Читать книгу: «Unter Der Sommersonne», страница 4

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Als sie nur noch mit dem für die Situation üblichen Nichts bekleidet waren, wie zwei Regenwürmer, die sich nebeneinander hin- und herwanden, hatte Svetlana im gesagt, dass sie nicht schwanger werden wollte. Er musste also ein Kondom benutzen. Diese Bemerkung hatte Franck ein Lächeln entlockt. Er hatte nicht einen Augenblick lang die Absicht gehabt, es ohne diesen Schutz zu riskieren. Dafür hatte er es zu schätzen gewusst, dass sie sich darüber Gedanken machte. Er hatte zwei Packungen aus einem Schrank geholt, um ihr die Wahl der Sorte zu überlassen, die ihr besser gefiel. Franck schien die Situation vorhergesehen zu haben. Svetlana hatte die Marke, die sie nicht kannte verworfen. Diese erstaunliche Entscheidungsgrundlage hatte Franck amüsiert. Beide Produkte waren gleichwertig. Franck tendierte sogar eher zu der anderen Marke, die eine dünnere Membran hatte und dadurch ein gefühlsechteres Erlebnis garantierten. Egal! Für ihn war es wichtiger, dass seine Partnerin ihm vertraute. Er streifte das Hüttchen über, das Svetlana soeben ausgepackt hatte. Sie hatte sich hingelegt und wartete darauf, Franck zwischen ihren Beine zu empfangen, bereit sein Glied in sich aufzunehmen. Bevor er richtig zur Sache ging, hatte Franck seinen Kopf zwischen Svetlanas Oberschenkel geschoben. Nur wenige Frauen wussten ein Cunnilingus nicht zu schätzen. Sie war von diesem Augenblick an sofort bereit, von ihm geritten zu werden, woraus Franck geschlossen hatte, dass ihre bisherigen Erfahrungen keine bleibenden Erinnerungen hinterlassen hatten.

Svetlana hatte die Augen geschlossen, um die wohligen Schauer besser spüren zu können, die über ihren Körper liefen. Ihr Liebesspiel verlief friedlich, aber Svetlana erwartete mehr als reine Zärtlichkeit. Beim Sex erweisen sich Frauen als so unergründlich, dass Männer erst wissen, was sie sich wünschen, nachdem eine erste gründliche Prüfung stattgefunden hat. Svetlana wollte extreme Empfindungen. Sie hatte zu verstehen gegeben, dass er nicht zögern sollte, energischer vorzugehen. Franck hatte sich nicht länger bitten lassen. Er hatte sie wie ein wildgewordener Stier genommen. Das Bett knackte und wackelte durch die Wucht der Stöße in alle Richtungen und rutschte von der Wand, an der es gestanden hatte, ab. Eine Hitze, die einer Sauna würdig war, erfüllte das Zimmer. Das Fenster war beschlagen, der Schweiß rann in Strömen von ihren Körpern. Svetlana hatte einige Minuten lang voller Verzückung gestöhnt und dann vor Schmerz aufgeschrien. Francks Hüfte hatte sich in die Innenseite ihres Oberschenkels gebohrt. Die Härte, um die sie ihn angefleht hatte, war auf einmal unerträglich geworden. Sie hatte ihn gebeten, seinen Schwung etwas zu zügeln. Franck hatte das gelassen aufgenommen. Er hätte diesen frenetischen Rhythmus nicht ewig durchhalten können. Sie hatten ihr Vergnügen einen friedlichen und sinnlichen Moment lang fortgeführt.

Beide hatten schnell für sich allein geduscht und sich dann wieder in das Bett gelegt, das gerade eine raue See durchquert hatte. Svetlana hatte sich in den Arm ihres Partners gekuschelt und ihren Kopf auf seine Brust gelegt, sein Körper hatte sich in ein sinnliches Kopfkissen verwandelt.

Franck streichelte die Haare seiner Geliebten. Er bedeckte ihr Gesicht mit unzähligen Küssen. Zwischen zwei zärtlichen Berührungen hatte Franck sie gefragt, um wieviel Uhr sie am nächsten Morgen aufstehen müsste, um zur Arbeit zu gehen. Franck hatte seinen Wecker auf 10 vor 7 Uhr gestellt, um sich fertig machen zu können. Svetlana war aufgesprungen, erstaunt, beinahe wütend, ohne sich die Mühe zu machen auf seine Frage zu antworten.

„Oh nein, du arbeitest morgen? Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?“

Franck war stumm geblieben, überrascht angesichts dieser übertriebenen und unerwarteten Reaktion. Er hatte sie gelassen beobachtet. Svetlana machte einen Schmollmund.

