Читать книгу: «Schreiben und Lesen im Altisländischen», страница 7

Шрифт:

Die Kommentare als Gesamtes betrachtet ergeben wieder einen neuen Frame mit neuen Attributen. Bekannt sind bereits SCHREIBER, SKRIPT mit dem Wert saga und INHALT mit den Werten draumr ‚Traum‘, fyrirburðr ‚Vision‘, hlutr ‚Teil, Ding‘ und orð ‚Wort‘. Das Lexem efni ‚Stoff‘ hat sich bereits als Bezeichnung für das Attribut STOFF erwiesen. Gleiches gilt für das Lexem hlutr, welches keinen Wert für den Inhalt darstellt, sondern ein Attribut TEIL bezeichnet, wie das oben diskutierte Teil-Ganzes-Verhältnis es demonstriert. Der STOFF ist hingegen als Ganzes zu betrachten, aus dem der Schreiber, Kompilator oder Autor Teile entnimmt. Die übrigen Werte für den INHALT gehören zu beiden Attributen, zumal sie immer im Plural stehen. Sie bilden eine Menge, aus der Teile geschöpft werden können. Der STOFF entstammt einer QUELLE, welche in den obigen Kommentaren jedoch nicht erwähnt wird.

3.2.3. Explizite Textverknüpfungen

Die mit Abstand meisten Belege von rita/ríta in der Sturlunga saga, insgesamt 23, befinden sich in expliziten Textverknüpfungen. Deren häufigstes Muster ist der Komparativsatz sem fyrr var ritat ‚wie vorher geschrieben wurde‘. Das Temporaladverb fyrr ‚früher, vorher‘ verweist auf eine vorhergehende Stelle im Skript, sonst gibt es keine Ergänzungen. Eine Leerstelle steht für den SCHREIBER und eine zweite für das SKRIPT. Der INHALT oder genauer der TEIL ist ein im Hauptsatz erwähntes Ereignis in der Erzählung, von dem der Komparativsatz abhängt. Der SCHRIFTTRÄGER ergibt sich auch hier aus der Situation, der SCHREIBER bleibt dagegen unbekannt.

Die Textverknüpfungen haben in den Handschriften unterschiedliche graphische Ausformungen, in der Króksfjarðarbók: „sem fyrr var ritað“ (StS1 223, 350, 422, 446, 407, 516; StS2 1, 86, 215), „sem fyrr var ritat“ (StS1 129, 339, 380, 382, 426; StS2 208), in der Reykjarfjarðarbók: „sem fyrr var ritad“ (StS2 270). Die Belege aus den Papierabschriften sind in Kålunds Edition normalisiert und lautent entsprechend „sem fyrr var ritat“ (StS2 259, 289, 324). Zudem gibt es eine Zahl von Varianten bezüglich Tempus und Vollständigkeit mit Einzelbelegen, die sich in der Semantik aber nicht unterscheiden, in der Króksfjarðarbók: „sem fyrr er ritat“ (StS2 132) ‚wie vorher geschrieben wird/ist‘, „sem ritað var“ (StS1 378) ‚wie geschrieben wurde‘, „sem fyrr ritað (StS1 132) ‚wie vorher geschrieben‘ und in der Reykjarfjarðarbók: „[se]m fyr er ritað“ (StS1 451). Zwei weitere Verknüpfungen aus der Króksfjarðarbók enthalten noch eindeutige Belege für das Verb ríta: „sem fyrr var ritit“ (StS2 234) und „sem fyrr er ritit“ (StS2 301), welche gleich strukturiert sind wie jene von rita.

3.2.4. rita e-t ‚etw. schreiben‘

Von den acht Belegen in den jeweiligen Sagas sind zwei transitiv. Der erste aus der Prestssaga Guðmundar Arasonar erinnert sehr stark an zwei Belege aus der Jóns saga helga (vgl. Kap. II.3.1.1. g. und 3.1. 2.a.):

a) Hann tok heim til kenzlo clerca, oc var þat at-havpn hans dagliga tiþa i millom at kenna oc rita. Hann var oc at kirkio micinn lvta natta bæþi ondverþar nætr oc ofanverdar, enn gecc til scripta iafnan, er hann naþi cenne-monnum. Hann rannsacaþi bæcr manna oc hendir af hvers bocvm, þar er hann kemr, slict er hann hafði eigi adr (StS1 148).

