promo_banner

Реклама

Читать книгу: «Futur 3 - Morgen nennt man Zukunft», страница 3

Шрифт:

Die Schule war endlich vorbei und ich konnte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Sogar Ebony habe ich eins ausgewischt! Auf dem Rückweg aß ich die Pizza, die aus der Klappe gekommen war. Ich teilte sie mit Leon. Er isst sonst nie Pizza, weil ich es ihm nicht erlaube, aber heute bekam er sie als Leckerli. Er hatte seine Aufgabe heute so gut gemacht, da hatte er sich ein Stück Pizza verdient.

Am Nachmittag war richtig viel Verkehr auf den Luftstraßen. Zu Hause angekommen, scrailte ich meiner Mutter erst mal die guten Nachrichten. Du weißt nicht, was scrailen ist?! Ach so, du bist ja aus der Vergangenheit. Als Erstes sage ich das Wort »scrailen«. Danach spreche ich meinen Text und den Empfänger in die Luft. Dann tippe ich in die Luft und sofort sieht der Empfänger die Nachricht vor sich in der Luft. Meine Mutter antwortete erst mal nicht. Auch egal. Ich musste mich jetzt fertig machen für die Autostunde.

Autostunde ist ein Hobby, das viele Kinder haben. Man lernt, mit fliegenden Autos zu fahren. Ich habe ja schon einen Führerschein, aber mir macht es trotzdem Spaß. Es gibt natürlich auch andere Hobbys. Da fällt mir ein, ich wollte dir ja noch Luftfußball erklären. Also, man spielt es in der Luft und braucht zwei Mannschaften mit je gleicher Spieleranzahl. Die Regeln sind wie beim normalen Fußball, nur dass es keine Tore gibt. Man muss in eine Wolke schießen, die beim Gegner ist. Die Wolke kann manchmal drei Meter entfernt sein, aber manchmal auch dreißig. Häufig gibt es gar keine Wolken am Himmel, dann kann man es nicht spielen.

Die Einzelheiten über die heutige Autostunde erzähle ich dir ein anderes Mal, da sie nicht so spannend war. Ich bin auf jeden Fall noch nicht so lange zu Hause und schaue gerade nebenbei fern. Meine Eltern sind zum Glück noch nicht da. Sie haben beide Nachtschichten. Ins Bett gehe ich aber trotzdem gleich, ich wäre gerade beim Schreiben schon fast eingeschlafen. Eben bekam ich eine Nachricht von meiner Mutter: »Na, hast du einen schönen Tag gehabt?«

Nach kurzem Überlegen kann ich nur sagen: Jaaaa!

Dann tschüss, liebes Tagebuch!

Deine überglückliche Cate.

PS: Ach, übrigens, es war tatsächlich mein Hase, der heute Morgen so gepiept hat! Er hat das komische Ding meiner Ur-Ur-Uroma, das sich, glaube ich, »Handy« nennt, aufgefuttert … =)

Daniel Kaldenhoff

Die drei Brüder

Ein ganz normaler Tag in Stayhamtion beginnt. Die drei Brüder Lordwig, Will und Jack stehen aus ihren schwebenden Betten auf. Jack geht in den Whirlpool, um sich zu entspannen. In der Zeit stellt Lordwig gerade sein Tablet X105 auf Schulmodus ein und lernt noch etwas für den Zock-Unterricht. Er versucht, sich die Taktik des Fünffachsprungs einzuprägen. Durch fünfmaliges Tippen auf das Tablet in bestimmten, eingeübten Zeitabständen soll eine Figur auf dem Tablet eine Mindestsprunghöhe erreichen. Lordwigs Bruder Will beendet noch kurz eine Hausaufgabe, bei der er noch die letzte Taste in sein neues Robottaste-Handy einbauen muss.

Nach kurzer Zeit sind alle mit ihren Aktivitäten fertig. Sie gehen auf die Rolltreppe und fahren nach unten in die Küche. In der Küche angekommen, gibt es Rinderherz mit Kuhzunge und als Beilage Basilikum zum Frühstück. Als sehr schmackhaftes Getränk wird Brennnessel-Zwiebel-Tee dazu serviert. Anschließend putzen sie sich ihre Zähne mit einer Bürste aus Katzenfell. Kurz darauf schweben sie mit ihren Flyboards in die Schule. Nachdem sie dort angekommen sind, stellen sie die Flyboards auf ihren gemieteten Parkplätzen ab und laufen zur Rolltreppe. Will muss in den ersten Stock, Jack in den zweiten Stock und Lordwig in den vierten.

