Читать книгу: «Die Botschaft der Bhagavadgita», страница 9

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4.13

Die vierfache Ordnung wurde von Mir erschaffen gemäß der Einteilung der Eigenschaften und der aktiven Funktionen. Erkenne Mich als den, der dies bewirkt (das vierfache Gesetz der menschlichen Betätigungen), der Ich dennoch der ewig Nicht-Handelnde bin.

Die vierfache Gesellschaftsordnung ist nur die konkrete Gestalt einer spirituellen Wahrheit. Diese selbst ist von der Form unabhängig. Sie beruht auf folgender Auffassung: Die Art des einzelnen Menschen, durch den das Wirken geschieht, drückt sich, richtig geordnet, im rechten Handeln aus, wobei diese Art ihm seine Richtung und seinen Bereich im Leben zuweist, im Einklang mit den ihm angeborenen Eigenschaften und dem sein Selbst ausdrückenden Aufgabenbereich. (6-7)

4.14

Das Wirken bleibt an Mir nicht haften, noch begehre Ich die Früchte des Handelns. Wer Mich so erkennt, ist nicht durch sein Wirken gebunden.

Es ist tief bedeutsam, dass Gott selbst sich dem befreiten Menschen als Vorbild gibt. Denn dies offenbart die ganze Grundlage der Philosophie der Gita über göttliches Wirken. Der befreite Mensch hat sich in die göttliche Natur erhoben. Darum müssen seine Handlungen im Einklang mit dieser göttlichen Natur stehen. Was ist aber diese göttliche Natur? Es ist nicht völlig und allein die des Akshara, das unbewegliche, inaktive, apersonale Selbst. Denn sie würde durch sich selbst den befreiten Menschen zu einer tatenlosen Unbeweglichkeit führen. Es ist auch nicht in bezeichnender Weise die des Kshara, der vielfältige, persönliche Purusha, der sich selbst der Prakriti untertan gemacht hat. Denn sie würde ihn von selbst dahin zurückführen, dass er seiner Personalität, der niederen Natur mit ihren Eigenschaften unterworfen ist. Es ist die Natur des Purushottama, die diese beiden zusammenhält. Durch seine erhabene Göttlichkeit harmonisiert er beide in göttlicher Aussöhnung, die das höchste Geheimnis seines Wesens ist, rahasyaṁ hyetad uttaman. Er ist nicht der Vollbringer der Werke im personalen Sinn unseres in Prakriti verwickelten Handelns. Denn Gott wirkt durch seine Macht, durch die bewusste Natur, die effektive Kraft – Shakti, Maya, Prakriti –, verbleibt aber doch über ihr, ihr nicht involviert, ihr nicht unterworfen, durchaus in der Lage, sich über ihre Gesetze hinaus zu erheben, über die Wirkensweisen und Gewohnheiten des Handelns, die sie erschafft, nicht durch sie beeinträchtigt, noch durch sie gebunden, wohl fähig, sich von den Wirkensweisen von Leben, Mental und Körper zu unterscheiden, während wir dazu unfähig sind. Er ist es, der die Werke vollzieht und doch nicht handelt, kartāram akartāram. (139-40)

4.15

In solcher Erkenntnis wurde einst von den Ahnen, die Erlösung suchten, das Werk verrichtet. Wirke deshalb auch du nach jener älteren Art der Ahnen.

