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Kapitel 6

Als die beiden Kommissare Yves Taridec verlassen hatten, trat Marcel Kerlac aus dem Arbeitszimmer von Taridec und ging auf ihn zu.

„Gut, dass die beiden mich nicht mit dir gesehen haben. Ich habe keine Lust mit der Polizei zu sprechen.“

„Das ist auch ganz in meinem Sinne, Marcel. Bleib du schön im Hintergrund. Jetzt, da de Rochefort tot ist, wäre es ein denkbar schlechter Augenblick für dein Erscheinen. Du hast ja nichts mit seinem Ableben zu tun, Marcel?“

„Wo denkst du hin! Ich habe ihn ja noch nicht einmal getroffen. Es ist ja nicht mehr dazu gekommen. Er ist am Samstagabend nicht zu unserer Verabredung erschienen und so bin ich unverrichteter Dinge wieder gegangen.“

„Es wäre besser wenn er noch lebte. Wir könnten seine Dienste gut gebrauchen. Mit seinen Kontakten wäre das Projekt schneller vorangekommen. Ich wäre sogar bereit gewesen, für seine Ernennung zum PS Kandidaten zu werben, wenn er mir nur eine Zusage zum Projekt gegeben hätte. Aber am Samstag in der Ville Close ist er stur bei seiner Aussage geblieben, dass er zuerst gewählt werden müsse, bevor er etwas versprechen würde.

Maëlik Decroaz hat mich enttäuscht. Ich bin schon der Meinung gewesen, dass er etwas kooperativer wäre, wenn man ihm zu einem Abgeordnetensitz verhilft. Jetzt meint er wohl, dass er meiner Hilfe nicht mehr bedarf, um erneut zu kandidieren. Der wird sich noch wundern.“

„Ich habe vorhin gehört, dass du zu den beiden Kommissaren gesagt hast, dass du de Rochefort die Unterstützung verweigert hast bei eurem Treffen. Gerade eben hast du gesagt, dass du ihn unterstützt hast. Was stimmt denn jetzt?“

„Ich musste de Rochefort erst einmal eine Abfuhr erteilen. Ich konnte doch nicht akzeptieren, dass er mich warten ließ mit seiner Zusage. Außerdem wollte ich immer den Eindruck erwecken, als ob die Herren Politiker mich herumkriegen konnten. Meiner Erfahrung nach waren sie dann der Meinung, dass sie mich lenken konnten. Sie merkten selten, dass ich sie in meine Richtung dirigierte.“

„Aber wer hat de Rochefort umgebracht? Wir waren es ja nicht.“

„Noch einmal, du hast wirklich nicht deine Hand im Spiel, Marcel?“

„Ich schwöre es dir, ich habe nichts damit zu tun.“

„Ich auch nicht. Gut, wir müssen jetzt völlig neu an die Sache herangehen. Decroaz verweigert uns ja Unterstützung, der muss auf jeden Fall durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden. Wir brauchen ganz schnell einen guten und bekannten Mann aus der Region. Der muss aber auch bereit sein, unser Vorhaben zu unterstützen.“

„Yves, mit einem Mann kann ich nicht dienen, aber wie wäre es mit einer Frau?“

„An wen denkst du?“ Taridec sah seinen Geschäftsführer an.

„Nun, ich denke an Monique Grosselle. Die Frau ist bestens bekannt in Concarneau und ist bei den letzten Wahlen, bei denen sie zum ersten Mal angetreten ist, sofort in den Gemeinderat gewählt worden. Wenn man der Frau anbietet, unter bestimmten Voraussetzungen als Kandidatin der PS ins Parlament einziehen zu können, dann glaube ich, dass sie nicht nein sagt.“

„Monique Grosselle, hmmm, Monique Grosselle, die Idee ist gar nicht so schlecht. Die Frau lebt alleine und hat eine Tochter, um die sie sich kümmern muss. Die könnte etwas mehr Geld gut gebrauchen. Bekannt ist sie in der ganzen Region, seitdem sie sich für die Mitarbeiter der Firma Souxel eingesetzt hat, damals als sie in Konkurs gegangen ist. Immerhin hat sie es geschafft, von den 2000 bedrohten Arbeitsplätzen über die Hälfte zu erhalten. Die PS wird ihre Zustimmung bestimmt nicht verweigern. Gute Idee, Marcel.“

Yves Taridec war wieder deutlich besserer Laune. Er musste sich sofort um die Frau kümmern. Bis zur offiziellen Kandidatenkür waren es nur noch wenige Tage. Yves fand die Idee so gut, dass er jetzt schon sicher war, dass sein Vorschlag erfolgreich sein würde. Maëlik Decroaz würde es nicht schaffen. Mit Yves Taridec konnte man nicht einfach so umgehen.