Er [= Guðmundr prestr] begab sich nach Hause zum Unterricht der Kleriker, und es war sein Vorhaben, täglich zwischen den Gottesdiensten zu lehren und zu schreiben. Er war auch einen grossen Teil der Nächte in der Kirche, sowohl am Anfang als auch am Ende der Nächte. Und er ging ebenso zur Beichte, als er zu den Geistlichen gelangte. Er erforschte die Bücher der Leute und nimmt aus eines jeden Buch, an das er herankommt, was er vorher noch nicht hatte (Übers. KM).

Rita/ríta ist bei diesem Beleg Teil eines Infinitivsatzes, so dass kein Subjekt vorhanden ist. Das Agens ergibt sich aus dem Possessivpronomen hans ‚sein‘ im Hauptsatz, welches auf den Priester Guðmundr Arason verweist. Der Codex Resenianus weist zu dieser Stelle keine wesentlichen Abweichungen auf (vgl. StS1 148). Das Akkusativobjekt fehlt zwar, aber es gibt eine Temporaladverbiale tíða í millum ‚zwischen den Gottesdiensten‘ im Hauptsatz, welche auf das Attribut ZEIT verweist. Wie in der Jóns saga helga wird Schreiben wie das Lehren und das Studium der Bücher als alltägliche Arbeit eines Geistlichen beschrieben, so dass man auch bei diesem Beleg annehmen muss, dass es sich um das Abschreiben geistlicher Texte im Dienste Gottes und der Buchproduktion handelt. Das Agens steht für das Attribut SCHREIBER mit dem Wert prestr. Für das SKRIPT muss hingegen über die Werteconstraints mit dem Attribut LESER ein Wert inferiert werden. Der Wert prestr deutet auf liturgische Bücher hin. Dieser Wert schränkt wiederum die Werte der Attribute SCHRIFTTRÄGER und INHALT ein.

Der zweite Beleg aus der Íslendinga saga sticht heraus, weil dort das Skript wörtlich zitiert wird: b) „Ok var þat saugn Arnfinnz, at hertuginn gę́fi Snorra iarls nafn, ok sua hefir Styrmir hinn fróði ritað ‚aártið Snorra folsnar-iarls‘“ (StS1 540). ‚Und Arnfinns Bericht war, dass der Herzog Snorri den Jarlstitel gegeben habe, und so hat Styrmir der Kluge geschrieben: „die Jahrzeit des Jarls Snorri von Fólgsn1“‘ (Übers. KM). Der Schreiber und das Subjekt von rita ist Styrmir hinn fróði, ein Gesetzessprecher und vier Jahre nach Snorris Tod (1241) Prior des Klosters Viðey (vgl. Lönnroth 1968: 85). Die Interpunktion stammt vom Editor Kristian Kålund, d.h. es ist seine Interpretation, dass „»aártið Snorra folsnar-iarls«“ ein Zitat von Styrmis Eintrag in ein Jahrzeitbuch ist. Grundsätzlich ist es möglich, dass es einfach das Akkusativobjekt von rita darstellt, so dass Styrmir die Jahrzeit Jarl Snorris von Fólgsn schriftlich festgehalten hat. Wenn es sich tatsächlich um ein Zitat handelt, wäre es ein Wert zum SKRIPT, wenn nicht, einer zum INHALT. Das Lexem ártíð ‚Jahrzeit‘ als Wert egal welchen Attributs schränkt gleichzeitig auch jenen des SCHRIFTTRÄGERS ein, weil dann ein Jahrzeitbuch zu erwarten wäre.

Die Ergänzungen dieser beiden Belege sind eher dürftig. Die Berücksichtigung des Kontexts, des Frames und der Constraints helfen diverse Leerstellen zu füllen. Wenn andere Konzepte dieses semantischen Netzwerkes besser bekannt wären, könnten noch mehr Antworten geliefert werden. Es lässt sich soweit festhalten, dass der Frame auch hier aus SCHREIBER, SKRIPT, INHALT und SCHRIFTTRÄGER besteht. Hinzu kommt noch das Attribut ZEIT, dessen Wert tíðir ebenfalls entscheidend ist.

