promo_banner

Реклама

Читать книгу: «After the Storm - Kaninchen in Cornwall», страница 3

Шрифт:

Kapitel 3

Nachdem sie sich eine geraume Weile lang durch den Londoner Stadtverkehr geschoben hatten und wieder einmal an einer roten Ampel anhalten mussten, schaute der Fahrer zu Sam nach hinten. „Wo soll ich euch rauslassen?“

„Vorn beim Park.“

„Super, dann kann ich da drehen.“

In einer Seitenstraße einer Seitenstraße einer Seitenstraße geschätzt irgendwo im Südwesten der Londoner Innenstadt fuhr der Kleinbus links ran. Sie verabschiedeten sich vom Fahrer und stiegen aus. Sam schnappte seinen Rucksack und Bettina warf die Tür hinter sich zu.

„So, dann mal los, ich hab echt Hunger“, sagte Sam und überquerte die Straße. Bettina folgte ihm. Es war eine ruhige Straße voller Wohngebäude, vier oder fünf Stockwerke hoch; aufgrund der Lage vermutete sie, dass das hier eine teure Gegend war. Sie liefen an den Häusern entlang und bogen dann rechts ab. Gegenüber lag ein ruhiger Park, die Straße war breit und was hier an Autos parkte, war einiges wert. Bettina hoffte, dass das Restaurant nicht mehr allzu weit entfernt war und freute sich nun wirklich auf einen trockenen, warmen Sitzplatz, etwas zu trinken und auf die Nudeln, die Sam versprochen hatte.

Er blieb stehen und öffnete das Vorgartentor zu einem der zweifarbig gestrichenen, sehr nobel renovierten Häuser. Er wies mit der Hand zur Tür und ließ Bettina den Vortritt. „Bitte.“

Sie stand nur da, starrte abwechselnd das Haus und Sam an und verstand es nicht. Sie hatten doch in ein Restaurant gehen wollen, Pasta essen. Aber das hier war ein Wohnhaus. „Wohnst du hier?“, fragte sie ihn.

„Ja“, sagte er und lächelte. Er legte den Kopf schräg. „Ich dachte … ich mache uns Spaghetti mit Hackfleischsoße und nachher fahre ich dich zum Hotel.“ Sam steckte beide Hände in seine Jackentaschen und senkte den Kopf. Er schaute Bettina an, mit genau dem Blick, den sie insgeheim seinen Welpenblick nannte. Er sah einfach nur lieb aus und ein wenig, als ob er etwas ausgefressen hätte. „Wir … können auch in ein Restaurant gehen. Wir haben einige gute hier zwei Straßen weiter. Aber der Tag war anstrengend und ich freue mich wirklich auf zu Hause. Ich … es … es ist nur eine Einladung. Zum Essen. Ich … mag dich irgendwie.“

Bettina starrte Sam an. Ihr Hirn brauchte eine Weile, um diese Informationen zu verarbeiten. Er wohnte hier. Wahrscheinlich auch noch im Penthouse. Und er wollte für sie kochen? Wie absurd konnte es noch werden?

„Bitte entscheide dich jetzt, mir ist kalt und ich habe immer noch nasse Haare. Wenn ich mir hier draußen den Tod hole, wird Terry sehr sehr böse werden.“ Er grinste. Sam nahm eine Hand aus der Jackentasche und rieb sich über die Stirn. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe von einseinundsiebzig auf und sah Bettina an. „Was sagst du?“

Bettina konnte nichts sagen. Aber ihrem Magen wurde es zu blöd und er verkündete erneut lautstark, dass er nun Hunger hatte. Sam lächelte. Er holte einen Schlüsselbund aus seiner Jacke und ging auf die Tür zu. Dort angekommen, drehte er sich zu Bettina um und wartete. Sie zog das metallene Tor hinter sich zu und ging zu Sam hinüber. Er lächelte. „Schön. Also doch Hunger?“ Er schloss die Haustür auf und ließ Bettina zuerst eintreten.

Die Eingangshalle des Gebäudes war lang und schmal und sehr geschmackvoll. Die Fliesen waren in blaugrau, weiß und braun gehalten und sahen aus wie aus Marmor. Sie gingen an einer langen Reihe von schwarzen, schick aussehenden Briefkästen vorbei und Sam schnappte sich einige zusammengerollte Umschläge und Zeitungen, die aus einem von ihnen herausschauten. Bettina warf eher beiläufig einen Blick auf den Namen am Briefkasten und machte ein überraschtes Geräusch.

