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Читать книгу: «Geschichten von Jar», страница 4

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4. Die Wanderer reiten wieder

Kel schaute bewundernd auf Katja. Wie gut sie im Sattel saß. Whin und er hatten die ganze Zeit auf Katja geschaut, so, als wäre sie eine Porzellanpuppe. Aber sie saß auf Heral, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätte. Ihr Gesicht strahlte pure Freude aus. Andauernd tätschelte sie Heral den Hals, der es offensichtlich sehr genoss.

Kel musste zurückdenken, wie er und Fenta sich trafen. Auch zwischen ihnen war sofort eine Zuneigung da. Das ist auch eine Voraussetzung, um einen Reitgefährten zu finden. Aber wie lange hatte es gedauert, bis sie so vertraut miteinander waren, wie es Katja und Heral jetzt bereits sind. Er schaute Whin an. An dessen Blick konnte er sehen, dass dieser dasselbe dachte, wie er.

Vor ihnen eröffnete sich ein Tal. Und in diesem Tal sahen sie eine Stadt. Sie war recht groß und sehr geordnet. Jarson! Das silberne Jarson, wie es genannt wurde.

Hauptstadt der Gelehrten und des Handwerkes. Hier wollten sie sich ausrüsten und dafür sorgen, dass Katja neue Kleider bekam. Sie lenkten ihre Pferde in Richtung der Stadt. Eine viertel Stunde später hatten sie die äußeren Stadtmauern erreicht. Die Wachen vor dem Tor verbeugten sich vor ihnen und als sie Katja sahen gingen sie vor Ehrfurcht in die Knie.

„Willkommen in unserer Stadt, Prinzessin. Es ist uns eine Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen.

Katja sah zu den Wachen hinunter und lächelte sie an.

„Ich danke Euch und ich freue mich, hier zu sein.

Kel musste lächeln.

Die Katja, die er einmal kannte, hatte sich von einem Wildfang in eine richtige kleine Dame verwandelt. Lächelnd ritten sie durch das äußere Tor. Vor ihnen öffnete sich eine breite Straße, so dass sie alle drei nebeneinander reiten konnten.

Überall war Leben, aber überall wo die drei vorbei kamen, wurde es ruhig. Man war zwar an Wanderer gewöhnt, aber man traute ihnen nicht. Und wenn, dann auch nur einzeln.

Nun kamen gleich zwei und hatten außerdem noch ein kleines Mädchen dabei, das etwas ausstrahle, was die Leute stark verunsicherte.

So ritten die drei erhobenen Hauptes durch die Straßen. Nach einiger Zeit kamen sie auf einen großen Platz. Er maß ungefähr 300 Meter im Durchmesser. In der Mitte des Platzes stand ein großer Brunnen. Hinter dem Brunnen befand sich die Halle des Rates. Direkt daneben, lag das Gelände der Fürstenresidenz. Sie wurde durch eine hohe Mauer zum Platz hin abgegrenzt und maß fast 100 Meter in der Breite.

Auf dem Platz selbst waren Marktbuden und Stände aufgebaut. Rund um den Platz standen Häuser. Die meisten hatten 3 Stockwerke.

In dem unteren befanden sich Läden und Handwerkstuben aller Art. Doch das größte gehörte Bogar, dem Schneider. Einem der angesehensten Bürger von Jarson und außerdem auch der Schultheiß der Stadt.

Wer in Jar etwas auf sich hielt kleidete sich bei Bogar ein. Was die wenigsten wussten ist die Tatsache, dass Bogar auch einmal ein Wanderer war.

Daher kleideten sich seit langen auch alle Wanderer bei ihm ein. Meistens kamen sie allerdings in der Nacht und nicht am hellen Tage.

Die drei steuerten ihre Reitgefährten auf Bogars Haus zu. Neben dem Hauptgebäude befand sich ein Stall. Dort stellten sie ihre Pferde hinein. Er war extra für Pferde der Wanderer gebaut. Zwar waren dort auch viele Pferde der Einheimischen untergebracht, doch das waren dann meistens kleinere Lastponys oder einfache Reitpferde.

Die Pferde der Wanderer waren wesentlich größer. Sie hatten ein Stockmaß von 1,60 Meter. Die anderen Pferde maßen, wenn sie groß waren, nur 1,20 Meter.

