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Doch nochmal zurück zu unserem Jüngsten, unserer Hündin und der Kaustange, von der er nichts abbekommen sollte: Ich behaupte, jeder von uns würde sein Brötchen abgeben, wenn jemand uns darum bitten würde, insbesondere wenn ersichtlich ist, dass der andere wirklich Hunger hat oder es ihm nicht gut geht. Aber wie würden wir reagieren, wenn sich jemand einfach unser Brötchen aus der Hand nehmen würde – ohne eine Erklärung oder Bitte. Ich nehme an, dass dies wohl jeder als respektlos empfinden würde. Genau auf dieses Verhalten, also die Einstellung dazu, hat unsere Hündin reagiert und das ist der entscheidende Punkt. Wäre es anders gewesen, hätte ich ganz bestimmt eingegriffen und zwar ihr gegenüber.

Wir kennen es alle: Ein Hund setzt in vielen Situationen ein bestimmtes Kommando zuverlässig um, doch auf einmal taucht ein Reiz auf, der offenbar spannender ist als wir. Plötzlich ist es dem Hund unmöglich das Kommando zu befolgen und wir als Mensch sind völlig irritiert. Entgegen allen Konditionierungsgrundsätzen passiert in anderen Situationen folgendes: Wir selbst sind entspannt und verlangen das gleiche vom Hund. Ein Satz wie „Nun leg dich doch mal endlich hin“, kann in dieser Situation zur sofortigen Beruhigung des Hundes führen und er kann sich womöglich wirklich hinlegen. Hunde geben uns immer Antworten, die Frage ist nur, wie wir ihr Verhalten interpretieren.

Warum Hunde so unterschiedlich reagieren, kann an bisherigen Lernerfahrungen, gesundheitlichen Faktoren, fehlender Führung, Stress, Aufregung, Angst oder Traumata und noch vielem mehr liegen. Vielleicht hat ein Hund einfach nur gelernt, dass er sowieso bekommt, was er möchte, ganz unabhängig davon, wie oft er etwas gesagt bekommt (Habituation/Gewöhnung) oder er fühlt genau, wenn wir etwas nicht wirklich ernst meinen (Intuition/Energie/Ausstrahlung/Schwingung). Im komplexen Zusammenleben von sozialen Wesen braucht es oft viel mehr als nur Training, nach welchen Überzeugungen und Methoden auch immer. Eine ganzheitliche Herangehensweise kann oft ungeahnte Möglichkeiten und Blickwinkel eröffnen, die vieles in Bewegung bringen können.

Hinreichend bekannt ist beispielsweise auch, dass Kinder oft nicht lernen können, weil sie gesundheitliche Probleme oder Konflikte mit Mitschülern, Lehrern oder Eltern haben. Liegen die Ursachen für derartige Schwierigkeiten an anderen Eckpunkten, ändert sich auch durch ein gut gemeintes und aufwendig kreiertes Angebot an Smileys aus den Grundsätzen der Lerntheorie für den Schüler kaum etwas an seinem Lernverhalten. Das betroffene Kind wird schlicht und ergreifend nicht wirklich „gesehen“, d. h. den wirklichen Gründen für sein Verhalten wird nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.