„Hm?“, machte Sam und drehte sich zu ihr um.

„Du heißt gar nicht Baker?“

„Nein.“

„Aber Sam stimmt?“

„Samuel eigentlich, aber so nennt mich nur meine Mutter oder manchmal Terry, wenn er mich ärgern will. Ich bevorzuge Sam.“ Er öffnete die Aufzugtür und ließ Bettina erneut den Vortritt. Er drückte den Knopf für die zweite Etage.

„Kein Penthouse?“, fragte sie und bereute es sofort, nachdem sie es gesagt hatte. Er lachte kurz. „Nein. Zu teuer und nicht schön geschnitten.“

„Na dann.“

Auch beim Verlassen des Aufzuges und beim Betreten der Wohnung ließ Sam Bettina jeweils den Vortritt. Sie war überwältigt von der Gesamtsituation, und aufgeregt. Sie würde eine Weile brauchen, das alles zu verarbeiten.

Gleich neben der Eingangstür, die in einen kleinen Vorraum führte, gab es eine breite Garderobennische und Sam hängte seine und Bettinas Jacke dort auf. Seinen Rucksack stellte er um die Ecke herum in den Flur der Wohnung. „Schuhe bitte ausziehen“, sagte er und stellte seine eigenen in ein Regal zu den anderen Schuhen. Bettina zog ihre ebenfalls aus und bekam sehr bequeme Gasthausschuhe zugeteilt.

„Danke.“

„Klar.“ Sam wies den Flur entlang. „Ja. Dann mal willkommen bei mir zu Hause. Hier ist das Wohnzimmer, komm ruhig rein“, sagte er und betrat den Raum gegenüber durch eine große Doppelflügeltür. Das Zimmer war riesig, hatte hohe Stuckdecken, Sprossenfenster und einen offenen Kamin. Die Möbel waren ein Gemisch aus sehr englisch und modern, zum Beispiel die riesige, c-förmige Sofalandschaft in der Mitte des Raumes. Schräg neben dem Kamin stand ein großer, moderner Fernseher, hinten links im Raum ein herrschaftlich anmutender, großer Esstisch für mindestens sechs Personen, der mit allerlei Kram zugestellt war. Bettina konnte aus der Entfernung viele Papiere, Büromaterial und Bücher erkennen. In der Mitte der rechten Zimmerwand lag eine Tür, auf die Sam nun zusteuerte.

Auch die Küche war zwar modern, aber auch sehr gemütlich eingerichtet. In einem wintergartenartigen, kleinen Erker am hinteren Raumende gab es einen Essbereich für zwei Personen, die Küchenmöbel waren alle in graubraun, kupferfarben und dunkelblau gehalten.

„Setz dich ruhig. Du kannst auch rübergehen ins Wohnzimmer, wenn du magst.“

„Nein, ich würde lieber hierbleiben. Kann ich was helfen?“

„Klar.“ Sam streckte sich und holte zwei Schneidbretter aus einem der Oberschränke. Bettina nahm sie entgegen. Sie suchte und fand die Besteckschublade und legte zwei Messer heraus, Sam lächelte still vor sich hin. Sie sprachen kaum miteinander, aber es klappte hervorragend, die verschiedenen Zutaten zu schneiden, das Nudelwasser aufzusetzen und gleichzeitig die Bolognesesoße vorzubereiten. Bettina wusste instinktiv, wo was zu finden war in der Küche.

„Wir sind ein gutes Team, wir sollten öfter zusammen kochen“, sagte Sam beiläufig, als sowohl das Nudelwasser bereit war sowie die Soße auf dem Herd köchelte. Sam nahm Spaghetti aus einem Schrank und legte sie auf die Arbeitsplatte. Mehr als zu nicken schaffte Bettina nicht. Sie wusste ja schon, dass er ein netter Kerl war, aber sie hatte doch etwas mehr Joe in Sam erwartet.

„So, die Soße kommt hoffentlich eine Viertelstunde ohne mich klar, du kannst ja ab und zu mal umrühren und dann die Spaghetti anstellen. Ich dusche jetzt mal kurz, wenn das für dich in Ordnung ist.“

„Klar.“

Sam nickte, schnappte sich seinen Rucksack und verschwand im hinteren Teil der Wohnung. Bettina fiel noch etwas ein, das konnte keine Viertelstunde warten. „Sam?“, rief sie ihm hinterher.

