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Читать книгу: «Setma, das türkische Mädchen», страница 4

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Die Noth war indessen noch nicht zu Ende. Als ich mit großer Mühe endlich am Rothenbühlthor anlangte, wurden wir da, weil es eben Kriegszeit war, nicht eingelassen, und mußten noch einen großen viertelstündigen Umweg bis zum Hauptstätter Thore machen. Es war mir fast nicht möglich, mit meinen wunden Füßen mich noch so weit zu schleppen; aber die Noth zwang mich, und wenn ich vor Ermattung niedersinken wollte, so nahm mich meine Führerin wieder beim Arm und sprach mir Muth zu. Aber ihr eigener Muth sollte nun auch geprüft werden. Die äußere Wache des Hauptstätter Thors ließ uns ungehindert ein; aber desto strenger wurden wir von der inneren Wache angehalten und ausgefragt, so daß meine Führerin, welcher man am hitzigsten zusetzte, endlich hinausschlüpfte und sich aus dem Staube machte. Ich habe sie auch nachher nicht mehr gesehen, noch etwas von ihr gehört, ohne Zweifel ist sie aber glücklich wieder nach Hause gekommen. Nun stand ich allem da unter den wilden Soldaten, denen mich meine Sprache schon als einen Fremdling verrathen mußte; und ich weiß nicht, ob ich diese angstvolle Beklemmung noch länger würde ausgehalten haben, ohne in Ohnmacht zu fallen, wenn mir nicht Gott so schnell Hilfe geschickt hätte. Aber Er wachte über Seinem Kinde, dem Er so große Gnade zugedacht hatte, und ließ es nicht zu, daß mir auch nur ein Haar gekrümmt worden wäre. Eben als die Soldaten auf’s Neue über mich herfallen wollten, kam von ungefähr, d. h. durch die Schickung Gottes, die Frau eines Ipsers, welche ganz nahe beim Hauptstätter Thor wohnte, und riß mich fast mit Gewalt aus den Händen der Soldaten los, denen Gott nicht erlaubte, es zu verwehren. Kaum hatte ich ihre Stube erreicht, so sank ich kraftlos zusammen und bat die gute Frau, sie möchte mir nur ein Lager anweisen, auf dem ich ausruhen könne; denn ich sei nicht mehr im Stande, auf meinen Füßen zu stehen. Sie war äußerst besorgt um mich, und behandelte mich so freundlich, als hätte sie mich schon lange gekannt. Sie richtete mir ein gutes Bett zu, kleidete mich selbst aus und legte mich hinein. Darauf untersuchte sie meine Füße, die sehr übel zugerichtet waren, und legte eine kühlende weiße Salbe darauf, welche bald ihren wohlthätigen Einfluß mich empfinden ließ, indem sie die große Hitze herauszog. Dann kochte sie mir eine gute Suppe, und gab mir ein Glas Wein zu trinken. Die große Müdigkeit ließ mich bald einschlafen und die ganze Nacht sanft ruhen. Zwei Tage mußte ich bei der guten Frau bleiben, und wegen meiner kranken Füße das Bett hüten: ihr Mann war auf Arbeit in einem benachbarten Städtchen. Als ich mich ein wenig erholt hatte, wozu es meine Hauswirthin an Pflege nicht fehlen ließ, sagte ich dieser, daß ich mit Frau Doktorin Commerell bekannt sei, und sie gern sehen möchte. Sie traf dann auch sogleich Anstalt, daß die Frau Doktorin erfuhr, ich sei in ihrem Hause. Alsbald kam sie zu mir, erkannte mich auf der Stelle, und da ich ihr erzählte, wie es mir bisher gegangen, nahm sie den herzlichsten Antheil an meinem Schicksal, und sagte zu mir, ich solle nur mit ihr in ihr Haus kommen, welches auf dem Spitalplatz war. Von Stund’ an war meiner Noth abgeholfen. Diese treffliche Frau erzeigte mir unaussprechlich viel Liebe und Wohlthaten nach Leib und Seele, und hielt mich wie eine Tochter, so daß ich für alle bisherigen traurigen Erfahrungen reichlich getröstet wurde und hinlänglichen Ersatz fand.

