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»Könnten Sie mir jetzt vielleicht die Information besorgen?«, fragte ich sie direkt, da ich mich nicht den ganzen Tag damit beschäftigen wollte, sie zu überreden. Sie sah zu meinem jungen Freund, nahm das Pralinenpäckchen von der Theke und sagte:

»Geben sie mir doch mal ihren Ausweis und die Kontovollmacht, dann rufe ich bei ihrer Bank an.«

Nachdem ich ihr alles gegeben hatte, ging sie rüber zu ihrem Schreibtisch und rief unsere Bank an.

Ich sah zu meinem Freund rüber und er zwinkerte mir zu.

Wir hörten sie telefonieren und Daten abgleichen, dann schrieb sie etwas auf einem Zettel, legte den Hörer auf die Gabel und kam wieder zu uns an die Theke. Sie legte meine Papiere und den Zettel vor mich hin.

»Das ist ihr derzeitiger Kontostand«, sagte Sie dabei.

Ich nahm den Zettel und las:

>Der Kontostand beträgt fünf Mark.<

Ich starrte auf den Zettel und konnte es nicht fassen. Das Konto war geräumt worden und das konnte nur Rene gemacht haben!

»Stimmt etwas nicht…?«, fragte Sie mich schnippisch und sah mich grinsend an. „… Das Geld hat ihr Freund heute Morgen abgehoben, etwas mehr als Zwanzigtausend Mark«, setzte sie hinzu. Ich sah sie gedankenverloren an.

»Ja, danke«, sagte ich, drehte mich um, verabschiedete mich von meinem jungen Freund und ging hinaus.

Langsam und total leer gebrannt ging ich den Weg zum Wagen und stieg ein. Was sollte ich tun? Kalte Wut stieg langsam in mir auf, ich hätte sonst was mit ihm machen können, wenn er jetzt hier wäre.

Dieser Verräter!

Bei der erstbesten Gelegenheit beklaut er seine Freunde, so ein Schwein. Ich startete den Wagen und fuhr langsam zurück ins Krankenhaus. Eine Frage beschäftigte mich immer noch: was soll ich tun? Was gab es für Möglichkeiten?

Ich könnte meine alten Verbindungen von früher wieder aktivieren und ihn suchen lassen. Oder mich alleine auf die Socken machen, um ihn zu finden. Die letzte Möglichkeit wäre dann noch, einfach alles vergessen und wieder an die Arbeit gehen.

Mit der Vergangenheit wollte ich ja gerade nichts mehr zu tun haben, also blieben nur noch die Möglichkeiten zwei und drei. Ich war mir ziemlich sicher, dass er Richtung Osten unterwegs war, dass er sich in die Türkei abgesetzt hat, um erst einmal in Sicherheit zu sein. Aber dort hatte ich keine Verbindungen und wollte auch keine aufbauen, aber ganz so einfach davonkommen lassen wollte ich ihn auch nicht. Ich kam am Krankenhaus an und hatte eine Idee.

Ich musste doch nur in der Türkei ein Gerücht ausstreuen. Dass so ein Typ mit viel Geld unterwegs war, seine Beschreibung und die des Wagens im Gespräch einstreuen und schon hatte ich die Neugier der Gesprächspartner geweckt. Warum sollte ich nicht andere für mich arbeiten lassen, davon würden wir zwar das Geld auch nicht mehr zurückbekommen, aber er würde seine Strafe erhalten. Dass er mit seinem Leben bezahlen würde, weil diejenigen die hinter dem Geld her waren, nicht zimperlich mit ihm umgehen würden, war mir egal.

Jetzt werde ich wohl erst einmal Clemens davon erzählen müssen, wenn er schon dazu in der Lage war, es zu verdauen. Ich stieg aus und ging ins Krankenhaus, die Treppe hoch und meldete mich im Schwesterzimmer, zog mir den grünen Kittel über und ging in sein Zimmer.

»Hi Clemens, alles klar bei dir?«, begrüßte ich ihn.

»Hi Kalle. Ja, danke. Kann wieder sprechen ohne Halsschmerzen zu haben«, antwortete er.

Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich an sein Bett. Kaum saß ich, wurde die Tür aufgerissen und eine Schwester kam herein geschossen.

