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Die sogenannten Krankheitskeime wie auch das Krankheitsgeschehen haben immer auch einen geistig-seelischen Hintergrund. Die Bakterienstämme sind – im Sinne von Rudolf Steiner – hochintelligente Wesenheiten, »Gruppen-Ichs« oder Gruppenseelen. Nur sind bei ihnen nicht wie etwa beim menschlichen Individuum die Zellen zu festgefügten Organen gebündelt und als solider Körper organisiert, sondern ihre unzähligen Zellen leben amorph, frei und ungebunden. Ihre Körperlichkeit breitet sich sozusagen über ganze Landstriche, über Kontinente oder gar über die ganze Erde aus. Und dennoch werden sie von einer unsichtbaren, arttypischen Intelligenz, etwa einem »Staphylococcus-aureus-Ich« oder einem »Borreliose-burgdorferi-Ich«, geführt. Wie eine Wolke oder eher wie ein Dunst (Miasma) breiten sie ihren formlos fließenden »Körper« aus und verrichten ihr Vernichtungswerk ausschließlich dort, wo sie das richtige Terrain, den ihnen zusagenden Nährboden, finden. Wenn Bazillen massenhaft in einem Organ oder Körperteil des Menschen auftreten, ist es nur natürlich, dass sie allerlei Entzündungen hervorrufen, so wie jeder eingedrungene Fremdkörper Reaktionen hervorruft (Steiner 1961: 329). Aber diese Entzündungen sind nicht die Krankheit an sich, sondern nur »der Rauch, der vom Feuer ausgeht« (Paracelsus 1942: 78), nur der Anzeiger, dass etwas mit dem Terrain nicht in Ordnung ist. Im christlichen Sinne könnten diese intelligenten, ja weisen Gruppen-Ichs der Bakterien als Racheengel Gottes oder als Dämonen beziehungsweise gefallene Engel gedeutet werden, die ausgesendet werden, wenn der Mensch nicht im Einklang mit dem Kosmos lebt.

Diese Engel, Dämonen oder Krankheitsgeister können von dafür begabten Menschen in Zuständen außergewöhnlichen Bewusstseins – im Traum, während einer Entrückung, in der entheogenen Bewusstseinserweiterung oder in schamanischer Trance – wahrgenommen werden. Auf seiner Wanderung durch Böhmen nach Wien nahm Richard Wagner eines Nachts in einer Herberge den Geist der Cholera wahr und unterhielt sich mit ihm. Am nächsten Morgen erfuhr er, dass in der vorangegangenen Nacht ein anderer Gast im selben Bett an der Cholera gestorben war. Er selbst wurde nicht angesteckt. Aus den Berichten der Schamanen hören wir immer wieder, dass ein bewusstes Erkennen und ein angstfreier Umgang mit solchen übersinnlichen Wesen oft Leid erspart.

Die oft schreckenerregenden Erscheinungsformen dieser astralätherischen Wesenheiten sind nicht Resultat willkürlicher, subjektiver Fantasien, sondern es handelt sich um wirkliche transzendente Wahrnehmungen. Mit den fünf Sinnen und den technischen Instrumenten, die diese Sinne erweitern und verstärken, nimmt man die materiellen Dinge der äußeren, empirischen Welt wahr. Mit den inneren Sinnen jedoch – in luziden Träumen, in Visionen, auf schamanischen Reisen – nimmt man die »Innenseite der Dinge« wahr, die nichtmaterielle »Astralwelt«, die Seelenwelt, in der sich auch die Gruppenseelen, die Archetypen der Pflanzen, der Tiere und der Mikroben befinden. Weltweit, bei allen traditionellen Völkern kennt man diese Wesen, die die Innenseite der Erscheinungen bevölkern. Märchen und Sagen berichten von ihnen, geschnitzte Masken – Falschgesichter der Irokesen, tibetische Dämonenmasken, afrikanische Voodoo-Masken, alpenländliche Perchten usw. – stellen sie bildlich dar. Und da Krankheiten Entitäten sind, kann der traditionelle schamanische Heiler mit ihnen verkehren, kann mit ihnen reden – wie Richard Wagner es tat –, kann mit ihnen verhandeln und den Kranken von ihrem Griff befreien. Ihnen, nicht den menschlichen Zuschauern – den Ethnografen, den Bilder knipsenden Touristen oder den neugierigen Journalisten –, gelten die Beschwörungen, Räucherungen, Rituale oder Gebete. Das macht eigentlich das schamanische Heilen aus: die Auseinandersetzung mit dem »Geist« der Krankheit. Die Symptome werden zwar genau wahrgenommen, aber sie sind zweitrangig.