„Ja?“, rief es zurück und er kam durch die hintere Tür zurück ins Wohnzimmer.

„Könnte ich vielleicht …“ Weiter kam sie nicht. Er grinste. „Ja, klar, komm mit.“

Draußen im Flur zeigte er auf das letzte Zimmer hinten links. „Da um die Ecke. Da sind auch ein Fön und Handtücher.“ Er selbst verschwand in der Tür daneben, die vom Flur aus in ein weiteres Badezimmer führte.

Bettina betrat den Raum, es war, wie es aussah, ein ungenutztes Gästezimmer, und es hatte ein eigenes kleines Bad.

Als sie zurück in den Flur kam, hörte sie aus Sams Bad Wasser laufen. Surrealer konnte es kaum werden. Sie ging zurück in die Küche und nahm auf dem Weg dorthin noch ihr Handy aus ihrer Jacke. Annette hatte nur geschrieben <Wird später bei mir>. Bettina schrieb <Bei mir auch> zurück und kümmerte sich um die Spaghetti.

„Alles klar hier?“, fragte es von hinten und Sam schaute auf den Herd.

„Ja, alles gut“, sagte Bettina und drehte sich zu ihm um.

„Ich … hab‘s mir mal bequem gemacht.“ Sam hatte nun trockengefönte Haare und neben einer sauberen und ordentlichen Jogginghose einen dicken Wollpullover an.

„Kein Thema.“

„Woah, das war echt gut jetzt. Schön warm.“

Bettina machte sich daran, die Nudeln aus dem Wasser zu holen, nachdem sie zwei Teller bereitgestellt hatte. Sie öffnete die Schublade, in der sie das Nudelsieb vermutete und voilà, da war es.

„Woher weißt du, wo alles seinen Platz hat?“, fragte Sam und nahm die Soße vom Herd.

„Keine Ahnung.“

Er lachte und schob die Nudelsiebschublade mit dem Knie zu. „Wir können hier essen, drüben ist es nicht so gemütlich und den großen Tisch hab ich gerade anderweitig belagert“, sagte Sam und wies hinüber in die Essecke. Bettina nickte.

„Schmeckt es dir?“, fragte er mit vollem Mund über den Tisch. „Sorry.“

„Ja, schmeckt super, sehr lecker. Du kannst das echt gut.“

„Rezept von meiner Mom.“ Sam aß weiter.

„Danke. Für alles.“

Sam schaute zu ihr herüber. „Gern.“

Bettina legte ihr Besteck auf den leer gegessenen Teller. „Aber eins würde ich noch wirklich gern wissen.“

„Und was?“ Er hob die Augenbrauen.

„Warum?“

„Warum?“

„Ja, warum.“

„Warum was?“

„Warum das alles hier?“

„Ich wohne gern hier.“

„Das meine ich nicht.“

„Was meinst du denn dann?“ Sein Mundwinkel zuckte und sein rechtes Auge öffnete sich einen Tick weiter.

„Du weißt genau, was ich meine.“

„Nein.“ Sams Gesichtsausdruck wechselte von ‚Ja, ich weiß es’ zu ‚Ich sag’s aber nicht’. Er stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab, verschränkte die Finger und legte das Kinn darauf. Dann rieb er kurz seine Schläfen. „Komm, wir räumen hier ab.“

Kapitel 4

Bettina saß neben Sam auf dem Sofa, die Füße bequem hochgelegt. Er hatte sich eine Sofadecke genommen und ihr auch eine gegeben. Die Decke war dunkelblau gemustert, sehr weich und roch seltsam vertraut und gemütlich. Das Feuer im Kamin brannte und war um Längen interessanter als das Fernsehprogramm schräg daneben. Beide hatten nach dem Essen noch eine heiße Schokolade getrunken und wurden nun langsam schläfrig. Sam war bisher nicht mehr auf die Frage nach dem Warum eingegangen und Bettina hatte auch nicht weitergebohrt. Sie hatten sich nett unterhalten, über London, England, das britische Fernsehen und wie Sam die Wohnung einer fast hundertjährigen, aktmalenden Perserkatzenzüchterin abgekauft hatte.