Will, der seine Hausaufgabe heute Früh noch beendet hat, präsentiert sie ganz stolz vor seinen Klassenkameraden. Jack hat wieder mit einem Roboter Unterricht, weil der Lehrer noch immer an einem Schlangenbiss leidet, und der dritte Bruder, Lordwig, präsentiert derweil im Zock-Unterricht seinen schon lange erprobten Fünffachsprung.

Im Anschluss an den Unterricht besuchen die drei Brüder gemeinsam einen Selbstverteidigungskurs. Sie wurden dazu von ihrer Mutter verdonnert, weil sich seit Kurzem ein Kinder-Kidnapper in Stayhamtion herumtreibt. Es werden schon drei Kinder vermisst.

Als die Jungen in den Kurs kommen, steht ein anderer Trainer als gewöhnlich vor ihnen. Er sagt: »Hallo, ich bin die Vertretung für euren Trainer.«

»Wir haben aber keine Rückmeldung von Herrn Schwinter bekommen, dass er heute nicht da ist«, entgegnet Will.

Die Vertretung sagt: »Oh, das ist aber komisch. Ich werde trotzdem heute euren Unterricht führen!«

Die drei Brüder ziehen sich noch schnell um, damit der Unterricht beginnen kann. Aber als sie aus der Umkleidekabine kommen, ist der Trainer nicht mehr zu sehen. An seiner Stelle steht ein schwarz gekleideter Mann in der Tür nach draußen. Die drei Brüder fragen den unheimlich wirkenden Mann, wo der Trainer sei.

Dieser antwortet: »Er steht gerade vor euch!«

Plötzlich geht das Licht aus und die Kinder kriegen einen riesigen Schreck. Dann spüren sie einen Stich in den Nacken und gehen kurz darauf zu Boden.

Als sie nach längerer Zeit wieder erwachen, nehmen sie wahr, dass sie sich im Kofferraum eines Autos der Marke Liverton befinden. Die Brüder erkennen dies gleich an dem besonderen Motorengeräusch. Dieser fährt maximal 400 Kilometer pro Stunde, es besteht also kein Grund, sich wegen der Geschwindigkeit Sorgen zu machen. Schließlich hält der Wagen an und der schwarz gekleidete Mann steigt aus und öffnet die Kofferraumtür. Wie unschwer zu erraten, ist der Mann der Vertretungstrainer. Er zieht die noch nicht ganz bei Bewusstsein befindlichen Brüder aus dem Wagen. Sie können sich wegen ihres Zustands weder wehren noch weglaufen, aber ihr Seh- und Hörvermögen ist bereits wieder intakt. So kriegen sie mit, was mit ihnen und um sie herum passiert.

Als Jack sich umsieht, bemerkt er, dass sie sich in einer abgelegenen, ländlichen Gegend befinden. Andere Menschen sind weit und breit nicht zu sehen. Jack sieht zu seinen beiden Brüdern Will und Lordwig hinüber und fragt: »Wisst ihr, wo wir hier sind? Ich sehe nichts und niemanden außer ein paar Gräsern und Bäumen.«

Lordwig ruft aufgeregt: »Guckt mal, da ist eine Scheune. Ob er uns wohl dahin bringt?«

Darauf antwortet der Mann mit einer fiesen Stimme: »Exakt! Ich hoffe, ihr werdet euch mit den anderen drei Kindern gut verstehen!«

An der Scheune angekommen, wirft der Kidnapper die Brüder unsanft auf den Boden. In der abgelegenen Scheune sind tatsächlich noch drei weitere Kinder. Will fragt sie: »Was ist denn mit euch passiert?«

Ein kräftiger Junge steht auf und sagt: »Ich wollte zum Boxen gehen, als ein fremder Mann vor mir stand und behauptete, dass er die Vertretung für meinen eigentlichen Trainer übernommen hätte. Ich nahm es so hin und ging in die Umkleide. Als ich wiederkam, stand er ganz in Schwarz gekleidet vor mir, das Licht ging aus, ich spürte einen Stich im Nacken und kurz darauf war ich hier.«


Daniel Kaldenhoff

Lordwig fragt: »Und was ist mir dir?« Er meint damit ein kleines Mädchen.

