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Читать книгу: «Der Page des Herzogs von Savoyen», страница 33

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Beide trafen einander mitten aus die Brust.

Der König und der Graf Egmont waren zu gute Reiter, um sich aus dem Sattel heben zu lassen und doch verlor der Graf bei diesem schrecklichen Anprall einen Steigbügel und seine Lanze flog ihm zitternd aus der Hand einige Schritte weit, während die Lanze des Königs irr drei oder vier Stücke brach, so daß er nur einen Stumpf in der Hand behielt.

Die beiden Pferde blieben, wie von dem Stoße, dem Lärm und der Erschütterung erschreckt, zitternd und auf die Hinterbeine gesenkt stehen.

Heinrich warf den Lanzenstumpf von sich.

Alsbald und während die Schranken von Beifallrufen wiederhallten, sprangen zwei Knappen über die Barrieren, der eine, um die Lanze Egmont’s aufzuheben und sie ihm zurückzugeben der andere, um dem König eine neue zu reichen.

Beide stellten sich wieder auf und legten von neuem ihre Lanzen ein.

Die Trompeten bliesen wieder, die Schranken öffneten sich von neuem und die Kampfrichter riefen:

»Lasset laufen!«

Diesmal zitterten beide Lanzen; Heinrich bog sich wie ein Baum, den der Ostwind beugt, bis auf das Kreuz seines Pferdes; Egmont verlor beide Steigbügel und mußte sich an dem Sattelknopf halten.

Der König richtete sich wieder auf, Egmont ließ den Sattelknopf los und beide Reiter saßen wieder fest im Sattel und in den Steigbügeln.

Die Lanzensplitter waren um sie herum geflogen.

Sie ließen die Splitter auflesen, und ein jeder kehrte hinter die Bartieren zurück.

Man reichte ihnen zwei neue stärkere Lanzen.

Pferde und Reiter schienen gleich ungeduldig zu seyn; die Pferde wieherten und dampften; die Fanfaren schmetterten; alle Zuschauer jubelten und klatschten in die Hände; kaum hörte man den Ruf der Kampfrichter: »Lasset laufen!«

Der Anprall war diesmal noch furchtbarer; Heinrich verlor mit dem einen Fuße den Steigbügel unter dem Lanzenstoße des Grafen von Egmont, die in Stücke brach, während die Lanze des Königs ganz blieb. Der Stoß war so gewaltig, daß das Pferd des Grafen mit den Beinen emporstieg, der Gurt des Sattels riß und dieser auf dem geneigten Rücken des Pferdes hinabglitt, so daß der Reiter, ohne die Steigbügel verloren zu haben, zu Boden fiel.

Da er aber bei dem Fallen auf die Füße kam und stehen blieb, so diente dieser Fall, der nicht hatte vermieden werden können, nur dazu, die Gewandtheit des Reiters zu zeigen.

Der Graf verbeugte sich indeß vor dem König, erklärte sich für überwunden und übergab sich der Gnade des Siegers.

»Graf,« sagte der König, »Ihr seyd Gefangener der Herzogin von Valentinois, übergebt Euch also ihrer Gnade; sie wird über euer Schicksal entscheiden.«

»Sire,« entgegnete der Graf, »wenn ich hätte errathen können, daß mich so süße Knechtschaft erwartet, würde ich mich gleich das erste Mal haben überwinden lassen, als ich gegen Ew. Majestät kämpfte.«

»Dadurch würde viel Geld und Mannschaft für mich erhalten worden seyn, Herr Graf,« sagte der König, der sich an Artigkeit nicht wollte überbieten lassen, »denn Ihr hättet mir Saint-Quentin und Gravelingen erspart.«

Der Graf ging und nach fünf Minuten kniete er auf dem Balcon vor der Herzogin von Valentinois nieder, die ihm die beiden Hände mit einem kostbaren Perlenhalsbande zusammenband.

Der König überließ seinen Platz dem Herzog von Guise.

Dieser rannte mit dem Grafen von Horn und die drei Rennen fielen nicht eben zum Nachtheile des niederländischen Herrn aus, doch erklärte er sich nach dem Dritten für überwunden.