„Ich bin enttäuscht, Franck. Ich hatte gedacht, dass wir gemeinsam ausschlafen könnten. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nach Hause gegangen.“

„Hat dir der Abend nicht gefallen?“

„Natürlich hat er das! Er hat mir sehr gut gefallen. Es war…“

„Toll?“, hatte Franck sie gefragt und war ihr damit ins Wort gefallen.

„Nein, viel besser! Es gibt keine Worte, mit denen ich beschreiben könnte, was ich empfunden habe. Nur dass ich morgen länger schlafen wollte. Ich bin sehr müde von meiner Reise.“

„Du kannst bleiben und weiterschlafen, Sveta. Wenn du gehen möchtest, brauchst du nur die Tür hinter dir zuzuziehen. Einverstanden?“

„Einverstanden!“

Svetlanas Lächeln war zurückgekehrt. Beide hatten sich wieder ins Bett gelegt. Svetlana hatte ihren Kopf erneut auf Francks Brust gelegt. Während er ihren seidigen Haarschopf streichelte, hatte Franck sich gefragt, ob es eine gute Idee war, sie alleine in seiner Wohnung zurückzulassen. Er kannte sie erst seit einigen Tagen. Was gab es bei ihm zu stehlen? Nichts wirklich wertvolles. Sie wirkte auf ihn wie eine vertrauenswürdige Person, frei von jeder unmoralischen Anwandlung. Er hoffte, dass er sich nicht täuschte. Sie sah nicht aus wie eine Frau, die Leute ausraubte. Es war wohl eher das Gegenteil. Wenn er mit ihr eine Beziehung aufbauen wollte, musste er ihr irgendwann vertrauen. Wenn in der Liebe nur Misstrauen herrschte, gab es auch keinen Platz für edle Gefühle.

Nach einer letzten leidenschaftlichen Umarmung waren die zwei Liebenden beruhigt und glücklich eingeschlafen.

Francks Telefon hatte zur eingestellten Zeit vibriert. Er musste aufstehen, um zur Arbeit zu gehen. Svetlana war noch müde. Sie öffnete kaum die Augen. Die Erschöpfung hielt ihre Sinne fest im Griff. Franck hatte ihr geraten, sich nicht um ihn zu kümmern und liegen zu bleiben. Aber das Kommen und Gehen zwischen Küche, Badezimmer und Schlafzimmer zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Nach einer halben Stunde war Franck mit allem fertig und bereit zu gehen. Svetlana lag immer noch unter dem Laken, schläfrig, nackt und ohne sich zu rühren. Sie hatte ihn dabei beobachtet, wie er sich anzog, ein wenig ihr Chaos vom Vorabend aufräumte und einen Kaffee trank. Als er verschwinden wollte, wünschte er ihr einen schönen Tag. Dann hatte er sie unzählige Male sanft geküsst. Dieser Austausch von Flüssigkeiten war ihnen köstlich vorgekommen. Franck zog es in die Länge. Er schaffte es nicht, sich loszueisen. Er entfernte sich einen Schritt, kam dann zurück, um sie erneut zu küssen. Es war ihm unmöglich das Appartement zu verlassen. Sie vereinnahmte ihn vollständig und unternahm nichts, um ihn gehen zu lassen. Sie gab und nahm unzählige Male. Ein geheimnisvoller, unbeschreiblicher Zauber hatte sie bereits miteinander vereint. Eine Magie wie sie nur einer Verliebtheit innenwohnen kann, die sich in Leidenschaft verwandelt. Franck wirkte schon sehr verliebt. Damit er nicht viel zu spät kam, hatte er resigniert die Kraft finden müssen, um sich loszureißen. Svetlana zog einen Schmollmund. Sie musterte ihn mit ihren leuchtenden Augen… Noch ein Kuss. Der Letzte. Flüchtig. Dann hatte er sich wie ein Dieb aus dem Staub gemacht. Das Geräusch der zufallenden Tür besiegelte ihre einige Tage andauernde Trennung. Sie würden beide ihren alltäglichen Aufgaben nachgehen.