3.2.5. rita e-t til e-s ‚an jdn. schreiben‘

Drei Belege von rita mit dem Präpositionalobjekt til e-s stehen im Kontext der Korrespondenz, welche, wie jene in der Jóns saga helga schon gezeigt haben, in einen anderen Frame gehört. Im ersten aus der Íslendinga saga schickt der Jarl Hákon galinn als Dank für ein Gedicht Geschenke an Snorri Sturluson (vgl. StS1 328) und darauf heisst es: a) „Iarlinn ritaðe til Snorra, at hann skylldi fara vtan, ok lez til hans gera miklar sæmdir. Ok miok var þat i skapi Snorra“ (StS1 328). ‚Der Jarl [= Hákon galinn] schrieb an Snorri, dass er nach Norwegen fahren solle, und sagte, dass er ihm grosse Ehre erweisen werde. Und das war ganz im Sinne Snorris‘ (Übers. KM). Der Jarl ist Subjekt von rita. Als Laie und höher gestellte Person wird er den Brief kaum selbst geschrieben haben, so dass er einen Wert des Attributs ABSENDER darstellt. Das Akkusativobjekt fehlt, es gibt aber einen durch die Konjunktion at ‚dass‘ eingeleiteten Objektsatz, welcher die Position des Akkusativobjekts einnimmt, und die im Schreiben enthaltene Botschaft paraphrasiert, so dass dieser Nebensatz eine Füllung des Attributs BOTSCHAFT ist. Weiter gibt es ein Präpositionalobjekt til Snorra ‚an Snorri‘, in welchem der EMPFÄNGER des Schreibens steht. Ein Lexem wie bréf oder rit ‚Brief‘ wie in der Jóns saga helga wird im Zusammenhang mit diesem Beleg nicht erwähnt. Da die Attribute ABSENDER und EMPFÄNGER Teile des Korrespondenzframes sind, können die Defaultwerte Brief für das SKRIPT und Pergamentblatt für den SCHRIFTTRÄGER angenommen werden. Des Weiteren hatte der Brief sicher einen Boten, der nicht erwähnt ist, und möglicherweise ein Siegel.

Der zweite Beleg stammt aus den Papierabschriften der Þorgils saga skarða: b) „Þórðr hafði ritat bréf til Þorgils, at ábóti bauð honum heim í Skálaholt, ok þótti hann betr kominn í Skálaholti en í Skagafirði“ (StS2 174). ‚Þórðr [Hítnesingr] hatte einen Brief an Þorgils [skarði] geschrieben, dass der Abt ihn zu sich nach Skálholt einlud, und er meinte, dass es besser sei, sich in Skálholt als in Skagafjǫrðr aufzuhalten‘ (Übers. KM). Hier ist das Lexem bréf nun explizit im Akkusativobjekt von rita erwähnt und durch einen Explikativsatz ergänzt, welcher wieder die BOTSCHAFT paraphrasiert. Subjekt ist Þórðr Hítnesingr, ein angeheiratener Verwandter der Sturlungenfamilie (vgl. StS2 136), der somit der Oberschicht angehörte und auch lesen konnte (vgl. StS2 152). Es gibt jedoch keine Hinweise auf einen geistlichen Rang. Offen bleibt, ob Þórðr als Wert des Attributs ABSENDER oder SCHREIBER betrachtet werden kann. Der EMPFÄNGER des Briefes ist Þorgils im Präpositionalobjekt mit til. Der Brief musste auch hier von einem Boten transportiert werden, der nicht erwähnt ist. Es ist auch nicht bezeugt, ob der Brief ein Siegel trug.

Dem dritten Beleg aus einem späteren Teil der Íslendinga saga, der nur in Papierabschriften erhalten ist, fehlt wiederum das Lexem bréf:

c) Hallvarðr flutti ok konungsmál við Vestfirðinga ok kom því svá, at allir hétu at koma til Þórsness-þings um várit ok sverja konunginum þar land ok þegna. Var þetta þá ritat norðr til jarls ok neitt ǫllum þeim álǫgum, sem áðr hafði hann samit við bændr norðr þar. (StS2 318).

