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Der Frame des Dritten Weges

Die theoretischen Gedanken Bourdieus kann für das journalistische Feld in Deutschland niemand besser mit Leben füllen als Albrecht Müller, früher unter anderem Wahlkampf-Manager für Willy Brandt und Gründer der NachDenkSeiten. Müller hat erlebt, wie vor der Bundestagswahl 1972 »anonyme Kreise« um die CDU eine massive Kampagne gegen die Ostpolitik Brands führten.144 Damals habe ihm Spiegel-Chefredakteur Günter Gaus in einem Hintergrundgespräch die Idee für eine Gegenkampagne geliefert, die sich um den Begriff des ›großen Geldes‹ drehte. Wie das ›große Geld‹ heute den Journalismus nach allen Regeln der Kunst regiert, zeigt Müller an zahlreichen Beispielen, etwa beim »Nato-Angriffskrieg« in Jugoslawien oder bei der Vorbereitung der Agenda 2010 unter Federführung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.

Für Albrecht Müller und Bourdieu wurzelt das Elend der Medien im Neoliberalismus und in der Umkehrung des sozialdemokratischen Milieus. Ich nenne das Narrativ der beiden den ›Frame des Dritten Weges‹. Der Begriff geht auf Anthony Giddens zurück, der in den 1990er-Jahren eine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus ausarbeitete145 und in der Soziologie gemeinsam mit Ulrich Beck der neoliberalen Ideologie »das Wort redet«, indem sie Risikogesellschaft, Globalisierung und Individualisierung »feiern«.146

Die »wissenschaftlich vorhersehbaren Folgen der von neoliberalen Philosophien beseelten Politik« sagt Bourdieu 1999 auf eine Weise voraus, als wäre Donald Trump bereits Präsident der USA: Sehnsucht nach dem Nationalstaat, Ausländerfeindlichkeit und ganze Heerscharen von Menschen, die sich dem »erstbesten Demagogen« hingeben. Dazu zynische »Kitschfiguren« mit dem Anschein politischer Machtfülle, die aber nur mediale Mechanismen bedienen und die Entpolitisierung enttäuschter Menschen verkörpern.147 Bei der Problemdefinition ähnelt der Dritte-Weg-Frame dem Desinformations-Frame: Entpolitisierung sowie mehr rechte Akteure und mehr Populisten in einem öffentlich verrückten Raum.

Doch die Wähler von rechten Demagogen sind bei Bourdieu nur ein Symptom vielfältigen gesellschaftlichen Leids – und das Produkt einer symbolischen Revolution.

Bourdieu spricht von einer konservativen Revolution, da der Neoliberalismus mit dem Schein des Revolutionären antritt – als ein »Programm der planmäßigen Zerstörung der Kollektive«, um der »Utopie des reinen und vollkommenen Marktes den Weg zu bereiten.«148 So wie im Deutschland der 1930er-Jahre die Rückkehr zu Blut und Boden gefeiert wurde, glorifiziert der Neoliberalismus den Darwinismus: eine Rückkehr zum Raubtierkapitalismus. Bourdieu spricht von einer symbolischen Revolution, weil sich das Modell nicht nur durch die ökonomischen Pressionen von Banken, Weltwährungsfonds oder internationalen Unternehmen ausbreitet, sondern auch über Thinktanks, Experten und vor allem Journalisten, die damit symbolische Gewalt ausüben.149

Die Macht der Medien ist bei Bourdieu einerseits groß und andererseits klein. Klein ist sie aufgrund der Heteronomie des journalistischen Feldes. Die Abhängigkeit von externen Zwängen sei groß (insbesondere von Ökonomie und Politik). Trotz bester persönlicher Absichten werden Journalisten so zu »Marionetten eines Zwangszusammenhangs« – zu einer dominierten Gruppe, die über ein »seltenes Machtpotential« verfügt: Zugang zur Öffentlichkeit. Groß ist die Macht der Medien, da sie symbolische Herrschaft versprechen und durch »Intrusionseffekte« in die anderen Felder »hineinstrahlen«. Da die Logik des journalistischen Feldes ökonomischen Zwängen folgt, stellt Bourdieu sich die Medien wie ein trojanisches Pferd vor, das seine Bewertungsinstanzen in andere Felder einschleust.150

