Читать книгу: «Kurzgeschichten, wie sie das Leben so schreibt», страница 3

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Manuela schwirrte der Kopf. Sie war völlig ungeübt im Flirten und wusste einfach nicht, was tun. Wenn ich Nein sage, wird er bestimmt wütend, dachte sie verzweifelt. Türken werden doch immer schnell wütend. Wer weiß, was dann passiert. Warum musste auch ausgerechnet ihr das passieren? Sonst liefen die Männer doch immer nur ihrer Cousine nach. Ihre Gedanken liefen auf Hochtouren. Na komm schon, forderte sie sich selber auf. Sag’ etwas Neutrales. Der junge Mann schaute sie immer noch lächelnd an. Irgendwie wirkte er wie ein liebenswerter kleiner Lausbub. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, Nein zu sagen. So hauchte sie schnell ein „Vielleicht“ und begab sich umgehend wieder zu Fränzi.

Atemlos erzählte sie ihr, dass sie bereits eine Einladung erhalten hätte. „Ich auch“, lautete lakonisch die Antwort von Fränzi. „Der Barkeeper hat mich gefragt.“ „Und was hast du geantwortet?“ Manuela wartete gespannt auf ihre Antwort. „Vielleicht. Und du?“ „Auch vielleicht.“ Spontan fielen sie in ein Gelächter. Beide hatten aber nicht vor, die jeweilige Einladung anzunehmen. Sie amüsierten sich noch eine Weile. Danach begaben sie sich ins Zimmer. Während Manuela noch schnell ihre Karten schrieb, fiel Fränzi todmüde ins Bett.

Gutgelaunt und ausgeruht standen sie am nächsten Morgen auf. Schon beim Frühstück auf der Terrasse glühte die Sonne auf ihre Köpfe hinab. Da bot es sich geradezu an, den Tag am Pool zu verbringen. Sie packten ihr Badezeug zusammen und begaben sich zum Pool. Mit einem Mineralwasser in der einen Hand und einem Liebesroman in der anderen machten sie es sich auf einem Liegestuhl gemütlich.

Fränzi döste schnell wieder ein. Dabei fiel ihr das Glas mit dem Mineralwasser aus der Hand und fiel zu Boden. Schon war ein aufmerksamer Kellner an ihrer Seite und brachte ihr ein neues Glas. Fränzi lugte unter ihrer Sonnenbrille hervor und war begeistert vom Service. „Ich muss schon sagen, es gefällt mir immer besser hier. Die Türken sind sehr aufmerksam, höflich und sehen noch gut aus!“ Anerkennend schaute sie dem Kellner nach. „Hast du denn immer nur Männer im Kopf?“ Manuela schüttelte liebevoll mit dem Kopf. Ihre Cousine war schon eine Marke für sich. Doch was war das? Hatten sie soeben richtig gehört?

Beide schauten sich verblüfft an, dann drehten sie den Kopf Richtung Pool. Mitten im Wasser stand der Animateur von gestern. Diesmal sang er nicht Elvis-Presley–Songs, sondern animierte die Leute für die Wassergymnastik. Wortwörtlich hatte Patric lautstark „Wer macht mit bei der Wasser-Erotik?“ geschrien. „Hast du auch das verstanden, was ich verstanden habe?“ Fränzi hob anzüglich ihre Augenbraue. Manuela war genauso begeistert und sprang sofort auf. Sie hüpften zu den anderen ins Wasser und machten während einer halben Stunde zu poppiger Musik Wassergymnastik. Sie hatten viel Spaß und lachten viel.

Danach sonnten sie sich, bis sie Hunger verspürten. Auf dem Weg zur Snackbar lief ihnen prompt wieder einer der beiden Türken vom Vortag über den Weg. Diesmal allerdings der Kleinere von beiden. Er hielt die beiden an und fragte sie, ob sie nicht Lust hätten, bei der Modenschau, die 2 Tage später am Abend stattfände, mitzumachen. Sie dürften Kleider aus der Boutique vorführen, zusammen jeweils mit einem Hotelangestellten. Das sei nämlich eine gute Werbung. Fränzi war natürlich sofort begeistert. Sie mit ihrer guten Figur hatte schließlich auch nichts zu befürchten. Und sich zu präsentieren, machte ihr Spaß.

