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Читать книгу: «Deportiert auf Lebenszeit», страница 42

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Achtzehntes Capitel.
Der Cyclon

Blunt, welcher die meteorischen Herolde der Gefahr kannte, bereute seine Hartnäckigkeit. Er sah, daß sich ein Orkan näherte.

Längs der Südküste des Australischen Kontinents, wo die gewöhnlichen Westwinde und Stürme der höchsten Breitengrade den größeren Theil des Jahres durch wehen, sind Orkane nicht selten. Stürme fangen bei niedrigem Barometer im Nordwesten an, steigern sich im Westen und Südwesten und gehen allmählich nach Süden.

Wirkliche Cyklone kommen bei Neu-Seeland vor. Das Logbuch der Adelaide vom 29sten Februar 1870 beschreibt einen solchen, der 10 Meilen in der Stunde machte und das Wenden, die Stille im Centrum 2c. hatte, grade wie ein Orkan in den Tropen. Ein Cyklon, der auf der Westküste von Neu-Seeland eintrat, würde also etwa von den Neuen Hebriden ausgehen, wo solche Stürme entsetzlich häufig sind, Norfolk-Insel umfassen und grade auf der Schiffslinie sich fortsetzen, die von Süd-Amerika geht. Es war einer dieser Kreisstürme, welcher die Lady Franklin bedrohte.

Die unheilvolle Stille, welche während des Tages über der Insel gebrütet hatte, machte Abends einer frischen Brise aus Nordosten Platz und obgleich der Schooner vor Anker liegend, durch die Insel etwas geschützt gewesen, (der Hasen liegt grade nach Süden) so sah Blunt doch ein, daß wenn ein Mal auf hoher See, es unmöglich war, dem Sturm zu entgehen. Glücklicher Weise mußte die volle Wuth des Sturmes sie erst auf hoher See treffen. Rufus Dawes erschöpft von der Aufregung, die er gehabt, schlief zwei bis drei Stunden, als er durch die Bewegung des Schiffes geweckt wurde, das jetzt anfing zu rollen. Er sprang auf und sah sich in völliger Finsterniß. Ueber seinem Kopfe hörte er den Lärm der trampelnden Füße und er konnte die heiseren Töne von Blunt unterscheiden, wie er seine Befehle gab. Erstaunt über das Fehlen des Mondlichtes, das die See so herrlich erleuchtet hatte, öffnete er das Fenster und sah hinaus. Wie gesagt, war die Kajüte, die man North eingeräumt hatte, eine der Sternkajüten und von hier hatte er den vollen Eindruck des nahenden Sturmes. Der Anblick war von gewaltiger Größe! Die ungeheure Wolke, welche am Horizont hing, hatte ihre Form verändert. Statt eines Vorhanges, war es jetzt ein Bogen. Unter diesem düsteren, prachtvollen Portal leuchtete ein phosphorisches Licht. Durch diesen fahlen Raum zogen schwache geräuschlose Blitze. Dann hörte man das entfernte Murren des Donners, das Fallen des Regens und das Brüllen des mit den Wogen kämpfenden Windes. Die Lichter des Gefängnis-Eilandes waren verschwunden, so schnell war der Gang des Schooners bei der stetigen Brise gewesen und der Ocean erstreckte sich rings umher, düster und öde. Auf diesen schwarzen Ocean blickend, bemerkte Rufus Dawes ein merkwürdiges Phänomen: Blitze schienen aus den bewegten Wogen hervorzubrechen. In Zwischenräumen sprühten die dunkel rollenden Wogen Flammen und Feuerstreifen schossen aufwärts. Der Wind nahm an Stärke zu und der Lichtbogen war jetzt von Regen eingefaßt. Ein düsteres, rothes Glühen hing darüber wie der Wiederschein eines Brandes. Plötzlich krachte ein fürchterlicher Donner, von strömendem Regen begleitet durch den Himmel. Der Lichtbogen verschwand, als ob eine unsichtbare Hand die Seiten einer Laterne geschlossen hätte. Eine große Wassermauer hob sich über die Oberfläche der See und mit unbeschreiblichen Tönen, ein Gemisch von Geheul, Triumphgeschrei, Qualen, stürzte der Cyklon über sie her.