Aus dem Kommen des Avatars gewinnen dessen innere Frucht jene Menschen, die daraus die wahre Art der göttlichen Geburt und der göttlichen Werke kennenlernen. Sie werden in ihrem Bewusstsein immer mehr von ihm erfüllt. Mit ihrem ganzen Wesen nehmen sie ihre Zuflucht bei ihm, manmayā mām upāśritāḥ. Geläutert durch die verwirklichende Kraft ihrer Erkenntnis und befreit von ihrer niederen Natur erlangen sie das göttliche Wesen und die göttliche Natur, madbhāvam. Der Avatar kommt hernieder, um die göttliche Natur zu offenbaren, die im Menschen über seiner niederen Natur existiert. Er will zeigen, was die göttlichen Werke sind: Frei, unegoistisch, uneigennützig, ohne egoistischen Interessen, apersonal, universal, erfüllt vom göttlichen Licht, von der göttlichen Macht, von der göttlichen Liebe. Er kommt als die göttliche Persönlichkeit, die das Bewusstsein des menschlichen Wesens erfüllen und die begrenzte egoistische Persönlichkeit so ersetzen soll, dass sie, aus dem Ego befreit, eingehen kann in die Unendlichkeit und Universalität, aus der Geburt in die Unsterblichkeit. Er kommt als die göttliche Macht und Liebe, die die Menschen zu sich ruft, so dass sie ihre Zuflucht darin suchen und nicht mehr in der Unfähigkeit ihres menschlichen Willens und im Ringen ihrer menschlichen Furcht, ihres Zorns und ihrer Leidenschaft. Befreit von all dieser Unruhe und diesem Leiden dürfen sie in der Stille und Seligkeit des Göttlichen leben. Dabei ist es ganz unwesentlich, unter welcher Gestalt oder unter welchem Namen des Göttlichen der Avatar kommt oder welchen Aspekt er herausstellt. Denn auf allen ihren Wegen, die ihrer Natur nach verschiedenartig sind, folgen die Menschen Gott auf dem Pfad, der ihnen vom Göttlichen bestimmt ist. Am Ende wird er sie alle zu sich hinführen. Der Aspekt Gottes, der ihrer Natur entspricht, ist der, unter dem sie dem Avatar am besten nachfolgen, wenn er kommt, sie zu führen. Auf dieselbe Weise, wie die Menschen Gott annehmen, lieben und Freude an ihm haben, nimmt Gott den Menschen an, liebt er ihn und hat er seine Freude an ihm, ye yathā māṁ prapadyante tāṁs tathaiva bhajāmyaham. (175-76)

Der göttlich Wirkende

Der ganze Karma-Yoga der Gita besteht darin, dass wir die göttliche Geburt erlangen: Eine vergöttlichende neue Geburt der Seele in ein höheres Bewusstsein, und dass wir göttliche Werke tun, und zwar bevor diese Geburt erreicht ist, als Mittel, sie zu erlangen, wie auch als Ausdruck des höheren Bewusstseins, nachdem die Geburt erlangt ist. Die Gita versucht nicht, diese Werke durch irgendwelche äußeren Kennzeichen zu definieren, an denen die neue Geburt für den äußeren Betrachter erkennbar ist und durch die Kritik der Welt bemessen werden könnte. Sie weist sogar absichtlich die gewöhnlichen ethischen Unterscheidungen zurück, nach denen sich die Menschen im Licht der menschlichen Vernunft zu orientieren suchen. Die Kennzeichen, nach denen sie göttliche Werke unterscheidet, sind alle tief innerlich und subjektiv. Das Merkmal, an dem sie erkennbar sind, ist unsichtbar, spirituell und jenseits des Ethischen. Die göttlichen Werke sind nur durch das Licht der Seele erkennbar, aus der sie kommen. (177)

4.16

Was Handeln und was Nicht-Handeln ist, darüber befinden sich selbst die Weisen in Verwirrung und Selbsttäuschung. Ich will dir das Handeln erklären. Wenn du dieses verstehst, wirst du von allen Übeln des Daseins befreit sein.

4.17

Man muss das rechte Verständnis haben vom Handeln, vom falschen Handeln und vom Nicht-Handeln. Im Dickicht und Gewirr verläuft der Weg des Wirkens.

Handeln in der Welt ist wie ein tiefer Wald, gahana, durch den sich der Mensch, so gut er kann, hindurchtastet, erleuchtet durch das Licht der Ideen seiner Zeit, durch die Maßstäbe seiner Persönlichkeit und seiner Umgebung, oder besser vieler Zeiten, vieler Persönlichkeiten, Schichten des Denkens und der Moral aus vielen sozialen Entwicklungsstufen. All das ist unentwirrbar vermischt: Das Zeitbedingte und Konventionelle inmitten von allem Anspruch auf Absolutheit und unveränderliche Wahrheit, das Empirische und das Irrationale nebeneinander, obwohl beide die rechte Vernunft nachäffen. Und wenn schließlich der Weise inmitten von alledem eine höchste Fundierung in einem feststehenden Gesetz und einer ursprünglichen Wahrheit sucht, sieht er sich gezwungen, die letzte, äußerste Frage zu stellen: Ist nicht alles Handeln und Leben an sich eine Illusion, eine Falle? Ist es nicht die letzte Zuflucht der müden, enttäuschten menschlichen Seele, mit dem Wirken aufzuhören, akarma? Aber, sagt Krishna, in dieser Sache sind sogar die Weisen verwirrt und voll Täuschung. Denn Erkenntnis und Erlösung kommen durch Handeln, durch Werke, nicht durch Nicht-Handeln.