Als sie ihre Gefährten gut versorgt wussten, verließen sie diese, um zu Bogar zu gehen. Heral war zwar etwas unruhig, aber Katja flüsterte ihm etwas sanft ins Ohr, so dass er sich schnell beruhigte, als er vom Stallburschen gestriegelt wurde.

Kel öffnete die Tür. Ein Glockenspiel erklang. Bogar schoss aus dem Hinterzimmer in die Verkaufsstube. Als er die drei sah, erhellte sich sein Gesicht.

„Ich habe Euch schon erwartet. Und ganz besonders unsere neue Schwester.

Er verbeugte sich tief vor Katja.

„Prinzessin, Ihr seid jemand, auf den ich schon lange gewartet habe. Aber auch wenn Ihr die Prinzessin von Jar seid, so ist Euch doch anderes bestimmt. Ich kann in Euren Augen sehen, dass Ihr eine von unserem Blute seid.

Er schaute zu Kel und Whin.

„Heral hat sie erwählt, sehe ich das richtig?

Kel nickte.

„Ja, und nicht nur das, er scheint ihr vollkommen ergeben zu sein. Das scheint übrigens nicht nur auf Heral zu zutreffen.

Er lachte, als er diese Worte sagte. Katja schmiegte sich an ihn. Sie lächelte Bogar an.

„Ich denke, Du hast auch schon etwas für mich?

Bogar nickte zustimmend.

„Wir Wanderer sind ja physisch und mental wesentlich weiter als die anderen Menschen hier, aber, ob ich es genau getroffen habe, da bin ich nicht so sicher.

Damit holte er ein kleines Paket aus dem Nebenzimmer. Er überreichte es Katja, die sich sehr darüber freute. Sie verschwand mit dem Päckchen in ein separates Nebenzimmer, um sich einzukleiden. Whin sah Bogar an.

„Bogar, Du besitzt von uns allen die größte Fähigkeit zu sehen. Was ist mit ihr. Sie ist definitiv eine von uns, aber das erscheint absolut unmöglich. Sie kommt weder von hier, noch hat sie Wanderer als Eltern. Aber irgendwie sprechen alle Anzeichen dafür.

Bogar schaute Kel und Whin ernst an.

„So ganz stimmt es nicht. Vergesst bitte nicht, auch wenn die Prinzessin nicht ihre leibliche Schwester ist, bedenkt bitte, dass sie eine sehr starke Ausstrahlung hat. Und die wirkt bei der Kleinen, als auch bei ihrer Mutter.

Beide haben viel von ihrer Ausstrahlung abbekommen. Sie besitzen Fähigkeiten, von denen sie noch gar nichts ahnen. Was die Eltern betrifft, da seid Euch mal nicht so sicher. Bedenkt, dass vor fast achtzehn Jahren Laurentius verschwunden ist. Er ist aber nicht in der Schlacht am Killener Grün gefallen, wie jeder angenommen hat. Auch ich habe dies ja zuerst gedacht. Er hatte kurz vor seiner Niederlage noch fliehen konnte. Irgendwann musste er wieder fliehen und öffnete ein Portal, das direkt auf Terra führte.

Nun, der Rest dürfte Euch bekannt sein. Er kam vor knapp 12 Jahren hier vorbei. Er war kurz vor seinem Ende und erzählte mir die Geschichte. Er beauftragte mich, die Sachen für seine Tochter zu machen. Laurentius war einer der Mächtigsten unter uns. Dann noch die Aura der Prinzessin.

Sie ist die wohl mächtigste Wanderin auf Jar. Zumindest wird sie es in absehbarer Zeit werden. Aber ihre Macht und ihre Kraft sind jetzt schon außergewöhnlich.

Kel, Du scheinst sie als Deine Tochter angenommen zu haben und so wie es aussieht, scheint sie Dich sehr zu lieben und sie hat dich wohl auch als Vater angenommen. Damit hast Du eine große Verantwortung übernommen. Leite sie klug und sie wird eine mächtige und positive Kraft für Jar.

Kel und Whin hörten Bogar staunend zu. Bisher dachte jeder auf Jar, dass Laurentius in einer Schlacht gegen Malos gefallen war. Aber, das eben Gehörte war ungeheuerlich, da Laurentius somit gegen den wichtigsten Kodex der Wanderer verstieß. Keine Einmischung in die Geschicke und Geschichte irgendeiner Welt oder Rasse. Aber es war Kel vollkommen klar, dass dieser Kodex bald nichts mehr galt, da die Wanderer nun Position beziehen mussten. Dieser Krieg würde sonst nicht nur Jar zerstören, denn Malos würde diesen Krieg auch auf andere Welten ausdehnen.

