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Von einem Augenblick hängt ab sein Leben,

Und nicht sein Leben nur, sein Ruf, sein Wert.

[…]

Daß nicht wie ein verzehrend, reißend Tier,

Daß wie ein Mensch er aus dem Leben scheide,

Wenn nicht gereinigt, doch entschuldigt mindstens.

Ihm werde Spruch und Recht. (V. 2178ff.)

Indem aber Rudolf den Schlüssel zum Turm Don Cäsars in den Brunnen wirft, bevor ihm dies gewährt werden kann, stürzt auch Rudolf und sein großes Theoriegebäude in die Tiefe und zerstört jene „Brücke, die aus Menschenherzen / Den unerforschten Abgrund überbaut, / Von dem kein Senkblei noch erforscht die Tiefe.“ (V. 1637ff.). Die Raumgestaltung verdeutlicht, wie Rudolfs Urteil schließlich ihn selbst im Kern trifft und die ‚heil’gen Bande‘ zwischen Menschen zerreißt, die in seiner eigenen Theorie die Menschheit vor der Zerstörung von Innen, vor dem kollektiven Selbstmord schützt. Auch durch die Parallelität mit den leidenden Tieren im Käfig, die nur von Rudolf gefüttert werden wollen4, wird auf subtile Weise der Rechtsbegriff Rudolfs kommentiert, mit dem er im 3. Akt (V. 1257ff.) zugleich den Menschen ex negativo bestimmt hatte. Denn das einzige Recht, das er Don Cäsar zugesteht, ist das Recht zu hungern und zu leiden, und indem er ihn wie „verzehrend, reißend Tier“ sterben lässt, dementiert er auch seine eigene Menschlichkeit. Damit zeigt er auch das Problematische an seiner Doppelrolle auf, denn entgegen seinem Motto „Nicht ich, nur Gott“ demonstriert diese Szene den Kurzschluss zwischen der Rolle und dem allzu menschlichen Rolleninhaber, deutlich in der Geste des Hinabwerfens: „Er ist gerichtet / Von mir, von seinem Kaiser, seinem – (mit zitternder, von Weinen erstickter Stimme) Herrn!“ (V. 2186f.)

Grotesk ist diese Szene durch die dem Leser zugemuteten Kontraste, die nur noch Unbehagen und eine besondere Art von Grauen erwecken können. Hatte Rudolf vorhin gewarnt, dass jeder Versuch, die gottgegebene Ordnung durch „Menschenwerk“ zu bessern in Zukunft ausgelacht werden würde („Und deine Enkel lachen einst der Trümmer / In denen deine Weisheit modernd liegt“), gibt es beim Zusammenbruch der Weisheit Rudolfs nichts zu lachen, im Gegenteil – das Unpassende, Sinnlose verstärkt nur das Tragische an der Veranlagung des Menschen, der das Böse übt, wenn er auch das Gute will, und dessen Abgründe offenbar unermesslich sind.

Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht

Parallel mit der Lukrezia/Don Cäsar-Handlung und diese immer wieder durchkreuzend wird im politischen Handlungsstrang die kollektive Krise auf die gleiche polyphone, transpersonale Weise reflektiert. Die Bezüge zur Situation um 1848 und die mit der Französischen Revolution aufgeworfenen Fragen sind hier überall gegenwärtig, so auch im kaiserlichen Lager im 2. Akt, wo es nicht nur um die Frage geht, wer im Notstand des Reiches die Führung übernehmen soll, sondern um die Infragestellung aller Hierarchien. Die Verletzung der familiären Hierarchie unter den Habsburgern durch die Wahl Matthias’ zum neuen Staatsoberhaupt ist nicht der einzige ‚Bruderzwist‘ in diesem Stück und wird in diesem Akt beinahe durch das Thema der sozialen Spannungen in den Hintergrund gedrängt. Die Soldaten wagen es, gegen den Befehl ihres Hauptmanns zu argumentieren, weil in diesem Chaos alle Koordinaten sinnvollen Handelns fehlen. Was im Standesdenken nur als Insubordination gesehen werden kann, ist aus der Perspektive der Soldaten eine Frage der Vernunft und der besseren Argumente angesichts der konkreten Probleme: „Hauptmann: ’So meisterst du, ein Knecht, den Heeresfürsten?‘/ / Fahnenträger: ’Ob zehnmal Herr und zwanzigmale Knecht, / Wenn einer irrt, hat doch der andre recht.‘“ (V. 533ff.). Auch der Versuch des Hauptmanns, den Protestanten die Schuld für die bedrängte Lage zu geben, wird schlicht als Lüge abgewiesen und mit dem Schlagwort der Brüderlichkeit ersetzt, die im Lager die konfessionellen Unterschiede verwischt. In diesem Akt wird aber deutlich, dass die Begriffe Bruder und Brüderlichkeit immer durch die Exklusion anderer definiert sind. Im Lager sind alle Brüder – gegen die Türken, geraten aber schnell in einen Streit, wenn es zum Teilen der Beute kommt – in diesem Falle einer Türkin. Und jenseits der Brüderlichkeit im Lager gehören die Lagerbrüder weiterhin unterschiedlichen und potentiell verfeindeten sozialen und konfessionellen Gruppierungen an. Die Beziehung unter den Brüdern vom Geschlecht der Habsburger, Leopold und Ferdinand, sowie Rudolf, Matthias und Max schwankt zwischen Solidarität, Abscheu und Verrat. Diese Zwiespältigkeit der Brüderlichkeit mag den Umstand erklären, dass sowohl Ferdinand und Leopold als auch die Lagerbrüder einander mit der Doppelbezeichnung „Freund und Bruder“ bezeichnen (V. 624 und 1135), die Einigkeit in der Ambivalenz versichernd. In dieser Weise macht Grillparzer die Dynamik von kollektiven Identitäten und politischen Verbänden zum Thema und Problem, statt diese einfach als Spieler im geschichtlichen Konflikt vorauszusetzen. In Bezug auf die Situation um 1848 und weit darüber hinaus hat Grillparzer Rudolf in der Tat ein wahres Wort in den Mund gelegt, wenn er im 3. Akt vor den Sprechern der böhmischen Stände sich über den Begriff des ‚Volkes‘ empört: „Das Volk! Das sind die vielen leeren Nullen, / Die gern sich beisetzt, wer sich fühlt als Zahl, / Doch wegstreicht, kommts zum Teilen in der Rechnung.“ (V. 1536ff.).

Einer der wichtigsten Akteure im politischen Konflikt und eine interessante Figur im Hinblick auf die Gegenwart Grillparzers ist der intelligente Emporkömmling Klesel, der sich vom Bäckerssohn zum Bischof von Wien und unentbehrlichen Kanzler Matthias’ hochgearbeitet hat. Als juristisch versierter ‚Federpfuscher‘, der mit der Feder kämpft und den demütigenden Hochmut und die Inkompetenz des oberen Standes ertragen muss, hat Grillparzer gute Voraussetzungen gehabt, diese Figur mit hoher Komplexität zu gestalten.1 Scheinbar seinem Herrn Matthias mit großer Liebe dienend und zugleich mit einem starken persönlichen Ehrgeiz ausgestattet, bleibt Klesel eine opake Figur, die auch stets eine Maske tragen muss, um sich durchzusetzen. Er zeigt sich aber in diesem Spiel durch Klugheit, Nüchternheit und Improvisationstalent den Habsburgern weit überlegen und bekommt zunächst, was er haben wollte: den Frieden mit den Türken und eine Vollmacht für Matthias, der sich allerdings seinerseits für diese Macht zu schwach fühlt. Als Fürsprecher der vertraglichen Schlichtung von politischen und konfessionellen Konflikten ist Klesel der ideologische Gegner von sowohl Rudolf als auch Ferdinand und wird von beiden sehr gefürchtet. Im 5. Akt ebnet Ferdinand daher seiner eigenen blutigen Nachfolgerschaft den Weg, indem er Klesel in Abwesenheit Matthias’ verhaften und entführen lässt. Dies gibt aber Klesel die Gelegenheit, im heftigen Wortduell noch einmal seine Haltung Ferdinand gegenüber deutlich zu machen, darunter sein Plädoyer für eine prinzipielle Trennung von Wissen und Glauben (V. 2492ff.).2

Klesel, der seine Verhaftung als soziale Demütigung empfindet, wünscht sich einen Rächer herbei, der sich „dienend […] zum Herrn aufgedrungen“ haben wird, und dieser wird dann auch prompt als „Herr Oberst Wallenstein“ gemeldet. Wie die Zitate des Souffleurs Simon und die Selbstaufopferung Julies in Dantons Tod die Abkehr von der klassischen Geschichtstragödie reflektieren, ist es schwer, in diesem fast saloppen Auftritt Wallensteins am Ende des Trauerspiels nicht einen Kommentar Grillparzers zur Geschichtsdramatik Schillers zu sehen. Diese Figur und der mit ihr verbundene historische Stoff, denen Schiller mit gehörigem Pathos eine ganze Trilogie widmete, wird bei Grillparzer mit Elementen der Komödie eingesetzt, die mit einem unheimlichen Verfremdungseffekt tradierte Gattungsnormen verletzt.3 So wird z.B. im Munde Wallensteins der Prager Fenstersturz, der immer als das Fanal des dreißigjährigen Krieges galt, zum Witz:

Der Mathes Thurn ließ eben, als ich abging,

Nach einer alten Landessitte, sagt er,

Sie aus den Fenstern werfen am Hradschin,

Im vollen Landtag und im besten Sprechen.

Doch sind sie unverletzt, seid unbesorgt.

Sie haben noch gar höflich sich entschuldigt,

Weil nach dem Rang sie nicht zu liegen kamen,

Zuoberst, weil zuletzt, der Sekretär.

Betrachtet Böhmen drum als feindlich Land.

WALLENSTEIN. Nun, um so besser denn! (V. 2721ff.).

Die Bemerkung Wallensteins: „Der Krieg ist gut, und währt’ er dreißig Jahr“, die Heinz Politzer als an der Grenze zum Geschmacklosen eingestuft hat, wird am Ende im Chor wieder zum Besten gegeben:

FERDINAND. Es geht in Krieg, seid froh, Herr Wallenstein.

WALLENSTEIN. Ich bins.

MEHRERE. Wir auch, und währt es dreißig Jahr.

– Ja wärens dreißig – Dreißig! – Um so besser.

indem sie Wallenstein die Hand schütteln, alle ab (V. 2895ff.).4

Wallenstein erscheint hier als der Herr der Zukunft, der auch die Hierarchien der Herrschaft herausfordern wird – aber wie das Publikum weiß, ist auch dieser Weltmetzger schon dem gewaltsamen Tode geweiht. Die schnelle Abfolge der Machthaber, die sinnlose Reihe und das schiere Ausmaß der Menschenopfer, das Fehlen eines gemeinsamen – idealen oder objektiven – Bodens der vielen streitenden Meinungen außer der brutalen Realität der Macht und des Todes, das unkoordinierte, dezentrierte Wesen des Menschen – wie Dantons Tod zeugt auch Ein Bruderzwist in Habsburg von einer Ernüchterung der Anthropologie und eine Anpassung der Rolle der Kunst an die Bedingungen der Moderne, die ihrer Zeit weit voraus ist. In seiner Zeitdiagnose ist Grillparzer, obwohl vom Materialismus weiter entfernt als Büchner, mit seinem pessimistischen Humanismus auf der Höhe seines Zeitgenossen Karl Marx, dessen Diagnose – „Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht“5 – er offensichtlich teilte, wenn auch nicht die damit verbundene Utopie.

Büchners und Grillparzers dramatische Reflexionen über diese Situation bringen sie mit ihrer verfremdenden Mischung aus tragischen Konflikten, Slapstick und einem bösen Lachen in die Nähe der Ästhetik des Absurden und des Grotesken, die nach 1945 im europäischen Theater Konjunktur hatte. Aber im Gegensatz zu Dürrenmatt, der bereit war, die Frage der individuellen Schuld durch den Begriff der Kollektivschuld zu ersetzen,6 wird trotz dem Einblick in die unbeherrschbare Dynamik der Geschichte eine solche kollektive Absolution von der persönlichen Verantwortung weder bei Büchner noch bei Grillparzer erteilt. Im Gegensatz zu Rudolf, der am Ende des 4. Akts sich selbst und seinem Haus verzeiht – „Sollt ich euch strenger richten als mich selbst? / Wir haben’s gut gemeint, doch kam es übel.“ (V. 2284f.) – bekommt die verzweifelte Geste Matthias’, die von Militärmusik und Vivatrufen in der Ferne begleitet wird, das letzte Wort. Im Moment seiner Ernennung zum Kaiser kniet er, von inneren Bildern geplagt, „wiederholt die Brust schlagend: Mea culpa, mea culpa, / Mea maxima culpa“.

Literatur

Büchner, Georg (1988). Dantons Tod. In: Werke und Briefe. Hrsg. v. Pörnbacher, Karl/Schaub, Gerhard/Simm, Hans-Joachim/Ziegler, Edda. München: dtv.

Dürrenmatt, Friedrich (1966). Theater-Schriften und Reden. Zürich: Arche.

