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Читать книгу: «Noleens große Reise - Teil 2», страница 2

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»Diese Raststätte ist nicht gerade ein Volltreffer gewesen«, meinte Noleen.

»Der Meat Pie war vortrefflich.«

»Das Sandwich war gut. Fahren wir jetzt weiter, bevor der Typ rauskommt.«

»Soll ich fahren?«, fragte Oliver.

»Findest du jetzt wie der Aussie, ich könne nicht gut fahren?«

»Nein, natürlich nicht. Ich denke, dass du müde bist. Es war eine lange Strecke.«

»Weißt du, ich meinte es lachend. Jedenfalls muss demnächst mir ein Australier beweisen, dass sein Gedankengut nicht frauenfeindlich ist.«

»Wir haben jetzt bislang zwei dieser Sorte getroffen, der hinter der Theke war zu mir unfreundlich gewesen. Wer weiß, schlecht bezahlter Job und wahrscheinlich meiden ihn freundliche Leute. Mit dieser Ausbeute können wir nicht Bilanz ziehen.«

«Übrigens, glaubst du, es gehe mit deinem Arm?«

»Ich denke, fahren kann ich. Er schmerzt mich nicht mehr. Es ist mehr als einen Monat her.«

Mittlerweile waren sie eingestiegen, Oliver am Steuer und der fuhr zur Zapfsäule bei der Tankstelle gegenüber. Rasch hatte er den Kanister gefüllt, den Autotank ganz ergänzt. Er bezahlte und die Fahrt ging los.

Sie passierten Goulburn und gelangten nach zehn Kilometer zur Abzweigung nach Canberra. Sie waren richtig und bereits auf dem Federal Highway und bis zum Ziel waren es noch gut siebzig Kilometer.

»In rund einer Stunde sind wir in Canberra«, sagte Noleen auf die Karte weisend. »Wollen wir auf einen Campingplatz? Ich sehe hier auf dieser Karte gleich drei.«

»Könnten wir. Ich denke eher nein. Wir werden länger in Canberra sein und ich werde bestimmt mehrmals auf die Botschaft müssen. In diesem Fall ist es besser, wenn ich gepflegt dort erscheine. Ein Hotel ...«

»Ich sehe hier in diesem Führer einen Hinweis auf einen Alivio Tourist Park wo man Bungalows mieten könne, mit dem Vermerk: empfehlenswert. Das wäre was für uns. Wo liegt er?«, fragte sie. »Jetzt wäre das Navi gut.«

»Wir müssen einen Stadtplan kaufen. Für die Deutsche Botschaft benötige ich einen.«

Schweigend fuhren sie weiter und gelangten an den Lake George. Ein See von fünfundzwanzig Kilometer Länge und zehn Kilometer Breite, der keinen Abfluss hat. Das Wasser verdunstet; er hat eine mittlere Tiefe von einem Meter und wegen der enormen Schwankungen ist er je nach Jahreszeit und Regenintensität in der Größe unterschiedlich. Die Fauna ist vielfältig; Bäume, Sträucher, Gräser und Blumen, von denen sie die Namen nicht wusste, säumten das Ufer. Für einen Moment hielten sie an, stiegen aus und bestaunten vom Straßenrand aus die Weite, Hügel begrenzten am Horizont den See. Es ging nach einer Pause weiter. Nach kurzer Zeit fuhren sie in die Vororte von Canberra. Es war halb zwei. Bei einem Restaurant, an der Straße gelegen, hielten sie.

»Es nimmt mich wunder, wie hier die Männer ticken«, sagte Noleen aus dem Auto steigend und lachte, sich streckte und tief Luft holte.

Diese Erfahrung konnte sie nicht machen: Die Bedienung war eine freundliche Frau. Weiter die Straße entlang habe es einen Bücherladen, dort könnten sie einen Stadtplan finden. Sie riet ihnen, auf das Canberra and Region Visitors Centre zu gehen, das sei in der Nähe, gleich die Straße runter. Dort hätten sie viele Unterlagen. Den Alivio Tourist Park kannte sie nicht.

Oliver entschied sich für das Visitors Center.

»Ich nenne mich nicht mehr Tourist, nein, von jetzt an bin ich ein Visitor. Das klingt besser, weniger abgedroschen«, sagte er grinsend.