Fünftes Kapitel
Der Gasthof zum Bären in Stuttgart

Das Erste, wornach ich fragte, und was ich mir wünschte, nachdem ich meinen neuen Wohnsitz bezogen hatte, war – eine Bibel. Bisher konnte ich nicht dazu kommen, eine eigene Bibel oder auch nur ein eigenes Testament zu besitzen; nun aber hatte ich Gelegenheit dazu, und meine Bitte war auch nicht vergeblich. Frau Doktorin Commerell, die ich von nun an immer Mutter nannte, schenkte mir eine schöne neue Handbibel, die in Wittenberg gedruckt war, und mir nach und nach so lieb wurde, daß ich sie, wenn mir Jemand mein Juwelenkästchen aus Belgrad gebracht und dafür angeboten hätte, nicht würde darum vertauscht haben. Alle die Sprüche, welche mir bei früheren Gelegenheiten wichtig und zum Segen geworden waren, oder nachher wurden, pflegte ich mit rother Tinte zu unterstreichen. Wenn ich dann später einen solchen unterstrichenen Spruch wieder fand, so fiel mir auch die Erfahrung wieder ein, bei welcher er mir seiner Zeit gedient hatte, die Gebetserhörung, die Bewahrung, die Errettung, die Demüthigung; kurz Alles, was Gott schon an mir gethan, und das war mir denn eine vielfache Aufforderung zum Dank und Lob Gottes, und zum festen Vertrauen auf Ihn. Mein ganzes Leben seit meiner Bekanntschaft mit Gott und Seinem Wort stand so in lauter Sprüchen verzeichnet vor mir, und manche Seite meiner Bibel war in späteren Jahren ganz roth. Kam ich z. B. an den Spruch: „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen;“ so war er roth unterstrichen zur Erinnerung an einige Angststunden, die ich in Landshut erlebte, als ich den Schatullenschlüssel meiner Frau verloren hatte. Damals fiel mir dieser Spruch ein, und tröstete mich so, daß ich mich von meiner Verlegenheit erholen und nüchtern besinnen konnte, wo ich den Schlüssel hingelegt hatte. Oder kam ich zu dem Spruch: „der Herr weiß die Gerechten zu erlösen &c.“; so war er unterstrichen zum Andenken an meine Befreiung aus der Gefangenschaft. Die Stelle: „der Herr will nicht den Tod des Sünders, sondern daß sich der Sünder bekehre und lebe;“ erinnerte mich daran, wie ich in Belgrad so sehr gewünscht hatte zu sterben, als die Stadt erobert war, und wie gut es Gott gemacht, daß Er mich wider meinen Willen hieher führte, wo ich Ihn und Seinen Sohn kennen lernte. So wurde mir mein Bibelbuch von Tag zu Tag theurer, ich lernte es als den größten Schatz ansehen, den ein Mensch besitzen kann, und wunderte mich nicht wenig, wenn ich zuweilen in ein Christenhaus kam, wo die Bibel auf dem Schrank und der Staub auf der Bibel lag.“ —

Hier, liebe Kinder! muß ich die Erzählerin, die gute Setma, die ihr gewiß schon Alle lieb gewonnen habt, ein wenig unterbrechen, um euch eine kleine Geschichte zu erzählen, welche die Setma noch nicht wissen konnte, weil sie sich erst neulich und zwar in England zugetragen hat. Ich habe euch diese Geschichte aus dem Englischen übersetzt, denn es wäre gar schön, wenn auch deutsche Kinder ihre Bibel so lieb hätten.

Die kleinen Wanderer
Eine wahre Geschichte
 
Zwei kleine Knaben kamen einst,
Von Kummer bleich gemacht,
Zu einem Haus, und baten dort
Um Obdach für die Nacht.
 
 
Als sie erzählt ihr Mißgeschick,
Trieb’s Manchem Thränen aus:
Ihr Angesicht so offen war,
Die Wahrheit blickte d’raus.
 