Es antwortet: »Ich ging wie gewöhnlich zum Ballettunterricht und da gab sich ein unbekannter Mann als mein Vertretungslehrer aus. Als ich von der Umkleide wiederkam, erwartete mich ein schwarz gekleideter Mann und rammte mir etwas in den Nacken. Schon nach kurzer Zeit war ich hier! Und dann stieß ich auf dieses Mädchen im Reiteranzug.«

Das Mädchen im Reiteranzug steht auf und schreit weinend: »Mir ist das Gleiche passiert, bloß dass ich zum Reiten wollte!«

Will geht zu ihr und tröstet sie.

Währenddessen gucken Jack und Lordwig nach möglichen Fluchtwegen aus der Scheune. Aber so sehr sie sich auch bemühen, es gibt keinen Ausgang. Auf einmal bemerkt Jack, dass er sein Handy dabei hat. Er probiert sofort, ob es noch funktioniert, aber in der Scheune gibt es keinen Empfang.

Will sagt verzweifelt: »Wie sollen wir hier nur rauskommen?«

Da hören sie Schritte vor der Scheune und die Tür öffnet sich. Der Mann, der sie entführt hat, bringt ihnen etwas zu essen und zu trinken.

Die Kinder schreien panisch: »Wir haben Angst! Lassen Sie uns hier raus!«

Lordwig, der nicht so große Angst hat, schreit: »Leise!«, und fragt den Mann:

»Warum machen Sie so etwas?«

Der Mann sagt verzweifelt: »Was geht euch das an?«

Doch Lordwig gibt nicht auf: »Ich möchte wissen, welchen Grund es für Sie gibt, so etwas zu tun.«

Der Mann antwortet: »Okay, aber das ist die einzige Frage, die ich beantworte. Früher hatte ich eine tolle Familie, eine Frau und drei Kinder. Wir haben schöne Urlaube gemacht und hatten immer viel Spaß, bis meine Frau wegen eines anderen Typen abgehauen ist und alle drei Kinder mitnahm. Ich war der unglücklichste Mensch der Welt. Mein ganzes Leben war versaut und ich wurde zu einem schlechten Menschen. Dann habe ich mir gedacht, dass ich nun auch die anderen Familien kaputt machen will, und euch daraufhin hier eingesperrt. Das ist der Grund, weshalb ihr jetzt hier seid und nicht bei eurer Familie zu Hause.«

Die Ballettschülerin fragt: »Wann kommen wir denn hier wieder raus und zu unseren Familien?«

Der Mann antwortet grimmig: »Ich sagte doch, dass ich nur eine Frage beantworten werde!« Er geht sehr stinkig aus der Scheune hinaus, schlägt die Tür hinter sich zu und schließt ab.

Die sechs Kinder stürzen sich auf das mitgebrachte Essen – Jakobsmuscheln mit Trüffelpilzen – ein für das Jahr 2305 sehr ärmliches Essen. Noch immer ist die Stimmung der sechs Kinder sehr trüb und traurig, denn sie sind sich sicher, aus der Scheune nie wieder herauszukommen. Die Eltern der Kinder suchen bestimmt schon nach ihren Schützlingen, aber in so einem abgelegenen Gebiet wird es schwer werden, sie zu finden. Deswegen müssen die Kinder selbst einen Plan schmieden.

Lordwig hat eine Idee: »Wenn der Mann uns das nächste Mal unser Essen bringt, versuchen wir, ihn zu überwältigen.«

Jack fragt: »Aber wie wollen wir das anstellen?«

Das Mädchen vom Reitunterricht hat eine Idee. Sie erzählt den anderen Kindern von den Hürden, die es beim Reiten gibt und über die die Pferde springen müssen: »Die meisten Hürden bestehen aus Holzstangen, manche aber auch aus übereinandergestapelten Strohballen. Wir können aus den vielen Strohballen hier in der Scheune ein Hindernis vor dem Eingang aufbauen, indem wir drei von ihnen aufeinanderstapeln. Morgen Früh verstecken wir uns hinter den Ballen und wenn der Mann kommt, um uns das Essen zu bringen, stoßen wir sie auf den Mann, sodass er hinfällt und wir ihn überwältigen können. Dann ruft Jack die Polizei und seine Eltern an.«

Mit dieser Idee sind alle einverstanden und sie beginnen sofort mit der Arbeit.