„Chef, brauchst du mich noch? Ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Am Abend kommt die neue Lieferung aus Oradea. Du weißt schon, aus Rumänien.“

„Nein, ich brauche dich nicht mehr, es ist schon in Ordnung, ich kümmere mich um Grosselle. Du sorgst dafür, dass die Mädchen ordentlich arbeiten.“

Marcel Kerlac betrieb einen Privatclub in Penvélet, am Odet, der auf seinen Namen eingetragen war. Der wahre Besitzer war Taridec. Das schlossartige Anwesen, weitab von der Hauptstraße und in einem 4 Hektar großen, parkähnlichen Garten gelegen, mit einer eigenen Anlegestelle am Odet war prädestiniert für die Aufgabe die es inne hatte. Die Besucher benötigten absolute Diskretion. Genau die bekamen sie auch in diesem Club. Dafür waren die Gäste bereit tief in die Tasche zu greifen. Nach außen war Taridec ein bekannter und anerkannter Immobilienhändler. Sein Geld verdiente er in Wirklichkeit aber damit, dass er den betuchten Leuten aus Paris und den anderen Städten Frankreichs, sein Anwesen für das Ausleben ihrer perversen Lüste zur Verfügung stellte. Hier konnten diese Herren ihre Partys feiern. Marcel Kerlac kümmerte sich um die entsprechenden Damen. Meistens kamen die Damen aus den östlichen EU-Staaten, wie Rumänien oder Bulgarien. Frauen aus der Ukraine oder aus Russland waren schon lange nicht mehr dabei. Es waren zu viele Probleme entstanden mit der Einreise. Taridec hatte es nicht nötig, auf Menschenhandel zu setzen. Die Frauen kamen freiwillig hierher, auch wenn seine Lieferanten etwas Druck ausüben mussten, um die Frauen an ihre einmal gegebenen Zusagen zu erinnern.

Kerlac war genau der richtige Mann für diese Art von Aufgaben.

Es gab allerdings in letzter Zeit immer öfter die Frage nach jüngeren Frauen. Kerlac verstand schon was die verschiedenen Männer wollten. Aber das Alter der Frauen durfte nicht unter 16 Jahren liegen. Lediglich für einen ganz besonderen Gast hatte man eine Ausnahme gemacht und ihm insgesamt vier Kinder besorgt. Taridec brauchte den Mann, um sein Kasino-Projekt durchzubekommen. Obwohl es mehr als heikel gewesen war, hatte er Kerlac gebeten, für Maëlik Decroaz die Mädchen zu besorgen.

Vielleicht lag hier der Grund, warum Decroaz die Pläne von Taridec nicht mehr unterstützen wollte. Taridec weigerte sich seit einiger Zeit, ihm weiterhin so junge Mädchen zu besorgen. Es war die ersten drei Male gutgegangen. Niemand hatte eine Anzeige erstattet. Beim letzten Mädchen kam es dann zu einem Zwischenfall, weil die Kleine zu früh erwacht war. Sie konnten von Glück reden, dass ihre Aussage als unglaubwürdig abgetan worden war. Aber jetzt erschien es Taridec einfach zu gefährlich, diese Perversität weiterhin zu unterstützen.

Seither war Decroaz der Meinung, dass es nicht vertretbar sei, ein Kasino zu befürworten. Öffentlich brachte er sogar moralische Bedenken ins Spiel, hinsichtlich der Gefährdung der Jugend.

Taridec hoffte, dass Grosselle ihn besser unterstützen würde. Von Decroaz hatte er nichts zu befürchten. Beide saßen sie im selben Boot. Decroaz als Täter und Taridec als Lieferant. Er war sicher, dass Decroaz nichts gegen ihn unternehmen konnte, auch wenn er ihm seine Unterstützung jetzt entzog.

