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Читать книгу: «Geschichten von Jar», страница 2

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„Kommt, das Volk erwartet euch.

Tom löste seine Hand von Katja und Ricarda und hielt deren Hände Johanna hin. Diese nahm ihre Mutter an ihre rechte Hand und Katja an die linke. Ricarda blickte Tom an und er verstand, was dieser Blick fragen will.

„Ich gehöre nicht zur königlichen Familie. Durch das Portal müsst ihr zunächst alleine gehen. Ich folge Euch aber und schließe dann das Tor.

Johanna zog Ricarda und Katja in das schimmernde Licht.

2. Die Rückkehr nach Jar und ein Abschied

Alles um sie herum wurde auf einmal seltsam hell und angenehm warm. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr sie und …

Was sie dann sahen war etwas, was Ricarda nie erwartet hätte. Sie standen auf einmal auf einem großen Platz, mitten in einem Park. Direkt neben ihnen erhob sich ein großer Baum. Vor ihnen war ein riesiger Brunnen, der in kleinen pulsierenden Stößen Wasser aus großen Figuren spritze. Sie sahen aus wie Fabelwesen. Ricarda drehte leicht den Kopf und sah hinter sich ein riesiges Schloss. Der Park, in dem sie sich befanden, war so groß, so dass Ricarda kaum das Ende sehen konnte.

Er schien in verschiedene Landschaften unterteilt zu sein, denn er enthielt viele verschiedene Farben und Stile. Jede dieser Landschaften hatte eine dominierende Farbe und fast alle Blumen und Gewächse enthielten diese Farbe in den unterschiedlichsten Tönen. Aber das Seltsamste war über ihnen. Der Himmel.

Er leuchtete in einem zarten Rot und Blau. In ihm befanden sich zwei Sonnen, die sehr hell schienen. Große Vögel zogen über ihnen vorbei. Dann schaute sie nach vorne und vernahm einen heftigen Jubel. Eine Menschenmenge war unter ihnen versammelt. Nun erst registrierte Ricarda, dass sie auf einer Erhöhung inmitten des Parks standen. Etwas weiter entfernt erspähte sie eine große Stadt. Sie lag malerisch am Ende des Parks.

Als die drei durch das Portal traten, brach ein riesiger Jubel los. Die Menschen riefen etwas, was Ricarda nicht verstand. Aber sie wusste, dass es ihnen galt und dass diese Menschen ihre Ankunft feierten.

Johanna stand neben ihr, und sie hob feierlich ihre Hände, aber sie hatte dabei noch Ricardas und Katjas Hände fest umschlossen. Auf einmal erlosch hinter ihnen ein Licht und Ricarda bemerkte, dass Tom durch das Portal schritt und es sofort wieder verschloss. Er trat zur Seite und begab sich an den Rand des Brunnens. Dort setzte er sich nieder und lächelte zu den drei Frauen hinüber.

Ricarda bemerkte auch eine Gruppe von Männern vor ihnen. Nein, es waren Frauen und Männer. Sie trugen hellblaue Roben aus Seide, wie es schien. Sie traten vor und verbeugten sich vor den Dreien. Eine Frau trat aus der Gruppe hervor und kam zu ihnen herüber. Kurz vor ihnen hielt sie an und ging in die Knie. Die anderen der Gruppe knieten ebenfalls und schauten in ihre Richtung. Da entging es Ricarda kaum, dass sich die gesamte versammelte Menschenmenge auf die Knie begab. Nur, Tom nicht. Er saß auf dem Rand des Brunnens und schaute zu ihnen hinüber.

„Seid gegrüßt, Prinzessin Johanna Valise con Jar. Gesegnet sei der heutige Tag, da Ihr wieder unter uns weilt. Eine junge Prinzessin alleine haben wir erwartet, aber wir haben eine königliche Familie bekommen.

Sie wandte sich an Ricarda.

„Wir sind Euch zu ewigem Dank verpflichtet. Ihr habt die Prinzessin weise und selbstlos groß gezogen und nun habt Ihr den Schritt gewagt, selbst in unsere Geschichte zu treten. Eine Geschichte, die nicht die Eure ist, die Ihr aber nun durch die Liebe zu Eurer Tochter dazu gemacht habt. Johanna Valise con Jar konnte keine bessere Wahl treffen, als Euch zu ihrer Vertrauten zu machen.

Nun wandte sie sich zu Katja.

