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Читать книгу: «Faust», страница 5

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Nur frisch hinunter! Immer zu!
Es wird dir gleich das Herz erfreuen.
Bist mit dem Teufel du und du,
Und willst dich vor der Flamme scheuen?
 

Die Hexe lös’t den Kreis. Faust tritt heraus.

 
Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn.
 

Die Hexe.

 
Mög’ euch das Schlückchen wohl behagen!
 

Mephistopheles zur Hexe.

 
Und kann ich dir was zu Gefallen thun;
So darfst du mir’s nur auf Walpurgis sagen.
 

Die Hexe.

 
Hier ist ein Lied! wenn ihr’s zuweilen singt,
So werdet ihr besondre Würkung spüren.
 

Mephistopheles zu Faust.

 
Komm nur geschwind und laß dich führen;
Du mußt nothwendig transpiriren,
Damit die Kraft durch inn- und äußres dringt.
Den edlen Müßiggang lehr’ ich hernach dich schätzen,
Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen,
Wie sich Cupido regt und hin und wieder springt.
 

Faust.

 
Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen!
Das Frauenbild war gar zu schön!
 

Mephistopheles.

 
Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen
Nun bald leibhaftig vor dir seh’n.
 

Leise.

 
Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,
Bald Helenen in jedem Weibe.
 

Straße

Faust. Margarete vorüber gehend.

Faust.

 
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
 

Margarete.

 
Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause gehn.
Sie macht sich los und ab.
 

Faust.

 
Beym Himmel, dieses Kind ist schön!
So etwas hab’ ich nie gesehn.
Sie ist so sitt- und tugendreich,
Und etwas schnippisch doch zugleich.
Der Lippe Roth, der Wange Licht,
Die Tage der Welt vergess’ ich’s nicht!
Wie sie die Augen niederschlägt,
Hat tief sich in mein Herz geprägt;
Wie sie kurz angebunden war,
Das ist nun zum Entzücken gar!
 

Mephistopheles tritt auf.

Faust.

 
Hör, du mußt mir die Dirne schaffen!
 

Mephistopheles.

 
Nun, welche?
 

Faust.

 
Sie ging just vorbey.
 

Mephistopheles.

 
Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,
Der sprach sie aller Sünden frey;
Ich schlich mich hart am Stuhl vorbey,
Es ist ein gar unschuldig Ding,
Das eben für nichts zur Beichte ging;
Ueber die hab’ ich keine Gewalt!
 

Faust.

 
Ist über vierzehn Jahr doch alt.
 

Mephistopheles.

 
Du sprichst ja wie Hans Liederlich,
Der begehrt jede liebe Blum’ für sich,
Und dünkelt ihm, es wär’ kein’ Ehr’
Und Gunst, die nicht zu pflücken wär’;
Geht aber doch nicht immer an.
 

Faust.

 
Mein Herr Magister Lobesan,
Laß er mich mit dem Gesetz in Frieden!
Und das sag’ ich ihm kurz und gut,
Wenn nicht das süße junge Blut
Heut’ Nacht in meinen Armen ruht;
So sind wir um Mitternacht geschieden.
 

Mephistopheles.

 
Bedenkt was gehn und stehen mag!
Ich brauche wenigstens vierzehn Tag’
Nur die Gelegenheit auszuspüren.
 

Faust.

 
Hätt’ ich nur sieben Stunden Ruh,
Brauchte den Teufel nicht dazu,
So ein Geschöpfchen zu verführen.
 

Mephistopheles.

 
Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;
Doch bitt’ ich, laßt’s euch nicht verdrießen:
Was hilft’s nur g’rade zu genießen?
Die Freud’ ist lange nicht so groß,
Als wenn ihr erst herauf, herum,
Durch allerley Brimborium,
Das Püppchen geknetet und zugericht’t,
Wie’s lehret manche welsche Geschicht’.
 

Faust.

 
Hab’ Appetit auch ohne das.
 

Mephistopheles.

 
Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß.
Ich sag’ euch, mit dem schönen Kind
Geht’s ein- für allemal nicht geschwind.
Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;
Wir müssen uns zur List bequemen.
 

Faust.