Am nächsten Morgen ist es dann so weit. Als der Mann die Scheunentür aufschließt, um den Kindern das Frühstück zu bringen, stutzt er einen Moment lang. Genau diesen Augenblick nutzen die Kinder aus, um die Strohballen umzustoßen. Der Mann ist so überrascht, dass er den hinabfallenden Ballen nicht mehr ausweichen kann und von ihnen zu Boden gedrückt wird. Die Kinder fassen den Mann und halten ihn fest. In dieser Zeit rennt Jack nach draußen, wo sein Handy wieder Empfang hat, ruft die Polizei und seine Eltern an und bittet sie, zur Scheune zu kommen.

Die Eltern und die Polizei wissen sofort, wo die Scheune liegt, da es auf der ganzen Welt nur noch eine natürliche Landschaft mit Gräsern und Bäumen gibt. Das kommt daher, dass alle anderen Gegenden mit Hochhäusern und anderen Gebäuden zugebaut wurden.

Nach einer halben Stunde trifft die Polizei mit den Eltern an der Scheune ein. Die Eltern haben auch einen Krankenwagen mitgebracht, für den Fall, dass es Verletzte geben sollte. Durch den Stich in den Nacken müssen alle Kinder mit ins Krankenhaus genommen werden. Es stellt sich heraus, dass die Spritze K.-o.-Tropfen enthielt, die die Kinder bewusstlos gemacht haben.

Als die Kinder aus dem Krankenhaus entlassen werden, freuen sie sich alle auf ihre Tablets, Handys, ihren Whirlpool, das Essen, das Schwebebett und – last but not least – auf ihre Rolltreppe.

Der Mann wird wegen Kindesentführung zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis hat er die Möglichkeit, die schlimme Erfahrung, von seiner Familie verlassen worden zu sein, zu verarbeiten und sich anderen Menschen wieder zu öffnen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis beginnt er ein neues Leben.

Die Entführung verändert auch das Leben der drei Brüder. Sie werden später berühmt und machen alle ihre eigene Firma auf. Will eröffnet eine Firma für Handys und Rolltreppen, Jack für Whirlpools und Schwebebetten und Lordwig für Essen und Tablets. Dank ihrer Firmen werden sie reich. Sie haben alle eine eigene Familie und leben jeder in einem großen Haus mit den neuesten und modernsten Sachen, die man besitzen kann.

David Hornbach

Leipzig, den 01.04.2014

Ich saß an diesem Aprilmorgen am Kamin und suchte die Fernsehseite, da es heute so dunkel und grau war. Aber so ungeschickt, wie ich war, fiel mir der Fernsehteil der Zeitung aus der Hand. Zum Vorschein kam nun der Teil der Zeitung, in dem Anzeigen wie »Putzfrau gesucht«, »Haus zu verkaufen« oder »Bin ausgebildeter Straßenkehrer und suche Arbeit« standen. Er war größer als sonst. Zumindest eine Anzeige war auffälliger als üblich, denn in dieser stand in wuchtigen Druckbuchstaben:

»GESUCHT! Suche Versuchsobjekt mittleren Alters für eine Zeitreise. Rhododendrongasse 3.«

Bevor ich darüber nachdenken konnte, welche Person diese Anzeige wohl in die Zeitung hatte schreiben lassen, überwältigte mich auch schon die Neugier, und weil ich ja sowieso nichts zu tun hatte, ging ich sofort los. Als ich dann – ich meine, es waren ungefähr sechzig Minuten – vor einem alten baufälligen Haus stand, das die Rhododendrongasse 3 sein musste, was man an der alten Ziffer an der Hauswand erkennen konnte, ging ich hinein, ohne auch noch einmal lange zu zögern. Die Hausnummer drei schillerte merkwürdig und ich hatte ein etwas mulmiges Gefühl. Ich ging bis in den obersten Stock. Dort standen mehr Menschen als erwartet, aber da die meisten schon fertig zu sein schienen, war ich schnell an der Reihe.

Ich betrat einen dunklen Raum, der nur von einer kleinen Lampe erhellt wurde, und sah, wer vor mir stand. Erst da fiel mir auf, dass in dem Zeitungsausschnitt gar kein Name gestanden hatte. Ich sah einen Mann, ich schätzte ihn auf Anfang dreißig, mit dunklen Haaren und eine Frau, etwa im selben Alter, ebenfalls mit dunklen Haaren.

Der Mann begann zu sprechen: »Nun, wie ich sehe, könnten Sie unser richtiges Objekt sein.«

Ich verstand nicht, wieso er mich als Objekt bezeichnete, aber dachte wieder nicht lange nach, sondern lächelte einfach nur. Er nickte in Richtung der Liege, die fast genau unter der schwachen Lampe stand. Ich legte mich mit einem leichten Bauchgrummeln hin. Dann, ich schätze, nach circa zehn Minuten, bat er mich, wieder aufzustehen. Der Mann war mir nicht sehr sympathisch.