Im Kampf gegen den Wohlfahrtsstaat ist bei Bourdieu der Begriff (frame) Globalisierung »die entscheidende Waffe« – ein Mythos oder eine »Ideenmacht«, die etwa den gesellschaftlichen Glauben erzeugen kann, Arbeitnehmerrechte müssten zwangsläufig abgebaut werden, um gegen die Konkurrenz aus Bangladesch zu bestehen.151 Wie Medien-Figuren die neuen Denkkategorien »unablässig einhämmern« und die »Denk- und Wahrnehmungsstrukturen« so lange verschieben, bis die ökonomischen Vulgata als alternativlose Glaubenssätze und gemeinsamer Erwartungshorizont erscheinen, zeigt Bourdieu eindrücklich am Beispiel eines Interviews mit Hans Tietmeyer in der Zeitung Le Monde aus dem Jahr 1996. Der damalige Präsident der Bundesbank wird in der Zeitung als »Hohepriester der D-Mark« vorgestellt und damit in den Status eines »Meisterdenkers« erhoben. Tietmeyers eigentlich fatalistische Botschaft ›Sozialabbau‹ verwandelt sich durch lexikalische Spielereien und Euphemismen in eine ›Befreiungsbotschaft‹: »Reform«, »Flexibilität«, »Wettbewerbsfähigkeit«, »Steuersenkung«, »dauerhaftes Wachstum« und (das ist Tietmeyers Schlüsselwort) »Vertrauen der Märkte«. Auf diese Weise werde suggeriert, dass Politiker keine Wahl haben und harte Beschlüsse treffen müssen. »Das Volk« ist im neoliberalen Denken der Gegensatz zum Markt und wird mit »Faulheit« und »Trägheit des Geistes« assoziiert. Wer wirtschaftlich scheitert, ist selbst verantwortlich.152

Heute verbreitet der Begriff ›Globalisierung‹ zwar kaum noch Schrecken, als Drohgebärde aber kann er ersetzt werden – zum Beispiel durch ›Digitalisierung‹, ›Handelskrieg‹ oder ›Desinformation‹. An Aktualität eingebüßt haben Bourdieus Lösungsvorschläge nichts: In seinen Streitschriften fordert er Gewerkschaften auf, sich international zu solidarisieren. Und von Intellektuellen verlangt er, den herrschenden Diskurs mit allen Mitteln zu kritisieren und eine symbolische Konterrevolution zu starten. Wir sollen die Ökonomie des Neoliberalismus durch eine Ökonomie des Glücks ersetzen.153

Auch für Journalisten hat Bourdieu einen Vorschlag. Sie sollen sich der ökonomischen und politischen Zwänge bewusst werden.154 Er hat zum Beispiel beschrieben, wie sich die Medien unbewusst in den Dienst von Demagogen stellen: Erst bauschen die Journalisten eine Meldung auf und gießen Öl ins Feuer, um sich anschließend »als schöne humanistische Seelen noch einen Tugendpreis dafür zu sichern«, wenn »sie lauthals moralisierend die rassistische Intervention einer Partei verurteilen, die sie überhaupt erst zu dem gemacht haben, was sie ist.«155 Bei der Trump-Wahl 2016 hat sich Geschichte wiederholt. Die Berichterstattung über den Kandidaten entsprach schon im März einem Werbewert von drei Milliarden US-Dollar.156 Dieser Befund hielt kein großes Medium davon ab, über jeden Tweet und jeden Skandal zu berichten und Trump dabei in der Regel zu verdammen.

Wie sich Bourdieu und sein Schüler Patrick Champagne den idealen Journalismus vorstellen, kann man schon im Buch Das Elend der Welt lesen. In Kurzform: weg von Konflikten, flüchtigen Berichten und Dramen, hin zum Alltag.157 Dazu gehöre auch, die Auffassung von ›Politik‹ zu überdenken und das Private einzubeziehen. Für die Journalisten heißt das, schreibt Bourdieu 1992, sich nicht nur für ökologische, antirassistische oder feministische Orientierungen zu öffnen, sondern auch für die diffusen Erwartungen und Hoffnungen der Bürger.158