 
Die Eltern waren weggerafft
Durch schweren Fiebers Macht;
Zu armen Waisen wurden sie
An Einem Tag gemacht.
 
 
Nicht Freund noch Heimat hatten sie,
Kein Stücklein grobes Brod;
Sie suchten einen fernen Ohm
In ihrer großen Noth.
 
 
All’ ihre ird’sche Habe schloß
Ein kleines Bündel ein;
Der And’re wohlverwahret trug
Die Bibel hintend’rein.
 
 
Der Hausherr sagte zu dem Kind:
„Euch mangelt Geld und Speis’;
Verkaufe deine Bibel mir;
Ein Thaler sei der Preis.“
 
 
„O nein,“ sprach er, und floßen ihm
Der Thränen viel’ herab:
„Eh’ ich verkaufe dieses Buch,
Sei lieber hier mein Grab.“ —
 
 
„Es gibt ja and’re Bücher noch,
Gibt Bibeln nicht allein.“ —
„Ja,“ sprach er, „aber keines kann
Mir je so nützlich sein.
 
 
„Sie ward mir in der Schul geschenkt,
Eh’ mich die Noth vertrieb;
Da lernt’ ich lesen in dem Buch,
Und ich gewann es lieb.
 
 
„Ich sah, obschon ich noch so jung,
Mein böses Herz darin;
Sie lehrte mich, wie Jesus starb,
Und starb – auch für Edwin.
 
 
„Oft in der Drangsal stärkte sie
Den Muth mir, wenn er sank;
Ich setzte müd’ und matt mich hin,
Und fand d’rin Speis’ und Trank.
 
 
„Die Psalmen brachten Licht und Ruh’,
Und milderten den Schmerz;
Erfrischende Verheißungen
Fand mein verschmachtet Herz.“ —
 
 
Zwei Thaler bot der Hausherr nun,
Und brachte sie herein.
Er aber schlug sie standhaft aus,
Und ließ sich nicht d’rauf ein.
 
 
Man fragte: „Wie? wenn nun der Ohm
Nicht mehr am Leben ist,
Und in der weiten Welt umher
Ihr hilflos irren müßt?“
 
 
Vor seiner Antwort möchte wohl
Erröthen mancher Christ:
– „Wenn Eltern, Freund’ und Heimat flieh’n,
Dann Gott mein Führer ist.“
 
 
Hier schwieg der Hausherr ganz erstaunt,
Und Alle weinten d’rob;
Er dachte: „Aus der Kinder Mund
Bereitet Gott sich Lob!“
 
 
Die kleinen Pilger beugten Nachts
Ihr Knie vor dem, der mild
Die Raben speiset, wenn sie schrei’n,
Und Waisenthränen stillt.
 
 
Am andern Morgen traten sie
Die Reise wieder an.
Der Waisen Vater wolle sie
Geleiten auf der Bahn!
 

Nun lasse ich Setma weiter erzählen.

„Meine getreue Mutter und Pflegerin war nun nach ihrer Klugheit und Vorsicht vor allen Dingen für Schutz und Sicherheit meiner Person besorgt, und machte solche Personen, welche Einfluß hatten, mit meiner Geschichte bekannt. Namentlich geschah dieß bei der damaligen Frau Oberhofmeisterin v. Wachenheim, welche sich dann bei der Frau Herzogin Magdalena Sibylla, damaliger Mitregentin und Landesmutter für mich verwendete. Die Herzogin schenkte mir gnädigst ihre Huld, versicherte mich ihres Schutzes, und bewies mir von da an bis zu ihrem Ende unzählige Wohlthaten, was ihr der Herr in Seinem Lichte reichlich und ewig vergelten wolle.

