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5.2.8.4. Zusammenfassung

Die vielen Belege der Konstruktion skrifa til e-s lassen ein relativ einheitliches Muster erkennen. Sie evoziert in allen Fällen den Korrespondenzframe. In dessen Kern stehen die Attribute ABSENDER (Agens), BOTSCHAFT (Thema) und EMPFÄNGER (til e-s). Die Attribute sind in der Korrespondenz sehr zentral, was die Häufigkeit der Konstruktion erklärt. Die Zuordnung ist allerdings nicht in allen Fällen eindeutig. Das Thema kann zusätzlich mit dem Substantiv bréf auf die Attribute SCHRIFTTRÄGER, SKRIPT oder TEXTSORTE referieren, das Präpositionalobjekt til e-s abhängig vom nominalen Kern auch auf die Attribute ZIEL und ZWECK. Entscheidend sind semantische Kritierien, für das ZIEL Orte oder für den EMPFÄNGER Personen. Obwohl die drei Attribute des Kernframes in der Korrespondenz eine zentrale Funktion erfüllen, bleibt die BOTSCHAFT häufig eine Leerstelle. Werte können aber aus dem Kontext oder über Constraints inferiert werden.

5.2.9. skrifa um e-t ‚über etw. schreiben‘

Das Präpositionalobjekt um e-t kann bei skrifa wie bei rita (Vgl. Kap. II.3.2.6.b.) ergänzt werden und referiert ebenfalls auf das Attribut ANGELEGENHEIT, wie die obigen Belege (Kap. II.5.1.a. und 5.2.8.3.e.) gezeigt haben. In der Laurentius saga biskups gibt es einen weiteren Beleg in der A-Redaktion, von dem die B-Redaktion abweicht (vgl. Kap. II.5.2.8.2.c.):

skrifadi byskup Jon og Þorlakur abote vm Modru ualle reiknandi. huert satt mal Laur(encij) byskups og brædra hofdu giorzt. sidarst. beidanndi erchibyskupinn ad hann mundi þa gerd styrkia og confirmera (LSB 122).

Bischof Jón und Abt Þorlákr schrieben über Mǫðruvellir und berichteten, was für ein Vergleich zwischen Bischof Laurentius und den Brüdern zuletzt gemacht worden war, und verlangten vom Erzbischof, dass er diese Entscheidung bestätige und konfirmiere (Übers. KM).

Das Verb skrifa ist aktiv mit Bischof Jón und Abt Þorlákr als Subjekt. Das Präpositionalobjekt um Mǫðruvalli enthält einen Ortsnamen. Es handelt sich dabei nicht um eine Ortsangabe ‚um Mǫðruvellir (herum)‘, sondern der Ort steht metonymisch für die Mǫðruvellir-Angelegenheit. Der INHALT des Schreibens wird in den nachfolgenden beiden Partizipialsätzen mit den Verben reikna ‚berichten‘ und beiða ‚fordern‘ zusammengefasst, welche Werte des Attributs SPRECHAKT darstellen. Die BOTSCHAFT setzt sich einerseits aus den beiden Attributen INHALT und SPRECHAKT zusammen, steht aber andererseit auch in engem Bezug zum Attribut ANGELEGENHEIT. Wenn man in der Saga weiterliest, trifft man auch schnell den Wert bréf für die Attribute SCHRIFTTRÄGER, SKRIPT und TEXTSORTE an (vgl. LSB 122). Diesen Brief bringt Priester Arngrímr Brandsson zum Erzbischof. Somit nimmt ersterer die Rolle des BOTEN und letzterer jene des EMPFÄNGERS ein, so dass skrifa bei diesem Beleg eindeutig zum Korrespondenzframe gehört. Das Subjekt steht folglich für den ABSENDER, wofür an sich schon die Werte ábóti und biskup sprechen.