Eine Kundin von mir, die Lehrerin ist, erzählte mir vor kurzem Folgendes: Ihr Schüler hatte wochenlang auffällig Probleme, dem Unterricht zu folgen. Die Lehrerin sprach mit den Eltern, die aber nicht erkennen konnten, was der Grund dafür sein könnte. Als die Beurteilung anstand, welche weiterführende Schule der Schüler besuchen sollte, spitzte sich die Lage zu und der Schüler klagte über Migräne. Weil sie mehr und mehr systemisch dachte, deckte sich in einem Gespräch mit den Eltern schnell auf, warum der Schüler so unter Druck stand. Die Mutter hatte enorme Probleme zu akzeptieren, dass die Lehrerin kein Gymnasium empfehlen konnte. Der Schüler wollte die Bedürfnisse der Mutter jedoch trotz Überforderung erfüllen. Diese inneren Prozesse klärten sich erst, als er dadurch sogar krank wurde. Als das der Mutter bewusst wurde, konnte sie ihren Wunsch loslassen, besuchte mit ihrem Sohn eine Realschule und die Lage beruhigte sich völlig. Die letzten Wochen in der Grundschule waren sehr entspannt für alle. Hier hätte es nicht das Geringste gebracht, den Sohn mit Keksen oder Geschenken zu motivieren, damit er dem Unterricht folgt. Ohne die unbewusste emotionale Sichtweise der Mutter gab es für den Sohn keinen Druck mehr, die Migräne trat nicht mehr auf. Dies hat aber nichts mit Schuld zu tun: So hatte die Mutter sehr nachvollziehbare Gründe, über die sie dann liebevoll mit dem Sohn sprechen konnte. Sie konnte durch die gesundheitlichen Folgen des Sohnes ihre Sichtweise vom Leben des Sohnes trennen, denn wo steht, dass jemand weniger glücklich und erfolgreich sein wird, wenn er nicht das Gymnasium besucht? Das, was für den einen stimmig ist, muss daher noch lange nicht für einen anderen passend sein.

Wenn wir beim Umgang mit unseren Hunden stärker den sozialen Aspekt erfassen, der viel mehr bedingt als positive Bestätigung, dann binden wir uns selbst in die Handlung mit ein. Hunde brauchen uns als fühlende ganzheitliche Wesen, die Klarheit vermitteln und sich selbst reflektieren können. So schreibt Dorrit Feddersen-Petersen: „Wir schulden unseren Hunden ein klares Verhalten, initiativ wie reaktiv. Unklarheiten unsererseits stehen für Spannungen und sind ursächlich für Konflikte zu sehen. Über Drill, wie „Fuss“- oder „Platz“-Befehle, wird natürlich kein Missverständnis, kein „Problemverhalten“ beseitigt.10

Als Hundehalterin, Hundesportlerin und Hundetrainerin habe ich viele Dinge erlebt. Ich habe einige Jahre in einem sehr guten Hundesport-Verein mit meinen zwei älteren Hunden trainiert und bestimmte Prüfungen abgelegt, so lange es der Lockerheit wegen meinen Hunden Spaß machte. Aus den Erfahrungen dieser vielen Jahre sind mir die Möglichkeiten, Grenzen und komplexen Wechselwirkungen von Lernverhalten völlig bewusst. Aus einigen Kursen und Prüfungen nach Lind-Art kann ich nachvollziehen, wieviel Einfluss in jeglicher Richtung Motivation und Körpersprache bei Hunden haben können. Ich habe aber auch Menschen in Bereichen der Ausbildung und Erziehung erlebt, die ganz klar Gewalt verherrlichten, die das jedoch oftmals selbst nicht so wahrnehmen konnten. Ebenso war ich nicht selten überrascht, wie offen diese Menschen ihre wirklichen Beweggründe erkennen und überdenken können, wenn sich jemand ehrlich und ohne Wertung dafür interessiert. An vielen Stellen hat es für alle Beteiligten einiges bewegen können und es waren für mich sehr wichtige Erfahrungen, die heute in meiner Beratung sehr hilfreich sind.

Natürlich ist es für uns alle trotzdem nicht immer leicht, völlig wertfrei zu empfinden und demnach zu reagieren, aber uns dessen mehr bewusst zu sein, wäre ein riesiger Schritt des Umdenkens. Wie schnell wir alle dabei sind, etwas zu bewerten oder zu beurteilen, kann vielleicht die folgende Begegnung aus meinem Alltag zeigen: Vor kurzem traf ich auf einem Spaziergang zwei Hundehalterinnen, die ich kaum kannte. Eine der beiden hielt ihre Hündin mit wenigen Signalen bei sich. Ich dachte spontan: „Wow, super, das kann leider nicht jeder“. Die zweite Hundehalterin sagte zu ihr: „Lass deinen Hund doch laufen, du bist aber streng, er will doch bestimmt mit den anderen spielen, das ist wichtig für Hunde“. Als ich nachfragte, warum die erste Halterin ihren Hund bei sich behielt, erklärte sie: „Mein Hund hat sich gestern vertreten und der Tierarzt meinte, dass sie im Moment nicht schnell laufen oder toben soll“. So waren wir beide in der Wertung, ich weil ich in den Trainermodus geschaltet habe, die andere Hundehalterin aus Mitleid zum Hund. Als wir das erkannten, mussten wir lachen, tauschten uns über viele Dinge aus und es wurde für alle ein sehr schöner Spaziergang mit vier Hunden.