 
Schaff’ mir etwas vom Engelsschatz!
Führ’ mich an ihren Ruheplatz!
Schaff’ mir ein Halstuch von ihrer Brust,
Ein Strumpfband meiner Liebeslust!
 

Mephistopheles.

 
Damit ihr seht, daß ich eurer Pein
Will förderlich und dienstlich seyn;
Wollen wir keinen Augenblick verlieren,
Will euch noch heut’ in ihr Zimmer führen.
 

Faust.

 
Und soll sie sehn? sie haben?
 

Mephistopheles.

 
Nein!
Sie wird bey einer Nachbarinn seyn.
Indessen könnt ihr ganz allein
An aller Hoffnung künft’ger Freuden
In ihrem Dunstkreis satt euch weiden.
 

Faust.

 
Können wir hin?
 

Mephistopheles.

 
Es ist noch zu früh.
 

Faust.

 
Sorg’ du mir für ein Geschenk für sie.
 

ab.

Mephistopheles.

 
Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssiren!
Ich kenne manchen schönen Platz
Und manchen alt vergrabnen Schatz,
Ich muß ein Bißchen revidiren.
 

ab.

Abend. Ein kleines reinliches Zimmer

Margarete ihre Zöpfe flechtend und aufbindend.

 
Ich gäb’ was drum, wenn ich nur wüßt’,
Wer heut der Herr gewesen ist!
Er sah gewiß recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt’ ich ihm an der Stirne lesen —
Er wär’ auch sonst nicht so keck gewesen.
 

ab.

Mephistopheles. Faust.

Mephistopheles.

 
Herein, ganz leise, nur herein!
 

Faust nach einigem Stillschweigen.

 
Ich bitte dich, laß mich allein!
 

Mephistopheles herumspürend.

 
Nicht jedes Mädchen hält so rein.
 

ab.

Faust rings aufschauend.

 
Willkommen süßer Dämmerschein!
Der du dieß Heiligthum durchwebst.
Ergreif mein Herz, du süße Liebespein!
Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst.
Wie athmet rings Gefühl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armuth welche Fülle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
 

Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.

 
O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon
Bey Freud’ und Schmerz in offnen Arm empfangen!
Wie oft, ach! hat an diesem Väter-Thron
Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen!
Vielleicht hat, dankbar für den heil’gen Christ,
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
Ich fühl’, o Mädchen, deinen Geist
Der Füll’ und Ordnung um mich säuseln,
Der mütterlich dich täglich unterweis’t,
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.
O liebe Hand! so göttergleich!
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier!
 

Er hebt einen Bettvorhang auf.

 
Was faßt mich für ein Wonnegraus!
Hier möcht’ ich volle Stunden säumen.
Natur! Hier bildetest in leichten Träumen
Den eingebornen Engel aus;
Hier lag das Kind! mit warmem Leben
Den zarten Busen angefüllt,
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das Götterbild!
 
 
Und du! Was hat dich hergeführt?
Wie innig fühl’ ich mich gerührt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
 
 
Umgiebt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang’s so g’rade zu genießen,
Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
 
 
Und träte sie den Augenblick herein,
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!
Der große Hans, ach wie so klein!
Läg’, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.
 

Mephistopheles.

 
Geschwind! ich seh’ sie unten kommen.
 

Faust.

 
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!
 

Mephistopheles.

 
Hier ist ein Kästchen leidlich schwer,
Ich hab’s wo anders hergenommen.
Stellt’s hier nur immer in den Schrein,
Ich schwör’ euch, ihr vergehn die Sinnen;
Ich that euch Sächelchen hinein,
Um eine andre zu gewinnen.
Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel.
 

Faust.

 
Ich weiß nicht, soll ich?
 

Mephistopheles.

 
Fragt ihr viel?
Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren?
Dann rath’ ich eurer Lüsternheit
Die liebe schöne Tageszeit,
Und mir die weitre Müh’ zu sparen.
Ich hoff’ nicht daß ihr geitzig seyd!
Ich kratz’ den Kopf, reib’ an den Händen —
 

Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.

 
Nur fort! geschwind! —
Um euch das süße junge Kind
Nach Herzens Wunsch und Will’ zu wenden;
Und ihr seht drein,
Als solltet ihr in den Hörsal hinein,
Als stünd’ leibhaftig vor euch da
Physik und Metaphysika!
Nur fort! —
 

ab.