5.2.10. skrifa bréf undir innsigli e-s ‚einen Brief unter jds. Siegel schreiben‘

Das Siegel ist, wie oben schon festgestellt (vgl. Kap. II.5.2.4.a.), Teil des Briefes, jedoch bildet es nur an einer Stelle in der B-Redaktion eine Ergänzung des Verbs skrifa, während in der A-Redaktion weder das Siegel noch das Verb belegt sind:

þeir s(ogdu) þat aud profat at hann hefdi farit med falsbref til Jslandz ok komizt at jnn sigle erkibiskups ok skrifat unndir bref med þeim skilninngi sem hann uilldi (LSB 50).

Sie sagten, dass es wohlbewiesen sei, dass er gefälschte Briefe nach Island gebracht habe und dass er an das Siegel des Erzbischofs gelangt sei und darunter Briefe mit dem Inhalt geschrieben habe, den er wollte (Übers. KM).

Skrifa ist aktiv und Subjekt das Personalpronomen hann ‚er‘, welches auf Priester Laurentius verweist, der wahrscheinlich die Rolle des SCHREIBERS einnimmt, denn das Substantiv bréf bezieht sich auf die leeren Pergamentblätter mit den Siegeln, die ihm der Erzbischof anvertraute, um in seinem Namen Briefe schreiben zu können (vgl. Kap. II.5.2.4.a.). Das Substantiv bréf lässt sich aber syntaktisch nicht eindeutig einordnen, weil es entweder Teil eines Präpositionalobjekts undir bréf ‚unter einen Brief‘, oder ein Akkusativobjekt bilden kann, während undir dann entweder ein Adverb oder Teil eines elliptischen Präpositionalobjekts darstellen würde. Das ONP (skrifa) führt genau diesen Beleg für die Kollokation skrifa undir bréf an, lässt aber offen, ob es sich bei undir um eine Präposition oder ein Adverb handelt. Für rita bzw. ríta ist ein Adverb undir nicht belegt (vgl. ONP rita, ríta). Die Árna saga biskups enthält allerdings einen Beleg von rita mit dem Präpositionalobjekt undir e-u: „R(afn) ritade bref under sinu jnnsigli“ (Hauksson 1972: 114). ‚Hrafn schrieb einen Brief unter seinem Siegel‘ (Übers. KM). Das Lexem innsigli ‚Siegel‘ kommt auch im Beleg der Laurentius saga biskups vor, so dass es am wahrscheinlichsten ist, dass die Leerstelle des elliptischen Präpositionalobjekt undir auf dieses verweist. Der Satz wäre dann folgendermassen zu verstehen: […] ok skrifat undir [innsigli erkibiskups] bréf […] ‚[…] und unter dem Siegel des Erzbischofs Briefe geschrieben […]‘. Die nachfolgende Konstituente með þeim skilningi ‚mit dem Inhalt‘ ist ebenfalls schwierig einzuordnen, denn sie kann einerseits von skrifa, andererseits von bréf abhängen. Das Lexem skilningr ‚Inhalt‘ (vgl. Fritzner 1886–96: III, 327f.) bezeichnet gerade das Attribut INHALT des Attributframes BOTSCHAFT, der bei skrifa in der Regel im Akkusativobjekt steht, so dass er hier wahrscheinlicher ist, dass die Konstituente von bréf abhängig ist. Da das Akkusativobjekt schon durch bréf besetzt ist, muss der INHALT ausgelagert werden. Die Kollokation skrifa bréf undir innsigli erinnert zwar an rita bréf undir innsigli in der Árna saga biskups, es gibt aber einen wesentlichen Unterschied beim Attribut SIEGEL. In der Laurentius saga biskups ist im Genitivattribut zu innsigli der Erzbischof enthalten, während das reflexive Possessivpronomen sínu in der Árna saga biskups auf Subjekt verweist, so dass dieses für den ABSENDER steht, während in der Laurentius saga biskups das Subjekt Laurentius der SCHREIBER und der Erzbischof der ABSENDER ist. Ob das Subjekt von skrifa in der Korrespondenz für den SCHREIBER oder den ABSENDER steht, hängt also sehr stark von den Werten der jeweiligen Attribute ab. Unabhängig vom Frame verweist die Konstruktion undir innsigli e-s auf den ABSENDER.