Bei diesen Beschäftigungen handelte es sich natürlich um ihre jeweilige Arbeit. Franck wischte Böden während Svetlana Handtaschen verkaufte. Abends waren beide aus unterschiedlichen Gründen erschöpft. Franck lebte in einem Wohnhaus, in dem sich die ländliche Ruhe, die bei seinen Eltern herrschte, nur in einer übellaunigen Fantasie widerspiegelte. Bestenfalls konnte er frühestens gegen 2 Uhr morgens einschlafen. Da er feste Arbeitszeiten hatte, konnte er den Vormittag nicht nutzen, um den Schlaf nachzuholen. Franck kam todmüde nach Hause. Svetlanas Arbeit forderte und erschöpfte sie, weil sie die ganze Zeit stehen musste. Es war verboten sich außerhalb der Mittagspause hinzusetzen. Nachdem sie so viele Stunden auf den Beinen war und sich die Anliegen der Kunden angehört hatte, brach sie, wenn sie dann endlich zu Hause war, auf dem schmalen, 80 Zentimeter breiten Bett, das ihr zur Verfügung gestellt wurde und das an ein Kinderbett erinnerte, zusammen. Das Zimmer war nicht sehr groß: neun Quadratmeter und spärlich möbliert. Nur das Notwendigste füllte den wenigen Platz aus. Ein Schreibtisch mit einer Bank und ein großer Schrank vervollständigten das Mobiliar. Neben der Eingangstür befand sich eine einfache, schlichte, quadratische Dusche. In dem Wohnheim kamen nur Frauen unter, um jede Art von Beziehungsproblemen von vornherein auszuschließen. Die kleinen 1-Zimmer-Appartements wurde häufig an Ausländerinnen vermietet, die für einige Monate nach Frankreich kamen, um einer Arbeit nachzugehen. Für die wenigen Französinnen, die hier wohnten, hatte das Leben eine unglückliche Wendung genommen. Sie steckten in finanziellen Schwierigkeiten. Es handelte sich dabei um geschiedene Frauen oder um welche, die von ihren ehemaligen Partner gnadenlos ins Nichts und in den Ruin gestoßen worden waren. An diesem Ort konnten sie wieder etwas Hoffnung auf ein besseres Morgen schöpfen. Wenigstens, so sagten sich einige „standen sie nicht auf der Straße“.

Eine von Svetlanas Kolleginnen wohnte ebenfalls in diesem Wohnheim. Eine Moldawierin, mit der sie sich mehr oder weniger gut verstand. Sie waren nicht immer auf der gleichen Wellenlänge, ganz im Gegensatz zu ihrer ukrainischen Freundin, deren Charakter ihrem eigenen glich. Was das Äußere betraf, war sie jedoch das komplette Gegenteil. Obwohl beide groß waren, war die Ukrainerin brünett und hoch aufgeschossen. Svetlana beneidete sie um diese schlanke Figur, auch wenn die junge Frau dafür unter winzigen Brüste zu leiden hatte. Svetlana hatte selbst keinen sehr üppigen Busen. Angesichts ihrer Statur erschien er ihr etwas zu klein. Einer ihrer Ex-Freunde hatte sie darin bestätigt, als er bemerkte, dass sie sich über ihren Körper freuen könnte, der dazu geeignet wäre, jedem Mann den Kopf zu verdrehen, wenn sie nur Körbchengröße 95 C oder D hätte. Würde sie damit nicht eher wie eine vulgäre Schlampe aussehen? Um den Schein aufrecht zu erhalten, trug sie gepolsterte BHs wie es bei sehr vielen Frauen in ihrem Alter üblich war.

Bei ihrem Job hatte Svetlana keine zwei Tage hintereinander die gleichen Arbeitszeiten. Sie hasste es, erst am späten Vormittag oder schlimmer noch, am frühen Nachmittag anzufangen. An diesen Tagen war sie erst nach 21 Uhr fertig. Bis sie zu Hause angekommen war, war es schon sehr spät. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass sie nicht genug Zeit hatte, um die freien Momente des Tages richtig genießen zu können.

Svetlana mochte es, sich die Handtaschen anzusehen. Wenn sich die Gelegenheit ergab, hängte sie sie sich über den Arm. Sie stellte sich vor, es wären ihre. Die Träume waren nicht von langer Dauer. Entweder kam eine Kundin, um sie um eine Beratung zu bitten oder sie wollte das Exemplar kaufen, das Svetlana gerade in der Hand hielt.

Marken wie Cartier, Ralph Lauren oder Dolce & Gabbana kosteten mehr als 1000 Euro. Andere Modelle erreichten beinahe 2000 Euro. Es gab Taschen in allen Größen, überdimensionierte genauso wie winzig kleine. Svetlana war so manches Mal fasziniert, wenn sie sie sich anguckte. Da sie als Verkäuferin 20 Prozent Rabatt auf ihre Einkäufe bekam, erstand sie jede Woche ihre aktuelle Lieblingstasche und trug damit zum Umsatz ihres Arbeitgebers bei. Sie gab, inklusive Rabatt, grundsätzlich nie mehr als 50 Euro aus. Wenn Svetlanas Gehalt etwas großzügiger gewesen wäre, hätte sie nicht gezögert, ihr Geld in die Luxustaschen des Geschäftes zu stecken. Auf eine gewisse Weise war sie ein echtes Opfer der Mode, aber auch der Konsumgesellschaft. Ohne eine Handtasche am Arm fühlte sich Svetlana nicht vollständig, als würde ihr ein Teil ihrer Weiblichkeit fehlen.

Da die Arbeitswoche zu Ende gegangen war, ohne dass sie sich getroffen hatten, hatten sie ihr nächstes Date für Samstag vereinbart. Sie wollten sich bei Frank zu Hause treffen, um dort gemeinsam den Abend zu verbringen

Franck hatte soeben eine SMS von Svetlana bekommen. Sie erklärte ihm, dass sie sich verirrt hätte. Sie war in seinem Viertel, aber sie hatte sich den Weg nicht gemerkt, um zu seiner Wohnung zu kommen. Franck hatte sie angerufen. Er hatte ihr geraten an der Metro-Station auf ihn zu warten. Er machte sich auf den Weg, um sie abzuholen. Vor Ort konnte er Svetlana nirgendwo entdecken. Sie befand sich an der falschen Haltestelle, was dazu beigetragen hatte, dass sie nichts wiedererkannte. Aus den Beschreibungen der Umgebung, die sie ihm am Telefon gegeben hatte, hatte Franck geschlossen, dass sie eine Station zu früh ausgestiegen war. Er war in nicht einmal 10 Minuten Fußmarsch dorthin gelangt. Am Bahnhof angekommen, hatte er hinter einem Schild, in dem sich ein Stadtplan von Paris befand, zwei Frauenbeine gesehen, die aus einem kurzen Rock herausschauten. Er hatte sofort gewusst, dass sie es war. Er hatte sich ihr genähert und ihren Hals mit Mittelfinger und Daumen umfasst. Sie war überrascht zusammen gezuckt.

„Haaaaa!“

Svetlana stieß einen leisen Schrei aus, eher überrascht als erschrocken. Sie hatte sich umgedreht. Er hatte sie angelächelt. Sie hatten sich leidenschaftlich geküsst, ohne sich Gedanken um die Anwesenheit irgendwelcher Passanten zu machen. Als sie in der Wohnung angekommen waren, hatten sie sich auf das Bett gelegt. Das Abendessen konnte warten. Es verlangte sie nach etwas viel Fleischlicherem. Nachdem sie den stürmischen Liebesakt beendet hatten, hatte Svetlana ihn gefragt, ob er ein Eis hätte. Da er im Sommer ab und an ganz gerne eines aß, hatte er also eine Packung im Gefrierschrank. Es war ein Magnum-Eis. Svetlana war zufrieden. Sie hatte noch ein zweites gewollt. Die Sporteinlage hatte sie hungrig gemacht. Bevor sie schlafen gingen, hatten sie zusammen geduscht, hatten Zärtlichkeiten, Seifenschaum und Küsse ausgetauscht. Svetlana hatte keine Kleidung für eine Übernachtung mitgebracht. Sie hatte es zu eilig gehabt, ihn wiederzusehen, so dass sie diese Kleinigkeit übersehen hatte. Sie hatte Franck um ein T-Shirt gebeten. Franck hatte ihr ein besonderes Stück herausgesucht, eines, das am bequemsten für seine Angebetete sein würde. Es war aus einem Microfaserstoff hergestellt, der sich leicht und weich anfühlte. Svetlana gefiel das geliehene Kleidungsstück. Das samtweiche Gewebe sorgte für ein angenehmes Gefühl auf der Haut.

Als sie im Dämmerlicht im Bett lagen, Svetlana entspannt auf Francks Oberkörper, hatte sie ihn ausgefragt. Sie wollte wissen, ob er Kinder hätte. Die Frage war ohne Vorwarnung gekommen. Franck war erstaunt. Auf diese Weise gestellt erschien sie ihm aufdringlich. Hatte sie durch seine Papiere und Dokumente geblättert, als sie am Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht alleine zurückgeblieben war? Es erschien ihm normal, dieses Thema anzusprechen, aber warum horchte sie ihn gerade jetzt darüber aus und nicht über etwas anderes? Hatte sie nach Informationen über ihn gesucht, aus Neugier, um ihn besser kennenzulernen? Wenn das der Fall war, war er von diesem Verhalten nicht sehr angetan, das auf eine unnormale Neugier oder auf ein krankhaftes Misstrauen hindeutete – kurz ein Herumgeschnüffel aus niederen Beweggründen, das er ihr in keiner Weise erlauben würde. Es war sinnlos zu lügen. Franck hatte bereits vorgehabt, ihr von diesem wichtigen Bestandteil seines Lebens zu erzählen.

„Ja, ich habe ein Kind…“

Er hätte sich gewünscht, dass diese Diskussion etwas später stattgefunden hätte, wenn er die Gewissheit gehabt hätte, dass sich ihre Beziehung in die richtige Richtung entwickelte. Er war sich bewusst, dass am Anfang jeder Beziehung alles im wundervollsten Licht erschien: la vie en rose! Jeder hatte schon einmal eine überwältigenden Begeisterung für eine feurige Aphrodite empfunden, bevor sie sich in eine kriegerische Amazone verwandelt hatte. Auf der anderen Seite war ihm die Frage willkommen. Sie ermöglichte es ihm, die Situation von Anfang an klarzustellen. Anschließend hatte er sie gefragt, ob sie mit dieser Enthüllung ein Problem hätte. Sie hatte ihm mit nein geantwortet, für den Augenblick störe sie das nicht. Was wollte sie mit „für den Augenblick“ sagen? Diese Erwiderung irritierte Franck, auch wenn er darin eine positive Reaktion sah. Es sei denn, dass er darin ein Zeichen für eine gewissen Unreife sehen musste oder die Möglichkeit, dass sie nicht wünschte etwas Ernsthaftes mit ihm in Betracht zu ziehen, Spaß haben, alle Freiheiten genießen wollte, ohne sich selbst jemals wirklich darauf einzulassen. Im Vergleich zu seiner Ex, die genau andersherum reagiert hatte, stellte er jedoch überrascht fest, dass sie mit ihren jungen Jahren gut damit klarzukommen schien. Franck vermutete, dass die besagte Ex ihm gegenüber die aufrichtigsten Absichten gehegt hatte. Diese Situation es Franck dann auch ermöglicht, ihre Gefühle zu erkennen. Ihre Enttäuschung bedeutete, dass sie tatsächlich eine ernsthafte Beziehung mit ihm hatte eingehen wollen.

In wenigen Worten hatte Franck Svetlana geschildert, wie er plötzlich Vater geworden war, ohne es jemals selbst geplant zu haben. Svetlana hatte die Zusammenhänge nicht ganz verstanden. Zum Ausgleich hatte sie sich Fotos angucken wollen. Er hatte sie vorgewarnt, dass er nicht viele besaß. Es war ihm nicht möglich, sehr viel Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Das Verhältnis zu seiner Mutter war sehr angespannt. Von ihrer Beziehung gab es nichts romantisches zu berichten. Zwischen ihnen standen die Zeichen auf Sturm. Die Unbeschwertheit der ersten Tage hatte einem brutalen Schlachtfeld Platz gemacht. Franck hatte ein Album hervorgeholt, in dem Bilder seines Kindes von der Geburt bis zu seinem 18. Lebensmonat enthalten waren: er war noch sehr klein. Svetlana wirkte erfreut, sich den kleinen Jungen ansehen zu können. Sie hatte allerdings nach seiner Hautfarbe gefragt: „Ist er nicht etwas zu dunkelhäutig?“

Franck war erstarrt und entsetzt aufgrund dieser unbeabsichtigten Beleidigung. Wie konnte sie nur so eine Frage stellen? Nicht so sehr wie seine Mutter, hatte Franck nur darauf geantwortet. Es war nur eine Lappalie und lohnte nicht, sich länger damit aufzuhalten. Svetlana hatte sich entschuldigt als sie bemerkte, was für einen Aufruhr sie ausgelöst hatte. Sie hatte die nächsten Seiten umgeblättert. Sie schaute sich die verschiedenen Bilder an. Franck beobachtete sie. Er stellte fest, dass sie von Zeit zu Zeit das rechte Auge zusammenkniff als würde sie versuchen, gewisse Einzelheiten besser erkennen zu können. War sie fehlsichtig? Das wollte Franck genauer wissen. Svetlana hatte es bejaht. Ihr rechtes Auge war fehlsichtig. Sie wollte aber keine Brille tragen. Insgesamt war ihre Sehfähigkeit gut. Auch wenn sie auf dem rechten Auge kurzsichtig war, hatte das linke keine Fehlsichtigkeit. Sie hatte sich mit ihren Augen arrangiert. Solange alles unverändert blieb, würde sie damit sehr gut zurechtkommen.

Svetlana hatte Franck zu seinem kleinen Jungen beglückwünscht. Sie fand ihn süß und voller Energie. Sie hatte sich ein weiteres Mal für ihre dumme Bemerkung entschuldigt. Franck nahm ihr das nicht übel. Er dachte schon gar nicht mehr an ihren Fehltritt. Anschließend hatte er sie gefragt, ob sie eines Tages selber Kinder haben wollte. Sie hatte es damit nicht eilig und hatte ihm ihre Zweifel zu diesem Thema anvertraut. Könnte sie sich wie eine richtige Mutter benehmen? Wäre sie in der Lage, Kinder zu erziehen? Sie war nicht davon überzeugt. Sie fürchtete, nicht die nötige Autorität dafür zu besitzen. Franck zeigte sich verständnisvoll. Sie sollte sich keine Sorgen machen, erst an dem Tag, an dem sie ein Kind zur Welt bringen würde, erst in dieser konkreten Situation, würde sich ihr Mutterinstinkt zeigen. Sie würde im richtigen Moment schon die nötigen Worte des Trostes finden. Er hatte hinzugefügt, dass er überzeugt war, dass sie außerordentlich viel Zuneigung zu vergeben hätte. Ihre Kinder könnten sich glücklich schätzen, dass sie von einer so warmherzigen Mutter aufgezogen werden würden. Svetlana hatte gelächelt, gerührt von diesen netten Worten. Sie hatte das Album wieder zugeklappt und es seinem Besitzer zurückgegeben. Franck hatte es in die Schublade der Kommode zurückgelegt, aus der er es hervorgeholt hatte. Danach war er auf Svetlana zugegangen, um sie zu küssen. Sie hatten sich noch einmal geliebt.

Am späten Vormittag waren sie nur ganz allmählich wach geworden. Ihr Verhalten war geprägt von zärtlichen Aufmerksamkeiten. Franck hatte ihr eine Tasse Tee gemacht und für sich selbst eine Tasse Kaffee. Er trank auch gerne mal einen Tee, aber vor allem nach dem Mittagessen. Nach dem Abendessen, während er sich einen Film ansah, war er mit einer Tasse Kräutertee zufrieden.

Am Abend musste Svetlana zum Bahnhof, weil sie nach Amsterdam fahren wollte. Sie hatte ihm erzählt, dass der Zug vom Bahnhof Gallieni abfahren würde. Franck war erstaunt den Namen einer Metro-Station zu hören. Er hatte sie gebeten, ihm ihr Ticket zu zeigen. Sie hatte sich beim Kauf im Internet vertan und ihren Irrtum nicht bemerkt. An der Station Gallieni befand sich der große Busbahnhof, von dem aus ganz Europa angefahren wurde, dort würde aber ganz sicher kein Zug auf sie warten. Svetlana war entgeistert über diese Schusseligkeit. Die Fahrt würde lang und anstrengend werden, sie würde die ganze Nacht dauern.

Nun war Svetlana unschlüssig. Der günstige Preis war dem Transportmittel geschuldet. Franck versicherte ihr, dass sie nicht gezwungen sei, dorthin zu fahren, wenn sie Angst hätte, die Reise auf diese Weise anzutreten. Nichtsdestotrotz versuchte er, sie zu beruhigen. Es wäre schade, die Gelegenheit nicht zu nutzen, nur weil sie unaufmerksam gewesen war. Ansonsten könnte sie ihn jederzeit zu seiner Arbeitsstelle begleiten. Allerdings hätte der Ort ihr nichts weltbewegendes zu bieten. Obwohl Franck es vorgezogen hätte einen zusätzlichen Tag an ihrer Seite zu verbringen, war ihm klar, dass der Wunsch des einen nicht unbedingt zum Vorteil des anderen gereichte. In ihrem eigenen Interesse war es also besser, dass sie nicht auf diese Reise verzichtete.

Zunächst einmal verschlangen sie das Sushi, das er zuvor aufgetaut hatte. Franck hatte es in weiser Voraussicht gekauft, da Svetlana ihm im Laufe eines vorangegangenen Gespräches verraten hatte, dass sie Sushi liebte. Er hatte ihr eine Freude machen wollen.