Was ist also die Lösung? Welcher Art sind die Werke, durch die wir von allen Übeln des Lebens erlöst werden sollen: von diesem Zweifel, von diesem Irrtum und Kummer, von diesem vermischten und unreinen Ergebnis selbst unserer reinsten Handlungen, die wir mit den besten Absichten tun, von diesen Millionen Formen von Bösem und Leiden? (177-78)

4.18

Wer im Handeln das Nicht-Handeln wahrnehmen kann und erkennt, wie das Wirken sich fortsetzt, wenn er vom Wirken zurücktritt, ist unter den Menschen derjenige von wahrer Vernunft und Wahrnehmungsvermögen. Er befindet sich im Yoga und wirkt in vielseitiger und allumfassender Art (für das Gute der Welt, für Gott in der Welt).

Keine äußeren Unterscheidungen sind zu treffen. Keine Arbeit der Welt ist zu verachten. Keine Abgrenzungen oder Zäune sind um die menschlichen Betätigungen zu errichten. Im Gegenteil, alle Handlungen sollen getan werden, jedoch von einer Seele, die im Yoga mit dem Göttlichen geeint ist, yuktaḥ kṛtsna-karma-kṛt. Akarma, das Aufgeben des Handelns, ist nicht der rechte Weg. Wer die Einsicht der höchsten Vernunft erlangt hat, nimmt wahr, dass solches Nicht-Handeln in sich selbst ein ständiges Wirken ist, da auch es dem Wirken der Natur und ihren Eigenschaften unterworfen ist. Jenes Mental, das seine Zuflucht zur physischen Untätigkeit nimmt, steht unter der Selbst-Täuschung, dass es, und nicht die Natur, der Täter der Werke sei. Es hat die Trägheit mit Freiheit verwechselt. Es sieht nicht, dass die Natur selbst in dem, was absolute Trägheit, größer als die von Stein und Erdklumpen, zu sein scheint, am Wirken ist und ungehindert ihren festen Zugriff ausübt. Im Gegenteil, in der reißenden Flut der Handlung ist die Seele frei von ihren Werken, sie ist nicht der Täter, nicht gebunden durch das, was getan wird. Und nur wer in der Freiheit der Seele lebt, nicht in der Gebundenheit an die Qualitäten der Natur, der allein hat die Erlösung von seinen Werken. (178)

4.19

Denjenigen, dessen Unterfangen und Unternehmungen allesamt frei sind vom Willen des Begehrens, dessen Werke durch das Feuer des Wissens verbrannt worden sind, haben die Erleuchteten einen Weisen genannt.

Der befreite Mensch hat keine Furcht vor dem Handeln. Er ist es, der alle Werke im weitesten Umfang und universal verrichtet, kṛtsna-karma-kṛt. Er tut sie nicht wie andere, der Natur unterworfen, sondern gelassen in der Seelenruhe, heiter im Yoga geeint mit dem Göttlichen. Das Göttliche ist der Herr seiner Werke. Der Mensch ist nur deren Kanal mittels der Werkzeuge seiner Natur, die ihres Herrn bewusst und ihm ergeben ist. Durch die flammende Stärke und Reinheit seines Wissens werden all seine Werke wie in einem Feuer verbrannt. Sein Mental bleibt ohne Makel oder entstellendes Merkmal durch sie ruhig, schweigend, unverwirrt, hell und frisch und rein. Alles in diesem befreienden Wissen zu tun ohne den persönlichen Egoismus, der Täter sein zu wollen, ist das erste Kennzeichen des göttlich Wirkenden.

