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KAPITEL 6

Mein Vater war so ziemlich die letzte Person im Elderreich, mit der ich mich an diesem Tag auseinandersetzen wollte. Ich hätte es so ziemlich mit jedem aufgenommen. Einer Horde Zombies, einer Herde Hydras oder einem mörderischen Minotaurus. Mit irgendwem. Ich hörte Quinn stöhnen und Bill wimmern.

Ja, mein Dad war tatsächlich so angsteinflößend, wenn er es sein wollte. Jeden seiner 20 Zentimeter Körpergröße umgab die Aura des majestätischen, überheblichen, harten Politikers, in eine purpurfarbene Toga gehüllt, die von seinem Abzeichen als Mitglied des hohen Rates zusammengehalten wurde. In Anbetracht des eingeschüchterten Ausdrucks auf den Gesichtern der Zuhörer und der Ratsmitglieder, die aufsprangen wie Marionetten, hatte ich mit meiner Behauptung, Bill sei die furchtsamste Kreatur des Elderreiches, vielleicht danebengelegen.

Mein Vater schwebte in gemäßigtem Tempo herbei und zeigte sein charakteristisches Stirnrunzeln, ohne auf die Unruhe einzugehen, die er verursachte. Stattdessen war sein Blick starr auf unsere bunt zusammengewürfelte Gruppe gerichtet und ich konnte ihm ansehen, dass er nicht begeistert war. Ganz und gar nicht.

Also ein typischer Tag mit meinem Vater.

„Du hättest dich zumindest dem Anlass entsprechend kleiden können“, sagte er, als er auf der Bank Platz nahm. Er wandte sich um und sagte beinahe im Plauderton zu den Reihen direkt hinter uns: „Verschwindet. Ich möchte mit meinem Sohn unter vier Augen sprechen.“

Es waren von Haus aus nur wenige so tapfer gewesen, in unserer Nähe zu sitzen, und sein Missmut reichte, um die übrigen in die Flucht zu schlagen.

„Dad, das ist ein öffentlicher Ort. Verdammt, wir sind nicht bei dir zu Hause. Du kannst hier nicht alle herumkommandieren, als wären sie deine Bediensteten.“

Er ignorierte mich und wandte sich Bill und Dickmore zu. „Verzieht euch, ihr üblen Kreaturen, ehe ihr wünscht, ihr wärt nie geboren worden.“

Dickmore quiekte und flüchtete den Gang hinauf, stieß Leute zur Seite, als er zum Ausgang hastete. Bill wurde blass, aber er wich nicht zurück. Übertriebene Loyalität. Er war gekommen, um meine Bewerbung zu unterstützen, und er würde mich auch unter dem drohenden Blick meines Vaters nicht im Stich lassen. Seine Krallen gruben sich in das Holz der Bank und er warf mir einen flehenden Blick zu. Obwohl ich immer noch sauer war, weil er mir kürzlich mein Schäferstündchen ruiniert hatte, verspürte ich Mitleid und nickte ihm zu.

Bill sprang auf und folgte Dickmore. Ich stellte anerkennend fest, dass er es langsamen, gemessenen Schrittes tat, als würde er nicht in Panik vor der Drohung meines Vaters flüchten.

Wir wussten es beide besser.

„Musst du Bill gegenüber so ein Mistkerl sein?“, fragte ich.

„Er hat deinen Bruder gefressen.“

„Halbbruder. Und wenn er es nicht getan hätte, hätte Nyx mich umgebracht. Er hat mir das Leben gerettet. Ist dir das klar?“

Mein Vater schnaubte und zog seine Toga zurecht. Ach ja. Richtig. Warum hatte ich erwartet, dass ihn das kümmern würde?

Also tat ich das, worin ich am besten war. Ich ging in die Offensive.