5.2.11. Der Frame von skrifa in der Laurentius saga biskups im Vergleich

Die Belege des Verbs skrifa sind in beiden Redaktionen relativ gleichmässig verteilt. Die A-Redaktion hat 27 Belege, wovon drei wegen Lakunen in der B-Redaktion fehlen. Ein weiterer Beleg in der B-Redaktion hat das Adverb fram, und wird weiter unten behandelt (vgl. Kap. II.5.4.). Die B-Redaktion hat 25 Belege. Zwei davon haben keine Entsprechung in der A-Redaktion wegen Lakunen. Je ein Beleg in beiden Redaktionen unterscheidet sich durch ein anderes Verb. 14 Belege kommen in beiden Redaktionen parallel und ähnlich vor. Die übrigen unterscheiden sich hingegen in der Valenz.

Wie bei rita/ríta und auch skrifa in der Jóns saga helga kommen in der Laurentius saga biskups zwei Frames in Frage: Zum Schreibframe gehören sechs Belege in der A-Redaktion und sieben in der B-Redaktion. Die Belegzahl ist verglichen mit jener des Korrespondenzframes relativ klein, jedoch ergiebiger als der einzelne Beleg aus der Jóns saga helga, der sich nur aus den Attributen SCHREIBER als Agens, SKRIPT als Thema und AUFTRAGGEBER als Dativobjekt zusammensetzt. Der Kernframe der Laurentius saga biskups besteht aus den Attributen SCHREIBER als Agens und SKRIPT, INHALT oder TEIL als Thema. Es ist nicht sicher zu entscheiden, ob nur ein Attribut gilt und die übrigen metonymisch verschoben sind oder ob alle drei in Frage kommen und verschiedene Kernframes bilden. Die drei Attribute hängen eng zusammen, weil das Skript einen Inhalt hat und beide sich in Teile zerlegen lassen.

Das Attribut SCHREIBER hat die Werte bróðir ‚Bruder, Mönch‘, biskup ‚Bischof‘, klerkr ‚Kleriker‘ und prestr ‚Priester‘, also alles Geistliche. Da die meisten Personen in der Laurentius saga biskups Geistliche sind, ist dies naheliegend. Ein Abgleich mit dem ONP (skrifa) gibt kein klareres Bild, weil die meisten Belege im Passivum stehen. Die wenigen Belege im Aktivum gehören zu einem grossen Teil in den Briefverkehr. Zudem kommt in einigen Belegen des ONP das Konzept MALEN zum Zug, das durch untypische Schriftträger (dúkr ‚Tuch‘ oder skjǫldr ‚Schild‘) als Präpositionalobjekt á e-t/e-u und konkrete, bildliche Werte (dreki ‚Drache‘, líkneskja ‚Gestalt‘) als Thema evoziert wird (vgl. Olsen 1906: 55, Wolf 1995: 200). Die Konstruktion skrifa e-t á e-t/e-u unterscheidet sich zwar nicht vom Schreibframe, aber die Semantik der Werte evoziert den Malframe. Dieser semantische Unterschied der jeweiligen Frames äussert sich klar in den Werten der Laurentius saga biskups. Die Substantive schedula ‚Blättchen‘, bók ‚Buch‘ und bréf ‚Brief‘ stellen eigentlich Werte für das Attribut SCHRIFTTRÄGER dar. Es muss aber von einer Metonymie ausgegangen werden, weil nicht der Schriftträger, sondern das Skript auf demselben geschrieben wird, so dass die Werte zum Attribut SKRIPT gehören. Dies verdeutlicht die Konstruktion skrifa e-t á bréf, welche den SCHRIFTTRÄGER mit dem Wert bréf im Präpositionalobjekt deutlich vom SKRIPT oder INHALT im Akkusativobjekt abgegrenzt. Anders verhält sich hingegen die Konstruktion skrifa lǫg í schedulam, wo das Präpositionalobjekt í e-t auf das Attribut SKRIPT mit dem Wert schedula verweist, das Akkusativobjekt aber auf das Attribut TEIL mit dem Wert lǫg ‚Gesetze‘. Es handelt sich hier um Teile einer Quelle, welche in ein Skript einfgefügt werden. Für das Thema kommen abhängig von der Semantik der Werte und der syntaktischen Konstruktion drei Attribute in Frage: INHALT, SKRIPT oder TEIL. Skrifa verhält sich diesbezüglich genau gleich wie rita/ríta. Bei einigen Belegen sind im Akkusativobjekt lediglich die Pronomina ekki ‚nichts‘, slíkt ‚solches‘ und þat ‚das, dies‘ enthalten, so dass unklar ist, auf welche der drei Attribute sie sich beziehen.