Margarete mit einer Lampe.

 
Es ist so schwül, so dumpfig hie,
 

Sie macht das Fenster auf.

 
Und ist doch eben so warm nicht drauß’.
Es wird mir so, ich weiß’ nicht wie —
Ich wollt’, die Mutter käm’ nach Haus.
Mir läuft ein Schauer über’n Leib —
Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!
 

Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.

 
Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
 
 
Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
 
 
Und als er kam zu sterben,
Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
Gönnt’ alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.
 
 
Er saß beym Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Väter-Saale,
Dort auf dem Schloß am Meer.
 
 
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensgluth,
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Fluth.
 
 
Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen thäten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
 

Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.

 
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn?
Vielleicht bracht’s jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
Ich denke wohl, ich mach’ es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! schau,
So was hab’ ich mein’ Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
 

Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.

 
Wenn nur die Ohrring’ meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
Allein man läßt’s auch alles seyn;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!
 

Spazirgang

Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles.

Mephistopheles.

 
Bey aller verschmähten Liebe! Beym höllischen Elemente!
Ich wollt’, ich wüßte ’was ärgers, daß ich’s fluchen könnte!
 

Faust.

 
Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
So kein Gesicht sah’ ich in meinem Leben!
 

Mephistopheles.

 
Ich möcht’ mich gleich dem Teufel übergeben,
Wenn ich nur selbst kein Teufel wär’!
 

Faust.

 
Hat sich dir was im Kopf verschoben?
Dich kleidet’s, wie ein Rasender zu toben!
 

Mephistopheles.

 
Denkt nur, den Schmuck für Gretchen angeschafft,
Den hat ein Pfaff hinweggerafft! —
Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,
Gleich fängt’s ihr heimlich an zu grauen:
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnuffelt immer im Gebetbuch,
Und riecht’s einem jeden Möbel an,
Ob das Ding heilig ist oder profan;
Und an dem Schmuck da spürt sie’s klar,
Daß dabey nicht viel Segen war.
Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.
Wollen’s der Mutter Gottes weihen,
Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!
Margretlein zog ein schiefes Maul,
Ist halt, dacht’ sie, ein geschenkter Gaul,
Und wahrlich! gottlos ist nicht der,
Der ihn so fein gebracht hierher.
Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
Ließ sich den Anblick wohl behagen.
Er sprach: So ist man recht gesinnt!
Wer überwindet der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Länder aufgefressen,
Und doch noch nie sich übergessen;
Die Kirch’ allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen.
 

Faust.

 
Das ist ein allgemeiner Brauch,
Ein Jud’ und König kann es auch.
 

Mephistopheles.

 
Strich drauf ein Spange, Kett’ und Ring’,
Als wären’s eben Pfifferling’,
Dankt’ nicht weniger und nicht mehr,
Als ob’s ein Korb voll Nüsse wär’,
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn —
Und sie waren sehr erbaut davon.
 

Faust.

 
Und Gretchen?
 

Mephistopheles.

 
Sitzt nun unruhvoll,
Weiß weder was sie will noch soll,
Denkt an’s Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der’s ihr gebracht.
 

Faust.

 
Des Liebchens Kummer thut mir leid.
Schaff’ du ihr gleich ein neu Geschmeid’!
Am ersten war ja so nicht viel.
 

Mephistopheles.

 
O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!
 

Faust.

 
Und mach’, und richt’s nach meinem Sinn!
Häng’ dich an ihre Nachbarinn.
Sey Teufel doch nur nicht wie Brey,
Und schaff’ einen neuen Schmuck herbey!
 

Mephistopheles.

 
Ja, gnäd’ger Herr, von Herzen gerne.
 

Faust ab.

Mephistopheles.

 
So ein verliebter Thor verpufft
Euch Sonne, Mond und alle Sterne
Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
 

ab.

Der Nachbarinn Haus

Marthe allein.

 
Gott verzeih’s meinem lieben Mann,
Er hat an mir nicht wohl gethan!
Geht da stracks in die Welt hinein,
Und läßt mich auf dem Stroh allein.
Thät’ ihn doch wahrlich nicht betrüben,
Thät’ ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben.
 

Sie weint.