„Junge Prinzessin, Euer Bild ist nicht klar, aber was zu sehen ist, zeigt mir, dass wir noch großes von Euch erwarten dürfen. Euer Herz liegt rein vor uns und auch Dir legen wir unsere Herzen zu Füßen.

Die Frau drehte ihren Kopf in die Richtung von Johanna.

„Prinzessin, zu früh müsst ihr eine Bürde übernehmen, die selbst für jemand Großen zu viel ist. Aber ohne zu zögern habt Ihr sie angenommen. Damit habt Ihr Eurem Volk gezeigt, dass Ihr mehr als würdig seid, diese Krone zu tragen.

Aus der Menge der Weisen traten drei Gestalten hervor. Zwei Frauen und ein Mann. Sie trugen drei Kronen. Eine größere und zwei kleine. Alle glänzten silberfarben und sahen kunstvoll gefertigt aus. Feinstes Kunsthandwerk war an ihnen angewendet worden. Jede hatte neun Spitzen in denen Edelsteine funkelten. Die drei Weisen stellten sich vor ihnen auf. Johanna ging in die Knie - mit erhobenem Haupt.

Katja tat es ihr nach und Ricarda merkte, wie sie die gleiche Haltung einnehmen musste. Die Weisen setzten ihnen die Kronen auf und steckten ihnen königliche Siegelringe an ihre Finger. Johanna erhob sich. Ricarda und Katja stellten sich neben Johanna. Das Volk unter ihnen jubelte und rief immer wieder ihre Namen. Ricarda kam sich wie in einem Traum vor. Sie schaute zum Brunnen. Tom hatte sich erhoben und schaute traurig zu ihnen hinüber. Er nickte nur kurz und dann drehte er sich um und ging in Richtung des Schlosses.

Als ob sie Ricardas Gedanken lesen konnte sprach Johanna sie an.

„Mama, Kel-Nor ist ein Wanderer, ein Freier. Er gehört nicht zu unserem Volk. Er gehört zu einer Gruppe von Menschen, die durch alle Länder ohne Grenzen ziehen.

Sie dienen niemandem und normalerweise mischen sich eigentlich auch nicht in Streitigkeiten unter den Menschen ein. Aber dieser Krieg und dieser jetzige Feind ist so mächtig, dass selbst sie davon betroffen sind.

Du, ich bin froh, dass sie an unsere Sache glauben, denn es sind nicht nur sehr weise Männer, sondern auch sehr mächtige Krieger. Kel-Nor lebt schon seit ewiger Zeit. Und ich denke, dass er auch sehr persönliche Gründe hat, ewig leben zu wollen. Ich glaube sogar, dass ich diesen persönlichen Grund sehr gut kenne.

Sie lächelte ihrer Mutter zu.

Ricarda war in Gedanken versunken. Johanna wirkte so erwachsen, so reif. Wo war das 18 jährige Mädchen mit ihren Selbstzweifeln, ihren übersprühendem Temperament, ihren kleinen Ungeschicklichkeiten?

Und - was war nur aus ihr selbst geworden?

Vor noch nicht einmal einer Stunde wollten sie zu viert einkaufen gehen. Sie wollten neue Kleider für Johanna und Katja kaufen. Sogar Tom, ansonsten ein wahrer Einkaufsmuffel, wollte mitkommen. Sie hatte sich so darauf gefreut, vor allem, weil sie mit ihm irgendwie über die Zukunft sprechen wollte.

Über eine Zukunft als Familie zu viert. Und nun? Nun war sie in einer fernen Welt, inmitten von Menschen, die sie nicht kannte und ihre Tochter, die angeblich nicht ihre war, ist eine Prinzessin. Sie spielte diese Rolle, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Und Tom?

Ja, Tom war so etwas wie ein Waldläufer, der einsam durch eben diese Welt zog, also jemand, der sich bestimmt nicht an jemanden binden würde. Vor allem wohl nicht an jemanden, der in einem Schloss lebte. Vor allem aber wohl auch nicht, weil in dieser Welt ein Krieg herrschte.

Ricarda blickte zu ihrer jüngsten Tochter.

Katja stand neben Johanna und redete mit den blau gekleideten Männern und Frauen. Ihre kleine Katja, ihr Sonnenschein. Katja, die eigentlich nur so in den Tag hinein lebte, die sich nie Gedanken darum machte, was kommt und was passieren wird, wirkte auf sie so ruhig und überlegt, so dass Ricarda den Verdacht schöpfte, dass auch sie nicht ihre Tochter sei. Aber diesen Gedanken verdrängte sie sofort wieder.