Malos war einmal einer der mächtigsten Weisen. Seine Kraft war den Kräften der anderen Weisen weit überlegen. Er brachte eine lange glückliche Zeit über Jar. Seine Schutzzauber halfen überall. Er konnte nicht nur das Wetter kontrollieren, sondern auch den Wuchs des Getreides beeinflussen. Niemand zweifelte an ihm. Er benutzte seine Macht nur für gute Dinge. Zur Heilung und Genesung, um Frieden zu stiften und für den Handel mit anderen Welten.

Aber, wie einige Weise dort, wurde er immer machthungriger. Kel musste in Gedanken zugeben, dass ihn alle haben machen lassen. Auch die Wanderer. Und auch er selber hat zu lange nur zugeschaut. Klar, sie hatten erkannt, dass Malos zwar seine Grenzen überschritt, aber sie dachten immer, dass die Menschen dieses Problem selber lösen würden. Vier Generationen von Menschen kämpften nun gegen Malos und seine Armeen.

Nun muss Johanna diese unvorstellbare Aufgabe übernehmen.

Ein 18 jähriges Mädchen, das zudem auch noch behütet aufgewachsen war. Wie soll sie Entscheidungen treffen, denen sie nicht gewachsen sein wird. Er hatte zwar Einar bei ihr gelassen, aber vertraute sie ihm auch so, wie sie ihm vertraute? Er schüttelte sich kurz. Kel war klar, dass er für sie alles tun würde. Sie war für ihn wie sein eigenes Fleisch und Blut geworden. So, wie auch Katja. Die vier gehörten eigentlich zusammen in diesen Zeiten.

Doch Kel wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen.

„Schaut mal.

Katja stand vor ihnen und präsentierte ihre neuen Kleider.

„Na, was sagt Ihr? Steht es mir nicht gut?

Whin, Kel und Bogar schauten erst sich verschmitzt an und dann Katja.

Sie trug ein braunes Lederhemd und braun-grüne Hosen aus Leder. Es passte ihr, als wäre sie darin geboren worden. Über ihre Schulter hatte sie einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen. An ihrer Seite hing eine Scheide mit einem Schwert. Sie sah aus, als wäre sie schon immer eine Wanderin gewesen. Die drei Männer waren sehr überrascht, weil Katja die neuen Kleider so gut passten.

„Du siehst wunderbar aus, Kleines. Man könnte meinen, du hättest nie etwas anderes getragen.

Katja strahlte Kel an.

„Ich denke, ich sollte ein wenig mit dem Bogen üben. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich sehr gut sein werde. Bogar, hast Du einen Schießstand?

Bogar kratzte sich am Kopf und schaute die beiden anderen Wanderer an.

„Meine Güte, die Kleine legt ja ein Tempo an den Tag. Passt nur auf, dass sie Euch nicht über den Kopf wächst.

Sie lachten. Am lautesten lachte aber Katja. Sie schmiegte sich an Kel und schaute Bogar an.

„Naja, ich denke, den Großen hier werde ich wohl nicht überholen. Der wird mir schon meine Grenzen zeigen. Nicht wahr, Kel?

„Das denke ich auch, aber Du weißt selbst, dass Du nicht irgendeine Wanderin bist. In Dir ist etwas, was hier noch nicht vorgekommen ist. Da sollten Whin und ich wohl aufpassen. Aber noch, denke ich, werden wir Dich leiten. Aber du hast vollkommen Recht, Du solltest wirklich etwas mit dem Bogen und dem Schwert üben, bevor wir weiter reiten.

Bogar nickte und gab ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie gingen durch eine Tür hinter dem Ladentisch in den Hof. Dort war ein großer Garten. Er war für so eine große Stadt recht üppig. Er war wie ein kleiner Park angelegt. Mit Bäumen und kleinen Wiesen. Ungefähr 50 Meter vom Haus entfernt befanden sich vier Zielscheiben. Dorthin lenkte Bogar nun seine Schritte. Ca. vierzig Meter vor den Scheiben entfernt blieb er stehen und deutete Katja an, neben ihn zu treten.