Dann kam die Reihe an Jakob von Nemours, der mit einem Spanier, Don Francisco Rigones kämpfte. Bei dem ersten Stoße verlor der Spanier einen Steigbügel, bei dem zweiten wurde er auf das Kreuz seines Pferdes zurückgeworfen und beidem dritten ganz aus dem Sattel gehoben.

So blieb der Herzog von Ferrara. Er kämpfte mit Dandelot, aber obgleich das Glück zwischen ihnen ziemlich gleich blieb, gestand der Vertheidiger von Saint-Quentin zuletzt doch, daß er einen wirklichen Kampf mit dem Schwerte in der Faust gegen einen Feind Frankreichs allen solchen Spielen vorziehe. Er erklärte dann auch, sein Bruder Coligny möge an seine Stelle treten, wenn er wolle, er ziehe sich zurück.

Der erste Tag endigte durch ein Rennen der vier Ausforderer gegen vier Angreifer. Diese letztern waren Damville gegen den König, Montgomery gegen den Herzog von Guise, der Herzog von Braunschweig gegen Nemours und der Graf von Mausfeld gegen Este.

Bis auf den König, der in Folge wirklicher Kraft oder Courtoisie des Gegners Vortheil über Damville erhielt, blieb Alles unentschieden.

Heinrich war höchst erfreut. Freilich hörte er nicht, was man leise sagte – hören doch die Könige selten was man laut spricht.

Man sagte leise, der Connétable sey ein zu guter Hofmann, als daß er seinem ältesten Sohne nicht gelehrt haben sollte, wie man seinen König behandeln müsse, selbst mit der Lanze in der Hand.

V.
Die Ausforderung

Am andern Tage sollte das Turnier Punkt Mittag beginnen.

In dem Augenblicke als die Fanfaren den Eintritt der Pagen, Knappen und Kampfrichter meldeten, kam ein Reiter mit einem breitkrempigen Hute, der den oberen Theil seines Gesichtes bedeckte, und, trotz der Junihitze in einem großen dunkelfarbigen Mantel, aus dem königlichen Stalle auf einem arabischen Pferde, dessen Schnelligkeit man erkennen konnte, als er aus der dichtgedrängten Volksmenge hinaus war.

Der Reiter jagte nach Écouen hin.

Als er Écouen erreichte, ritt er durch die ganze Stadt, und er hielt erst an dem kleinen Hause unter Bäumen, hundert Schritte von der Straße, in welches Emanuel bei seiner Reise nach Paris getreten war. Gepackte Koffer im Hofe und ein bereitstehendes gesatteltes Pferd deuteten auf eine Abreise.

Emanuel Philibert, denn er war der Reiter, überblickte schnell diese Vorbereitungen, die ihm sagten, daß die Abreise wenigstens noch nicht erfolgt sey, band sein Pferd an einen Ring, stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf und eilte in ein Zimmer, in welchem eine junge Dame in Gedanken saß und die letzten Haftel an ihrem dunkelfarbigen, ganz einfachen Reiseanzuge zumachte.

In dem Augenblicke als der Prinz in dass Zimmer trat, blickte sie auf, stieß einen Laut aus und eilte ihm, in dem Drange ihres Herzens, entgegen.

Emanuel schloß sie in seine Arme.

»Leona,« fragte er im Tone des Vorwurfs, »hattest Du mir das versprochen?«

Aber Leona konnte nur mit bebenden Lippen den Namen Emanuel stammeln.

Der Prinz, der sie noch immer in seinen Armen hielt, wich bis zu einer Art Canapé zurück, setzte sich und ließ das Mädchen auf seine Knie niedergleiten.

»Emanuel! Emanuel!« flüsterte sie wiederholt, denn sie konnte mehr nicht als diesen geliebten Namen hervorbringen.

Der Prinz sah sie lange schweigend und mit unbeschreiblich zärtlichem Ausdrucke an, und als sie endlich die geschlossenen Augen aufschlug, fuhr er fort:

»Es ist also ein Glück, daß einige Worte in deinem Briefe gestern deinen Plan verriethen und ein schmerzlicher Traum, in dem ich Dich in Thränen und in einem Nonnengewande sah, mir deine Absicht verkündete, sonst warst Du fort, und ich sah Dich erst in Piemont wieder.«

»Oder Du sahst mich eher wieder, Emanuel,« flüsterte das Mädchen, »aber hier nicht.«

Emanuel erbleichte und zitterte; Leona sah sein Erblassen nicht, aber sie fühlte das Zittern seines Körpers.