Dieser mächtige Schutz war mir aber auch sehr nöthig, und kam mir wohl zu Statten, als kurze Zeit hernach mein vormaliger Gebieter, der Obrist-Lieutenant Burget, von ungefähr nach Stuttgart kam, und, ich weiß nicht auf welchem Wege, auskundschaftete, daß ich mich in Stuttgart aufhalte. Gleich noch in der Nacht schickte er einen seiner Diener, den ich wohl kannte, in das Haus der Frau Doktorin, und ließ mich hart bedrohen. Zum Unglück befand sich gerade Niemand zu Hause, als ich und der Sohn der Frau Doktorin, der damals Magister war, und so wurde ich sehr in Angst und Schrecken gesetzt. Sobald meine Mutter nach Hause kam, erzählte ich ihr den Vorfall, und sie wußte gleich Rath. Den andern Morgen schickte sie früh zur Frau v. Wachenheim und ließ ihr sagen, was vorgefallen sei. Diese gieng sogleich zur Herzogin, und bat sie, die nöthigen Maßregeln zu treffen, damit ich vor den Ansprüchen des Obristlieutenants geschützt werde. Die Herzogin nahm sich unverweilt der Sache thätig an, und schickte einen ihrer Kammerherren zu ihm, der wegen meiner Loskaufung mit ihm unterhandeln sollte. Hierauf ließ sie den Obristlieutenant zur herzoglichen Tafel laden, und behandelte ihn da mit so viel Auszeichnung und Herablassung, daß er nachgiebigeren Sinnes wurde, und mich der Herzogin um einige Eimer Wein zu eigen überließ. Darein mußte denn endlich auch seine Frau willigen, obwohl sehr ungern: denn viel lieber hätte sie ihre Rachgier an mir ausgelassen. Am liebsten wäre es mir freilich gewesen, sie gar nicht wieder sehen zu müssen; aber das konnte ich nicht verhindern. Ich mußte mich, auf ihre Einladung und den Befehl der Herzogin, im Gasthof zum Bären, wo sie logirten, auf eine Mahlzeit bei ihnen einfinden, und konnte nicht ohne Angst und Zittern hingehen; aber da ich nun ein Eigenthum der Herzogin war, durfte sie es nicht wagen, anders mit mir zu reden als freundlich. Von der Art und Weise, wie ich entkommen, wurde gar nicht gesprochen, und das ersparte mir die Verlegenheit, den Adlerwirth, der sich so großmüthig meiner angenommen, verrathen zu müssen. Man fragte mich blos, wie es mir in Stuttgart gefalle, was ich für Beschäftigung habe, ob ich schon im Schloß gewesen, und dergleichen. Als ich Abschied von ihnen nahm, dankte ich noch für alles Gute, was sie, und besonders er, mir von Anfang an erwiesen. Damit war mir’s Ernst. Er hätte mich ja auch an einen andern Ort verkaufen, oder noch mehr mißhandeln können; ich war ja in seiner Gewalt. Aber der HErr war es, der unsichtbar meinen Odem bewahrte, meine Schritte und Tritte leitete, und Seine Hand über mir hielt, daß mich kein Uebel anrühren durfte. Und das Schmerzliche, was ich erfahren mußte, das war gewiß nothwendig und wohlthätig für mich, wär’s auch nur deßwegen, weil ich so die Errettung um so mehr schätzen und dafür danken lernte.

Als ich aus dem Bären wieder heraus war, da fühlte ich mich so froh wie Jonas, da ihn der Wallfisch wieder an’s Land spie. Den langen Weg von da bis zum Spitalplatz hatte ich, mehr fliegend als gehend, in wenigen Minuten zurückgelegt, und als ich heim kam, warf ich mich in die Arme meiner treuen Pflegerin und rief: „Aber nun sollen sie mich nicht wieder hier wegreißen!“ – „Nein, das sollen sie auch nicht,“ erwiederte die Mutter, „Gott selbst hat dich auf wunderbaren Wegen frei gemacht. Vergiß nicht, Ihm zu danken.“

 
Ja, ich bleibe stets an Dir,
Du hältst mich bei meiner Rechten;
Deine Hand wird mich verfechten,
Und mich leiten für und für
Nach dem Rathschluß Deiner Treue,
Bis ich mich mit Ehren freue.
 
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
05 июля 2017
Объем:
70 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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