Doch Manuela schaute kritisch an sich runter. Sie hatte ein paar Kilos mehr als ihre Cousine. Und blamieren wollte sie sich schließlich nicht. Auch war ihr nicht ganz wohl beim Gedanken, vor so vielen Gästen auf dem Laufsteg zu stehen. Doch der Türke zerstreute ihre Bedenken. Es seien noch andere Gäste, die wesentlich mehr Kilos als sie hätten, bei der Modenschau dabei. Und das Lampenfieber gebe sich bestimmt auch. Warum also eigentlich nicht? So stimmten beide zu. Am Nachmittag vor dem Abend sei dann noch eine kurze Probe mit den jeweiligen Partnern.

Nach dem Imbiss lustwandelten sie etwas in der Hotelanlage, wo es schön kühl war. Vor dem Schaufenster der Boutique mit den schönen Hemden blieben sie wieder stehen. Das hätten sie besser nicht getan. Schon standen nämlich wieder die beiden Türken neben ihnen und fingen ein Gespräch an. Ehe sie es realisierten, saßen die beiden mitten in der Boutique an einem kleinen Tischchen und unterhielten sich angeregt. Der Größere von beiden hieß Tarkan und war mal eine Weile lang Model gewesen. Da es ihm aber zu langweilig war, nur schöne Kleider vorzuführen, verkaufte er nun diese in der Boutique. Der andere hieß Mehmet und war Mitinhaber der Boutique. Es vergingen nur ein paar Minuten, und schon hatten die 4 abgemacht, dass sie sich am Abend vor dem Hotel treffen würden. Sie wollten in einem anderen Hotel die Disco besuchen.

Wieder am Pool, schauten sich die beiden verblüfft an. „Wie konnte denn das passieren? Wie haben die uns nur rumgekriegt? Hast du begriffen, wie es dazu kam, dass wir nun genau das machen, was wir eigentlich nicht wollten?“ Manuela schaute leicht irritiert ihre Cousine an. „Nee. Sogar mir ging das viel zu schnell. Das sind ja zwei ganz ausgefuchste Kerle! Also ganz geheuer kommt mir das aber nicht vor. Was haben wir uns da nur aufgehalst? Die sind es wohl gewohnt, Touristinnen aufzureißen.“ Sie studierten, wie sie wieder aus dieser Sache herauskamen. Am besten war es wohl, wenn sie den Abend so schnell wie möglich hinter sich brachten und danach die beiden in Zukunft ignorierten.

Zufrieden damit, bestellten sie sich etwas später ein Taxi und fuhren in die nächste Stadt. Dort bummelten sie durch die Marktstände. Schließlich landeten sie in einem Ledergeschäft. Sie wurden freundlich begrüßt. Während sie sich umschauten, bot man ihnen Tee und Zigaretten an. Fränzi konnte nicht widerstehen, als der Verkäufer auf ihre diesbezügliche Frage antwortete, dass es gar kein Problem wäre, für sie innerhalb von 3 Tagen einen 2-teiligen roten Lederanzug maßgeschneidert anzufertigen. Und als Fränzi den günstigen Preis hörte, war die Sache geritzt. Schnell wurden ihre Maße genommen. Sie sollte in 2 Tagen zur Anprobe vorbeikommen. Glücklich verließ Fränzi den Laden, im Schlepptau ihre Cousine. „Also, du bist wirklich etwas verrückt, Fränzi. Wie kannst du nur Geld für so etwas Flippiges ausgeben? Das trägst du doch niemals in der Schweiz!“ „Irrtum, Cousinchen. Ich werde dich vom Gegenteil überzeugen. Nun sei doch endlich etwas lockerer und spiel nicht immer den Moralapostel. Genieß das Leben und mach auch einmal etwas Verrücktes!“ Liebevoll hängte sie sich bei Manuela ein.

Nachdem sie noch ein paar andere Kleinigkeiten gekauft hatten, suchten sie sich ein Taxi. Ein netter junger Mann öffnete ihnen die Tür zu seinem Auto, und sie stiegen ein. Der Taxifahrer war sehr gesprächig. Unter anderem erzählte er ihnen, dass es durchaus Gegenden gäbe, wo Türken nicht dunkle Haare und Augen hätten, sondern wie er selber blonde Haare und blaue Augen. Die beiden staunten, denn dies war ihnen neu. Kurz vor Ankunft im Hotel kam dann prompt wieder die Frage, ob sie nicht Lust hätten, noch am gleichen Abend zusammen mit ihm und einem Freund in eine Disco zu gehen. Als sie ihm erklärten, dass sie bereits eine Einladung hätten, und zwar mit den beiden Typen von der Boutique, reagierte der Taxifahrer überraschend aufgebracht. „Natürlich! Boutique-Besitzer sind halt etwas Besseres als einfache Taxifahrer!“ Er war so ärgerlich wegen ihrer Ablehnung, dass er, ohne ihre Bezahlung abzuwarten, einfach davonfuhr.