Die Frau, welche seine Assistentin zu sein schien, gab ihm mehrere Informationen, dann sagte der Mann, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte: »Gut! Sie sind das richtige Objekt«, und bat mich, ihm zu folgen.

Als wir ein paar Räume weiter zu einer menschengroßen Kapsel kamen, wurde mir übel. Man befestigte noch ein paar Geräte an mir. Von meiner Übelkeit ließ ich mir nichts anmerken.

Schließlich sagte der Mann nur: »Einsteigen!«, und dann ging alles ganz schnell. Von draußen drangen Stimmen in die Kapsel: »Der Flug in das Jahr 3014 beginnt in 3 … 2 … 1 …«

BUMM!

Ich fragte mich, wie ich nur so dumm hatte sein können, mich von einem Mann, von dem ich nicht einmal den Namen und sein Vorhaben kannte, in eine Kapsel stecken und in das Jahr 3014 schießen zu lassen. Aber jetzt war es sowieso zu spät.

Plötzlich hörte ich noch andere Stimmen, Stimmen von Leuten, wahrscheinlich Politikern, sowie Menschengeschrei in Arenen. Ich sah sie vor mir. Dann setzte ich auf einmal irgendwo auf. Die Tür öffnete sich und Sonnenlicht fiel mir in die Augen. Ich schaute mich in der Kapsel um. Außer einer kleinen Anzeige, auf der 3014 stand, war dort nichts.

Doch ich sah mir diese Anzeige noch einmal an und dann bemerkte ich, dass dort ein Zettel aufgeklebt war, auf dem stand: »Kehren Sie innerhalb von 120 Minuten zurück zu Ihrer Kapsel und drücken Sie auf den roten Knopf hinter der Anzeige!«

Ich tastete hinter der Anzeige nach dem roten Knopf und fühlte ihn. Ich überlegte, ob ich nicht gleich draufdrücken sollte, wer wusste schon, was mich da draußen erwartete … Schon nach kurzer Zeit entschied ich mich und drückte auf den Knopf. Nachdem ich das getan hatte, hörte ich eine Stimme: »Sie haben noch 118 Minuten Zeit, bevor Sie in die Vergangenheit zurückkönnen.«

Ich musste warten. Aber knappe zwei Stunden in diesem Ei hier konnte ich auch nicht sitzen. So schob ich die Tür vor mir einen Spalt weit auf …

Zur selben Zeit 1000 Jahre in der Vergangenheit: Herr und Frau Maier freuten sich, als sie hautnah mitverfolgten, was ihr Versuchsobjekt in der Zukunft gerade erlitt. Durch die Helmkamera, die sie mir mitgegeben hatten, konnten sie alles von ihrem Sofa aus miterleben und aufnehmen und dann würden bald alle wissen, wie es hier auf der Erde in 1000 Jahren aussehen würde. Damit würden sie Millionen oder gar Milliarden Euro verdienen.


David Hornbach

Es war unvorstellbar, was sich vor meinen Augen abspielte, als ich mich aus der Kapsel lehnte. Keiner beachtete mich, ich schien unsichtbar zu sein. Vor meinen Augen liefen Frauen, Kinder und Männer aufgewühlt durch die Straßen. Ein Mann, der mit seinem Kind hinter einer Mauer kauerte, fiel mir gleich auf. Das lag vielleicht daran, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hatte, aber ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, da ich in 1000 Jahren ja sowieso nicht mehr existieren würde. Ich begann zu überlegen, was hier los sein könnte. Im nächsten Moment rollte jedoch ein Panzer mit der Aufschrift »USA« an meiner Kapsel vorbei. Er kam mir gefährlich nah und mir wurde klar, dass ich tatsächlich unsichtbar sein musste. Lauter kleine Flieger flogen in der Luft herum. Da ratterte es langsam in mir: Krieg.

Mir war ja eigentlich gleich klar, dass diese Menschen Angst hatten, vielleicht sogar Todesangst, aber weil ich wieder einmal so neugierig war, ging ich ganz aus meiner Kapsel heraus. Ich wollte den Mann fragen, was hier los war, doch der schaute nur wild um sich und legte schützend seinen Arm um den Kopf des Kindes, das neben ihm saß. Komisch war, dass ich alles hören und sehen konnte, mich jedoch niemand hörte oder sah.

Ich ging zu zwei Frauen, die sich panisch unterhielten, mit der Hoffnung, ein paar Sätze zu diesem Geschehen aufzuschnappen. Und ich hatte Glück. Da sie so laut redeten, konnte ich alles verstehen, aber was ich da verstand, versetzte mich in Trance. Ich wollte nur noch zurück vor meinen Kamin und alles vergessen.

Zur selben Zeit 1000 Jahre in der Vergangenheit: Herr Maier, noch immer auf seinem Sofa liegend, lachte gerade auf und sagte dann mit einem breiten Grinsen: »Wie gut, dass ich unter dem Helm meine zweite Erfindung installiert habe, mit deren Hilfe ich meine Gedanken auf das Versuchsobjekt übertragen kann, ohne dass es etwas davon mitbekommt und ganz so, wie ich es möchte. Das scheint ja bestens zu klappen! Ich sehe schon unsere neue Villa, eine Limousine und die Badewannen voller Geld, die niemals leer gehen werden, solange es dieses Video gibt.«

Das, was diese Frauen hier sagten, hätte wohl jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen, denn es war unvorstellbar. Sie hatten nur diesen einen Satz gesagt und trotzdem hatte ich große Angst, obwohl ich ja unsichtbar war und nur knappe zwei Stunden hier verbringe musste. Aber ich musste wohl auch einsehen, dass sich Deutschland im dritten Weltkrieg befand. Ich wollte irgendwie herausfinden, wie das gekommen war, um es, wenn ich wieder zu Hause war, allen zu erzählen und vielleicht viele Menschen vor dem Schlimmsten zu bewahren. Würde man mir denn glauben?

Aber erst einmal musste ich aufpassen, dass ich nicht selbst in irgendein Messer lief, denn verwundbar war ich dennoch, so dachte ich jedenfalls, weil ich ja mit allen meinen fünf Sinnen in dieser künftigen Zeit präsent war. Auf einmal schrien Menschenmassen auf und ich sah, wie mehrere Bomben aus dem Himmel flogen und wie Menschen vor Schmerz schrien, und dann zögerte ich noch einmal, ob ich mich nicht doch zurückziehen und warten sollte, bis meine Zeit abgelaufen war. Aber dann hätte es mir ja auch nichts gebracht, hierherzukommen, und so überlegte ich nicht länger, sondern ging in die Richtung, wo die Schreie herkamen. Dabei kam mir der Gedanke, dass, wenn ich getroffen würde, ich damit mein Todesurteil unterschrieben hätte, weil ich ja unsichtbar war und mir deswegen keiner helfen konnte. Aber darüber machte ich mir jetzt keine weiteren Sorgen, eher wollte ich schauen, was dort passiert war.

Als ich an der Stelle ankam, an der die vielen Menschen schrien, brach es mir das Herz: Die verletzten Menschen und Tiere, die dort litten, wurden jetzt alle mithilfe eines Schussrohres, welches man sonst nur für das Töten größerer Tiere verwendete, vernichtet, denn alle Plätze in den Krankenhäusern waren schon voll und die Ärzte taten auch schon mehr als sie konnten. Ich wollte mich nicht länger damit aufhalten, nur Zuschauer zu sein, sondern meine Zeit sinnvoll nutzen. Deswegen begab ich mich zum Rathaus von Leipzig, um dort vielleicht brauchbare Informationen zu erhalten. Sogleich sollte mich schon die nächste Überraschung erwarten …

Als ich gerade auf dem Weg zum Rathaus war, tauchte auf einmal Herr Maier vor mir auf, empfing mich mit einem breiten Lächeln und meinte: »Hallo, wie Sie sehen, geht es hier etwas komisch zu, aber ich werde Sie aufklären: Alle Menschen hier werden ferngesteuert, genauso wie die Stimmen nachgemacht werden und die Geräusche der Panzer … Nichts ist real. Sie sind auch der Einzige, der den Artikel in der Zeitung bekommen hat, denn eine Bürgerumfrage hatte ergeben, dass Sie in solchen Dingen der pessimistischste Mann dieser Stadt sind, wie sich hier ja gezeigt hat. Somit sind Sie das Opfer dieses Aprilscherzes geworden. Wie die Zukunft wohl wirklich wird?«

Бесплатный фрагмент закончился.

399
517,21 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
207 стр. 29 иллюстраций
ISBN:
9783957448002
Издатель:
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают