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Читать книгу: «Licht am Ende vom Filz», страница 3

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Die Göttin kehrt zurück

Und so weinte ich jetzt wieder bei meiner Heilpraktikerin, weinte und weinte. Nun verstand ich endlich auch, wieso der Anleiter eines Mann-Frau-Seminars in Findhorn viele Jahre zuvor bei mir davon gesprochen hatte, man spüre deutlich, dass in mir ein Vulkan lauere und wenn ein Mann eine gute Intuition hätte, müsste er um mich einen großen Bogen machen. Damals hatte mich das sehr beschäftigt und noch viel mehr gekränkt.

In diesem anstrengenden Prozess mit den vielen Wut- und Heulanfällen, der sich auch noch auf mehrere Wochen danach erstreckte, hielt ich mich halbwegs mit Filzen an der neuen Puppe zusammen, um nicht völlig verrückt zu werden. Und die sollte sehr groß und sehr schön werden. Das monotone Sticheln in der Wolle beruhigte mich und es gelang mir dadurch viel besser, alles in mir einfach laufen zu lassen.

Mittlerweile hatte ich die Körperteile der Puppe einzeln und oft tränenüberströmt in grober Wolle modelliert und fügte sie nun mit Wollstreifen zusammen zu einem prachtvollen, sehr schlanken Körper. Ich wusste später nicht mehr, wie oft ich die Einzelteile erneut ansetzte, korrigierte, veränderte, es dauerte ewig, wirklich, bis ich das Gefühl hatte, wenigstens die Form des Körpers und die Länge der Gliedmaßen stimmte, weil alles harmonisch zusammenpasste. Nun musste die Puppe noch mit Haut überzogen werden, aber ich besaß keine Wolle in hautfarben, ich musste sie mischen. Und während ich so vor mich hin arbeitete, löste sich dieses Gefühl gänzlich in mir auf, die Göttin für immer verloren zu haben, ich fühlte mich ganz glück-seelig und dachte an die Ankündigung aus dem Vortrag, dass das, was ich in all den Leben danach für unmöglich gehalten hatte, das Unfassbare, nun doch passierte: Die Göttin, meine Göttin, kam zurück, war bei mir und ich spürte sie wieder ganz deutlich, außer wenn ich gerade in den nächsten Prozess gestürzt wurde. Nun wusste ich ja auch, mein Puppe sollte eine Göttinnen-Statue werden. Und in diesen Gedanken und Gefühlen vollendete ich meine prächtige Puppe, die sogar im Sitzen auf die stattliche Höhe von 60 cm kam.

Ich verbrachte einen ganzen Tag damit, meine Puppe einfach nur zu halten, zu streicheln und zu berühren. Dazu lag ich auf dem Sofa, in meine Kuscheldecke gehüllt und mit Blick zum Altar. Dort stand St. Germain, eine andere Puppe, und die hielt mir den Raum. Mit ihr stand die Tür zu St. Germain und dem Tempel der violetten Flamme immer einen Spalt breit offen. Ich hatte mir Kerzen und Räucherstäbchen angezündet und Musik auflegen wollen. Aber nichts passte, so viel ich auch suchte. So lag ich da in Stille. Es war soooo wunderschön! So, als würde ich meinen eigenen Körper im Arm wiegen und mit ihm das Gleiche tun, und ich heulte getröstet in meiner Einsamkeit. Diesmal waren es Tränen des Loslassens, der Reinigung, Heilung und Erneuerung. Die Göttin war zurück, in mir, die Tür zur Göttin hatte sich erneut geöffnet, ich war pure Freude. Und wie um mein Glück noch perfekt zu machen, sprach die Göttin zu mir. In meinem Kopf hörte ich wieder die lautlosen Worte:

"Die Göttin ist zurück. Ich bin Isis, der weibliche Weg in diesem Universum. Du bist ganz und geheilt. Das weibliche Mysterium wurde nie entweiht, es hat sich nur entzogen."

Es kam mir vor, als würde ein ganzer Berg Bedrückung von mir abfallen, eine immense Heilwoge fegte durch meinen Körper. Und ich spürte, dass ich mit meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele – und mit allen Männern und der Welt – endlich in einen tiefen Frieden kam.

Und ich habe mich so gefreut!

Am nächsten Tag drängte es mich, meine Göttin anzuziehen. Dafür brauchte ich Informationen, ich hatte ja eigentlich keine Ahnung von Göttinnen und was die sie so anzogen. Von meiner Schwester, die wunderschöne Skarabäen-Käfer aus grünen Edelsteinen gravierte und mir einmal einen Skarabäus mit der Isis auf der Rückseite schenkte, wusste ich nur, dass es sich bei der Isis um eine ägyptische Göttin handelte, aber das war's auch schon. Ich hatte mich in diesem Leben noch nie damit beschäftigt.

Wie wurde Isis dargestellt im alten Ägypten? Welche Farben, welche Symbole begleiteten sie? Denn nun musste ich ja sehen, wie es weiterging. Also zog ich hochmotiviert los in die Berliner City und fand auf dem Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz einen Stand mit ägyptischen Motiven. Und dort kaufte ich alles, was der an Isis zu bieten hatte: Zwei Stofftaschen, eine Papyros-Zeichnung und einen Henkelkaffeebecher.

Gleich darauf betrat ich ein Einkaufszentrum und in meinem Ungeschick schlug die Tasche heftig gegen die Drehtür. Upps! Der Henkel am Becher zersplitterte laut und mir war, als hätte das eine Bedeutung, um mich herum spürte ich zudem ein Feld von Zorn. Zu Hause angekommen, zündete ich mir eine Kerze an, packte die gekauften Sachen aus und fragte nach innen, was los sei. Ich spürte wieder diesen puren Zorn, so mehr die Kraft selbst ohne irgend einen Zerstörungswillen, es ließ sich schlecht beschreiben. Diesmal aber als Stimme in mir und ich hörte deutlich:

„Ich bin Isis. Wie kannst du annehmen, dass eine patriarchale Souvenir-Kultur dir sagen kann, wie ich aussehen will? Was sollen diese alten Symbole und Farben? Ich bin zu dir gekommen, damit du mich so machst, wie ich jetzt aussehen will. Also höre mir zu!“

Whow! Was für eine Kraft floss da in mir! Und Isis hatte ja so recht. Betroffen warf ich alle Souvenirs weg und befragte stattdessen meine innere geliebte Isis, was sie anziehen wolle. Und fortan hielt ich mich daran. Einen Vormittag z. B. waren wir beide nur unterwegs, um Kissen für ihren Thron zu kaufen, die sie aber hinterher alle wieder verwarf. Die Göttin hielt mich sehr anspruchsvoll und königlich-weiblich in Atem, und in ihrer "edlen" Kompromisslosigkeit erinnerte sie mich ein wenig an Lady Africa.

Aber mittlerweile war es Dezember und ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, ihre Wünsche weiter zu erfüllen, es lagen noch einige Bestellungen vor, die ich zu Weihnachten versprochen hatte und so setzte ich die noch gesichtslose Puppe mit dem Einverständnis der Göttin auf einen provisorischen Thron, hüllte sie in Tücher und vertröstete sie bis ins nächste Jahr.

Es war in der Woche vor meinem Geburtstag im Januar und ich hatte, wie ich glaubte, schon wirklich alle Verletzungen durch Männer in diesem Leben erneut durchlebt und losgelassen, und es bestand da wohl auch ein Zusammenhang zu den Themen "Göttin" und "Seelenpartner". Seit Sanat Kumaras Bemerkung zu Tom ließ ich außerdem all meine Sehnsüchte und Wünsche betreffend eines Partners hochkommen, ohne sie gleich wieder zu verdrängen, und außerdem trauerte ich um die vielen vergeblichen Hoffnungen, die ich mir in diesem Leben schon gemacht hatte.

Meine Geburtstagsstimmung hatte mich gerade in eine kindliche Vorfreude bezüglich Seelenpartner versetzt, in die Gewissheit, das würde nun werden mit Tom und mir, als Sanat Kumara unvermittelt in einer Plauderei zu mir sagte:

"Tom hat sich für eine andere Frau entschieden."

Was? Ich konnte es nicht fassen. Ich fragte nach. Ja, war er denn nun mein Seelenpartner oder nicht?

"Doch, Tom ist dein Seelenpartner, aber er hat sich für eine andere Frau entschieden. Das kommt vor."

Hatte ich das nicht verdient, so viel Glück? Offensichtlich nicht. Na klar, so war es doch schon immer in meinem Leben gewesen.

"Tom hat sich für eine andere entschieden!"

Schon in mein Poesiealbum hatte mir eine Schulkameradin damals geschrieben:

">Und ich habe mich so gefreut!< sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut, ist das nichts?"

Hatte dieses Mädchen geahnt, wie mein Leben verlaufen würde? Und nun das! Die aufgestiegenen Meister hatten mich doch ganz einfach verarscht! Meiner Freundin Sabeth, die gerade anrief, sagte ich, dass ich gerade schon wieder das ätherische Button am Pullover trage, auf dem steht:

"Channeln, nein danke!"

Ich war wütend, traurig, kurzum: Ich tobte schon wieder. Und heulte, heulte und heulte. Natürlich wird der Leser jetzt sagen, ja, wen hat sie denn da gechannelt, aber das muss ich als eine unzulässige Frage entschieden von mir weisen, denn ich hatte genügend Channelings erlebt, um für mich zu erkennen, dass man keinem die absolute Autorität geben sollte, jedes fühlte sich etwas anders an, sagte etwas anderes oder schon wieder das Gleiche. Aber vor allem hatte ich keine Lust mehr darauf, mir unausgesprochen unterstellen zu lassen, dass ausgerechnet ich kein sauberer Kanal sei. Nicht einmal von mir selbst! Es könnte schließlich ja auch an den anderen liegen und außerdem, die hätten es mir vielleicht auch noch bestätigt, was Sanat Kumara mir da sagte...

Aber wie sollte ich das nun einordnen? Ich kannte natürlich die Ausreden von Medien (Channel), wenn nicht eintraf, was sie vorhergesagt hatten: Der andere habe sich eben umentschieden und wäre nicht seiner Seele und damit seiner besten Lebensspur gefolgt. Aber was sollte dann das ganze Konzept von Seelenpartner, wenn dann sowieso alles so lief wie im übrigen Leben? Ich witterte plötzlich eine wichtige Einsicht.

Vielleicht war das ja genau die erste und dusseligste Idee von meiner Seele gewesen, diese Idee mit dem Seelenpartner, die Idee einer besonderen Beziehung? Möglicherweise war das ja erst die Ursache dafür, dass ich überhaupt in die hiesige unangenehm-angenehme Realität abstürzte? Hatte ich nicht im Laufe meines Lebens gründlich gelernt, dass ich all meine Liebesdramen nicht zu persönlich nehmen sollte? Eine spontane Stimmigkeit nach innen mit meiner Seele stand doch immer im Widerspruch zu jeder besonderen Beziehung.

Eigentlich spürte ich zum Beispiel, ich sollte in klarer frischer Waldluft spazieren gehen, aber ein wichtiger Mensch feierte genau an diesem Tag Geburtstag, also verschob ich das, was meine Seele gemeinsam mit meinem Körper für dringend wichtig erachtete, nämlich den Spaziergang, auf später. Und dieses später war manchmal nie. Und ich dachte wieder daran, dass St. Germain einmal zu mir sagte, ursprünglich sei der Mensch hier mit seiner Seele verbunden unterwegs gewesen und hätte sich nicht erst nach dem Tod mit ihr verbunden, da hätte es auch noch kein Astralreich gegeben, und das entstand auch erst, als die Menschen ohne Seelenverbindung nicht nur lebten, sondern auch noch starben.

Ich hatte in meinem Leben gelernt, immer mehr besondere Beziehungen loszulassen. Ich musste deshalb nicht auf Beziehungen verzichten, aber dieser besondere, verbindliche Charakter musste doch auch im Moment stimmen, denn nur in jedem einzelnen Moment war ich lebendig, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Mein Leben und ich selbst wurden sonst zu einer Schattenexistenz, gesteuert von Terminkalendern und Bedürfnissen der anderen um mich herum. Und um mich davor zu schützen, musste ich mich dann sogar mit mir selbst terminlich verabreden, das muss man sich mal vorstellen, es war an Absurdität nicht zu überbieten: In meinem Notizbuch stand dann: Samstag. Zehn Uhr, Schwimmbad. Damit ich es auch ja nicht zuließ, dass wieder was von anderen dazwischen kam. Ja, ich lief schon fast als Zombie herum, also nur noch als seelenlose menschliche Hülle, die irgendwie dann doch noch funktionierte. Es war schon erstaunlich, wie lange das ein menschlicher Körper mitmachte, ohne in Krankheiten und Unfälle zu gehen.