Hallvarðr [gullskór] trug die Sache des Königs mit den Leuten aus den Westfjorden vor und erreichte dann, dass alle versprachen, im Frühling an den Þórsnes-Thing zu kommen und dem König die Gefolgschaft zu schwören. Das wurde dann nach Norden an den Jarl geschrieben und alle Bedingungen wurden abgelehnt, die er vorher mit den Bauern im Norden vereinbart hatte (Übers. KM).

Rita ist passiv und sein Subjekt ist das Demonstrativpronomen þetta, welches auf den vorhergehenden Satz verweist. Es steht also für den INHALT des Schreibens, der mit dem folgenden Satz noch ergänzt wird. Der EMPFÄNGER ist Jarl Gizurr Þorvaldsson, wiederum im Präpositionalobjekt mit til. Ausserdem gibt es das Richtungsadverb norðr ‚nach Norden‘, welches auf das ZIEL, den Aufenthaltsort des Empfängers im Norden Islands verweist. Somit kommt hier ein neues Attribut hinzu. Der SCHREIBER ist unbekannt, dürfte aber im Gefolge von Hallvarðr gullskór, einem Gesandten des norwegischen Königs gewesen sein, welcher wohl der ABSENDER des Schreibens war. SCHRIFTTRÄGER und BOTE sind Leerstellen, die auch im Kontext nicht zu finden sind.

Alle drei Belege haben ein Präpositionalobjekt mit til für den EMPFÄNGER gemeinsam mit den Werten jarl und sturlungr. Neben dem Empfänger, welcher eigentlich schon ein Ziel darstellt, kommt zusätzlich noch ein Attribut ZIEL hinzu mit dem Adverb norðr als Wert, um zwischen einem personellen und einem lokalen Ziel zu unterscheiden. Die anderen Ergänzungen sind zum Teil Leerstellen. Das Lexem bréf ist nur einmal explizit erwähnt und kommt bei den anderen beiden Belegen im Kontext nicht vor. Es steht für das SKRIPT, das in der Regel auf einem Pergamentblatt mit Siegeln steht. In zwei Fällen kommt ein Objekt- bzw. Explikativsatz mit der BOTSCHAFT des Briefes vor, in einem wird hingegen mit dem Demonstrativpronomen þetta auf sie verwiesen. Das Agens kommt nur in zwei Belegen vor. Es kann im Gegensatz zur Jóns saga helga sowohl für den SCHREIBER als auch den ABSENDER stehen. Die Werte sind höhergestellte Laien. Es bleibt offen, ob sie schreiben konnten, man darf aber annehmen, dass sie Schreiber in ihrem Gefolge hatten, vermutlich Geistliche. Allen drei Belegen gemein ist also eine Konstellation von ABSENDER, BOTSCHAFT bzw. SKRIPT und EMPFÄNGER als Füllungen in einer Konstruktion rita e-t til e-s. Die anderen Attribute des Frames aus der Jóns saga helga BOTE, SKRIPT, SCHRIFTTRÄGER und SIEGEL sind Leerstellen.

3.2.6. láta rita/ríta e-t ‚etw. schreiben lassen‘

Das Verb rita/ríta kommt in der Sturlunga saga dreimal in der Kausativkonstruktion láta ‚lassen‘ + Inf. vor. Bei diesen drei Belegen kommen wegen des Infinitivs immer rita und ríta in Frage. In der Diathese Kausativ werden die thematischen Rollen verschoben: Das Agens kommt in ein zweites Akkusativobjekt, während das Subjekt eine weitere Rolle, den Causer, ausdrückt. Dieser Causer steht im Schreibframe für das Attribut AUFTRAGGEBER. Auf diesen wurde in der Jóns saga helga mit dem Dativobjekt verwiesen.

Der erste Beleg aus der Íslendinga saga erwähnt als einziger Snorri Sturlusons Tätigkeit als Autor oder Kompilator in der Sturlunga saga:

a) Nv tok at batna með þeim Snorra ok Sturlu, ok var Sturla lǫngvm þa i Reykia-hǫllti ok lagði mikinn hvg aa at lata rita sogv-bækr eptir bokvm þeim, er Snorri setti saman (StS1 421).

Nun begann es zwischen Snorri [Sturluson] und Sturla [Sighvatsson] besser zu werden und Sturla war dann lange in Reykjaholt und war sehr daran interessiert Geschichtenbücher von den Büchern, die Snorri verfasste, (ab)-schreiben zu lassen (Übers. KM).