Das zweite Kennzeichen ist das Freisein vom Begehren. Denn wo es den persönlichen Egoismus des Täters nicht gibt, wird Begehren unmöglich. Es wird ausgehungert, versinkt aus Mangel an Unterstützung ins Nichts und stirbt an Erschöpfung. Nach außen hin scheint der befreite Mensch Tätigkeiten aller Art wie andere Menschen zu unternehmen, vielleicht in größerem Maßstab, mit machtvollerer Willens- und Antriebskraft. Denn die Macht des göttlichen Willens wirkt in seiner aktiven Natur. Aber dieser Mensch hat aus all seinen Unterfangen und seinen Unternehmungen den minderwertigen Begriff und den niederen Willen des Begehrens völlig verbannt, sarve samā-rambhāḥ kāmasaṅkalpavarjitāḥ. Er hat jeden Hang zu den Früchten seines Wirkens aufgegeben. Wo man nicht um der Frucht, um des Lohnes willen wirkt, sondern allein als ein apersonales Instrument des Meisters der Werke, kann Begehren keinen Raum finden – nicht einmal das Begehren, erfolgreich zu wirken, da der Erfolg dem Herrn gehört und von ihm, nicht aber vom persönlichen Willen und Bemühen bestimmt wird, und es entfällt auch der Wunsch, um der Anerkennung des Meisters und seiner Zufriedenheit willen zu dienen. Denn der wirklich Wirkende ist der Herr selbst. Aller Ruhm gehört einer der Gestaltungen seiner Shakti, die ihre Sendung in der Natur erfüllen, nicht der begrenzten menschlichen Persönlichkeit. Das menschliche Mental und die Seele des befreiten Menschen tun nichts, na kiñcit karoti. Auch wenn er sich durch seine Natur im Handeln ganz einsetzt, ist es doch die Natur, die vollziehende Shakti, ist es die bewusste Göttin, die das Werk tut, regiert vom göttlichen Einwohner. (179)

4.20

Wer alle Bindung an die Früchte seines Wirkens aufgegeben hat, immer zufrieden ist ohne irgendeine Art von Abhängigkeit, der tut nichts, obwohl er sich (durch seine Natur) in der Tätigkeit einsetzt.

Ein anderes Kennzeichen des göttlich Wirkenden ist jenes, das für das göttliche Bewusstsein selbst das Zentrale ist: Eine vollkommene innere Freude und ein Friede, der hinsichtlich seiner Quelle und seiner Fortdauer von nichts in der Welt abhängt. Er ist eingeboren, der eigentliche Stoff des Bewusstseins der Seele. Das ist die wahre Natur des göttlichen Wesens. Hinsichtlich seines Glückes hängt der gewöhnliche Mensch von äußeren Dingen ab. Darum treibt ihn das Begehren. Darum hat er Ärger und Leidenschaft, Lust und Schmerz, Freude und Kummer. Darum wägt er alle Dinge auf der Waage von Glück und Unglück. Nichts von alledem kann auf die göttliche Seele einwirken. Sie ist immer zufrieden, ohne von irgendetwas abhängig zu sein, nitya-tṛpto nirāśrayaḥ. (184)

4.21

Er hegt keine persönlichen Erwartungen, reißt nicht die Dinge an sich als persönlichen Besitz; sein Herz und Selbst sind vollkommen unter Kontrolle. Indem er sein Handeln allein mit dem Körper vollzieht, begeht er keine Sünde.

Der befreite Mensch nimmt das entgegen, was der göttliche Wille ihm gibt, begehrt nichts und ist auf niemanden eifersüchtig. Was ihm zufällt, nimmt er ohne Widerwillen und Bindung an. Was ihm entgeht, lässt er in den Wirbel der Dinge eingehen, ohne zu murren, ohne Kummer, ohne das Empfinden eines Verlustes. Sein Herz und sein Selbst stehen völlig unter seiner Kontrolle. Sie sind frei von Reaktion und Leidenschaft. Sie antworten nicht verwirrt auf die Berührung der Dinge von außen. Wenn er handelt, ist das eigentlich nur eine physische Betätigung, śārīraṁ kevalaṁ karma. Denn alles Wesentliche kommt von oben; es wird nicht auf der menschlichen Ebene hervorgebracht. Es ist nur ein Widerschein des Willens, des Wissens und der Freude des göttlichen Purushottama. Darum ruft er auch nicht durch Druck auf das Handeln und seine Ziele in Mental und Herz jene Reaktionen hervor, die wir Leidenschaft und Sünde nennen. Denn Sünde besteht keineswegs aus einem äußeren Tun. Vielmehr ist sie eine unreine Reaktion des persönlichen Willens, des Mentals und Herzens, die das Tun begleitet oder verursacht. Das Apersonale, das Spirituelle ist immer rein, apāpaviddham, und verleiht allem, was es tut, seine eigene unveräußerliche Reinheit. Diese spirituelle Apersonalität ist das dritte Kennzeichen des göttlich Wirkenden. Alle menschlichen Seelen, die eine gewisse Größe und Weite erlangt haben, sind sich in der Tat einer durch sie hindurch wirkenden apersonalen Kraft oder Liebe oder eines Willens und Wissens bewusst. Sie sind aber noch nicht frei von egoistischen Reaktionen ihrer menschlichen Persönlichkeit, die manchmal heftig genug sind. Diese Freiheit hat erst die befreite Seele erlangt. Denn ihr Träger hat seine Persönlichkeit in das Apersonale eingeschmolzen, so dass sie nicht mehr ihm gehört, sondern in die göttliche Person, den Purushottama, aufgenommen ist, der alle begrenzten Eigenschaften in unbegrenzter freier Weise verwendet und durch keine Eigenschaften gebunden ist. Er ist zur Seele geworden, hat aufgehört, nur eine Summe natürlicher Eigenschaften zu sein. Seine für das Wirken der Natur verbleibende äußere Persönlichkeit ist etwas Ungebundenes, Weites, Anpassungsfähiges, Universales. Sie ist eine freie Hohlform zur Aufnahme des Unendlichen. Sie ist eine lebendige Maske des Purushottama.

Das Ergebnis dieses Wissens, dieses Freiseins vom Verlangen, dieser Apersonalität ist die vollendete Ausgeglichenheit in der Seele und im Wesen. Gelassenheit ist das vierte Kennzeichen des göttlich Wirkenden. (180-81)

4.22

Wer zufrieden ist mit allem, was ihm als Gewinn zufällt, wer über die Gegensätze hinausgewachsen ist, wer niemand beneidet, wer gleichmütig bleibt in Misserfolg und Erfolg, der ist nicht gebunden, selbst wenn er handelt.

Gute Ereignisse und böse Ereignisse, so entscheidend wichtig sie der vom Begehren beherrschten menschlichen Seele sind, der vom Begehren freigewordenen göttlichen Seele sind sie gleichermaßen willkommen, da durch ihre sich mischenden Fäden die sich entwickelnden Formen des ewig Guten herausgearbeitet werden. Ein solcher Mensch ist unbesiegbar, da sich für ihn alles hinbewegt auf den göttlichen Sieg auf dem Kurukshetra der Natur, dharmakṣetre kurukṣetre, auf dem Feld der Taten, das das Feld des sich entwickelnden Dharma ist. Jede Wendung in diesem Streit ist von dem vorausschauenden Auge des Feldherrn der Schlacht, von dem Herrn des Wirkens und Lenker des Dharma erdacht und geplant. (181-82)

4.23

Wenn ein Mensch, der befreit ist, frei von jeglicher Bindung, mit Mental, Herz und Geist fest gegründet in der Selbst-Erkenntnis, seine Werke als Opfer vollbringt, dessen Wirken löst sich allesamt auf.

Seine Befreiung hindert ihn nicht am Handeln. Nur weiß er, dass nicht er der Handelnde ist, sondern dass es die Erscheinungsformen, die Eigenschaften der Natur sind, deren dreifache guṇas... Diese Überlegenheit der ruhigen Seele, die ihre eigene Aktivität beobachtet, ihr aber nicht involviert ist, dies traiguṇātītya, ist ebenfalls ein wichtiges Kennzeichen des göttlich Wirkenden. Für sich genommen könnte diese Idee zu einer Lehre führen, die Natur sei mechanisch bestimmt, und die Seele stehe völlig erhaben darüber und sei unverantwortlich. Die Gita vermeidet aber diesen Fehlschluss eines ungenügenden Durchdenkens eindrucksvoll durch die erleuchtende übergöttliche Idee des Purushottama. Sie macht klar, dass es letztlich nicht die Natur ist, die mechanisch ihr eigenes Wirken bestimmt. Es ist der Wille des Höchsten, der sie inspiriert. Er, der bereits die Armee der Dhritarashtrier erschlagen hat, er, dessen menschliches Instrument nur Arjuna ist, eine universale Seele, eine transzendente Gottheit, ist der Herr ihres Bemühens. Wenn wir unser Wirken ganz dem Apersonalen anheimstellen, haben wir ein Mittel, vom persönlichen Egoismus des Täters freizuwerden. Am Ende müssen wir all unsere Tätigkeiten dem hohen Herrn von Allem übergeben, sarva-loka-maheśvara. Wirke, tue meinen Willen in der Welt „mit einem Bewusstsein, das mit dem Selbst übereinstimmt, indem du all deine Handlungen Mir anheimgibst, mayi sarvāṇi karmāṇi sannyasyādhyātmacetasā, befreit von persönlichen Erwartungen, vom Begehren, vom Gedanken „ich“ und „mein“, befreit vom Fieber der Seele: Kämpfe!“ Das Göttliche motiviert, inspiriert, determiniert das gesamte Handeln. Die menschliche Seele, apersonal im Brahman, ist der reine schweigende Vermittler seiner Macht. Diese Macht führt in der Natur die göttliche Bewegung aus. Nur von solcher Art sind die Werke der befreiten Seele, muktasya karma. Denn dieser Befreite handelt in keiner Beziehung aus persönlichem Antrieb. Von solcher Art sind die Handlungen des vollendeten Karmayogins. Sie entstehen aus seinem freien Geist und verschwinden, ohne ihn zu beeinträchtigen, wie Wellen, die an der Oberfläche bewusster unveränderlicher Tiefen sich erheben und verschwinden. Gata-saṅgasya muktasya jñānāvasthita-cetasaḥ, yajñāyācarataḥ karma samagraṁ pravilīyate. (186-87)