Katja kam neben Bogar zum Stehen. Sie nahm ihren Bogen von der Schulter. Sie entnahm dem Köcher einen Pfeil und legte ihn auf die Sehne des Bogens. Sie spannte ihn mit zwei Fingern. Ganz ruhig und bedächtig. Sie wirkte voll konzentriert, so, als ob um sie herum alles vergessen wäre.

Auf einmal explodierte alles und der Pfeil verließ den Bogen. Die drei Männer schauten zu der Zielscheibe, wo der Pfeil sehr nahe der Mitte noch leicht wippte. Sie blickten Katja erstaunt an, die bereits den zweiten Pfeil aufgelegt hatte. Auch dieser schlug dicht neben dem ersten Pfeil ein. Nach und nach schoss Katja acht Pfeile ab. Sie bildeten auf der Scheibe ein Bündel, so eng waren sie nebeneinander. Die drei Männer zwinkerten sich zu.

Katja drehte sich zu Kel um und er sah, dass sie leicht schwitzte. Ihr Blick war fragend.

„Meine Liebe, dass Du gut sein würdest, war mir klar. Aber, das, was Du hier gemacht hast, liegt weit über dem, was ich erwartet habe. Du kannst es mit den besten Bogenschützen des Landes aufnehmen. Ich denke hier weiter zu üben macht wenig Sinn.“

Er strich Katja liebevoll durch das Haar und schaute dabei Whin und Bogar an. Beide nickten. Auch ihnen war anzusehen, dass sie sehr überrascht waren von dem, was sie eben gesehen hatten. Bogar wandte sich um und ging wieder zum Haus zurück.

„Ich habe Euch schon Proviant packen lassen. Ihr könnt sofort aufbreche denn. ihr habt keine Zeit zu verlieren. Wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne mitkommen. Aber ich denke, dafür habe ich einige Pfunde zu viel um die Hüften.

Dabei sah er lachend an sich herunter. Bogar war wirklich eine stattliche Erscheinung. Sie gingen alle in den Stall, um ihre Pferde zu holen. Die drei Pferde wieherten laut, als sie den Stall betraten. Fenta näherte sich Kel. Er lief immer frei herum und ließ sich nur ungern in eine Box stellen. Heral schnaubte laut und lies sich von Katja über seine Nüstern streichen. Man sah, dass er es genoss.

Sie führten ihre Reitgefährten nach draußen, verabschiedeten sich von Bogar und ritten auf dem Weg, den sie gekommen waren, wieder aus der Stadt.

Vor der Stadt wendeten sie sich nach Osten, um in Richtung Gildnis zu gelangen. Der Weg führte durch den Grauwald. Ein Wald, den die Menschen mieden, denn es wurde gesagt, dass sich dort Dämonen und wilde Bestien herumtreiben. Kel und Whin wussten es besser. Sie ritten oft durch diesen Wald.

Dämonen gab es dort keine. Die Menschen hatten nur Angst, weil der Wald fast immer im Dunkeln lag. Der Grund war, dass er so dicht ist, so dass die Sonnenstrahlen kaum den Boden erreichten. So lag der Wald selbst am Tage nur im Dämmerlicht. Die alten Bäume gaukelten den Unwissenden lediglich dunkle Gestalten vor.

Wilde Tiere gab es kaum zu sehen, denn sie ließen sich nicht blicken. Nur die, die hinschauten, konnten sie entdecken. Für Menschen interessierten sie sich wenig. Die Wälder gaben genug Nahrung her, so dass sie Menschen nicht als Nahrung brauchten.

Im Grauwald gab es aber noch etwas. Und genau deshalb ritten die Drei in die Richtung des Waldes.

„Kleines, Du brauchst keine Angst zu haben. Der Wald ist nicht Dein Feind, er ist Dein Freund. Auch, wenn er von weitem so bedrohlich und riesig ausschaut. Wir müssen tief hinein. Wir müssen Dich jemandem vorstellen.

Katja sah Kel mit großen Augen an.

„In dem Wald lebt jemand? In der Stadt haben doch alle davon geredet, dass dort wilde Bestien und Dämonen hausen. Aber, wenn ich mir Euch beide so ansehe, dann habt Ihr bestimmt wieder eine kluge Erklärung zur Hand. Da bin ich mal gespannt. Sind es Verwandte von uns? Und warum leben sie im Wald und nicht in einem Dorf oder in der Stadt?

„Stopp. Stopp. Nun mach mal halblang, Kleines.