»Gedenke an das, was Du mir versprochen hast, Leona,« sagte Emanuel so ernst, als hätte er einen Freund an ein Ehrenversprechen zu erinnern gehabt. »Es war im Rathhause zu Brüssel, und die Hand erhobst Du zu einem Heiligenbilde. Dein Bruder, der Mann, dem wir das Leben gerettet haben und der uns, ohne es zu wissen, beide unglücklich macht, dein Bruder wartete an der Thür auf die günstige Antwort, die Du mich in deiner himmlischen Aufopferung ihm zu geben batest. Da, Leona, versprachst, da schwurst Du mir, ewig mir anzugehören, mich erst am Tage vor jener Heirath zu verlassen und dann, bis der Tod Eines von uns seines Schwures entbunden haben würde, am 17. November jeden Jahres in dem Häuschen zu Oleggio mit mir zusammenzukommen, in das ich Dich als sterbendes Kind zu deiner todten Mutter trug. Du hast oft zu mir gesagt: »Du hast mir das Leben gerettet, Emanuel; mein Leben ist dein; thue damit was Dir beliebt.« Da es also mir gehört, trenne es von mir so spät als möglich, und um treu den Schwur zu halten, ohne den ich, wie Du weißt, Leona, alles ausgeschlagen hätte und heute noch alles auszuschlagen bereit bin, treibe deine Engelsaufopferung bis zur äußersten Grenze.«

»Ach, Emanuel,« flüsterte Leona, welche unter den Blicken und der Stimme des Geliebten neu zum Leben zu erwachen schien, »es fehlt mir nicht an Aufopferungsfähigkeit, sondern…«

»Sondern?« wiederholte Emanuel.

»Ach,« entgegnete Leona, »die Eifersucht quält mich. Ach, ich liebe Dich, ich liebe Dich so sehr, Emanuel!«

Und die Lippen der Liebenden vereinigten sich zum Kusse.

»Eifersüchtig?« fragte Emanuel. »Du eifersüchtig?«

»Ich bin es nicht mehr. Nein, eine Liebe wie die unserige ist ewig. Unter deinem Kusse fühle ich, daß selbst der Tod sie nicht wird tödten können und daß ich meinen Lohn im Himmel finde. Wie könnte also die deinige auf Erden sterben?«

»Du hast Recht, Leona,« antwortete der Prinz im zärtlichsten Tone. »Gott hat für mich eine Ausnahme gemacht, indem er mir die schwere Last einer Krone auferlegte, gab er mir zugleich die unsichtbare Hand eines seiner Engel, die sie auf meinem Haupte festhalten soll. Leona, was zwischen uns bestehen wird, gleicht in nichts dem zwischen andern Liebenden: wir leben, wenn auch getrennt, für und mit einander, verbunden durch die unauflösliche Herzensvereinigung.«

»Emanuel! Emanuel! Nun tröstest Du mich und hältst mich aufrecht.«

»Aber sage mir auch, liebe Leona, was Dich eifersüchtig machte.«

»Ach, nur vier Stunden trennten uns, und ich habe Dich erst zweimal gesehen.«

»Ich danke Dir, meine Leona, aber Du weißt, in Paris gibt es nichts als Feste, traurige Feste für zwei Herzen, für das der armen Elisabeth und für das meinige, aber wir spielen doch eine Rolle bei diesen Festen, und der König läßt mich jeden Augenblick rufen.«

»Aber wie konntest Dir dann heute, als Kampfrichter, alles verlassen und zu mir kommen?«

Emanuel lächelte.