Causer und Subjekt von láta rita/ríta ist Snorri Sturlusons Neffe Sturla Sighvatsson. Das Agens, also der SCHREIBER, bleibt eine Leerstelle. Ein möglicher Wert wäre ein Geistlicher, der sich in Reykholt aufhielt. Das eigentliche Akkusativobjekt bzw. das Thema ist sǫgubók ‚Buch mit Sagas, Sagabuch‘ (vgl. Baetke 2002: 513), ein Determinativkompositum bestehend aus dem Modifikator saga und dem Kopf bók. Der Kopf steht für den SCHRIFTTRÄGER. Beim Wert saga kommen mehrere Attribute in Frage. Im rita-Frame trifft sicher das Attribut SKRIPT zu, beim Kompositum sǫgubók handelt es sich allerdings um einen Kodex, der Texte einer bestimmten Sorte enthält. Folglich gehört saga zum Attribut TEXTSORTE. Weil sich die Textsorte u.U. im Skript äussert, hängen diese beiden Attribute eng zusammen. Der INHALT des Skripts bzw. der Textsorte bleibt dagegen offen (vgl. Kap. II.8.2.b.). Wie in der Jóns saga helga kommt auch hier ein Präpositionalobjekt mit eptir für die QUELLE mit dem Wert bók vor, welches vermutlich eine Ellipse von sǫgubók ist, zumal im Falle einer Abschrift die Textsorten mit der Vorlage übereinstimmen. Mit dem Schriftträger bók wird auf ein neues Attribut des QUELLE-Frames verwiesen, welcher die Kriterien einer VORLAGE erfüllt. Das Präpositionalobjekt verweist entweder auf ein Attribut QUELLE oder spezifischer auf ein Attribut VORLAGE.

Der zweite Beleg stammt aus der Þórðar saga kakala und ist in der Króksfjarðarbók überliefert:

b) Ok aa stefnunni lét Þorðr lesa upp rollu langa, er hann hafði laatið rita vm skipti þeira Hauk-dæla ok Sturlunga. Birtiz þar aa margr skaði, er Þorðr hafði fengit i manna-láatum (StS2 100).

Und auf der Versammlung liess Þórðr eine lange Rolle verlesen, die er über die Händel der Haukadaler und Sturlungen schreiben lassen hatte. Darauf wurde ein grosser Schaden kundgetan, den Þórðr an gefallenen Männern erlitten hatte (Übers. KM).

Der Causer ist hier Þórðr kakali (hann), das Agens wie vorher eine Leerstelle, Thema ist rolla ‚(Schrift-)rolle, Pergamentrolle‘ (Baetke 2002: 505), auf welches die Relativpartikel er referiert. Rolla wäre eigentlich ein SCHRIFTTRÄGER, steht aber metonymisch für das SKRIPT. Das Adjektiv langr ‚lang‘ kann sich sowohl auf die Länge des SKRIPTS als auch des SCHRIFTTRÄGERS beziehen. Zusätzlich gibt es ein Präpositionalobjekt um skipti, welches sich auf den INHALT des Skripts bezieht und den Wert skipti ‚Händel‘ enthält. Im Gegensatz zur Konstruktion rita e-t á e-u, welche die Perspektive auf die Attribute INHALT und SCHRIFTTRÄGER lenkt, verbindet rita/ríta e-t um e-t SKRIPT und INHALT.

Der dritte Beleg aus der Þorgils saga skarða ist nur in den Papierabschriften erhalten:

c) Þá er skip tóku at búaz um várit, lét Þorgils rita á vaxspjǫld ok sendi konungi; var þat þar á, at hann beiddi, at konungr leyfði honum at fara til Íslands eða ella til annarra landa, kvaz eigi lengr vera vilja í ófrelsi (StS2 143).

Als die Schiffe sich im Frühling bereitgemacht wurden, liess Þorgils etwas auf Wachstafeln schreiben und sandte sie dem König. Darauf stand, dass er darum bat, dass der König ihm erlaubte, nach Island oder in andere Länder zu fahren. Er sagte, dass er nicht länger in Unfreiheit sein wolle (Übers. KM).

