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Sieht man sich ein Trugbild an, steckt keine Ordnung darin. Doch der Tod ist friedvoll und ruhig. Viele Menschen machen dieselben Erfahrungen bei Nahtod-Erlebnissen. Der Zustand Tod scheint sehr geordnet und klar zu sein.

Nicht der Tod ist eine Illusion, sondern die Angst vor dem Tod. Die Angst vor der Getrenntheit, dass wir getrennt leben für alle Ewigkeit. Diese Angst ist die Illusion. Man lebt nicht lange in Getrenntheit.

Wenn wir sterben, gehen wir zurück zur Einheit. Wenn wir dann wiedergeboren werden, werden wir wiedergeboren in ein Leben bestehend aus Getrenntheit und Einheit. Der Wachanteil ist getrennt, der Traumanteil ist getrennt. Der Schlafanteil ist Einheit. Von dort gehen wir eine Weile zurück zur kompletten Einheit. Nach einem langen Schlaf kehren wir zurück zu einem neuen Leben, mit einem neuen Körper und neuen Lernaufgaben. Ich finde, das ist wundervoll.

JNM: Besten Dank Herr Dr. Amit Goswami für das aufschlussreiche und sehr ausführliche Gespräch.

Das Film-Interview und das weiterführende Gespräch liefen bestens und Dr. Goswami und ich beschlossen, mit einem echt „knuddeligen“ Selfie das Treffen zu beenden. Wir vereinbarten auch noch, dass er unbedingt in naher Zukunft wieder einmal nach Deutschland zu einem Kongress kommen soll und ich mich für ihn einmal schlau mache, was Sache ist und wie dies organisiert werden könnte. Wir bestellten uns also diesmal ein UBER-Taxi und keine zwei Minuten später waren wir auf dem Weg zu Dr. Rupert Sheldrake.


Dr. Rupert Sheldrake

Interview mit Dr. Rupert Sheldrake in London

Nach relativ kurzer Fahrt kamen wir in einer Siedlung an, welche am Rande eines parkähnlichen Waldstücks – aber doch noch relativ nahe am Stadtzentrum – lag. Dort wurden wir, mit der bekannten britischen Höflichkeit, von Dr. Rupert Sheldrake begrüßt. Wir begleiten ihn hinauf in den 1. Stock seines Hauses in sein Arbeitszimmer. Wie ich es mir schon gedacht hatte, war es randvoll - bis an die Zimmerdecke - mit Büchern zu fast jedem Wissensgebiet. Wir bereiteten das Gespräch vor, während sich Dr. Sheldrake im Nebenraum in Schale warf. Dies ist allerdings für Briten nicht üblich, erklärte mir Ulrich, der lange Jahre in London gelebt und gearbeitet hatte, bevor er seine Psychologie-Praxis eröffnete. Je einfacher und abgetragener die Kleidung und je bescheidener die Art der Selbst-Darstellung ist, umso höher das öffentliche Ansehen der Person bzw. des Forschers. Es ist also keine typisch deutsche Eigenschaft, aber durchaus sympathisch. Und so war auch die ganze Art von Dr. Sheldrake: Britisch korrekt und sehr sachlich. Wir spürten in seinem Haus, welches mit Sicherheit schon mehrere hundert Jahre alt sein dürfte, einen zauberhaften Charme, ähnlich einem Harry-Potter-Film oder der pfiffig schlauen Miss Marple. Mich hätte es in dieser Atmosphäre nicht verwundert, wenn plötzlich ein Besen durch den Gang schwebend ins Arbeitszimmer levitiert wäre. Ja, das hatte etwas besonders – eine Kulisse wie in einem „Hollywood-Thriller“ a la „Illuminati“ mit Tom Hanks. Nur, dass diesmal Dr. Rupert Sheldrake die Hauptrolle spielte. Ein Set, das kaum zu toppen war. Aber Bruno, mein Kameramann, hatte zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Augen für diese Kulisse, sondern gab uns zu verstehen, dass wir gerne mithelfen dürfen, die Technik aufzubauen, damit wir keine Zeit mehr verlieren. Dies taten wir dann auch sofort. Ich hätte mich noch gerne weiter in der Bibliothek umgesehen. Vielleicht klappt es ja das nächste Mal. Dr. Sheldrake meinte, wir sollen uns das Zimmer so richten, wie wir es für nötig halten. Mir gefiel die Perspektive vor dem alten, offenen Kamin, zwischen den Bücherregalen, auf dem viele kleinere Artefakt-ähnliche Utensilien lagen, am besten für den Dreh.

