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Kapitel 2
Hamburg

Durch das Klingeln des Handys wird Peter Steiner aus seinen Gedanken gerissen. Er sieht auf dem Display, dass es seine Sekretärin ist und meldet sich:

»Hallo Frau Fiebold, was ist passiert?«, nimmt er das Gespräch an. Denn wenn sie am Abend um zwanzig Uhr bei ihm anruft, ist immer etwas im Busch.

»Ich habe auf der anderen Leitung eine junge Frau, die dringend mit ihnen reden möchte. Sie ist sehr durcheinander und aufgelöst. Sie sagt, dass ihre Eltern und ihre Tochter entführt worden sind, ihr Name ist Galvi, Pia Galvi.«

»Gut Frau Fiebold, danke. Dann verbinden sie mich mal mit ihr«, sagte Peter Steiner und hört wie die Verbindung weitergeschaltet wird und meldet sich:

»Peter Steiner, E + K Holding GmbH.«

»Guten Abend Herr Steiner, entschuldigen Sie die Störung, aber ich brauche dringend Ihre Hilfe. Sie helfen doch Leuten, die nicht mehr weiter wissen, oder?«, hört er die verstörte und ängstliche Stimme einer Frau am anderen Ende der Leitung.

»Guten Abend Frau Galvi, das macht nichts. Wie kann ich Ihnen denn helfen? Wo sind Sie denn im Moment?«

»Ich bin auf dem Weg nach Italien zum Haus meiner Eltern und gerade hier in Hamburg auf dem Flughafen. Ich habe schon Frau Fiebold gesagt, dass es um meine Eltern und meine Tochter geht.«

»Sie sagen, es geht um Entführung?«, hakt er nach.

»Ja, genau. Man hat meine Eltern und meine Tochter Francy entführt.«

»Woher wissen Sie das und warum sollten Sie entführt sein? Erpresst man Sie? Wie lange haben Sie Aufenthalt in Hamburg?«, stellt er seine nächsten Fragen.

»Ich habe drei Stunden Aufenthalt, bevor ich weiter fliege. Nein! Ich werde nicht erpresst und ich kann nur ahnen worum es dabei geht. Aber keiner glaubt mir, alle sagen, sie können nichts machen, solange es keine Beweise dafür gibt.«

»Ich schließe daraus, dass Sie schon mit der Polizei gesprochen haben?«

»Ja, hier in Deutschland und mit der Polizei in Italien. Sie müssen wissen, meine Eltern sind Italiener und leben auf Sizilien. Aber alle sagen, dass es keine Beweise für eine Entführung gibt und Sie darum nur die Augen offen halten können.«

»Gut Frau Galvi, ich werde raus kommen zum Flughafen, damit wir persönlich über alles reden können. Wir treffen uns in der Lufthansaloge, sagen sie, dass sie mit mir verabredet sind. Ich bin in dreißig Minuten da und bringe noch eine Kollegin mit.«

»Vielen Dank Herr Steiner«, kommt die erleichterte Stimme über die Leitung und Sie legt auf.

Steiner unterbricht auch die Telefonverbindung und wählt mit der Schnellwahltaste neu.

»Hallo Peter, wenn du anrufst gibt es doch bestimmt was Wichtiges«, meldet sich Monika.

Monika Reimers, bei der E + K Holding GmbH im Personenschutz tätig und seit dem Vorfall letzten Jahres, bei der Eva, die Frau von Carlo, entführt wurde, in der Operation Group tätig. Die Operation Group ist das Herzstück der E + K Holding GmbH. Die Holding setzt sich aus mehreren Firmen zusammen, Speditionen und einem Autohaus, einer Elektrofirma und Sportschulen in ganz Deutschland. Seit kurzem gehören noch ein paar namhafte Hotels dazu.

»Hallo Monika, ich benötige Dich am Flughafen. Ich treffe mich dort mit einer Frau Pia Galvi. Ihre Eltern und die Tochter sind wahrscheinlich entführt worden und sie bittet uns um Hilfe.