Neben den Attributen des Kernframes gibt es nur noch vier weitere: AUFTRAGGEBER, ORT, SPRACHE und SIEGEL. Der AUFTRAGGEBER kann entweder als Causer in Kausativkonstruktionen realisiert werden mit dem Wert herra ‚Herr‘ oder als Dativobjekt mit den Werten Hóla-kirkja ‚Kirche von Hólar‘ oder Valla-staðr ‚Kirche von Vellir‘. Die unterschiedlichen Konstruktionen erklären sich durch die Perspektive, welche in der Kausativkonstruktion den AUFTRAGGEBER und im Aktivum mit Dativobjekt den SCHREIBER ins Zentrum rückt. Im ONP (skrifa) wird die Kausativkonstruktion nicht gesondert behandelt, es gibt aber mehrere Belege. Jene mit dem Dativobjekt sind eindeutig in den Briefverkehr einzuordnen (s.u.). Das Attribut ORT gehört eigentlich zu jedem Frame, da jede Handlung an einen Ort gebunden ist, erscheint aber abhängig vom Verb skrifa nur ein einziges Mal als Präpositionalobjekt í klaustri ‚im Kloster‘. Der Wert klaustr ‚Kloster‘ hat wieder seinen eigenen Frame, in dem Schreiben eine zentrale Rolle spielt. Da dieser Beleg sonst keine Ergänzungen aufweist, deutet er auf Schreiben in einem klösterlichen Rahmen hin. Vergleichbare Belege lassen sich im ONP (skrifa) nicht finden. Das Attribut ORT fehlt auch bei rita/ríta als Ergänzung. Auf das Attribut SPRACHE, das bei rita/ríta im vorliegenden Korpus nicht bezeugt werden konnte, verweist das Präpositionalobjekt á e-t mit dem Wert latína ‚Latein‘. Da skrifa auch in der Laurentius saga biskups ‚aufschreiben‘ und nicht ‚verfassen‘ bedeutet, was Paarformeln wie dikta ok skrifa ‚verfassen und schreiben‘ bestätigen, mag dieses Attribut ungewöhnlich erscheinen. Dies liegt wohl auch an dieser Paarformel, weil der einzige Beleg von á latínu ‚auf Lateinisch‘ mit einer solchen erscheint, so dass unklar ist, wie stark dieses á latínu tatsächlich von skrifa abhängt. Die oben schon unter rita/ríta behandelten Belege ausserhalb dieses Korpus, wie auch zwei Belege von skrifa im ONP (skrifa) mit der gleichen Ergänzung á latínu aus den Exempla (vgl. Gering 1882: 154) und í norrœnu ‚auf Nordisch‘ aus einer isländischen Urkunde von 1499 (vgl. Dipl. Isl. VII, 428) beweisen aber, dass dieses Attribut durchaus in den Schreibframe gehört. Zum Schluss bleibt noch das Attribut SIEGEL, welches das Lexem innsigli ‚Siegel‘ bezeichnet. Dieses gehört wie bréf eindeutig zur Korrespondenz, muss aber nicht unbedingt den Korrespondenzframe evozieren, wie auch Belege von skrifa bréf zeigen, denn das Schreiben des Briefskriptes bildet einen Teil dieses Frames, zu dem aber das Siegel nicht gehört. Die Konstruktion undir innsigli e-s ‚unter jds. Siegel‘ verweist viel mehr auf das Attribut ABSENDER und ermöglicht damit, im Schreibframe auf diesen zu verweisen. Dieser einzige Beleg aus der Laurentius saga biskups wird auch im ONP (skrifa) erwähnt.