Und Tom? Er war ihr in der letzten Zeit so nahe gewesen, dass sie schon gar nicht mehr darüber nachgedacht hatte, wie es vor ihm war. Er war zu einer schönen Selbstverständlichkeit in ihrem Leben geworden. Ja, selbst Johanna hatte ihn vergöttert, ihre Johanna, die ständig an ihren früheren Freunden etwas auszusetzen hatte.

Und leider ja auch immer Recht hatte. Katja war Tom schon fast verfallen, so, als wäre er ihr leiblicher Vater. Ricarda musste lächeln. Die beiden hatten ein sehr intensives Verhältnis zueinander, vor allem, wenn sie Unsinn machten, was Tom mit Vorliebe tat, wenn er und Katja zusammen waren.

Ihn brauchte Ricarda jetzt, denn sie merkte, dass sie kurz davor war ihren Verstand zu verlieren.

„Es ist alles etwas viel auf einmal, nicht wahr? Komm lass uns etwas spazieren gehen. Die Ruhe wird dir gut tun.

Toms Stimme riss Ricarda aus ihren nicht enden wollenden Gedanken.

„Ich denke, ich bin dir wohl Einiges an Erklärungen schuldig.

Er schaute sie schuldbewusst an. Als sie seinen Blick sah, musste sie ihm innerlich zustimmen und sagte:

„Schau mich nicht immer so an. Du weißt genau, dass ich dann immer weich werde. Eigentlich hatte ich beschlossen noch eine Weile sauer auf dich zu sein. Aber irgendwie habe ich da wohl keine Zeit für. Ja, lass uns ein wenig gehen.

Sie hakte sich bei Tom unter und er ging mit ihr am Brunnen vorbei in Richtung Schloss.

Jetzt erst sah sie, dass das Schloss ziemlich weit entfernt war. Der Park dorthin war wunderschön. Gepflegte Wege wurden umsäumt von halbhohen Bäumen und das Ganze wurde unterbrochen von wunderschön angelegten Beeten. An den Schnittpunkten der Wege waren Brunnen mit Bänken, so dass man immer wieder die Möglichkeit hatte sich auszuruhen, wenn einem danach war.

Ricarda war überwältigt.

„Du musst dich in unserer Welt ja sehr nach diesem Platz gesehnt haben. So etwas Schönes habe ich ja nur ansatzweise in Versailles gesehen. Aber dies hier ist ja um einiges größer und schöner.

Tom lächelte.

„Ich bin heute auch zum ersten Mal hier. Wenn du etwas länger hier bist, wirst du sehen, dass man uns und mir im Besonderen misstraut. Wir sind den Menschen hier unheimlich. Zwar sind die Menschen hier freie Bürger. So etwas wie bei euch damals - die Lehensverhältnisse - gibt es hier nicht, aber mich kann niemand hier einordnen.

Vor allem, weil ich kaum im Reich bin. Wir haben keine Grenzen und auch keine Herren. Wir dienen nur uns selbst. Du hast bestimmt schon gehört, dass mir ewiges Leben nachgesagt wird?

Er musste lachen.

Ricarda schaute ihn an.

„Aber, wenn ihr niemandem dient, warum bist du denn hier? Und, wer ist denn „Wir“?

„Wir? Nun, wir sind nur noch wenige. Man nennt uns hier die Wanderer oder auch die Freien. Das ist nicht unbedingt ein Lob, sondern eher etwas, vor dem sehr viele Angst haben.

Kel-Nors Stimme klang ein wenig bitter.

„Aber daran haben wir uns schon gewöhnt. Wir lieben es unabhängig zu sein, so wie wir es schon immer waren. Wir haben keinen Führer oder einen König. Wir sind eher wie Brüder und Schwestern im Geiste. Warum wir hier sind? Nun, dieser Krieg betrifft auch uns.

Wir haben uns auch schon früher in die Geschichten dieses Landes eingeschaltet. Nur hat es nie jemand mitbekommen. Lediglich ein paar wenige wussten davon. Wir sind zwar frei, aber, wenn Malos diesen Krieg für sich entscheidet, dann dürfte auch unsere Zeit zu Ende sein.