»Gerade dies macht mich frei… Ich muß den Rennen beiwohnen, kann es aber mit geschlossenem Visir thun. Denke denn Jemand in meiner Größe, in meiner Rüstung, auf meinem Pferde nehme meine Stelle ein.«

»Scianca-Ferro! Ich verstehe.«

»Geängstigt von deinem Briefe und von meinem Traume eilte ich zu meiner Leona, damit sie mir den Schwur erneuere, den sie beinahe vergessen hätte, stärke mein Herz an dem ihrigen und wir scheiden mit neuer Kraft.«

Und die Lippen des Prinzen senkten sich zum zweiten Male auf die Lippen Leona’s.

Lassen wir sie den goldenen Kelch der Liebe leeren und sehen wir zu was unterdeß in den Schranken geschieht.

In dem Augenblicke als Emanuel Philibert den Palast verließ und Scianca-Ferro seinen Platz einnahm, klopfte ein Knappe an die Pforte des Palastes und fragte nachdem Prinzen Emanuel Philibert.

Dieser war für den Augenblick Scianca-Ferro.

Er setzte den Helm auf und stellte sich an die dunkelste Stelle des Gemachs.

Der Fremde wurde eingelassen und sagte:

»Hier ist ein Brief von meinem Herrn. Er wartet auf bejahende oder ablehnende Antwort.«

Scianca-Ferro nahm den Brief, erbrach ihn und las:

»Ein Mann. der dem Prinzen Emanuel Philibert den Tod geschworen hat, trägt ihm heute bei dem Turnier einen Kampf auf Leben und Tod, mit Lanze, Schwert, Streitaxt oder Dolch an, entsagt im Voraus seinerseits jeder Gnade, wenn er besiegt wird, wie der Prinz jeder Gnade entsagen muß, wenn der Andere Sieger ist.

»Man nennt den Prinzen Emanuel Philibert einen tapferen Soldaten; ist er dieses Rufes nicht unwürdig, so wird er den angetragenen Kampf annehmen und es über sich nehmen, jede Bürgschaft von dem Könige Heinrich II. für den Sieger zu erlangen.

Ein Todfeind.«

Scianca-Ferro las den Brief, ohne irgend wie Besorgniß zu verrathen, und sagte:

»Antworte deinem Herrn, es werde geschehen wie er wünsche und er brauche nach dem Rennen des Königs nur in den Schranken zu erscheinen und mit der Spitze seiner Lanze den Schild des Prinzen Emanuel zu berühren… Ich gebe mein Wort, daß ihm der König für jeden Fall freies Geleit gewährt.«

»Mein Herr hat eine geschriebene Aufforderung geschickt, und wünscht ein geschriebenes freies Geleit.«

In diesem Augenblicke erschien Herr von Vieilleville auf der Schwelle, um sich zu erkundigen, ob Emanuel Philibert bereit sey.

Scianca-Ferro ließ das Visir nieder, trat zu dem Oberkammerherrn und sagte:

»Bittet doch in meinem Namen Se. Majestät unter diesen Brief bewilliget zu schreiben. Versagte er mir diese Gnade, würde meine Ehre befleckt seyn.«

Scianca-Ferro trug die ganze Rüstung des Herzogs; da er das Visir niedergelassen hatte, war nicht zu sehen, daß er blondes Haar und blaue Augen hatte; Vieilleville verbeugte sich demnach vor dem, welchen er für den Prinzen hielt, und eilte, den Auftrag auszuführen, da das Turnier beginnen sollte.

Nach wenigen Minuten brachte er den Brief zurück.

Darunter stand bewilliget und der königliche Name.

Scianca-Ferro reichte, ohne ein Wort hinzuzusetzen, dem Knappen das sichere Geleit.

Der angebliche Prinz ließ nicht auf sich warten, nur befahl er ihm drei Lanzen zu schleifen und nahm dann die Stelle des Prinzen ein.

Die Trompeten gaben das Signal und das Turnier begann.

Der König brach seine drei Lanzen, eine mit dem Herzog von Braunschweig, die zweite mit dem Grafen Horn, die dritte mit dem Grafen von Mansfeld.

Dann folgten der Herzog von Guise, Nemours und der Herzog von Ferrera.

Alle wetteiferten in Kraft und Gewandtheit aber offenbar erwartete man irgend ein großes Ereigniß.

Es war dies der Kampf, den der König genehmigt hatte und den er nicht zu verschweigen vermocht.

Alle wußten demnach, daß aller Wahrscheinlichkeit nach den Festkampfplatz noch Blut färben werde. Die Frauen zitterten bei dem Gedanken an einen Kampf mit scharfen Eisen, warteten aber vielleicht noch gespannter auf denselben als die Männer.

Nur wußte man nicht, welcher der Ausforderer den Kampf zu bestehen habe. Auch von der Zeit hatte der König nichts gesagt und man glaubte also, als sich nichts zeigte, das ganze Gerücht sey falsch, oder der Kampf erfolge am nächsten Tage.

Es sollte das allgemeine Rennen beginnen; die Trompeten gaben das Signal, aber nur eine Trompete antwortete darauf und zwar in gellenden drohenden Tönen.

Die Neugierde wurde aufs Höchste gespannt.

Nur zwei Personen in der großen Versammlung wußten, für wen die Trompete blase, der König und Scianca-Ferro, der für den König wie für Jedermann Emanuel Philibert war.

»Guten Muth, Schwager!« sagte ihm der König.

Aller Augen richteten sich da nach der Bastion der Gegner und ein vollständig geharnischter Ritter ritt in die Schranken.

VI.
Der Kampf mit scharfem Eisen

Der Reiter hielt gerade an seinem Steigbügel eine scharfe Lanze und trug an dem einen Sattelbogen ein Schwert, an dem andern eine Streitaxt.

Sein Knappe folgte ihm mir zwei andern Lanzen mit geschliffener Spitze.

Die Rüstung des Ritters war schwarz; die Federn seines Helmes waren schwarz; sein Pferd war schwarz und trug eine schwarze Decke.

Auf seinem Schilde keine Devise.

Nur die goldene Kette an seinem Halse und die goldenen Sporen deuteten an, daß er Ritter sey.

Bei dem Anblicke des schwarzen Ritters, welcher der Abgesandte des Todes zu seyn schien, wenn nicht der Tod selbst, überlief alle Anwesenden ein Schauer. Einen vielleicht ausgenommen.

Der schwarze Ritter ritt langsam drei Viertheile herunter, begrüßte die Königin und die Prinzessinnen, ließ sein Pferd rückwärts zurückgehen und befand sich bald an der andern Seite der Barriere, die sich vor ihm schloß.

Er rief dann seinen Knappem welcher die zwei Lanzen niederlegte, die er für den Fall bei sich hatte, daß die erste zerbreche, dieser nahm die, welche sein Herr hielt, ließ sich die Barriere öffnen, ging auf die Bastion des Herzogs Emanuel Philibert zu, berührte mit der Lanze das Schild mit der Devise:

Spoliatis arma supersunt
(den Beraubten bleiben die Waffen)

und rief laut:

»Emanuel Philibert, Herzog von Savoyen, vor dem Könige, vor den Prinzen, vor den versammelten edlen Herren und Baronen, vor den Königinnen, Prinzessinnen und edlen Damen, die uns sehen und hören, fordert Dich mein Herr heraus zum Kampfe auf Leben und Tod, ohne Gnade und Erbarmen und ruft Gott an zum Zeugen seiner gerechten Sache, so wie alle Anwesenden zu Richtern über die Art wie es sich verhalten wird… Gott und der Sieg für das gute Recht!«

Ein schwacher Schrei ließ sich nach dieser Aufforderung hören, ein Schrei von den erbleichenden Lippen der Prinzessin Margarethe, die einer Ohnmacht nahe war.

Dann folgte tiefe Stille, in welcher man nur die Worte hörte, welche, nach aller Meinung, Emanuel Philibert sprach:

»Schon gut… Sage deinem Herrn, daß ich den Kampf so wie er ihn anträgt annehme, Gott als Richter, den König, die Prinzen, die Herren und Barone, die Königinnen, Prinzessinnen und edlen Damen als Zeugen, und daß ich seiner Gnade entsage wie er der meinigen. Und nun entscheide Gott, auf welcher Seite das Recht ist.«

Und mit so ruhigem Tone, als verlange er seinen Stab als Kampfrichter, sagte er:

»Meine Lanze!«

Ein Knappe brachte drei Lanzen mit scharfer glänzender Spitze; der Reiter nahm ohne zu wählen die erste, ließ sein Pferd über die Barriere setzen und befand sich so in den Schranken.