Die geringe Belegzahl zum Schreibframe in der Laurentius saga biskups äussert sich auch in der geringeren Anzahl Attribute, denn GRAPHIE, QUELLE, STOFF, ZEIT und ZWECK fehlen. Nicht zu vergessen sind jene Attribute, die auch bei rita/ríta in diesem Korpus nicht nachgewiesen werden konnten: KÖRPERTEIL, SCHREIBMATERIAL und -WERKZEUG sowie SCHRIFTSYSTEM und -ZEICHEN. Ein Exkurs ins ONP (skrifa) beweist aber, dass der Frame von skrifa keinesfalls kleiner ist als jener von rita/ríta. Das Attribut GRAPHIE ist beispielsweise in folgendem Beleg aus der Barthólómeuss saga postula bezeugt: „les betur enn skrifat er kiæri fader ok seg halfridi goda notth“ (AM 672 4to, 55v). ‚Lies besser als geschrieben ist, lieber Vater, und sag Halfríðr gute Nacht‘ (Übers. KM). Das Adverb betr ist hier zwar eine Ergänzung von lesa, der Komparativ impliziert aber einen geringeren Wert für das Verb skrifa. Die Ergänzung í fǫgru letri ‚in schöner Schrift‘ aus den Exempla (vgl. Gering 1882: 154) gehört zu skrifa und erweitert den GRAPHIE-Frame um das Attribut ÄSTHETIK mit dem Wert fagr ‚schön‘. Das Lexem letr ist auch in der Laurentius saga biskups zu finden, jedoch ohne das Verb skrifa (vgl. II.6.2.c.). Der Erzbischof lobt da Laurentius‘ Schrift (letr). Letr kann auch da als Bezeichnung für das Attribut GRAPHIE verstanden werden, die unweigerlich in den Frame von skrifa gehört. Das Verb lofa ‚loben‘ impliziert einen positiven Wert für dieses Attribut, da sich das Lobenswerte sich in der Graphie äussert. Folglich gehört die GRAPHIE auch in der Laurentius saga biskups in den Frame von skrifa, auch wenn sie nicht als Füllung vorkommt.

Die Attribute STOFF und QUELLE, welche beim Schreiben eine zentrale Rolle spielen, fehlen in der Laurentius saga biskups, weil skrifa vor allem im Briefverkehr belegt ist. Der Stoff lässt sich mit dem Präpositionalobjekt af e-u im ONP (skrifa) in einem Beleg aus der Mikjáls saga nachweisen (vgl. Unger 1877: 676). Die um das Adverb út ‚aus‘ erweiterte Konstruktion skrifa út af e-u in einer isländischen Urkunde von 1499 verweist hingegen auf die schriftliche Vorlage (vgl. Dipl. Isl. VII, 428). Dabei kommt das Attribut QUELLE ins Spiel, auf das bei rita/rita das Präpositionalobjekt eptir e-u verweist. Im ONP (skrifa) gibt es eine Belegreihe zu skrifa eptir, in der die mittelalterlichen Belege bis auf eine elliptische Ausnahme aus den Statuta Eilífs erkibiskups in den Malframe gehören. Die Leerstelle in „eptir skrifa“ (Dipl. Isl. II, 630) verweist auf eine Holztafel („spialld“) mit Bestimmungen der Päpste („pafuanna skipanir“). Demnach wäre die Ellipse folgendermassen zu vervollständigen: eptir [spjaldi] skrifa ‚gemäss der Tafel schreiben‘. Die Tafel stellt somit die Quelle oder genauer die Vorlage dar. Das Präpositionalobjekt eptir e-u erfüllt somit die gleiche Funktion wie bei rita/ríta.