„Du hilfst Johanna also nur deshalb, weil du Angst um deine Zukunft hast?

Ricarda schaute Kel-Nor verwundert an.

„Ich gebe zu, es war der Grund, warum ich in eure Welt gekommen bin. Für meine Freunde kann ich da nicht sprechen. Aber jetzt würde ich mein Leben für euch geben.

Ob Krieg oder nicht. Ich weiß, worüber du mit mir beim Einkaufen sprechen wolltest. Ricarda, glaube mir, ich hätte ja gesagt. Auch, wenn es nur zwei Jahre gewesen wären, die wir als Familie gehabt hätten, sie wären die schönsten gewesen.

Was meinst du wie ich die Zeit mit euch genossen habe. Mit Johanna, meiner kleinen Katja und mit dir. Ich möchte sie um nichts mehr missen.

Ricarda schaute Kel-Nor mit großen Augen an.

„Ja, und was ist denn mit jetzt? Warum willst du denn jetzt nicht mehr? Du kennst unsere Gefühle dir gegenüber. Warum bleibst du denn nicht bei uns? Zwei Jahre, du was wäre dann? Wären wir dann abgeschrieben? Meinst du, du wärst da so einfach herausgekommen?

Kel-Nor musste lachen.

„Nein, so wie ich euch drei kenne, bestimmt nicht. Aber ihr seid von königlichem Blut. Ihr habt auf euer Volk zu achten und es zu respektieren. Ich werde immer für euch da sein, aber euer Volk würde einen wie mich nie in eurer Mitte akzeptieren. Dafür hat es zu viel Angst vor uns.

„Aber ihr kämpft für Johanna und damit auch für das Volk. Das können die doch nicht übersehen. Tom, ich möchte dich nicht wieder verlieren. Ich denke, dass ich da auch für meine beiden Mädchen spreche.

In diesem Moment hörten Ricarda und Tom ein lautes Gejohle. Ein riesenhafter Mann mit rotem Haar und einen rotem Vollbart stürmte auf sie zu. Ricarda erschrak und klammerte sich fest an Kel-Nor. Doch der lachte nur laut, zog sie hinter sich hervor und drehte sie zu dem anstürmenden Mann hin.

„Meine Liebe, mit dem da lässt du mich nicht alleine.

Dabei lachte er wieder.

„Darf ich dir vorstellen, das, was da kommt, schimpft sich Einar. Er ist ebenfalls ein Wanderer. Ein wenig verrückt, aber ein herzensguter Mensch, wenn er jemanden mag. Vor allem ist er eine treue Seele, wenn er erst einmal jemanden in sein Herz geschlossen hat. Oder sollte ich besser sagen, in seinen Magen?

Kel-Nor war schon recht groß, aber Einar war noch fast einen Kopf größer als er. Er verbeugte sich vor Ricarda.

„Herzlich willkommen, wunderschöne Dame. Wie ich sehe müssen sie die Frau sein, die es geschafft hat aus unserem Brummbären einen Menschen zu formen.

Dann nahm er seinen Freund in den Arm und sie schlugen sich auf die Schultern. Sie wandten sich wieder Ricarda zu und Einar sah sie mit fragendem Blick an.

„Man hat viel von Ihnen gehört, meine Dame, aber ich muss sagen, keiner dieser Berichte ist dem gerecht geworden, was ich nun vor mir sehe.

Ricarda merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie hörte Kel-Nor laut lachen.

„Diesen Kerl Ricarda, darfst du nicht allzu ernst nehmen. Auch wenn er diesmal mehr als Recht hat. Gebt euch die Hand. Ricarda, Einar ist einer der wenigen, der mir nahe steht. Wir Wanderer sind auch untereinander nicht verbunden, aber mit diesem Stück Mensch habe ich einen Teil meines Leben verbracht. Wir sind irgendwie wie Brüder.

Ricarda gab Einar die Hand. Er nahm sie vorsichtig und drückte sie ebenso behutsam zur Begrüßung.

„Nun kann ich verstehen, warum sich Kel so wohl fühlte auf Terra. Nun werde mal nicht verlegen, Kleiner. Was hat er von Ihnen geschwärmt. So wie ich es sehe, gibt es wohl bald einen Wanderer weniger.

Ricarda errötete wieder.

„Nun Einar, ich denke, dass es unmöglich ist, weil ihr hier so etwas wie Außenseiter seid. So toll bin ich nun auch wieder nicht. Zumindest im Moment fühle ich mich irgendwie ganz schön benommen und durcheinander. Aber, nenne mich Ricarda. Ich kann mit der Dame im Moment echt nicht viel anfangen. Ich mache mir zu viele Gedanken um meine Kinder. Was den ehemaligen Wanderer angeht, der möchte es wohl auch noch gerne länger bleiben.

Kel-Nor sah gequält auf Ricarda.

Im selben Moment taten ihr die Worte auch schon wieder Leid.

„Ach was.

Einar lachte fröhlich.

„Nach diesem Krieg wird nichts mehr sein wie vorher. Ich habe so das Gefühl, dass auch wir Wanderer nicht mehr so sein werden wie vorher. Es ist vieles im Umbruch.

Kel hat mir sehr viel von der Prinzessin erzählt. So wie er sein Leben für sie geben würde, so kann sie auch über meines verfügen. Über die Leben der anderen auch.

Kel ich habe bereits die königlichen Truppen inspiziert, wie du gesagt hast. Was ich da sah, macht mir echt Angst. Ich denke, dass du Recht hattest. Wir sollten versuchen auch in den dunklen Ländern Männer zu finden, denn diese Truppen hier sind für einen richtigen Kampf nicht geeignet.

Ich habe Linal dazu bekommen, sie zu trainieren und zu drillen. Aber ich weiß nicht, ob es ausreicht, um aus dieser Trachtengruppe richtige Krieger zu machen. Daher sollten wir so bald wie möglich aufbrechen.

Je länger Einar sprach, desto ernster wurde sein Ton. Kel-Nor schaute ihn an.

„Entschuldige Ricarda, dass unser Spaziergang so schnell unterbrochen wurde, aber die Zeit scheint wirklich zu drängen. Wir müssen zu Johanna. Sie wird leider schneller in ihre Rolle gedrängt, als mir lieb ist.

Nun schaute er zu Einar.

„Einar mein Freund. Ich werde Whin mit in die dunklen Länder nehmen. Ich möchte, dass du hier am Hofe verbleibst und die Prinzessin und ihre Familie beschützt. Dein Leben für Ihres.

„Mein Leben für Ihres. Das verspreche ich. Kel du kannst dich auf mich verlassen. Wer der Prinzessin oder ihrer Familie etwas antun will, der muss erst einmal an mir vorbei.

Einar grinste breit. Kel-Nor wandte sich zu Ricarda.

„Nun ist mir wohler. Einar würde ich bedenkenlos mein Leben anvertrauen.

In einiger Entfernung fuhr eine Kutsche in Richtung Schloss. Einar pfiff laut und die Kutsche stoppte ihre Fahrt. Es waren Johanna und Katja, die auf dem Weg ins Schloss waren. Nun änderte die Kutsche ihre Richtung und kam auf sie zu. Auf dem Kutschbock saß ein Mann, der bei dem Anblick von Kel-Nor anfing zu grinsen.

„Na, Du alter Schwerenöter. Wie ich sehen konnte, scheinst Du dich ja mächtig ins Zeug gelegt zu haben.

Tom schaute den Mann und dann Einar an.

„Sag mal, gab es eigentlich nichts Wichtigeres zu tun als sich Gedanken über mich zu machen?

Und dabei musste er laut loslachen.

In diesem Moment öffnete sich die Tür der Kutsche und Johanna und Katja schossen aus ihr hervor. Sie nahmen ihre Mutter in die Mitte und schauten auf Kel-Nor.

„Prinzessin, ich sollte nicht nur auf Euch aufpassen, sondern auch prüfen, ob Ihr es wert seid, den Thron von Jar zu betreten. Ich hatte damals nicht viele Erwartungen, aber Sie haben mehr, als nötig wäre. Ihr seid nicht nur die Prinzessin von Jar, Ihr seid Jar.

Kel-Nor hatte sie bei seiner Rede an den Schultern gefasst und ihr tief in die Augen geschaut. Sie blickte Kel-Nor mit aller Liebe an, die sie hatte. Nun bemerkte sie auf einmal, was hinter Kel-Nor los war. Ihr Kutscher und der große rothaarige Hüne, der mit Tom und ihrer Mutter gekommen war, knieten am Boden und hatten ihre mächtigen Schwerter vor sich aufgestellt. Auf einmal kniete Kel-Nor ebenfalls. Auch er zog sein Schwert und stelle es vor sich auf.

„Prinzessin, wir werden Euch nicht Königin nennen, aber wir werden Euch unser Leben geben. Wir, die Wanderer, werden alles tun, um Euch zu dienen. Unsere Schwerter und unser Leben sollen Euch gehören.

Nach diesen Worten küssten alle drei Männer die Knäufe ihrer Schwerter. Ricarda und Katja sahen mit großen Augen auf sie und ganz besonders auf Kel-Nor. Dann blickten alle auf Johanna. Diese stand mit freudigem Gesicht vor diesen und hob auf einmal die Hand und bat sie wieder aufzustehen.

„Nein, ich will nicht Eure Königin sein.

Sie schaute zu Kel-Nor.

„Dir, mein Lieber, will ich eine gute und dich liebende Freundin sein. Und Euch will ich eine gute Freundin sein. Mein Schloss und mein Reich sollen auch das Eure sein.

Die Männer erhoben sich und steckten ihre Schwerter wieder ein. Kel-Nor ging zu Johanna und nahm sie fest in den Arm. Einar stand mit merkwürdigem Gesicht da.

„Ich wollte mein Leben für Euch geben, weil Kel mein Bruder ist. Aber nun werde ich es tun, weil Ihr es mehr als wert seid.

Er verbeugte sich tief vor Johanna. Diese küsste Einar liebevoll auf die Stirn.

„Sei mir mein Bruder, wie Du es für Kel-Nor warst. Und Du, Whin von den Nordländern, auch Du sei mir mein Bruder.

Der Mann verbeugte sich tief vor Johanna und auch ihn küsste sie auf die Stirn.

„Mein Schwert und mein Leben sollen Dein sein, Schwester.

Johanna strahlte.

„Dieser Tag ist ein wahrer Segen für mich und mein Reich. Ich habe die Wanderer nicht als Verbündete - ich habe sie als Freunde. Nein, mehr noch - als Brüder. Dieser Tag wird in die Geschichte von Jar eingehen.

Sie sah zu Katja, die etwas abseits stand. Sie schaute etwas wehmütig.

„Was hast du, Katja? Du siehst aus, als ob dir etwas über die Leber gelaufen ist. Freust du dich denn nicht?

Nun sah sie, wie Kel-Nor Katja zu sich winkte. Sie stellte sich neben ihn und er nahm liebevoll ihre Hand.

„Prinzessin, ich muss sofort los. Ich muss in die dunklen Länder. Dort gibt es Männer und Frauen, die bereit sind für Euch zu kämpfen. Auch, wenn Euer Volk sie als Barbaren und Wilde bezeichnen, so haben sie eine hohe Kultur und vor allem sind sie ein Volk, das durch die ständige Bedrohung durch Malos kämpfen kann.

Ich denke, es könnte mir gelingen sie als Verbündete zu gewinnen. Ich muss gehen, aber ich lasse Euch Einar als persönliche Wache hier. Er wird Euch beschützen wie kein anderer. Ich werde mit Whin reisen. Und die kleine Dame neben mir weiß, dass auch sie mit muss.

Ricarda und Johanna schauten erst verdutzt zu Kel-Nor und dann auf Katja. Ricarda wirkte erregt als sie sprach.

„Was hat Katja damit zu tun. Sie ist doch erst elf. Du kannst doch kein kleines Mädchen mit auf eine so gefährliche und lange Reise nehmen? Nein, dafür werde ich nie meine Zustimmung geben.

Kel-Nor wollte etwas sagen, aber Katja trat vor, nahm die Hand ihrer Mutter und sah sie sehr ernst an.

„Mama, hier geht es nicht um mich oder darum, wie alt ich bin. Hier geht es um Hanna. Es wird so sein, dass Kel-Nor jemanden aus der Familie braucht, der für Johanna spricht.

Dich braucht Hanna hier, denn sie braucht eine Vertraute, die immer für sie da ist. Ich dagegen kann mit Kel-Nor und Whin in den dunklen Ländern etwas für sie tun. Hier nütze ich zurzeit niemanden.

Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, denn Kel-Nor würde es nie zulassen, dass mir etwas passiert. Ich denke, dass auch Whin nie zulassen würde, dass ich Angst zu haben bräuchte.

Katja küsste die Hände ihrer Mutter, die wie perplex auf ihre jüngste Tochter starrte. Aus dem kleinen und ungestümen Mädchen klangen Worte, die so vernünftig und so fest klangen, dass ihr angst und bange wurde.