Rufus Dawes begriff, daß die Elemente gekommen waren, ihn zu retten oder zu verderben. In diesem furchtbaren Augenblick hoben sich die natürlichen Eigenschaften dieses Mannes auf die Höhe, welche die Gelegenheit forderte. In wenigen Stunden mußte sich sein Schicksal entscheiden und es war nöthig, daß er alle Vorsichtsmaßregeln traf. Eins von zwei Ereignissen war unvermeidlich. Entweder mußte er ertrinken, wo er lag, oder, wenn das Schiff den Sturm überdauerte, war er gezwungen, auf Deck zu erscheinen, und dann war die Entdeckung der Täuschung, die er versuchte, unvermeidlich. Einen Augenblick überwältigte ihn fast die Verzweiflung und er sah die rasende See mit dem Gedanken an, ob er sich hinein werfen und so ein Ende machen wolle.

Die Töne einer Frauenstimme riefen ihn wieder zu sich zurück. Vorsichtig öffnete er die Kajütsthür und spähte. Die Kajüte war durch eine Hängelampe erleuchtet, welche ihn Sylvia sehen ließ, wie sie eine andre Frau wegen des Sturmes befragte.

Als Rufus Dawes hinsah, bemerkte er, wie sie mit halb hoffender, halb furchtsamer Miene nach der Thür blickte, hinter welcher er lauschte und er verstand, daß sie nach dem Kaplan aussah, der sie trösten sollte. Der Gedanke ab ihm etwas Andres ein. Die Thür schließend, kleidete er sich hastig in die Kleider von North. Er wollte warten, bis seine Hilfe absolut nothwendig war und dann zu ihr stürzen. In der Finsterniß würde Sylvia ihn für den Geistlichen halten. Er konnte sie in ein Boot bringen, wenn die Zuflucht zu den Booten genommen werden mußte und dann sich dem Schicksal überlassen. Während sie in Gefahr, war sein Platz bei ihr.

Von dem Deck des Schiffes aus war die Scene Entsetzen erregend. Die Wolken hatten sich geschlossen. Der Lichtbogen war verschwunden und Alles war in düstere Schwärze übergegangen. Riesenhafte Wellen stiegen am Horizont auf und strichen heran. Es war, als ob das Schiff sich in der Mitte eines Wirbels befände, so mächtig hoben sich von allen Seiten die senkrecht ansteigenden Wassermassen. Mächtige Sturzseen kamen; Windstöße wie Krachen des Donners.

Ein Segel, das sich gelöst hatte, wurde abgerissen und der Wind führte es fort über die See wie einen Fetzen Papier. Das Quecksilber im Barometer stand auf 29,50. Blunt, welcher die Rumflasche vor gehabt hatte, fluchte gräulich und schrie, daß keine Seele an Bord den folgenden Morgen erleben werde und als Partridge ihm Vorwürfe machte, daß er in solchen Augenblicken fluche, weinte er trunkene Thränen.

Das Heulen des Windes war betäubend; der Ton wurde schwächer, während der Wind stärker wurde. Die Matrosen, von Entsetzen ergriffen, krochen auf Deck herum und hielten sich an Allem fest, das ihnen Sicherheit bot. Es war unmöglich, den Kopf zu erheben und gegen den Wind zu blicken. Die Augenlider wurden geschlossen und das Gesicht von dem beißenden Schaum zerrissen. Die Männer athmeten die salzige, windige Luft und wurden krank. Partridge fühlte, daß alle Befehle überflüssig waren, – denn selbst der Mann, der an seinem Ellbogen stand, konnte nichts hören.

Das Schiff lag fast auf den Bramenden, das Ruder hoch, jedes Stückchen Segel abgerissen, selbst die fest gerefft gewesen waren. Sterbliche Hände konnten nichts mehr thun.

