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„Aber ich fühle mich großartig nach dem Orgasmus!“

Skepsis ist gesund. Machen Sie Ihre eigenen Forschungen. Schauen Sie als Erstes, in welcher Phase Ihrer Beziehung Sie sich befinden. Sind es die „Flitterwochen“? In den frühen Stadien einer romantischen Beziehung können nur wenige Menschen die Veränderung in der Wahrnehmung nach dem Orgasmus bemerken. In dieser Zeit schwirren drogenähnliche Romantik-Neurochemikalien durch unseren Körper. Dummerweise lässt die Wirkung dieser Superdroge jedoch innerhalb von zwei Jahren (wenn nicht wesentlich früher) nach, und sexuelle Übersättigung kann den Prozess sogar noch beschleunigen, wie wir sehen werden.

Als Zweites nehmen Sie sich einen Kalender und verfolgen Sie die Ereignisse selbst nach – sowohl Orgasmen als auch Stimmungsschwankungen über die folgenden zwei Wochen. Frauen (insbesondere) können sich manchmal auch für mehrere Tage nach dem Orgasmus in einer Hochstimmung befinden, möglicherweise, weil wir von Natur aus mehr Oxytocin produzieren (ein Hormon, das den Spitznamen „Kuschelhormon“ trägt). Einige von uns erleben die stärksten Stimmungs- und Wahrnehmungsänderungen gegen Ende des zweiwöchigen Zyklus.

„Was ich aus eigenem Erleben festgestellt habe, ist, dass ein Orgasmus mit einem Partner oder auch allein definitiv sowohl Suchttendenzen als auch alte, neurotische emotionale Muster auslöst. Es gibt immer noch Themen, an denen ich arbeiten muss, und ich erschaffe mir auch immer noch Hindernisse, doch den Orgasmus zu vermeiden, verleiht mir eine solidere Basis, auf der ich arbeiten kann. Meine Intuition ist wacher, mein Intellekt schärfer, und ich fühle mich insgesamt einfach besser. Ich komme außerdem mit anderen Menschen besser zurecht und kann Stress viel leichter vertragen. Ich habe einen Zustand emotionaler Stabilität erreicht, den ich mein ganzes Leben noch nicht hatte. Ich reagiere viel angemessener auf die Hochs und Tiefs des Lebens, während ich früher regelrecht zusammenbrach.“

Bette

Dieser Kater geschieht im Unterbewusstsein von Männern und Frauen, obwohl Männer ihn sich gewöhnlich leichter eingestehen, weil so viele von ihnen den Drang kennen, nach dem Sex abzuhauen. Wir Frauen hingegen fühlen uns zuweilen außergewöhnlich anhänglich, eifersüchtig oder fest entschlossen, unsere Männer umzukrempeln – Gefühle, die sicherlich nicht mit einem Wunsch nach Trennung vergleichbar sind. Doch ohne es zu bemerken, sind wir tief in trennendem Verhalten verstrickt, das einen Partner vertreiben kann. So oder so, die Macht unserer Gene gewinnt das Rennen – wenn einer es vermasselt. Die postorgastischen Empfindungen können die liebenswerten Gewohnheiten unseres Partners wie lästige Fehler aussehen lassen. Sie können das weibliche Urteilsvermögen auch in anderer Hinsicht beeinträchtigen. Eine Freundin teilte ihre Erfahrung mit mir:

„Ich war immer schon eine sehr sinnliche Frau. Ich konnte fünf und sogar bis zu neun Orgasmen in einer einzigen sexuellen Begegnung haben. Nach einem solchen Erlebnis hatte ich häufig eher das Gefühl, meinen Partner besiegt zu haben, anstatt mit ihm in einem romantischen, gegenseitigen, liebevollen Austausch gestanden zu haben. Ich fühlte mich dann meist emotional sehr distanziert von ihm; wenn ich das Gefühl hatte, ihm überlegen zu sein, dann spielte ich dumme Machtspielchen, Wortspiele, und machte ihn sprachlos. Wenn ich dachte, es liefe gut, ging ich Bummeln. Das war meine größte Schwäche. Ich gab ein Vermögen für teure Kleider und Schmuck aus und stellte mir unser wunderbares soziales Leben miteinander vor, wo ich mit all meinem Chic und zusammen mit diesem tollen Typen der Star bzw. das Zentrum der Aufmerksamkeit wäre.