„Was war das denn?“ Sogar Fränzi war es nicht ganz geheuer. „Anscheinend vertragen die Türken das Wörtchen Nein wirklich nicht. Hoffentlich passiert heute Abend nichts, wenn wir den beiden Typen nach dem Discobesuch klarmachen, dass wir sie nachher nie mehr sehen wollen.“ Etwas bedrückt begaben sie sich zu ihrem Zimmer. Aber es kam noch dicker. Unterwegs begegnete ihnen ausgerechnet auch noch der Barkeeper, der am Abend zuvor Fränzi eingeladen hatte. Er fragte sie lächelnd, wann er sie denn abholen dürfe. Manuela musste mit Erstaunen feststellen, dass sich ihre weltgewandte Cousine innerlich wand. Wohl oder übel musste sie ihm gestehen, dass sie schon anderweitig eine Einladung angenommen hätte. Wieder kam die gleiche Reaktion. Mit bösem Blick entfernte sich der Barkeeper. „Puh! Wenn das nicht ein schlechtes Omen ist! Langsam habe sogar ich genug von Einladungen!“ Nichts konnte sie mehr halten. Blitzschnell rannten sie die Treppe hinauf direkt in ihr Zimmer.

Etwas später gingen sie wieder runter fürs Nachtessen. Während sie aßen, wurden sie, wie alle anderen Gäste, vom Hotelfotograf geknipst. Plötzlich lächelte Fränzi und zeigte auf das Gebüsch hinter Manuela. Diese drehte sich um und erblickte Tarkan. Er hatte seinen Kopf durch das Gebüsch gedrückt und blickte Manuela ganz verliebt an. Spontan musste auch sie lächeln. „Nur keine Angst, wir haben’s nicht vergessen. Wir sehen uns dann nachher, wie verabredet.“ Daraufhin zog sich Tarkan wieder zurück. Fränzi zwinkerte Manuela verschmitzt zu. Ein Kellner näherte sich ihnen, um abzudecken. Dann hielt er inne, schaute kurz Manuela an und fragte dann beide schüchtern, ob er und ein Freund von ihm sie beide zum Tanzen einladen dürfen! Fränzi und Manuela schauten sich sprachlos an. Da es ihrer Cousine offensichtlich an Worten fehlte, antwortete Manuela mit all ihrem Charme, den sie aufbringen konnte, dass sie leider schon eine Verabredung hätten. Der Kellner zog sich sofort nett und höflich zurück.

Manuela tat er richtig leid. Zudem sah er auch noch unwahrscheinlich gut aus. Noch nie in ihrem Leben hatte sie auf einen Schlag derart viele Verehrer gehabt. Fränzi sah sie bewundernd an. „Du hast dich wirklich sehr charmant und ohne ihn zu verletzen aus der Affäre gezogen. Nicht einmal ich wusste, wie Nein sagen, ohne eine böse Reaktion zu erhalten. Aber du hast es geschafft. Respekt!“ Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, stand der Kellner wieder neben ihnen. Mit einem seelenvollen Blick schaute er Manuela an und betonte, dass er eine seriöse Einladung gemeint hätte. Er hätte nicht aufdringlich sein wollen. Ob sie es sich nicht noch einmal überlegen würden? Und dabei sah er sie bittend an. Manuela brach es schier das Herz. „Ich weiß, dass Ihre Einladung seriös gemeint war. Und wir würden gerne ihre Einladung annehmen. Doch dass wir schon eine Verabredung haben, stimmt leider auch. Es geht wirklich nicht.“ Der Kellner nickte betrübt und entfernte sich. „Ich hab’ ja gar nicht gewusst, wie souverän du mit Männern umgehen kannst.“ Fränzi schaute sie staunend an. Und Manuela fühlte sich einfach wohl. Es musste wohl etwas in der Luft liegen.