»Das stimmt; wir besuchen das Land. Und sind Gäste, die man dem entsprechend behandeln sollte.«

»Du haderst noch mit Hungry Jack's, nicht wahr?«

»Ich muss endlich ein positives Exemplar von einem Australier treffen. Dann bin ich versöhnt. Ist dir aufgefallen, dass wir bislang kaum mit Männern in Kontakt kamen? Im Westin nicht, bei der Autovermietung nicht, ebenso hier nicht. Es scheint als ob in diesem Land die Frauen an den Schnittstellen arbeiten.«

Noleen wurde gleich mit den Männern ausgesöhnt. Der Kundenberater auf dem Center war, wie sie sagte, ein Goldschatz. Dieser, er stellte sich als John Allister vor und war ungefähr fünfzig Jahre, beriet sie über Canberra hinaus und gab ihnen gute Tipps. Den Alivio Tourist Park empfahl er. Es sei eine gute Wahl, wenn man Unabhängigkeit wünsche. Er zeigte ihnen, wo sich die Deutsche Botschaft befand. Es seien alle Botschaften in diesem Viertel angesiedelt. Er hatte sogar bezüglich der Öffnungszeiten Angaben, die er aus dem Internet entnahm. John Allister wünschte ihnen beim Abschied einen schönen Aufenthalt und eine schöne Reise. Es war eine angenehme Begegnung gewesen und Noleen erklärte, dass es ausgeglichen sei.

Den Alivio Tourist Park fanden sie rasch; vorzüglich hatte Oliver seine gute Orientierung unter Beweis gestellt. Sie waren überrascht von der Größe der Anlage und hatten das Glück, dass noch Bungalows frei waren. Es sei nicht Hauptsaison, meinte der Rezeptionist, ein freundlicher Mann, der ihnen den Bungalow gleich selber zeigte. Nach der Besichtigung musste Noleen zugeben, dass es bestimmt viele nette Männer gebe in Australien. Es hatte große und kleine Bungalows, die in einer großzügigen Gartenanlage mit einem Kinderspielplatz standen.

»Sie können in der Lounge entspannen oder spielen Sie eine Partie Tennis, Basketball, Volleyball oder Tischtennis. Es hat meistens Leute, die gerne mithelfen«, sagte der Mann und verabschiedete sich. Wenn sie Fragen hätten, er sei vorne in der Rezeption.

Die Zimmer waren im Motel-Stil mit modernen Möbeln ausgerüstet. Es hatte eine üppig ausgestattete Küche. WLAN stand kostenfrei zur Verfügung.

»Das finde ich gut. Jetzt werde ich versuchen mit Lisa auf Skype zu telefonieren ‒ gleich heute Abend. Endlich kann ich sie sehen ‒ und sie dich«, sagte Noleen.

»Mich sehen; was soll sie an mir Interessantes sehen? ‒ er lachte ‒ Übrigens, es hat ein Café, das moderne australische Küche einschließlich Pasta, Pizza, Steak und Meeresfrüchte anbietet. Die Bar hat regionale und internationale Biere und Weine. Das ist etwas, das für heute Abend gerade das Richtige ist«, sagte Oliver, der in der Broschüre über die Parkanlage geschmökert hatte.

»Das klingt gut. Ich habe nämlich großen Hunger. Sollten wir jetzt unser Gepäck holen?«, meinte Noleen.

»Wir nehmen die gesamte Camping-Ausrüstung rein. Ich will sie nicht ständig im Auto mitführen.«

Es war neun Uhr als sie vom Essen zurück kamen und Noleen startete den Laptop und lud Skype hoch. Lisa war im Internet, das war Glück; sie antwortete und die Verbindung klappte und war erstaunlich gut. Es war herzlich und tat Noleen gut mit Lisa zu reden. Diese begrüßte Oliver, der unbedingt in den Kamerabereich kommen musste, aufs wärmste und meinte, dass es sie freue, dass Noleen endlich eine gute Freundschaft habe. Sie vereinbarten, dass sie während des Aufenthalts in Canberra regelmäßig skypen wollten; um zehn, schlug Lisa vor oder ob elf besser sei?, und man einigte sich auf elf. Sie könnten dann den Tag länger genießen und Lisa hatte zu dieser Zeit Mittag.

Am Montagmorgen gingen sie nach dem Frühstück, das sie in ihrer Küche eingenommen hatten ‒ Noleen fühlte sich hei-misch ‒ in den Stadtteil Yarralumla, wo die meisten Botschaften angesiedelt waren; es war halb elf. Sie fanden die Deutsche Botschaft auf Anhieb. Das sei überhaupt nicht schwierig gewesen, wehrte Oliver das Rühmen von Noleen ab. Der Empire Circuit sei leicht zu finden gewesen und die Nummer 119 sei nicht zu übersehen. German Embassy, da fahre man direkt daran vorbei.