„Schön, dich zu sehen, Dad. Ich bin sicher, es hat nichts damit zu tun, dass du besorgt warst, ich könnte nicht erscheinen, um meine Kandidatur bekanntzugeben.“

Er winkte gelangweilt ab. „Kann ein Vater nicht mal nach seinem Sohn sehen?“

„Nein.“

Er lächelte. „Schön, dass du nicht mehr so naiv bist. Du hast die Papiere doch mitgebracht, oder?“

„Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht. Ich schätze, du hast deine eigenen mitgebracht.“

„Natürlich. Es kann nie schaden, vorbereitet zu sein.“

„Dir ist schon klar, dass ich einen Fragebogen ausfüllen muss, oder?“

Mein Dad griff in seine Robe und zog eine Schriftrolle hervor. „Natürlich. Ich habe die Fragen für dich beantwortet. Es geht doch nichts über den Feinschliff eines Experten.“ Er lächelte beinahe. Das Aufblitzen seiner spitzen Zähne war kaum zu sehen. Er war in seinem Element.

„Ich werde deine Antworten nicht verwenden.“

„Er hat eine Menge Zeit dafür aufgewendet“, fügte Quinn hinzu und rutsche auf der Bank näher zu mir.

Ich zuckte zusammen. Ich wusste Quinns Versuch, den Blick meines Vaters auf sich zu ziehen, zu schätzen. Aber gewöhnlich endete das damit, dass mein Vater Quinn beleidigte, ich zornig wurde und meinen Vater aufforderte zu verschwinden, gefolgt von einer Woche der Funkstille, ehe sich der ganze Vorgang wiederholte.

„Ich glaube wohl kaum, dass du ein Experte in diesen Dingen bist“, schnaubte mein Vater. „Ich denke, deine Fähigkeiten liegen in anderen Bereichen.“

Quinn wurde rot. Mein Vater erinnerte ihn nur zu gerne an seinen früheren Status als Sexsklave. Ich öffnete den Mund, um meinen Vater wegzuschicken, als von Quinns Schulter ein leises Knurren erklang. Cookie missfiel offenbar der Ton, den mein Vater Quinn gegenüber anschlug. Ich mochte die kleine Fellkugel von Tag zu Tag lieber.

„Was zur Hölle ist das? Und was immer es ist, ich hoffe sehr, dass es keine Aufenthaltsgenehmigung braucht. Ich habe dir schon zu oft einen Gefallen getan.“

„Woran du mich mit Vorliebe erinnerst.“

Natürlich ignorierte er mich. Stattdessen begutachtete er Cookie und verzog ein wenig den Mund. Oh oh.

„Weißt du, was das ist? Wir haben versucht, es herauszufinden.“

Mein Vater hielt für etwa eine halbe Sekunde inne. Jemand, der mit seiner undurchsichtigen Art weniger vertraut war als ich, hätte dem keine Bedeutung beigemessen. Er wusste etwas.

„Möchtest du dazu etwas sagen?“

Er seufzte und machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Cookie. „Du und deine Haustiere.“

Ich zählte bis zehn, um mich davon abzuhalten, vor dem versammelten Stadtrat eine Szene zu machen. Ich wollte nicht gewählt werden, ich hoffte sogar, dass ich verlieren würde. Aber ich würde meine Chancen nicht absichtlich untergraben. Wenigstens das schuldete ich meinem Vater. Selbst wenn er … nun ja, er selbst war.

Bevor ich mir noch eine passende Antwort ausdenken oder einen Versuch starten konnte, mehr Informationen aus ihm herauszuholen, brach in der Menge neuerlich Gemurmel aus. Was war denn nun schon wieder?

Eine männliche Fee in einer verzierten Lederuniform, deren Haar, Augen und Flügel in hellem Blaugrün leuchteten, betrat den Ratssaal. Zwei große, muskulös aussehende Gargoyles folgten ihm, aber alle Augen waren auf das Feenwesen gerichtet.

Wer war der Typ? Und warum versteifte sich mein Vater neben mir?

Die Fee kam auf uns zu, den stählernen Blick der ungewöhnlich gefärbten Augen auf meinen Vater fixiert. Mein Vater verschränkte die Arme, was seine Unruhe verriet, wenn man die Zeichen deuten konnte.

Quinn stieß mich in die Seite. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was da vorging.