Zugleich hat Bourdieu einen Mechanismus benannt, der die öffentliche Kritik am Neoliberalismus erschwert. Ihm, dem Franzosen, ist »Anti-Amerikanismus« vorgeworfen worden – in Deutschland, das weiß er, ein »Verdammungsurteil«.159 Bourdieu ist 2002 gestorben. Würde er heute twittern, könnte man sich an einem Shitstorm beteiligen und ihm vielleicht strukturellen Antisemitismus unterstellen. Als »öffentlicher Intellektueller« und Mitgründer von Attac sprach er von der »unsichtbaren Hand der Mächtigen«, der »Hochfinanz« sowie »grenzüberschreitenden Kräften des Finanzkapitals« und hat einen Gegensatz gesehen zwischen den herrschenden, kosmopolitischen Intelligenz-Eliten, die in der Berichterstattung »ganz polyglott« und »multikulturell« daherkommen, sowie dem wachsenden Prekariat, der Arbeiterschaft, den »nationalen« und »provinziellen« Ortsansässigen. Bourdieu stellte den US-Dollar als internationale Reservewährung in Frage. Er beschrieb, wie Weltbank, IWF oder WHO unter Berufung auf die Wissenschaft helfen, Finanzinteressen global durchzusetzen, und wie die Philanthropen Bill Gates und George Soros unter dem Schein der Wohltätigkeit die »immaterielle Ökonomie« und »fleischgewordene Höllenmaschine« des Silicon Valley wie beseelt vorantreiben. Bourdieu relativierte den Nationalsozialismus durch einen Vergleich mit dem Neoliberalismus, erkannte in der Macht der Finanzwelt Züge der »Kolonisation«, sah die europäische Kultur in Gefahr (Kulturpessimist!) und fühlte sich durch die Globalisierung »gezwungen, Dinge zu verteidigen, die man nicht verteidigen möchte: den Nationalstaat.«160

Dass der Gegendiskurs zum Neoliberalismus seinerzeit mit Anti-Amerikanismus gleichgesetzt wurde, erklärte Bourdieu schlicht damit, dass die internationale Finanzökonomie dem US-Modell folgt und damit in ein bestimmtes System von Werten und Überzeugungen sowie einer moralischen Weltsicht eingebettet sei. Somit werde die Kritik am Neoliberalismus automatisch mit den sozialen und kognitiven Strukturen der US-Ordnung verbunden. Um es klar zu sagen: Bourdieus Gegendiskurs richtete sich gegen die neoliberale Politik – und sonst nichts.161 Wie die völkische Gesinnung unter den Intellektuellen im Deutschland der (Vor-)Nazi-Zeit entstand, als »konservative Revolutionäre« mit einer Strategie des Drittens Weges das Gegensatzpaar von Kapitalismus und Sozialismus überwinden wollten, arbeitete er 1975 mit einem Blick auf die politische Ontologie Martin Heideggers heraus.162

Wie dieses Buch entstanden ist

Die Auswahl unserer Interviewpartner soll – und kann – nicht im Ansatz den Anschein von Repräsentativität erwecken. In einer qualitativen Studie geht es um die inhaltliche Repräsentation eines Forschungsproblems (Was ist das ›Elend der Medien‹?). Dafür ist es nötig, möglichst die gesamte Bandbreite sozialstruktureller Einflüsse und anderer theoretisch relevant erscheinender Merkmale zu erfassen.163 Höchstes Gut ist hier intersubjektive Nachvollziehbarkeit.164 Damit ist nicht nur gemeint, dass wir unser methodisches Vorgehen begründen und offenlegen. Sondern mit der verstehenden Methode soll insbesondere der Weg nachgezeichnet werden, auf dem der jeweilige Interviewpartner zu seinem Standpunkt gekommen ist. Das gelingt durch die Kontextualisierung von Positionen. Alle Einzelinterviews sind so geführt worden, dass die habituellen Bedingungen des Wissens als opus operatum und als modus operandi genauso zum Vorschein kommen wie ihre Verortung im sozialen Raum.165 Jedes Gespräch ist für sich konzipiert worden und kann folglich auch einzeln gelesen werden. Zugleich haben wir die Interviews so geordnet, dass sie ›miteinander sprechen‹ – teils als Ergänzung, teils in Konfrontation.166

Der Startschuss für dieses Buch fiel in einer Vorlesungsreihe an der LMU München im Sommer 2019, in der es um die ›Zukunft der Medien‹ ging. Michael Meyen und Sevda Arslan haben dort 19 Medienmacher und Experten eingeladen und gebeten, vor den Studierenden über den Journalismus sprechen – über Kritikpunkte, über Utopien, über Lösungen. Die Auftritte wurden mit einer Kamera aufgezeichnet, transkribiert und im Sinne einer »öffentlichen Wissenschaft«167 auf dem Blog Media Future Lab in Text und Bild publiziert. Mit diesem Material haben wir Problemfelder identifiziert168 und einen Quotenplan für die weitere Auswahl abgeleitet.