»Das sieht eher nach einem Schulhaus aus ‒ oder Kaserne. Ist eingezäunt wie eine Anstalt. Ich gehe jetzt rein. Mal sehen wie man empfangen wird«, sagte Oliver nachdem er an der Straße, zwanzig Meter vor dem Eingang, geparkt hatte.

»Ich spaziere in dieser Zeit in der Gegend herum. Ich denke, eine Stunde wird es ungefähr dauern. Was meinst du?«, fragte Noleen.

»Das könnte hinhauen, das denke ich auch.«

Er ging zur Pforte, wo ein Beamter nach dem Grund seines Begehrens fragte.

»Sie haben keinen Termin? Wegen Passangelegenheiten brauchen Sie unbedingt eine Anmeldung«, beharrte der Mann.

»Verstehe, gerade deswegen will ich mit jemandem sprechen«, erklärte Oliver.

»Gut, ich werde Sie jetzt rein lassen. Gehen Sie zur Anmeldung.« Er öffnete die Pforte.

Oliver ging zum Eingang und wurde freundlich von einer Frau empfangen. Er sagte nach dem er sich ausgewiesen hatte: »Ich benötige eine neue Identität. Ich weiß, das klingt absurd. Aber es ist so. Ich stehe in einem deutschen Personenschutzprogramm und jetzt ist meine Identität aufgeflogen. Ich fühle mich bedroht, zumal in Tokio bereits ein Anschlag auf mich verübt wurde. Ich sehe es Ihnen an, dass Sie mich für plemplem halten.«

»Das Ganze ist, Herr Kohlmann, wirklich eigenartig. Ein derartiger Fall ist mir noch nie untergekommen.« Die Frau lachte.

»Kann ich mit dem Botschafter sprechen?«

»Das ist nicht möglich; stellen Sie sich vor, wie oft nach ihm verlangt wird.«

»Es ist eine ernste Angelegenheit. Und ich bin Bürger von Deutschland. Sie müssen sich mir annehmen. Ich habe ein lebensbedrohliches Problem.«

»Ich versuche Sie an Herrn Pfeiffer, dem Botschaftssekretär, zu vermitteln. Er kann dann Ihren Fall entgegennehmen.«

Die Frau griff nach dem Telefon und sprach mit Herrn Pfeiffer.

»Sie haben Glück. Er hat Zeit und wird Sie holen.«

Oliver bedankte sich. Es dauerte nicht lange und Herr Pfeiffer, ein ungefähr 30-jähriger, großer mit blondem Haarschopf, ein sympathischer Mann, trat in den Empfangsraum und bat ihn in sein Büro.

Oliver schilderte seine Situation; die ganze Geschichte und das dauerte. Herr Pfeiffer hörte interessiert zu.

»Ich habe hier alle meine Papiere, mit all den Unterlagen der Personenschutz-Behörde. Darin sind alle Personen mit Namen vermerkt, die für mich zuständig sind ‒ ebenso derjenige von meinem Chef. Und jetzt brauche ich einen neuen Pass mit neuem Namen«, schloss er.

»Ihre Geschichte tönt abenteuerlich, interessant, und ich verstehe Ihre Besorgnis. Ich denke, hier in Australien sind Sie bestimmt keiner Gefahr ausgesetzt«, sagte Pfeiffer.

»Die Mafia wird nichts unterlassen, um mich zu finden. Die werden herauskriegen, dass ich in Australien bin. Und überall, wo ich einchecke oder Geld herauslöse, lege ich Spuren. Und wenn ich in England mit meinem Namen ankomme, werden sie mich finden.«

»Sie müssen ihnen wirklich großen Schaden zugefügt haben.«

»Das ist tatsächlich richtig. In ganz Europa hatte das Auswirkungen auf ein vielschichtiges Netz. Jedoch die Zentrale konnte man anscheinend nicht auslöschen. Darum die Anschläge auf mich. Die sind raffiniert. Und es ist wie mit der Hydra: Schlägst ein Kopf ab, wachsen zwei nach. Die ruhen nicht, bis sie mich haben. Ich bin ihr Feind.«