»Wir haben noch keine Besuchszeiten. Bitte verlassen sie das Zimmer und kommen später wieder«, keifte Sie mich an. Ich war nicht in der Stimmung, mich mit so einer Zicke herum zu ärgern und deshalb kam auch eine sehr patzige Antwort von mir zurück:

»Lassen sie mich in Ruhe und machen sie die Tür von außen zu. Ich habe mit meinem Bruder was Wichtiges zu besprechen und ich werde bestimmt nicht bis zur Besuchszeit draußen rum hängen und warten bis es ihnen wieder passt«, sagte ich und funkelte sie böse an.

»So eine Frechheit, das wird Folgen haben. Ich hole den Chefarzt«, drohte sie mir und weg war sie.

Es war mir total egal wen sie holte, ich hatte so eine aufgestaute Wut in mir, dass ich jeden eigenhändig aus dem Zimmer werfen werde, der mich störte. Clemens sah mich verduzt an, so kannte er mich nicht.

»Ist was passiert? Wo ist Rene?«, fragte er mich auch gleich.

»Das ist genau der Punkt über den ich mit dir reden muss. Das Schwein hat unser Geld abgehoben und hat sich verpisst...«, erzählte ich aufgebracht. »...Der ist heute Morgen gleich zur Bank gefahren und hat alles bis auf fünf Mark abgehoben...«, erzählte ich weiter. »...Wahrscheinlich ist er in die Türkei abgehauen, um nicht gefunden zu werden.«

Clemens wirkte in sich gekehrt und nachdenklich. Da wurde die Tür schon wieder aufgerissen und die Schwester kam mit einem Weißkittel rein gestürmt.

»Was geht hier vor? Was machen sie hier außerhalb der Besuchszeit? Der Patient braucht seine Ruhe«, redete der Weißkittel auf mich ein.

»Wer sind Sie denn? Wenn Sie weniger Krach machen würden hätte er auch mehr Ruhe. Raus, beide, wir haben Wichtiges zu besprechen. Dann bin ich auch gleich wieder weg«, schnauzte ich ihn an und meine Augen mussten Feuer versprühen, denn er drehte gleich wieder ab und verlies mit der Schwester den Raum.

Ich schätze, mir blieb nicht sehr allzu viel Zeit, um unser Problem mit Clemens zu besprechen.

»Was meinst du, soll ich ihn zum Abschuss frei geben? Dann hat er wenigstens auch nichts von dem Geld und seine gerechte Strafe bekommen«, fragte ich Clemens, der so aussah, als wenn er von dem Disput mit dem Weißkittel nichts mitbekommen hatte.

Er hob den Kopf und sah mich an, als wenn er mich erst jetzt wahrnehmen würde.

»Was heißt das, zum Abschuss frei geben?«, fragte er mich überrascht.

»Ich gebe ein Gerücht raus, dass so ein Typ mit Geld in der Tasche in der Türkei unterwegs ist, und das wird mit einer Beschreibung von ihm und dem Auto verbunden.«

»Aber an wem gibt du denn die Beschreibung?«, fragte mich Clemens.

»Ganz einfach, ich fahre über die Grenze und frage an dem ersten Autobahnrastplatz herum, ob jemand ihn gesehen hat. Ganz nebenbei erwähne ich das mit dem geklauten Geld, die Summe kann man ja etwas erhöhen um den Anreiz und die Motivation etwas größer zu machen«, erklärte ich ihm.

»Woher weißt du so etwas?«, fragte mich Clemens.

Bevor ich eine Antwort geben konnte, wurde wieder die Tür aufgerissen und es stürmten vier Personen rein. Die Krankenschwester hatte wohl nichts anderes zu tun, der Weißkittel, wahrscheinlich ein Krankenpfleger, ein streng dreinblickender älterer Herr, wahrscheinlich der Stationsarzt und unser bekannter Notaufnahme Pfleger von heute Morgen. Bevor Sie auch nur etwas sagen konnten, ging ich zum Gegenangriff über:

»Ja toll, wie soll denn da der Patient bei diesen laufenden Störungen zur Ruhe kommen? Aber nicht aufregen, ich gehe ja schon«, blaffte ich die vier an und zu Clemens gewandt:

»Na was ist, was sollen wir jetzt tun?«, fragte ich ihn.

»Sie verlassen auf der Stelle das Krankenhaus. Sonst bekommen sie Hausverbot«, übernahm der Arzt das Wort.

»Ach Herr Doktor, die Beiden kenne ich. Das ist der Magendurchbruch auf dem Weg nach Afrika und sein Freund«, klärte der Pfleger den Doktor auf.

Es scheint sich im Krankenhaus schon herum gesprochen zu haben, wer wir waren.

»Ach so, aber so geht es trotzdem nicht meine Herren! Auch für Sie gelten die Besuchszeiten«, redete er, schon etwas beschwichtigt, auf uns ein.

»Ja, ich bin auch gleich wieder weg. Müssen uns nur noch über den weiteren Ablauf einig werden«, klärte ich ihn auf.

»Aber das können Sie ja auch heute Abend noch machen«, stellte er klar.

»Nein Herr Doktor, dann ist es schon zu spät. Noch fünf Minuten und ich bin wieder weg.«

»Nun gut, fünf Minuten und dann gehen Sie aber sofort«, sagte er mit strenger Stimme um seine Autorität zu nicht zu verlieren.

»Danke Herr Doktor«.

Sie drehten sich alle um und gingen hinaus, unsere alter Bekannter, der Krankenpfleger, zwinkerte uns beim Hinausgehen noch zu.

»So Clemens, was meinst du, sollen wir es jetzt so machen?«, fragte ich ihn, nachdem wir wieder alleine waren und hatte die Hoffnung, dass er seine letzte Frage vergessen hatte und so war es auch.

»Kalle, meinst du nicht, dass du eine Chance hättest ihn selbst zu finden?", gab er die Hoffnung nicht auf.

»Nein! Ich alleine in der Türkei und nach ihm suchen? Das ist wie eine Nadel im Heuhaufen suchen, da haben wir keine Chance auf Erfolg.«

»Na gut, dann soll er wenigstens nicht ungeschoren davonkommen. Mach es.«

»Gut Clemens, dann fahre ich gleich los, damit ich bald wieder zurück sein kann. Soll ich noch jemanden für dich anrufen? Verwande oder Bekannte?«

»Nein, das erledige ich alles von hier aus. Fahr du mal los und tu was du machen musst«.

Ich stand auf, stellte den Stuhl wieder zurück an den Tisch und ging zur Tür.

»Gut Clemens, dann mach es mal gut. Bis später. Tschüss«, sagte ich und öffnete die Tür.

»Ja Kalle. Tschüss bis später.«

Als ich raus ging, sah ich die Schwester schon lauernd im Türrahmen des Schwesternzimmers stehen und mich beobachten. Ich ging lächelnd an ihr vorbei und sagte lächelnd zu ihr:

»Tschüss Schwester, bis später.«

Sie drehte sich beleidigt auf dem Absatz um und ging ohne ein Wort zu sagen in ihr Zimmer zurück. Jetzt ging es darum, den Plan umzusetzen, also in die Türkei fahren und an der Grenze herumfragen. Die nötigen Papiere hatten wir ja und an Bargeld mangelt es auch nicht. Wir haben uns Geldgürtel mit eingebauten Taschen vom Schuster anfertigen lassen, Diese trugen wir verdeckt um den Bauch, hier war alles sicher aufgehoben. Wir hatten so viel Geld in dem Gürtel dabei, dass wir immer mit einem Flugzeug nach Hause kamen, egal wo wir uns gerade aufhielten. So dass wir auch von den jeweiligen Konsulaten und Banken unabhängig waren. Die verschiedenen Devisen hatten wir uns auch schon besorgt: für Österreich, Jugoslawien, Griechenland und für die Türkei.

Es war eine weite Strecke die ich fahren musste, gut zweitausend Kilometer über Graz, Zagreb, die Mittelmeerküste runter bis Alexandroupolis in Griechenland und dann Richtung Malkara in der Türkei. In Ipsala hatte ich dann vor, das Gerücht über die angebliche Suche zu verbreiten.

Entweder es klappt oder auch nicht, aber ich musste etwas tun und wenn es auch nur die viertausend Kilometer waren die ich fahren musste.

Ich hatte einen eingefahrenen Tagesablauf: fahren, essen, schlafen und alles wieder von vorne. Am Tag schaffte ich so um die achthundert Kilometer, das machte zwei und einen halben Tag bis ich unten war. Nach der Ankunft habe ich bei Tankstellen, Gaststätten und Hotels herum gefragt und die teilweise erfundene Story erzählt. Dass ich den Lumpen unbedingt finden muss, weil es mein Geld war und ich ohne das Geld pleite war, was ja auch stimmte. Um es glaubhafter zu machen, habe ich einen Finderlohn versprochen und hatte Zettel mit meiner falschen Adresse und Telefonnummer verteilt. Mir war klar, dass selbst wenn man den Übeltäter erwischte, das Geld nicht heraus gerückt werden würden. Als ich alle interessante Orte abgeklappert hatte, machte ich mich am späten Nachmittag wieder auf den Rückweg, habe dann noch am Mittelmeer einen kurzen Stopp gemacht, um etwas zu baden und mich zu erholen, bevor ich dann weiter fuhr.

Gut eine Woche später fuhr ich wieder am Krankenhaus vor und ging zum Zimmer von Clemens. Hier auf dem Flur wurde ich auch gleich von der Stationsschwester, diesmal war es eine andere, aufgehalten. Sie teilte mir mit, dass Clemens nicht mehr auf der Intensiv lag, sondern nach unten in die normale Station gebracht wurde. Also kehre ich um und ging zwei Etagen tiefer und siehe da, lag er doch in einem schönen sonnendurchfluteten Zimmer mit Blick auf den Wald.

»Guten Tag Clemens, wie ich sehe, geht es dir wieder gut«, sagte ich beim Eintreten. Er lag nicht alleine im Zimmer, es war noch ein anderer Patient da.

»Hi Kalle, ja es geht mir wieder gut. Wie war es denn bei dir?«.

Ich setzte mich auf die Bettkante und erzählte ihn von der Odyssee in die Türkei.

»Da hast du ja eine Mammut Tour hinter dir, mal so locker viertausend Kilometer fahren. Bis Du kaputt?«, fragte er mich.

»Na ja, es geht. Aber ein paar Tage Ruhe könnten mir schon gut tun.«

»Ja mach das. Fahr nach Hause. Ich fahre sowieso wenn ich entlassen werde auch nach Hause. Da brauchst du nicht hier rum zu hängen.«

»Dann werde ich alles zurückrufen und die Botschaften informieren, verkaufe den Wagen und die Ausrüstung und überweise dir die Hälfte vom Geld«, schlug ich vor.

»Gut, mach das. Ich werde mich auch bei dir melden, wenn ich wieder zu Hause bin. Also los, düse ab und eine gute Fahrt. Grüß mir Deine Frau.«

»Ja Danke. Tschüss Clemens. Schnelle Genesung und bis bald vielleicht«, sagte ich und stand auf.

»Tschüss Kalle«, sagte er.

Ich ging nach unten, aus dem Krankenhaus raus und zum Auto, um nach Hause zu fahren.

Vorher rief ich aber noch bei meiner Frau an und erzählte ihr, was alles passiert war und das ich jetzt auf dem Wege nach Hause sei. Von Rene haben wir nie wieder etwas gehört, das Geld haben wir natürlich auch nie mehr gesehen. Clemens fuhr, als er entlassen wurde, wieder nach Österreich zurück und ist nie mehr zur See gefahren. Er hat sich einen Job an Land gesucht. Auch ihn hat der Verrat hart getroffen.

Kapitel 1
Sardinien

Ein lauwarmer Wind weht über meinen Körper und ich höre die Wellen an die Bordwand unserer Yacht schlagen. Unser Boot, die Sea King, schaukelt leicht in der Dünung und macht mich schläfrig. Ich liege auf dem Sonnendeck und genieße die untergehende Sonne. Es ist zwanzig Uhr und die Sonne geht als feuerroter Ball langsam hinter dem Horizont unter.

»Carlo, möchtest du auch ein paar Scambis zum Abendbrot?«, höre ich Eva, meine Frau, aus der Kombüse rufen.

»Ja gern. In Knoblauchsoße und mit einem Weißwein dazu?«, frage ich zurück.

»Ja klar.« Ich räkele mich noch ein wenig auf der Sonnenliege, bevor ich mich faul aufraffe, um nach unten zu gehen und mir etwas anzuziehen.

»Schatz, essen wir oben an Deck?«, frage ich Eva auf dem Weg zu unserer Kabine.

»Ja, ist doch noch sehr warm«, antwortet sie mir. Ich geh in unsere Kabine und ziehe mich an. Es ist sehr angenehm hier unten, durch die Klimaanlage wird die Temperatur immer auf gleichbleibende dreiundzwanzig Grad gehalten. Ich schaue mich im Spiegel an, ich sehe einen sportlichen einmeterfünfundsiebzig großen, braungebrannten Kerl mit grauen Haaren. Die weiße Leinenhose und das weiße Hemd unterstrichen noch die braune Hautfarbe. Zufrieden nickend gehe ich nach oben an Deck. Hier hat Eva schon alles auf dem Tisch vorbereitet und wartet auf mich. Ich schaue sie an und lächele glücklich. Vor mir sitzt eine schlanke, einmetersiebzig große, braungebrannte Frau mit blauen strahlenden Augen und langen schwarzen Haaren.

»Was schaust du mich so an«, fragt sie mich aus meinen Gedanken reißend.

»Ich habe mir gerade gedacht, was sieht sie doch wieder gut aus.«

»Du Chameur du, lass das jetzt und setz dich endlich hin, ich habe Hunger«, sagt sie lachend.

Es ist einfach schön hier auf dem Meer, alleine mit seiner schönen Frau, etwas Leckerem zu essen und seinen Lieblingswein trinkend und die Yacht wiegt träge im Wellengang. Wir liegen mit der Yacht ein paar Seemeilen vor Capo Teulada auf Sardinien, hier ist ein wunderschönes Tauchrevier, ein Sport, dem wir uns beide verschrieben haben.

Wir genießen unser Abendessen, den Wein und die Ruhe.

»Hast du heute Abend Lust auf ein Spielchen?«, fragt mich Eva.

»Da kommt es aber darauf an, was du mit mir spielen willst«, antwortete ich ihr augenzwinkernd.

»Na, na Seemann! Mal nicht so frech. Das kommt später dran. Ich meine ein Kartenspiel, oder hast du Angst gegen mich zu verlieren?«

»Gegen dich verliere ich gern, mein Schatz. Es ist immer so schön dir unterlegen zu sein«, setzte ich unser Wortspiel lachend fort.

»Ach, wenn du das meinst, bin ich ab und zu aber auch ganz gern der Verlierer. Aber was sagst du denn jetzt erst einmal zu einem Kartenspiel?«

»Ja gut. Dann werde ich dir mal beim abräumen helfen und die Karten holen«, sage ich und stehe auf. Wir bringen alles in die Kombüse, ich hole die Spielkarten aus dem Schrank und gehe, mit zwei Gläsern Wasser in der Hand, wieder nach oben. Als wir alles beisammen haben, teilt sie die Karten aus und wir beginnen unser Spiel. Wir spielen bis dreiundzwanzig Uhr und ziehen uns dann in unsere Kabine zurück. Nicht, ohne vorher noch das Schiffswarngerät am Radar einzustellen, das uns bei Schiffsannäherung unter zwei Meilen alarmieren würde, und den Anker noch mal überprüft zu haben,

ob er auch fest sitzt. In der Kabine setzen wir unser gemeinsames Spiel fort, bis wir ziemlich müde in unser Bett gehen und einschlafen.

Ein lauter, auf und ab schwellender Ton weckt mich aus meinem Tiefschlaf. Ich wusste sofort, dass es das Annäherungsradar ist und springe aus der Koje. Auch Eva ist wach geworden, setzt sich auf und schaut auf die Uhr.

»Carlo, wer fährt um diese Zeit hier herum? Es ist vier Uhr morgens und noch dunkel. Hast du die Positionslampen angemacht?«

»Na klar, sind doch auf Automatik geschaltet. Ich schau mal nach.«

Schon während des Gespräches habe ich mir eine Hose übergezogen und die Tür geöffnet. Jetzt laufe ich den Niedergang hoch in den Steuerstand und schaue mich um. Es war, wie Eva schon gesagt hat, noch dunkel. Mit der linken Hand schalte ich den Ton aus und mit der rechten Hand hole ich mir meine Pistole aus dem Versteck unter dem Steuerstand hervor. Ich konnte auf dem Wasser nichts erkennen und schaue auf das Radar.

Ein kleiner Punkt nähert sich vom offenen Meer her unserer Yacht von Backbord. Ich greif zum Dachstrahler und bringe ihn in Position, dann schalte ich ihn ein. Der starke Lichtstrahl gleitet über das Wasser und fällt auf ein kleines Kajütenmotorboot, das ohne Licht in unsere Richtung fährt. Auch, nachdem ich das Boot angestrahlt habe, tut sich dort nichts. Sie steuern genau auf uns zu und sind gerade mal noch ein paar hundert Meter von uns entfernt. Sofort setze ich die Ankerwinde in Betrieb und hole den Anker elektrisch ein, starte die Schiffsmotoren und gebe ein Hupsignal ab. Eva kommt den Niedergang hoch und schaut sich besorgt das Schauspiel an.

»Was hat der vor. Will der uns rammen?«, fragt sie mich und spricht das aus, was ich auch denke.

»Ich weiß nicht, kann aber auch niemand an Deck oder hinter den Scheiben sehen.«

Das Boot war uns jetzt so nah gekommen, dass ich nicht mehr viel Zeit habe zu reagieren. Ich schieb den Maschinenhebel auf volle Kraft voraus und reiße das Steuerrad herum, so dass wir auf Prallelkurs zu dem Boot kommen. Die Sea King springt wie ein Panther los, dreht gleichzeitig ihr Heck aus der Fahrtrichtung des Bootes und ist auch schon an ihm vorbei geschossen. Ich drehe die Sea King um dem Boot zu folgen, betätige wieder das Signalhorn und schon sind wir längsseits.

»Eva, kannst du was sehen?«

»Nein, das Boot scheint leer zu sein.«

Ich drossele die Geschwindigkeit und passe sie dem des Bootes an.

»Kannst du bitte das Steuer übernehmen. Ich will rüber und sehen was da passiert ist.«

»Bist du verrückt? Doch nicht während der Fahrt!«

»Er fährt ja nicht so schnell und die Küste ist nicht so weit weg. Müssen uns beeilen. Komm, bitte.«

Sie kommt zu mir in den Steuerstand und übernimmt das Ruder.

»Halte sie ganz dicht dran und wenn ich drüben bin gehst du auf Abstand.«

»Ja, ja. Bring dich nur um«, sagt sie resigniert.

Ich geh nach draußen auf die Backbordseite, hänge die Pfänder über Bord, damit die Boote bei Berührung nicht beschädigt werden können und mache mich bereit zum Sprung. Es ist ein kleiner Kabinenkreuzer mit einem Steuerstand im Heck und genau da muss ich rein springen. Eva steuert unsere Yacht noch dichter heran und ich springe, lande, die Wucht des Sprunges abfedernd, an Deck des Bootes. Meine Pistole habe ich in die Hose gesteckt und die hole ich jetzt wieder heraus, dreh mich um und gebe Eva das O.K.-Zeichen. Sofort lässt sie unsere Yacht etwas nach Steuerbord abfallen, um den Abstand zu vergrößern, beobachtet aber alles genau, was bei mir passiert und lässt dabei aber nicht die immer schneller auf uns zukommende Küste aus den Augen.

Ich nähere mich dem Niedergang, der in die Kabine führt. Alles ist dunkel dort unten. Erst muss ich die Yacht einmal stoppen, was ich auch tue, in dem ich den Leistungshebel im Steuerstand auf Stopp stelle. Die Maschine verstummt und das Boot schaukelt in den Wellengang, den die beiden Boote verursacht haben. Ich höre wie Eva auch unsere Yacht stoppt und dann ganz langsam zurückkommt, um auf gleicher Höhe anzuhalten.

Ich taste mit der linken Hand nach dem Lichtschalter im Niedergang und finde ihn auch. Gerade als ich ihn betätigen will, wird meine Hand gefasst und ich werde gewaltsam in die Kabine gezogen. Den Sturz kann ich nicht mehr vermeiden oder auch nur annähernd abfangen, denn meine linke Hand wird immer noch festgehalten und in der rechten Hand habe ich ja auch noch meine Pistole. Ich lande recht unsanft auf den Rücken und versuche meine linke Hand zu befreien. Mein Gegner nutzt meine schlechte Lage aus und dreht mir den Arm um, so dass ich der Drehrichtung folgen muss, wenn ich es nicht riskieren will, dass mein Arm gebrochen wird. Als ich auf dem Bauch zum Liegen komme, setzt er sich rittlings auf mich und will meine zweite Hand auch auf den Rücken drehen.

Mir tut durch den Fall der Rücken und die Hüfte weh, habe mir wohl durch den Sturz eine Prellung zugezogen. Jetzt reicht es mir aber, habe genug von der Spielerei! Langsam werde ich wütend und der Schmerz, durch den Sturz bedingt, tut sein Übriges dazu. Ich lass die Pistole los, packe mit der rechten Hand hinter mich und erwischte den Kopf des Angreifers. Da er bis jetzt ein leichtes Spiel mit mir hatte, rechnet er nicht mit einem Angriff und ich ziehe ihn mit voller Wucht an den Haaren mit dem Kopf Richtung Boden.

Es gibt einen dumpfen Schlag und er erschlafft. Ich schüttele ihn ab, stehe auf, suche den Lichtschalter und mache das Licht an.

Es ist eine kleine Kabine, links vom Niedergang gibt es eine kleine Küchenzeile, rechts eine Toilette, vorne im Bug zwei Betten und einen Tisch und genau zwischen den Tisch und der Treppe liegt ein junger Mann. Auf dem linken Bett sehe ich eine Frau liegen. Langsam gehe ich zu ihr hin um zu sehen, was mit ihr los ist. Ich strecke gerade meine Hand nach der Frau aus, als der Mann am Boden leicht stöhnend wieder zu sich kommt. Er steht auf und stürzt sich auf mich. Es bereitet mir keine große Anstrengung, den Angriff abzuwehren, denn ich halte ihm einfach die Pistole unter die Nase, die ich natürlich wieder an mich genommen hatte was ihn gleich ruhiger machte und so langsam steigt die Angst in seine Augen.

»Ganz ruhig, junger Mann. Keine unnötigen Bewegungen oder schnelle Reaktionen, dann passiert auch nichts. Ist das klar? Setz dich auf die Koje und warte bis du dran bist.«

Wie es aussieht, hat es ihm die Sprache verschlagen, denn er nickt nur und setzt sich auf die rechte Koje. Inzwischen rührt sich auch die junge Frau auf der anderen Koje, Sie dreht sich um, sieht mich ängstlich an und sagt mit zittriger Stimme:

»Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?«

»Das wollte ich eigentlich Euch gerade fragen. Ihr rast mit dem Boot auf uns zu und hättet uns beinahe gerammt. Dann steuert Ihr weiter auf die Küste zu und wärt dort wahrscheinlich zerschellt. Wollt Ihr Euch umbringen?«

Sie starrte mich mit großen Augen an und sieht dann rüber zu dem jungen Mann.

»Bist du total verrückt. Du willst uns umbringen, nur weil ich mit dir Schluss gemacht habe?«, fragt sie ihn mit immer lauter werdender Stimme.

»Carlo, ist alles in Ordnung bei dir da drin«, höre ich die Stimme von Eva über die Außensprechanlage unserer Yacht.

»Ich will euch beide gleich an Deck sehen, ohne etwas in der Hand«, sage ich zu ihnen und gehe nach oben. Hier gebe ich Eva das Zeichen, das alles in Ordnung ist und setze mich ans Heck und halte den Niedergang im Auge. Kurz darauf kommen die Beiden an Deck, zuerst die junge Frau und dann der Mann. Ich halte meine Pistole immer noch in der Hand und deute mit ihr auf die Backbordreling.

»Setzt euch dorthin und verhaltet euch ruhig. Ich stelle hier die Fragen. Weshalb seid ihr am schlafen und bekommt nichts mit, was um euch herum passiert?«

Die junge Frau antwortete mir:

»Wir hatten uns heute Nacht gestritten und zu viel Alkohol getrunken. Michael wollte nicht akzeptieren, dass ich mich von ihm trennen will.« Ich schaue zu Michael, der sitzt zusammen gesunken an der Reling und sagt nichts.

»Wer hat das Boot gestartet und sich nicht weiter darum gekümmert?«, frage ich weiter.

»Das war ich...«, antwortete Michael und sieht mich an; »...Vor lauter Verzweiflung habe ich in ihr Weinglas, eine Schlaftablette rein getan.«

»Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das ist genau das, warum ich mich von dir trennen will! Immer diese Eifersucht und das nicht Akzeptierenwollen von Tatsachen.«

»O.K. dann haben wir die Situation ja jetzt geklärt. Wie heißt du und wo kommst du her?«, frage ich die junge Frau.

»Ich heiße Selina und komme aus Gonnesa.«

»Ah... aus Gonnesa, da wohnen Freunde von uns. Woher kommst du?«, fragte ich den jungen Mann der niedergeschlagen an der Reling sitzt.