Die Attribute ZEIT und ZWECK, die auch bei rita/ríta selten als Ergänzung in Erscheinung treten, lassen sich bei skrifa im Schreibframe gar nicht als Ergänzung nachweisen. Das Attribut ZWECK ist aber im Korrespondenzframe mehrfach belegt (s.u.). Die Zeit scheint beim Schreiben nicht so eine wichtige Rolle zu spielen wie etwa beim Lesen. Das Schreiben erfüllt bei skrifa sicherlich einen Zweck, die Werte lassen sich aber offenbar nur über Constraints und aus dem Kontext inferieren.

Auf das Attribut SCHRIFTSYSTEM und weist keine so grosse Anzahl Belege hin wie bei rita/ríta, weil skrifa im Ersten grammatischen Traktat fehlt. Das ONP (skrifa) enthält aber zwei Belege mit der schon von rita/ríta bekannten Ergänzung með ebreskum stǫfum ‚mit hebräischen Buchstaben‘ aus der Stefáns saga (vgl. Loth 1969: 233). Auch diese stellt wieder eine Abweichung vom Defaultwert latínu stafróf ‚lateinisches Alphabet‘ dar. Dies gilt auch für das Attribut KÖRPERTEIL, auf das einmal ein instrumentaler Dativ sinni bannsettri kló ‚mit seiner verfluchten Klaue‘ in der Maríu saga (vgl. Unger 1871: 178) und einmal das Präpositionalobjekt með sínum fingri í steini ‚mit seinem Finger im Stein‘ in der Mikjáls saga (vgl. Unger 1877: 708) verweist. Die verfluchte Klaue des Teufels weicht von der menschlichen Hand des Schreibers ab und der Finger ist ein untypisches Schreibwerkzeug für das Schreibmaterial Stein. In diesem Beleg kommt somit noch das Attribut SCHREIBMATERIAL im Präpositionalobjekt í e-u zum Zug.

Dieser Exkurs demonstriert, dass der Schreibframe von skrifa mit seinen Attributen und Ergänzungen weitgehend mit jenem von rita/ríta übereinstimmt. Der Korrespondenzframe überwiegt in der Laurentius saga biskups mit 21 Belegen in der A-Redaktion und 19 in der B-Redaktion deutlich. Der Kernframe besteht bis auf einige Ausnahmen aus dem ABSENDER im Subjekt und dem EMPFÄNGER im Präpositionalobjekt til e-s oder bei zwei Belegen in der B-Redaktion im Dativobjekt. Die Werte für das Attribut ABSENDER sind ábóti ‚Abt‘, bróðir ‚Bruder, Mönch‘, bœndr ‚Bauern‘, biskup ‚Bischof‘, electus ‚Bischofskandidat‘ erkibiskup ‚Erzbischof‘ und kórsbrœðr ‚Chorherren‘ und prestr ‚Priester‘, d.h. bis auf die Bauern, welche den Brief zusammen mit Mönchen (brœðr) schreiben, alles Geistliche, vorwiegend höherer Ränge. Bei den Priestern und bei mindestens einem der Chorherren oder Mönche kann man damit rechnen, dass sie die Briefe selbst schrieben. Die Werte für das Attribut EMPFÄNGER gehören mit ábóti, biskup, erkibiskup, hirðstjóri ‚Gefolgsherr‘, kórsbrœðr bzw. kanunkar ‚Kanoniker‘) und ráðmaðr ‚Verwalter‘ ebenfalls mehrheitlich zum Klerus, was charakteristisch für das Milieu der Laurentius saga biskups ist.