»Das ist ein echtes Problem, und ich werde mich dem mit besonderer Aufmerksamkeit annehmen«, sagte Pfeiffer in den Unterlagen blätternd. »Gerade jetzt werde ich mit Ihnen zusammen eine Mail an diese Personenschutzstelle senden und bitte um eine telefonische Unterredung. Ich gebe Ihnen bei Erhalt des Zeitpunktes, das wird wegen der Zeitverschiebung hier in der Nacht sein, den Termin bekannt. Ich will, dass Sie beim Gespräch anwesend sind. Sind Sie damit einverstanden?«

»Natürlich. Ich gebe Ihnen meine Handynummer.«

»Das scheint mir ein Risiko zu sein. Wenn Sie sagen, die Mafia ist raffiniert, können sie Ihr Handy angezapft haben. Ein Anruf von hier geht über Deutschland zu Ihnen.«

»Da haben Sie recht. Ich gebe Ihnen die Nummer meiner Freundin. Sie ist Engländerin und von ihr haben sie keine Kenntnis.«

Die Unterredung mit Herrn Pfeiffer dauerte anderthalb Stunden. Noleen hatte sich ins Auto gesetzt und hörte Radio.

»Habe ich einen Hunger«, sagte sie als Oliver ins Auto stieg. »Ist es gut gegangen?«

»Es hat länger gedauert. Wir haben eine Mail an den Personenschutzbeauftragten in Frankfurt geschrieben. Deshalb komme ich erst jetzt. Ich habe dem Beamten deine Handynummer gegeben. Er wird mich auf dieser anrufen. Lass es eingeschaltet.«

»Was ist mit deinem Handy?«

»Das werde ich entsorgen. Ich darf mit diesem nicht mehr telefonieren. Weißt du, das sucht den Weg zu mir über Deutschland.«

»Was ist, wenn wir uns verlieren? Ich könnte dich nicht erreichen«, sagte Noleen.

»Das stimmt. Weißt du was? Ich besorge mir ein Neues, hier in Canberra ‒ ein billiges.«

»Das finde ich gut. Jetzt möchte ich essen gehen«, sagte Noleen.

»Natürlich, das wird das Nächste sein. Ich bin nämlich sehr hungrig. Herr Pfeiffer hat mir das Southern Cross Yacht Club Restaurant empfohlen. Wollen mal sehen.«

Das Restaurant war erster Güte, schön gelegen am See von Yarralumla. Ein See mit vielen Yachten und endlosen Picknick-Plätzen rund herum. Das Essen und der Service waren gut. Und Noleen verbuchte einen weiteren Pluspunkt zu Gunsten der australischen Männer. Der junge Kellner bediente sie vorzüglich und war interessiert über ihr Woher und Wohin. Er habe noch keine solche Reise unternommen, sei bisher in Melbourne und Sydney gewesen. Er spare Geld um auf Reise zu gehen. Er wolle Europa bereisen. Sein Urgroßvater stamme aus Italien.

»Oliver, ich habe auf meinem Spaziergang viele Botschaften gesehen. Ich muss sagen, dass die Deutsche nüchtern aussieht; hat wenig Flair. Da gibt es schöne Botschaften, zum Beispiel die Thailändische oder die von Papa Neuguinea, gerade die, und die Chinesische, nur die Japanische ist ähnlich in der Art von Deutschland.«

»Du meinst Kasernenhaftes. Das ist ernüchternd. Was soll's. Ich will eine neue Identität und dann vergesse ich die Botschaft. Ihr Aussehen ist mir egal«, sagte Oliver. »Man hat da gespart.«

Am andern Morgen, es war Dienstag, klingelte Noleens Handy um neun. Es war Herr Pfeiffer. Oliver soll um elf Uhr in die Botschaft kommen. Er habe eine Mail von Berlin erhalten. Sie würden die Angelegenheiten mit der Amtsstelle Frankfurt besprechen und hätten noch Fragen.

»Gut«, sagte Oliver nach dem Gespräch zu Noleen, »Vorher besorge ich mir ein neues Handy.«

»Was machst du mit dem alten?«

»Das entsorge ich unvorschriftsgemäß; ich werfe es in den See.«

»Das ist Umweltverschmutzung pur«, protestierte sie.