Folgt man Bourdieu, dann können bei einer Feldanalyse alle Menschen befragt werden, »die sich für die Einsätze interessieren, um die dort jeweils gespielt wird«.169 Beim Thema Medien wäre das praktisch jeder.170 Um eine »angemessene Repräsentation« zu erreichen, empfiehlt es sich normalerweise, zunächst den Kern eines Feldes besonders gut abzubilden und dann auch abweichende Vertreter aufzunehmen.171 In diesem Buch halten wir es umgekehrt: Uns geht es auch darum, den Kern des journalistischen Feldes zu beschreiben. Vor allem aber wollen wir ›die anderen‹ besonders gut abzubilden. Bourdieu vergleicht Felder mit Magneten. Je stärker sich jemand vom Machtpol angezogen fühlt, desto mehr gehört er dazu. Nach dieser Vorstellung haben wir das Material geordnet: Wir gehen vom Kern des Medienfeldes an die Ränder. Konkret: vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk über die Tagespresse und Alternativmedien hin zu organisierter Medienkritik aus der Zivilgesellschaft und schließlich zu den Frauen und Männern ›von nebenan‹. Wer die Protokolle liest, sieht schnell, an welchen Kriterien wir uns bei der Auswahl orientiert haben: Lebensphase und Geschlecht, Ost und West, Städte und Dörfer, Bildung und Medienaffinität.

Weder für die Auswahl der Befragten noch für die Erhebungssituation möchten wir eine »Illusion der Neutralität« vermitteln. Jenseits des Machtpols haben wir Menschen gesucht, die mit dem Status Quo unzufrieden sind – und diese Kritik wollen wir verstehen. Wir haben mit den Befragten folglich nicht Pro und Contra diskutiert, sondern sie wohlwollend unterstützt. »Anteilnahme«, meint Bourdieu, ist das, was Interviewte dazu bewegt, sich in das Gespräch einzubringen. Die realen Ursachen der Unzufriedenheit kommen erst ans Tageslicht, wenn gemeinsam daran gearbeitet wird.172 Damit ein offenes Gespräch entsteht, benötigt es Vertrauen. Bourdieu und sein Team haben deshalb für Das Elend der Welt viele unterschiedliche Interviewer eingesetzt, die den Interviewten meist direkt oder über ein, zwei Ecken bekannt waren. Wir haben in diesem Buch unterschiedliche Wege der Rekrutierung gewählt (zwischen Distanz und Nähe) und diese jeweils im Vorspann der Kapitel dokumentiert. Die Reflektion unserer Erfahrungen folgt im Fazit.

Blickt man auf die Frames zum Elend der Medien und die Sicht unserer Befragten, kann ein Ergebnis vorweggenommen werden: Der orthodoxe Desinformations-Frame kommt unten nicht an. Das heißt: Dieser Frame spielt in den Interviews kaum eine Rolle. Im Vordergrund steht die Kritik an den Leitmedien. Aber: Ist hier wirklich alles so schlecht? Ist es nicht zynisch, vom ›Elend der Medien‹ zu sprechen, wenn in anderen Ländern Journalisten der Kopf abgeschlagen wird?

Wenn hier von Elend gesprochen wird, ist damit nicht das große situationsbedingte Leid gemeint (»Es gibt schlimmeres, weißt du«), sondern das positionsbedingte, das sich aus der Stellung des Individuums im sozialen Raum ergibt. Man kann sich das positionsbedingte Leid am Beispiel eines Kontrabassisten vorstellen. Sein Orchester zählt vielleicht zu den prestigeträchtigsten des Universums, er selbst jedoch hat eine niedere, unbedeutende Stellung. Je höher das Orchester im Ansehen steigt, desto größer kann der Schmerz sein. Wer die große Not zum Maßstab macht, meint Bourdieu, versagt sich nicht nur, das kleine Leiden wahrzunehmen, sondern versteht auch nicht die soziale Ordnung, »die zwar einiges der großen Not zurückgedrängt hat, aber die Entwicklung aller Formen der kleinen Nöte auch begünstigt.«173