Als das Feenwesen uns erreichte, sagte er: „Wir hatten das doch besprochen, Auric. Jetzt musste ich den ganzen Weg bis hierher zurücklegen, um dich zu einzusammeln.“

Hatte er meinen Dad wirklich gerade mit seinem Vornamen angesprochen? Niemand, und ich meine wirklich NIEMAND, benutzte den Vornamen meines Vaters.

Mein Vater atmete scharf ein. Oh Mann, wurde er tatsächlich gerade rot? Dann straffte er seinen ohnehin schon steifen Rücken. Seine Lippen kräuselten sich.

„Greyclover, zu was für einem berechenbaren Ärgernis du dich doch entwickelt hast.“

Stille senkte sich auf die Menge. Wahrscheinlich wollten alle hören, was gesprochen wurde. Selbst Quinn und ich machten große Augen. Greyclover. Mein Vater hatte ihn gelegentlich erwähnt. Auch ein Mitglied des hohen Rates. Ein Kollege, auf den mein Vater herabsah. Ich meine, mehr als auf die meisten anderen. Greyclover konnte kaum älter als dreihundert Jahre sein. Für ein Ratsmitglied war er also ziemlich jung. Während die tausend plus Jahre meines Vaters eher das typische Alter für die Mitglieder des Hohen Rates darstellten.

Greyclover lächelte. Sein Gesicht wirkte jungenhaft und hübsch.

„Komm schon, Auric. ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du mich Novus nennen sollst. Zumindest in der Öffentlichkeit. Die Kosenamen können der Zeit hinter verschlossenen Türen vorbehalten bleiben.“

Quinn schnappte angesichts der naheliegenden Schlussfolgerung nach Luft. Moment, nein, das war ja ich gewesen. Hatte er gerade gesagt … Ich meine, ich wusste um die unersättlichen Gelüste meines Vaters, aber Greyclover deutete ein Maß an Vertrautheit an, das mein Vater seinen Sexpartnern gewöhnlich nicht zugestand.

Ich glaube nicht, dass mein alter Herr je mordlustiger ausgesehen hatte. All die Jahre des Trainings, in denen er mich darauf gedrillt hatte, Emotionen zu verbergen, seinen Feinden keinen Hinweis darauf zu geben, was man dachte, lösten sich in Luft auf.

„Was willst du, Greyclover? Ich bin ein viel beschäftigter Mann.“

„Du weißt, was ich will, Auric.“ Er wackelte mit den Augenbrauen.

Was für ein frecher Welpe! Ich mochte ihn jetzt schon. Was er dagegen an meinem Vater fand … Nun, über Geschmack ließ sich eben nicht streiten.

„Da das aber im Augenblick nicht machbar ist, bestehe ich darauf, dass du nicht wieder ohne deine Wächter verschwindest“, fuhr er fort. „Wir können keinen weiteren Anschlag auf dich erlauben. Der letzte war ein wenig zu knapp, um ihn auf die leichte Schulter zu nehmen, meinst du nicht auch?“

Moment, was? Quinn kniff mich in den Arm, während mein Gehirn versuchte, diese neue Wendung in der Konversation zu verarbeiten.

„Jemand hat versucht dich umzubringen, Dad?“

Mein Vater hatte offenbar vergessen, dass ich auch noch da war, denn sein Blick war voll und ganz darauf konzentriert, Greyclover in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Er grunzte, wandte sich aber nicht von seiner türkishaarigen Nemesis ab.

„Oh pardon. Verzeih meine Unhöflichkeit. Er streckte seine winzige Hand aus und ich hielt ihm einen Finger zum Schütteln hin. „Ich bin ein Freund deines Vaters …“

„Ein Kollege. Kein Freund“, schnaubte mein Dad.

„Wie ich schon sagte, Ich bin ein enger Freund deines Vaters. Nach dem letzten Anschlag wollte der Rat …“

„Moment. Nach dem letzten? Plural?“

Mein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Nun, ich bin nicht überrascht, dass er dir nichts davon erzählt hat“, fuhr Greyclover fort.

„Er möchte nicht, dass seine Lieben sich Sorgen machen.“

Mein Dad und ich schnaubten gleichzeitig. Ja, sicher.