»Weiß ich und trotzdem tu ich es, weil, es darf in keine fremden Hände gelangen ‒ und Fische können nicht telefonieren. Es ist eine kleine Umweltsünde. Im Übrigen Leben bin ich ordentlich. Ich will jetzt alle Daten, die für mich wichtig sind, noch notieren. Sonst sind sie verloren.«

Er suchte alles was bedeutsam war und schrieb es auf ein Blatt Papier. Es waren Telefonnummern und Adressen. Nachher machte er sich auf den Weg. Noleen blieb zurück und wollte die nähere Umgebung auskundschaften. Als er gegangen war kam ihr die Idee, nachzusehen, ob Lisa im Netz tätig sei. Und sie war, die Verbindung klappte und es entspannte sich ein gutes Gespräch.

»Hast du bei Oliver ein gutes Gefühl?«, fragte Lisa.

»Ich weiß, was du meinst. Ja Lisa, ich bin mir sicher, dass er ... dass er der Richtige ist. Ich weiß, dass ich das bei ... Matthew ebenso glaubte ... bei Oliver habe ich ein anderes Gefühl. Er ist ehrlich, was ... Matthew ... im Grunde genommen hätte ich es bei ihm merken müssen. Er war verschiedentlich nicht ehrlich. Ich habe es in meiner Blödheit weggewischt; wollte es nicht wahrhaben. Anders bei Oliver. Er ist natürlich, hat keine Standesdünkel. Ich liebe ihn ‒ nicht stürmisch, aber tief im Herzen. Ich hoffe, du verstehst mich.«

»Natürlich Noleen. Es scheint nicht ein Ferienflirt zu sein.«

»Nein, überhaupt nicht. Sonst wäre ich nicht wegen ihm vom Schiff gegangen.«

Sie erzählte Lisa nichts von Olivers Situation. Das war eine Abmachung, er wollte nicht, dass seine Geschichte im Netz publik wurde.

»Weißt du was, Lisa? Du könntest mir einen Gefallen tun. Kannst du für mich und Oliver in London eine Wohnung finden? Wenn möglich in deinem Quartier, in Herne Hill?«

»Bist du sicher, dass du mit ihm zusammen sein willst?«

»Ja, ich bin mir im Klaren. Es ist ein Glücksfall. Er ist kein Blender, da bin ich mir sicher.«

»Ich mag es dir gönnen, wenn es klappt. Ich wünsche dir alles Gute. Ich werde mich umsehen wegen der Wohnung. Hast du Ansprüche?«

»Möglichst ruhig gelegen. Mindestens vier Zimmer und den üblichen Komfort.«

»Wann seid ihr in London?«

»Voraussichtlich Mitte Januar. Es wäre toll, wenn es klappen würde. Ich danke dir schon jetzt für deine Bemühungen.«

Nach dem Gespräch genoss sie die Parkanlage, kam ins Gespräch mit einer jungen Frau aus Indonesien, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn, 5-jährig, auf einer Reise durch Südaustralien war. Sie würden von Adelaide nach Perth fahren.

Nach dem Bereinigen der Fragen der Mail von der Personenschutzzentrale, schickte Oliver eine Mail an seinen Vorgesetzten in Frankfurt, Jens Steinerle. Er bat ihn um ein Telefongespräch und vereinbarte am Mittwoch um 20 Uhr, Ortszeit in Frankfurt 10 Uhr. Herr Pfeiffer versprach, um diese Zeit in der Botschaft zu sein. Sie hätten wegen der Zeitverschiebung hin und wieder Nachttermine, wenn es um wichtige Geschäfte gehe. Und das hier sei dringend, finde er. Oliver bat um diesen Anruf, weil er der Meinung war, über die Botschaft sei die Verbindung sicherer.

»Da bin ich nicht unbedingt sicher. Dennoch, wir machen das gerne für Sie«, sagte Pfeiffer. »Wie wollen Sie neu heißen?«

»Ich wähle Gregor Trummer.«

»Hat das eine Bewandtnis?«

»Ja, Gregor Sabold war ein guter Freund von mir. Er starb mitten in einem Wettkampf; Herzversagen, war ein Spitzenschwimmer und nie bei der Polizei. Und Trummer hieß meine Mutter vor der Hochzeit. Aus diesem Grund kann ich mich gut an die Namen gewöhnen.«

»Wie kommt es, dass Sie das nicht als erste Variante wählten. Horst Daum, hatte das eine Bewandtnis?«

»Ebenfalls, Horst heißt mein bester Freund und Daum wählte ich im Gedenken an einen hochgeschätzten Referenten an der Polizeischule, der mir mein Rüstzeug gab; er war ein kompetenter Berater ‒ und ein Freund.«