Sein Handy blinkte und er griff seufzend danach. Er hielt es in der Hand und sah zu Bettina. „Ich möchte gern, dass du weißt, dass ich das als unhöflich empfinde, im Beisein von Gästen ständig auf das Telefon zu schauen … aber es kann jederzeit sein, dass sich Terrys Pläne ändern und er erwartet auch, dass man erreichbar ist. Da er quasi mein Boss ist, muss ich leider immer online sein.“

„Schon gut, klar, verstehe ich.“

„Gut.“ Sam drehte das Telefon um und schaute drauf. „Hm“, machte er. Es war ein halbfragendes Hm.

„Ist das ein gutes Hm oder ein schlechtes Hm?“, fragte sie.

„Das weiß ich noch nicht. Er schreibt, er wird morgen mit Jake und Neal sprechen, es kommt sogar jemand vom Sender dazu.“

„Ist das unüblich?“

Sam sah zu ihr. „Ja, jein, ja, doch. Normalerweise löst Terry seine Probleme selbst. Ich kenne die genauen Hintergründe nicht, aber eine Aussprache ist dringend nötig und ich halte es für keine schlechte Idee, dass da eine neutrale Person vom Sender dabei ist.“

„Und wenn es nicht gut ausgeht?“

„Tja.“ Sam atmete durch und setzte sich etwas aufrechter hin. Er kam dadurch ein paar Zentimeter näher. „Das ist die Frage. Beide haben einen bestehenden Vertrag für die gesamte Staffel. Den müssen sie schon erfüllen, sonst wird es teuer. Aber danach, keine Ahnung. Könnte in einem Super-Gau enden. Im besten Fall muss Terry nur die ganze restliche Serie umschreiben.“

Das Handy blinkte erneut und Sam las. Er lachte auf einmal laut los und hielt Bettina das Telefon hin. Die letzte Nachricht von Terry, der als Nutzername mit „Bossy“ benannt war, lautete <Am besten erschießt Joe sie einfach beide, dann bin ich zwei Probleme auf einmal los>.

„Bossy?“, fragte Bettina.

„Ja. Terry Bosworth. Haha. Oh, ich liebe es … nicht.“

„Wäre aber eine Lösung.“

Sam schaute zu ihr herüber. „Ja, das schon. Aber dann hassen die Fans mich noch mehr.“

„Die hassen dich doch nicht.“

„Hassen ist zu viel gesagt. Aber Joe ist nicht gerade der Liebling der Zuschauer.“

„Ich mag ihn. Kann ich ihn mal ausleihen, um meinen früheren Chef und meinen Ex-Freund aus dem Weg zu räumen?“

Sam hob die Schultern an, dachte kurz mit schräggelegtem Kopf nach und sagte dann: „Ich frage ihn, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Ich sag dir Bescheid.“

„Danke.“

„Gern.“ Sam lächelte breit und tippte etwas in sein Handy. Dann legte er es mit dem Display nach unten neben sich.

„Schöne Hülle.“ Bettina spielte auf die Kaninchennase in Großaufnahme an, die die Rückseite seines Telefons zierte. Er nahm es hoch und schaute drauf. „Ja, das ist Alfred.“

„Alfred?“

„Ja. Einer unserer Besten.“

„Eurer … besten was?“

„Kaninchen. Alfred ist einer unserer Besten. Er hat Ausstellungen gewonnen. Ah, warte.“

Sam angelte eine Zeitschrift vom Beistelltisch neben dem Sofa. Er blätterte darin und hielt Bettina eine Seite hin. Es war laut Überschrift der Bericht einer Kaninchenausstellung, auf dem Bild sah sie einen älteren Mann mit Schirmmütze und einem großen, schwarzen Kaninchen auf dem Arm, daneben stand ein weiterer Mann und hielt einen Pokal. Sam tippte auf den Mann, der das Kaninchen hielt. „Das ist mein Dad.“ Danach zeigte er auf das Kaninchen. „Und das, das ist Alfred.“

„Du züchtest Kaninchen?“

„Ja, mit meinem Vater zusammen. Aber zu Hause.“

„Echt jetzt?“

„Ja.“ Er lachte. „Auch Joe hat Hobbys.“

„Ja, aber … egal. Ich freue mich für dich, dass Alfred so ein toller Kerl ist.“

„Oh ja, das ist er.“ Sam grinste breit und freute sich sichtlich über Bettinas Verwirrung. Dann wurde er ernster. „Du hast gestern gesagt, du wolltest zu Hause raus. Alles ok bei dir? Job gewechselt sagtest du? Ex-Freund? Klingt nach Veränderung auf voller Front?“ Sam sah interessiert zu ihr herüber und wartete geduldig. „Du … musst nicht darüber reden, aber wenn du willst, ich würde zuhören.“

Seine Worte trafen Bettina mitten ins Herz. Sie hatte sich gerade halbwegs beruhigt, darüber, dass sie hier auf seinem Sofa saß und jetzt war er auch noch so … nett. Und völlig normal. Und freundlich. Was die Frage nach dem Warum erneut hochkommen ließ. Die spontane Einladung ins Café gestern war schon ungewöhnlich genug gewesen. Er traf doch sicher oft Fans auf der Straße, mit denen er einige Worte wechselte. Unter den Fans war eine Reise nach London und ein Erkunden der erreichbaren und bekannten Drehorte der Serie schon fast ein Muss. Sam und auch die anderen Darsteller tauchten immer mal in den Internetforen und Facebookgruppen auf Fanfotos auf, aber nie hatte sie davon gehört, dass sie gemeinsam irgendwo Kaffee getrunken hätten, auch keinen Minztee oder Kakao und schon gar nicht waren sie zum Besuch des Sets oder, noch absurder, zu einem der Darsteller nach Hause zum Spaghettiessen eingeladen worden. Warum hatte Sam das also getan?

„Hm?“, machte es neben ihr. Sie löste sich aus ihrer Gedankenwelt und kam ins Hier und Jetzt zurück, in dem Sam neben ihr auf der Couch saß, gefühlt wieder einige Zentimeter näher, und sie offen und fragend ansah.

„Danke, Sam. Ich weiß nicht. Es gibt nicht so viel darüber zu sagen.“

„Du möchtest nicht darüber reden?“

„Nein, momentan nicht.“

„Das ist völlig okay.“

„Sam, was passiert hier?“

„Was meinst du?“

„Du weißt genau, was ich meine.“

Sams Mundwinkel zuckten und er bekam seine charakteristischen zwei kleinen Falten zwischen den Augenbrauen. Er atmete durch und starrte ins Feuer. „Ich weiß es selbst nicht.“ Er klang fast schon verzweifelt. Er schluckte und sah wieder zu ihr herüber. „Ich weiß es wirklich nicht.“

Sie ließ ihn in Ruhe, ihr war warm und kalt gleichzeitig und ein Klumpen an Ungewissheit und Peinlichkeit entstand in ihrem Magen. Sie wäre gern weggerannt, aber das wäre nur noch peinlicher gewesen. Also blieb sie sitzen und starrte ins Feuer.

Als sie wieder aufwachte, war es um sie herum warm, weich und gemütlich. Es roch gut und im Hintergrund hörte sie irgendwelche Geräusche, wie von einem Fernseher oder Radio. Sie nahm englische Sprachfetzen wahr. Ach so, ja, sie war ja im Urlaub, in London. Wahrscheinlich hatte Annette den Fernseher im Hotelzimmer angemacht. Das Einzige, das nicht so wirklich ins Gesamtbild passte, war, dass sie eher saß als lag und irgendetwas drückte an ihren Oberarm.

Sie öffnete die Augen und schaute nach rechts, so gut das eben ging. Sie brauchte eine Weile, bis sie das, was sie da sah, als Ohr wahrnahm, über das hellbraune Haare ragten. Sie versuchte, sich aufzusetzen. Sam lächelte ihr zu und setzte sich ebenfalls auf. Er gähnte. „Du bist eingeschlafen. Ich … du … bist zu mir rübergekippt und ich wollte dich nicht wecken.“ Er lächelte. „Es ist schon gleich elf. Ich fahre dich jetzt am besten ins Hotel zurück, bevor deine Freundin die Polizei holt. Dein Handy hat ein paar Mal geblinkt, aber ich hab nicht geguckt.“

Bettina streckte sich und gähnte ebenfalls. Sie griff sich ihr Telefon vom Couchtisch. <Ich bin so in einer Stunde zurück>, hatte Annette vor einiger Zeit geschrieben. Dann <Wenn du zurückkommst, mach leise, ich geh jetzt ins Bett> und zehn Minuten später wieder <Wo steckst du denn?>. Diese Nachricht war von eben gerade, also standen die Chancen gut, dass Annette noch wach war. Bettina schrieb <Ich fahr auch gleich zurück, bis nachher>.