Bei drei der vier hier vorgestellten Frames zum ›Elend der Medien‹ geht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinen Reden mit. Desinformation: Steinmeier warnt vor der Zersetzung der Demokratie durch autoritäre Kräfte im Netz und plädiert für Qualitätsjournalismus. Kommerzialisierung: Er problematisiert die Logik der Plattformökonomie und ermahnt Journalisten, sich an Relevanz zu orientieren und nicht an Klicks. Mainstream: Er beobachtet den Konformitätsdruck unter Journalisten sowie ein enges Meinungsspektrum und wünscht sich deshalb mehr Vielfalt in der Berichterstattung.

Nicht thematisiert hat Steinmeier den Frame des Dritten Wegs. Als Bourdieu sich 1999 mit Günter Grass über Das Elend der Welt unterhielt,174 wurde Steinmeier gerade Chef des Bundeskanzleramtes unter Gerhard Schröder. Grass erkannte damals ein Problem für die europäische Aufklärung, wenn Vernunft auf das »rein technisch Machbare« reduziert wird. Bourdieu sah den Prozess der Aufklärung in diesem Gespräch durch die politischen Kräfte des Neoliberalismus bedroht. Steinmeier wurde dann ›Architekt‹ der deutschen Reformen und betrieb damit in Bourdieus Worten einen »Machtmissbrauch im Namen der Vernunft«. Das homologe grün-rote journalistische Milieu vollzog die neoliberale Wende mit und beklagt heute das postfaktische Zeitalter. Blickt man auf Bourdieus Konzeption des Sozialraums, dann lässt sich theoretisch sagen: Unsere Demokratie ist nicht von ›rechts-unten‹, sondern von ›links-oben‹ gefährdet. Und was sagt die Empirie?

1Vgl. Franz Schultheis: Editorische Vorbemerkung zur Erstausgabe. In: Pierre Bourdieu et al.: Das Elend der Welt. Studienausgabe. Konstanz: UVK 1997, S.12f, hier 12

2Vgl. Patrick Champagne: Die Sicht der Medien. Ebd., S. 60-68

3Vgl. Franz Schultheis: Deutsche Zustände im Spiegel französischer Verhältnisse. Ebd., S. 430-439, hier 437

4Vgl. Franz Schultheis: Vorwort zur Studienausgabe. Ebd., S. 9-11, hier 9

5Vgl. Günther Grass, Daniela Dahn, Johano Strasser: In einem reichen Land. Zeugnisse alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Göttingen: Steidl 2002

6Vgl. Franz Schultheis, Kristina Schulz (Hrsg.): Gesellschaft mit begrenzter Haftung. Zumutungen und Leiden im deutschen Alltag. Konstanz: UVK 2005 (seit 2017: Köln: Herbert von Halem)

7Vgl. Shirin Sojitrawall: »Was uns wütend macht«. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Februar 1998

8Vgl. Schultheis, Schulz: Gesellschaft mit beschränkter Haftung, S. 10

9Pierre Bourdieu: Die Abdankung des Staates. In: Das Elend der Welt, S. 117-134, hier 128

10Vgl. Pierre Bourdieu: Gegenfeuer. Konstanz: UVK 2004, S. 55. – Siehe auch: Anthony Giddens: Der dritte Weg. Die Erneuerung der sozialen Demokratie. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1999

11Vgl. Pierre Bourdieu: Der Lauf der Dinge. In: Das Elend der Welt, S. 69-86

12Pierre Bourdieu: Die Abdankung des Staates. Ebd., S. 129

13Vgl. Michel Pialoux: Der alte Arbeiter und die neue Fabrik. Ebd., S. 302-310

14Vgl. Pierre Bourdieu: Ein verlorenes Leben. Ebd., S. 258-268

15Vgl. Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2013. – Siehe auch: Wolfgang Merkel (Hrsg.): Demokratie und Krise. Zum schwierigen Verhältnis von Theorie und Empirie. Wiesbaden: Springer VS 2015

16Stephan Lessenich: Grenzen der Demokratie. Teilhabe als Verteilungsproblem. Ditzingen: Reclam 2019, S. 10