»Das Problem mit dieser Sache ist«, wie es vor vielen Jahren mein Anthropologie-Professor an der Ohio State University, John Denton, formulierte, »dass all das elitäre Fähigkeiten voraussetzt, hellseherische Begabungen, die nicht jeder hat. Es ist wissenschaftlich nicht überprüfbar. Und das ist im Grunde genommen undemokratisch. Wenn eine Aussage nicht überprüfbar oder, wie es der Philosoph Karl Popper formulierte, nicht falsifizierbar ist, wie kann man dann echte Seher von Scharlatanen unterscheiden?« Professor Denton hat natürlich Recht. Und dennoch gibt es Menschen, die Dinge sehen, die anderen vorenthalten bleiben, es sei denn, ein heilsamer Schock, eine initiatorische Krankheit, wie etwa die Borreliose, ergreift und erschüttert sie, reißt sie aus dem alltäglichen Stumpfsinn heraus, schärft ihre Sinne und macht sie sensibler.

Genau das soll eine der bleibenden Wirkungen einer Borreliose sein. Die Krankheit hinterlässt, auch wenn sie ausgeheilt ist, beim Betroffenen eine erhöhte Empfindlichkeit. Er wird zu einer Highly Sensitive Person (HSP), zu einem »hoch empfindsamen Menschen« (Aron 1999). Zu diesem Aspekt des »Post-Lyme Syndroms« gehört eine erhöhte Intuition und ein feines Gespür für die Umwelt. Diese Menschen vertragen keinen Elekrosmog, wie er von schnurlosen Telefonen, Handys oder Mikrowellen ausgeht, auch keine niedrig frequente Strahlung von Fernseher, Computer oder Steckdosen. Schwermetalle und geopathische Belastungen machen ihnen zu schaffen. Dafür schätzen sie Ruhe, Meditation und den Aufenthalt in natürlicher Umgebung.

Wer weiß, vielleicht ist es die Aufgabe der Borrelien-Entität, die heutigen Menschen wieder etwas feinfühliger und empfindsamer zu machen?

Die Natur hat immer Recht,

Und die Fehler und Irrtümer sind immer die der Menschen.

Johann Wolfgang von Goethe

Und selbst jedes Käferlein,

jedes schmutzige Käferlein,

fest lass mich sie alle halten,

keines meinem Griff entfallen.

Mögen meiner Kinder Wege

allesamt Erfüllung finden …

Aus dem Lied eines Zuni-Regenpriesters

9 Der Manichäismus, benannt nach dem Religionsstifter Mani (216–277 u.Z.), vertritt einen radikalen Dualismus von Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkel. Die Lehre beeinflusste das Denken des heiligen Augustinus und wirkt im Islam, im Calvinismus und einigen philosophischen Strömungen fort. Siehe Storl, Shiva, Kap. 9, KOHA-Verlag, 2002.

10 B-Lymphozyten (Bursa-abhängige L.) bilden hochspezifische Antikörper (Immunglobulin) gegen unbekannte Eindringlinge (Bakterien, Pilze, Viren) und speichern die Informationen (»Gedächtniszellen«).

11 T-Lymphozyten (Thymus-abhängige L.) zerstören als »Killer-Lymphozyten« körperfremde Zellen; sie können aber auch Immunreaktionen unterdrücken, wenn die Abwehr erfolgreich ist (»Unterdrückerzellen«), oder sie speichern als »Gedächtniszellen« die Merkmale der Eindringlinge.

12 Jean-Baptiste de Lamarck, Naturforscher, stellte die These auf, dass die Arten veränderlich sind, weil sie auf unmittelbare Umweltreize reagieren, und dass sich diese Reaktionen im Erbgut niederschlagen. Diese als überholt geltende evolutionäre These wurde durch Darwins Theorie der natürlichen Auswahl ersetzt.

13 Vancomycin, ein Bakterizid, das in die Zellwand grampositiver Bakterien eindringt, galt lange als letzte Hoffnung bei lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten.