Am Nachmittag waren sie im Montsouris Park spazieren gegangen. Am Eingang zum Park stand ein Eisverkäufer. Svetlana war es nicht gelungen dem zu widerstehen. Sie hatten beide drei Kugeln genommen: Vanille, Himbeere, Pfirsich. Sie waren am Seeufer entlang spaziert. Die Hitze war erdrückend. Die Sorbets zeigten eine Tendenz sich zu verflüssigen. Sie hatten sich beeilt, sie herunterzuschlingen. Der klebrige Saft lief an den Hörnchen hinunter und verteilte sich auf ihren Fingern. Glücklicherweise versteckte sich ein Paket Taschentücher und eine Wasserflasche in Svetlanas riesiger Handtasche, mit denen sie sich die Händen säubern konnten.

Sie hatten sich auf einem abschüssigen Stück Wiese in der Nähe eines Baumes niedergelassen. Dieser spendete einen beachtlichen Schatten. Um diese paar Quadratmeter herum tummelte sich ein Querschnitt durch alle Pariser Ethnien und sozialen Schichten. Die Müßiggänger entspannten sich in der Sonnen und ließen sich die Haut bräunen. Intellektuelle blätterten in irgendwelchen Büchern. Eine Sportlerin machte Yoga-Übungen. Etwas weiter entfernt praktizierte eine Person asiatischer Abstammung Qigong. Eingeschlossen in ihrer eigenen Blase, von allen isoliert, hatte sie sich gegen alles, was sie umgab abgeschottet. Ein Mann hatte gerade aufgehört zu joggen. Er hatte vor einer Frau, die auf einer Bank saß, alle möglichen Dehnübungen vollführt. Sie las. Als wollte er ihr sein Interesse zeigen, hatte er sich zu ihr ans andere Ende der Bank gesetzt. Er beobachtete sie noch intensiver. Der Altersunterschied erschien beträchtlich. Der Mann war bestimmt 20 Jahre älter. Trotzdem rührte sich das junge Geschöpf keinen Zentimeter. Sie tat so, als ob nichts wäre und wartete darauf, dass der Kerl sie ansprach. Ganz unten, dort wo das Gelände am ebensten war, vergnügte sich eine Gruppe Jugendlicher. Die jungen Leute tanzten zu Reggae-Musik. Ein Junge, der etwas älter war als der Rest der Clique, brachte ihnen anscheinend die Grundbewegungen bei.

Es herrschte eine kameradschaftliche Atmosphäre. Das sonnige Paris machte alle offener für Eroberungen oder Affären. Der Duft der Liebe verteilte sich in der Luft, wurde von den Lungen gefiltert und infizierte den Körper und die Seele mit sexuellem Verlangen.

„Das ist wirklich die Stadt der Liebe“, hatte Svetlana bemerkt.

Franck hatte gelächelt. Er wunderte sich über diese Idee, die in vielen Köpfen weit verbreitet war. Er erinnerte sich an eine Ex, die das Gegenteil behauptet hatte. Ihrer Meinung nach existierte das romantische Paris nicht. Sie war mit zu großen Erwartungen in die Stadt gekommen. Die derzeit vorherrschende Realität hatte sie enttäuscht.

Franck hatte sich damit zufrieden gegeben, ihr eine etwas moderatere Ansicht darzulegen: „Es macht den Anschein. Aber ich denke, Verführung funktioniert überall auf der Welt gleich. Ist das in Russland nicht genauso?“

Svetlana hatte den Kopf leicht von rechts nach links geneigt. Es wirkte so, als würde sie bei der Formulierung ihrer Antwort zögern, als würde sie mit sich selbst beratschlagen.

„Es ist ein bisschen anders… Hier sind die Leute direkter. Man könnte meinen, dass alle Liebe suchen.“

„Jeder sucht nach der Liebe! Selbst diejenigen, die es nicht zeigen oder die, die das Gegenteil behaupten. Schau dir den Typen da drüben an, der, der zeichnet. Was glaubst du, was er macht?“

Svetlana hatte in die Richtung gesehen, die Franck ihr zeigte. Sie hatte einen Künstler entdeckt, der Skizzen anfertigte.

„Ich denke, er entwirft ein Stillleben, wobei er sich vom Park inspirieren lässt.“

„Das siehst du völlig falsch! Guck mal, das Mädchen dort drüben, weiter rechts. Sie betrachtet ihn aufmerksam. Sie interessiert sich für ihn und seine Arbeit macht sie neugierig. Der junge Kerl hat bestimmt schon mitbekommen, dass er einen großen Fisch am Haken hat.“

„Hm. Das Mädchen ist sehr hübsch! Ich glaube, du hast Recht.“

Svetlana hatte ihren Fotoapparat gezückt wie ein auf der Lauer liegender Paparazzi, der gerade auf den Knüller des Tages gestoßen war. Wie elektrisiert hatte sie eine ganze Serie von Fotos von dem zur Schau gestellten Frischfleisch der jungen Dame geschossen. Anschließend hatte Svetlana Franck angekündigt, dass sich das Mädchen auf den jungen Mann stürzen würde, wenn der nicht zu ihr käme, um mit ihr zu reden.

Irritiert, überrascht und geschockt von dem, was sich vor ihren Augen abspielte, hatte sie danach zwei Homosexuelle fotografiert, die ihren Hintern in der Sonne bräunten und die sich gerade abknutschten.

Sie war es nicht gewohnt, solche Pärchen in der Öffentlichkeit zu sehen. Bei ihr zu Hause hatten sie den Anstand, sich hinter verschlossene Türen zurückzuziehen. So konnte niemand über sie urteilen oder sie anschuldigen. Ihre Intimität ging außer ihnen selbst keinen anderen neugierigen Menschen etwas an. Außerdem haben nur homosexuelle Männer das unbedingte Bedürfnis sich der Welt zu zeigen. Die Frauen verhalten sich viel bescheidener und werden deswegen auch mehr respektiert.

Ohne ein Wort über diese unanständige Szene zu verlieren, die sich nur wenige Meter von ihnen entfernt abspielte, hatte Franck den Kopf zu seiner Schönheit gedreht und ihr Gesicht umfasst. Mit großer Leidenschaft hatte er ihr seine zärtlichste Zuneigung geschenkt. Nach dem langen Kuss hatte sich Svetlana an Francks Schulter gelehnt. Er hatte seinen Arm um sie gelegt. Seine Hand lag auf ihrem rosigen und leicht von der Sonne geröteten Oberschenkel, den er sanft liebkoste. Mit einem heiteren Gesichtsausdruck hatte Svetlana angefangen von etwas ganz anderem zu reden. Sie dachte an ihre Reise nach Amsterdam und an Drogen. Sie gestand ihm, dass sie dieses Thema neugierig machte. Sie wusste, dass sie sich ihm bedenkenlos anvertrauen konnte. Sie fühlte sich gut und sicher. Er würde nicht schlecht von ihr denken und ihr sicherlich seine Meinung sagen.

Svetlana fühlte sich von Rauschgiften angezogen. Sie wollte es wenigstens einmal in ihrem Leben ausprobieren, um das berühmte „Gefühl der Ektase“ zu erleben, das diese Substanzen angeblich auslösen sollen. Franck riet ihr davon ab, sich in Versuchung führen zu lassen. Ein flüchtiger Bekannter – jemand, der weitergezogen war, um sich fruchtbareren Beziehungen zuzuwenden, als er kein Bedürfnis mehr nach seiner beruflichen Unterstützung verspürte – war damit in Kontakt gekommen und hatte ihm von seinen Erfahrungen berichtet. Dieser Freund hatte eine ausschweifende Kokainphase durchlebt. Anscheinend ist es wohl so, dass sich gewisse Menschen, die den Drogenkonsum noch nicht gewöhnt sind und die an eine etwas zu hohe Dosis für ihren Körper geraten, nie wieder von dieser „berauschenden Wirkung“ erholen können. Es reicht schon, wenn sie sich daran wagen, sollte sich ihnen eine Gelegenheit bietet, beeinflusst von ihren Freunden oder von einem überwältigenden Verlangen – wie die Neugier, die Svetlana überfiel – und ihr Leben würde sich nur noch auf Sinnlosigkeiten reduzieren: auf lauter Nichtigkeiten. Das Gehirn würde in einem unwiederbringlichen Delirium stecken bleiben. Träume, die früher einmal umsetzbar gewesen wären, verflüchtigten sich auf nimmer Wiedersehen. Svetlana hatte sich nicht vorstellen können, dass eine einzige Dosis eine derartige psychische Störung auslösen könnte. Franck hoffte, dass er sie trotz seiner eigenen Unerfahrenheit hatte überzeugen können. Er wollte nicht, dass die Zukunft seiner geschätzten Partnerin wegen einer todbringenden Neugier vorzeitig zerstört wurde. Er wünschte sich für sie nur das Beste vom Besten. Diese giftigen Substanzen gehörten offenkundig nicht dazu.

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Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
04 октября 2021
Объем:
310 стр.
ISBN:
9788835428862
Чтец:
Правообладатель:
Tektime S.r.l.s.
Формат скачивания:
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