Innerhalb weniger Tage wurde ich weinerlich, schwelgte in Erinnerungen über traurige Zeiten in meinem Leben und geriet in eine milde Depression. Wenn das in Anwesenheit des Mannes geschah, dann wollte ich, dass er das Richtige sagt und mir den Schmerz nimmt, dass er mein Beschützer ist. Die Männer scheinen allerdings nie das Richtige gesagt zu haben oder nicht genug davon, um meine tiefe Verzweiflung zu lindern. Zuweilen wurde ich dann regelrecht besitzergreifend und rief häufig an oder dachte mir etwas Cleveres aus, um ihn zu erreichen, weil ich bedürftig war und seine Aufmerksamkeit wollte, und zwar jetzt gleich und hier – egal, was sonst gerade in seinem oder meinem Leben los war.

Wenn der Mann es dann nicht brachte – wenn er zu schwach und zu müde oder unzuverlässig war oder zu seiner nächsten Eroberung geflohen war, um der Belastung durch eine besitzergreifende und anspruchsvolle Frau zu entgehen – dann stand ich da mit meinen teuren Einkäufen und konnte nicht einmal mehr meine Telefonrechnung bezahlen.“

Wenn Sie sich selbst (oder Ihre Partnerin) beobachten, sehen auch Sie womöglich den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Achten Sie auf unspezifische Krankheitssymptome, ein größeres Unwohlsein vor oder während der Menstruation, aufbrausendes Temperament, Weinerlichkeit, hartes Urteil, irrationalen Konsum und das ungute Gefühl, dass Sie einen Partner gewählt haben, der einfach nicht der Richtige für Sie ist. Achten Sie vor allem auf auftauchende Spannungen zwischen sich selbst und Ihrem oder Ihrer Liebsten innerhalb von zwei Wochen, nachdem einer von Ihnen einen Orgasmus hatte – was oder wer auch immer der Urheber der Spannung zu sein scheint.

Wenn Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zusammenleben, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie Ihren Stress auf ihn oder sie projizieren (insbesondere, wenn die neurochemischen Flitterwochen vorbei sind). Bitten Sie um ehrliches Feedback. Wiegen die guten Gefühle während des Orgasmus seine Kosten auf, wenn Sie den ganzen Zyklus der sexuellen Übersättigung betrachten? Wie wir in Kürze sehen werden, ist das Paarungsprogramm unserer Gene sehr kurzlebig, auf fruchtbare Verbindungen folgt die Unruhe. Solange Sie dem Skript Ihrer Gene folgen, sind Sie nichts anderes als deren Marionette. Wenn Sie lernen, sie zu überlisten, werden Sie womöglich feststellen, dass die Themen, die Sie für die Ursache der Unstimmigkeiten zwischen sich und Ihrem Partner hielten, viel leichter zu lösen sind.

„Dieser neue Weg hat tiefe Auswirkungen auf unsere Ehe und auf andere Bereiche in unserem Leben. Wir sind einfach glücklicher. Wir streiten uns längst nicht mehr so häufig. Unsere Kinder sind viel entspannter und fühlen sich sicherer. Ich habe jetzt einen anderen Job, in dem ich nicht so viel verdiene, doch der Stress ist minimal, und meine Frau und ich haben sogar zusammen ein kleines Geschäft begonnen. Alles in allem habe ich den Eindruck, dass wir auf dem Weg in eine wesentlich erfüllendere Ehe und ein erfüllenderes Leben sind.“

Lawrence

Im gleichen löchrigen Boot sitzen

Meine Suche nahm offensichtlich einige unerwartete Wendungen. Eines war allerdings klar: Für Männer und Frauen galt das Gleiche. Die Evolution hatte Männer so geformt, dass sie gern zeugen, doch sie hat auch die Frauen so geformt, dass sie die Spermien mit einem machtvollen Magnetismus zu ihrem Ziel hinziehen. Doch sowohl Männer als auch Frauen profitieren davon, Amors Giftpfeil zu entkommen, indem sie lernen, sich zu lieben, ohne an den Punkt zu kommen, wo es nur noch heißt: „Danke, es ist genug.“ Das bedeutete, dass Männer sexuelle Selbstdisziplin erlernen mussten, wenn sie „sichere Piloten“ werden wollten, um die taoistische Terminologie zu benutzen. Und Frauen mussten ihre innere Verführerin an der Schlafzimmertür zurücklassen und andere befriedigende Wege finden, ihren Partner zu nähren. Beide Geschlechter würden über ihre automatischen Reaktionen hinauswachsen müssen, wenn sie mit dem Geheimnis von bindungsstärkendem Sex experimentieren wollten.

„Liebe bedeutet so viel mehr als Sex – es bedeutet, sich mit der ganzen weiten Palette von angenehmen, unangenehmen, sexy und weniger sexy Aspekten wohlzufühlen, die das Leben mit einem echten Menschen, Mann oder Frau, mit sich bringt. Wenn man diesen Punkt einmal erreicht hat, wo man einander nicht zum Objekt macht, dann ist es nahezu unmöglich, in konventionelles Rollenverhalten zu verfallen, ohne sich dabei nicht sofort schlecht zu fühlen.“

Niki

Ich hatte soviel Mitgefühl für jeden von uns. Was für ein Pech, dass ein effektives Werkzeug für Harmonie und eine ausgewogenere Wahrnehmung von unserem zwingendsten Drang versteckt wird: dem Drang, unseren sexuellen Durst zu löschen. Wie traurig, dass genau die Versuche, einander zu lieben, diese Gefühle von Leere, Bedürftigkeit und Groll hervorrufen können – woraus wiederum Gedanken des Mangels und die Überzeugung, sich verteidigen zu müssen, entstehen.

Doch denken Sie andererseits einmal an das Potential! Wenn wir uns dies alles kollektiv selbst antun, dann können wir es auch selbst ändern. Wenn wir verstehen könnten, dass der Orgasmus nur die Spitze von einem länger andauernden Selbstverteidigungszyklus ist, dann könnten wir unsere Art, Liebe zu machen, dahin gehend ändern, dass sie stattdessen anhaltende Gefühle der Befriedigung und einen Überschuss an Energie erzeugt. Intimität würde dann von unserem Unterbewusstsein als eine Quelle anhaltenden Wohlbefindens gesehen und nicht mehr als ein Opfer, das uns erschöpft und zu Groll und Abneigung führt.

Verräterische Zeichen?

In seinem Buch Sex, Time and Power weist Leonhard Shlain darauf hin, dass Menschen im Vergleich zu anderen Gattungen einige überraschende Charakteristika an den Tag legen. Männer masturbieren viel häufiger und intensiver als andere Gattungen.44 Frauen werden durch ihre Monatsblutungen viel mehr erschöpft als andere Gattungen. Und Menschen finden sich auch häufiger in ausschließlich gleichgeschlechtlichen Beziehungen wieder als irgendeine andere Spezies.

Stehen diese Verhaltensweisen im Zusammenhang zu der Tatsache, dass wir Sex zu jeder Zeit haben können, anders als Spezies mit klaren Paarungsperioden? Wie wir noch sehen werden, haben unsere Gene scheinbar einen anderen Weg gewählt, um sicherzugehen, dass emotionale zwischenmenschliche Bindungen ihr Potential für größeren Erfolg nicht in Gefahr bringen: wiederkehrende Gefühle des Ausgelaugtseins, der Unruhe und der Verärgerung. Diese machen uns wiederum anfällig für grundlose Irritation, eine Hypersensibilität für sexuelle Anspielungen, Entmutigung und eine schwächer werdende emotionale Bindung. Könnte es sein, dass unsere postorgastischen Gefühle sich in unserem Leben auch als Erschöpfungszustände widerspiegeln, so wie Menstruationsprobleme und zwanghaftes Masturbieren?

Weise chinesische Taoisten lehrten, dass beide Geschlechter die Macht haben, sich selbst immer wieder neu mit Energie zu versorgen, indem sie ihre sexuelle Energie kultivieren und so einen Vitalitätsverlust vermeiden. Um ihren Standpunkt etwas dramatischer darzustellen, verglichen sie den Verlust von einem Tropfen Samen mit dem Verlust von 100 Tropfen Blut.45 Männern wurde „sexuelles Kung-Fu“ beigebracht, damit sie die im ­Sperma vorhandene sexuelle Energie verfeinern konnten, anstatt zu ejakulieren. Frauen wurde empfohlen, ihre Periode mit einer ähnlichen Übung zu lindern, die als „das Erlegen des roten Drachen“ bekannt ist. Heutzutage legen viele von uns ein sexuelles Verhalten an den Tag, das das genaue Gegenteil zu solch umsichtiger Kultivierung ist.

Die alten Taoisten, die behaupteten, dass der Verlust von Samen oder Blut der Grund für die Erschöpfung sei, hatten möglicherweise Unrecht. Denn es hat sich herausgestellt, dass neurochemisch induzierte Gefühle von Erschöpfung die Hauptschuld bei beiden Geschlechtern tragen, wie wir in Kapitel fünf noch sehen werden. Die taoistische Methode der Vermeidung dieser selbstsabotierenden Gefühle war hingegen sehr weise.

Die Fallen der Selbstgenügsamkeit

Inzwischen hatte ich eine noch dringendere Frage auf dem Herzen. Was passiert, wenn man ohne Partner ist? Denn sexuelle Energie ist einfach zu dynamisch, als dass man sie unendlich lange aushalten könnte, und ich hatte nicht gerade den Wunsch, eine leidenschaftslose leere Hülle zu werden. Ich fühlte, dass es meine Bestimmung war, zu lernen, lebendiger zu werden, nicht weniger lebendig.

In den Texten, die ich las, hieß es, die sexuelle Energie könne vorsichtig verfeinert und auf ein erhöhtes spirituelles Bewusstsein gelenkt werden, auch ohne einen Partner. Die Weisen waren der Ansicht, dass der Orgasmus die Sexualenergie erschöpft, noch bevor sie zu diesem höheren Zweck genutzt werden kann.

„Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Wege, zölibatär zu leben, während wir auf den richtigen Partner warten, und ich kenne beide. Der eine besteht darin, die Sexualenergie zu unterdrücken. Wenn wir unsere sexuelle Energie aus Angst unterdrücken, kann dies physische und emotionale Komplikationen zur Folge haben, sexuelle Phantasien und sogar Perversion (wie wir es aus den Medien im Zusammenhang mit katholischen Priestern und Kindesmissbrauch kennen). Der andere Weg besteht darin, die Sexualenergie zu transformieren. Dieser Weg tut mir sehr gut. Es ist am Anfang nicht leicht, beide Wege voneinander zu unterscheiden, und ich glaube, dass die meisten Menschen, die versuchen, das Masturbieren aufzugeben, zumindest anfänglich mit Unbehagen konfrontiert werden.

Sexuelle Energie zu transformieren bedeutet im Grunde, sie für höhere Zwecke zu nutzen, wie z. B. das persönliche Wachstum, spirituelle Praxis, Dienst am Nächsten usw. In meinem Fall war es so, dass ich noch mal zur Schule ging und mich selbst mit meiner akademischen Leistung überraschte. Ich kann ehrlich sagen, dass meine physische und emotionale Gesundheit wesentlich besser ist als zu den Zeiten, in denen ich häufig masturbierte, und ich habe immer noch einen gesunden sexuellen Drang, so wie ich das sehe! Doch ich lernte, dass ich nicht einfach aufhören konnte, zu masturbieren und gleichzeitig mit allem anderen einfach so weitermachen wie früher, wie z. B. mich abzuschotten oder mich mit Fernsehen wegzubeamen. Ich musste die Energie für ein höheres Ziel nutzen. Es kommt mir so vor, als würde der Partner ganz von allein kommen. Ich fange jetzt erst gerade wieder an, mich zu verabreden, nach zwei Jahren. Puh!“

Caitlin

Natürlich nahm ich den Rat der Weisen nicht einfach so als bare Münze. Ich machte meine eigenen Experimente. Sie zeigten mir, dass Masturbation jedes Mal Stimmungsschwankungen in den darauffolgenden zwei Wochen mit sich brachte. Ich zog den Schluss, dass wenige Sekunden intensiven Vergnügens ein hoher Preis für zwei Wochen waren, die mit unberechenbaren Perspektivwechseln durchsetzt waren. Ich stellte außerdem fest, dass mein Gefühl von Verbundensein und Klarheit während meiner spirituellen Praxis in diesen Phasen immer mal wegging oder insgesamt schwächer wurde. Ich fing langsam an zu verstehen, warum die tibetischen Buddhisten den Orgasmus als „das Töten des inneren ­Buddha“ bezeichneten.46 Als ich das beruhigende Gefühl, „im Fluss zu sein“, mehr und mehr genießen konnte, hörte ich allmählich auf, mich selbst zu befriedigen. Und das ohne jeden inneren Konflikt.

„In den Monaten meiner Fernbeziehung habe ich sehr eindeutig feststellen können, wie meine Zuneigung und Liebe zu meiner Freundin wächst, wenn ich nicht masturbiere. Ich sehe das an der Art, wie ich ihr schreibe, genauso wie an einem schönen, überfließenden Gefühl der Liebe, spürbar in der Herzgegend. Nach dem Masturbieren verändert es sich. Das Gefühl der Liebe (die zwar immer noch da ist) wird weniger und die Art, wie ich ihr schreibe, verändert sich auch. Ich werde irgendwie distanzierter, und das spiegelt sich auch in meinen Worten. Wenn ich nicht mehr masturbiere, wird es nach ungefähr zwei Wochen wieder so wie vorher.“

Jeremy

ENERGIEZIRKULATION Möchten Sie eine schnelle Energiezirkulationsübung ausprobieren? Schließen Sie Ihre Augen, spannen Sie die Beckenbodenmuskeln an und ziehen Sie die Energie an der Wirbelsäule entlang bis zum Scheitel Ihres Kopfes. Dann stellen Sie sich vor, wie Sie die Energie an der Vorderseite Ihres Körpers nach unten ziehen und sie in Ihrem Bauchnabel lagern.

Aber wohin mit meiner sexuellen Energie? Einige esoterische Sexhandbücher empfahlen Energieübungen, die man allein machen kann und die die sexuelle Energie nach oben ziehen und sie durch den Körper zirkulieren lassen. Diese Techniken brachten einige Erleichterung, genauso wie Meditation, doch es wurde mir klar, dass ein Partner wesentlich dafür war, meine sexuelle Energie langfristig zu stabilisieren, jetzt, wo der Orgasmus von der Speisekarte gestrichen war. Einerseits fand ich den Gedanken an ein gemeinsames Bemühen sehr schön, doch es war andererseits auch ganz schön beängstigend, mich damit zu konfrontieren, dass ich die Illusion der Selbstgenügsamkeit wohl aufgeben musste.

Während ich die überraschenden Vorteile davon entdeckte, meine Sexual­energie zu konservieren und neu auszurichten, galoppierte der größte Teil der Frauen im Westen genau in die entgegengesetzte Richtung.

Masturbation war in! Von den Frauenmagazinen in jedem Supermarkt­regal blinkten einem Zeilen entgegen wie: The Clitoral Truth: The Secret World at Your Fingertips, Sex for One: The Joy of Selfloving usw. (Die Wahrheit der Klitoris: Die geheime Welt unter Ihren Fingerkuppen und Sex für Singles: Die Freuden der Selbstliebe) Der gute alte Do-it-yourself-Sex schien die offensichtliche Lösung in vielen Situationen zu sein – eine saubere Sache, die auch noch Spaß macht.

Es versteht sich, dass Masturbation etwas ganz Natürliches ist. Es ist gut, ein positives Verhältnis zu den eigenen Genitalien und deren Funktionen zu haben. Bei sexuell aktiven jungen Männern dient Masturbation genetisch gesehen außerdem dazu, dafür zu sorgen, dass jederzeit hochgradig motile – also frische und fruchtbare – Spermien zur Verfügung stehen. Was jedoch unnatürlich ist (in dem Sinne, dass es dies bei unseren Vorfahren so nicht gab), ist die Menge und Intensität der heutigen sexuellen Stimulierung.

Wie wir in Kapitel sechs noch sehen werden, hat eine intensive sexuelle Stimulation bis zu dem Punkt (vorübergehender) sexueller Erschöpfung, auf welche Wege dies auch geschieht, unerwartete Auswirkungen auf unser Gehirn. Kurz gefasst, die auf die Übersättigung folgende Zeit kann unangenehm sein – und ein weiterer Orgasmus sorgt dafür, dass man sich augenblicklich besser fühlt, oder lässt einen zumindest gut einschlafen. Doch auf diese Entspannung folgt eine weitere Phase der Unruhe. Und ohne sich dessen bewusst zu werden, kann es passieren, dass man nur noch masturbiert, um das wiederkehrende Unbehagen loszuwerden, und dabei insgesamt an Wohlbefinden verliert. Und viel schlimmer noch, wenn man dann seine Begierden auch noch für echte Libidoenergie hält, kann man sich gar nicht mehr zurückhalten.

„Ich habe mit dem Do-it-yourself-Sex quasi aufgehört. Fühlt sich besser an. Denn stellen Sie sich einmal vor: Masturbation macht die Frustration nur noch schlimmer.“

Kevin

Wir Menschen haben uns in Stämmen entwickelt. Unser Gefühl von echtem Wohlergehen hängt auch von physischem Kontakt und gegenseitiger Unterstützung ab. Wir sind also nicht wirklich gut geeignet für unseren isolierten modernen Lebensstil. Wen wundert es da, dass viele von uns sich auf jede nur erdenkliche Art selbst behelfen und sich mit zweidimensionalen Partnern und Herzklopfen in Romanform begnügen. Doch zum Glück leben Milliarden von dreidimensionalen Lösungen zu unserem grundlegenden Problem direkt in unserer unmittelbaren Nähe.

„Ich bin sehr klar erwacht, als hätte ich mich in einem Traum befunden. Pornos sind nur noch eine Versuchung und nicht mehr der überwältigende Zwang, der sie mal waren. Gestern habe ich eine tolle Frau kennengelernt. Wenn ich jeden Tag in ihre klaren und liebevollen Augen blicken könnte, würde ich keinen Porno mehr anschauen müssen … denn die Schönheit tatsächlicher Anziehung, die gemeinsam mit einem anderen Menschen empfunden wird, geht so unendlich weit über alles hinaus, was einem ein Orgasmus vor dem PC geben kann. Ich fühle mich, als würde ich mein Leben zurückgewinnen.“

Kurt

Es ist traurig, dass der heutige Trend zur Hypersexualität uns so schnell wieder voneinander entfernt. Ich war gerade dabei, dies herauszufinden, und war doch ziemlich entsetzt über das, was ich da erfuhr.

1 714,08 ₽
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