17Vgl. Colin Crouch: Postdemokratie. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2004

18Lessenich: Grenzen der Demokratie, S. 11

19Vgl. Armin Nassehi: Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murmann 2015

20Vgl. Armin Nassehi, Peter Felixberger (Hrsg.): Kursbuch 170 – Krisen lieben. Hamburg: Murmann 2012

21Zitiert nach: Jens Wolling: Zur Logik der Mediamalaise-Forschung. In: Werner Wirth, Andreas Fahr, Edmund Lauf (Hrsg.): Forschungslogik und -design in der Kommunikationswissenschaft. Band 2: Anwendungsfelder in der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2006, S. 243-263, hier 249

22Vgl. Michael J. Robinson: Public Affairs Television and the Growth of Political Malaise. In: American Political Science Review 70. Jg. (1976), S. 409-432

23Wolling: Zur Logik der Mediamalaise-Forschung, S. 249

24Vgl. Siegfried Weischenberg: Medienkrise und Medienkrieg. Wiesbaden: Springer 2018

25Vgl. Lessenich: Grenzen der Demokratie, S. 10-12

26Vgl. Pierre Bourdieu: Post-Scriptum. In: Das Elend der Welt, S. 427-429, hier 427

27Vgl. Anthony Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft. Frankfurt/M.: Campus 1995

28Vgl. exemplarisch die Beiträge in Daniel Hallin, Paolo Mancini (Hrsg.): Comparing Media Systems beyond the Western World. New York: Cambridge University Press 2012

29Vgl. Giddens: Konstitution der Gesellschaft, S. 77-79, 336

30Vgl. Bourdieu: Post-Scriptum, S. 427

31Vgl. Robert Jungk, Norbert R. Müllert: Zukunftswerkstätten. Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München 1989

32Vgl. Erik Olin Wright: Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus. Berlin: Suhrkamp 2017

33Vgl. Weischenberg: Medienkrise

34Vgl. Mathias Bröckers, Paul Schreyer: Wir sind die Guten. Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren. Frankfurt/M.: Westend 2018

35Vgl. Merkel – Kampf gegen Desinformation entscheidend für Zusammenhalt. Reuters vom 8. Februar 2019

36Vgl. Ebd.

37Jürg Altwegg: Siehe da, Frankreich reglementiert das Netz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Juli 2019

38Vgl. Frank-Walter Steinmeier: Demokratie unter Druck – Für eine neue politische Streitkultur. Rede am 17. Oktober 2019

39Vgl. Steinmeier befürchtet »Zersetzung der Demokratie« durch Fake News. In: Kirche + Leben vom 27. Mai 2017

40Frank-Walter Steinmeier: Eröffnung des Axel-Springer-Neubaus. Rede am 6. Oktober 2020

41Vgl. Robert M. Entman: Framing: Toward clarification of a fractured paradigm. In: Journal of Communication 43. Jg. (1993), S. 51-58 sowie Robert M. Entman: Projections of Power. Framing News, Public Opinion, an U.S. Foreign Policy. Chigago: The University of Chicago Press 2004, S. 5

42Vgl. Entman: Projections of Power, S. 12

43Vgl. Pierre Bourdieu: The political field the social science field, and the journalistic. In: Rodney Benson (Hrsg.): Bourdieu and the journalistic field. Cambridge: Polity Press 2005, S. 29-47

44Vgl. Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1962

45Vgl. Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1992, S. 365-371. – Siehe auch: Pierre Bourdieu: Entwurf einer Theorie der Praxis. Auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1976, S. 325

46Vgl. Stephan Ruß-Mohl: Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde: Warum die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet. Köln: Herbert von Halem 2017, S. 12

47Vgl. Wolfgang Schweiger: Der (des)informierte Bürger im Netz. Wie soziale Medien die Meinungsbildung verändern. Wiesbaden: Springer VS 2017, S. VII-IX

48Vgl. Diana Rieger, Lena Frischlich, Gary Bente: Propaganda in an insecure, unstructured world: How psychological uncertainty and authoritarian attitudes shape the evaluation of right-wing extremist internet propaganda. In: Journal for Deradicalization 10. Jg. (2017), S. 203-229