Greyclover sah zwischen uns hin und her. „Wie auch immer, der Rat ist der Meinung, dass es im besten Interesse deines Vaters ist, Leibwächter bei sich zu haben, wann immer er sich außerhalb seines Wohnsitzes aufhält. Schließlich wollen wir ihn ja nicht verlieren.“

„Ich brauche keine …“

„Ich bin Twig“, sagte ich und nahm meinem Vater den Wind aus den Segeln, bevor er noch richtig in Fahrt kam. Ich deutete auf Quinn. „Das ist mein Zauberer und Gefährte, Quinn Broomsparkle.“

Quinn streckte zögernd seinen Finger aus und erwartete, dass Greyclover sich so ablehnend verhalten würde, wie mein Vater und die Mehrheit der Alphae Gilde es taten. Immerhin war Quinn ein Mitglied der niedrigen Lovely Creatures Gilde. Oder der Gilde des letzten Auswegs, wie die überheblichen Alphae sie mitunter zu nennen pflegten.

Greyclover schenkte Quinn aber ein strahlendes Lächeln und ergriff eifrig seinen Finger.

„Es freut mich so, dich endlich kennenzulernen, Quinn. Der erste Zauberer in tausend Jahren! Twig muss extrem stolz auf dich sein.“

„Oh, danke. Ich freue mich auch, dich kennenzulernen.“ Quinn errötete, was ihn noch attraktiver aussehen ließ. Greyclover schien das durchaus auch zu bemerken.

„Mir war nicht bewusst, dass du obendrein auch noch schön bist. Aber Auric neigt dazu, sich mehr auf die inneren Werte als auf die äußere Erscheinung zu konzentrieren.“ Sein Grinsen war ansteckend und Quinn erwiderte das Lächeln und kicherte über den Scherz.

„Daran muss es liegen.“ Vielleicht war es auch mir nicht ganz gelungen, ein Lachen zu unterdrücken. Mein Vater und innere Schönheit passten einfach nicht in denselben Satz.

Aber Quinns Schultern entspannten sich und ich empfand Dankbarkeit, dass Greyclover sich meinem Gefährten gegenüber nicht so abweisend verhalten hatte wie viele andere.

Als die Gargoyles in unser Lachen einstimmten, richtete ich mich sofort zu meiner vollen Größe auf. Jemand versuchte, meinen Vater zu ermorden. Greyclover bemerkte die Veränderung in meiner Haltung sofort.

„Keine Sorge, Twig. Ich werde nicht zulassen, dass deinem Vater irgendetwas zustößt.“ Er deutete auf die Gargoyles. „Valod und Kizzaz sind zwei unserer besten Wächter. Sie werden uns nicht im Stich lassen.“

Beide Wächter nickten zustimmend und zeigten ihre bedrohlichen steinernen Zähne.

Wie auf Kommando streiften ein paar Reihen hinter uns sechs Kobolde ihre Kapuzen ab und stürzten sich auf unsere Gruppe. Innerhalb des Ratssaals funktionierte Magie nicht, dafür aber guter, altmodischer Stahl. Und davon hatten sie reichlich. Noch ehe ich mehr als entsetzt nach Luft schnappen konnte, drehten sich die Gargoyles mit einem Tempo, das ich bei Ihresgleichen noch nie gesehen hatte, um und rissen die Möchtegernangreifer in Stücke. Aus abgehackten Händen fielen Schwerter zu Boden, Degen ragten aus den Gürteln von nunmehr leblosen Körpern. Ein abgetrennter Kopf rollte sogar bis zu der Bank, die wir besetzt hatten.

Es war schrecklich, brutal und hässlich. Ich mochte diese Jungs.

Massenpanik brach aus. Reihe um Reihe der entsetzten Zuschauer stürzte auf die Türen zu. Wächter begleiteten die Ratsmitglieder zu einem privaten Ausgang.

Großartig. Nun würde ich später zurückkommen müssen, um meine Papiere abzugeben.

„Stopp!“, rief mein Vater und alle erstarrten, als hätte er sie mit einem Zauber belegt.

„Die Bedrohung wurde neutralisiert“, schnaubte er verächtlich. „Also schlage ich vor, dass wir fortfahren.“ Er setzte sich auf die Bank, als sei nichts Außergewöhnliches passiert, und ignorierte die Körperteile, die über den Boden des Saals verstreut lagen.

Und natürlich setzten sich auch alle anderen wieder hin. Ich eingeschlossen.

Mein Vater deutete auf den Rat. „Beginnen eure Treffen immer so spät? Ich habe Gesetze auszuarbeiten und politische Initiativen zu einem Abschluss zu bringen. Lasst uns weitermachen.“

Die Ratsmitglieder und besonders Flintheart wurden unter seinem Blick sichtlich blass.

Ein Hammer knallte auf den Tisch und sorgte für Ruhe im Saal.

„Hättest du mir je davon erzählt, Dad?“, flüsterte ich, als der Vorsitzende das erste Thema des Abends ankündigte.

„Nein“, schnaubte er.

„Ist das alles, was du zu sagen hast? Nein?“

„Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Glaubst du, es ist das erste Mal, dass jemand versucht hat, mich zu töten? Ich bin über zwölfhundert Jahre alt, Twig. Ich habe mich schon mit einigen Mordversuchen herumgeschlagen.“

„Auric, das ist kein Scherz. Das war jetzt Anschlag Nummer sechs. In einem Monat. Das ist nicht normal. Irgendwer will dich wirklich tot sehen.“ Grayclover legte einen Finger an sein Kinn. „Ich meine, mehr als sonst.“

Mein Vater würdigte Greyclovers Vorwürfe keiner Antwort. „Ich würde diesen letzten Angriff wohl kaum als ernsthaftes Attentat bezeichnen“, fügte er hinzu.

KAPITEL 7

„Ich kann nicht glauben, dass jemand versucht, deinen Vater umzubringen“, sagte Quinn, als wir uns spät am Abend in unserem Bett entspannten. „Ich meine, natürlich kann ich es glauben. Er ist ein Arsch. Aber wow. Und er hätte es uns nicht einmal erzählt.“

Ich rutschte ein Stück und zog die dicke Felldecke über uns. Quinn schmiegte sich an meine Seite, als würde er da hingehören. So war es auch.

„Es sollte mich nicht überraschen, aber irgendwie tut es das trotzdem.“

„Und was läuft da zwischen ihm und diesem heißen Typ von Greyclover? Hast du bemerkt, wie dein Dad ihn angesehen hat? Holla, da lag eine Menge sexueller Spannung in der Luft.“

Ich kicherte. „Glaubst du? Ja, vielleicht. Aber ich bin sicher, dass es bei meinem Vater nur Lust ist. Für etwas anderes müsste er ein Herz haben und wir wissen beide, dass er keins hat.“

„Das ist wahr. Aber er hat sich so untypisch verhalten. Ich glaube, er ist sogar rot geworden. Stell dir das vor!“

„Das war eines der Highlights meines Lebens“, scherzte ich. „Vielleicht sollte ich Greyclover Fanpost schicken.

Wir kicherten beide und bauten dabei den Stress des Tages ab. Ich hatte meine Bewerbung um einen Sitz im Stadtrat erfolgreich abgegeben. Zu meiner Überraschung war die Tinte auf der Schriftrolle noch lesbar gewesen, obwohl meine Hände so geschwitzt hatten, als ich sie überreicht hatte.

„Wirst du enttäuscht sein, wenn du gewinnst?“ Quinn folgte meinen Gedanken nahtlos. Einer der Vorteile davon, sein Vertrauter zu sein.