Kel und Whin mussten laut auflachen.

„Eines nach dem anderen. Also, Katja. Das, wie soll ich sagen, Wesen, das dort lebt, ist nicht unser Verwandter. Aber er und sein Volk haben etwas mit mir gemeinsam, denn sie sind auch ein altes Volk. Und mit alt meine ich – sehr alt.

Sie waren weit vor allen anderen hier. Sie sind auch nicht allzu gut auf die anderen Menschen zu sprechen. Auf mich im Speziellen überhaupt nicht. Aber das ist eine Geschichte, die Du bestimmt einmal ganz in Ruhe erfahren wirst. Wir werden daher auch nur einem begegnen. Ihn kann man als Freund bezeichnen.

Und, Katja, er mag in Deinen Augen vielleicht etwas seltsam aussehen, aber behandle ihn mit dem größten Respekt. Denn er ist der wohl mächtigste Verbündete, den wir auf Jar finden werden.

Er wird wohl auch mit Deiner Geschichte beginnen. Whin und ich werden sie im Laufe unserer Reise vervollständigen. Ich bitte Dich, höre gut zu. Ich weiß, dass wir sehr viel von Dir verlangen und es auch weiterhin tun werden.

Aber, Deine Geschichte ist wirklich sehr wichtig, denn es ist auch unsere Geschichte. Johanna wird ihre Geschichte genauso lernen müssen.

Kel sprach sehr ruhig und ernst mit Katja. Sie schaute ihn dabei ganz intensiv an. Sie wusste, dass viel auf sie wartete und daher war sie ganz begierig darauf, alles zu erfahren, was sie nur hören konnte.

„Aber, warum erzählst Du es mir dann nicht? Ich dachte, wir wären Verwandt, naja, aus demselben Volk. Und wieso denn nur meine Geschichte? Ist es denn nicht auch Deine und Johannas Geschichte?

Whin musste grinsen.

„Mein lieber Kel, die Kleine will es aber wissen, was? Katja, Du wirst Dir noch wünschen nicht nachgefragt zu haben. Denn der, den wir jetzt besuchen, kann doch sehr ermüdend sein. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich Deinen Onkel manchmal nicht, wie er sich solange mit ihm unterhalten und austauschen kann.

Katja bekam riesige Augen.

„Wieso Onkel? Kel ist doch nicht mein Onkel. Wir sind doch Brüder und Schwestern - im Geiste, denke ich.

Kel sah Katja ernst an.

„Katja, meine liebe Katja. Ich weiß, dass Dich im Moment viele Fragen quälen. Aber ich bitte Dich noch zwei Tage zu warten bis wir bei Krung sind. Es ist wirklich besser, wenn Du den Anfang hörst. Ansonsten wird es sehr unübersichtlich.

Doch Katja schien das nicht zu überzeugen. Sie schaute Kel nun in einer Art an, von der sie wusste, dass er dann meistens nachgeben würde.

Whin grinste innerlich.

„Au man Kel, wie willst Du es jetzt schaffen diesem Blick zu widerstehen? Ich denke mal, unsere Katja ist Dir über. Der große Krieger verliert die Schlacht und auch den Krieg. Erzähle es ihr. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Schließlich ist Eure Beziehung auch hier auf Jar etwas Besonderes. Und warum solltest Du damit warten? Das ist schließlich Eure Geschichte und nicht die des Volkes.

Whin sprach sehr ernst mit Kel und schaute dabei liebevoll auf Katja, die nun ihrerseits mit großen und gespannten Augen auf Kel sah, der nun Whin fragend ansah. Jedenfalls, Kels Blick sprach Bände. Begeistert schien er absolut nicht zu sein.

„Ich halte es noch nicht für richtig. Das Ganze ist zu komplex, als dass Katja es aus dem Ganzen losgelöst heraus hört. Kleines, nicht, dass ich Dich für dumm halte, aber, wenn Du die ganze Geschichte in Ruhe hörst, wirst Du es einfacher verstehen.

So ernst kannte Katja Kel gar nicht. Es schien ihm fast schon körperliche Schmerzen zu bereiten, ihre Geschichte zu erzählen. Sie war fast gewillt nicht weiter nachzuhaken. Aber dann siegte doch ihre Neugierde.