»Im Grunde genommen habe ich Bedauern mit Ihnen, Herr Kohlmann. Ständig auf der Hut zu sein, nicht entdeckt zu werden, finde ich belastend. Wie gehen Sie mit dem um?«

»Es ist belastend. Jetzt werde ich dann in London leben. Mit meiner Mutter kann ich Kontakt haben. Ich muss das gut arrangieren. Mit meiner Tante und der Cousine und den Cousins werde ich nicht kommunizieren ‒ bestenfalls dann im Ausland. Ich weiß nicht, wie es sich auf Dauer entwickelt. Meine Vermutung über die Gefahr liegt bei zwei Männern, Buchschach und Serchowitch heißen sie. Trotz der Erkenntnissen können wir ihnen nichts beweisen. Sie sind aalglatt. Ich hoffe, dass sie bald einen Fehler begehen. Dann könnte ich aufatmen. Ich schätze, ihnen habe ich den größten Verlust beigefügt. Es ist: Schlägst du einen Kopf ab, wachsen gleich zwei nach. So ist die Mafia. Ein riesiges Geschwür ist sie und wuchert in ganz Europa.«

»Ich vermute auf der ganzen Welt. Das organisierte Verbrechen kennt keine Grenzen. Es wuchert auch hier in Australien.«

»Ich denke, in der heutigen Zeit mit all den Möglichkeiten, den Computern, dem Internet und der Mobiltelefonie konnte es dieses Ausmaß annehmen, dass ihm nicht mehr beizukommen ist. Die Polizei ist gefordert und muss unbedingt aufrüsten, wird von der Politik gebremst durch Sparmaßnahmen und bleibt deswegen einen Schritt zurück und das Verbrechen wird raffinierter, organisiert sich neu.«

»Wir könnten uns noch lange darüber unterhalten. Aber ich habe Termine und muss mich entschuldigen. Bis morgen um 20 Uhr. Kommen Sie mit Ihrer Freundin. Es würde mich freuen«, verabschiedete Pfeiffer sich.

Als Oliver ins Haus trat, stand Noleen am Küchenherd und war mit Kochen beschäftigt; es roch hungerfördernd. Sie drehte sich ihm zu und strahlte. Sie hatte die Haare offen und diese umrahmten ihr ovales Gesicht und ließen es leuchten.

»Du kochst?«, staunte er.

»Ich fühle mich hier zu Hause. Ich glaube, wir bleiben hier«, sagte sie lachend.

»Das riecht gut. Willst du wirklich hier bleiben?«

»Nein, natürlich nicht. Ich hatte eine Anwandlung, fühle mich als Hausmütterchen. Ich habe Hähnchen gekauft; dachte, mit Reis ist das gut. Hast du Hunger? Wie war's auf der Botschaft?«

»Oh, gut. Es scheint zu klappen, und ich habe einen Gesprächstermin mit meinem Chef in Frankfurt vereinbart. Morgen um 20 Uhr ‒ du sollst mitkommen, hat Pfeiffer gesagt. Jetzt habe ich Hunger. Ich bin auf deine Kochkünste gespannt, es riecht hervorragend gut.«

»Wir könnten wirklich hier bleiben«, sagte Oliver während des Essens. »Dieses Häuschen ist eingerichtet zum Leben. Es hat zwei Schlafzimmer und einen Wohnbereich mit Sitzgruppe mit TV, eine gut eingerichtete Küche mit Kochplatten, Backofen, Mikrowelle, Toaster und mit Tisch für 4 Personen. Ein geräumiges WC/Badzimmer, eine Veranda hat es. Richtig gemütlich, nach dieser Zeit auf dem Schiff ein Highlight, finde ich.«

»Stimmt, jedoch meine Suite war dennoch nicht ohne Charme. Übrigens, du ich habe mit Lisa gesprochen. Sie lässt dich grüßen. Ich habe sie gebeten, in London eine Wohnung für uns zu suchen. Ist dir das recht?«

Oliver schaute sie an. Sein Blick, war es Überraschung, Skepsis oder Ärger, verharrte in ihren Augen. Unsicher geworden sagte Noleen: »Ich dachte heute Morgen nur so ... Ist es dir nicht recht? Ich dachte, wir würden in London zusammenziehen. So wie jetzt leben.«

»Wir haben das bis jetzt noch nicht besprochen«, antwortete er und schwieg.

»Du ... du willst nicht?«

»Hm, doch ... doch ich will«, er lachte plötzlich. »Eigentlich ist das mir klar ‒ schon lange gewesen. Und du hast in Tokio gesagt: Nägel mit Köpfen machen. Hast du es vergessen? Ich war jetzt gerade etwas überrumpelt. Es war noch nie zur Diskussion gestanden. Natürlich will ich mit dir zusammen wohnen. Es gibt nichts schöneres ‒ übrigens, du hast die Prüfung zur Hausfrau bestanden. Die englische Küche ist gar nicht so schlecht.«

»Findest du sie schlecht?«

»Es wird in Deutschland gesagt. Dennoch habe ich bei meinem Urlaub in England keine schlechten Erfahrungen gemacht, das muss ich gestehen.«

»Du, wegen Hausfrau ‒ das müssen wir später noch besprechen. Ich will berufstätig sein und als Journalistin arbeiten.«

»Das habe ich mir jetzt gerade gedacht. Ich werde die erste Zeit Hausmann sein und mich mal orientieren, was ich machen könnte. Ich könnte eine Karate-/Judoschule für Kinder eröffnen.«

»Das finde ich gut. Eine prima Idee. Am besten für benachteiligte Kinder. Ich möchte in meiner journalistischen Tätigkeit mein Augenmerk auf Afrika richten. Ich finde es dringend notwendig, dass für die Entwicklung der Länder Hilfe organisiert wird; Am besten mit UNICEF. Es sind im Moment meine Gedanken. Wie und was muss ich noch erarbeiten. Jetzt will ich das Hier genießen. Was machen wir heute Nachmittag?«

Den Nachmittag verbrachten sie im Australian War Memorial. Ohne überhaupt zu wissen, was sie erwartete, waren sie von der Sammlung und der Darstellung eines sehr schwierigen Themas mehr als beeindruckt. Die detaillierten Dioramen und die originalen Ausstellungsobjekte wurden beeindrucken präsentiert. Den Höhepunkt bildete eine kostenlose Führung, angesetzt war eine Stunde, Thema 2.Weltkrieg. Der Guide lebte für seine Aufgabe. Nach weit mehr als einer Stunde bot er ihnen an, den Rest der Sammlung noch zu zeigen. Alles in allem dauerte die Führung über zwei Stunden. Bemerkenswert war, dass sowohl Besuch und die Führung kostenlos waren. Den Abend verbrachten sie mit schlendern am See und erneut essen im Southern Cross Yacht Club Restaurant. Es wurde ein schöner Abend, den sie, als sie in ihrem Haus angekommen waren, mit einer Flasche Wein genossen. Es wurde elf und Skype mit Lisa war angesagt.

»Ich finde das toll, was heute mit dieser Technik man alles machen kann. Ich habe dich auf dem großen Bildschirm und es ist, als ob du bei mir im Wohnzimmer wärst. Das ist verrückt. Und dich, Oliver, sehe ich sogar in Lebensgröße. Wie geht es euch?«

»Wir haben einen schönen Tag verbracht. Das Wetter ist angenehm. Heute fühlte ich mich wie zu Hause. Ich habe gekocht.«

»Und wie«, sagte Oliver, »Es war der perfekte Lunch.«

»Er hat die englische Küche gelobt«, scherzte Noleen.

»Er hat noch nicht bei mir gegessen«, sagte Lisa mit einem Augenzwinkern.

»Ohja, du bist eine miserable Köchin«, sagte Noleen und kicherte.

»Das ist nicht mein Ding. Wenn ich euch einlade, bestelle ich Catering. Dann ist es bestimmt besser.«

»Oder wir kochen«, schlug Noleen vor.

»Wäre eine hervorragende Möglichkeit. Wegen der Wohnung habe ich mich umgesehen. Es hat zwei, die ich in Betracht ziehe. Ich werde Fotos machen und sie euch senden. Wie lange seid ihr noch in Canberra?«

»Das wissen wir nicht. Sicher noch eine Weile. Oliver muss noch etwas auf der Botschaft erledigen.«

Oliver gab ihr einen Stups. Sie sah ihn an und krauste die Stirn zweimal.

»Ist alles okay?«, fragte Lisa, die das Verhalten der Beiden gesehen hatte.

»Ja, ja. Oliver hat gemeint, dass ich nicht zu viel plappern soll.«

»Könntest du das, zu viel?«

»Ach, es ist etwas über das wir nicht reden wollen. Nicht jetzt.«

Das Gespräch zog sich in die Länge. Die beiden Frauen hatten sich viel zu erzählen. Oliver verabschiedete sich und begab sich auf die Veranda, wo er sich im Lampenschein mit einem Glas Wein und der Zeitung Canberra Times hinsetzte.