„Ich weiß nicht. Ich hasse die Vorstellung, mit diesen Alphae-Schwätzern im Rat zu sitzen, und dass mein Dad mich ständig für seine Zwecke einspannen würde. Aber ich mag die zwei Mitglieder aus der Neptun und der Ikarus Gilde. Die sehen wie anständige Ladies aus und scharfzüngig sind sie auch. Und ich höre, dass auch ein Mitglied der Hufträger Gilde gegen einen der regierenden Alphae in diesem Sektor der Stadt antritt. Vielleicht könnten wir zu viert ein paar Veränderungen bewirken, von denen Lighthelm profitieren würde. Oder zumindest Veränderungen, von denen nicht nur die Alphae profitieren.“

„Dann wären aber immer noch fünf Alphae im Rat, die euch bei jedem Vorschlag überstimmen würden.“

„Es gibt vielleicht Hoffnung bei Nebula Candelbloom. Sie scheint nicht ganz so hochnäsig zu sein wie der Rest von ihnen.“

Quinn strich abwesend mit einer Hand über meine Brust und fuhr meine Zeichnung nach. Er lächelte an meiner Haut und der schwache Schein einer Wandleuchte aus buntem Glas tauchte seine Gesichtszüge in ein beinahe ätherisches Licht. „So ungern du das auch zugibst, du hast etwas von der politischen Klugheit deines Vaters.“

Ich stöhnte. „Sag das nicht. Ich möchte in keinster Weise wie er sein.“

Quinn seufzte. „Ach Twig, wie können dem Einfluss unserer Eltern nie ganz entkommen. Selbst dann nicht, wenn wir uns darum bemühen.“

Ich verspannte mich. „Hast du von deinen wieder etwas gehört?“

Seit Quinn mich zu seinem Vertrauten gemacht und entdeckt hatte, dass er als Zauberer doch kein Versager war, erhielt er immer wieder Briefe und Grüße aus dem Hominusreich, vom Hexenrat für heilige Magie und von seinen Eltern, die ihn seinem Schicksal überlassen hatten, als er sie gebraucht hätte. Wir waren beide nicht bereit, uns versöhnlich zu zeigen.

„Nein.“ Seine Hand hörte auf über meine Brust zu streicheln. „Ich frage mich nur …“

„Quinn?“

Er sah zu mir auf und lächelte. „Nichts. Es ist nichts. Lass uns nicht über sie reden. Lass uns besser überhaupt nicht über Eltern reden.“

Seine Hand nahm ihre gleichmäßige Bewegung wieder auf, nur dass sie von meiner Brust zu meinem Bauch wanderte.

Ich schauderte und er fühlte es. Quinns Berührung war magisch, sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn. Nichts sonst konnte ein solches Gefühl auslösen und wenn seine begaben Hände ihre Arbeit aufnahmen, war ich nahezu wunschlos glücklich.

Er lehnte sich herüber und fuhr mit der Zunge am Rand meiner Lippen entlang, die ich mit Vergnügen für ihn öffnete. Ich liebte Quinns Geschmack auf meiner Zunge. Vor seiner Zeit hatte ich vom Küssen nicht allzu viel gehalten. Nun war das anders. Ich stöhnte, versiegelte unsere Lippen und schwelgte in dem Kuss.

Als wir uns voneinander lösten, um unseren Lungen zu dringend benötigter Luft zu verhelfen, leuchteten seine Augen und sein Lächeln war sanft.

„Weißt du, wie du daran arbeiten könntest, dass wir in allen Dingen gleichberechtigt sind?“ Quinns Stimme flüsterte sanft und unglaublich verführerisch.

„Hm?“ Ich richtete mich auf, um unsere Lippen wieder zu verbinden, aber er wanderte von meinem Mund zu meinem Ohr.

„Du könntest mich heute Nacht toppen lassen. Wie wäre das? Du hast gesagt, du wärst dafür offen, und ich war sehr geduldig.“

Ich weiß nicht, ob es das Saugen an meinem Ohrläppchen war oder die Vorstellung, dass er mich ausfüllen würde, aber mein Schwanz war plötzlich schmerzhaft hart.

Moment mal, ich ließ niemals jemanden toppen. Mein Drache hatte das nie zugelassen. Er empfand Toppen als einen Ausdruck von Dominanz und war selbst durch und durch dominant. Aber aus irgendeinem Grund rollte mein Drache sich auf den Rücken, als Quinn vom Toppen sprach, und präsentierte seinen empfindlichen Bauch. Er war geradezu … eifrig.

Und das machte mich sehr, sehr nervös. Er hatte bereits Quinns Kontrolle als sein Vertrauter zugelassen. War er wirklich gewillt, ihm auch das zu geben?