Mir fiel einer der kleinen neugierigen Grünschnäbel ein, und ich musste lächeln bei dem Gedanken. Mit dieser knallgelben Kuschelente machte ich einen Ausflug im Doppeldeckerbus durch Berlin, sie hatte es sich so sehr gewünscht, mal mehr von der Stadt zu sehen. Meine Ente wollte ganz oben und vorne sitzen, und dann schaute sie und staunte. Und als wir die Schlossstraße in Steglitz passierten, sagte sie in meinem Kopf:

"Es ist ja unglaublich, dass diese Leute bei der Schwere und der Dichte und all diesem Zeug hier überhaupt noch leben!"

Und es klang so, als würde ich eine Fabrikhalle besichtigen mit ganz viel Lärm und Dreck und Dunkelheit, eine Umgebung, wie sie von Malern geschichtlich festgehalten worden waren, so sahen die Arbeitsbedingungen in den ersten Fabriken nach der Erfindung der Dampfmaschine aus. Und ich hatte mich auch bei diesen Abbildungen immer gefragt, wie Arbeiter das damals aushalten konnten und dennoch am Leben blieben.

Die Tücken einer besonderen Beziehung

Aber zurück zur besonderen Beziehung. Mittlerweile war ich durch meine ganzen Erfahrungen zu der Überzeugung gelangt, dass es in meinem Leben offensichtlich darum ging, zu lernen, die besondere Beziehung loszulassen. Nur so konnte ich bedingungslos lieben lernen und das war mein Ziel. Wenn ich mich mit jemandem besonders verband, verleitete mich das außerdem dazu, Dinge mit dem anderen unnötigerweise auszuhalten, die ich so bei keinem sonst akzeptiert hätte. Aber ich würde resignieren und sagen:

"O.K., Verständnis zwischen Partnern gibt es nur begrenzt und dieser Partner ist besser als gar keiner. Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach."

Und dann hoffte ich auf eine Besserung oder Änderung, also darauf, dass dieser Menschen irgendwann endlich schicksalhaft doch noch zu mir passen würde. Ich würde versuchen, den Partner doch noch zu ändern und dementsprechend mehr oder weniger massiv auf ihn einzuwirken, und auch das war nicht mehr mein Ding. Ich wollte doch keinen Mann erziehen. Und ich wollte auch nicht erzogen werden. Früher machte ich auch das zugegebenermaßen sehr gründlich. Aber dann erkannte ich, dass alles nicht hilfreich gewesen war, es führte manchmal eher in die abhängige Stagnation als in ein gemeinsames, freudvolles, bewusstes Wachsen, aber auch dieses hatte ich zumindest in Partnerschaften von anderen beobachten können.

Verliebtsein war für mich nach Jahren wiederholter Erfahrungen erst einmal nur ein Magnetismus, der die Leute zusammen brachte mit entsprechenden Drehbüchern um etwas zu lernen, oder weil sie karmisch etwas miteinander zu erledigen hatten. Es bedeutete noch lange kein Dauer-Happy-End, und nicht immer war "Beziehungsarbeit" sinnvoll, deshalb hielt ich es auch nicht für ein Scheitern, wenn eine Beziehung sich änderte oder zu Ende ging, für mich war sie dann einfach vollendet. So wie ein Film irgendwann einfach ganz abgedreht war, selbst die schönste und teuerste Hollywood-Produktion nahm mal ein Ende. Das bedeutete für mich bewusst damit umzugehen. Nicht bei den Sachen stehen bleiben und sie weiter dulden, die eine harmonische Beziehung unmöglich machten. Und Kränkungen in mir überwinden.

Keiner wollte mich je kränken. Was war dann gekränkt? Meine Visitenkarte, mehr nicht, auch wenn es sich gewaltig anfühlte. Im Laufe der Erfahrungen erwarb ich also eine gewisse Immunität, eine Gleich-gültigkeit bei Visitenkartenkränkungen. Wenn ich stattdessen noch dachte, dieser jetzige Mensch sei der einzig wahre, immer und ewig, die große Liebe, der Seelenpartner, der einzige, den es auf der Welt für mich gab, dann hatte ich doch eigentlich das Lernen zu diesem Thema beendet, schade. Auch da traf zu, was Sanat Kumara mir ans Herz gelegt hatte, damals in der Waldhütte und dann immer wieder:

"Schau, womit du dich verbindest!"

Und erst Jahre später verstand ich, warum mein Freund von der Venus, so meldete sich Sanat Kumara am Anfang unserer Beziehung immer, mich auf diese Fährte mit Tom gelockt hatte und erst da konnte ich ihm auch wieder vertrauen. Denn in mir hielt sich einfach unbewusst immer noch der große Traum, da könnte mehr dahinter sein, und es gäbe sie doch, die einzig seligmachende, die ganz besonders große Liebe, und diesen Mann gäbe es außerdem auch nur genau einmal auf der Welt: Mein Seelenpartner.

Welche Bedeutung lag alleine schon in dem Wort! Und das musste raus ans Tageslicht gezerrt werden, ins Licht meines Bewusstseins.

Vielleicht handelte es sich dabei ja nur um einen Archetyp des Unterbewusstseins, diese Geschichte mit dem Seelenpartner. Ein kollektives Märchendrehbuch, ein Drehbuch, das sich in unser Leben drängte, gelagert seit grauer Vorzeit und immer wieder in Remakes realisiert. Auf jeden Fall hatte es wirklich größte Kraft in mir.

Mit meiner Freundin Barbara träumte ich fast täglich von einem gemeinsamen Leben mit meinem idealen Partner, vor allem, nachdem ich eine Weile einen Internet-Channel verfolgt hatte, der uns allen einen Seelenpartner in Aussicht stellte. Damals gab ich mein Nicht-Wünschen, das ich jahrelang bevorzugte, weil meine Wünsche immer nur so stark verdreht zurück kamen, für das Konzept auf, ich müsse selbst wissen, was ich in meinem Leben wolle und es deutlich fokussieren. Dabei hatte ich den freien Wunschmarkt noch gar nicht entdeckt.

Barbara und ich malten uns das Leben mit unserem Seelenpartner in allen Farben aus, so pubertär, wie ich es mir in meinem ganzen vorherigen Leben schon nicht mehr zu träumen gewagt hätte. Und nun das. Sanat Kumara sagte erst, Tom sei mein Seelenpartner. Und jetzt eröffnete er mir, dass Tom sich für eine andere entschieden habe. Schluss mit der wundervollen, erträumten Beziehung, noch bevor es überhaupt damit angefangen hatte. Sanat Kumara versicherte mir auch erneut bei Nachfragen, dass Tom zwar der Richtige sei, aber sich nun für eine andere entschieden haben, das komme eben vor.

Hej, ich kannte doch diese Geschichten von Außerirdischen, die kommen und es dann doch nicht tun und all dem anderen Zeugs, ich hatte so ziemlich alles Kuriose und Heilige gelesen, was mir irgendwie unter die Finger kam, und in den vielen Jahren meiner Channelbeziehung mit Sanat Kumara und anderen aufgestiegenen Meistern hatte ich mich bisher immer darauf verlassen können. Wie unzählige Male zuvor, brach eine vertraute Welt in mir zusammen. An was sollte ich mich bloß halten?

Und dann ging ich alles noch einmal durch: Diese Idee von dem Richtigen, ohne den vieles einfach nicht ging und auf den ich wartete, angefangen mit dem Tango-Tanzkurs und eigentlich das ganze Leben, diese Idee verfolgte mich schon lange. Aber so, wie die Menschen um mich herum Beziehung lebten, konnte ich es nicht. Das war nicht meines, zumindest seit meiner Scheidung mit dreißig. Ich wollte nicht binden, nicht den anderen verändern und auch nicht gemeinsame Hobbies pflegen, wenn schon, dann gemeinsam den Weg des Gottmenschen gehen, zumindest mittlerweile, was auch immer das bedeutete.

Das Frustrationsgefühl in mir musste auch schon älter sein. Ich begann, dieses Gefühl zurück zu verfolgen, durch dieses und durch viele andere Leben, an die ich mich erinnerte. In einem atlantischen Leben spürte ich diesen Frust darüber, dass der Richtige nicht kam, in einer Situation besonders intensiv und so nahm ich an, dass dies die Inkarnation sei, um die es jetzt gerade ging, die es jetzt zu heilen galt, und ich hatte mittlerweile einen Riecher dafür. Ganz deutlich sah ich mich auf einer Insel sitzen, ganz alleine und auf ihn warten, auf diesen Tom: Dass er mit seinem Schiff käme mich zu holen. In meinem Hirn spielte sich sogleich die passende Schlagermelodie ein:

"Ein Schiff wird kommen... "

Ich wartete vergeblich, er kam nie. Und ohne ihn konnte ich meine wichtige Lebensaufgabe nicht erfüllen, das dachte ich zumindest in dem damaligen Leben. Denn das ging nur gemeinsam mit ihm, dazu brauchte ich ihn. Und er kam nicht. Was für eine Tragödie! Leben auf Leben hatte ich danach auf diesen einen gewartet, auf Tom. Auch in diesem Leben. Und wieder war da eine andere. Das hatte natürlich nebenbei zur Folge, dass ich mich erneut durch alle immer noch verdrängten Gefühlsreste hindurch weinte, und da kam so einiges zusammen, aus diesem und aus anderen Leben. Irgendwann beruhigte ich mich wieder und dachte auch nicht mehr so oft an Tom. Lediglich eine gewisse Frustration hielt sich in mir, dass mein Seelenpartner mich nicht haben wollte. Keiner wurde ja gerne abgelehnt.

Die Göttin wird vollendet

Eigentlich erstaunlich: Tom wusste nicht einmal, was da in mir so tobte und stand doch ganz im Mittelpunkt meines Ringens um Ganzheit und Heilung. Und ich sah erstaunlicherweise auch noch keinen Zusammenhang zu der Puppe, dabei fand ich nach meinem Geburtstag und einem kuren Intermezzo mit Lady Africa endlich wieder Zeit und Muße, an der Göttin weiterzuarbeiten. Für ihr Kleid, das grün werden sollte, entwarf ich den Stoff selbst, denn es war mir in all diesen Umständen mehr als klar geworden, dass ich keinen Stoff kaufen sollte. Auf dunkelgrünem Seiden-Voile legte ich dazu Wollflocken und Seidenfasern in Grün- und Goldtönen zu Mustern aus, dabei achtete ich darauf, dass es fast durchsichtige Streifen ebenso gab wie blickdichte und behielt dabei meine Schnittgröße im Auge. Schnitte zu den Puppen anzufertigen fiel mir leicht, das hatte ich seit meinen Keramikpuppen von vor zwanzig Jahren drauf. Ich genoss es, auch das Kleid vollständig bis hin zum Stoff selbst zu entwerfen und auszuführen.

Ja, ich träumte dabei auch davon, mich und meinen dereinst schönen Körper eines Tages auch einmal selbst so exklusiv einzukleiden. Und hatte dabei wieder mal vergessen, dass ich nicht mehr so konnte wie früher, denn diese Näherei brachte mich nervlich ganz schön an die Grenze. Die auf dem grünen Seidenstoff ausgebreitete Wolle- und Seidefasern filzte ich nun ein, Nunofilztechnik nannte man das unter Filzern. Die goldenen Seidenfasern, die ja nicht mit der Wolle geschrumpft waren, kräuselten sich nun wie winzige Schlangenmuster auf dem grünen Untergrund, ein prachtvoller, wahrhaft königlicher Stoff. Ich betrachtete ihn beeindruckt. Als nächstes schnitt ich die Teile zu, die Arme trichterförmig aus dem durchsichtigem dunkelgrünen Voilerest ganz ohne Befilzung, das Kleid dagegen trägerlos mit besonders blickdichter und akzentuierter Oberpartie. Eigentlich fand ich das jammerschade, denn gerade der Busen war mir sehr gelungen, aber die Göttin bestand auf Etikette. Für die Näharbeit nahm ich mir viel Zeit und Ruhe und machte Pausen, sobald der Frust mich einholte und so ging es sehr langsam vorwärts. Schließlich konnte ich meine Göttin wahrhaft standesgemäß einkleiden.

Aber was sollte ich mit den Haaren machen? Ich hatte kein Geld um eine Echthaarperücke zu kaufen, auch nicht in Puppengröße. Und Plastikhaare auf Wollkörper erschien mir wie ein Stilbruch. Da fiel mir ein, dass eine Großtante mir ihren dicken nussbraunen Zopf geschenkt hatte. Den hatte sie aufgehoben, seit sie sich mit dreißig zu einer Kurzhaarfrisur entschloss. Ich holte ihn hervor. Das Haar befand sich immer noch in einem guten Zustand und wirkte besonders dick und sehr kraftvoll, Ja, das stimmte. Aber sollte ich nun wirklich auch noch eine Echthaarperücke knüpfen? Nicht, dass ich Knüpfen nicht gelernt hätte, in meinem Arbeitslehrestudium. Aber diese kleinfitzelige Arbeit war bestimmt nichts für meine Nerven! Und das Geld fehlte auch, um sie mir knüpfen zu lassen.

Da kam Isis mir zur Hilfe. Sie beschrieb mir nämlich, wie sie sich ihren Hut vorstellte. Wenn aber die Puppe einen Hut bekam, dann konnte ich darunter mit den Haaren ja ziemlich mogeln. Das freute mich. Ich legte mir die Haare auf einem Stoffband mittig zurecht, breitete ein zweites Band obenauf und nähte mit der Maschine darüber. Die so entstandene Haartresse nähte ich nun mit der Hand in Spiralen auf dem Isis-Kopf fest und filzte außerdem von unten nach oben ein paar Haare mit gleichfarbiger Wolle an die Kopfhaut, damit da kein Kahlkopf zu sehen war, falls jemand die Haare anhob. Ich legte ihr einen Mittelscheitel und schnitt die Frisur zurecht, ich entschied mich dabei für langes, gerade geschnittenes Haar, und so stimmte es auch.

Damit konnte ich äußerst zufrieden sein, die Puppe sah toll aus. Als nächstes modellierte ich den Hut ganz aus grobem Filz und bezog ihn mit Wolle und Seide, das Hellgrün des Kleides mit seidigem Gold. Die Göttin bat nun um zwei Hörner, von denen ein Schleier herabfallen sollte. Erst gab sie mir zu verstehen, dass zwischen diesen Hörnern eine goldene Scheibe hängen müsse, war aber später doch damit einverstanden, dass ich die goldene Scheibe nur andeutete, zwischen den Hörnern erhaben als Halbkugel auf dem Hut.

Nun fehlten nur noch die Finger und das ganze Gesicht der Puppe. Diese Arbeiten beanspruchten besonders viel Zeit und Hingabe. Die Füße hatte ich in gelbgoldene Pantoffeln gesteckt bzw. einfach aufgefilzt, so musste ich nicht auch noch die Zehen ausformen. Mit den vorhandenen Wollsorten und Nadeln war ich auch noch nicht zufrieden, aber besser ging es nicht.

Schließlich hörte der Kritiker in mir mit dem Herumgemäkel auf. Irgendwann würde ich in meiner Werkstatt viel mehr Farbnuancen und Wollsorten zur Auswahl besitzen, und dann würde ich noch schönere Puppen machen können. Aber mit meinen damaligen Mitteln war die Isis die bestmögliche Puppe, und damit in den dreißig Jahren Puppenmacherei mein bisheriges Meisterstück. Und so erklärte ich meine beste Puppe, die Göttinnen Isis, offiziell für vollendet und betrachtete sie zufrieden. Der Perfektionist in mir, der durchaus die paar Mäkel im Auge behielt, wurde auf das nächste Mal vertröstet. Ich sah mittlerweile auf eine fünfmonatige Arbeit zurück und staunte selbst über meine Leistung.

Ich liebte diese Puppe über alles und bewunderte sie immer wieder, vor allem ihre Kraft und ihren Ausdruck. Wäre es nur um das Filzen alleine gegangen, ich hätte die Puppe in hundert bis zweihundert Stunden herstellen können, selbst mit viel Liebe bis ins letzte Detail. Aber ich musste ja auch in mir selbst die Gaben der Göttin, diese Heilung und Ganzheit verankern, also ganz Frau sein, so dauerte es viel länger. Später wusste ich, dass ich mich eigentlich mit all diesen Prozessen selbst eingeweiht hatte in das Licht der Göttin.

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9783742722973
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