Die Konstruktion skrifa til e-s ist auch im ONP (skrifa) häufig belegt. Zudem gibt es vereinzelte Belege mit dem Dativobjekt, vorwiegend aus der Thómass saga erkibiskups (vgl. Unger 1869: 175, 194, 201). Das Präpositionalobjekt til e-s verweist nicht nur auf den EMPFÄNGER, sondern gleich wie bei rita/ríta im Schreibframe auch auf den ZWECK mit den Werten ásǫkun ‚Anklage‘ und þungi ‚Last‘, sowie das ZIEL mit dem Wert Hólar. Die Zugehörigkeit zum Attribut ergibt sich aus der Semantik des Nomens. Personen gehören zum EMPFÄNGER und Orte zum ZIEL. Die beiden Werte des Attributs ZWECK lassen sich hingegen nur schwer systematisieren. Auf das ZIEL referieren auch diverse Adverbien wie heim ‚heim‘, norðr ‚nach Norden‘, út ‚nach Island‘ und vestr ‚nach Westen‘ oder das Präpositionalobjekt í Skálholt ‚nach Skálholt‘. Das Adverb norðr ist schon in der Sturlunga saga als Ergänzung von rita/ríta vorgekommen. Zwischen dem EMPFÄNGER und dem ZIEL als Standort des Empfängers besteht ein Constraint. Dasselbe gilt für das Attribut HERKUNFT, dessen Werte jene des ABSENDERS einschränkt und das die Adverbien sunnan ‚von Süden‘, utan ‚aus Island‘ und andererseits die Orte Hǫrgárdalr und Eyjafjǫrðr in Präpositionalobjekten mit af als Werte hat.

Das Akkusativobjekt enthält Werte für die Attribute SKRIPT und BOTSCHAFT, wobei seine Stelle in den meisten Fällen von einem Objektsatz besetzt oder sogar leer ist. Die für die Korrespondenz zentrale Botschaft stellt in vielen Fällen eine Präsupposition dar. Der einzige Wert für das Attribut SKRIPT ist bréf, welcher gleichzeitig den SCHRIFTTRÄGER und die TEXTSORTE impliziert, so dass bréf in der Korrespondenz als Defaultwert gelten darf. Für das Attribut BOTSCHAFT gibt es die Werte atburðr ‚Ereignis‘ und processus ‚Verlauf‘ im Akkusativobjekt. Bei den Pronomina ekki ‚nichts‘ und slíkt ‚solche‘ sowie dem Adjektiv mest ‚am meisten‘ ist unsicher, ob sie sich auf die BOTSCHAFT oder das SKRIPT beziehen. Die häufige Leerstelle für die BOTSCHAFT lässt sich bei vielen Belegen mithilfe des Kontexts füllen, wo folgende Werte zu finden sind: die Substantive boðskapr ‚Geheiss‘, kærleikr ‚Liebe‘ (bzw. das Adjektiv kærligr ‚freundlich‘) und próf ‚Beweis‘, sowie die Verben birta ‚offenbaren‘, beiða ‚fordern‘, biðja ‚bitten‘, fá vald ‚die Vollmacht geben‘ und frétta eptir ‚nachfragen‘ in den vom Subjekt abhängigen Partizipialsätzen. Diese Verben verweisen alle auf Sprechakte, während bei den Substantiven nur das schon oft belegte boðskapr ‚Geheiss‘ für einen solchen steht, processus und próf für bestimmte Inhalte. SPRECHAKT und INHALT, den das Lexem skilningr bezeichnet, sind wiederum Attribute des Attributframes BOTSCHAFT. In den meisten Fällen gibt der Kontext jedoch keine direkten Werte für die BOTSCHAFT, so dass sie in solchen Fällen eine Präsupposition darstellt. Um die Lücke zu füllen helfen beispielsweise Constraints zwischen den Werten der BOTSCHAFT und jenen des ZWECKS oder der ANGELEGENHEIT. Letzteres hat die beiden Werte Mǫðruvellir und tíundarmál ‚Zehntenangelegenheit‘ im Präpositionalobjekt um e-t. Diese Ergänzung ist auch in der L-Redaktion der Jóns saga helga belegt. Das ONP (skrifa) enthält zudem Belege (alternativ mit of e-t), die aber in den Schreibframe gehören (vgl. de Leeuw van Weenen 1993: 34v, Pálsson 1883: 13). Diese verweisen wie bei rita/ríta auf das Attribut INHALT.

Die in der B-Redaktion zweimal belegte Konstruktion skrifa e-t e-m gehört eindeutig in die Korrespondenz, hebt aber im Gegensatz zu skrifa e-t til e-s einen anderen Aspekt hervor, denn das Akkusativobjekt oder der Objektsatz verweisen nicht auf die BOTSCHAFT oder das SKRIPT, sondern auf das Attribut TEIL mit den Werten processus ‚Verlauf‘, sættargerð ‚Vergleichsabschluss‘ und schedula ‚Blättchen‘. Es handelt sich also um das schriftliche Festhalten von Teilen für den Empfänger im Auftrag des Absenders und nicht um das Versenden einer schriftlichen Mitteilung.

Die dritte Person neben ABSENDER und EMPFÄNGER in der Korrespondenz ist der BOTE, welcher mehrfach im Präpositionalobjekt með e-m belegt ist, mit den Werten bróðir ‚Bruder, Mönch‘, messudjákni ‚Hilfspriester‘, prestr ‚Priester‘ und prior ‚Prior‘. Die Boten sind entweder eine untergeordnete Bezugsperson des ABSENDERS oder EMPFÄNGERS oder sie sind Teil der BOTSCHAFT, ohne Bezugsperson der Korrespondenten zu sein. Somit bestehen auch zwischen den Werten dieser Attribute Constraints.

Der Korrespondenzframe von skrifa ist verglichen mit jenem von rita/ríta deutlich umfangreicher. Sie teilen die Attribute ABSENDER als Agens, BOTSCHAFT oder SKRIPT als Thema, EMPFÄNGER als Präpositionalobjekt til e-s, BOTE als Präpositionalobjekt með e-m und ZIEL als Richtungsadverb. Einige Attribute haben andere Ergänzungen, der EMPFÄNGER kann im Dativobjekt stehen und das ZIEL in entsprechenden Präpositionalobjekten mit Ortsangaben. Parallel dazu gibt es das Attribut HERKUNFT ebenfalls mit entsprechenden Adverbien und Präpositionalobjekten. Zwei Ergänzungen verweisen ausserdem auf andere Attribute: Das Thema auf den TEIL und das Präpositionalobjekt til e-s auf den ZWECK. Diese beiden Attribute sind schon aus dem Schreibframe bekannt. Das Präpositionalobjekt um e-t verweist hingegen nicht auf den INHALT, sondern auf die ANGELEGENHEIT. Diese neuen Attribute sind auch im Frame von rita/ríta denkbar, weil der Brief mit dem Absender auch einen Herkunftsort hat, aus bestimmten Textteilen zusammengefügt ist, das Schreiben einem bestimmten Zweck dient und auf eine bestimmte Angelegenheit bezogen ist.

Der Vergleich der Framestrukturen und der Ergänzungen zeigt, dass skrifa und rita/ríta bis auf das Konzept MALEN synonym sind.

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