Ich drehte den Kopf, bis wir Nase an Nase lagen. „Das klingt toll, aber können wir es auf eine andere Nacht verschieben? Es ist zu lange her, dass ich in dir war. Ich muss fühlen, wie du mich umschließt.“ Ich bemühte mich um einen entspannten Gesichtsausdruck. Ich wollte nicht, dass er sah, wie aufgeregt ich wirklich war. Meine Gefühle zu verbergen war schon schwieriger und ich war nicht sicher, wie gut es mir gelang.

Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte in seinen Augen Enttäuschung auf. Er überspielte sie mit einem frechen Grinsen.

„Du weißt, dass ich es liebe, dich in mir zu haben, Drache.“ Er hob das Kinn und unsere Lippen verbanden sich wieder.

Mein Drache jammerte über die verpasste Gelegenheit und um ehrlich zu sein war auch ich ein wenig enttäuscht.

Ich würde das für ihn so überwältigend machen, dass er seinen Wunsch, einmal zu toppen, vergessen würde. Zumindest für eine weitere Nacht. Und wenn er das nächste Mal fragen würde, wäre ich hoffentlich bereit.

Ich strich mit den Händen über seinen Rücken und genoss seinen starken, drahtigen Körper. Wir würden uns in dieser Nacht Zeit lassen und er würde all meine Hingabe fühlen können.

Diesmal hatte ich sichergestellt, dass Cookie die Nacht bei Bill verbrachte. Vielleicht hatte ich ihn auch ein klein wenig bedroht. Wir würden jedenfalls nicht gestört werden.

Ein Klopfen an der Schlafzimmertür strafte mich Lügen. Ich würde diesen Red Fury umbringen. Tot. Verschwunden. Geschichte.

„Was?“, knurrte ich.

„Ich bin’s nur, Leute“, rief eine vertraute Stimme. „Ich bringe eine Nachricht, die ihr sicher sehen wollt.“

Quinn und ich tauschten verblüffte Blicke, bevor ich meinen Kopf in den Kissen vergrub. Ich würde heute Nacht wieder keinen Sex haben. Meine Eier liefen schon blau an.

„Komm rein, Pie“, rief Quinn nach einem angespannten Moment und dem Richten unserer Decke.

Pirat McPiratestein, für seine Freunde Pie, schwebte durch unsere Tür und der Geisterpapagei hielt eine Schriftrolle in den Klauen. Wie er es schaffte, feste Objekte zu durchdringen, während er andere feste Objekte trug, würde ich nie verstehen. Quinn hatte mal versucht, es mir zu erklären. Ehrlich gesagt war ich während der langatmigen Ausführungen abgedriftet.

Pie flog zu unserer Matratze und ließ die Schriftrolle in meinen Schoß fallen.

„Wie läuft es so, Pie?“, fragte Quinn und streckte zwischen den Fellen seinen Arm hervor, um Pie einen Sitzplatz zu geben. „Wir haben dich vermisst.“

Pie landete, krächzte einmal und seine Geisterform erschien überraschend dicht.

„Es tut auch mächtig gut, Sie zu sehen, Mister Quinn.“

„Hattest du Glück bei der Suche nach anderen Piraten?“

„Leider nicht. Piraten scheinen sich im Elderreich nicht lange zu halten. Dazu werde ich ins Hominusreich gehen müssen. Aber die Menschen sind von Geistern nicht allzu angetan. Ich habe also Pech.“ Pie ließ seinen gefiederten Schwanz hängen.

„Sei nicht traurig, Pie.“ Quinn streichelte den Papagei zwischen den Augen und achtete darauf, seine Augenbinde nicht zu berühren. „Wir werden schon einen Weg finden, dich ins jenseitige Reich zu schicken.“

„Quinn hat recht“, fügte ich hinzu. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du wieder mit deinem Captain vereint bist.“

„Ich wusste es doch, Mister Twig. Sie waren freundlicher zu mir, als ich es je hätte erwarten dürfen.“ Pie rülpste und der Geruch von Tollkirschennektar lag schwer in der Luft. Nun, immerhin war er ein Pirat.