Sie schaute zu Kel-Nor und Whin. Diese beiden nickten und Ricarda wusste, dass sie ihre Kleine in gute Hände geben würde. Johanna trat vor und nahm Katja in ihre Arme.

„Katja, das kann ich nie von dir verlangen. Ich glaube, Kel und Whin schaffen es auch alleine in den dunklen Ländern Verbündete zu finden. Nein, ich möchte nicht, dass du dich in so eine Gefahr begibst. Kel und Whin leben mit der Gefahr, aber ich habe Angst um dich. Du bist meine Schwester. Ich könnte die ganze Zeit an nichts anderes denken.

Johanna sah Katja verzweifelt an. Doch die schüttelte nur mit dem Kopf und gab Johanna einen dicken Kuss.

„Schnickschnack. Hanna, ich liebe dich aber was sollte ich hier machen? Auch, wenn Kel und Whin es schaffen würden, so würden sie viel Zeit verlieren. Zeit, die wir eventuell nicht haben werden. Nein, ich werde mit ihnen gehen, denn ich habe das Gefühl, dass es genau das ist, was ich tun muss.

Sie schaute zu den Wanderern und diese nickten voller Bewunderung den Kopf.

„Also, Kleiner, das ist eine wundervolle Familie. Die Kleine ist der absolute Wahnsinn. Ein richtiger kleiner Dickkopf mit einem großen Herzen.

Einar lächelte mild und schaute zu Katja. Diese funkelte ihn an.

„Ja - und zwar ein richtiger Dickkopf, wie Du noch oft bemerken wirst, Du großer Bär.

Katja boxte ihm sanft in die Seite. Einar musste laut lachen.

Einar wandte sich an Johanna und Ricarda und sagte:

„Diese Kleine ist in den besten Händen, die ihr Euch vorstellen könnt. Wenn ich könnte, würde ich alleine schon wegen ihr mit reiten. Sie ist eine wahre Wanderin.

Bei diesen Worten zuckten Ricarda und Tom unwillkürlich zusammen. Beide sahen zunächst sich verdutzt an und dann Katja. Diese stand stolz da. Sie empfand Einars Worte als eine große Ehre. Nun trat Whin vor.

„Sei gegrüßt, Schwester. Komme nun mit mir, Du sollst Dein Pferd bekommen. Bedenke, dass nicht Du Dein Pferd aussuchst, sondern das Pferd wird Dich aussuchen. Ihr werdet ein Bund für Euer Leben eingehen, so wie wir auch. Also, komm und folge mir.

Katja sah zu Kel-Nor und Ricarda. Diese nickten mit schwerem Herzen und Kel-Nor lächelte, als er sie ansah.

„Nun, anscheinend haben die Wanderer eine neue Schwester bekommen. Und, wahrlich, es ist eine sehr Würdige. Gehe mit Whin, Kleines. Wir sehen uns nachher.

Katja ging zu Johanna und nahm sie fest in den Arm. Sie murmelten etwas und dann gaben sie sich einen Abschiedskuss. Als Katja sich von Ricarda verabschiedete, schossen ihr Tränen in die Augen. Dennoch zeigte sie sich tapfer und gab ihrer Tochter einen langen Kuss auf die Stirn. Diese drehte sich nun zu Einar um.

„Und Du, Großer, wirst Dich um meine Familie kümmern, ansonsten bekommst Du es mit mir zu tun.

Diese eher frech klingenden Worte meinte sie nicht so. Sie lächelte Einar verschmitzt an, der sich auf Katjas Spiel einließ und erschrocken tat.

„Da werde ich ja wohl in Angst leben müssen.

Katja und auch Einar mussten laut lachen.

Katja wandte sich Whin zu und beide gingen in Richtung des Schlosses. Kel-Nor schaute den beiden nach. Ein Gefühl von Stolz durchströmte ihn. An Ricarda gerichtet sagte er:

„Zwei wundervolle Töchter hast du. Beide sind wunderschön und stolz. Ganz wie ihre Mutter.

Er winkte den Wachen zu, die in einiger Entfernung standen. Sie kamen herüber.

„Bringt die Prinzessin und ihre Mutter ins Schloss. Seht zu, dass es ihnen an nichts mangelt. Dieser Riese hier wird für ihren persönlichen Schutz zuständig sein. Also hört auf das, was er sagt, ansonsten wird er ganz böse.

Nein, im Ernst, er hat freien Zugang zu allen Teilen des Schlosses. Ihr, Hauptmann Bender, seid mir dafür verantwortlich, dass es alle Männer erfahren. Außerdem wird er, mit der Wanderin, weiterhin die Ausbildung Eurer Männer mit übernehmen. Ich befürchte, es steht uns ein großer Krieg bevor. Und ich möchte, dass Eure Männer nicht blind in etwas hineingeraten und unnötig ihr Leben verlieren.

Der Hauptmann der Wache sah Kel ernst an.

„Ich werde mich persönlich und sofort darum kümmern. Meine Männer würden mit Freuden ihr Leben für die Prinzessin lassen.

Tom musste lächeln.

„Euer Eifer in Ehren, aber jedes Leben ist kostbar. Daher sollte auch jedes, so gut wie es geht, geschützt werden. Der Prinzessin nützt es nichts, wenn sie kein Volk mehr hat. Also seht zu, dass Eure Männer mitmachen. Es wird hart werden, aber es wird Euer Leben verlängern.

Kel wandte sich an Einar.

„Großer, es wird kein Zwist zwischen uns geben. Ich werde wiederkommen, aber es wird nichts mehr so sein wie vorher. Das kann ich sehen. Also, verliere keine Zeit und versuche das Beste aus den Männern zu machen.

Johanna und Ricarda waren bereits in die Kutsche gestiegen. Kel-Nor trat zu ihnen.

„Ich werde nun gehen. Ich weiß Euch in den besten Händen, die ich mir vorstellen kann. Ricarda, Deine Tochter braucht Dich nun wie noch nie zuvor. Stehe ihr bei, wie Du es immer getan hast. Sie braucht eine starke Mutter, denn sie wird einige schwere Entscheidungen treffen müssen. Aber, das muss sein. Leider kann ich nicht bei Euch bleiben.

Einar wird Euch zur Seite stehen. Und Ihr, Prinzessin, Ihr solltet schön auf Eure Mutter hören. Ebenso auf Einar. Ihr habt noch nicht alles, was nötig ist, aber er wird es Euch lehren.

Ricarda saß mit feuchten Augen in der Kutsche und sah Kel-Nor traurig an.

„Ricarda, wir werden uns wieder sehen. Ich weiß nicht wann es sein wird, doch ich werde wiederkommen. Mit Katja. Sie wird sicher sein. Auch, wenn diese Menschen hier Angst vor den dunklen Ländern haben, wir Wanderer sind auch dort zu Hause. Man kennt und respektiert uns dort. Sogar noch eher, als hier. Also, mache Dir um sie keine Sorgen.

Ricarda nahm seinen Kopf in ihre Hände.

„Ich mache mir keine Sorgen um Katja, denn sie ist bei dir in den besten Händen. Ich mache mir Sorgen um dich. Aber damit werde ich wohl immer leben müssen.

Sie gab ihm einen Kuss und Einar stieg in die Kutsche. Kel-Nor löste sich von Ricardas Umarmung und gab dem Kutscher ein Zeichen.

Die Kutsche setzte sich in Bewegung und Kel-Nor winkte den Dreien nach. Eine seltsame Leere erfasste ihn. Er sah sich um. Die Menschenmenge unten im Park war dabei sich zu zerstreuen. Überall bildeten sich zwar kleine Gruppen um über das, was passierte, zu reden, aber der Großteil ging wieder zu seiner Arbeit oder nach Hause.

Die Kutsche entfernte sich. Er war alleine. Etwas, was er sein ganzes Leben gewesen war und was er immer wollte. Doch diesmal war es anders. Er empfand das Gefühl aufspringen zu müssen und der Kutsche nachzurennen. Gedankenverloren sah er ihr hinterher.

Auf einmal hörte Kel hinter sich Hufe auf das Pflaster schlagen. Er schaute auf und drehte sich um. Whin und Katja kamen auf ihren Pferden angeritten.

Daneben lief noch ein weiteres Pferd. Fenta. Ein stolzes und großes Pferd. Kels Partner und Reitgefährte. Niemals würde er es als Reittier bezeichnen. Es wieherte laut auf, als er Kel sah, doch Kel staunte nicht schlecht, denn Katja saß auf einem riesigen schwarzen Rappen.

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