„Kel, ich vertraue Dir voll und ganz. Dass da etwas Besonderes zwischen uns ist, habe ich schon längst gespürt. Bitte, gib mir einfach die Gewissheit darüber, was es ist. Was kann denn bloß so schlimm sein? Du bist kein Monster oder Massenmörder. Du bist mir neben Mama und Johanna der wichtigste Mensch. Ich spüre, dass es Dir mit mir genauso geht. Auch spüre ich, dass Du einen schweren Kampf in Dir trägst. Vielleicht mag es nicht richtig sein alles aus einem Zusammenhang zu reißen, aber ich denke, dass ich auch ein Recht auf meine Geschichte habe. Ich beiße doch nicht, oder?

Sie schaute bei den letzten Worten so lieb, dass beide Männer sich vor Lachen nicht mehr halten konnten. Ihre Pferde schreckten mit ihren Köpfen leicht hoch, so impulsiv war ihr Lachen. Whin war es, der zuerst seine Sprache wieder fand. Er sprach Kel an.

„Sag mal, bist Du sicher, dass sie erst elf Erdenjahre alt ist. Sie redet schon genauso verworren wie Krung. Ich denke, die beiden werden viel Spaß miteinander haben. Aber verworren oder nicht, sie hat absolut Recht, Kel. Die Zeit dafür sollten wir uns wirklich nehmen. Außerdem wird es dunkel und es ist besser wenn wir ein Lager aufschlagen. Während Du mit der Geschichte anfängst, werde ich der jungen Dame das Kämpfen mit ihrem Schwert beibringen.

Während er sprach, lenkte er Sinah auf eine Baumgruppe zu. Kel und Katja folgten ihm. Sie stiegen ab und entlasteten zuerst ihre Reitgefährten und gaben ihnen Wasser und Futter. Erst dann machten sie ein kleines Feuer, um einen Topf mit Wasser zu erhitzen. Whin zog sein Schwert aus der Scheide und deutete Katja an es ihm gleich zu tun. Diese rannte zu ihren Sachen, holte ihr Schwert und war für die Übung bereit.

Sie folgte Whin ins Abseits des Feuers. Whin steckte sein Schwert vor sich in den Boden und stützte sich auf dem Knauf ab.

Er beobachtete Katja wie sie mit dem Schwert auf ihn zu kam und sich vor ihm aufbaute. Sie ließ ihr Schwert in ihrer rechten Hand locker an ihrer rechten Seite hängen und näherte sich ihm mit lässigen Schritten.

„Na, schon müde kleine Lady?“,

wollte Whin fragen, aber das Lady kam nicht mehr heraus, denn schneller, als er aussprechen konnte, machte Katja eine Finte mit dem Schwert, umrundete ihn dabei und setzte ihm ihr Schwert an seinen Hals. Kel und Whin schauten sich erstaunt an.

„Kel, sag mal, bist Du Dir sicher, dass wir ihr das Kämpfen mit dem Schwert noch lehren sollten, oder doch lieber sie uns? Ich habe sie noch nicht einmal kommen sehen. Nur einen verschwommenen Schatten. Ich denke, wir müssen schleunigst mit ihr reden, Kel. Sie hat zu große Kräfte und es ist unverantwortlich es noch länger hinauszuzögern.

Kel blickte erst auf Katja und dann zu Whin. Er nickte und bat Katja sich neben ihn zu setzen.

1 5. Die Geschichte des Hauses con Jar

Johanna war schon sehr zufrieden. Loussana hatte ihr einiges über das Königshaus zu Jar erzählt. Vor allem aber einiges über ihre Eltern.

Ihr Vater, Victor Val con Jar, war zwar ein kluger aber auch ein sehr schwacher König. Er ließ es zu, dass seine Berater immer mehr die Kontrolle über den Hof erhielten. Allem voran Gero von Gildnis, einer seiner engsten Berater.

Er machte dem König des Öfteren den Vorschlag Malos an seinem Hof aufzunehmen, da nur dieser Jar zusammenhalten könne. Dieses machte er nie offensichtlich, aber er verstand es wunderbar seine Stimme wie Samt und Seide klingen zu lassen. Viele der Getreuen sahen sein Ränkespiel, aber der König vertraute ihm voll und ganz.

Derweil überzog Malos die Provinzen um Frolderin mit Angst und Terror. Er benahm sich wie der Alleinherrscher über das Land. Seine Ritter und Mannen nahmen den Bewohnern Land und Frucht, um sich im Frolderbruch ein eigenes Fürstentum aufzubauen. Dabei waren er und seine Männer aber klug genug sich innerhalb der Provinzen Mitläufer zu suchen und ihnen hohe Ämter zu verschaffen.