„Das ist nicht wahr.“ Quinn lächelte Pie an. Ich konnte aber sehen, dass das Lächeln seine Augen nicht erreichte. Er und Bill hatten Stunden ihrer Freizeit damit verbracht, eine Lösung für Pies Dilemma zu finden. Während die Geistercrew der Unehrenhaften Prinzessin geschlossen auf die jenseitige Ebene gewechselt hatte, zu der sich Geister eben begeben, wenn sie sterben, war Pie mit dem Schiff zurückgelassen worden und für alle Ewigkeit durch die große Ebene, die Wüste des Elderreichs gesegelt. Zumindest bis wir aufgetaucht waren. Es war uns gelungen, das Schiff auf die andere Seite zu schicken, aber aus irgendeinem Grund war Pie immer noch da. Verblüffend, um es milde auszudrücken. Es wurmte Quinn und Bill gewaltig, dass sie Pies Problem noch nicht gelöst hatten.

Pie hatte Schluckauf und schwankte seitlich auf Quinns Unterarm. Es war schwer, nicht zu kichern, weil er so offensichtlich betrunken war. Die Träne, die in seinem intakten Auge glitzerte, hielt mich davon ab.

Ich sah Quinn an, das er versucht war, Pie auf sein Problem mit dem Trinken anzusprechen. Es wurde jeden Tag ein bisschen schlimmer. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ein Geisterpapagei überhaupt in der Lage war, Bier und andere alkoholische Getränke zu konsumieren, aber offensichtlich konnte er. Um von dem Vortrag abzulenken, den Quinn Pie sicherlich gleich halten würde, rollte ich das Pergament aus und verschluckte mich.

„Was ist das?“ Quinn lehnte sich an meine Schulter und las.

Scheide jetzt aus dem Rennen aus, sonst … Darunter war eine Reihe kleiner Herzchen aufgemalt.

„Sonst was?“ Quinn nahm mir die Schriftrolle aus der Hand und schüttelte dabei Pie ab, der indigniert krächzte, als er auf dem Boden landete. „Tut mir leid, Pie.“

Quinn hatte den Anstand, rot zu werden. Er bot Pie wieder seinen Arm an, aber der Papagei ließ sich stattdessen an dem Platz nieder, wo er heruntergefallen war, und sein gesundes Auge fiel ihm zu. Er würde innerhalb von Sekunden schnarchen.

Quinn drehte die Schriftrolle um, sonst stand da aber nichts. „Nun, das ist …“

„Bescheuert?“, schlug ich vor.

„Ja.“ Er schüttelte den Kopf. „Glaubst du, dass Flintheart dahintersteckt?“

„Wer sonst?“ Ich kicherte und senkte meine Stimme „Scheide aus, sonst … Können sich Bösewichte nicht mal was Originelleres ausdenken?“

„Ja, das ist ziemlich lahm.“ Quinn strich sich die Haare aus der Stirn. „Und die Herzen sind auch komisch.“

„Ja, nicht wahr? Er hätte wenigstens mit meinem Tod drohen können oder sowas.“

„Oder mit meinem.“

Ich knurrte. „Nein, niemals mit deinem. Das würde er bereuen.“

„Quinn schnaubte. „Du hättest das schreiben sollen.“ Er schwenkte die Schriftrolle. „Du bist viel furchteinflößender.“

„Das versteht sich von selbst.“ Ich nahm die Rolle und warf sie quer durch das Zimmer.

„Glaubst du, dass er wirklich etwas plant?“

„Keine Ahnung, vielleicht. Ist dir aufgefallen, dass er heute Abend eine Menge Unterstützer dabei hatte, die die mittleren Reihen gefüllt haben? Er versucht zu zeigen, dass er mächtig ist.“

„Das ist doch Zeitverschwendung. Soweit ich weiß, fürchten Drachen und Dämonen sich nicht so leicht.“

„Und Zauberer auch nicht.“ Ich fuhr mit dem Daumen über seine Wange und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Gerade als unsere Lippen sich berührten, begann Pie laut zu schnarchen.

So viel zu unseren erotischen Plänen.

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9783960894384
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