49Vgl. medienvertrauen.uni-mainz.de

50Vgl. Thorsten Quandt, Svenja Boberg, Tim Schatto-Eckrodt, Lena Frischlich: Pandemic News: Facebook Pages of Mainstream News Media and the Coronavirus Crisis. A Computational Content Analysis. Muenster Online Research (MOR) Working Paper 1/2020

51Vgl. Entman: Projections of Power, S. 25

52Vgl. Tanja Köhler (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking. Nachrichten im digitalen Zeitalter. Bielefeld: transcript 2020, S. 14

53Vgl. Marcus B. Klöckner: Sabotierte Wirklichkeit. Oder: Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird. Frankfurt/M.: Westend 2019

54Vgl. Quandt et al.: Pandemic News

55Vgl. Michael Meyen: Die Leitmedien als Problem. Warum der Gegendiskurs dem Journalismus helfen könnte. In: Journalistik 3. Jg. (2020), Nr. 3, S. 262-273, hier 266f.

56Vgl. Ruß-Mohl: Die informierte Gesellschaft, S. 13

57Vgl. Renate Fischer, Otfried Jarren: Medienvertrauen als demokratische Notwendigkeit. In: Forum Wohnen und Stadtentwicklung 2019, Heft 6, S. 317-320

58Steinmeier: Demokratie unter Druck

59Das Zitat zum Medienvertrauen bezieht sich auf die Überschrift des Tagungsberichts auf der Seite des Mainzer Instituts für Publizistik. Steinmeiers Besuch galt dem Forschungsschwerpunkt »Medienkonvergenz«.

60Vgl. Nikolaus Jackob, Tanjev Schultz, Ilka Jakobs, Marc Ziegele, Oliver Quiring, Christian Schemer: Medienvertrauen im Zeitalter der Polarisierung. In: Media Perspektiven 2019, S. 210-220

61Vgl. Nikolaus Jackob, Ilka Jakobs, Oliver Quiring, Christian Schemer, Tanjev Schultz, Marc Ziegel: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen. Erste Analysen aus der Welle 2019. Stand 25.2.2020. medienvertrauen.uni-mainz.de

62Vgl. Jackob et al.: Medienvertrauen im Zeitalter der Polarisierung

63Die steigende Zahl der Antworten kann auch bedeuten, dass den Befragten eine Problematik aufgedrängt wird, die eigentlich nicht die ihre ist – was sie aber mit wachsender Berichterstattung nicht daran hindert, aus Unterwürfigkeit, Gleichgültigkeit oder Angeberei zu antworten. Durch von Wissenschaftlern, Journalisten oder Meinungsforschern »in den Mund« gelegte Meinungen kann deren gesellschaftliche Existenz erst geschaffen werden. Vgl. Bourdieu: Rede und Antwort, S. 208-211

64Die Vermessung der Glaubwürdigkeit von Medien ist ein Kunstprodukt, das nach 1945 von den US-Amerikanern nach Deutschland gebracht wurde, um die neue Ordnung zu legitimieren. Vgl. Michael Meyen: Die Erfindung der Glaubwürdigkeit. Umfragen zur Medienbewertung in Deutschland seit 1945. In: Astrid Blome, Tobias Eberwein, Stefanie Averbeck-Lietz (Hrsg.): Medienvertrauen. Historische und aktuelle Perspektiven. Berlin: Walter de Gruyter 2020, S. 59-75

65Vgl. WDR: Glaubwürdigkeit deutscher Medien deutlich gestiegen. 1. März 2018. Die Ergebnis-Tendenz »steigendes« Medienvertrauen bestätigt sich in der Umfrage des WDR für 2019.

66Vgl. Sascha Höllig; Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018. Ergebnisse für Deutschland, S. 23-25. Die Ergebnis-Tendenz »sinkendes« Medienvertrauen bestätigt sich in den Berichten des Reuters Institut für die Jahre 2019, 2020

67Vgl. Jackob et al: Mainzer Langzeitstudie, Welle 2018. Die Ergebnis-Tendenz »recht stabiles« Medienvertrauen bestätigt sich in der Erhebungswelle 2019.

68Vgl. Nikolaus Jackob, Tanjev Schultz, Marc Ziegel, Christian Schemer, Oliver Quiring: Medienzyniker und Medienfans. Merkmale eines gespaltenen Publikums. In: Michael Haller (Hrsg.): Öffentliches Vertrauen in der Mediengesellschaft. Köln: Herbert von Halem 2017, S. 118-138, hier 120

69»Medienzyniker« stimmen diesen beiden Aussagen zu: »Die Medien und die Politik arbeiten zusammen, um die Bevölkerung zu manipulieren« und »Die Bevölkerung wird von den Medien systematisch belogen«. vgl. ebd.

70Vgl. Jackob et al: Mainzer Langzeitstudie, Welle 2019

71Auch in der oben genannten WDR-Studie ist das Bildungsgefälle die zentrale Determinante: »Personen mit formal hoher Bildung vertrauen den öffentlich-rechtlichen Medien häufiger als Bürger mit formal niedrigen Bildungsabschlüssen«.

72Frank-Walter Steinmeier: Verleihung der LEAD-Awards. Rede vom 14. November 2020

73Vgl. Maria Löblich: Die empirisch-sozialwissenschaftliche Wende in der Publizistik- und Zeitungswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2010.

74Vgl. Jackob et al: Medienzyniker und Medienfans

75Ebd., S. 131

76Vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1984, S. 620-632

77Vgl. Bourdieu: Rede und Antwort, S. 208-215

78Philip Manow: (Ent-)Demokratisierung der Demokratie. Berlin: Suhrkamp 2020, S. 124

79Vgl. Bourdieu: Die feinen Unterschiede, S. 620-632

80Bourdieu: Post-Scriptum, S. 427

81Ebd.

82Pierre Bourdieu: An den Leser. In: Das Elend der Welt, S. 13-16, hier 13

83Vgl. Pierre Bourdieu: Position und Perspektive. In: Das Elend der Welt, S. 17-19, hier 17

84Vgl. Bourdieu: Entwurf einer Theorie der Praxis, S. 325

85Vgl. Entman: Projections of Power, S. 95

86Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München: dtv 1995, S. 292

87Vgl. Ebd., S. 290-299

88Vgl. Entman: Projections of Power, S. 135

89David Goeßmann: Die Erfindung der bedrohten Republik. Wie Flüchtlinge und Demokratie entsorgt werden. Berlin: Das Neue Berlin 2019

90Vgl. David W. Park: Pierre Bourdieu und die Geschichte des kommunikationswissenschaftlichen Feldes. Auf dem Weg zu einem reflexiven und konfliktorientierten Verständnis der Fachentwicklung. In: Thomas Wiedemann, Michael Meyen (Hrsg.): Pierre Bourdieu und die Kommunikationswissenschaft. Internationale Perspektiven. Köln: Herbert von Halem 2013, S. 123-146

91Vgl. Michael Meyen: Das Erbe sind wir. Warum die DDR-Journalistik zu früh begraben wurde. Meine Geschichte. Köln: Herbert von Halem 2020, S. 206

92Vgl. Löblich: Wende

93Vgl. Andreas M. Scheu: Adornos Erben in der Kommunikationswissenschaft. Eine Verdrängungsgeschichte? Köln: Halem 2012

94Vgl. Schweiger: Bürger, S. X

95Vgl. Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. München: Piper 1980

96Vgl. Elisabeth Noelle-Neumann: Kumulation, Konsonanz und Öffentlichkeitseffekt. Ein neuer Ansatz zur Analyse der Wirkung der Massenmedien. In: Publizistik 18. Jg. (1973), S. 26-55

97Werner D’Inka: Corona und Medien – Sind alle Journalisten Versager? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. April 2020

98Weischenberg: Medienkrise und Medienkrieg, S. 5

99Vgl. Krüger: Mainstream

100Vgl. Uwe Krüger, Sebastian Sevignani (Hrsg.): Ideologie, Kritik, Öffentlichkeit. Verhandlungen des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft. Frankfurt/M.: Westend 2020

101Vgl. Weischenberg: Medienkrise und Medienkrieg

102Vgl. exemplarisch Wolfgang Donsbach, Olaf Jandura: Chancen und Gefahren der Mediendemokratie. Konstanz: UVK 2003. – Siehe auch: Klaus Kamps (Hrsg.): Trans-Atlantik – Transportabel? Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000

103Vgl. Hans Mathias Kepplinger: Demontage der Politik in der Informationsgesellschaft. Freiburg: Karl Alber 1998

104Vgl. Andreas Dörner: Politainment: Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2001

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9783869625645
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