Die Bedeutung des Opfers

Die Gita fährt nun weiter fort mit einer eindeutigen, ins einzelne gehende Auslegung der Bedeutung des Begriffes yajña, die keinen Zweifel an der symbolischen Verwendung der Worte und dem psychologischen Charakter des Opferns lässt, zu dem diese Lehre auffordert. (119)

4.24

Brahman ist die Darbringung; Brahman ist das Opfer der Speise; durch Brahman wird es an das Brahman-Feuer hingegeben; Brahman ist jenes, das durch Samadhi im Brahman-Handeln erlangt werden soll.

Dies ist also das Wissen, mit dem der befreite Mensch Opferwerke leisten soll. Es ist die Erkenntnis, die in alten Zeiten in den großen vedantischen Äußerungen erklärt wurde: „Ich bin Er.“ „All dies ist wahrlich Brahman. Brahman ist dieses Selbst.“ Das ist das Wissen um die allumfassende Einheit. Er ist der Eine, geoffenbart als der Handelnde, die Tat und das Ziel des Wirkens. Er ist der Wissende, das Wissen und der Gegenstand des Wissens. Die universale Energie, in die das Wirken eingegossen wird, ist das Göttliche. Die geheiligte Kraft der Darbringung ist auch das Göttliche. Was immer geopfert wird, ist nur eine Gestalt des Göttlichen. Der das Opfer darbringt, ist das Göttliche selbst im Menschen. Die Handlung, das Werk, das Opfer ist selbst das Göttliche in Bewegung, in Tätigkeit. Das Ziel, das durch Opfern erreicht werden soll, ist das Göttliche. Für den Menschen, der diese Erkenntnis besitzt, in ihr lebt und wirkt, kann es kein Werk geben, durch das er gebunden wird, und keine persönliche Handlung, die er aus egoistischen Gründen für sich in Anspruch nimmt. Hier gibt es nur den göttlichen Purusha, der mittels der in Seinem eigenen Wesen wirkenden göttlichen Prakriti handelt. Er bringt alles dar in das Feuer Seiner selbst-bewussten kosmischen Energie. Dabei ist es das Ziel dieser ganzen von Gott gelenkten Bewegung und Aktivität, dass die mit Ihm geeinte Seele die Erkenntnis und den Besitz Seines göttlichen Seins und Bewusstseins erlangt. Frei sein besteht darin, dies zu erkennen und in diesem einenden Bewusstsein zu leben und zu handeln. (120)

4.25

Manche Yogins befolgen das Opfer, das für die Götter bestimmt ist. Andere opfern, indem sie das Opfer selbst an das Brahman-Feuer übergeben.

Die ersten begreifen das Göttliche in verschiedenen Formen und Mächten und suchen es durch verschiedene Mittel, Anordnungen, dharmas, Gesetze oder sozusagen durch festgelegte Riten für ihr Wirken, durch Selbst-Disziplin und durch geweihte Werke. Für letztere, die bereits Wissenden, ist die einfache Tatsache des Opferns die Darbringung jeglichen Wirkens an das Göttliche selbst. Die Prägung all ihrer Betätigungen durch das geeinte Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen ist ihr einziges Mittel, ihr einziges dharma. (121)

4.26

Einige bringen das Gehör und die anderen Sinne den Feuern der Beherrschung dar. Andere bringen den Laut und die anderen Gegenstände der Sinne den Flammen der Sinne dar.

Die Mittel des Opferns sind verschieden. Die Opfergaben sind vielseitig. Es gibt das psychologische Opfer der Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin, das zum höheren Besitz des Selbsts und zur Erkenntnis des Selbsts führt... Es gibt die Disziplin, die die Gegenstände der Sinneswahrnehmung annimmt, ohne dem mentalen Wesen zu erlauben, dass es durch seine Sinnesbetätigungen verwirrt und beeinträchtigt wird, wobei die Sinne selbst zu reinen Opferfeuern werden. Dann gibt es die Disziplin, die die Sinne so stilllegt, dass die Seele in ihrer Reinheit aus dem Bereich hinter dem Vorhang der Mental-Aktion still und ruhig hervortreten kann. (121)

4.27

Und wieder andere bringen alle Betätigungen der Sinne und alles Handeln der vitalen Kraft im Feuer des Yoga der Selbstbeherrschung dar, das durch Erkenntnis entzündet wird.

Es gibt die Disziplin, durch die dann, wenn das Selbst erkannt ist, alles Wirken der Sinneswahrnehmungen und alles Wirken des vitalen Wesens in diese geeinte, reine und ruhige Seele hineingenommen wird. (121)

4.28

Die Opfergabe von jenem, der sich um Vollkommenheit bemüht, mag materiell und physisch sein (dravyayajña, wie jene, die vom hingebungsvollen Verehrer seiner angebeteten Gottheit geweiht wird), oder sie mag die Strenge seiner Selbst-Disziplin und die Energie seiner Seele sein, womit er ein erhabenes Ziel zu erreichen sucht, tapoyajña, oder sie mag eine Methode des Yoga sein (wie das Pranayama der Raja-Yogins und der Hatha-Yogins oder irgendein anderes yogayajña); oder es ist die Darbringung des Lesens und Wissens.

4.29

Andere wiederum, die sich der Atemkontrolle widmen, gießen, nachdem sie Prana (den einströmenden Atem) und Apana (den ausströmenden Atem) zurückgehalten haben, Prana als Opfergabe in Apana und Apana in Prana.

4.30

Andere schränken die Nahrungsaufnahme ein und gießen als Opfer die vitale Kraft ihres Lebens-Atems in den (allumfassenden) Lebens-Atem. Sie alle sind Wissende des Opfers und haben durch das Opfer ihre Sünde zunichte gemacht.

Sie alle erstreben die Reinigung des Wesens. Jedes Opfer ist ein Weg zum Erreichen des Höchsten. Das einzig Notwendige, das in all diesen Variationen konstante heilvolle Prinzip besteht darin, die niederen Aktivitäten unterzuordnen, die Herrschaft des Begehrens zu mindern und es durch eine höhere Kraft zu ersetzen. Das rein egoistische Genießen muss hingegeben werden, um jene göttlichere Freude zu erlangen, die aus dem Opfer, aus der Selbst-Darbringung und aus der Selbst-Beherrschung entsteht, wenn wir unsere niederen Antriebe um eines größeren und höheren Zieles willen aufgeben. (121-22)

4.31

Wer den Nektar der Unsterblichkeit genießt, das Übriggebliebene vom Opfer, gelangt zum ewigen Brahman. Diese Welt gehört nicht dem, der kein Opfer leistet. Wie sollte er andere Welten gewinnen?

Opfern ist das Gesetz der Welt und nichts kann ohne es erlangt werden, weder Herrschaft hier, noch der Besitz der Himmel des Jenseits, noch der allerhöchste Besitz. (122)

4.32

Darum werden all diese und noch viele andere Arten von Opfern im Mund des Brahman dargebracht (im Schlund jenes Feuers, das alle Opfergaben empfängt). Nun musst du aber verstehen, dass all diese aus dem Wirken entstehen. Indem du dies verstehst, wirst du frei.

Sie alle sind Mittel und Formen des einen großen Seins in Aktivität. Sie sind Mittel, durch die das Wirken des menschlichen Wesens Jenem dargebracht werden kann, von dem sein äußeres Sein ein Teil und mit dem sein inneres Selbst geeint ist. Sie alle entstehen aus der einen gewaltigen Energie des Göttlichen und werden durch sie geweiht, die sich selbst im universalen karma manifestiert. Sie macht alle kosmische Aktivität zu einer fortschreitenden Darbringung an das eine Selbst, und Herrn. Die letzte Stufe dieses Opferns ist für das menschliche Wesen die Erkenntnis des Selbstes und der Besitz des göttlichen Bewusstseins, des Brahman-Bewusstseins. In der Reihenfolge dieser verschiedenen Formen des Opfers gibt es aber Abstufungen, von denen die physische Darbringung die niederste, das Opfer der Erkenntnis die höchste ist. (122)

4.33

Das Opfer der Erkenntnis, O Parantapa, ist von höherem Wert als jegliches materielle Opfer. Denn es ist das Wissen, worin alles Handeln seinen Höhepunkt erreicht (nicht irgendein niederes Wissen sondern das höchste Wissen vom Selbst und das Wissen von Gott), O Partha.