Der Causer ist Þorgils skarði, Agens und Thema sind Leerstellen. Nur das Präpositionalobjekt á vaxspjǫld ‚auf Wachstafeln‘ kommt noch hinzu. Gerade bei diesem Objekt weichen die Papierabschriften von einander ab, in Stockh. pap. 8, 4to steht vaxspjǫld (Akk. Pl.), aber in Brit. mus. Addit. 11,127, fol., in Advoc. library 21–3–17 aber vaxspjaldi (Dat. Sg.). Letztere entsprechen der Konstruktion rita e-t á e-u aus der Jóns saga helga mit dem Schriftträger als Ort, erstere einer Konstruktion rita e-t á e-t mit dem Schriftträger als Ziel. Dieser Unterschied ist oben in den Kommentaren mit dem Präpositionalobjekt í sǫgu (Akk./Dat.) schon vorgekommen. Der SCHREIBER kann nicht aus dem Kontext erschlossen werden. Auch hier muss man wieder mit einem Defaultwert Geistlicher rechnen. Der INHALT wird im nachfolgenden Satz var þat þar á, at […] ‚darauf stand, dass […]‘ beschrieben. Aus dem Kontext ergibt sich auch der EMPFÄNGER des Schreibens, König Hákon Hákonarson, aus dem Satz ok sendi konungi ‚und sandte [sie] dem König‘. Der BOTE der Nachricht bleibt unbekannt. Obwohl hier Attribute des Korrespondenzframes vorhanden sind, darf rita hier nicht metonymisch verschoben betrachtet werden, denn bei rita til e-s ist das Agens der ABSENDER, bei láta rita ist aber der Causer der AUFTRAGGEBER und somit in diesem Beleg mit dem ABSENDER identisch, das Agens bleibt aber der SCHREIBER.

Die drei Belege im Kausativ sind sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Im Subjekt ist immer der Causer, welcher für das Attribut AUFTRAGGEBER steht. Da die Auftraggeber in allen drei Fällen Sturlungen sind, ist der Wert sturlungr anzusetzen. Das Agens ist in allen drei Belegen eine Leerstelle, so dass keine Werte für den SCHREIBER bekannt sind. Es bleibt bei allen drei Belegen offen, wie stark Auftraggeber und Schreiber in die Textproduktion involviert waren, am wenigsten wohl Sturla Sighvatsson, der Snorris Werke abschreiben liess. Er war höchstens bei der inventio beteiligt, indem er die Texte oder Stoffe auswählte. Þórðr kakali und Þorgils skarði hatten sicher Einfluss auf die inventio, und möglicherweise auch auf die dispositio. So fragt sich zudem, welchen Anteil der unbekannte Schreiber an der dispositio und elocutio hatte und ob noch weitere Personen am Text mitarbeiteten. Dies entscheidet mit, ob man beim Thema von SKRIPT oder gar TEXT sprechen kann, das in zwei Fällen die Werte rolla und sǫgubók hat, die eigentlich Schriftträger sind, aber metonymisch zum SKRIPT oder gar TEXT verschoben werden. Ein dritter SCHRIFTTRÄGER vaxspjald ist als Ort (á e-u) oder Ziel (á e-t) belegt. Der INHALT kommt nur einmal als Füllung mit dem Präpositionalobjekt um skipti vor. Die Konstruktion rita e-t um e-t ist neu und verbindet die Attribute SCHREIBER, SKRIPT bzw. TEXT und INHALT. Das Präpositionalobjekt eptir e-u verweist im Gegensatz zur Jóns saga helga präziser auf die VORLAGE und hat den Wert sǫgubók, d.h. ein Wert eines Attributs SKRIPT, SCHRIFTTRÄGER aus dem Attributframe.

Es lässt sich abschliessend für die drei Belege festhalten, dass die Diathese Kausativ für sich betrachtet lediglich die Valenz um eine neue thematische Rolle erweitert, welche auf das Attribut AUFTRAGGEBER referiert. Die Konstellationen des Aktivums bleiben bis auf die Kasus unverändert. Sie umfassen folgende Konstruktionen und Konzepte: rita e-t (um e-t / eptir e-u) für das Herstellen des Skripts (mit einem Inhalt und einer Vorlage) und rita e-t á e-t/e-u für das Festhalten eines Inhaltes auf einem Schriftträger.

Возрастное ограничение:
0+
Объем:
581 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9783772001116
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают