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Kapitel Zwei

Hawk ignorierte den zitternden Dolch des Jungen und nickte seinen Männern zu. »Gebt diese Order an Mr. Snell weiter: Konfiszieren Sie jede Fracht, die es wert ist, mitgenommen zu werden. Lassen Sie Schiff und Besatzung unversehrt und mit genügend Nahrung und Wasser zurück, um zu überleben. Die Dame soll weiter nach Primrose Isle reisen. Unbehelligt.« Während die Männer hinaushuschten, gefolgt von dem rothaarigen Matrosen, der nur allzu freimütig alle Geheimnisse der Proud William preisgegeben hatte, blickte er auf Walter Bainbridges kostbaren Sohn herab. »Deine Reise dagegen wird sich verzögern.«

»Ver… verzögern?«, fragte Bainbridge. Er hatte ein glattes Gesicht und war schlank, langbeinig und mit gewöhnlichen braunen Augen. Seine kurzen hellbraunen Haare kräuselten sich feucht vor Schweiß. Er hatte vergessen, einen Knopf an seinem dunklen Wams zu schließen, und er hing schief über seinem weißen Hemd und der braunen Kniehose. Seine schwarzen Schuhe mit den quadratischen Spitzen waren überraschend abgewetzt, die weißen Strümpfe waren verrutscht. Rote Flecken überzogen seine blassen Wangen. Ganz sicher war er sein Leben lang, niemals mit der Verrichtung harter Arbeit belästigt worden. Äußerst unauffällig. Abgesehen von seiner Herkunft.

»Du kommst mit uns.«

Die Frau schrie auf. Hawk hätte fast gelacht, als Bainbridge all seinen Mut zusammennahm und sich auf ihn stürzte. Mit einer simplen Drehung und einem einzigen Griff befreite er ihn von seinem Dolch, der aus feinem Stahl und einem einfachen Holzgriff gefertigt war.

»Tut dir nicht weh, Junge. Dein Vater wird für eine Leiche kaum etwas zahlen.« Er erspähte die Scheide auf dem Boden und streckte eine gebieterische Hand danach aus. Bainbridge bückte sich und gab sie ihm zögernd. Hawk steckte die Waffe hinein und schob sie sich in den Gürtel.

»Zahlen?«, sprudelte Bainbridges Tochter hervor. »Aber er hat kaum Geld!«

Hawk trat auf sie zu. Eine Robe mäßigen Reichtums, aber Steine aus Strass. Er trat noch einen Schritt näher und sie wichen wie ein einziges Wesen zurück. Er fragte: »Und wie kam es dazu?« Wahrscheinlich kannte er fast die ganze Geschichte, aber vielleicht konnten seine Kinder ihn auch mit neuen Informationen versorgen.

Zögernd kam sie hinter ihrem Bruder hervor und stellte sich neben ihn, wobei sie seine Hand umklammerte. »Das Familienvermögen hat sein älterer Bruder bekommen. Er hat alles andere für seinen Traum von Primrose Isle verwendet. Es gelang ihm, das Gouverneursamt zu erreichen, aber abgesehen vom Geld der Krone für die Gründung der neuen Kolonie hat er kaum etwas.«

Der verdammte Hurensohn konnte noch nicht einmal mit meinem Geld haushalten, dass er mir gestohlen hat.

Die spanische Galeone war bis oben hin mit Gewürzen, Gold und Tonnen Rohsilber vollgeladen gewesen. Hawk krümmte sich innerlich immer noch bei dem Gedanken daran, wie stolz er gewesen war, als er mit seiner hart erarbeiteten Beute vor dem Admiralitätsgericht aufgetreten war. Bereit dazu, in Übereinstimmung mit den Regeln England seinen Anteil abzugeben, seinen Part zu leisten im Krieg gegen Spanien. Welch ein Narr er gewesen war.

Er gab vor, darüber nachzudenken. »In diesem Fall werde ich ihm die Fairness erweisen, die er mir verweigert hat.«

Die Geschwister atmeten aus, ihre Schultern senkten sich vor Erleichterung. Das Mädchen sagte: »Danke, Sir. Was immer unser Vater getan hat, ich schwöre …«

»Ich werde ihm einen Monat Zeit geben, die Mittel vor unserer Ankunft zusammenzubringen. Einhunderttausend Pfund.«

Wieder gleichzeitig fiel ihnen die Kinnlade herunter. Der Junge stieß hervor: »Das ist zu viel!«

Möglich, aber ein arroganter Mann, dem etwas an seinem Erben lag, würde einen Weg finden. Bainbridges Stolz würde ihm keine andere Wahl lassen. Außerdem hatte Hawk nicht jahrelang auf seine Rache gewartet, nur um jetzt nachsichtig mit dem Schwein zu sein. Er ignorierte ihre Bestürzung und verkündete: »Ungefähr in der Nacht des nächsten Neumonds werden wir auf Primrose Isle ankommen und uns zeigen. Euer Vater wird persönlich ein Skiff in den Hafen rudern. Und zwar allein. Er wird auf mein Schiff treffen. Ich werde seinen Sohn gegen das Lösegeld eintauschen. Ganz einfach.«

Bainbridges Kinder sahen sich an. Hoffnungslosigkeit breitete sich zwischen ihnen aus und Tränen liefen über die Wangen des Mädchens. Hawk verstand ihre Furcht, ihren Schrecken. Er erinnerte sich an seinen eigenen, nachdem er von ihrem Vater zu Unrecht verurteilt worden war, und weidete sich an ihrem Kummer.

Sie weinte: »Sir, habt Mitleid! Mein armer Bruder hat keine Sünde begangen.«

»Mitleid? Euer Vater hat mich geschaffen: den Sea Hawk. Und ich bin zu dem Monster geworden, dass er hervorgerufen hat, und zu noch so viel mehr.« Hawk fügte hinzu: »Und Euer Bruder wird nur der Erste sein, der leiden muss, wenn Bainbridge sich nicht fügt. Sagt Eurem Vater, dass seine kostbare Primrose Isle bluten und verbrennen wird, wenn er meine Forderungen nicht erfüllt.«

Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ihr Flehen um Gnade ermüdete Hawk und so schnitt er ihr das Wort ab.

»Kein Verrat, und Euer Bruder lebt. Aber wenn Bainbridge eine Verschwörung gegen mich anzettelt …« Er sprach leise. Eine ruhige Äußerung wirkte manchmal bedrohlicher als Anschreien. Er blickte den Sohn vielsagend an, der seinen Arm um die zitternden Schultern seiner Schwester gelegt hatte. »Wenn Euer Vater mich betrügt, stirbt dieser Junge. Schmerzhaft. Langsam. Ich werde ihn ausweiden wie einen Fisch, ihn in Scheiben schneiden und sie Eurem Vater eine nach der anderen schicken.« Er war mit seiner Rache so geduldig gewesen, und dies war sein Moment. Er ergriff ihn mit beiden Händen, hielt ihn fest und gab keinen Zentimeter nach.

Sie schnappte nach Luft und schlug eine Hand vor den Mund. Der Brustkorb vom jungen Bainbridge hob und senkte sich schnell, aber er hielt den Kopf hoch erhoben. Die Augen seiner Schwester dagegen quollen über mit noch mehr Tränen. »Bitte, ich flehe Euch an. Lasst meinen Bruder mit mir ziehen. Er wird heiraten! Wir fangen ein neues Leben an! Er hat noch nie einer Kreatur etwas zuleide getan. Er ist freundlich und gütig.«

Hawk seufzte innerlich. Genug davon.

Er bewegte überlegend seine Zunge in der Wange hin und her und lächelte sie anzüglich grinsend an. »Wenn Ihr es vorzieht, den Platz Eures Bruders einzunehmen …«

»Nein!«, schrie der Junge. Bainbridges Augen loderten mit einer Wildheit auf, die er zuvor hatte vermissen lassen. »Ich werde tun, was immer Ihr verlangt. Aber verschont meine Schwester.«

Hawks Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wäre er ein weichherziger Mensch gewesen, hätte ihn das fast angerührt. Aber so wie die Dinge lagen, nun ja …

Schwer atmend riss Bainbridge seine Schwester an sich und umarmte sie. »Ich werde es schon schaffen. Ich liebe dich, Susie.«

Sie hing an ihm. »Geh nicht. Lass dich nicht von ihm mitnehmen.«

Mit dem Drang, die Augen zu verdrehen, zog Hawk Bainbridge aus der Kabine und zerrte ihn am Nacken heraus. Er kämpfte nicht, offensichtlich hatte er sich seinem Schicksal seiner Schwester zuliebe ergeben, oder vielleicht hatte er auch sein letztes bisschen Tapferkeit aufgebraucht.

Das Mädchen hätte für ihn keinen Nutzen gehabt. Wenn Hawk sich recht erinnerte, hatte Walter Bainbridge zwei Töchter. Aber es ging das Gerücht um, es gäbe auch einen Sohn, der seinen Namen weiterführen sollte, von dem er besessen war und den er über die Gesundheit seiner eigenen Frau gestellt hatte. Und nun war eben dieser Sohn in Hawks unmittelbarer Reichweite. Warum das Schicksal diese Nacht so vollkommen gesegnet hatte, würde er nie erfahren. Aber er würde es auch nicht hinterfragen. Nicht jeder Wind blies ihm so viel Glück in die Segel. Hier war endlich seine Chance auf Rache. Würde die Schlange das Geld aufbringen können? Vielleicht. Sogar wahrscheinlich, wenn man seine Beziehungen berücksichtigte. Aber zumindest hatte er seinen kostbaren Erben in der Gewalt. Oh, was würde er darum geben, das Gesicht des alten Mannes zu sehen, wenn er diese Neuigkeit hörte. Hawk lachte laut auf, das Wasser um ihn herum warf sein Entzücken in Wellen zurück. Er schob den Jungen zu Snell, der an der Reling stand. »Schauen Sie sich unsere Beute gut an, Herr Quartiermeister. Walter Bainbridges kostbarer Sohn.«

Snell war eine Haaresbreite größer als Bainbridge und um einiges umfangreicher; solide Muskeln verbargen sich unter den Fettschichten, die mit dem Alter gekommen waren, als er die Fünfzig überschritten hatte. Seine silbergeschmückten Finger packten Bainbridges Arm ohne Rücksicht. Dunkle Augen sahen Hawk unter schütter werdendem, blondem Haar an. Snell lachte mit weit geöffnetem Mund auf. Seine Ohrringe glänzten im Kerzenlicht. Sein schwarzes Hemd war halb aufgeknöpft und enthüllte ein Anker-Tattoo direkt unterhalb seines Halses. Er hatte sich fünf oder sechs davon in sein Fleisch stechen lassen. Hawk war mit einem zufrieden.

Nachdem er seine Befehle Snell gegenüber wiederholt hatte, gab Hawk die Lösegeldforderung an den Handelskapitän weiter, einen salzgegerbten alten Seemann, der nur mit den Schultern zuckte und nickte, wobei das Leben des Jungen offensichtlich keine große Rolle für ihn spielte. Bainbridge beobachtete den Austausch mit offensichtlicher Bestürzung.

Snell seinerseits beäugte den jungen Bainbridge mit nicht mehr als einer hochgezogenen Augenbraue auf seinem zerklüfteten Gesicht. »Dann komm schon. Rüber mit dir.«

Der Junge blinzelte und sah die lange Holzplanke an, die das Handelsschiff mit der Damned Manta verband. Er blickte über die Schulter zurück in Richtung der Treppe unter Deck, von wo das laute Schluchzen seiner Schwester widerhallte. Sein Körper krümmte sich, als wollte er davonlaufen.

»Na, na, nicht doch«, sagte Hawk lächelnd. »Wohin würdest du fliehen wollen?« Etwas Dunkles in ihm nährte sich von der Furcht des Bainbridge-Jungen. »Wenn du nicht als Futter für die Haie enden willst, gibt es nur einen Ort, an den du jetzt gehen kannst.«

Er schaute zum schattenhaften Rumpf seines Schiffes, dessen schlanke Segel vorübergehend aufgerollt waren, während die Besatzung seinen Befehlen Wort für Wort folgte. Jahrelang war dies schon sein Zuhause, doch er wurde ruhelos. Das war's. Das war es verdammt noch mal endlich. Die Rache würde endlich ihm gehören. Bis heute Nacht war ihm das Glück langsam davongelaufen. Er hatte es spüren können. Entweder würde sich sein Schicksal auf dem Meeresgrund erfüllen, oder er würde in eine Klinge laufen oder am Galgen baumeln. Aber jetzt stand er hier, der Bainbridge-Junge, wie eine lebendig gewordene atmende Chance darauf, zumindest etwas von dem wiederzugewinnen, was er verloren hatte. Vielleicht sogar die Chance auf ein neues Leben. Es war eine Torheit, aber … vielleicht.

»Hinauf mit dir.« Snell schubste den Gefangenen auf die Planke. »Captain Hawk ist kein besonders geduldiger Mann, ich warne dich. Und ich bin's auch nicht.«

Schwer atmend kletterte Bainbridge hinauf, seine Beine zitterten sichtlich. Er sah hinüber zur Manta, dann zurück zu Hawk. Dann hinab auf die Wellen.

»Denk nicht mal an ein edles Opfer«, knurrte Hawk und sprang hinter ihm auf die Planke. »Oder wir nehmen am Ende doch deine Schwester. Wenn wir mit ihr fertig sind, wird sie nicht mehr ganz so hübsch sein.« Wieder packte er den Jungen am Genick. »Beweg dich.«

Kaum hatten seine Stiefel das vertraute Deck berührt, marschierte er mit dem Gefangenen zum Heck und überwachte die Crew, wobei er Bainbridge immer noch festhielt. Als die Planke eingeholt und die Haken von der Proud William gelöst waren, gab er den Befehl zum Segelsetzen. Am Horizont dämmerte der Morgen, und mit dem Wind segelten sie los.

Selbst mit der geraubten Fracht war die Damned Manta das schnellere Schiff. Hawk blieb bewegungslos am Heck stehen und beobachtete das Handelsschiff, um sicherzugehen, dass sie keinen Versuch unternahmen, ihnen zu folgen. Es waren schon merkwürdigere Dinge passiert.

Bainbridge zitterte neben ihm, mit geballten Fäusten und aufeinandergepressten Lippen sah er zu, wie die Proud William immer kleiner wurde.

Manche Piraten bevorzugten Kriegsschiffe, aber Hawk gefiel die Beweglichkeit einer Schaluppe und ihre Crew, die sechsundvierzig Mann vergleichsweise klein war. Weniger Männer, mit denen die Beute zu teilen war. Weniger Männer, die Ärger machten.

Hawks Gedanken wirbelten. Fast schon immer, jedenfalls seit er sich erinnern konnte, hatte er von einem Leben auf dem Wasser geträumt. Aber Piraterie hatte er nie gewollt. Walter Bainbridge hatte ihm keine Wahl gelassen. Es gab keine Möglichkeit, seine ramponierte Ehre wiederherzustellen, aber vielleicht konnte er mit seinem Anteil des Lösegeldes der Brutalität entkommen. Vielleicht konnte er … einen Ort finden. Einen ruhigen Inselabschnitt außerhalb Englands Reichweite. Einen Ort, an dem er fischen und ein paar Tiere halten konnte, genug, um bequem zu leben. Frieden nach seinen eigenen Maßstäben finden konnte. Er würde allein sein, aber daran hatte er sich schon lange gewöhnt.

Wie ein weit entferntes Echo spürte er einen leichten Schmerz, der dumpf war nach all der Zeit. Vor Jahren hatte er geglaubt, einen Gefährten gefunden zu haben, einen Mann, mit dem er sein Leben teilen konnte. Er hatte sogar geglaubt, die Liebe gefunden zu haben. So eine Absurdität. Ungebeten flackerte eine Erinnerung an blonde Haare und blaue Augen voller Schalk in ihm auf und verschwand dann wieder im dunklen Morast der Vergangenheit. Für einen kurzen Moment hatte er Liebe empfunden, bevor sie ihm wieder entrissen worden war. Ach, die Narrheiten der Jugend.

Und doch stehe ich hier und träume von einem friedvollen Leben. Närrisch, in der Tat.

Hawk konzentrierte sich auf die Aufgabe, die unmittelbar neben ihm stand und spähte in die Ferne. Sie hatten eine gute Distanz zwischen sich und das andere Schiff gebracht, also zog er den Jungen mit sich unter Deck und ignorierte seinen Aufschrei. Durch das Heckfenster seiner Kabine strömte gerade genug trübes Licht, um ohne Streichholz etwas sehen zu können. Sein Schreibtisch befand sich im Heck, und sein Bett war auf der anderen Seite des offenen Raumes in die gegenüberliegende Wand eingebaut. Hier verschränkte Hawk die Arme und ließ seinen Blick an dem Gefangenen auf- und abwandern. »Junge …«

»Ich bin achtzehn Jahre alt.« Bainbridge reckte seine schmale Brust. »Ich bin ein Mann.«

Hawk musste lachen, es klang wie ein scharfes Ausatmen. »Bist du das?« Mit seinen einundvierzig Jahren konnte Hawk sich kaum noch daran erinnern, jemals so verdammt jung gewesen zu sein. »Hör zu, Junge. So wird es laufen …«

»Mein Name ist …«

»Unwichtig«, knurrte Hawk. Mit Sicherheit hatte er den Namen gehört, als er in Bainbridges Geschichte herumgestöbert hatte, aber das spielte jetzt keine Rolle. Tatsächlich war es so viel einfacher. »Du bist mir wie eine reife Pflaume in den Schoß gefallen. Mein Schatz, meine Belohnung, mein warmer Geldregen, mein Goldesel. Mehr bist du nicht, so lange, bis dein Vater das zahlt, was er mir schuldet. Ich würde dich am liebsten in den Frachtraum stecken, aber die Männer wären versucht, sich an dir zu vergreifen, und dein Vater würde das, was dann von dir übrigbliebe, nicht mehr haben wollen. Hast du das verstanden, du Junge?« Das war der einzige Name, den der Gefangene brauchte, abgesehen von seinem verfluchten Nachnamen.

Eine Antwort nicht abwartend, öffnete Hawk eine Truhe, die im Schiffsrumpf Steuerbord stand, holte eine kratzige Wolldecke heraus, die er nur selten benutzte, und warf sie zu Bainbridge. Sie traf ihn an der Brust und fiel ihm zu Füßen. Hawk nickte in Richtung einer Ecke unterhalb der Fenster. »Du schläfst da.«

Bainbridge nahm die Decke und richtete sich unbehaglich wieder auf.

»Während dein Vater im nächsten Monat das Geld zusammenbringt, wirst du diese Kabine nicht verlassen. Wasser und Essen werden dir gebracht. Du wirst den Eimer benutzen müssen, der regelmäßig geleert wird, damit dein Schmutz mir nicht die Kabine vollstinkt. Du sprichst mit niemandem aus der Crew. Sprich mich nicht an, es sei denn, du wirst angesprochen. Nicke, wenn du verstanden hast.«

»Die Kabine nicht verlassen?« Der Junge wurde blass, Angst stand ihm klar und deutlich in sein jungenhaftes Gesicht geschrieben.

»Ganz eindeutig verstehst du nicht.« Hawk machte einen Schritt auf ihn zu und registrierte zufrieden, dass der Junge zurückzuckte.

»Es … es ist nur … Bitte. Ich werde keinen Ärger machen.« Er atmete schnell, seine Brust hob und senkte sich. »Darf ich nicht mal nach oben aufs Deck? Und mir die Beine vertreten?«

»Sei dankbar, dass ich dich nicht ans Bett kette.« Wieder ließ Hawk seinen Blick auf dem Gefangenen auf und ab wandern und jagte ihm mit einem lüsternen Knurren noch mehr Angst ein. »Nackt.«

Die hellbraunen Augen des Jungen weiteten sich und richteten sich auf die Matratze.

Hawk drehte sich auf dem Absatz um und holte den Schlüssel vom Schreibtisch. Jetzt, da sie das endlich geklärt hatten, würde er …

»Ich könnte arbeiten! Oben an Deck. Der Crew helfen. Bei … bei allem. Was auch immer sie tun.«

Ungläubig richtete Hawk sich zu seiner vollen Körpergröße auf und wirbelte herum, dabei achtete er darauf, dass sein Mantel eindrucksvoll hinter ihm her wirbelte. Er hatte sich den furchteinflößenden Ruf des Sea Hawk in nur vier Jahren nicht ohne ein wenig Dramatik erarbeitet. Doch unglaublich: Bainbridge redete weiter.

»Ich würde mich freuen, zu arbeiten.« Seine Augen flehten ihn an, die Finger kneteten die Decke. »Ich würde alles tun, was Sie sagen.«

Ganz verdammt eindeutig nicht, da der Befehl, den Mund zu halten, bereits einfach ignoriert worden war. Hawk schnaubte spöttisch. »Arbeiten? Du? Sag mir: Hast du auch nur einen einzigen Tag in deinem zarten Leben gearbeitet?«

Zur Antwort starrte der Junge mit roten Wangen auf seine abgestoßenen Schuhe.

»Du wirst in dieser Kabine bleiben und du wirst nur reden, wenn du angesprochen wirst. Aber ich bin nicht ganz grausam.« Großmütig winkte er in Richtung Bücherregal. »Lies' alles, was du willst.«

Bainbridge betrachtete die Bände mit einer seltsamen Art von Verzweiflung, die an Geringschätzung grenzte, seine Schultern sanken noch tiefer.

Zorn flammte in ihm auf und Eisen grub sich in seine Hand, als er den Schlüssel noch fester packte. »Ist meine Bibliothek nicht zu Eurer Zufriedenheit, Mylord?«

»Nein, nein. Ich bin mir sicher, sie ist ganz ausgezeichnet«, antwortete der Bursche kleinlaut und wich einen Schritt zurück.

»Die meisten Männer auf diesem Schiff können noch nicht einmal ihren Namen schreiben. Ich habe Jahre gebraucht, um es zu lernen. Jahre, in denen ich mich Wort für Wort verbessert habe. Du bist ein kleines privilegiertes Stück Scheiße, und du wirst dich hinsetzen, dein Maul halten und darum beten, dass deine Schlange von Vater das Geld bezahlt, dass er mir schuldet. Oder du wirst derjenige sein, der bezahlen wird. Du und deine Schwester. Ihr Baby.« Tatsächlich hätte Hawk niemals einer unschuldigen Frau oder einem Kind etwas angetan oder zugelassen, dass seine Crew so etwas tat, aber das musste Bainbridge nicht wissen.

»Bin ich verstanden worden? Junge?«

Mit gesenktem Kopf flüsterte er: »Ja.«

Mit zwei großen Schritten durchquerte Hawk die Kabine. Er knallte die Tür hinter sich zu, steckte den Schlüssel ins Loch und … nichts. Eisen knirschte. Das sture Schloss wollte sich nicht drehen. Hawk rüttelte ein paar Augenblicke lang daran. Ausgerechnet dann, wenn er einem Gefangenen Angst einjagen wollte, musste sich das Schloss festfressen.

Verdammt noch mal.

Mit zusammengebissenen Zähnen drückte Hawk die Tür wieder auf. Der Bursche stand immer noch da, wo er ihn zurückgelassen hatte, und umklammerte die Decke.

Grob packte er ihn am Arm, zog ihn mit sich aus der Kabine und brüllte dabei: »Mr. Cooper! Bringt das Schloss in Ordnung. Ihr habt zehn Minuten!« Humorlos lächelte er Bainbridge an. »Es scheint, als bekämst du eine kleine Gnadenfrist. Es wird die letzte sein.«

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