Fortmann, Patrick (2013). Autopsie von Revolution und Restauration. Georg Büchner und die politische Imagination (=Rombach Wissenschaften – Reihe Litterae 47). Freiburg i.Br./Berlin/Wien: Rombach.

Geulen, Eva (2006). Das Geheimnis der Mischung: Grillparzers ‚Jüdin von Toledo‘. In: Dörr, Volker V./Schneider, Helmut J. (Hrsg.) Die deutsche Tragödie. Neue Lektüren einer Gattung im europäischen Kontext. Bielefeld: Aisthesis, 157–173.

Grillparzer, Franz (1960–1965). Sämtliche Werke. Hrsg. v. Frank, Peter/Pörnbacher, Karl. München: Hanser I–IV.

Heine, Heinrich (1979). Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. In: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, Hrsg. v. Windfuhr, Manfred. Hamburg: Hoffmann und Campe, 8/I.

Hoffmann, Birthe (1999). Opfer der Humanität. Zur Anthropologie Franz Grillparzers. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.

Hoffmann, Birthe (2002). König Ottokar und kein Ende. Zur Anthropologie Franz Grillparzers. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, 3. Folge, Band 20, 188–220.

Lessing, Gotthold Ephraim (1996). Emilia Galotti. In: Werke. Hrsg. v. Göpfert, Herbert Georg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, II.

Marx, Karl (1971). Das kommunistische Manifest. In: Werke. Schriften in sechs Bänden. Hrsg. v. Lieber, Hans-Joachim/Furth, Peter. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, II.

Müller, Harro (2015). Dantons Tod: Eine Relektüre. In: Fortmann; Patrick B./Helfer, Martha B. (Hrsg.) Commitment and Compassion. Essays on Georg Büchner, (= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 81). Amsterdam: Rodopi, 47–63.

Politzer, Heinz (1967). Grillparzers Bruderzwist – Ein Vater-Sohn-Konflikt in Habsburg. In: Schwarz, Egon/Hannum, Hunter G./Lohner, Edgar (Hrsg.) Festschrift für Bernhard Blume. Göttingen: Vandenhoeck, 173–194.

Reeve, William C. (1995). The Federfuchser/Penpusher from Lessing to Grillparzer: A Study Focused on Grillparzer’s „Ein Bruderzwist in Habsburg“. Carleton University Press.

Schneider, Helmut J. (2011). Genealogie und Menschheitsfamilie. Dramaturgie der Humanität von Lessing bis Büchner. Berlin: Berlin University Press.

Schneider, Helmut J. (2006). Tragödie und Guillotine. ‚Dantons Tod‘: Büchners Schnitt durch den klassischen Bühnenkörper. In: Dörr, Volker V./Schneider, Helmut J. (Hrsg.) Die deutsche Tragödie. Neue Lektüren einer Gattung im europäischen Kontext. Bielefeld: Aisthesis, 127–156.

Touching Matters: Unstable Epistemologies in Grillparzer’s Kloster bei Sendomir

Imke Meyer

Bekanntermaßen verstand Grillparzer sich in erster Linie als Dramatiker und war dem Verfassen von Prosatexten abgeneigt. Gerade dieser Umstand aber mag dazu beigetragen haben, dass Grillparzer in der ersten seiner beiden Novellen, Das Kloster bei Sendomir (1827), sich unbefangen aus dem vorhandenen Reservoir generischer und schauerromantischer Konventionen bedient, um ein epistemologisch instabiles Terrain zu erkunden, auf dem letzten Endes weder eine haptische noch eine visuelle Wahrnehmung verlässliche Erkenntnisse über die Einrichtung der Welt liefern können. Das prosaische Sujet eines Ehebruchs wird episch inszeniert, und der dramatische Höhepunkt der Binnenerzählung vermittelt zugleich Einsichten in die Unauslotbarkeit von sinnlicher Wahrnehmung und in die Männlichkeitskonstrukte der homosozial-patriarchalen Schauplätze des Textes, die am Ende zu ihrem Erhalt ein Frauenopfer fordern.