Hilfs- und Allheilmittel in der Hundeerziehung

„Erst wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, macht sich auf den Weg zur persönlichen Freiheit.“

Konrad Lorenz

Ein bekannter Trend zur Problemlösung ist die Suche nach dem „einzigen Hilfs- oder Heilmittel“ in der Hundeerziehung. Dies hat zur Folge, dass oftmals die Gründe für Emotion und Verhalten bei Mensch und Hund nicht mit einbezogen werden. Es kann viele Gründe geben, warum einem Hilfs- oder Heilmittel so viel Bedeutung beigemessen wird. Manche Konsequenz daraus kann uns elementar schädigen, allein dadurch, wie wir damit umgehen. Ein bekanntes Beispiel ist der Patient, der vielleicht aus Angst vor dem Zahnarzt nur Schmerzmittel einnimmt, um die Symptome „wegzubekommen“ und eine gleichzeitige körperliche als auch psychische Behandlung ablehnt. Er sieht die Medikamente dabei möglicherweise nicht als wichtige Hilfe an, sondern als Heilmittel. Jedoch ist sehr offensichtlich, dass hier lediglich das Symptom des Schmerzes behandelt wird, nicht aber den Ursachen auf den Grund gegangen wird – so, als würde man eine rot blinkende Lampe im Auto mit einem Pflaster überkleben, damit sie einem beim Fahren nicht mehr stört. Bei Zahnschmerzen und alleiniger Einnahme von Schmerzmitteln alleine kann sich jeder vorstellen, was die Folgen sein können, wenn der Zahn nicht behandelt wird.

Übrigens: Bei einer nicht seltenen Fehlfunktion im Bereich des Kausystems, (Kraniomandibuläre Dysfunktion) gehen die Symptome einer Funktionsstörung (CMD-Symptome) häufig über den Bereich des Kopfes hinaus, da die Muskeln des Kausystems über Funktionsketten mit der Wirbelsäulenmuskulatur in Verbindung stehen. Symptome wie Schwindel, Tinnitus, Nacken-, Schulter- oder Armschmerzen, Probleme im Bereich der Wirbelsäule, Migräne, Trigeminusneuralgie oder Kopfschmerzen können die Folge sein. Auslösende und unterhaltende Faktoren beziehen sich auf biologische, psychische und soziale Elemente wie zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen, emotionalem Stress, Schlafstörungen und vieles mehr.

Manche Zahnärzte haben spezielle Messgeräte, um das Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer (Okklusion) zu untersuchen. Bei Pferden zum Beispiel werden diese Zusammenhänge bereits von vielen Tierärzten mit in Betracht gezogen. Bei Menschen oder Hunden ist es scheinbar nicht so bekannt.

Uns allen fällt es oft schwer, herauszufinden, warum unsere Hunde oder wir selbst uns einmal so und in anderen Situationen ganz anders verhalten oder empfinden. Da viele innere Prozesse und äußere Faktoren sich gegenseitig beeinflussen, brauchen wir den Blick von außen – ob vom Hundetrainer, Tierarzt, Heilpraktiker, Therapeut oder auch vom Partner oder Freund. Es ist scheinbar einfacher, zu interpretieren, was Hunde mit ihren Verhaltensweisen zeigen, als den wahren Gründen auf die Spur zu gehen. Wir Menschen neigen einfach dazu, Dinge zu verallgemeinern: Wer das macht, ist so und so. Wer sich so zeigt oder das so sagt ist so und so. Wer das einmal macht, der tut das immer wieder. Dabei fügen wir oftmals unsere persönlichen Emotionen und Glaubenssätze ein, die ihre Ursache in unseren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen haben. Doch leider werden bei solchen Betrachtungen viele gute Chancen vergeben, voneinander zu lernen.

Ein immer wieder aufkommendes Thema im Hundetraining ist die Ablenkung mit Hilfsmitteln. Wer seinen Hund ausschließlich und grundsätzlich nur mit Hilfsmitteln wie beispielsweise Futter und Spielzeug von bestimmten oft komplexen Handlungen ablenkt, wird merken, dass er maximal dieses eine Verhalten verändern kann, die Ursache jedoch oft offenbleibt. Was uns dabei nicht immer bewusst ist: Wir haben dem Hund etwas beigebracht, um letztlich einen bestimmten Konflikt zu vermeiden. Ich habe viele Hunde erlebt, die vor lauter Stress und Frust zum Beispiel Löcher in Türen gebissen haben oder bei jeder Bewegung auf der Straße oder im Haus bellten. In der Wohnung verteilt waren diverse Bälle, Spielzeug und Futterbeutel zu finden, damit es für die Menschen zumindest möglich war, mal einen Kuchen ungestört essen zu können.

Ich habe nicht wenige Hunde erlebt, die zum Beispiel immer ganz „nett“, aber sehr nervig Besucher belagert und bedrängt haben, deren Halter jedoch nie versucht haben, den Hund ernsthaft davon abzuhalten, obwohl das Verhalten des Hundes alle sehr einschränkte. Das ist eine definitiv unterwürfige, also subdominante Haltung der jeweiligen Hundehalter der Situation gegenüber, weil es die Freiheit der Hundehalter und der Besucher einschränkt, auch der Hund hat dabei massiven Stress.

Bei so manchem Hausbesuch habe ich dieses Verhalten des Hundes nach ausführlichen Erklärungen zum ersten Mal dem Hund gegenüber in Frage gestellt, wobei auch einige Hunde auf „Ernst“ umschalteten. Es reichte völlig aus, ein wenig Raum einzunehmen, schon war das Ende der Frustrationstoleranz erreicht. Ich reagiere intuitiv in solchen Situationen, bewege mich nicht und nehme beharrlich und selbstbewusst Raum ein. Eine solche, durchaus ernstzunehmende Situation, die auch im Alltag völlig unbewusst auftreten kann, kann schnell eskalieren und sogar zu Verletzungen führen. Vielen Hundehaltern wurde in diesem Moment erst bewusst, wie sehr sie die Gesamtsituation unterschätzt haben und wie viele nicht erkannte Probleme in der Kommunikation und im Zusammenleben mit dem Hund überhaupt zu diesem massiven Stressverhalten geführt haben. Die veränderte Wahrnehmung setzte bei den Hundehaltern dann meist einen Prozess in Gang, der ihnen heute ein stressfreies Leben mit ihrem Hund ermöglicht.

Dem Hund empathisch über soziale Grenzen zu helfen, sich angemessen und stressfrei verhalten zu können, ohne den Konflikt zu vermeiden, ist eine andere Sichtweise als ihm etwas beizubringen oder ihn von etwas abzulenken. Dafür braucht es keineswegs den ohnehin völlig missverstandenen „Alphawurf“ oder den für einige als Allheilmittel angewendeten Schnauzgriff oder irgendwelche anderen Hilfsmittel. Richtig angewendet sind Hilfsmittel jedoch alles andere als falsch, aber es sollte kritisch hinterfragt werden, wie sinnvoll ihr Einsatz bei dem einzelnen Tier wirklich ist. Verhilft also beispielsweise ein Hilfsmittel, das auch eine Futterbelohnung sein kann, zu mehr Ruhe und Ausgeglichenheit beim Hund, ist der Einsatz durchaus gerechtfertigt. So sollte kein Hund weggesperrt werden, wenn Besuch kommt, vermeidet das doch eher den Konflikt anstatt ihn zu lösen. Hunde, die in solchen Situationen lernen, sich ruhig zu verhalten und deren Bedürfnisse geachtet werden, haben deutlich weniger Stress.

Wenn wir uns selbst fragen, wie wir damit umgehen, wenn uns Umstände zwingen, ruhig und gelassen zu bleiben, erschließen sich nicht selten Zusammenhänge. Können wir als Beispiel selbst gelassen die Zeit im Auto nutzen und vielleicht gute Musik genießen, wenn wir im Stau stehen? Oder sind wir eher genervt, werden unruhig oder rasten sogar aus und wollen mit allen Mitteln aus der Situation heraus? Mit welchem Stresspegel kommen wir dann zu spät zu einem Termin, wenn es sich nicht vermeiden lässt?

Wer zum Beispiel den Begriff „Balljunky“ verharmlost, nimmt in Kauf, seinen Hund in eine Sucht zu befördern. Auch, wenn nicht jeder Hund, der mit dem Ball beschäftigt oder motiviert wird, gleich ein „Junky“ ist. Doch die Anzeichen eines Suchtverhaltens sollten wir ehrlich erkennen können und wollen. Wenn ein Hund angespannt ist und sich wie ferngesteuert bewegt, kaum noch in der Lage ist, zu kommunizieren, dann ist es höchste Zeit, den Ball zu verbannen. Über den Suchtcharakter und die möglichen Gefahren, die sich aus dem Ballspielen ergeben können, meint die Verhaltensexpertin Dorit Feddersen-Petersen: „Gefährlich wird das urbane Leben für Hunde und Menschen insbesondere dann, wenn letztere sie, ob bewusst oder nicht, immer wieder auf das Apportieren von Bällen und ähnlichen Objekten konditionieren, wenn das Hinterherlaufen zum selbstbelohnenden »Suchtmittel« wird. Handlungsketten des Beutefangs sind es nicht selten, wenn Menschen, insbesondere Kinder, durch Hunde attackiert werden.11

Auch für uns Menschen bedeutet ein motivierendes, tolles Hobby eine wunderbare Sache, aber ist sie das noch, wenn wir ihr jeden Tag nachgehen würden oder wir dieses Hobby so intensiv betreiben würden, dass kaum noch Zeit für etwas anderes bliebe? Welche Kommunikation ist für uns selbst noch möglich, wenn unsere Wahrnehmung durch unsere Sichtweise, immer aktiv sein zu müssen, überlagert ist? Denken Sie nur einmal daran, wie wir uns oft verhalten und kommunizieren, wenn wir einmal etwas „über den Durst“ getrunken haben. Die meisten können natürlich die Grenze zwischen Sucht und Gelegenheitstrinken erkennen, aber die Grenze zwischen psychischer und physischer Abhängigkeit ist oft fließend. Den häufig gehörten Satz „Aber der Hund muss doch bewegt und beschäftigt werden …“ beantworte ich mit der Frage: „Was brauchen Sie, um auf einem gemeinsamen Spaziergang für Entspannung und Ausgeglichenheit zu sorgen?“. Verbinden und motivieren sich doch gerade solche Momente auf der sozialen Ebene.

Aus der Gehirnforschung ist erwiesen, dass in einem wachen, aber entspannten Zustand das Gehirn in den sogenannten Alpha-Zustand umschaltet. Alphawellen gehen von der rechten Gehirnhälfte aus und sind Grundlage für Kreativität. Wir können leichter mit Stress umgehen und stärken unser Immunsystem, indem unser Körper Botenstoffe, wie zum Beispiel Serotonin, freisetzt, die für das Empfinden von Glück und Freude verantwortlich sind. Unser Herzschlag wird ruhiger, der Blutdruck sinkt und die Atmung wird regelmäßig und tief. Dieser entspannte und ausgeglichene Zustand wirkt sich natürlich auch auf unsere Hunde aus.

Themen wie übermäßiges Jagdverhalten, Ziehen an der Leine, unangemessenes Sozialverhalten oder Ängste belasten viele Hundehalter im Umgang mit ihrem Hund enorm. Und das, obwohl die Hundeschulen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Der Bedarf ist groß und inzwischen bieten nicht nur Hundesportvereine, sondern auch Hundeschulen ratsuchenden Hundehaltern eine breite Palette an Sport- und Freizeitangeboten. Am Montag geht es zum Obedience, mittwochs steht Schnüffelstunde auf dem Programm und am Samstag ist Agility angesagt. Ein gut gefüllter Stundenplan trägt dafür Sorge, dass es dem Hund gut geht und er ausreichend beschäftigt wird. An dieser Stelle erlaube ich mir die Frage, ob dieser Drang, den Hund beschäftigen und auslasten zu müssen, wirklich sinnvoll ist? Oder ob man damit nicht erst recht Aufregung und Nervosität bei Hund und Mensch fördert? Eine pauschale Antwort kann es hier nicht geben, aber wenn wir unsere Fähigkeiten der Wahrnehmung schulen und genau hinsehen, wird uns das für uns und unsere Hunde Aufschluss geben können, ob das individuell angemessen ist. Wir wissen von uns selbst, dass ein jeweils gesundes Maß an Ruhe und Bewegung viel zu unserer Lebensqualität beiträgt. Auch darin können Hunde in unserem Leben so tolle Lehrer sein, wenn wir bereit sind, sie als solche anzunehmen.

Hundeerziehung wird schwierig, wenn zum Beispiel die Konzentration auf das Deuten von Beschwichtigungssignalen als allheilende Erziehungsmethode betrachtet wird. Es handelt sich hier um Verhaltensanteile, die Hunde schon immer zur Kommunikation nutzten. Nicht alles ist Beschwichtigung, und die Frage bleibt oft offen, warum hier und dort beschwichtigt wird. So haben manche Hunde auch gelernt, diese Signale bewusst einzusetzen, weil sie die Erfahrung machten, dass wir darauf mit bestimmten Verhaltensweisen reagieren. Auch das können viele Trainer auf einen Blick erkennen oder sie fühlen es, weil sie vielleicht mehr wahrnehmen als das Auge allein erkennen kann, sie haben eine gute Intuition. Ein anderes Beispiel wäre die Theorie der Rudelstellungen, die derzeit von verschiedenen Hundeexperten sehr kontrovers diskutiert wird und zu der Sie auf folgender Webseite fachliche Informationen erhalten: www.rudelstellungen-klargestellt.de.

Im Detail ist es an dieser Stelle nicht nötig, darauf einzugehen, aber in Bezug auf die Themen dieses Buches ist es mir wichtig zu erwähnen, dass es bei dem Ansatz der Rudelstellungen durchaus Hundehalter und Trainer gibt, die ihre Hunde „ausgetauscht“ haben, weil sie aufgrund dieser Theorie nicht zueinander passten. Erlauben sie mir bitte die Frage, wie das mit der Einstellung zu unseren geliebten Familienhunden vereinbar ist. Auch hier scheint der Blick auf das ganze System, in dem wir und unsere Hunde leben, zu fehlen. Den Fragen nachzugehen, welche Umstände und Einflüsse sich wie und in welcher Form auf Hunde (und auch Menschen) auswirken und welche Möglichkeiten bestehen, etwas an der bisherigen Situation zu verändern, wäre meiner Meinung nach mehr als fair unseren Hunden gegenüber. So betrachtet die Theorie der Rudelstellungen nur den Hund allein und ignoriert die Rolle und den Einfluss des Menschen.

Jeder Hundehalter hat sicherlich ganz verständliche Gründe, warum er seine Verantwortung gegenüber seinem Hund, zumindest teilweise, an eine bestimmte „Methode“ abgibt. Aber es bleibt beim Thema Verantwortung die Frage nach der Betrachtung der Themen aus dem gesamten Familiensystem, zu dem auch unsere Hunde gehören.

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