Etwas später waren sie in ihrem Zimmer und machten sich schön. Vor dem Hotel wurden sie schon von den beiden jungen Männern erwartet. Mehmet fuhr sie mit seinem Auto in ein Hotel, das ein großes Dancing mit angenehmer Atmosphäre führte. Sie unterhielten sich gut. Nachdem sie etwas zu trinken bestellt hatten, begaben sich alle 4 auf die Bühne, um zu tanzen. Manuela wusste gar nicht, wie es dazu kam, doch irgendwie schien es einfach natürlich, Tarkan zu küssen. Sie genoss es unbeschreiblich, in den Armen eines großen, gut aussehenden Mannes zu liegen. Fränzi traute kaum ihren Augen. Das konnte doch unmöglich ihre etwas spröde Cousine sein? Doch keine 10 Minuten später lag auch sie in den Armen von Mehmet. Na also, dachte Manuela. Sie tanzten, unterhielten sich, knutschten und flirteten. Beschwingt verließen sie nach Lokalschluss das Hotel. Während Fränzi mit Mehmet eng umschlungen zum Auto ging, hielt Manuela Tarkan auf. Es musste einfach sein, dachte sie. „Damit es klar ist: Ich mag dich, Tarkan. Aber nur weil wir uns geküsst haben, heißt das noch lange nicht, dass ich auch mit dir ins Bett gehen will. Und schon gar nicht heute, an unserem ersten Tag!“ Nie hätte sie gedacht, dass sie den Mut aufbringen würde für solche Worte. Aber hier in der Türkei musste wirklich etwas Besonderes in der Luft liegen. Tarkan wirkte beleidigt. „Denkst du, ich bin so einer? So was hatte ich überhaupt nicht im Kopf!“ Somit war die Lage geklärt.

Auf dem Heimweg sprachen sie nicht viel. Aber viele verliebte Blicke flogen umher. Artig wurden sie beim Hoteleingang abgesetzt, ein letzter Kuss (ohne irgendwelche weitere Versprechungen und Einladungen), und das Auto fuhr davon. Fränzi war es offensichtlich nicht wohl. Sie schüttelte den Kopf und schaute kritisch drein. „Was ist denn los mit dir?“ „Ach, ich weiß nicht. Das alles gefällt mir einfach nicht. Es geht mir zu schnell. Und so was war ja auch nicht geplant. Ich kann gar nicht verstehen, dass du so gelassen dastehen kannst.“ Manuela kicherte: „Du hast recht. Normalerweise liegt mir so ein Flirt wirklich nicht. Aber irgendwie fühle ich mich so beschwingt und lebendig wie schon lange nicht mehr. Und was ist denn schon passiert? Nichts, außer ein paar Küsse. Ich zumindest habe Tarkan klar gesagt, dass daraus nicht mehr wird. Wir bestimmen, wie es weitergeht. Warum also machst du dir Sorgen?“ Fränzi lächelte. Aber als die Erfahrene in Sachen Flirten ahnte sie, dass die Geschichte noch lange nicht vorbei war. Und sie hatte recht.

Der nächste Morgen kam. Während Manuela vor sich hin summend aufstand, um sich zu waschen, lag Fränzi noch etwas griesgrämig im Bett. „Steh’ auf, du faule Liesel. Es ist ein herrlicher sonniger Tag. Und den wollen wir doch genießen, nicht wahr?“ Fränzi erhob sich, doch ihre Miene besserte sich keineswegs. Als sie später zur Tür hinaus und diese schließen wollten, erblickte Manuela von Weitem Tarkan, der sich zur Boutique begab. Spontan rief sie ihm ein „Guten Morgen“ zu. Er drehte den Kopf in ihre Richtung und winkte ihr lächelnd zu. „Ha, ist es nicht ein wunderbarer Morgen?“ Fränzi schaute sie von der Seite an. „Ja, ja, schon gut“, brummte sie. Sie frühstückten, packten dann wieder ihre Badesachen zusammen und machten es sich am Pool bequem. Es waren kaum Leute da. Die meisten waren wahrscheinlich zum Strand gegangen oder machten einen Ausflug. Faul dösten sie vor sich hin. Noch im Halbschlaf hörte Manuela plötzlich ein verdächtiges Kichern. Sie öffnete leicht ihre Augen – lag doch ihre Cousine tatsächlich wieder in den Armen von Mehmet und schmuste hingebungsvoll. Na also, dachte sie und schlief weiter. Das zog sich über mehrere Stunden hin.

Während Manuela ab und zu ihre Runden im Pool drehte, alberten Fränzi und Mehmet herum, warfen sich gegenseitig ins Wasser oder schmusten. Allmählich begann es sie zu wurmen. Sie hatte zwar Tarkan gesagt, dass sie nicht mehr wolle als einen Flirt. Doch dass er es so wörtlich genommen hatte und sie tatsächlich in Ruhe ließ, gefiel ihr dann doch nicht. Einmal hätte er sich ja blicken lassen können. Wieder mal kam Fränzi zum Zug, während sie leer ausging. Verflixt noch mal! Sie redete sich ein, dass es ihr gar nichts ausmache, doch ihre Miene zeigte etwas anderes. Später wurden sie vom Animateur zum Dartspielen aufgefordert, während Mehmet in der Boutique schnell nach dem Rechten schaute. Fränzi gewann prompt und wurde zu einem Glas Champagner ins Hotel eingeladen. Sie selber war Letzte geworden (wie treffend!) und lag nun betrübt und allein auf ihrem Liegestuhl. Sie schlenderte zum Strand, wo ein Volleyballspiel zwischen den Angestellten ihres Hotels und des benachbarten Hotels stattfand. Sie setzte sich auf das Mäuerchen und feuerte die Mannschaft mit den Angestellten ihres Hotels mit heftigem Klatschen an.

Es lag eine eigenartige Atmosphäre in der Luft. Die Sonne ging langsam unter, am Himmel waren wunderschöne Farben zu sehen, dazu das Meer und die Palmen. Manuela erlebte so etwas zum ersten Mal. Genießerisch hob sie ihr Gesicht in den Wind und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Da passierten gleich 3 Dinge miteinander: Erstens verlor „ihre“ Mannschaft, zweitens setzte sich Fränzi mit ihrem Mehmet neben sie und drittens wurde ihr liebevoll durchs Haar gefahren. Sie hob den Kopf und schaute direkt in die Augen von Tarkan. „Ach nee, auch mal Zeit für mich?“ Manuela konnte sich diese Frage nicht verkneifen. Tarkan setzte sich ganz nah zu ihr, nahm ihre Hand und flüsterte ihr verzweifelt zu: „Wie hätte ich denn können? Mehmet verschwand einfach den ganzen Tag und hat mich allein in der Boutique gelassen. Jemand muss ja im Laden sein, um Kleider zu verkaufen. Denkst du, ich wollte nicht in deiner Nähe sein? Und wie! Ich habe mich beinahe verzehrt nach dir! Aber nein, Mehmet amüsierte sich, und ich musste zusehen.“ Manuela wurde es ganz warm ums Herz. Noch wärmer wurde ihr, als Tarkan sie küsste.

Zu viert beschlossen sie, nach dem Abendessen etwas zu unternehmen. Mehmet holte sie wieder vor dem Hotel ab. Es gab in der Nähe einen romantischen kleinen Wasserfall. Während Fränzi und Mehmet eng umschlungen herumliefen, setzten sich Manuela und Tarkan an einen kleinen Abhang. Sie schmusten heftig. Sie konnten gar nicht genug davon kriegen. Plötzlich hob Tarkan ruckartig den Kopf. Manuela merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Tarkan stand angespannt da und schaute aufmerksam den Abhang hinauf. Während Manuela instinktiv schnell ihren Pulli in die Hose stopfte, bemerkte sie einen älteren Mann, der hastig den Abhang hinunterstolperte. Er war in Begleitung eines anderen Mannes, der aber viel langsamer ging.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Der ältere Mann, offensichtlich betrunken, griff Tarkan verbal an. Tarkan konterte ruhig, aber ganz klar. Manuela stand wie erstarrt da. Obwohl sie kein Wort verstand, begriff sie sofort, um was es ging. Der ältere Mann dachte wohl, sie sei eine billige Touristin, die nur auf Sex aus war und es mit jedem trieb. Und wenn sie es schon mit Tarkan trieb, könne sie es wohl auch mit ihm. Sie spürte die brenzlige Situation. Zu ihrer Verwunderung war sie innerlich ganz kalt. Sie wusste, die Situation war ernst, und sie musste auf alles gefasst sein. Zumal ja der Mann in Begleitung war.

Sie überlegte krampfhaft. Sie hatte in den letzten 4 Jahren während der Wintersaison fleißig an Selbstverteidigungskursen teilgenommen. Und sie hatte zu den Besten gehört. Also veränderte sie ihre Körperhaltung, stand breitbeinig auf dem Boden und machte sich bereit, den möglichen Angreifer aufzufangen und hinter sich ins Wasser zu werfen. Zu ihrer Verwunderung merkte sie, dass sie in diesem Moment sogar bereit gewesen wäre, zu töten. Schließlich ging es um ihr Leben. Während der Streit immer heftiger wurde und der ältere Mann versuchte, die beiden nach hinten in ein kleineres Wäldchen zu stoßen, was aber Tarkan zu verhindern wusste, nahm Manuela Augenkontakt mit dem Begleiter auf.

Sie hatte bemerkt, dass dieser weit weniger besoffen war und sehr unsicher wirkte. Sie stellte sich naiv und gab ihm mit Augenmimik zu verstehen, dass sie angeblich nicht wusste, um was es ging. Weiter bemühte sie sich um ein harmloses fragendes Lächeln. Sie spürte, dass er jetzt notfalls bereit wäre, seinen Freund davon abzuhalten, sich an ihr zu vergehen. Oder dass er sich zumindest nicht auf Tarkan stürzen würde, wenn sein Begleiter auf sie losging. Tarkan hatte anscheinend etwas gesagt, was den älteren Mann plötzlich unsicher machte. Er beruhigte sich etwas, verlangte aber, dass er wenigstens einen flüchtigen Kuss bekäme. Obwohl Tarkan vor Wut beinahe schäumte, gestattete es ihm Manuela. Danach zogen die beiden endlich ab.

Beide waren ein paar Minuten völlig gelähmt. Auch hatten sie Angst, die Männer könnten Verstärkung holen und wiederkommen. Bei diesem Gedanken begannen sie, Fränzi und Mehmet zu suchen. Diese kamen lachend auf sie zu und begriffen erst gar nicht, was geschehen war. Erst als Manuela hysterisch zu weinen anfing und auf den Boden sank, begriff ihre Cousine, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Während Tarkan Manuela tröstend in seine Arme nahm und sie beruhigend hin und her wiegte, erzählte er den beiden, was passiert war. Mehmet machte sich die größten Vorwürfe, weil er es gewesen war, der sie hierhin gebracht hatte und weil sie nicht in der Nähe geblieben waren. Nun musste auch noch Fränzi ihren Mehmet beruhigen. Die Situation wirkte so grotesk, dass plötzlich alle zu lachen anfingen. So entspannte sich die Situation etwas. Sie setzten sich ins Auto und fuhren an den Strand. Während sie etwas am Strand entlangliefen, das Wasser ihre nackten Füße umspülte und der Mond hell schien, beruhigten sie sich. „Was hast du eigentlich zu ihm gesagt, dass er sich dann so schnell verdrückte?“ Manuela schaute Tarkan fragend an. „Ich habe ihm gedroht, dass ich sein Benehmen dem Securitas-Mann vom Hotel, wo ihr wohnt, mitteilen würde.“

Manuela verstand nicht. „Was hat denn der Securitas-Mann, der mir übrigens schon negativ aufgefallen war mit seinem düsteren Blick, damit zu tun?“ Tarkan zuckte die Schultern. Schließlich wisse jeder hier in der Umgebung, dass dieser Mann zur türkischen Mafia gehöre, antwortete er lakonisch. Manuela riss erschrocken ihre Augen auf. Das wurde ja immer schöner! Inzwischen kamen sie bei einem kleinen Feuer neben einem kleinen Getränkestand an. Sie holten sich was zu trinken und setzten sich zu den wenigen Leuten, die ums Feuer saßen. Ohne zu reden starrten sie ins Feuer und ließen die Ruhe auf sich wirken. Als sie zurück zum Auto gingen, blieb Mehmet plötzlich stehen. Er schlug sich die Hand an die Stirn, runzelte diese und schaute dann belämmert die anderen an. Fränzi ahnte Böses. „Du bist doch nicht etwa so blöd gewesen und hast den Autoschlüssel im Auto stecken lassen?“ Mehmet schaute sie entschuldigend an.

Fränzi flippte beinahe aus. Da standen sie nun, ca. 10 km vom Hotel entfernt, weit nach Mitternacht, und wussten nicht weiter. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, Cousinchen. Aber ich muss dringend aufs Klo.“ Sie stiegen auf eine kleine Anhöhe hinauf, wo dann die beiden Frauen ihr Geschäft erledigen konnten. „Was sind das für Bungalows dort hinten?“ Manuela zeigte mit dem Finger in die Richtung von einem halben Dutzend Bungalows. „Die kann man mieten.“ Manuela, die als Einzige ihre Handtasche mit etwas Geld und dem Pass bei sich hatte, atmete erleichtert auf. Sie hatten also Glück im Unglück. Es klappte. Sie konnten 2 Bungalows mieten, das Frühstück war inbegriffen. Allerdings müssten sie ihre Betten selber beziehen. Aber auf das kam es ihnen auch nicht mehr an. Sie wollten am nächsten Morgen einen befreundeten Automechaniker anrufen, der dann ihr Auto „aufbrechen“ sollte. Sie wünschten sich gegenseitig eine gute Nacht und betraten dann ihre jeweilige Hütte.

Es war kalt. Die Erlebnisse und die kältere Nachtluft führten dazu, dass Tarkan schlotternd in einer Ecke stand, während Manuela die Betttücher hervorholte. Auch sie fror, doch schließlich mussten die Betten ja gemacht werden. „Wäre es zu viel verlangt, wenn du mir helfen würdest?“ Etwas ironisch schaute Manuela Tarkan an. Sie verstand gar nicht, warum er sie so hilflos anstarrte und bewegungslos in der Ecke stand. Sofort kam er zu ihr und half. Aber alles immer noch wortlos. Als sie die nassen Hosen im Badezimmer aufgehängt hatten, schlüpften sie schnell unter die Decke. Manuela wollte sich an Tarkan kuscheln, doch er wirkte immer noch hilflos.

Manuela schaute ihn aufmerksam an. Sie versuchte, seine Gedanken zu lesen. Und plötzlich wusste sie instinktiv, was los war. Das war doch der Hammer! Aber das konnte natürlich nur ihr wieder passieren. Ausgerechnet sie war an eine männliche Jungfrau geraten! Auf ihre diesbezügliche Frage nickte Tarkan verlegen. Er hätte zwar einmal ein nächtliches Abenteuer mit einer jüngeren Touristin gehabt. Aber da sei nicht viel gelaufen, zumal sie nachher sehr bald nichts mehr von ihm wissen wollte. Natürlich hätte er Chancen gehabt. Doch für Affären sei er sich immer zu schade gewesen. Erst bei ihr hätte er sofort gewusst, dass sie seine Traumfrau sei. Und jetzt wisse er nicht, was sie von ihm fordere. Manuela lachte hell auf. „Nur keine Panik. Ich fordere dich zu nichts auf. Wir sind beide todmüde. Ich glaube, das Beste für uns ist, noch ein wenig zu kuscheln und dann ausgiebig zu schlafen.“

Und das taten sie dann auch. Am frühen Morgen wachte Manuela auf. Sie hatte trotz allem sehr gut geschlafen. Und sie hatte sich in den Armen von Tarkan wohlgefühlt. Dieser schaute sie schläfrig an und lächelte. Sie schmusten eine Weile. Etwas später stand sie dann auf. Sie wollte duschen und dann Frühstück holen. Tarkan lachte aus vollem Hals, als er sie kurz darauf laut fluchen hörte. Es schien, als würde die Dusche nur kaltes Wasser hergeben! Erfrischt kam sie wieder aus der Dusche und überließ ihm mit zuckersüßem Lächeln die Dusche. Er schlenderte provozierend langsam an ihr vorbei und schaute ihr dabei tief in die Augen. Dann zwinkerte er ihr fröhlich zu und verschwand im Bad. Als ihr ein lustiges Pfeifen zu Ohren kam, wurde Manuela misstrauisch. Sie erlaubte sich einen kurzen Blick in die Dusche. Das war gemein! Wahrscheinlich hatte Tarkan genau gewusst, dass es immer eine Weile dauerte, bis das Wasser warm wurde. Er auf jeden Fall genoss die warme Dusche in vollen Zügen! Sie ging hinaus in die warme Sonne.

An der Rezeption konnte sie sich das Frühstück abholen. Wieder zurück, klopfte sie an die Tür von Fränzi und Mehmet, die bald darauf auch auftauchten. Es war herrlich angenehm, in der noch nicht allzu starken Sonne zu frühstücken. Munter plauderten sie und machten Pläne. Als Erstes mussten sie mit dem Automechaniker telefonieren. Dieser tauchte eine Viertelstunde später mit seinem Auto auf. Zusammen fuhren sie zum Strand, wo Mehmets Auto stand. Mit einer Brechstange versuchte der Mechaniker, die Tür zu öffnen. Fränzi wurde immer ungeduldiger. „Das ist doch typisch Mann! Jetzt braucht der schon eine halbe Stunde dafür. Bei mir wäre es bestimmt nicht so lange gegangen!“ Endlich war die Tür offen. Sie bezahlten seine Arbeit und entließen ihn dann. Sie wussten, dass sie am Nachmittag pünktlich zur Modenschau-Probe im Hotel sein mussten.

So fuhren sie zurück zum Hotel. Während sich die Frauen auf ihrem Zimmer frisch machten, begaben sich die Männer zur Boutique. Nach einem kleinen Mittagsimbiss gingen Manuela und Fränzi im ersten Stock des Hotels auf die Terrasse. Dort warteten schon die anderen Gäste, zusammen mit den Hotelangestellten und Mehmet. Tarkan war in der Boutique geblieben, da er sich geweigert hatte, an der Modenschau teilzunehmen. Es fand zuerst eine Kleiderprobe statt. Jeder musste zweimal die Kleider wechseln und auf dem Laufsteg auf und ab gehen. Der ganze Ablauf wurde besprochen, passende Musik ausgewählt. Fränzi hatte als Partner ihren Mehmet zugeteilt bekommen, Manuela bekam einen der Animateure namens Hassan. Patric moderierte. Alle Namen wurden noch notiert, dann wurden sie entlassen. Während Tarkan und Mehmet arbeiteten, legten sich die beiden Frauen an den Strand und ließen sich bräunen.

Schon während des Nachtessens wurde die Bühne und der Laufsteg aufgebaut. Manuela war ganz aufgeregt, aber sie freute sich. „Na, Schwesterchen, freust du dich auch? Bist ganz blass im Gesicht!“ Fränzi gab zu, dass sie wohl ein wenig Lampenfieber hätte. Diese verstand gar nicht, wie ihre Cousine Manuela so ruhig dasitzen konnte. Sie staunte immer mehr. In den letzten paar Tagen hatte sie ihre Cousine von einer ganz anderen Seite kennengelernt. So souverän, aber auch ausgelassen hatte sie Manuela noch nie erlebt. Irgendwie war sie ganz stolz auf sie. Meine Cousine, dachte sie. Schon bald mussten sie hinter die Bühne und sich zum ersten Mal umziehen. Es gab ein großes Gerangel, aber am Schluss hatte jede ihr passendes Kleid gefunden. Die Hotelgäste hatten sich alle schon gesetzt und warteten gespannt auf den Auftritt. Die Musik ging los, und Patric sagte die Show an. Er nannte jeweils die Namen und was sie tragen würden.

Zuerst mussten Fränzi und Mehmet auf die Bühne. Im ersten Gang wurden Lederhosen und schöne Blusen und Hemden gezeigt. Fränzi stolperte beinahe vor Lampenfieber und war mehr als froh, als sie es hinter sich hatte. Dann kamen Manuela und Hassan, der übrigens auch ganz gut aussah, dran. Sie bewegten sich gelassen zur Musik, drehten sich wie abgemacht und gingen auf ihre Plätze zurück. „Das macht ja richtig Spaß!“ Manuela war begeistert. Doch Fränzi graute vor dem zweiten Gang. „Wie kann dir so was nur gefallen“, stöhnte sie. Doch sie biss tapfer auf die Zähne und ging das zweite Mal auf den Laufsteg. Diesmal waren Lederjacken angesagt. Mitten in den Zuschauern stand Tarkan und machte fleißig Aufnahmen, wie es ihm Manuela vorher aufgetragen hatte. Dass die Bilder schlussendlich völlig unscharf waren, schrieb Manuela später Tarkans Aufregung zu. Auf der einen Seite war er sichtlich stolz, dass sich seine neue Freundin so gut gemacht hatte. Auf der anderen Seite bereute er es tief, dass nicht er, sondern Hassan an ihrer Seite gegangen war.

Während der ganzen Show hatte der hoteleigene Fotograf Fotos geschossen, die man später auch kaufen konnte. Es hatte alles geklappt, und die Gäste applaudierten stürmisch. Gar kein schlechtes Gefühl, dachte Manuela, so im Mittelpunkt zu stehen und Applaus zu kriegen. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen! Man schüttelte ihnen zum Dank die Hand, dann waren sie entlassen. Tarkan und Mehmet arbeiteten noch etwas in der Boutique. Danach fuhren sie in ein einfaches Restaurant, wo sie sich was zum Essen bestellten. Sie beschlossen, die Nacht im Angestellten-Hotel zu verbringen. Dort gab es keine Kontrolle, wer hinein oder heraus ging. Allerdings war es schon eher eine Absteige als ein Hotel. Als Fränzi dann die einzige Toilette, die es dort gab, besichtigte, rümpfte sie die Nase: „Also hier bleibe ich bestimmt nicht. Diesen Dreck muss ich mir nicht zumuten. Wie ihr das aushaltet, begreife ich nicht.“ Die beiden Männer zuckten nur die Schultern. Schließlich hatten sie ja keine Wahl. Gemeinsam beschlossen sie, in das benachbarte kleine Hotel zu gehen und dort 2 Zimmer für eine Nacht zu mieten. Die Zimmer waren ihr Geld wert.

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