Franz Grillparzer considered himself first and foremost a playwright and viewed his two narrative texts, Das Kloster bei Sendomir (1827) and Der arme Spielmann (1848), quite literally as prosaic in comparison to his dramatic output. In 1847, Grillparzer responded to publisher Gustav Heckenast’s plea to follow up the publication of Der arme Spielmann with another novella for Heckenast’s almanac Iris by pointing out that „Erzählungen überhaupt nicht mein Fach sind.”1 In 1837, Grillparzer had noted: „Die Novelle ist das Herabneigen der Poesie zur Prosa, der Roman das Hinaufstreben der Prosa zur Poesie“ (SW 3: 291). In 1822, the same year in which he first composed an outline of the Sendomir sujet in his diary (SW 3: 207–208), Grillparzer remarked:

Poesie und Prosa sind von einander unterschieden wie Essen und Trinken. Man muß vom Wein nicht fordern, daß er auch den Hunger stillen soll, und wer, um das zu erreichen, ekelhaft Brot in seinen Wein brockt, mag das Schweinefutter selbst ausfressen. (SW 3: 289)

When Joseph Schreyvogel prompted Grillparzer to turn his original Sendomir sketch into a piece suitable for publication in the 1828 volume of Schreyvogel’s yearbook Aglaja,2 the context and audience expectations linked to such an almanac certainly called for a narrative text.3 While Grillparzer would continue to fret for decades that „[e]s ärgert mich, wenn ein guter Dramatiker in Prosa schreibt,“ he could at least steer clear of a potentially „ekelhaft“ pollution of the poetic language of drama with prose in a situation that forced his hand to write within generic parameters that were a priori prosaic.

It may well be that Grillparzer’s entry into the prosaic realm relieved him of any concerns about generic purity. Sendomir introduces its readers to a spellbinding admixture of narrative and dramatic dialogue; a mash-up of a love story and a crime-and-detection case; a Gothic family plot of betrayal and murder; a melodrama of guilt and atonement;4 and a story of failed redemption. The contested terrain of the generically hybrid text that is Das Kloster bei Sendomir may well reflect Grillparzer’s conflicted relationship to prose fiction.5 It may, in fact, not be an accident that Grillparzer chooses a prose text to mobilize multiple genres and motifs to stage a crisis of epistemology that in the end remains unresolved.

Grillparzer’s text, I contend, presents us with scenes of a struggle between the epistemological primacy of touch on the one hand and vision on the other. This struggle is neither resolved in the text, nor can it even be contained by the novella’s frame narrative – rather, as I will show, the epistemological battle between touch and vision repeatedly bursts through this frame, only to enter a terrain that itself bears the scars of this struggle.

Uncertain Times

The text’s fractured form finds its correspondence in its unstable temporality. As the title implies, the narrative is set in a monastery near the Polish town of Sandomierz. In the novella’s frame narrative, two knights, „Boten des deutschen Kaisers“ (SW 3: 119), are en route to the court of Johann Sobiesky, the Polish king who supported Leopold I, ruler of the Holy Roman Empire from 1658 until 1705, in his conflict with the Turks. Sobiesky was instrumental in beating back the Turkish troops in the famous 1683 Kahlenberg battle, which ended the last siege of Vienna. We can thus assume that the text’s frame narrative is set roughly around 1683, the time of Sobieski’s alliance with Leopold I.1 When the knights take up lodgings for the night at the monastery, the monk who later relates to them the framed narrative about the monastery’s origins states „‚Drei Jahre steht dies Kloster. Dreißig Jahre!‘“ (SW 3: 121) The monk’s uncertainty about the monastery’s age is all the more odd as we find out at the end of the narrative that it is he who founded the monastery. The events within the Binnenerzählung take up anywhere between three and five years. If we now want to know when these events took place, we need to count back from the approximate time the frame narrative takes place – 1683. But how many years? Three to five years, plus either three or thirty years, depending on when the monastery was actually built? The events the monk relates in the framed narrative could have then taken place as far back as the end of the Thirty Years’ War, around 1648, or roughly thirty years later.

The temporal instability created by the text’s simultaneously underdetermined and overcoded time references, taken together with the historical horizon within which the text was written, gesture both towards the dawn and towards the dusk of the Enlightenment: towards the Frühaufklärung, in the wake of the end of the Thirty Years’ War, the Peace of Westphalia, and the death of Descartes in 1650; and towards the Spätaufklärung, in the wake of the French Revolution, the death of Austria’s enlightened absolutist ruler Joseph II, Napoleon’s rise and fall, the end of the Holy Roman Empire, the new world order established at the Congress of Vienna, and the rise of Metternich’s repressive regime. It is roughly within this time frame that the struggle between the epistemological dominance of touch on the one hand and sight on the other plays out on the field of Western philosophy and science; and it is the crisis that results from this struggle that is, I maintain, of central import in Grillparzer’s Kloster bei Sendomir.

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9783772001765
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