Hinter ihm erschien ein Reiter und nahm den von ihm verlassenen Platz ein.

Es war der König selbst, welcher den Kämpfenden die Ehre erzeigen wollte ihr Kampfrichter zu seyn.

Seit dem Erscheinen des schwarzen Ritters, während der Herausforderung desselben und der Antwort, die er darauf erhalten, hatte die tiefste Stille geherrscht.

Einiges Klatschen begrüßte die Leichtigkeit und Gewandtheit, mit welcher der Reiter sein Pferd hatte über die Barriere setzen lassen, aber dieser Beifall war auch sofort wieder erloschen, wie in einer Kirche oder in einem Grabgewölbe die Stimme, die sich erst laut erhoben hat, die Heiligkeit des Ortes oder die Feierlichkeit der Lage erkennt.

Während dieser Zeit maßen die beiden Gegner einander mit den Blicken durch die geschlossenen Visite und setzten ihre Lanzen fest ein.

Die Knappen entfernten nun die Barrieren und der König rief:

»Lasset laufen.«

Die drei andern Kampfrichter schienen ihm das Recht überlassen zu haben, als stehe es allein dem Könige zu, das Signal zu einem Kampfe zu geben, bei welchem Einer das Leben verlieren konnte.

Die Gegner stürzten auf einander.

Sie trafen einander in der Mitte der Schranken. Jeder hatte einen verschiedenen Stoß sich ausersehen. Der schwarze Ritter richtete seine Lanze gegen das Visir seines Gegners, während dieser mitten auf die Brust zielte.

Erst einige Secunden nach dem Zusammenstoße konnte man das Resultat erkennen; der schwarze Ritter hatte die Herzogskrone von dem Helme Emanuel Philiberts abgestoßen, während die Lanze dessen, der unter dem Namen und in der Rüstung des Herzogs erschienen, in drei Stücke zerbrochen war.

Der Stoß war so gewaltig gewesen, daß der schwarze Ritter sich hatte bis auf das Kreuz seines Pferdes zurückbewegen müssen und mit einem Fuße aus dem Steigbügel gekommen war.

Jeder kehrte um und an seinen Ausgangspunkt zurück.

Der Knappe Scianca-Ferro’s brachte statt der gebrochenen eine neue Lanze. Auch der schwarze Ritter nahm eine neue, da die Spitze der seinigen am Helme des Gegners sich abgestumpft hatte.

Kein Ruf, kein Beifallslaut, kein Bravo begleitete dieses Zusammentreffen; man fühlte, daß das Entsetzen über den Anwesenden schwebte. Man sah an der Art, wie die Gegner zusammengetroffen waren, daß es einen ernsten Kampf galt, einen Kampf auf Leben und Tod, ohne Gnade und Barmherzigkeit.

Der König tief zum zweiten Male:

»Lasset laufen!«

Ein zweiter Stoß folgte gleich dem Donner, dann folgte – ein zweiter, als schlage der Blitz ein; die beiden Pferde setzten sich auf die Hinterbeine; die beiden Lanzen waren gebrochen, aber auf dem Harnisch des Herzogs sah man nur die Spur von dem Eisen des schwarzen Ritters, während das Lanzenstück Scianca-Ferro’s in dem Harnische des Gegners stecken geblieben war.

Einen Augenblick konnte man glauben, die Brust des schwarzen Ritters sey durchbohrt wie der Harnisch, aber man irrte sich; das Eisen war nicht in das Fleisch eingedrungen.

Der schwarze Ritter faßte den Stumpf mit beiden Händen und versuchte ihn herauszuziehen, aber vergebens, er mußte die Hilfe seines Knappen in Anspruch nehmen.

Noch war nichts Entscheidendes erfolgt, aber man fühlte, daß, wenn sich Einer im Vortheil befinde, dies der Herzog von Savoyen sey.

Die Königinnen begannen sich zu beruhigen. Nur die Prinzessin Margarethe wandte bei jedem Rennen das Gesicht ab und die Augen erst dann wieder nach den Schranken, wenn ihr Jemand zuflüsterte: »Sieh doch, sieh!«

Der König war hoch erfreut, wohnte er doch einem wirklichen Kampfe bei. Kaum dachte er daran, daß der Ausgang ungewiß sey und daß seine Schwester Witwe werden könne, ehe sie Herzogin gewesen. Er schien gar keinen Zweifel an dem Siege zu haben, so rief er:

»Muth, Schwager! Sieg dem Schilde mit dem rothen Felde und dem silbernen Kreuze!«

Die Kämpfer nahmen unterdeß die dritte Lanze und schickten sich zum dritten Rennen an.

Diesmal stürzte das Pferd des schwarzen Ritters und Scianca-Ferro selbst mußte sich an dem Sattelknopf anhalten, da er beide Steigbügel verlor. Aber mit bewundernswürdiger Gewandtheit faßte er mit der einen Hand seine Streitaxt und mit der andern zog er das Schwert.

Der schwarze Ritter seinerseits berührte kaum den Boden; mit einem Satze stand er wieder neben dem gestürzten Pferde und mit gleicher Gewandtheit griff er nach Schwert und Streitaxt. Jeder der Kämpfenden trat nun einen Schritt zurück, um die Streitaxt wieder an den Gürtel zu hängen, dann ließen sie ihre Pferde hinwegführen, und traten so hitzig auf einander zu, als beginne der Kampf erst.

War die Stille und Aufmerksamkeit schon während der drei Rennen groß gewesen, so steigerten sie sich noch weit mehr bei dem Beginne des Schwertkampfes, in welchem Emanuel Philibert, wie Jedermann wußte, Meister war. Niemand wunderte sich deshalb über die Kraft und das Ungestüm der Hiebe, welche auf den schwarzen Ritter zu hageln begannen, aber die Zuschauer staunten auch über die Gewandtheit, in welcher dieser parirte und über die Schnelligkeit, womit er nachstieß. Die Schwerter glichen zwei Flammenschwertern, denn kein Auge, so geübt es war, konnte ihnen folgen. Daß sie Schild, Helm oder Harnisch berührt hatten, sah man nur an den Funken, die aufsprühten. Endlich versetzte Scianca-Ferro dem Gegner einen solchen Hieb gegen den Kopf, daß der Helm, von so gutem Stahle er auch war, gespalten worden wäre, hätte der schwarze Ritter den Hieb nicht mit dem Schilde parirt; aber der furchtbare Hieb schlug den Schild mitten auseinander, als sey er von Leder, und drang noch in die Armschiene ein. Der schwarze Ritter trat einen Schritt zurück, warf den Rest des Schildes von sich, faßte sein Schwert mit beiden Händen und schlug damit so wüthend gegen den Schild des Gegners, daß das Schwert in zwanzig Stücke zersprang und er nur den Griff in der Hand behielt. Da konnte man Scianca-Ferro hinter dem geschlossenen Visir laut jubeln hören, denn je kürzer und schwerer die Waffe des Gegners wurde, um so hoffnungsreicher fühlte er sich. Der schwarze Ritter hatte den Schwertgriff von sich geworfen und die Streitaxt zur Hand genommen; er griff auch zu dieser Waffe und drehte die Streitaxt, die ihm seinen Namen gegeben, blitzschnell in der Hand herum. Von diesem Augenblicke an gab es nur Einen Laut der Bewunderung in den Schranken, auf den Galerien und dem Balcon; jeder Vergleich, welcher die Raschheit und die Gewalt der Schläge andeuten wollte, würde scheitern. Keiner der Kämpfenden hatte mehr einen Schild und so kam es nur auf ihre Gewandtheit an und ihre Kraft. Der schwarze Ritter, auf den die Schläge fielen wie Hammerschläge auf den Amboß, stand anfangs so unbeweglich wie ein Amboß und fast so unempfindlich, aber die Schläge folgten so rasend schnell auf einander, daß er allmälig zurückzuweichen anfing. Da trat auch sein Gegner zurück; die schreckliche Streitaxt drehte sich in seiner Hand wie eine Schleuder, flog pfeifend fort und traf den schwarzen Ritter gerade an das Visir. Da breitete dieser die Arme aus, wankte einen Augenblick wie ein Baum, der fallen will, aber ehe er noch lag, war Scianca-Ferro mit einem Sprunge wie ein Tiger, den scharfen Dolch in der Hand, bei ihm. Man hörte das Aufeinanderklirren der Harnische, als sie Beide sanken, und dann einen Ruf von allen anwesenden Damen: »Gnade, Herzog von Savoyen! Herzog von Savoyen, Gnade!« Aber Scianca-Ferro antwortete kopfschüttelnd: »Nein, keine Gnade für den Verräther! keine Gnade für den Mörder!« und er suchte zwischen den Visirstäben, zwischen den Harnischfugen einen Weg für seinen Dolch, als plötzlich bei dem Ruf: »Halt! bei dem lebendigen Gott!« halt!« alle Blicke sich auf einen Reiter lenkten, der mit verhängtem Zügel erschien, von dem Pferde sprang, den Sieger um den Leib faßte, ihn mit übermenschlicher Kraft emporhob und zehn Schritte weit von dem Besiegten hinwegschleuderte.

Da folgte auf die Schreckensrufe ein Laut der Ueberraschung, denn der Reiter, der so eilig herbeigekommen, war der Herzog von Savoyen Emanuel Philibert selbst.

»Scianca-Ferro! Scianca-Ferro!« rief er seinem wuthschäumenden Diener zu. »Was hast Du gethan? Weißt Du nicht, daß das Leben dieses Mannes mir heilig ist und daß ich nicht wünsche, daß er sterbe?«

»Heilig oder nicht,« antwortete Scianca-Ferro, »bei der Seele meiner Mutter, ich sage Dir, Emanuel, er stirbt nur von meiner Hand.«

»Zum Glück wenigstens diesmal nicht,« sagte Emanuel, der dem Besiegten den Helm abnahm.

Der schwarze Ritter war in der That nur ohnmächtig, er hatte keine schwere Wunde erhalten und wahrscheinlich brachte ihn ein Arzt bald wieder zu sich.

»Meine Herren,« sagte Emanuel Philibert zu Vieilleville und Boissy, »Ihr seyd Kampfrichter, ich stelle diesen Mann unter den Schutz eurer Ehre. Ist er wieder ins Leben zurückgekommen, so mag ihm freistehen sich zu entfernen, ohne seinen Namen zu nennen, ohne einen Grund für seinen Haß anzugeben; ich wünsche es, ich bitte darum und im Nothfalle ersuche ich den König um diese Gunst, damit es auch auf den Befehl Sr. Majestät geschehe.«

Die Knappen trugen den Verwundeten hinweg.

Unterdeß schnallte Scianca-Ferro den Helm ab, von dem die Krone und der Busch verschwunden waren, und warf ihn ärgerlich von sich.

Da erst schien sich der König zu überzeugen.

»Ihr waret es also wirklich nicht, Schwager?«

»Nein, Sire,« antwortete Emanuel Philibert, »aber es war ein Mann, der der Rüstung Ehre machte.«

Er breitete die Arme gegen Scianca-Ferro aus, der grollend seinen Milchbruder umschloß.

Nun brach der Beifall, den das Entsetzen und Staunen bisher zurückgehalten hatte, von allen Seiten so mächtig los, daß der ganze Saal erbebte; die Damen schwenkten ihre Taschentücher, die Prinzessinnen wehten mit ihren Schärpen und Margarethe zeigte die schöne Streitaxt, welche der Preis des Siegers seyn sollte.

Aber alles das tröstete Scianca-Ferro darüber nicht, daß der Bastard von Waldeck zum zweiten Male ihm lebend entkomme.

Während er von dem Könige und Emanuel Philibert geführt hinausging, um die kostbare Streitaxt aus den Händen Margarethens in Empfang zu nehmen, murmelte er doch vor sich hin:

Geräth mir die Schlange zum dritten Male unter die Hände, Bruder Emanuel, so entkommt sie mir nicht wieder lebendig, das schwöre ich Dir.

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Дата выхода на Литрес:
10 декабря 2019
Объем:
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