Um fünf Morgens hatte der Sturm seine höchste Wuth erreicht. Der Himmel schleuderte Regen und Blitze hernieder; den Regen trieb der Wind fort, ehe er noch bis in das Meer gekommen war; die Blitze verschwanden hinter den rasenden, gierigen Wellen, ehe sie die Finsterniß erhellt hatten. Das Schiff lag auf der Seite, von dem tobenden Winde niedergehalten, welcher die See flach zu drücken schien und die Spitzen der Wellen abschnitt, die er dann in weißem Schaum über den Ocean trieb, wie weiße Wolken, in Masthöhe. Jeder Stoß schien der heftigste zu sein, aber nach einer Pause kam stets ein noch heftigerer. Das Barometer stand aus 27,82. Das Schiff war ein bloßes Wrack, hin und hergeschleudert. Es konnte jeden Augenblick sinken. Um halb vier Uhr war das Barometer auf 27,62 gefallen. Nur, wenn der Blitz von Zeit zu Zeit herunter fuhr, zeigte er den Ungücklichen ihre von Furcht verzerrten Züge, sonst wickelte sich diese Tragödie in einer fast greifbaren Finsterniß ab.

Plötzlich stieg das Quecksilber auf 29,90, und-mit einem entsetzlichen gellenden Schrei ging der Wind in völlige Stille über. Die Lady Franklin hatte das Centrum des Cyklon erreicht. Partridge, nach dem hilflos trunken daliegenden Blunt blickend, stürzte nach dem Ruder und eine selbstsüchtige Freude zog durch seine Brust. Wenn das Schiff gerettet wurde, so mußte der trunkene Kapitän entlassen werden und er Partridge der Tapfere würde dann an seiner Stelle herrschen. Der Schooner, nicht länger von dem Winde gehalten, war jeder Welle preisgegeben. Ungeheure Massen von Wasser rollten darüber fort. Plötzlich legte er sich wieder ganz auf die Seite, denn mit heulendem Triumphgeschrei brach der Wind wieder von einer andern Seite los. Seinem gewöhnlichen Laufe folgend, raste der Sturm wieder von Neuem. Der Orkan wiederholte sich jetzt aus Nordwesten. Die See, durch die Luken hereinstürzend, brach die Kajütsthür auf. Sylvia war plötzlich umgeben von einem wild brausenden Sturme, welcher sie zu verschlingen drohte. Sie rief laut nach Hilfe, aber ihre Stimme war ihr selbst unhörbar. An den Mast sich klammernd, der durch die kleine Kajüte ging, richtete sie ihre Augen auf die Thür, hinter welcher sie North vermuthete und endlich betete sie laut um Hilfe.

Die Thür öffnete sich und aus der Kajüte trat eine Gestalt, in Schwarz gekleidet. Sie blickte auf und das Licht der fast verlöschenden Lampe zeigte ihr ein Gesicht, das nicht das des Mannes war, den sie zu sehen hoffte. Aber ein Paar schwarze Augen, von unaussprechlicher Liebe und Güte strahlend, richteten sich auf sie und ein Paar triefender Arme hielten sie hoch über dem Strom, wie sie einst in den dämmrigen, geheimnißvollen Tagen der Vergangenheit hoch gehalten worden war.

In dem Schrecken dieses Augenblickes fühlte sie die Wolke, welche solange ihr Gehirn umdüstert hatte, sich lichten. Die Handlung dieses fremden Mannes vor ihr, vervollständigte und erklärte die Handlung des Depothirten, der in Port Arthur an die Kohlenwagen gespannt war, des Sträflings, der in dem Torturzimmer des Gefängnisses auf Norfolk Island vor ihr geknieet hatte. Sie erinnerte sich an die furchtbare Zeit in Macquarie Harbour. Sie dachte an den Abend zurück, als das Boot gebaut und sie von den starken Armen in die Höhe gehoben wurde und als sie dem Sträfling, der sie rettete, versprochen hatte, für ihn zu bitten. Ihre ganze Erinnerung kam ihr zurück und mit einem Schlage begriff sie die Todesqual und Schande des langen, elenden Lebens dieses Mannes. Sie verstand, daß ihr Mann sie getäuscht und mit welcher niedrigen Falschheit und Ungerechtigkeit er ihre junge Liebe erkauft hatte. Kein Gedanke daran, wie dieser doppelt und dreifach verurtheilte Gefangene von der entsetzlichen Strafinsel entkommen war, kam ihr in den Sinn.

Sie fragte nicht, wie es gekommen, da er an Stelle des Kaplans hier stand. Sie dachte nur in ihrem plötzlichen Erwachen an die Geschichte seiner Leiden, wußte nur von seiner wunderbaren Kraft und Liebe, wußte nichts, in diesem letzten Augenblick ihres reinen, unglücklichen Lebens, als daß er sie einst vom Hungertode errettet und daß er wieder gekommen war, um sie von Sünde und Verzweiflung zu retten.

Wer je in Todesgefahr gewesen, wird sich daran erinnern, wie schnell die Gedanken durch längst vergessene Scenen fliegen und wird verstehen, wie Sylvia’s Vision das Vergangene mit dem Gegenwärtigen verknüpfte und wie die Erinnerung Alles in ihr belebte und dankbaren Ausdruck fand; in dem Wort jener Zeit! »Guter Mr. Dawes!«

Die Augen des Mannes und der Frau trafen in einem langen, warmen Blick zusammen und Sylvia streckte ihre weißen Hände aus und lächelte. Da verstand auch Richard Devine die Geschichte von des jungen Wesens freudlosem Leben und wußte, wie sie geopfert worden war.

In der großen Krisis unseres Lebens, wenn wir der Vernichtung gegenüber stehen und nur noch ein Athemzug uns von dem großen Todesschlunde trennt, – dann werden wir uns unsres Selbst bewußt, das wir so gut zu kennen glaubten und Enden, daß wir noch besondere und unbekannte Fähigkeiten besitzen. Einen Sturm der Elemente zu beschreiben, ist nicht leicht, aber einen Sturm in der Menschenseele zu schildern ist fast unmöglich. In der Wuth solches Sturmes werden Erinnerungen, deren jede das Gespenst einer That in sich trägt, welche uns noch lange bewegt hat, wie Spreu im Winde dahingeweht, – ebenso körperlos und ebenso unbeachtet. Die Dünste, welche unsere Selbsterkenntnis verhüllen, werden durchsichtig und unsre schlecht benutzte Macht über unser Schicksal wird uns klar, erleuchtet wie von schnellem Blitz. So viel fühlen und wissen wir, aber wer kann ruhig den Orkan beschreiben, der uns überwältigt. Ebenso könnte man den ertrunkenen Seemann auffordern, von den Wundern der Tiefe zu erzählen, die ihn verschlungen und von der Finsterniß des Todes, die ihn umgeben hat. Die beiden menschlichen Wesen fühlten, daß sie mit dein Leben abgeschlossen hatten. Allein beisammen, in Gegenwart des Todes, verschwanden für sie die Unterschiede der Welt, welche sie nun verließen. Sie fühlten sich als Wesen, deren Körper schon geschieden und als sie einander die Hände faßten, da erkannten ihre freien, unverhüllten Seelen die Lieblichkeit der Andern und vereinigten sich mit Zittern und Beben.

Von dem sausenden Wirbelwind getrieben, brauste eine ungeheure Woge, die in der Dunkelheit schimmerte, über das Schiff herab. Die Unglücklichen, welche noch auf dem Deck waren, sahen schaudernd in diese grüne Masse hinein, die von oben über sie zusammenstürzte und wußten, daß das Ende gekommen war.

Epilog

Als der Tag an dem Morgen nach dem Sturm anbrach, fielen die Strahlen der aufgehenden Sonne auf einen Gegenstand, der auf der Oberfläche des Wassers schwamm, nicht weit von dem Platze, wo der Schooner versunken war.

Dieser Gegenstand war ein Theil des großen Mastkorbes der Lady Franklin und in dem Tauwerk hingen zwei Leichen – die eines Mannes und einer Frau.

Die Arme des Mannes waren um den Körper der Frau geschlungen und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust.

Am Horizont war die lange niedrige Küste des Sträflings-Eilandes zu sehen. Der Sturm war vorüber. Als die Sonne höher stieg, wurde die Luft balsamisch und der Ocean ruhig, und vergoldet von den Sonnenstrahlen des neuen Morgens trieb das Wrack und seine Last in die See hinaus.

– Ende -
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
10 декабря 2019
Объем:
700 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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