Sie fliegt in drei Stunden weiter nach Sizilien, wo ihre Eltern leben. Wir haben uns in der Lufthansaloge verabredet«, klärte Peter Monika in kurzen Sätzen über das Wichtigste auf.

»Ist gut. Ich fahre sofort los«, bestätigt Sie und legt auf. Peter unterbricht auch die Verbindung und steckt das Handy ein. Er steht auf, zieht sich seine Jacke an und verabschiedet sich im Hinausgehen von seiner Frau. Es kommt nicht selten vor, dass Hilfesuchende sich auch spät bei ihm melden. Die Operation Group ist bekannt dafür, Hilfesuchenden, die sonst kein Ohr für ihr Problem finden, zu helfen. Die Mitarbeiter sind natürlich am Flughafen bekannt und deshalb ist es nicht verwunderlich, sich dort in der abgeschlossenen Loge zu treffen. Am Flughafen geht Peter gleich zur Lufthansaloge. Hier sieht er schon Monika und diese Pia in ein Gespräch vertieft sitzen.

»Guten Abend meine Damen, Sie haben sich schon bekannt gemacht?«, eröffnet Peter die Unterhaltung.

»Ja Peter, das scheint ein sehr interessanter Fall zu sein«, sagt Monika.

»Guten Abend Frau Galvi, dann erzählen Sie mal.«

»Also, meine Eltern wohnen in Sizilien. Sie sind dort geboren und in jungen Jahren nach Deutschland gekommen, wo sie mich bekommen haben. Als Sie alles erreicht hatten, was Sie sich vorgenommen hatten, sind Sie wieder zurückgegangen. Ich bin in Deutschland geblieben, habe geheiratet und Francy bekommen. Als sie acht Jahre alt war, haben mein Mann und ich uns scheiden lassen, das war vor vier Jahren. Francy verbringt ihre Ferien immer bei ihren Großeltern, sie liebt Sizilien und spricht auch perfekt italienisch. Ich glaube sie wird, wenn Sie achtzehn ist, zu ihren Großeltern ziehen. Sie war auch jetzt in den Ferien bei Ihnen unten«, erzählte sie.

»Gut, und wie kommen Sie jetzt darauf dass sie entführt worden sind?«, fragt Peter.

»Ja, das ist ganz einfach. Man hat mich angerufen und es mir gesagt.«

»Wie, da ruft Sie einfach jemand an und erzählt ihnen in aller Ruhe, dass er die drei entführt hat?«, fragte Monika sie überrascht.

»Ja, er sagte, ich sollte keine Polizei einschalten und mich ruhig verhalten.«

»Hat er sonst keinerlei Forderungen gestellt? Geld oder etwas anderes?«, fragt Peter Sie weiter, um noch mehr Informationen zu bekommen.

»Nein! Nur dass ich mich ruhig verhalten soll und keine Polizei einschalten darf. Was ich aber trotzdem gemacht habe, aber die haben gesagt, dass sie, ohne stichhaltige Beweise nichts tun können.«

»Hat die Polizei auf Sizilien einmal im Haus ihrer Eltern nach geschaut?«, stellt Monika die nächste Frage.

»Ja, die sind dort vorbei gefahren und haben die Haushälterin angetroffen, die hat ihnen gesagt, dass meine Eltern und Francy unterwegs seien. Aber meine Eltern haben keine Haushälterin.«

»Wie kommen Sie denn an unsere Telefonnummer?«, schießt Peter blitzartig seine nächste Frage ab.

»Die hat mir ein deutscher Polizist gegeben und gesagt, wenn die Polizei nicht helfen kann, diese Personen können es bestimmt. Wer sind Sie denn, dass ein Polizist so etwas sagt?«

»Wir helfen Personen die sonst keine Hilfe bekommen können. Aber gerade aus diesem Grunde müssen wir sehr vorsichtig sein«, erklärt Peter ihr.

»Ich verstehe zwar immer noch nicht alles, aber die Hauptsache ist für mich, Sie können mir helfen«, antwortet sie unsicher.

»Wenn wir Ihnen helfen sollen, benötigen wir Fotos von Francy und Ihren Eltern, kurz Ihren Personalausweis, Ihre Anschrift und die Adresse Ihrer Eltern. Sie müssen uns ein Dokument unterschreiben, in dem Sie bestätigen,

dass wir in Ihrem Namen auftreten können, Ihre Telefongespräche mitschneiden dürfen und Zugang zu allen Grundstücken haben, die Ihnen und Ihren Eltern gehören. Dann Telefon- und Handynummern von Ihnen und Ihren Eltern, wenn Francy auch ein Handy hat, auch diese Nummer. Sind Sie damit einverstanden, Frau Galvi? Dann können wir sofort loslegen und wir werden, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, Männer unten auf Sizilien, die Sie unauffällig beschützen, einsetzen.«

»Wie, so schnell geht das? Ja, natürlich bin ich einverstanden. Ich habe zwei Bilder dabei und hier ist mein Ausweis«, sagt sie und kramt in ihrer Handtasche, um alles heraus zu holen. Monika greift neben ihren Sessel, legt ein Notebook auf den Tisch, schaltet es ein und startet die nötigen Programme. Dann zieht Sie noch ein Kombigerät mit Scanner- und Druckerfunktion aus der Tasche und schließt es an den Computer an.

Peter hat in der Zwischenzeit sein Handy zur Hand genommen, eine Nummer gewählt wartet bis die Verbindung steht und sagt:

»Guten Abend Dietmar, hier ist Peter. Ich benötige eins von unseren Auftragsformularen. Kannst du mir einen Antrag rüber senden, am besten an die Email-Adresse von Monika?«

»Hallo Peter, ja ich schicke es euch gleich rüber«, sagt Dietmar, Rechtsanwalt der Holding und langjähriger Freund von Carlo.

»Brauchst du sonst noch etwas?«, fragt er noch.

»Nein danke, den Rest machen wir morgen. Gute Nacht und vielen Dank«, sagt Peter und unterbricht die Verbindung. Pia hat in ihrer Handtasche alles gefunden und auf den Tisch gelegt, zwei Bilder, eins mit Francy und eins von ihren Eltern, sowie den Personalausweis. Monika nimmt es und scannte alles in den Computer ein.

»So, ich mache jetzt Folgendes«, sagt sie zu Pia. „Ich werde die Bilder nach Italien zu unserer dortigen Zweigstelle schicken und Peter wird gleich zwei Leute losschicken. Die sind dann vor Ihnen da. Bitte schreiben Sie noch alle Angaben auf, die wir benötigen«, sagt sie und schiebt ihr ein Blatt Papier und einen Stift zu. Dann nimmt Monika ihr Handy und wählt die Nummer Ihres Chefs:

»Hallo Thomas, hier ist Monika Reimers. Ich benötige eine Personalüberprüfung. Kannst du das eben für mich tun, oder hast du jetzt keine Zeit«, fragt Sie.

Dann, nachdem die Antwort wohl positiv ist, gibt sie die Personalausweisnummer durch. Nach ein paar Minuten, die Sie in den Hörer lauscht, nickt Sie, bedankt sich und unterbricht die Verbindung. Thomas Kraus ist Leiter des Komlei One, der Deutschen Einsatzgruppe der Operation Group.

»O.K. es scheint alles in Ordnung zu sein. Wir können loslegen, Peter.«

»Gut, dann druck schon mal den Auftrag aus und ich rufe in der zwischen Zeit Italien an.« Er nimmt wieder sein Handy und wählt eine Nummer in Italien.

»Hallo Giovanni, wir haben gerade einen neuen Auftrag bekommen der uns nach Sizilien führt. Wir übermitteln dir gleich alle Informationen und Bilder, die wir haben. Bitte schicke schnellstmöglich ein Team nach Sizilien. Unsere Kundin fliegt in zwei Stunden von Hamburg nach Sizilien. Das Team soll sie am Flughafen abholen und mit ihr zum Haus ihrer Eltern fahren. Vorsicht! Es soll sich dort eine angebliche Haushälterin herumtreiben. Sie sollen sich eine Legende mit Frau Galvi ausdenken, wer Sie sind und was Sie da machen«, gibt er die Anweisung.

»Guten Abend Peter, ich werde das Quattro-Team mit Pietro Bonci und Tom Elbers runter schicken. Gibt es sonst noch etwas zu wissen?«, fragt Giovanni.

»Nein danke, der Rest kommt morgen. Wünsche dir noch einen schönen Abend. Ciao Giovanni.«

»Ciao Peter.«

»Sie legen aber ganz schön los. Ich bin überrascht und auch beängstigt. Was passiert denn jetzt alles?«, fragt Pia, von der Geschwindigkeit der Abläufe überrascht.

»Frau Galvi, keine Angst. Ich werde ihnen jetzt das weitere Vorgehen erklären. Wir müssen schnell handeln, damit Sie nicht alleine auf Sizilien sind. Wenn wirklich jemand im Haus Ihrer Eltern ist, wären Sie eventuell in Gefahr. Deshalb habe ich veranlasst, dass zwei unserer Leute nach Sizilien geschickt werden, die mit Ihnen zusammen zum Haus Ihrer Eltern fahren können. Beide sprechen deutsch und italienisch und sind für solche Fälle ausgebildet. Die Beiden sind Pietro Bonci und Tom Elbers. Lassen Sie sich auf dem Flug schon mal eine Legende einfallen, wer die Beiden sein könnten. Freunde oder Familie. Sie brauchen sich dort unten um nichts zu kümmern, beide werden alles arrangieren was nötig ist und laufend mit mir in Verbindung stehen. Haben Sie noch Fragen zum weiteren Ablauf?«

»Nein, es ist schon alles verständlich. Nur habe ich nicht mit diesem rasanten Ablauf gerechnet. Danke noch einmal dafür und was soll das alles kosten? Ich habe nicht viel Geld gespart, bin ja eine alleinerziehende Mutter. Meine Eltern sagen, ich bekomme ihr Geld erst, wenn Sie selbst nichts mehr davon benötigen. Bis dahin muss ich selbst sehen wie ich zurechtkomme.«

»Sehen Sie und genau dafür sind wir da. Machen Sie sich um die Kosten mal keine Gedanken. Sehen wir erst einmal, dass wir alle wieder frei bekommen.«

»Meinen Sie denn, dass Sie das schaffen können?«, fragt sie Peter ungläubig und schaute ihn mit großen Augen an.

Monika hatte alles eingescannt und die Gerätschaften wieder verpackt. Jetzt gibt sie die Papiere an Pia zurück und antwortet:

»Pia, wir tun alles was in unserer Macht steht um deine Tochter und deine Eltern zu finden und zu befreien. Ich kann dir versichern, dass wir in dieser Richtung viel tun können.«

Die Durchsage aus dem Lautsprecher ruft den Flug von Pia auf, es ist eine halbe Stunde vor Abflug. Peter steht auf und reicht ihr die Hand:

»Frau Galvi, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug. Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, sagen Sie es unseren beiden Männern. Tschüss und guten Flug.« Auch Monika steht auf, gibt ihr die Hand und sagt:

»Tschüss, Pia und keine Sorge, es wird alles gut werden.«

»Ja, danke noch mal. Tschüss«, sagt sie nimmt ihre Tasche auf und verlässt den Raum.

»Monika, kannst jetzt Feierabend machen. War ja ein langer Abend, wir sehen uns morgen früh im Büro«, sagt Peter, verstaut seine Unterlagen und geht mit Monika zusammen zu ihren Autos.

Kapitel 3
Sardinien

Langsam tauche ich aus dem Dunkel des Tiefschlafs auf. Ich nehme Geräusche war, spüre ein leichtes Schaukeln, versuche mich auf diese Geräusche zu konzentrieren. Jetzt steigt mir auch ein wunderbarer Geruch von Kaffee und Brötchen in die Nase. Schlagartig bin ich hellwach und werfe mich mit Schwung aus der Koje. Wir waren wieder zu unserem Tauchgebiet gefahren, um noch etwas zu tauchen.

>Eva macht das Frühstück und ich liege hier noch faul rum, also ab ins Bad mit dir<, dachte ich mir.

Auf dem Weg ins Bad sehe ich Eva in der Kombüse stehen.

„Guten Morgen mein Liebes. Wie hast du es geschafft, ohne mich zu wecken aus der Koje zu kommen?«, frage ich sie lachend.

»Tja mein Schatz, auch ich kann mich wie eine Katze bewegen oder du warst zu fertig mit der Welt, um mich zu hören«, antwortet sie mir schelmisch grinsend. Denn der Abend war natürlich nicht mit dem zu Bett gehen zu Ende gewesen. Wir hatten uns noch eine Flasche Sekt mit in die Kabine genommen und sehr viel Spaß miteinander gehabt.

Als ich wieder aus dem Bad komme, hatte sie schon alles nach oben getragen und den Tisch auf der Brücke gedeckt. Ich gehe den Aufgang hoch und mich empfängt ein traumhafter Morgen. Die Sonne steht am tiefblauen Himmel und die See ist spiegelglatt und türkisfarben. Ich schaue mich um, die See ist Menschenleer. Es ist nirgendwo ein Schiff oder ein Boot zu sehen, wir sind allein.

»Komm her und setzt dich, du Langschläfer, lass uns zusammen frühstücken. Hinterher gehen wir tauchen, damit du wieder etwas frischer wirst«, sagt Eva und sieht mich dabei mit ihren glänzenden und strahlenden Augen an, dass es mir heiß und kalt dabei wird. Wir essen in Ruhe und gehen nach einer kleinen Pause, die wir auf dem Sonnendeck verbringen wie Eva es schon gesagt hatte, wieder tauchen.

Wir genießen einen schönen Vormittag und tollen herum wie kleine Kinder. Zu Mittag gibt es Pasta und Salat, wir sind vom Schwimmen total ausgehungert und lassen es uns schmecken. Danach legen wir uns zur Siesta auf das Sonnendeck, das wir mit dem Sonnensegel abgedeckt haben und geben uns der Ruhe hin. Wir liegen uns im Arm und ich streichele sie. Gerade bin ich dabei, so langsam in den Schlaf zu gleiten, als sich das Handy meldet.

»Ach nein, wer ist denn das jetzt«, sage ich etwas mürrisch, gehe ins Cockpit und aktiviere die Ruftaste von meinem Handy, ohne auf das Display zu sehen:

»Pronto?«, melde ich mich kurz angebunden und man kann meiner Stimme anmerken, dass ich wegen der Störung verstimmt bin.

»Hallo Carlo, hier ist Peter. Entschuldige die Störung, aber wir müssen über einen neuen Fall sprechen.«

»Ah, guten Morgen Peter. Ist schon gut, bin nur gerade auf dem Sonnendeck am einnicken gewesen. Was ist das für ein Fall?«, frage ich und setze mich auf die Steuerstandbank der Sea King.

»Es geht um eine Entführung von Eltern und Tochter einer Frau Pia Galvi. Das ist auf Sizilien passiert. Sie hat gestern Abend mit uns Kontakt aufgenommen. Monika und ich haben uns mit ihr auf dem Flughafen Hamburg getroffen und alles besprochen und aufgenommen. Dann habe ich veranlasst, dass das Quadro-Team nach Sizilien geschickt wird, um mit ihr in das Elternhaus zu fahren und alles abzusichern«, erzählt er mir die Vorgeschichte.

»Gut, aber was kann ich jetzt machen?«, frage ich ihn.

Da er ja anscheinend alles im Griff hat.

»Genau, da beginnt das Problem. Wir haben gestern Abend noch eine Meldung vom Flughafen bekommen, dass unsere Männer mit Frau Galvi, auf dem Weg ins Elternhaus sind. Dann noch ein O.K. bei der Ankunft im Haus, aber seitdem ist alles ruhig. Wir haben keinerlei Verbindung mehr zum Team.«

»Hatten sie ihre komplette Ausrüstung dabei?«, frage ich.

So eine Ausrüstung besteht aus Einbruchswerkzeug, Kletter-Haken aus Aluminium, Abhörgerätschaften, einer Skorpion Maschinenpistole und eine Glock achtzehn, eine neun Millimeter Reihenfeuerpistole und großem Magazin, sowie ihren Schutzwesten und dem digitalen Funkgerät.

»Nein, da sie nur als Personenschutz unterwegs waren, hatten sie nur ihre Pistolen im Koffer und ihr Handy dabei und waren komplett in Zivil gekleidet«, beantwortete Peter meine Frage.

»Sind die Handys nicht zu orten?«, frage ich weiter.

»Haben wir schon versucht, aber es kommen keine Signale durch. Die sind beide abgeschaltet. Ich spiele mit dem Gedanken, noch ein Team runter zu schicken. Diesmal mit dem Helikopter, das vor Ort klären soll, was dort vorgefallen ist.«

»Gut Peter, mache das. In welchem Hafen liegt eigentlich die Freya zurzeit?«

»Die liegt in Palermo. Meinst du, wir sollten sie runter schicken?«

»Ja Peter, schicke sie runter und halte mich auf dem Laufenden. Welche Teams sind denn zurzeit an Bord der Freya

»Es sind zwei Teams an Bord. Das Uno-Team und das Due-Team.«

»Gut, dann schick mir noch das Echo- und das Foxtrott-Team runter. Das Xray Team mit Josef und Sascha sollen die Sea Princess aus Genua mitbringen. Josef kann uns bestimmt eine große Hilfe sein, denn woanders als nach Tunesien kann man wohl kaum von Sizilien aus schnell verschwinden.«

Josef war ein ehemaliger Fremdenlegionär, bevor er zu uns gestoßen war. Nicht nur, dass er verschiedene afrikanische Dialekte spricht, er kennt sich auch sehr gut mit den Gepflogenheiten in Afrika aus.

»Alles klar, ich melde mich dann wieder, wenn ich mehr weiß oder alles im Einsatzort ist. Ciao Carlo«, sagt Peter und unterbricht die Verbindung.

Die Freya ist ein achtundsiebzig Meter langes und zwölf Meter breites Küstenmotorschiff, das wir umbauen ließen. Sie wird bei unseren Einsätzen als mobile Einsatzplattform eingesetzt und ist vollkommen autark. Sie schafft eine Reisegeschwindigkeit von zwölf Knoten. Der Laderaum wurde geteilt, im vorderen Teil stehen die Fahrzeuge der Teams an Bord, vier Motorräder, vier Autos und zwei Schlauchboote. Um diese Fahrzeuge von Bord hieven zu können, wird der Kran auf der Back benutzt. Im hinteren Laderaum befinden sich eine komplette Einsatzzentrale mit allen erdenklichen elektronischen Geräten und die Unterkünfte für sechs Zwei-Mann Teams und das Kommunikationsteam. Die vordere Luke ist so ausgelegt und umgebaut, dass man sie als Aufzug benutzen kann. Hier besteht auch die Möglichkeit, einen Hubschrauber unter Deck zu verbringen der auf der mittleren Ladeluke landen kann.

»Was ist passiert mein Schatz? Gibt es Probleme?«, fragt mich Eva von der Sonnliege her.

Sie hat sich aufgesetzt und sieht mich mit besorgter Miene an. Sie weiß, dass man mich nur anruft, wenn es Probleme gibt.

»Ja, das Quadro-Team ist mit einer Kundin zusammen auf Sizilien verschwunden. Jetzt schickt Peter noch ein Einsatzteam runter, sie sollen nachsehen was da los ist.«

»Meinst du, es ist was Schlimmes passiert?«, fragt sie mich besorgt mit ängstlicher Stimme.

»Ich hoffe nicht. Aber wir müssen mit allem rechnen. Sobald ich Näheres erfahren habe, sehen wir weiter. Ich glaube, einen Espresso und einen Grappa könnten wir Beide jetzt gebrauchen. Machst du uns einen?«

In der Hoffnung, sie durch die Beschäftigung etwas vom Geschehen gedanklich abzulenken. Während Eva nach unten geht, um uns einen Espresso zu machen, überlege ich mir, was wohl der Grund war, warum sich das Team nicht mehr meldet. Ich kannte die beiden Männer, Pietro Bonci war bei der italienischen Spezialeinheit für Terroristen- Bekämpfung als Scharfschütze tätig, bevor er zu uns kam. Tom Elbers war bei der deutschen Sondereinheit KSK tätig. Beide hatten uns letztes Jahr bei der Befreiung von Eva unterstützt und gehören zur Abteilung Süd der Operation Group in Italien.

Die Operation Group besteht aus zwei Komlei Bussen die im Norden und im Süden Europas stationiert sind. Beide Busse sind jeder mit sieben Personen, Techniker, Kommunikations-, und Computerfachleuten, besetzt. Zu jedem Bus gehören noch acht, Zwei-Mann bzw. Frauen Teams, die wir bis auf zehn Teams, aufstocken können, Personal aus unserem Personen- und Objektschutz-Unternehmen. Zu einem Komlei-Bus gehört auch ein Technik-Truck, der die nötigen Fahrzeuge transportiert und technisch wartet. Ein Komlei Team setzt sich zusammen aus einem Bus, einem Track bestückt mit vier Motorräder, zwei Wagen und acht Teams mit jeweils einem Fahrzeug. Diese befinden sich aber nicht immer im Umkreis des Busses. Vier dieser Teams sind in einem Umkreis von zwei- bis dreihundert Kilometern um den Bus verteilt. Nur vier Teams befinden sich direkt beim Bus. Alle Fahrzeuge und Personen kommunizieren über ein gemeinsames Kommunikationsnetz.

Eva kommt mit Espresso und Grappa wieder auf die Brücke. Sie setzt sich zu mir und wir nehmen beide den Grappa in die Hand.

»Auf das Wohl der Kundin und unserer beiden Männer«, sagt sie und prostet mir mit besorgter Miene zu.

»Ja, auf ihr Wohl«, pflichte ich ihr bei und denke im Stillen:

>Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.<

In diesem Moment meldet sich mein Handy wieder.

»Pronto«, melde ich mich sofort.

»Ah, Carlo. Hier ist Mario. Ich möchte euch Beide, Eva und dich, für morgen einladen. Ich gebe eine kleine Party und hätte euch gern dabei gehabt, wo treibt ihr euch denn zurzeit herum?«, höre ich unseren alten Freund Mario Galvanese am anderen Ende der Leitung.

Er hat ein riesiges Anwesen an der Costa Smeralda und gibt jeden Monat ein rauschendes Fest. Alles was Rang und Namen in Italien hat, war dann immer bei seinen Partys anwesend.

»Salve Mario. Du weißt doch, dass wir nicht gern auf diese großen Partys gehen. Diesen ganzen Schnickschnack mögen wir doch nicht so gern. Das hat aber nichts mit euch zu tun, das weißt du. Wir liegen vor der Südküste und gehen tauchen«, sagte ich mit einem bedauernden Unterton.

»Ah Carlo, das weiß ich ja. Aber es kommen wirklich nicht viele. Nur meine Familie und hoffentlich auch ihr. Ihr seid doch schnell hier oben, komm gib Gas und wir sehen uns heute Abend noch auf ein Glas Wein auf der Terrasse. Ich lass in Porto Cervo gleich einen Liegeplatz für dich reservieren und dann wartet Sir John mit dem Wagen auf euch«, versucht er mich zu überreden.

Sir John ist sein Chauffeur und da er aus England kommt, nennt Mario ihn immer Sir John. Ich sehe zu Eva rüber und frage sie:

»Schatz, Mario und Petra haben uns für morgen auf eine Familienfeier eingeladen. Wir sollen heute noch hoch kommen. Was meinst du dazu?«

»Na ja, wir waren ja schon lange nicht mehr auf einer seiner Feiern. Lass uns fahren, lenkt uns auch etwas ab und du bleibst ja erreichbar«, gibt sie zur Antwort.

Ich nicke und zu Mario sage ich:

»Ja gut Mario, wir lichten gleich den Anker und kommen hoch. So vier Stunden werden wir wohl brauchen.«

»Na prima, da wird sich Petra aber freuen. Eva und Petra haben sich ja schon lange nicht mehr gesehen und wie man so hört, ist ja in der Zwischenzeit allerhand passiert. Diese Geschichte mit der Entführung von Eva musst du mir auch unbedingt erzählen. Also, bis heute Abend und eine gute Fahrt«, sagt er und unterbricht die Verbindung. Petra war seine Frau und stammt aus Regensburg. Ich lege das Handy beiseite, geh zu Eva und lege mich wieder auf die Liege.

»Na gut, dann lass uns mal zu den Beiden hochfahren. Petra freut sich schon auf deine Geschichte vom letzten Jahr.«

»Das glaube ich, es gibt ja auch nur Gerüchte auf der Insel über meine Entführung. Da werde ich wohl mal so allerhand klarstellen müssen. Komm, auf geht’s, brauchst dich nicht mehr faul hinzulegen. Schmeiß die Maschinen an und ab durch die Mitte, Seemann. Wir werden erwartet«, sagt sie etwas zu salopp zu mir und steht auf.

Ich rappele mich auch wieder hoch, gehe in den Steuerstand, hole den Anker mit der elektrischen Winde ein und starte die Maschinen. Ein sattes Brummen erfüllte die Luft, mein Herz fängt voller Vorfreude auf die Geschwindigkeit an, schneller zu schlagen. In der Zwischenzeit hat Eva alles abgeräumt und in die Kombüse gebracht. Jetzt setzt sie sich neben mich auf die Bank im Steuerstand.

Als der Anker eingefahren und gesichert ist, drücke ich die beiden Fahrhebel langsam nach vorne und die Yacht nimmt, immer schneller werdend, Fahrt auf. Sie hebt ihren schmalen, Messerscharfen Bug aus dem Wasser, durchschneidet mit ihm die Wellen und hinterlässt eine schäumende Heckwelle. Es machte einfach Spaß, so ein Boot zu fahren und es über das Wasser gleiten zu sehen.

Man spürt die Kraft der beiden Maschinen, die die Yacht nach vorne treiben. Man hat das Gefühl, dass man durch niemand gestoppt werden kann.

Eva streichelt meinen Nacken und sagt zu mir:

»Sag mal Seemann, du wolltest mir doch immer schon mal die Story aus Finnland erzählen, als du damals zur See gefahren bist. Mach das doch jetzt, wir haben ja etwas Zeit bis wir ankommen.«

Sie spielte damit auf meine Seefahrtzeit an, ich hatte am Anfang unserer Beziehung so Andeutungen gemacht, was ich alles so erlebt hatte. Ab und zu kommt die Neugierde von ihr durch und ich muss die alten Geschichten und Erlebnisse von damals erzählen.

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