„Und?“, fragte Sam und stand auf. Es wurde kalt an ihrer Seite. Sie stand ebenfalls auf und steckte das Telefon weg. „Alles okay. Sie ist jetzt im Hotel.“ Sam nickte und verschwand im Flur. Bettina legte ihre Sofadecke zusammen und Sams gleich mit.

„So, dann mal los. Hast du alles?“, fragte er. Er hatte die Jogginghose gegen eine schwarze Jeans getauscht und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu.

„Ja, danke für alles. War echt ein schöner Tag.“

Sam lächelte und nickte, mehr zu sich. „Ja, fand ich auch. Schön, dass es dir gefallen hat.“

„Ja, war toll.“ Bevor die Situation vollends peinlich wurde, öffnete Sam die Wohnungstür und ließ Bettina den Vortritt.

Unten angekommen überquerten sie die Straße und liefen einige Meter an den geparkten Autos entlang. Sam öffnete ein dunkelgraues, etwas höheres, sehr kantiges und schnittiges Auto.

„Oha“, sagte Bettina. „Was ist das für eins?“

„Ein Toyota C-HR Hybrid“, sagte er. „Für mich die perfekte Kombination aus etwas höherer Sitzposition, Platz und Alltagstauglichkeit.“

Bettina setzte sich auf den Beifahrersitz und Sam stieg auf der anderen Seite ein. Als er den Motor startete, erwachte das Auto zum Leben und mit ihm diverse Displays und Lichter.

„Hui“, sagte sie.

Er lachte. „Ja, ich mag es echt gern. Die ganzen großen Geländewagen, die man hier so viel sieht, kosten teils das Dreifache und sind total unpraktisch. Plus, ich habe lieber ein japanisches Auto als ein britisches.“

Bettina machte ein amüsiertes Geräusch.

„Ja, lach nur. Ich mag England wirklich, aber naja.“ Sam fuhr aus der Parklücke heraus auf die Straße.

„Ich hab selbst ein japanisches Auto, aus ähnlichen Gründen.“

„Weil du England magst, hast du ein japanisches Auto?“, scherzte er.

„Du weißt, wie ich das meine“, sagte Bettina und unterdrückte den Impuls, ihm einen Klaps auf den Arm zu geben. Sam grinste und bog an der nächsten Ampel links ab. „Welches Hotel?“

„So … ich halte hier, da vorn darf ich nicht mehr hin“, sagte Sam und hielt am Straßenrand an. „Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und … noch viel Spaß in London.“

Bettina löste ihren Sicherheitsgurt. „Danke. Für alles“, sagte sie. Sie sahen sich an und wie selbstverständlich beugten sich beide zueinander und küssten sich ganz kurz auf den Mund. Sie bemerkten sofort danach, was eben gerade passiert war und schauten sich an. Sam stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben und Bettina wahrscheinlich auch. Hinter Sam hupte es.

Er sah in den Rückspiegel. „Ich … stehe in der Taxieinfahrt. Ähm … warte kurz.“ Er wendete das Auto und hielt auf der anderen Seite der Zufahrt, sodass das Taxi hinter ihm vorbeifahren konnte. Er parkte erneut und sah sie an. Seine Mundwinkel zuckten, wie immer, wenn er leicht nervös wurde und er sah aus, als würde er warten, um sich seine Schelte oder ein ‚Okay, nicht schlimm’ abzuholen.

„Kam irgendwie so“, sagte sie.

„Genau.“ Er lächelte.

„Dann … gute Nacht und danke noch mal für alles“, sagte sie, atmete durch und stieg aus dem Auto.

„Gute Nacht“, rief Sam ihr nach und sie warf die Tür zu. Er drehte, hupte kurz und fuhr dann die Hotelzufahrt entlang zurück zur Straße. Bettina sah dem Auto nach, bis es um die nächste Häuserecke herum verschwunden war und betrat dann das Hotel.

350,95 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
281 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9783754921838
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают

Эксклюзив
Черновик
4,7
284