 
Vielleicht ist er gar todt! — O Pein! — —
Hätt’ ich nur einen Todtenschein!
 

Margarete kommt.

Margarete.

 
Frau Marthe!
 

Marthe.

 
Gretelchen, was soll’s?
 

Margarete.

 
Fast sinken mir die Kniee nieder!
Da find’ ich so ein Kästchen wieder
In meinem Schrein, von Ebenholz,
Und Sachen herrlich ganz und gar,
Weit reicher als das erste war.
 

Marthe.

 
Das muß sie nicht der Mutter sagen;
Thät’s wieder gleich zur Beichte tragen.
 

Margarete.

 
Ach seh’ sie nur! ach schau’ sie nur!
 

Marthe putzt sie auf.

 
O du glücksel’ge Creatur!
 

Margarete.

 
Darf mich, leider, nicht auf der Gassen,
Noch in der Kirche mit sehen lassen.
 

Marthe.

 
Komm du nur oft zu mir herüber,
Und leg’ den Schmuck hier heimlich an;
Spazier’ ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber,
Wir haben unsre Freude dran;
Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Fest,
Wo man’s so nach und nach den Leuten sehen läßt.
Ein Kettchen erst, die Perle dann in’s Ohr;
Die Mutter sieht’s wohl nicht, man macht ihr auch was vor.
 

Margarete.

 
Wer konnte nur die beyden Kästchen bringen?
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
 

Es klopft.

Margarete.

 
Ach Gott! mag das meine Mutter seyn?
 

Marthe durchs Vorhängel guckend.

 
Es ist ein fremder Herr — Herein!
 

Mephistopheles tritt auf.

Mephistopheles.

 
Bin so frey g’rad’ herein zu treten,
Muß bey den Frauen Verzeihn erbeten.
 

Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.

 
Wollte nach Frau Marthe Schwerdlein fragen!
 

Marthe.

Ich bin’s, was hat der Herr zu sagen?

Mephistopheles leise zu ihr.

 
Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;
Sie hat da gar vornehmen Besuch.
Verzeiht die Freyheit die ich genommen,
Will Nachmittage wieder kommen.
 

Marthe laut.

 
Denk’, Kind, um alles in der Welt!
Der Herr dich für ein Fräulein hält.
 

Margarete.

 
Ich bin ein armes junges Blut;
Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:
Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.
 

Mephistopheles.

 
Ach, es ist nicht der Schmuck allein;
Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!
Wie freut mich’s, daß ich bleiben darf.
 

Marthe.

 
Was bringt Er denn? Verlange sehr —
 

Mephistopheles.

 
Ich wollt’ ich hätt’ eine frohere Mähr’!
Ich hoffe, Sie läßt mich’s drum nicht büßen:
Ihr Mann ist todt und läßt Sie grüßen.
 

Marthe.

 
Ist todt? das treue Herz! O weh!
Mein Mann ist todt! Ach ich vergeh’!
 

Margarete.

 
Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!
 

Mephistopheles.

 
So hört die traurige Geschicht’!
 

Margarete.

 
Ich möchte drum mein’ Tag’ nicht lieben,
Würde mich Verlust zu Tode betrüben.
 

Mephistopheles.

 
Freud’ muß Leid, Leid muß Freude haben.
 

Marthe.

 
Erzählt mir seines Lebens Schluß!
 

Mephistopheles.

 
Er liegt in Padua begraben
Bey’m heiligen Antonius,
An einer wohlgeweihten Stätte
Zum ewig kühlen Ruhebette.
 

Marthe.

 
Habt ihr sonst nichts an mich zu bringen
 

Mephistopheles.

 
Ja, eine Bitte, groß und schwer;
Laß Sie doch ja für ihn dreyhundert Messen singen!
Im übrigen sind meine Taschen leer.
 

Marthe.

 
Was! nicht ein Schaustück? Kein Geschmeid’?
Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert lieber bettelt!
 

Mephistopheles.

 
Madam, es thut mir herzlich leid;
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute seine Fehler sehr,
Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.
 

Margarete.

 
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.
 

Mephistopheles.

 
Ihr wäret werth, gleich in die Eh’ zu treten:
Ihr seyd ein liebenswürdig Kind.
 

Margarete.

 
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.
 

Mephistopheles.

 
Ist’s nicht ein Mann, sey’s derweil’ ein Galan.
’s ist eine der größten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.
 

Margarete.

 
Das ist des Landes nicht der Brauch.
 

Mephistopheles.

 
Brauch oder nicht! es gibt sich auch.
 

Marthe.

 
Erzählt mir doch!
 

Mephistopheles.

 
Ich stand an seinem Sterbebette,
Es war was besser als von Mist,
Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus hassen,
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
Ach! die Erinnerung tödtet mich.
Vergäb’ sie mir nur noch in diesem Leben! —
 

Marthe weinend.

 
Der gute Mann! ich hab’ ihm längst vergeben.
 

Mephistopheles.

 
Allein, weiß Gott! sie war mehr Schuld als ich.
 

Marthe.

 
Das lügt er! Was! am Rand des Grab’s zu lügen!
 

Mephistopheles.

 
Er fabelte gewiß in letzten Zügen,
Wenn ich nur halb ein Kenner bin.
Ich hatte, sprach er, nicht zum Zeitvertreib zu gaffen,
Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen,
Und Brot im allerweit’sten Sinn,
Und konnte nicht einmal mein Theil in Frieden essen.
 

Marthe.

 
Hat er so aller Treu’, so aller Lieb’ vergessen,
Der Plackerey bey Tag und Nacht!
 

Mephistopheles.

 
Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht.
Er sprach: Als ich nun weg von Malta ging,
Da betet’ ich für Frau und Kinder brünstig;
Uns war denn auch der Himmel günstig,
Daß unser Schiff ein Türkisch Fahrzeug fing,
Das einen Schatz des großen Sultans führte.
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,
Und ich empfing denn auch, wie sich’s gebührte,
Mein wohlgemess’nes Theil davon.
 

Marthe.

 
Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben?
 

Mephistopheles.

 
Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.
Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,
Als er in Napel fremd umher spazirte;
Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan,
Daß er’s bis an sein selig Ende spürte.
 

Marthe.

 
Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Noth
Konnt’ nicht sein schändlich Leben hindern!
 

Mephistopheles.

 
Ja seht! dafür ist er nun todt.
Wär’ ich nun jetzt an eurem Platze;
Betraurt’ ich ihn ein züchtig Jahr,
Visirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze.
 

Marthe.

 
Ach Gott! wie doch mein erster war,
Find’ ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
Es konnte kaum ein herziger Närrchen seyn.
Er liebte nur das allzuviele Wandern,
Und fremde Weiber, und fremden Wein,
Und das verfluchte Würfelspiel.
 

Mephistopheles.

 
Nun, nun, so konnt’ es gehn und stehen,
Wenn er euch ungefähr so viel
Von seiner Seite nachgesehen.
Ich schwör’ euch zu, mit dem Beding
Wechselt’ ich selbst mit euch den Ring!
 

Marthe.

 
O es beliebt dem Herrn zu scherzen!
 
 
Mephistopheles für sich.
Nun mach’ ich mich bey Zeiten fort!
Die hielte wohl den Teufel selbst beym Wort.
 

Zu Gretchen.

 
Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?
 

Margarete.

 
Was meint der Herr damit?
 

Mephistopheles für sich.

 
Du gut’s, unschuldig’s Kind!
 

Laut.

 
Lebt wohl ihr Frauen!
 

Margarete.

 
Lebt wohl!
 

Marthe.

 
O sagt mir doch geschwind!
Ich möchte gern ein Zeugniß haben,
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
Möcht’ ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.
 

Mephistopheles.

 
Ja, gute Frau, durch zweyer Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
Den will ich euch vor den Richter stellen.
Ich bring’ ihn her.
 

Marthe.

 
O thut das ja!
 

Mephistopheles.

 
Und hier die Jungfrau ist auch da? —
Ein braver Knab’! ist viel gereis’t,
Fräuleins alle Höflichkeit erweis’t.
 

Margarete.

 
Müßte vor dem Herren schamroth werden.
 

Mephistopheles.

 
Vor keinem Könige der Erden.
 

Marthe.

 
Da hinter’m Haus in meinem Garten
Wollen wir der Herrn heut’ Abend warten.
 
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
30 августа 2016
Объем:
130 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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