und so konnten wir auf die große Leinwand sehen. Dann kamen noch ein paar Werbe-Filme über wohlschmeckende Zigaretten und über Spirituosen, was der Mensch wahrscheinlich brauchte? Aber dann kam der Hauptfilm, mit theatralischer Anfangsmelodie und der großen Überschrift

„Heidi“

diese Geschichte hatte Mutti uns schon einmal erzählt oder auch vorgelesen, da kam ein Mädchen namens Heidi zu Peter und seinen Großvater auf die Alm, später kam noch Klara im Rollstuhl dazu, eine sehr rührende und aufwühlende Geschichte, ich glaubte mich auch an einige Tränlein zu erinnern. Wir waren an diesem Nachmittag sicherlich die bravsten Kinder östlich des Mississippis, der Film war von der unvergessenen Johanna Spyri, gespannt verfolgten wir jede Szene des Films und waren von der Handlung gefesselt, als ob wir in diesem Film selbst mit spielten, nur mit anderen Vornamen, aber es war unsere heile Bergwelt …

… die beste Szene habe ich Heute noch in Erinnerung, wo der „Geißen-Peter“ in die von Heidi mitgebrachte Salami beißt und das von Heidi mitgeführte Lesebuch verkehrt herum zum Lesen hält, denn der „Geißen-Peter“ konnte gar nicht lesen. Irgendwie wurde Siegfried bei dem Film sehr nachdenklich, da er in den letzten Schultagen erhebliche Probleme beim Lesen, im neuen Lesebuch der zweiten Klasse hatte …

Der Film war ein echtes High-Light, aber auch sehr anstrengend und wir waren nach eineinhalb Stunden ganz schön geschafft vom Stillsitzen und Aufpassen, zu Hause gab es viel zu erzählen und erst am folgenden Schultag konnten wir unsere Klassen-Kameraden und der Klasse alles erzählen, für diesen Tag waren wir etwas ganz Besonderes …

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