4.34

Erlerne dies durch Ehrerbietung zu Füßen des Lehrers, durch Fragen und Dienen. Die Menschen des Wissens, die die wahren Prinzipien der Dinge gesehen haben (nicht jene, die nur durch den Verstand erkennen), werden dich im Wissen unterweisen.

4.35

Wenn du jenes Wissen erworben hast, O Pandava, sollst du nicht wieder in die Unwissenheit des Mentals zurückfallen. Denn dank diesem Wissen wirst du alle Wesen, ohne Ausnahme, im Selbst erkennen und dann in Mir.

Denn das Selbst ist jene eine unveränderliche, alles durchdringende, alles in sich enthaltende, selbst-seiende Wirklichkeit oder Brahman, der verborgen ist hinter unserem mentalen Wesen. Dort hinein weitet sich unser Bewusstsein aus, wenn es vom Ego befreit ist. Wir können dann alle Wesen als Werde-Gestaltungen, bhūtāni, innerhalb dieses einzigen Selbst-Seins schauen. Aber wir sehen dieses Selbst oder unwandelbare Brahman auch, wie es sich unserem wesenhaften psychologischen Bewusstsein von einem höchsten Wesen darstellt, das der Ursprung unseres Daseins und von dem alles Veränderliche und Unwandelbare geoffenbart ist. Er ist Gott, das Göttliche, der Purushottama. Ihm bringen wir alles als Opfer dar. In Seine Hand geben wir unsere Handlungen hin. In Seinem Dasein leben wir und bewegen wir uns. Geeint mit Ihm in unserer Natur und mit dem ganzen Dasein in Ihm, werden wir zu einer einzigen Seele, zu einer einzigen Macht des Wesens mit Ihm und mit allen Wesen. Mit Seiner erhabenen Wirklichkeit identifizieren wir und einen wir unser Selbst-Sein. Durch Werke, die wir als Opfer leisten, schalten wir das Begehren aus und gelangen wir zum Wissen und zum Selbstbesitz der Seele. Durch das Wirken, das in der Selbst-Erkenntnis und in der Gott-Erkenntnis ausgeübt wird, werden wir in dieses Einssein mit Ihm und in den Frieden und die Freude des göttlichen Daseins befreit. (122-23)

4.36

Wärst du auch ein größerer Sünder als alle anderen, sollst du doch im Boot des Wissens über alle Verworfenheit des Übels hinweggetragen werden.

4.37

So wie ein loderndes Feuer seinen Brennstoff in Asche verwandelt, O Arjuna, verwandelt auch das Feuer des Wissens alle Werke in Asche.

4.38

Nichts in der Welt ist an Reinheit dem Wissen gleich. Der Mensch, der im Yoga zur Vollkommenheit gelangt ist, findet es im Verlauf der Zeit von selbst im Selbst.

In diesem anfänglichen Teil der Lehre der Gita sind Yoga und Wissen die beiden Flügel des Höhenflugs der Seele. Unter Yoga versteht sie die Einung durch göttliche, ohne Begehren, mit Gleichmut der Seele allen Dingen und Menschen gegenüber ausgeführte Werke, die dem Höchsten als ein Opfer dargebracht werden. Das Wissen ist das, worauf sich das Freisein vom Verlangen, die Gelassenheit, die Macht des Opfers gründet. Diese beiden Flügel helfen tatsächlich einander beim Fliegen. Indem sie zusammenwirken, jedoch mit fein abgestimmtem Wechsel gegenseitiger Hilfe, so wie die beiden Augen im Menschen zusammen sehen, weil sie abwechselnd schauen, verstärken sie einander durch Austausch von Sehkraft. Je mehr das Wirken frei wird vom Begehren, gleichmütig ein Opfer im Geiste, um so mehr wächst das Wissen. Mit der Mehrung des Wissens wird die Seele stärker in der von Begehren freien opferbereiten Gelassenheit ihres Wirkens. (200)

1 531,18 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
Объем:
1159 стр. 650 иллюстраций
ISBN:
9783963870385
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
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