Yves Taridec konzentrierte sich bereits ganz auf die Frage, wie er Madame Grosselle dazu bringen konnte gegen Decroaz zu kandidieren. Die Partei erwartete natürlich eine gewisse Loyalität gegenüber den bekannten Bewerbern.

Kapitel 7

Es wurde langsam Zeit, dass der Privatdetektiv sich meldete. De Rochefort war bereits unruhig geworden, dann endlich klingelte das Telefon.

„Emile Hervy, guten Abend Monsieur de Rochefort“, schallte es ihm ins Ohr.

„Bonsoir, Monsieur Hervy, haben Sie etwas für mich gefunden?“

„Ja, kann ich morgen früh vorbeikommen, ich möchte das nicht am Telefon besprechen?“

„Aber natürlich, ich erwarte Sie morgen gegen zehn Uhr.“

De Rochefort legte auf und war wieder besserer Stimmung.

Am nächsten Morgen klingelte es pünktlich um zehn Uhr an seiner Tür. Monsieur Hervy trat ins Haus, und de Rochefort geleitete ihn nach oben in sein Wohnzimmer.

„Was haben Sie herausgefunden?“, fragte er ohne Umschweife.

„Nun, eine ganze Menge, aber es muss noch alles abgesichert werden. Erst wenn die Aussagen der Beteiligten vorliegen, können die Anschuldigungen vorgebracht werden.“

„Ich habe nicht die Zeit, bis Sie alle Einzelheiten überprüft haben. Mir reicht es, wenn ich Gründe vorbringen kann, die eine erneute Aufstellung von Decroaz unmöglich erscheinen lassen. Ich gehe davon aus, dass ihre Ermittlungen so fundiert sind, dass man die Anschuldigungen benutzen kann.“

„Natürlich sind sie fundiert, aber ich habe es immer gerne, wenn ich auch die nötigen Beweise in Händen halte. Notieren Sie sich doch einfach das, was ich bis jetzt herausgefunden habe.“

De Rochefort notierte sich auf einem Notizzettel das Wesentliche. Er kürzte dabei ab, um dem Bericht von Hervy besser folgen zu können. Am Ende des Gespräches war de Rochefort wirklich bester Laune. Das würde ausreichen, um Decroaz von der Bewerberliste zu streichen. Er betrachtete seine Notizen. Er würde sie mitnehmen, wenn er sich in zwei Stunden mit Taridec träfe. Sein Blick haftete geradezu an diesem Zettel.

MD, jf

12 MJ M

14 PG

14 SB

12 CR

Auch wenn nicht alles sofort vor Gericht verwertbar wäre, reichten diese Hinweise aus, um ein Umdenken bei den Parteigenossen zu bewirken.

„Ich danke Ihnen für ihre Arbeit. Natürlich können Sie die einzelnen Anschuldigungen noch mit Beweisen untermauern, aber ich habe jetzt ein Argument, das ich gegen die Kandidatur von Decroaz vorbringen kann.“

De Rochefort steckte die Notiz in sein Jackett. Jetzt holte er einen guten Tropfen aus seinem Vorrat und stieß mit Hervy an. Für einen Aperitif war es zwar etwas früh, aber das störte ihn in dieser Hochstimmung nicht. Er lächelte bei dem Gedanken, dass es nach dem Treffen mit Taridec einen neuen Kandidaten der PS für Concarneau geben würde. Dieser Kandidat wäre er persönlich.

Kapitel 8

Robert Gallic war bereits auf der Suche nach Ewen und Paul. Er hatte inzwischen das Handy ausgewertet. Die Ergebnisse sollte Ewen ja sofort erhalten.

„Da seid ihr zwei ja endlich!“, rief Robert ihnen entgegen, als er sie ins Kommissariat kommen sah.

„Ich habe mir das Handy angesehen und alle Dateien runtergeladen und ausgedruckt. Hier ist die Mappe mit den Ausdrucken. Die Anrufe, die er von dem Handy aus getätigt hat, schickt uns sein Provider in den nächsten Tagen zu. Ich habe nichts wirklich Wichtiges gefunden. Vielleicht ist die eine oder andere Mail für euch von Bedeutung.

„Danke Robert, ich sehe sie mir an. Konntest du dir schon den Computer ansehen?“

„Bin noch dabei. Der Computer hat ein sicheres Passwort. Ich habe es noch nicht mit unserem Crack-Programm entschlüsseln können. Es dauert noch eine Weile.“

„Danke Robert.“ Ewen und Paul gingen mit den Ausdrucken des Handys in Ewens Büro.

Ewen sah sich die verschiedenen Dateien an. Er hielt Notizen, SMS und einige Bilddateien in Händen. Die Inhalte der einzelnen SMS waren nicht sehr spektakulär. Es waren Verabredungen oder Bitten um Rückrufe. Eine SMS sah Ewen sich aber dann doch genauer an. Sie war an Taridec gerichtet und war deutlich länger als die anderen.

Monsieur Taridec,

unser geplantes Treffen in der Ville Close hat für mich große Bedeutung. Aber auch Sie werden erstaunt sein, was ich Ihnen über unseren gemeinsamen Bekannten, Maëlik Decroaz, zu berichten habe. Sorgen Sie dafür, dass eine Entscheidung über den zukünftigen Abgeordneten unserer Partei nicht vor unserem Treffen stattfindet.

de Rochefort

Die SMS trug das Datum vom Montag vor seiner Ermordung.

„Was hältst du von dieser Mail Paul?“, fragte Ewen seinen Kollegen.

„Das könnte zu den Bildern passen, die wir in der Wohnung von de Rochefort gefunden haben. Wir sollten uns die Bilder genauer ansehen und uns den Mann in dem Fahrzeug vergrößern lassen. Vielleicht ist zu erkennen, wer in dem Wagen sitzt.“

„Wir müssen versuchen herauszufinden, wann die Bilder aufgenommen worden sind. Wenn sich die Originale auf dem Notebook befinden, ist das Aufnahmedatum herauszulesen. Hoffentlich kann Robert das Passwort knacken.“

„Ewen, Robert hat bis jetzt alles geknackt, manchmal dauert es nur etwas länger.“

„Ich würde zu gerne wissen, wer sich bei Taridec aufgehalten hat, als wir bei ihm gewesen sind. Ich bin mir inzwischen sicher, dass der Schatten real gewesen ist. Ich möchte unbedingt alles über Taridec erfahren. Kannst du das übernehmen, Paul?“

„Mache ich gerne, aber du musst mir etwas Zeit geben. Ich komme heute Abend ausnahmsweise nicht mehr dazu.“

„Hast du ein Rendezvous? Hoffentlich mit einer schönen Frau.“

„Nein, habe ich nicht, ich treffe mich mit meiner Mutter, die meine Unterstützung braucht. Sie will sich einige Pflanzen kaufen, in einer erst kürzlich neu eröffneten Pépinière in Melgven.“

„Oh, in Melgven, wie kommt sie denn darauf? Carla geht immer zu diesem Le Loupp, hinter dem Golfplatz von Benodet.“

„Da ist sie bisher auch immer hingefahren. Doch von ihrer Freundin hat sie gehört, dass ein junger Mann, ich glaube er heißt Armand Cotten, eine neue Pépinière eröffnet hat. Jetzt will sie diese Gärtnerei kennenlernen.“

„Sag bloß Carla nichts davon, sonst muss ich auch mit ihr dorthin fahren. Du weißt doch, wie sehr sie Pflanzen liebt.“

„Wir sehen uns dann morgen früh. Au revoir, Ewen.“

Nachdem Paul gegangen war, schnappte Ewen sich nochmals die Bilder, die von den Amerikanern. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm eine Lupe aus der Schubladeund betrachtete jede einzelne Person akribisch.

Ganz genau konnte er de Rochefort ausmachen, wie er in die Ville Close ging. Er betrachtete auch die anderen Personen auf dem Bild. Bei den meisten handelte es sich um Besucher, die entweder einen Kinderwagen schoben oder mit einem Fotoapparat um den Hals zu sehen waren. Links auf dem Bild konnte Ewen noch drei weitere Personen erkennen. Eine davon trug ebenfalls einen Fotoapparat und ging zielstrebig in Richtung des Eingangs, die andere erregte seine Aufmerksamkeit. Es war ein Mann mit Glatze und Sonnenbrille. Neben ihm ging eine Frau. Es war nicht klar, ob die Frau nur zufällig neben dem Mann ging oder zu ihm gehörte. Der Blick des Mannes war auf de Rochefort gerichtet. Seine rechte Hand steckte in der Jackentasche. Ewen erschien die Tasche sehr stark ausgebeult zu sein. Konnte sich darin eine Pistole befunden haben? Eine Pistole mit Schalldämpfer war unmöglich in einer Jackentasche zu transportieren, ohne dass die Pistole zu sehen war. Aber das wäre ja auch nicht nötig. Den Schalldämpfer konnte man auch später noch aufsetzen.

Ewen versuchte, das Gesicht des Mannes genauer zu betrachten. Durch die Sonnenbrille war das Gesicht nicht klar zu erkennen. Ewen sah sich die weiteren Personen auf dem Bild an, aber er fand keine zusätzlichen Auffälligkeiten. Er heftete das Bild wieder an die Pinnwand und sah sich das zweite an. Deutlich konnte er de Rochefort am Tisch erkennen, daneben saß Monsieur Taridec. Der hatte weder eine Glatze noch trug er eine Sonnenbrille, so dass er davon ausgehen konnte, dass er nicht der Mann war auf dem ersten Bild mit der ausgebeulten Jackentasche.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es langsam Zeit wurde sich auf den Heimweg zu machen.

Carla erwartete Ewen bereits. Sie saß mit ihrer Tochter Marie auf der Terrasse.

„Dein Glas Rosé wartet auf dich“, begrüßte Carla Ewen, als er sich auf der Terrasse zeigte. Der seit Längerem geplante Besuch von Marie war ihm entfallen, und so entschuldigte er sich für sein verspätetes Eintreffen.

„Das sind wir doch gewohnt, Ewen“, meinte Marie und begrüßte ihn herzlich.

Carla reichte Ewen ein Glas gekühlten Rosé. Die Flasche stand in einem Weinkühler, einem mit Eis gefüllten Plastikbeutel.

„Was feiern wir denn heute?“, fragte Ewen und ließ sich auf den Gartenstuhl nieder.

„Gar nichts“, erwiderte Carla, „wir sitzen hier gemütlich beisammen und Marie erzählt von ihren Erfahrungen aus dem Kindergarten, den sie jetzt bereits seit einem Jahren selbständig führt.“

„Ach Marie, ich vergesse immer wieder, dass du ja die Leitung übernommen hast. Wie ergeht es dir damit?“

„Ganz gut, ich habe Mutter schon gesagt, dass mir die Arbeit immer noch sehr viel Freude bereitet. Es ist schon etwas völlig anderes, einen Kindergarten zu leiten. Als angestellte Kindergärtnerin habe ich mich nicht um den ganzen Schriftverkehr kümmern müssen. Jetzt muss ich den Kontakt zur Stadt und zu den verschiedenen Ämtern halten und immer wieder vorsprechen, wenn wir neues Material benötigen, sei es eine neue Rutschbahn oder nur etwas frischen Sand für die Sandkiste. Wir haben inzwischen bereits drei Gruppen eingerichtet, die von drei Kindergärtnerinnen geführt werden. Ich bin heilfroh, dass ich selber auch noch mit den Kindern arbeiten kann.

Vor einigen Wochen habe ich eine Beobachtung gemacht, die mich beunruhigt hat. Ich bin aber froh, dass es wahrscheinlich ganz harmlos gewesen ist.“

„Was ist denn passiert?“ Ewen hörte Marie aufmerksam zu.

„Es ist mir ein Fahrzeug gegenüber unserem Kindergarten aufgefallen. Ihr wisst vielleicht, dass gleich neben dem Kindergarten ein öffentlicher Spielplatz ist. Dort treffen sich am Vormittag einige Mütter aus der Gegend und lassen ihre Kinder spielen. Zuerst bin ich der Meinung gewesen, dass der Mann in dem Fahrzeug unseren Kindergarten beobachtet, aber dann habe ich gemerkt, dass er den Spielplatz nicht aus den Augen lässt. Ein oder zwei Tage später ist mir ein weiterer Mann aufgefallen, der mit einer Spiegelreflexkamera und einem Teleobjektiv Fotos von dem Mann im Auto aufgenommen hat. Es ist irgendwie auffällig gewesen. Das ist drei, vier Tage lang so gegangen. Ich habe bereits überlegt die Polizei anzurufen, als beide verschwunden sind. Seitdem sind sie nicht mehr zurückgekommen. Ich finde es unheimlich, das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden.“

„Kannst du die Männer beschreiben, die sich vor dem Kindergarten aufgehalten haben?“

„Ich denke schon. Immerhin habe ich sie mir einige Tage lang ansehen können.“

„Entschuldigt mich für einen Augenblick.“ Ewen stellte sein Glas Rosé auf den Tisch und stand auf. Er ging an die Garderobe, dort stand seine Aktentasche. Er entnahm der Tasche die Akte von de Rochefort. Als er wieder auf die Terrasse kam, unterhielten Carla und Marie sich bereits über andere Dinge.

„Entschuldigt, wenn ich euer Gespräch unterbreche, aber ich würde gerne wissen, ob du einen der Männer, die du vor dem Kindergarten gesehen hast, auf diesen Bildern erkennst.“

Marie nahm das Bild, dass Ewen ihr reichte in die Hand und sah es genau an.

„Ja, der Mann in dem Auto ist der Mann, der den Spielplatz beobachtet hat.“

„Darf ich das Bild auch sehen?“, fragte Carla und nahm es von Marie entgegen.

„Ist das nicht der Abgeordnete Decroaz?“, fragte sie Ewen.

„Decroaz? Du meinst den Decroaz von den Sozialisten?“

„Ich finde er sieht ihm sehr ähnlich.“ Carla gab Ewen das Bild zurück. Ewen sah es sich genau an. Jetzt, nachdem Carla die Vermutung geäußert hatte, kam es ihm auch so vor, als ob es Decroaz sein könnte.

Ewen erschien auf einmal die Aussage des Privatdetektivs in einem völlig neuen Licht. Der hatte doch gesagt, dass er für de Rochefort auf der Suche nach Argumenten war, die seine erneute Aufstellung zum Kandidat der PS verhindern sollten. Wenn Decroaz der Mann in dem Fahrzeug war, konnte das bedeuten, dass Emile Hervy ihn der Pädophilie bezichtigen wollte. Das Parken vor einem Kindergarten und einem Spielplatz war ja für sich genommen noch kein Vergehen. Hervy hatte gesagt, dass er nur Gerüchte und Verdächtigungen in der Hand hatte. Verdächtig hatte Decroaz sich in den Augen von Hervy wohl dadurch gemacht, dass er sich vor dem Kindergarten aufgehalten hatte.

„Aber Ewen, das Bild ist nicht vor unserem Kindergarten aufgenommen worden. Der Spielplatz bei uns sieht anders aus.“ Maries Einwurf riss Ewen aus seinen Gedanken.

„Ach, ich habe in der Tat gedacht, dass es vor deinem Kindergarten aufgenommen worden ist. Wir werden der Sache weiter nachgehen. Dann muss der Unbekannte wohl verschiedene Spielplätze beobachtet haben. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, dass es sich um den Abgeordneten handelt.“

Ewen sah auf seine Uhr, es war schon zu spät, um Dustin Goarant anzurufen. Er hatte die Vergrößerungen der Bilder aus der Wohnung von de Rochefort vorgenommen und sie ihm noch nicht gegeben. Er würde sich morgen früh sofort darum kümmern.

Carla war in der Zwischenzeit in die Küche gegangen und bereitete das Abendessen zu. Es gab heute einen Melonensalat als Vorspeise. Carla hatte das einfache Rezept vor längerer Zeit von einer lieben Bekannten erhalten. Alles was sie an Zutaten benötigte, waren eine Cavaillon- oder Charantaismelone, kleine Cocktailtomaten, Minze und Feta. Mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer und einigen Kräutern ergab es eine frische Vorspeise, die Ewen sehr mochte.

Nach dem Abendessen unterhielten Carla und Marie sich weiter, während Ewen sich zurückzog, um seine Zeitung zu lesen aber vor allem, um über den Fall nachzudenken. Sollte Carla recht gehabt haben und der Mann in dem Wagen war tatsächlich der Abgeordnete Decroaz, dann mussten sie sich unbedingt dringend mit ihm unterhalten.

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