Es war wieder beeindruckend, wie souverän Dr. Sheldrake meine Fragen beantwortete und wie er auch bei meinen vielen Nachfragen seine Erkenntnisse und den neuesten Sachverhalt sehr überzeugend und verständlich erläuterte. Seine Ausführungen zeigen deutlich, dass wir unser veraltetes Weltbild massiv verändern müssen und wir noch kein wirklich treffendes Bild für unsere Realität und dem Phänomen des Bewusstseins haben. Er erläuterte uns, dass die Mainstream-Wissenschaft tatsächlich nur einem zeitlich vergänglichen Dogma folgt, wie schon Thomas Kuhn in seinem berühmten Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ (1996 erschienen) aufzeigen konnte. Es besteht also für die nahe Zukunft durchaus Hoffnung, dass die neuen Erkenntnisse aus den Bereichen der Nahtod-Forschung und der Parapsychologie bei einem größeren Forscherpublikum Gehör finden werden.

JNM: Dr. Sheldrake, vielen Dank für das Interview. In Ihrem Buch „Der Wissenschaftswahn“ kritisieren sie die westliche Wissenschaft. Sie sagen, unsere materialistische Weltsicht ist weit entfernt von der Realität, dass die Wissenschaftstheorien in Wahrheit Glaubenssache sind. Wie konnte in der Wissenschaftswelt der Dogmatismus so sehr Fuß fassen, dass nur eine Sichtweise zugelassen wird?

RS: Ich denke, jede Form der Wissenschaft wird irgendwann dogmatisch. Das berühmte Buch von Thomas Kuhn „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ zeigt, dass es zu jeder Zeit eine offizielle Weltsicht gab, die den Leuten in der Schule beigebracht wurde. Sie ist der Rahmen für Beförderungen und Auszeichnungen. Das offizielle Dogma ändert sich im Laufe der Zeit. Momentan ist das Dogma die materialistische Weltsicht. Obwohl diese Sicht sehr solide ist, glauben viele Wissenschaftler nicht daran. Sie geben es nur nicht zu, wenn sie auf Arbeit sind. So wie auch in Russland viele Leute nicht an den Kommunismus glaubten, es aber nicht in der Öffentlichkeit gesagt haben.

Ich kenne viele Wissenschaftler, die der Meinung sind, dass wir das materialistische Weltbild hinter uns lassen müssen, aber nur wenige würden das öffentlich zugeben. Spricht man jedoch privat mit ihnen, gibt es einen großen Unterschied zur offiziellen Meinung. Viele Wissenschaftler sind privat sehr viel offener als in der Öffentlichkeit.

JNM: Das bedeutet aber auch, dass wegen Ansehen, Geld und Jobs die Wissenschaft vom Fortschritt abgehalten wird.

RS: Für Forscher ist es wichtig, Forschungsgelder zu erhalten, also können sie der materialistischen Sicht nicht offen widersprechen. Die Wissenschaftler müssen ihre Jobs behalten, das Richtige tun, um befördert zu werden, usw. Es ist ein sehr konservatives Umfeld.

Was den Dogmatismus ebenfalls erhält, ist die Tatsache, dass viele Leute, die keine Wissenschaftler sind, die Wissenschaft zu einer Art von Religion erhoben haben: Die Religion der Wissenschaftlichkeit, der Glaube, dass Materialismus die letzte Wahrheit ist. Dies ist ein Teil ihrer Weltsicht, und sie werden wütend, wenn irgendjemand ihre Weltsicht in Frage stellt. Es ist nicht nur eine Theorie, es ist eine Weltsicht, eine Glaubenslehre, auf der ihr Leben basiert.

JNM: Es ist also eine Frage der festen Überzeugungen?

RS: Für viele Menschen ist es eine Frage der festen Überzeugungen. Vor allem bei den Atheisten, denn sie glauben fest daran, dass es keinen Gott gibt. Die materialistische Weltsicht bestätigt ihren Glauben. Die Wissenschaftler, die keine Atheisten sind – und die meisten Wissenschaftler sind keine Atheisten, Studien haben gezeigt, dass nur 25 Prozent der Wissenschaftler in Großbritannien und Deutschland Atheisten sind – sind viel flexibler in ihrer Weltsicht. Doch sie wollen keinen Ärger bekommen, indem sie das zugeben.

JNM: Das wird sich auch nicht ändern.

RS: Vielleicht schon. Es gibt eine neue Bewegung in der Wissenschaft, die alten Dogmen werden aufgeweicht. Zum Teil, weil es viele Krisen in der Wissenschaft gibt. In der Kosmologie gibt es Probleme mit der Multiversum-Theorie, viele Kosmologen glauben, dass es viele weitere Universen gibt. Doch das ist Spekulation und keine Wissenschaft mehr.

In der Biomedizin und der Psychologie gibt es die Replikations-Krise. Die meisten Arbeiten, die in der Wissenschaft veröffentlicht wurden, können nicht exakt wiederholt werden. Das hat zu einer Vertrauenskrise in der Wissenschaftswelt geführt.

Es gibt auch Probleme mit dem Genom-Projekt. Es hat sich gezeigt, dass die Gene nicht so viel weitervererben, als wir dachten. Man glaubte, die Gene würden etwa 80 Prozent der Vererbung besonderer Merkmale erklären, doch es sind nur fünf bis zehn Prozent. Wenn die Gene es nicht erklären, was dann? Auch das führte zu einer Art Krise und die Erkenntnis, dass wir nicht so viel wissen, wie wir dachten.

JNM: Wo ist ihrer Meinung nach die größte Lücke in der Wissenschaft? Auf welchem Gebiet der Wissenschaft stehen wir auf festem Grund, und auf welchem Gebiet wissen wir am wenigsten?

RS: Viele der Fakten der Physik, Chemie, Mikrobiologie sind ziemlich sicher. Viele der Beobachtungen aus der Astronomie sind weit verbreitet. Nicht so weit verbreitet ist die Interpretation dieser Fakten. Sogar in der Chemie wissen wir nicht, wie Proteine sich zusammenfalten, um ihre dreidimensionale Struktur zu erhalten. Dieses Problem wurde noch nicht gelöst. In der Mikrobiologie kennen wir die Sequenz der Gene, aber wir wissen nicht, wie diese Gene den Organismen Leben geben. Wir wissen nicht, was genau sie tun. Also sogar in der Mikrobiologie und in der Chemie und der Astronomie, die am besten erforschten Gebiete der Wissenschaft, gibt es vieles, was wir immer noch nicht wissen.

In der Astronomie gibt es seltsame Himmelskörper: Pulsare, Quasare, und wir wissen nicht, was genau sie sind. 96 Prozent des Universums sind uns komplett unbekannt, in der Form von Dunkler Materie und Dunkler Energie. Es ist überwältigend, sich vorzustellen, dass wir den größten Teil der physikalischen Realität nicht kennen. Sogar in diesen gut erforschten Gebieten sind eine Menge Fragen offen.

Die meisten werden mit mir übereinstimmen, dass das Gebiet, über das wir am wenigsten wissen, das Bewusstsein ist. Die Bewusstseinsforschung gehört zu den interessantesten Gebieten der Wissenschaft, gerade weil wir so wenig über unseren eigenen Verstand wissen. Wir wissen natürlich viel über den Aufbau der Gehirne, wir wissen, welche Teile des Gehirns aktiv werden, wenn wir denken, wenn wir träumen. Dennoch verstehen wir die Natur des Bewusstseins nicht. Deswegen wird in wissenschaftlichen Kreisen die bloße Existenz des Bewusstseins auch „das schwierige Problem“ genannt, denn es gibt keine wissenschaftliche Erklärung, warum wir überhaupt ein Bewusstsein haben. Man kann ein Gehirn erforschen, auf einer materiellen Ebene, doch sagen diese Forschungen nichts aus über das Bewusstsein an sich. Die traditionelle Sicht besagt, dass unser Bewusstsein eigentlich nichts tut, oder dass es nur eine Illusion ist, dass es keinen Zweck hat. Ich halte das nicht für sehr plausibel und es wird unter Wissenschaftlern viel über die Natur des Bewusstseins debattiert, wo es herkommt und wie verbreitet es im Universum ist. Beschränkt es sich auf Gehirnfunktionen oder geht es darüber hinaus?

JNM: Gewissermaßen sagen Sie, dass einige Bereiche der Wissenschaft sicher sind, solange sie anwendbar sind. Wir können zum Beispiel Flugzeuge bauen. Aber man kann nicht immer erklären, warum es funktioniert.

RS: Die heutigen technischen Möglichkeiten sind immens beeindruckend. Jeder weiß, wie beeindruckend Smartphones und das Internet und Chatrooms sind. Das alles funktioniert, aber es heißt nicht, dass wir verstehen, wie es funktioniert. Zum Beispiel ist die Natur der Elektrizität und der elektrischen Felder nicht geklärt, aber wir können sie nutzen. Doch was genau ist ein elektrisches Feld?

In der Physik gibt es die Superstring-Theorie. Demnach können die elektrischen Felder verbunden sein mit einem zehn-dimensionalen Feld. Aber niemand weiß, ob diese zehn-dimensionalen Felder wirklich existieren. Die Fragen nach Gravität, Magnetismus und Elektrizität sind tatsächlich noch nicht alle geklärt.

JNM: Das bedeutet, dass der Wissenschaftler in gewisser Weise einem Maurer ähnelt, der seine Mauer baut und es gut macht, aber nicht unbedingt die Physik dahinter verstehen muss, denn alles, was er zu tun hat, ist die Mauer zu bauen. Auf diese Weise kann ein Wissenschaftler im Praktischen sehr erfolgreich sein, ohne alles zu verstehen.

RS: Manche Gebiete der Wissenschaft sind mehr pragmatisch, auf die Anwendung bezogen, wie zum Beispiel Technologie, Ingenieurswesen, wo die Leute herausfinden, was funktioniert. Darin sind sie sehr gut.

In den fundamentaleren Wissenschaften, wie der theoretischen Physik, ist das meiste, worüber sie debattieren, wie die String-Theorie, komplett nutzlos, und kann in der Praxis nicht getestet werden. Eines Tages könnte sie zu einem tieferen Verständnis der Dinge führen, aber das wissen wir nicht. Es gibt also Gebiete der Wissenschaft, die rein spekulativ und theoretisch sind.

JNM: Anders gesagt, es ist eine Sisyphusarbeit, alles vollständig verstehen zu wollen?

RS: Manche Leute haben ein großes Verlangen, alles zu verstehen und hinter die Kulissen zu blicken. Andere Leute sind pragmatischer. So ist das in jedem Arbeits- und Lebensbereich. Einige Wissenschaftler bemühen sich, die tiefere Natur der Dinge zu verstehen. Ein gutes Beispiel ist Einstein. Er hat kaum Zeit darauf verwendet, praktische Dinge zu tun. Er hat nichts erfunden, aber er erreichte tiefe Einblicke in die Natur von Raum und Zeit.

Diese Unterteilung finden wir auch in anderen Gebieten. Es gibt Theoretiker, die große Theorien über politische oder wirtschaftliche Dinge verfassen, aber kaum etwas mit der Praxis zu tun haben.

JNM: Gehen wir noch mal auf das Thema Bewusstsein ein. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie angedeutet, dass das Bewusstsein nicht vom Gehirn erschaffen wird. Wie würden Sie das Bewusstsein definieren? Als Biologe und generell als Wissenschaftler?

RS: Ich glaube nicht, dass das Bewusstsein ein Produkt der Gehirnaktivitäten ist. Materialisten sagen, das Bewusstsein ist das, was das Gehirn tut, aber das denke ich nicht. Offensichtlich hat das Bewusstsein etwas mit Gehirnen zu tun – wenn man kein Gehirn hat, ist auch kein Bewusstsein vorhanden, oder wenn das Gehirn beschädigt wird, hat es Auswirkungen auf das Bewusstsein.

Wir wissen, dass es eine Beziehung zwischen dem Bewusstsein und dem Gehirn gibt, die Frage ist, welche Art von Beziehung? Das verlangt, dass wir über die Beziehung von Körper und Bewusstsein generell nachdenken.

Weitere Fragen sind: Ist das Bewusstsein auf Gehirne beschränkt? Ist es auf Mensch und Tier beschränkt? Gibt es eine Art von universellem Bewusstsein in der ganzen Natur? Die Idee, dass das Bewusstsein überall vorhanden ist, nennt man Panpsychismus oder Animismus. Pan bedeutet überall, Psyche bedeutet Verstand oder Seele. Es gab kürzlich eine Art Revival des Panpsychismus, überraschenderweise unter den materialistischen Philosophen, denn das „schwierige Problem“ ist so schwer zu lösen, dass sie viel radikaler werden mussten.

Wenn die Materie kein Bewusstsein hat, wie traditionelle Materialisten annehmen, ist es extrem schwierig zu erklären, wie Gehirne ein Bewusstsein erlangen können, wie etwas komplett Neues entstehen kann aus etwas, das eben keinerlei Bewusstsein hat. Die Panpsychisten sagen, es gibt eine Art von Bewusstsein sogar in Elektronen und Atomen, das Bewusstsein des menschlichen Gehirns unterscheidet sich davon nur in der Tiefe.

Ich selbst halte viel von Panpsychismus, aber dann stellt sich die Frage, wie muss man sich das Bewusstsein eines Elektrons oder Atoms vorstellen?

Ich denke, der interessanteste Vorschlag kommt von dem britischen Philosophen Alfred North Whitehead, er schrieb in den 1920er Jahren. Whitehead gehörte zu den ersten, die die Quantenphysik verstanden haben, denn er war nicht nur Philosoph, sondern auch Mathematiker.

Die Quantenphysik lehrt, Materie ist bzw. sind nicht irgendwelche Dinge, die man herumschiebt. Materie ist aus Wellen zusammengesetzt, also ist sie ein Prozess. Wenn die Materie ein Prozess, eine Welle ist, dauert sie an. Wellen brauchen Zeit, man kann keine Welle in einem Moment haben. Man kann auch keine Welle an einem bestimmten Punkt haben, sie bewegt sich durch Zeit und Raum.

Es ist vergleichbar mit Wellen auf See, sie bewegen sich, genauso verhält es sich mit der Materie. Ein Stück davon wäre keine Welle mehr. Man wüsste die Wellenlänge nicht und die Charakteristiken der Welle. Das bedeutet, nichts im materiellen Universum steht fest, alles fließt wie Wellen. Sie haben eine Vergangenheit und eine Zukunft.

Whiteheads ursprünglicher Vorschlag war, dass das Bewusstsein eher zeitlich als räumlich an den Körper gebunden ist. Normalerweise sprechen wir über das Bewusstsein, als wäre es innen und die Welt außen, was eine sehr räumliche Definition ist. Nach seiner Ansicht sollten wir das Bewusstsein als zeitlich sehen. Der Verstand ist wie der zukünftige Pol, wie ein Pol in der Zeit. Der Körper ist der vergangene Pol. Unser Verstand ist vor allem beschäftigt mit Möglichkeiten, und mit der Wahl zwischen den Möglichkeiten.

Wenn wir eine Wahl treffen, wie wir unseren Arm heben, ist die Bewegung ein messbarer Fakt. Aber die Möglichkeiten sind nicht messbar, denn sie sind Möglichkeiten und keine materiellen Objekte.

Sogar Elektronen kann man in der Physik mit Schrödingers Wellen-Gleichung erklären. Die Gleichung zeigt alle Möglichkeiten auf, was ein Elektron tun kann. Doch wenn das Elektron mit etwas interagiert, kann es von all den Möglichkeiten nur eine wählen. Kollabiert es zum Beispiel, ist das ein physikalischer Fakt.

Also ist der Verstand beschäftigt mit zukünftigen Möglichkeiten, und seine Hauptfunktion ist es, zwischen den Möglichkeiten zu wählen. Das ist der bewusste Verstand.

Das Wesen unseres Bewusstseins ist es, zwischen Möglichkeiten zu wählen. Diese mentale Aktivität ist nicht physisch. Auch Schrödingers Wellen-Gleichung beobachtet man nicht in der Natur, sie ist eine Beschreibung der Möglichkeiten, nach statistischer Wahrscheinlichkeit. Doch sind diese Möglichkeiten selbst keine physikalischen Fakten. Das, so glaube ich, ist das Wesen unseres Verstandes und unseres Bewusstseins.

JNM: Wenn Sie sagen, der Verstand wägt die Möglichkeiten ab, glauben Sie, es steckt ein Sinn, ein Ziel dahinter?

RS: Ich denke, hinter jeder biologischen Aktivität steckt ein Ziel. Jede Pflanze, die sich entwickelt, hat das Ziel, ihre materielle Form zu erreichen. Tiere handeln zielgerichtet. Wenn ein Hund hungrig ist und einen Knochen sieht, versucht er, an den Knochen zu gelangen. Wenn ein Hund eine läufige Hündin sieht, versucht er, zu ihr zu kommen. Die ganze biologische Natur ist zielgerichtet. In mathematischen Modellen der Entwicklung von tierischem Verhalten werden diese Modelle nun in Form von mathematischen Dynamiken gemacht. Dynamiken beschreiben, wie man zu einem Ziel hingezogen wird. Es besteht in den mathematischen Wissenschaften kein Zweifel am zielgerichtet sein.

JNM: Sie sagen, Pflanzen und Tiere handeln zielgerichtet, und dass das leicht zu beobachten ist. Um es auf eine höhere Ebene zu heben: Glauben Sie, dass Leben hat einen Sinn? Glauben Sie, das Universum hat ein Ziel? Wie weit kann man das Konzept des „zielgerichtet sein“ ausdehnen?

RS: Ich weiß nicht, wie weit man das Konzept ausdehnen kann. Das gehört zu den großen Unbekannten. Leute, die in theologischen Konzepten über den Sinn des Lebens und des Universums nachdenken, oder auch nur in philosophischen Konzepten, kommen oft auf den Gedanken, dass das menschliche Bewusstsein Teil des großen Planes ist. Doch wenn das so ist, warum ist es notwendig, Milliarden von Galaxien zu haben? Warum ist es notwendig, Milliarden von Käferarten im Amazonas zu haben? Es scheint eine unnötige Verschwendung, wenn das ultimative Ziel der Evolution der Präsident der Vereinigten Staaten ist, oder die EU, oder Intellektuelle. Wenn es nur um den menschlichen Verstand oder menschliche Wissenschaftler geht, warum brauchen wir so viel im Universum?

Für mich sieht es so aus, als wäre die Kreativität des Universums nur der Kreativität wegen da. Es gibt eine unglaubliche Kreativität in der Natur, die sich in der Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere zeigt. Auch im menschlichen Leben zeigt sich eine immense Kreativität in den verschiedenen Kulturen, Hautfarben, in der Kunst, in den Produkten, die wir herstellen. Kreativität scheint ein Teil des Zwecks zu sein, aber die Kreativität muss nicht unbedingt ein Ziel haben. Diese Milliarden Insektenarten im Amazonas, warum so viele? Es scheint, als wäre die Kreativität nicht zielgerichtet. Ich denke, der Sinn des Universums ist Kreativität. Und diese Kreativität ist nicht immer zielgerichtet.

JNM: Die Kreativität ist nicht immer pragmatisch, sondern eher so zum Spaß?

RS: Es könnte nur zum Spaß sein. Im Hinduismus gibt es ein interessantes Konzept, bei dem das Universum als „Lila“, das Spiel Gottes, bezeichnet wird.

Ich halte es für ein sehr gutes Konzept, und nach allem, was wir wissen, scheint es wahr zu sein.

JNM: In Ihrem Buch „Der Wissenschaftswahn“ sagen Sie, dass seit der Zeit Platons die Wissenschaft sich auf Mathematik konzentrierte. Sie wandte sich ab von der lebendigen Natur und von Philosophie und Spiritualität. Sehen Sie die Quantenphysik als Lösung an, oder ist sie nur eine andere Falle, die uns weg vom Wesentlichen führt?

RS: Ich halte die Quantenphysik für eine großartige Errungenschaft, aber es ist die Physik der allerkleinsten Teile. Ein Quantum ist die kleinste Maßeinheit. Oftmals sprechen Menschen metaphorisch von einem Quantensprung, dabei ist ein Quantensprung nur der kleinste, mögliche Grad der Veränderung.

Die Quantenphysik beschäftigt sich mit dem mikroskopischen Bereich. Das Bewusstsein mit der Quantenphysik erklären zu wollen, scheint für mich Reduktionismus zu sein, also der Versuch, Dinge des Makrokosmos mit dem Mikrokosmos erklären zu wollen. In der Biologie ist es der Versuch, alle Bereiche des Lebens mit den Begriffen der Moleküle erklären zu wollen. In der Physik ist es der Versuch, alle Bereiche der Materie mit subatomaren Partikeln erklären zu wollen.

Der Versuch, alles mit Begriffen aus dem kleinsten Bereich erklären zu wollen, ist selbst eine Falle. Die mathematische Natur der Quantenphysik ist ein Problem, nicht für mich sondern für die Quantenphysiker. Mathematik funktioniert nur, wenn man mit sehr kleinen Systemen arbeitet. Die Quantenphysik funktioniert nicht bei komplexen Molekülen.

Wenn es zu Prozessen des Lebens kommt, spielt die Quantenphysik eine Rolle, in der Photosynthese beispielsweise. In den Zellen gibt es Quantenprozesse, und alles Lebendige basiert auf Zellen. Aber es ist fraglich, ob in makroskopischen Bereichen wie dem Gehirn die Quantenphysik angewendet werden kann. Um lebendige Organismen wie Gehirne und Zellen zu verstehen, brauchen wir ein anderes Feld, das ich das morphogenetische Feld nenne. Ich bin dagegen, es alles auf ein Quantenlevel reduzieren zu wollen.

JNM: Das ist ein aufregender Kommentar. Sie sagen, dass morphogenetische Feld und die Quantentheorie passen nicht zusammen?

RS: Ich sage, die Quantentheorie ist eine Theorie der kleinsten Teile, sie beschäftigt sich mit Proteinen, Atomen und Molekülen, und mit Licht und Strahlung. Die Frage ist, wenn man zu komplexen Molekülen und Zellen kommt, muss man es dann in die kleinsten Teile aufbrechen, um auf den Quantenlevel zu kommen? Oder ist es so etwas wie Quantenfelder? Doch Felder sind auf einem viel höheren Level. Die holistischen Konzepte der lebendigen Zelle sind holistisch, sie können nicht auf die kleinsten Teile reduziert werden. In der Quantenphysik geht es um die kleinsten Teile, nicht um ganze Zellen. Wir sollten besser versuchen, mit einem holistischen Ansatz zu erklären, was in Zellen oder Gehirnen vorgeht, und die Frage, wie das zur Quantentheorie passt, fallen lassen.

JNM: Was geschieht mit dem Bewusstsein nach dem Tod? Gibt es Hinweise auf ein Leben nach dem Tod, oder dafür, dass das Bewusstsein in irgendeiner Form weiter existiert?

RS: Meiner Meinung nach gibt es Beweise für ein Weiterleben nach dem körperlichen Tod. Diese fallen in verschiedene Kategorien.

Der überzeugendste Beweis für das Weiterleben von Irgendetwas nach dem Tod sind Kinder, die sich an frühere Leben erinnern. Über diese haben Ian Stevenson und andere geforscht. Ihre Studien zeigten, dass manche Kinder, wenn sie noch sehr jung sind, über ein früheres Leben sprechen. Dabei wissen sie Details, die sich später als richtig herausstellen. Alles spricht dafür, dass es wahr ist.

Dabei stellt sich die Frage, was weitergegeben wird. Es sind nicht alle Erinnerungen oder Aspekte der Persönlichkeit. Die Frage ist auch, wie ist die Beziehung zwischen Erinnerungen und Persönlichkeit? Sogar Buddhisten und Hindus haben unterschiedliche Interpretationen zum Thema Wiedergeburt. Das ist ein alter philosophischer Disput: Was ist es, das den Tod überlebt und wiedergeboren wird? Es ist nicht unbedingt das gesamte Bewusstsein.

Die Fälle, die Stevenson studiert hat, sind nicht typisch. Von den über 2000 Fällen, die er untersucht hat, war die große Mehrheit in ihrem früheren Leben ermordet worden, oder zumindest gewaltsam und plötzlich gestorben.

Leute, die an Reinkarnation glauben, sagen, wir alle werden wiedergeboren, aber nur diese Leute erinnern sich daran. Es kann aber auch sein, dass es eine Ausnahme ist. Dass Leute, die nicht wussten, dass sie sterben werden, eher dazu neigen, sich an frühere Leben zu erinnern.

Die andere Kategorie von Reinkarnationen, die ich beeindruckend finde, sind tibetanische Lamas. Sie versuchen absichtlich, wiedergeboren zu werden, wie zum Beispiel der Dalai Lama. Wenn diese fortgeschrittenen Lamas sterben, führen sie Praktiken aus, damit sie wiederkehren und ihre Karriere als Lehrer fortführen können. Der Dalai Lama ist der 14. in einer Reihe. Die Tibeter finden mit quasi-wissenschaftlichen Tests heraus, wer der wiedergeborene Lama ist. Natürlich hoffen viele Tibeter, dass ihre Kinder als wiedergeborene Lamas erkannt werden, weil es den Reichtum der Familie sehr vergrößern würde. Sie müssen also herausfinden, welcher echt ist.

Weitere Hinweise kommen aus dem medialen Bereich, Channelings durch Medien, die behaupten, Nachrichten von Verstorbenen zu überbringen. Manche dieser Botschaften haben Details, welche die Medien nicht wissen konnten. Doch wir wissen nicht, hat die ganze Persönlichkeit überlebt oder nur ein Teil der Erinnerungen? Loggt sich das Medium in die Erinnerungen dieser Verstorbenen ein, anstatt Kontakt mit der Person selbst zu haben? Das Ganze ist etwas unsicher.

Auch die Hinweise durch Nahtoderfahrungen sind unsicher, denn schließlich sind es Nahtoderfahrungen, und nicht Toderfahrungen. Per Definition sind diese Leute nicht gestorben, zumindest nicht dauerhaft, sie waren also nicht tot, als sie diese Erfahrungen machten.

Letztendlich ist es eine Glaubensfrage. Für Atheisten und Menschen, die nicht an ein Leben nach dem Tod glauben, ist es Teil ihres Glaubenssystems und ihrer Weltsicht, dass es unmöglich ist. Für Leute, die nicht an eine atheistische Weltsicht glauben, ist es eine offene Frage.

JNM: Die Kinder, die Stevenson studierte, hatten oftmals nicht nur Erinnerungen an frühere Leben, sondern auch Narben, die von der Art, wie sie starben, herrührten. Wie ist das möglich?

RS: Die Geburtsmale waren das überraschendste an Stevensons Studie. Zum Beispiel war in Alaska jemand ermordet worden, indem er erschossen wurde. Das Kind, das sich an sein Leben erinnerte, hatte ein Geburtsmal an der Stelle, an der die Kugel ihn getroffen hatte. Es waren nicht nur psychologische, sondern aus physische Erinnerungen.

Die Fälle, wo Leute Geburtsmale hatten, die zu der Art ihres Todes passten – das waren Erinnerungen an den Moment des Todes, nicht an Dinge, die ihr Leben lang präsent waren. In manchen Kulturen wird der Körper der Toten mit Malen versehen, damit man sie identifizieren kann, wenn sie wiedergeboren werden. Das ist überraschend, denn es wäre nicht mal eine Erinnerung. Die Beweise, die Stevenson gesammelt hat, sind sehr spannend, aber sie führen nicht notwendigerweise zu einer simplen Antwort. Wenn die Markierung nach dem Tod auf den Körper gemalt wurde, weiß der Wiedergeborene nicht unbedingt etwas davon. Es sei denn, das Bewusstsein schwebte über dem Körper und beobachtete, was passiert, wie in einer Nahtoderfahrung. Aber in diesen Bereichen gibt es keine eindeutigen Antworten.

JNM: Morphische Resonanz – sehe ich das richtig, dass morphische Resonanz die Interaktion zwischen morphogenetischen Feldern ist?

RS: Morphische Resonanz ist die Interaktion zwischen morphischen Feldern. Es dauert lange, zu erklären, was ein morphisches Feld ist, ist das notwendig für den Film?

JNM: Die Frage lautet eigentlich, was hat die morphische Resonanz zu tun mit dem Bewusstsein?

RS: Die morphische Resonanz ist eine Theorie über Erinnerungen in der Natur. Allgemein gesagt ist meine Idee, dass die Gesetze der Natur eher Gewohnheiten sind. Jede Spezies hat eine Art von Kollektivem Gedächtnis, auf das jedes Individuum zugreifen kann und zu dem es beiträgt. Das funktioniert auf der Basis der Ähnlichkeit, Ähnlichkeiten in den Mustern des Verhaltens.

Es ist eine generelle Theorie des Gedächtnisses der Natur. Ich denke, sogar die Art, wie Salz kristallisiert, ist eine Gewohnheit. Die Art, wie sich Wassermoleküle formen, ist eine Gewohnheit. Doch sind diese Gewohnheiten so fest, dass sie sich benehmen, als wären sie strenge Gesetze. Doch wenn wir neue Phänomene beobachten, sehen wir, wie sich diese Gewohnheiten langsam festigen. Es ist eine kontroverse Hypothese über die Erinnerungen und die Natur. Auch andere Leute, wie der Physiker Lee Smolin glauben an Gewohnheiten und ein Gedächtnis der Natur.

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Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
360 стр. 18 иллюстраций
ISBN:
9783981740776
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