EIN GLIEDERTIERCHEN VERSETZT DIE WELT IN SCHRECKEN

Die Kleinstadt Old Lyme mit siebentausend Einwohnern liegt am Long-Island-Sund, der Meeresenge, die Connecticut von New York trennt. Der Ort mit seinen schmucken weißen Holzhäusern und alten Kirchen aus der Kolonialzeit ist umgeben von Feuchtgebieten und bewaldeten Hügeln, die im Indian Summer in den leuchtendsten Farben aufflammen. Schon um 1665 siedelten hier die ersten Weißen – für Amerika ist das eine lange Geschichte. Bekannt wurde der Ort aber durch etwas anderes.

Im Frühsommer 1975 machte sich eine Mutter Gedanken darüber, dass das Städtchen von einer merkwürdigen »Arthritisepidemie« heimgesucht wurde. Zwölf Kinder waren von rheumatischer Arthritis befallen. Wie konnte das sein, wo doch Arthritis meistens ältere Menschen befällt? Und vor allem, Arthritis ist doch nicht ansteckend! Außerdem ereignete sich der Befall im Frühsommer, während doch die Knochen und Gelenke sonst vor allem im feuchten, kalten Herbstwetter schmerzen. Aufmerksame Beobachtung zeigte, dass die Krankheit meistens mit einem roten, sich ausdehnenden Hautfleck anfing. Dieser Hautfleck entstand nach dem Stich der Hirschzecke14. Die merkwürdige Krankheit wurde nach dem Ort benannt; man sprach von nun an von der Lyme-Krankheit (Lyme disease).

Zeckenbisse hat es in den Wäldern Neuenglands schon immer gegeben, zwar nicht in der Häufigkeit, wie sie in den letzten Jahren beobachtet wurde. Der Biss oder besser Stich war zwar lästig, aber er galt nie als ein Problem. Mit einer Streichholzflamme oder etwas Nagellack war man den Plagegeist los. Nun aber schien es, dass die Zecke doch nicht so harmlos war. Der ursprünglich aus der Schweiz stammende Willy Burgdorfer, Bakteriologe in den Rocky Mountain Laboratories (Montana), nahm sich der Sache an: Er untersuchte die Krabbeltiere und entdeckte in ihrem Magen eine Spirochäte, ein schraubenförmiges Bakterium, das fortan seinen Namen trug: Borrelia burgdorferi. Im März 1983 veröffentlichte er seinen Forschungsbericht im »New England Journal of Science«.

Der Bösewicht

Die Zecke – auch Holzbock, Laubbock, Wald- oder Schildzecke genannt – gibt es auch bei uns. Ihr wissenschaftlicher Name ist Ixodes ricinus (ricinus bezieht sich auf die Samen des Wunderbaums, der Rizinuspflanze, denen die prall vollgesogene erwachsene Zecke ähnelt). Das Wort Zecke (englisch tick, plattdeutsch Tike) ist altgermanisch und bedeutet »Zwicker«, »zwickendes Insekt«. Als solches gehörte es zu den »elbischen Plagegeistern«, zu dem »Gewürm«, das von boshaften Zauberern und Zauberinnen den Menschen und seinen Haustieren angehext wird und alle möglichen Krankheiten bringen kann. Die Germanen glaubten, dass das Ungeziefer genauso wie Mensch und Vieh auch die Bäume plagt; übelgesinnte Hexer gingen daher in den Wald und schüttelten es von den Bäumen (Mannhardt 1875: 14).


Der Holzbock ist ein 1 bis 2 Millimeter langes Spinnentier, verwandt mit Milben und Krätzmilben. Weltweit gibt es etwa 650 Zeckenarten.15 Die meisten Zeckenarten durchlaufen, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, drei Stadien: Larven, Nymphen und erwachsene Tiere. Die winzigen Larven und die rund anderthalb bis zwei Millimeter großen Nymphen haben sechs Beine, die Erwachsenen acht. Zecken mögen kein direktes Sonnenlicht; sie lauern im feuchten, schattigen Gebüsch oder im Gras und warten auf eine vorbeiwandernde »Blutmahlzeit«. Die winzigen Vampire klettern jedoch nicht, wie es im Volksmund heißt, auf die Bäume und lassen sich auf ihre Opfer herabfallen. Im Gebüsch krabbeln sie aber immerhin bis auf anderthalb Meter, was der Höhe eines potenziellen Wirts entspricht, und gehen in Lauerstellung, bis ein Mensch oder Tier vorbeistreift. Zwar sind sie blind, aber sie nehmen mit besonderen Organen an den ersten Beinpaaren die leichteste Veränderung in ihrer Umgebung wahr. Sie empfinden die feinste Erschütterung, die durch die Bewegung ihres unfreiwilligen Wirts verursacht wird; sie riechen seinen kohlensäurehaltigen Atem, seine Ausdünstungen, den Schweißgeruch (Milchsäure, Buttersäure, Ammoniak); sie nehmen die Lichtveränderung durch seinen Schatten wahr; sie können Wärmeunterschiede von wenigen Hunderstel Grad spüren, und dann bewegen sie sich rasch krabbelnd in die verheißungsvolle Richtung. Am meisten zieht es sie zu Menschen mit »saurem« Schweiß, also jenen, die unter Stress leiden oder die sich nicht basisch ernähren, sondern mit einem Überschuss an fleisch- und zuckerhaltiger Nahrung den Körper übersäuern.

Die winzigen Larven, die nicht größer sind als der Punkt am Ende eines Satzes, leben vom Blut vor allem von Kleinsäugern, von Mäusen, Ratten, Igeln, Siebenschläfern und gelegentlich von Eidechsen und Vögeln. Die Eier der Zecken enthalten noch keine Borreliose-Spirochäten. Erst durch diese Kleintiere, vor allem die Nager, die so etwas wie ein Borrelienreservoir bilden, werden die Zecken mit Borrelien infiziert. Die Spirochäten, die in diesen Tieren leben, merken sofort, wenn eine Zeckenlarve an ihrem Wirt saugt. Die betäubenden, immun- und histaminhemmenden Chemikalien im Speichel, den die Zecken in den Wirt hineinspritzen, sind das Signal an die Borrelien, sofort – wie Eisenspäne zum Magnet – in Richtung Einstichstelle auszuschwärmen. Von dort aus infizieren sie die Zeckenlarve oder-nymphe und kolonialisieren deren Darm.

Auf diese Weise werden schätzungsweise etwa 1 Prozent der Larven mit Borreliosebakterien infiziert. Die Nymphen, die ebenfalls an Nagetieren saugen, sollen (in Europa) zu etwa 10 Prozent durchseucht sein. Die erwachsenen Zecken, die auf größeren Säugetieren – Rehen, Hirschen, Pferden, Hunden, Menschen – schmarotzen, sollen um die 20 Prozent mit Borreliose und zu 1,5 Prozent mit dem FSME-Virus infiziert sein. Diese statistischen Angaben sind jedoch mit größter Vorsicht zu genießen, da die Durchseuchung von Region zu Region äußerst unterschiedlich ist und die Untersuchungen keineswegs repräsentativ sind. Nach neuen Schätzungen sollen in den USA allein die Nymphen je nach Region zwischen 30 und 100 Prozent mit Borrelien infiziert sein (Buhner 2005: 19).

Der Zyklus von der Larve bis zum geschlechtsreifen Tier dauert zwei bis drei Jahre. Das erwachsene Weibchen braucht viel Blut, damit die rund 3000 Eier, die es legen wird, ausreifen können. Die Männchen, die gleich nach der Begattung sterben, nehmen eine geringere Blutmahlzeit zu sich. Wenn sie einen warmblütigen Wirt gefunden hat, nimmt sich die Zecke viel Zeit – bis zu mehreren Stunden –, bis sie die passende Einstichstelle findet. Ein befreundeter homöopathischer Arzt, Dr. med. Roland Günther, vermutet, dass die Einstichstelle nicht dem Zufall überlassen wird, sondern dass es sich dabei möglicherweise um eine Akupunkturstelle handelt, an der die Zecke ihren mit Widerhaken versehenen Stechapparat in die Haut versenkt. Er meint, man solle sie ruhig gewähren lassen und ihr für die Akupunktur das bisschen Blut gönnen. Die Ansicht des unorthodoxen Mediziners widerspricht diametral jenen Untersuchungen, die besagen, dass die Gefahr einer Infektion mit der Länge der Zeit, während der der kleine Vampir saugt, entsprechend steigt. Nach US-Studien besteht nach 12 Stunden Saugzeit noch keine Ansteckungsgefahr, nach 24 Stunden beträgt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung 30 Prozent und nach 48 bis 72 Stunden fast 100 Prozent (Lösch et al 2006: 16).

Der Stechapparat der Zecke (stark vergrößert).

Wenn das warme Blut aus dem angestochenen Säugetier oder Menschen in die Zecke hineinfließt, kommt es in ihrem Wanst zu einer Temperaturerhöhung und zum Absinken des pH-Werts. Das verstehen die Spirochäten sofort als Botschaft: Sie wissen, dass sie nun einen anderen Organismus besiedeln können. Mit Hilfe der genetischen Information ihrer Plasmiden analysieren sie das einströmende Blut und erkennen, ob es das Blut einer Maus, eines Hundes, eines Rehs oder eines Menschen ist. In kurzer Zeit passen sie ihren Stoffwechsel und ihre Zellmembranen dem betreffenden Organismus an. Sie verändern je nach Wirt die Oberfläche ihrer Eiweißhüllen, um dessen Immunzellen überlisten zu können. Danach wandern sie, getarnt und gepanzert, vom Darm, wo sie sich hauptsächlich aufhalten, zu den Speicheldrüsen der Zecke. Das braucht etwas Zeit. Deshalb stimmt es: Je länger die Zecke saugt, umso eher hat die Invasionsarmee der Spirochäten eine Chance, in den neuen Organismus überzusiedeln.

Der Befallene bemerkt den Zeckenstich meistens nicht, da der Speichel der Zecke schmerz- und gerinnungshemmende Substanzen enthält. Erst wenn diese wirken, senkt die Zecke ihren mit Widerhaken versehenen Stechapparat in die betäubte Haut und hinab bis zu den kleinen Blutgefäßen. Mit einer Art Klebstoff verankert sie ihr Mundwerkzeug fest in der Haut. Zwei, drei Tage, manchmal noch länger, schleckt sie nun Blut. Dabei nimmt sie das Hundert- bis Zweihundertfache ihres eigenen Gewichts auf. Wenn dann ihr dehnbarer lederiger Hinterleib prall voll ist, fällt sie ab, legt ihre Eier und stirbt.

Zecken ertragen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Aber erst, wenn die Temperatur im Frühling über zehn Grad steigt, werden sie aktiv. Im Hochsommer wird es ihnen zu heiß, da verkriechen sie sich. Deswegen ereignen sich die meisten Ansteckungen mit Borreliose, wie auch mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), im Frühsommer. Die Zecken haben aber auch natürliche Feinde: Extrem kalte Winter dezimieren sie. Ameisen und Spinnen fressen ihre Eier und Larven. Einige Mehltauarten können sie befallen, ebenso Fadenwürmer (Nematoden). Es gibt Vögel, für die eine Zecke ein Leckerbissen ist. Und es gibt winzige parasitische Wespen (Ixodiphagus hookeri), die ihre Eier auf Zecken legen; die ausgeschlüpften Wespenlarven fressen dann die Zecken von innen her auf.

Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können

Neben der Lyme-Borreliose kann der Holzbock eine Vielzahl von ziemlich unangenehmen Infektionskrankheiten übertragen. Manchmal, aber sehr selten, treten sie auch als Ko-Infektionen mit der Borreliose in Erscheinung. Expertenschätzungen liegen zwischen 120 bis 800 Erkrankungen, die durch Zeckenbiss übertragen werden können. Darunter befinden sich folgende:

Rückfallfieber (Febris recurrens), dessen Erreger ebenfalls eine Spirochäte ist. Symptome sind wiederholte Fieberschübe, Milzvergrößerung, fleckenförmige Haut- und Schleimhautblutungen, Muskelund Gliederschmerzen und diverse Komplikationen.

Babesiose (Piroplasmose), eine durch Sporentierchen (Protozoen) ausgelöste malariaähnliche Infektion vor allem bei Tieren, gelegentlich auch bei Menschen. Infolge der zerfallenden Zellen kommt es zu Symptomen wie Blutharnen, Blutarmut und Gelbsucht.

• Als Fleckfieber, Flecktyphus, Hunger-, Kriegs- oder Läusethyphus bezeichnet man eine Gruppe von typhusähnlichen Erkrankungen (Rickettsiosen), die durch Ricksettsia-Bakterien ausgelöst werden. Die Bakterien befallen die Auskleidung der Blutgefäße (Endothelgewebe) und lösen schwere Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, fleckenförmige Hautausschläge, eventuell Hirnhautentzündung und Kreislaufkollaps aus. Verwandt sind das Felsengebirgsfieber (Rocky Mountain Spottet Fever), das weniger gefährliche Fünftagefieber und etliche andere Infektionen.

• Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine weitere von Zecken übertragene, vermutlich durch einen Virus ausgelöste Krankheit, hat ein grippales Vorstadium (Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber). In seltenen Fällen entwickelt sie sich, vor allem bei älteren Menschen, zu einer Hirnhautentzündung, die aufs Gehirn übergreift.

Wir leben in einer Zeit, in der das Gehirn und die Intelligenz wie ein Götze verehrt wird. Da löst die Vorstellung von einer hirnschädigenden FSME eine regelrechte Hysterie aus. In Österreich gab es eine Kampagne, die den Bewohnern von sogenannten Risikogebieten16 dringend eine von einem Professor in Wien entwickelte Impfung empfahl. Die im ganzen Land aufgeklebten Plakate, die den grotesk vergrößerten chitingepanzerten Kopf einer Monsterzecke samt Kieferklauen und bedrohlich ausgestreckten Vordergliedern zeigten, warben nicht etwa für den neusten Horrorthriller aus Hollywood, sondern für die »Zeckenschutzimpfung«. Das Resultat der Kampagne war, dass in Österreich fast 90 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. In den letzten 20 Jahren sind 35 Millionen Dosen des Impfstoffs verkauft worden – was die Aktionäre der Herstellerfirmen sicherlich erfreut.

Die Impfung täuscht den Schutz gegen alle Zeckenerkrankungen vor, ist aber nur gegen den FSME-Virus gerichtet. Sie macht nicht immun gegen Borreliose. Gegen diese cleveren Spirochäten ist bis jetzt kein Impfstoff erfunden worden. (Angeblich soll es inzwischen eine Borrelioseimpfung für Hunde geben. Ich vermute allerdings, dass es sich dabei – ohne dass die Hundehalter darüber aufgeklärt werden – um ein groß angelegtes Experiment handelt.)

Im Jahr 1998 verkündete der Pharmariese Glaxo Smith Kline, dass nun ein sicherer Impfstoff (LYMErix) erhältlich sei. Der auf der Grundlage eines der bakteriellen Oberflächeneiweißstoffe (OspA) entwickelte Impfstoff veranlasse das Immunsystem, Antikörper zu bilden. Wie es sich bald zeigte, hatte LYMErix so viele verheerende Nebenwirkungen, dass der Impfstoff in einem Sturm von Schadenersatzklagen 2002 wieder vom Markt genommen werden musste. Zu den Impfschäden gehörten unter anderem die Auslösung oder Reaktivierung heftiger Borreliosesymptome. Die körpereigenen Immunzellen (T-Zellen) rasteten aus und griffen Gelenkknorpelgewebe an, als wären sie feindliche Fremdstoffe. Einige der Geimpften landeten im Rollstuhl; Schwangere erlitten Aborte.17

Zur Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME werden als Grundimmunisierung drei Spritzen innerhalb eines Jahres empfohlen; dann im dritten darauf folgenden Jahr und alle fünf weitere Jahre Auffrischungsimpfungen. Neben inaktivierten, nicht vermehrungsfähigen FSME-Viren, die zu diesem Zweck in Hühnerzellen gezüchtet werden, enthält der Impfstoff Aluminiumhydroxid, Thiomersal, Formaldehyd und je nach Hersteller Spuren von verschiedenen Antibiotika. Die Impfung sei, so wird propagiert, für Forst- und Waldarbeiter, Landwirte, Urlauber, Jogger, Wanderer und sogar für spielende Kinder unerlässlich. Mäuse, Vögel, Rehe, Rotwild, auch infizierte Ziegen- und Schafsmilch gelten als Virenreservoir.

Bei diesem massiven Aufwand würde man meinen, man hätte es bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis mit einer echten Epidemie zu tun. Wie sieht es aber wirklich aus? In sogenannten Risikogebieten, wie Österreich, in der Nordschweiz und in Teilen Süddeutschlands, konnten FSME-Viren in einer von 900 Zecken nachgewiesen werden. Bei 60 bis 70 Prozent der gebissenen Personen hat das Virus keine Folgen; meistens wissen sie nicht einmal, dass sie gebissen wurden. Bei 20 bis 30 Prozent bleibt es bei grippeartigen Symptomen, und nur bei 5 bis 10 Prozent entwickeln sich neurologische Symptome, die – besonders bei Kindern – fast immer von allein wieder vergehen.18 Das Risiko einer dauerhaften Schädigung liegt bei 1 zu 78000. Im Gegensatz dazu treten bei einer unter 32000 Impfungen Nervenschäden auf. Also genau die Schäden, die eigentlich durch die Impfung verhindert werden sollten!19 Das Risiko der Impfung ist also nicht zu rechtfertigen!

In Deutschland, einem Land mit 82 Millionen Einwohnern, wurden jährlich im Durchschnitt 261 FSME-Erkrankungen gemeldet, von denen jeweils einer tödlich verlief. Das ist ein Todesrisiko von 1 zu 82 Millionen. In der Schweiz (7 Millionen Einwohner) erkranken schätzungsweise 100 Personen an FSME. Und in Österreich (über 8 Millionen Einwohner) gab es zwischen 1999 und 2004 41 bis 82 FSME-Erkrankungen pro Jahr; trotz flächendeckenden Impfungen stieg 2005 die Zahl auf 100 Erkrankungen mit 3 Todesfällen. Eine Epidemie? Das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, ist größer!

Noch etwas ist zu berücksichtigen: Zu Recht heben Impfkritiker hervor, dass die Symptome einer FSME-Erkrankung auch einer ganzen Reihe anderer möglicher Ursachen, wie Pestizid- oder Medikamentenvergiftung, zugeordnet werden können. Die Eindeutigkeit der FSME-Diagnose mittels Virentest ist nicht gesichert. Auch der gesundheitliche Ausgangszustand des Patienten wird bei der Diagnose kaum berücksichtigt (www.impfkritik.de; Stand 23. Mai 2006).

Natürliche Hilfen bei FSME-Verdacht

Wie bei allen Viruserkrankungen – Grippe, Erkältung, Masern, Herpes, Denguefieber, Ziegenpeter, Windpocken – gilt es zuallererst, um die Genesung zu unterstützen, vernünftig zu leben und die Natur zu Hilfe zu rufen: Bewegen Sie sich in frischer Luft und Sonnenschein, und nehmen Sie eine ausgeglichene basische Nahrung zu sich, essen Sie viel Vitamin-C-haltiges Obst und Gemüse. Auch Knoblauch und Zwiebel stärken die Abwehrkräfte. Dazu kommen Kuren mit Heilkräutern und Säften, die antiviral wirken (siehe auch Seite 244):

Holundertee aus den Blüten des schwarzen Holunders (Sambucus niger) sowie Holundersaft aus den reifen Beeren. Der Saft hat sich insbesondere bei Viruserkrankungen wie Gürtelrose und Herpes bewährt.

Schafgarbentee wirkt schweißtreibend, harntreibend, entgiftend und stärkt die Abwehrkräfte.

• Weitere pflanzliche Mittel mit immunstärkender, antiviraler Wirkung sind Zitronenmelisse als Tee, Tinktur oder Badezusatz, Johanniskraut als Tee sowie Sonnenhut als Tinktur verwendet.

• Zur Entschlackung und Entgiftung bei viralen Infekten helfen Brennnesseltee, Goldrutentee und die frischen grünen Frühjahrskräuter als Salat (Storl 2005b: 15).

Schutzmaßnahmen gegen Zeckenbiss

Ehe man in die Natur geht: Beine mit Zedernöl, Nelkenöl, Teebaumöl, Pfefferminzöl oder anderen ätherischen Ölen einreiben. So taten es auch die Indianer. Einen guten Schutz erzielt man, wenn man Teebaumöl, Nelkenöl und Geranienöl mit einem anderen Hautöl mischt.

Zecke schnell entfernen: Bisher wurde dazu meistens eine Zeckenzange verwendet, mit der der kleine Blutsauger am Kragen gepackt und – wie es in der Anweisung meistens heißt – gegen den Urzeigersinn herausgedreht wird. Aber ob rechts oder links herum kann man ruhig seinen politischen Überzeugungen überlassen, denn weder das eine noch das andere ist richtig (Konz 2000: 1337). Zecken schrauben sich nicht in die Haut, sondern stechen. Daher ist es das Beste, sie einfach herauszuziehen. Inzwischen weiß man auch, dass Zeckenzangen zu grob sind; sie quetschen die Zecke, was zur Folge hat, dass sie dabei ihren Darminhalt in die Einstichstelle erbricht. Noch schlimmer ist es, wenn man ihr, wie es früher allgemein üblich war, mit Nagellack, Öl, Klebstoff oder einer Streichholzflamme zu Leibe rückt. Die meisten Infektionen erfolgen durch derartige unsachgemäße Versuche, die Zecke zu entfernen bzw. durch das Ausquetschen.

Die winzigen Larven oder Nymphen hebelt man am besten mit einem spitzen Messer heraus oder schabt sie mit einer Rasierklinge ab. Eine erwachsene Zecke kann man mit einer Splitterpinzette am Kopf fassen und zügig herausziehen. Danach wird die Bissstelle mit Teebaumöl oder einem anderen ätherischen Öl desinfiziert (Borreliose SHG Kassel, März 2006).

• Wer in einer besonders stark mit infizierten Zecken bevölkerten Gegend lebt, etwa am Bodensee, kann vorsorglich drei Tage lang dreimal am Tag die homöopathische Borreliennosode D3020 einnehmen.

Weitere Übertragungsmöglichkeiten

Borrelien wurden auch in anderen stechenden und blutsaugenden Insekten gefunden, in Flöhen, Mücken, Bremen; sie können höchstwahrscheinlich ebenfalls Borreliose übertragen. Auch wenn sie Träger dieser Spirochäten sind, bleibt die Ansteckungsgefahr gering, da es bei ihnen nicht zu einer Darmentleerung kommt. Dennoch soll es nachweislich in Connecticut und in der BRD zur Ansteckung durch Flöhe und in Russland durch Milben gekommen sein. Einige amerikanische Forscher glauben sogar, dass bei grasenden Tieren, Kühen und Pferden, eine Ansteckung über den Urin möglich ist, da sich zeigte, dass Spirochäten unbeschadet Blase und Harnorgane passieren (Buhner 2005: 17). Da sie auf das innerkörperliche Milieu angewiesen sind, glaube ich jedoch nicht, dass diese Bakterien im Freien, außerhalb eines Wirtsorganismus, überleben können.

Offen ist die Frage, ob die Borreliose entgegen landläufiger Behauptungen auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Durch Bluttransfusionen ist es auf jeden Fall möglich, und eine Übertragung bei Organspenden oder von der Mutter auf den Embryo ist sehr wahrscheinlich. Es gibt Untersuchungen, die Borrelia-Spirochäten in Sexualsekreten, Sperma, Tränen, Urin sowie Muttermilch nachgewiesen haben. Einige Experten behaupten sogar, es gebe klinische Beweise für eine sexuelle Übertragung der Borreliose und dass die Ehepartner Infizierter immer auch serologisch positiv getestet werden (Harvey, W.T. und P. Salvato 2003: 746). Und die Forscherin Dr. Lida Mattmann, Yale-Absolventin und Direktorin eines medizinischen Forschungsinstituts in Michigan, glaubt sogar, dass schon die einfache Berührung genügt, um Borreliosekeime zu übertragen; Kugelschreiber, Händeschütteln oder das Berühren von Türklinken könnten gefährlich sein – wahrscheinlich handelt es sich dabei um den typisch amerikanischen Bazillenwahn (Patricia Kane, »Detoxifying Lyme«, 2004, www.springboard4health.com). Wieder einmal sehen wir: Es wird viel gemutmaßt und wenig gewusst.

Auch unsere Haustiere – Hunde, Katzen, Rinder, Pferde und Kühe – können von der Spirochäte befallen werden. Eine Studie21 in der Schweiz zeigte, dass ungefähr ein Drittel der untersuchten Kühe positiv auf Borrelien-Antikörper getestet wurden. Die positiv getesteten Kühe zeigten aber keine offensichtlichen Symptome. Auch die Milch enthielt die Antikörper. Daher stellte sich die Frage, ob sich die Borreliose auch durch Fleisch- und Milchgenuss ausbreiten könnte.

Es scheint also, dass die Borrelien in den letzten Jahren den Kreis ihres Wirkungsfeldes auf weitere Säugetierarten erweitert haben als nur Rehe und Nagetiere. Borrelien gibt es schon lange, schon seit vielen Hunderten von Millionen Jahren. Heutzutage scheinen sie aber durch Selektionsdruck schneller zu mutieren und weitere Wirtsorganismen zu besiedeln.

Die Borrelien-Spirochäte

Schauen wir uns nun das winzige Tierchen genauer an, das von Zecken auf Mensch und Säugetier übertragen werden kann. Das nach Willy Burgdorfer Borrelia burgdorferi genannte schlangenförmige Bakterium ist eine mit der Syphilis (Treponema pallidum) verwandte Spirochäte. Ihren Gattungsnamen Borrelia verdankt sie dem Straßburger Bakteriologen Amédée Borrell, der sie im Jahr 1905 als Erster entdeckte.

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9783038006329
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