Zwar hatten diese keine Funktion, aber so hatten sie immer die Übersicht, was im Land passierte. Unruhestifter oder Königstreue konnten so schnell und ohne viel Aufstand entfernt werden. Innerhalb von fünf Jahren hatte Malos die Provinz ohne Aufstand übernommen. Die wenigen, die noch an den König glaubten, lebten entweder im Untergrund oder waren noch rechtzeitig geflohen. Aber aus Angst davor, was Malos ihren Familien antun würde, schwiegen sie auch in der Fremde und so drang lange Zeit nichts an das Königshaus.

Bis dann endlich Nachrichten aus der Provinz an den Palast gelangten, hatte Malos schon ein großes Heer und eine perfekte Verteidigungslinie aufgebaut. Der König stellte zwar ein großes Heer auf, aber durch die langen friedlichen Jahre waren die Ritter und Vasallen nicht mehr im Kampf erprobt. Es fanden regelmäßig Turniere und Schaukämpfe am Hofe statt, doch im Laufe der Jahre haben diese Kämpfe immer mehr einen Jahrmarktscharakter bekommen, als dass sie richtige Kämpfe waren.

Nichts desto trotz, fühlten sich die Ritter und Soldaten des Königreiches allen überlegen und so zogen sie immerhin voller Mut gegen Malos Horden in den Krieg, aber, was sie erwarteten würde, wusste niemand. Und das, was sie erwartete war schlimmer als alle Berichte, die sie je über Schlachten und Kämpfe hörten. Es wurde keine glorreiche Schlacht wie in den alten Geschichten vergangener Tage, es war ein einziges Gemetzel. Die schlecht ausgebildeten Ritter trafen auf ein strategisch gut gestaffeltes und an Hinterhältigkeit nicht zu übertreffendes Heer. Aus allen Teilen des Landes wurden die Heere zusammengerufen. Zwischen Wiesbach und dem Killener Grün wurde eine riesige Heerschau abgehalten.

Sie dauerte sechs Tage und am Ende des sechsten Tages war das Heer auf über 65.000 Mann angewachsen. Wimpel, Flaggen und Standarten aus allen Provinzen waren auf der Heerschau. Sogar ein kleines Heer aus Frolder war vor Ort.

Am siebten Tag trat der König vor das versammelte Heer, um es zu begutachten. Was er sah, erfüllte sein Herz mit Stolz und Freude. Wie konnte dieses Heer nicht siegreich aus der Schlacht zurückkommen? Allein das Heer aus Pernal - unter Fürst Kal-Tuhn und seinem Sohn Friedhelm war prächtig anzusehen. Es war mit 700 Rittern und 10.000 Reiter in die Schlacht gezogen. Die Rüstungen glänzten im Sonnenlicht des beginnenden Tages.

Oder Fürst Trebfort aus Kreuzdorf. Sein Heer umfasste 400 prächtige Ritter, 4000 Reiter und 5.000 Speerträger. Aber auch die kleineren Provinzen stellten alle Ritter, Reiter und Fußsoldaten, die sie entbehren konnten.

Nachdem der König sein Heer begutachtet hatte, gab er das Zeichen zum Aufbruch. Prächtig sah das Heer aus der Ferne aus, wie es funkelte und glänzte. Jeder, an dem das Heer vorbeizog, war davon überzeugt, dass es siegreich aus der Schlacht zurückkehren würde.

Nach drei Tage erreichte das Heer den Killener Grün. Ein Wald, der sich über fast 70 Kilometer in der Länge erstreckte. Der König schien schon an Vorahnungen zu glauben, denn er plante seine einzige Tochter, die gerade erst geboren wurde, in ein sicheres Versteck bringen zu lassen. Dieses sollte Laurentius mit seinen Wanderern übernehmen. Kel-Nor hielt sich aus allen Vorplanungen heraus, denn im Gegensatz zu Laurentius, war er immer noch der Meinung, es wäre alleine die Aufgabe der Menschen sich um Malos zu kümmern.

Er war daher nicht in alles eingeweiht, was der König oder Laurentius plante. Er wusste auch nicht was mit der Tochter des Königs geschehen sollte. Es hieß er sei in den dunklen Ländern. Aber wo er wirklich war, wusste niemand. Für die meisten war er nur ein Schatten, den zwar jeder kannte, aber, was er wirklich tat, wusste keiner. Es hieß nur, dass der König und Laurentius es wüssten. Jedenfalls wurde er nie im Schloss gesehen.

Wohin Johanna letztendlich gebracht wurde, wussten nur der König und Laurentius. Es hieß, dass möglicherweise auch Whin eingeweiht sei. Ob es auch Kel-Nor wusste, war nicht bekannt.

Whin lebte in der Nähe des Schlosses, um auf die weitere Entwicklung zu achten. Kel-Nor wanderte durch ganz Jar. Die Wanderer redeten nicht viel. Laurentius soll mit dem König in der Schlacht am Killener Grün 1479 gefallen sein. Seine Leiche wurde nie gefunden, was aber nicht weiter verwunderlich war, denn es waren so viele Tote in der Schlacht zu beklagen, dass viele Massengräber entstanden. Zwar hatte Laurentius eine sehr stattliche Erscheinung, aber niemand wusste, ob er sich unter all den Toten befand.

Viel gab es nicht, was über diese Schlacht an den Hof drang. Zu wenige hatten sie überlebt. Diese Schlacht hatte einen zu hohen Blutzoll gefordert. Auch unter den Männern Malos. Es wurde ein schrecklicher Status-quo- gezogen, der sich auf das Land noch viele Jahre auswirkte. Familien verloren ihre Väter, Höfe und Geschäfte verloren ihre Vorstände und Meister. Es war auch wirtschaftlich ein schrecklicher Rückschlag für das Reich.

Was aber über diese Schlacht am Killener Grün und um Frolderin in das Reich drang, ließ erkennen, dass es nicht die letzte Schlacht war, die gegen Malos geführt werden musste. Jedem war klar, dass es nur ein Aufschub auf unbestimmte Zeit ist.

Es begann damit, dass der König am Vorabend der Schlacht alle Heerführer zu einer letzten Besprechung in sein Zelt befahl. Da man von Beobachtern wusste, dass Malos sein Heer in und um Frolderin zusammen zog, wollte der König eine Zange bilden, um so dem Heer den Rückweg und auch den Nachschub abzuschneiden. Zwar waren alle Männer frohen Mutes und begierig darauf sich in der Schlacht zu beweisen, doch hatten Laurentius und auch Kel-Nor sie davor gewarnt, eine Schlacht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Es kursierten zu viele Geschichten um vergangene Schlachten durch die Köpfe der Männer. Geschichten um glorreiche Zeiten. Doch, wie hatte Kel-Nor erwähnt? Keiner der Männer hatte je eine Schlacht geschmeckt oder gefühlt. Die Schreie der Verwundeten, der Geruch des Blutes, der Anblick verstümmelter Männer, die Schwere, die sich dann in den Körper und vor allem in den Geist schleicht. Zwar hielten sich gerade die Ritter des Reiches in Turnieren körperlich fit, doch keiner hatte je sein Schwert in einem Kampf um Leben und Tod gezogen.

Daher hatte der König auf Anraten der Wanderer weise Männer in die Schlacht mitgenommen, die seine Männer moralisch und seelisch unterstützen sollten. Je schneller die Männer den Schock der ersten Kämpfe überwanden, desto besser stand auch der Verlauf der Kämpfe für das Heer. Daran musste der König denken, als er die versammelten Heerführer um den Kartentisch sah. Alle waren in ihren Rüstungen prächtig heraus geputzt. Wie sie funkelten und blitzten. Dagegen sah Laurentius in seiner Waldläuferkluft richtig ärmlich aus. Aber keiner seiner Männer würde den Fehler machen ihn verächtlich zu betrachten. Sie wussten ganz genau, dass Laurentius mehr Schlachten und Kämpfe führte, als sie an Jahren zählten.

Sie hörten gebannt seine Worte. Er erklärte ihnen, wie sie das Heer von Malos umzingeln sollten. Der König sollte mit dem Hauptheer vor den Toren Frolderin den Hauptkampf führen. Derweil sollten zwei weitere Heere links und rechts von Frolderin in den Kampf eingreifen. Sie sollten die Flanken des feindlichen Heeres zerschlagen, um so einen Kampf an drei Fronten zu führen. Alles klang so logisch, so einfach.

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9783847622345
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