»Ich komme aus Deutschland. Arbeite hier zurzeit in Decimomannu bei der Bundeswehr.«

»Gut, dann bringst du mal das Boot zurück, wo du es her hast. Selina kommt zu uns rüber. Wir bringen sie nachher nach Hause.«

Er nickte und stand auf. Ich beobachtete ihn weiter, immer darauf gefasst, noch eine Überraschung zu erleben.

»Ich hole die Sachen von Selina hoch«, sagt er und geht den Niedergang hinunter.

»Ich glaube das mache ich lieber selbst«, sagt Selina und folgt ihm. Ich schaue zu Eva rüber, die alles vom Steuerstand aus beobachtet. Nach ein paar Minuten kommt Selina zurück und hat eine Tasche in der Hand.

»So fertig. Wir können.«

»Meinst du, er kommt alleine klar?«, frage ich sie, nehme ihre Tasche und reiche ihr die Hand, damit sie auf unsere Yacht hinübersteigen kann. Dann gehe ich auch an Bord.

»Das schafft er schon«, gibt sie mir zu Antwort.

»Gut, ich glaube wir können noch etwas Schlaf gebrauchen. Ich zeige Dir deine Kabine, da kannst du dich auch etwas frisch machen.«

Im Hintergrund höre ich wie der junge Mann den Motor anlässt und sehe wie sich sein Boot von uns entfernt. Ich gehe mit Selina ins Schiff und zeige ihr die Kabine.

»Wir wecken dich heute Früh, versuche noch etwas Ruhe zu bekommen.«

»In Ordnung, ich versuche es mal. Bis nachher«, sagt sie und schließt die Tür hinter sich. Ich gehe wieder nach oben auf die Flybridge zu Eva.

»Na, hast du sie untergebracht?«

»Ja, ich habe ihr die Bugkabine gegeben.«

»Das ist gut. Ich kann aber nicht mehr schlafen.«

Ich halte Ausschau nach dem Boot und antworte ihr:

»Ich glaube, ich auch nicht. Lass uns langsam zurück fahren.«

»Das ist eine gute Idee.«

Ich schaue auf das Radar und kann sehen, wie sich das Boot des jungen Mannes langsam entfernt. Ich starte die Maschinen und ein kräftiges, dumpfes Dröhnen ist zu hören. Die Maschinen waren gut Isoliert, aber man konnte ihre Kraft spüren. Langsam schiebe ich den Leistungshebel nach vorne auf kleine Fahrt und die „Sie King“ pflügt langsam durch das Meer. Ich drehe so lange am Steuerrad, bis die Yacht auf Kurs liegt. Dann schalte ich die Steuerautomatik und das Annäherungsradar wieder an. So können wir uns, ohne groß aufpassen zu müssen, miteinander unterhalten. Wir trinken Kaffee und genießen die Ruhe auf dem Meer und sehen dem Sonnenaufgang zu. Um acht Uhr am Morgen kommt Selina zu uns hoch.

»Guten Morgen. Das ist ja eine tolle Yacht.«

»Guten Morgen Selina. Schön das sie dir gefällt. Was hältst du von einem Frühstück?«, fragt sie Eva.

»Oh ja, könnte schon was vertragen. Seeluft macht hungrig«, antwortet sie fröhlich lächelnd.

»Gut, dann werde ich mal nach unten gehen uns was zaubern. Hast du Lust mir zu helfen?«

»Ja gern«, sagt Selina.

»Selina, willst du zu Hause anrufen, damit man dich abholt?«, frage ich sie.

»Ja, das sollte ich wohl machen.«

»Sag Bescheid, dass wir in zwei Stunden in Porto Paglia ankommen. Vielleicht kann dich dort jemand abholen.«

Ich reiche ihr das Funktelefon und sie wählt eine Nummer und bittet ihre Mutter, sie im Hafen abzuholen. Dann reicht sie mir das Telefon zurück und sagt, bevor sie zu Eva nach unten geht:

»Danke, meine Mutter wird mich abholen.«

Wir frühstücken in Ruhe und haben dann auch schon Porto Paglia erreicht, wo Selina von Ihrer Mutter abgeholt wird. Danach fahren wir zur Bucht vor unserem Haus und gehen vor Anker.

»Schatz, lass uns kurz nach den Tieren sehen und dann wieder losfahren. Ich möchte noch etwas tauchen gehen und die Ruhe unter Wasser genießen«, sagt Eva und ich war nur zu gern einverstanden.

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