Am Mittwoch setzten sie sich nach dem Frühstück ins Auto und fuhren drauf los. Sie erkundeten die Umgebung von Canberra. Dabei gelangten sie auf den Mount Ainslie, wo sie den Überblick über Canberra genossen. Nachher fuhren sie auf die gegenüberliegende Seite, zum Red Hill Nature Park, wo sie eine längere Wanderung machten und sich friedlich hinsetzten und es genossen.

»Warum gehen wir nicht stracks nach London?«, fragte Oliver in die Stille. Sie saßen auf einem Stein. Die Sonne schien und es war angenehm warm.

»Du fragst Sachen. Wir wollen diese Reise machen ‒ Australien erfahren. Bist du das Reisen leid?«

»Nein, nein, eigentlich nicht. Ich frage mich warum man reist? Es wäre kein Grund ersichtlich. Hast du dir noch nie solche Gedanken gemacht? Du bist Reisejournalistin. Ich denke da an Akio Ito.«

»Ja, Akio Ito. Interessanter Gedanke. Warum reist man in aller Welt herum? Wie ist es bei mir? Hhh, auf die Schnelle kommt mir kein klarer Gedanke. Ich hatte eine Menge Spaß und dabei wunderschöne Orte gesehen und in diesen Zeiten unsere Erde schätzen gelernt. Ich glaube, das Reisen hat mich verändert, machte mich zu dem Menschen, der ich heute bin.«

»Eine wunderbare Frau«, Oliver lächelte. »Irgendwie muss zudem etwas anderes noch dazu drängen. Es sind Abermillionen ständig auf Reisen.«

»Stimmt, der Tourismus hat unglaubliche Dimensionen angenommen. In allen Ländern. Für viele ist es das Haupteinkommen. Ich frage mich: Was geschieht, wenn eine weltweite Wirtschaftskrise eintritt? Überall hätte das katastrophale Auswirkungen. Die Frage, warum reisen derart viele Menschen? Warum reisen wir? Du? Ich?« Noleen krauste die Stirn.

»Ich begann diese Reise als Flucht. Ohne diesen Zuständ wäre ich überhaupt nicht gegangen. Wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Ich bin oder war nicht reiselustig. Zwar war ich in Spanien, in England und in Schweden/Norwegen, mit wenig Enthusiasmus. Mir gefällt es zu Hause, habe eine schöne Wohnung ‒ hatte, verdammt noch mal: hatte! Jetzt wird alles neu. ... In meinem Alter«, fügte er noch leise hinzu.

»Weißt du, wenn ich mich der Aussagen der Reisenden, die ich interviewte, entsinne, waren da die unterschiedlichsten Begründungen. Für viele war der Wunsch, die Welt sehen an erster Stelle. Eine Frau sagte mir, sie wolle das Reisen erleben ‒ die Langsamkeit. Sie habe sich lange auf diese Reise vorbereitet, und das sei interessant gewesen. Sie habe sich mit jeder Destination auseinandergesetzt und sich informiert. Dadurch habe sie erfahren, dass der Quastenflosser vor allem auf den Komoren vorkomme.«

»Ich weiß nicht einmal, was ein Quastenflosser ist«, sagte Oliver.

»Das wusste ich auch nicht und wurde von der alten Dame belehrt. Ein Urfisch ist es. Das älteste Lebewesen. Sie hat dann weiter erzählt, was für sie das Reisen sei. Die Reise überhaupt, sei es. Und das geschehe mit einem Schiff noch gemütlich, so, dass man sie erlebt. Heute würde man auf den Flugplatz rasen, durch den Check-In ins Flugzeug steigen, dort sich wo möglich einen Film ansehen, dösen, vielleicht habe man noch einen Umsteigestress, dann aussteigen und man sei in einer fremden Welt. Keine Reise. Sagte sie«, sinnierte Noleen.

»Und da muss ich ihr recht geben. Die Welt ist durch die Technik kleiner geworden. Reisen ist Bewegung und die ursprünglich vertraute Geschwindigkeit des Menschen war das Gehen. Man hatte eine andere Wahrnehmung; das war noch mit den ersten Automobilen und den ersten Eisenbahnen. Die Landschaft glitt gemächlich vorbei. Heute, mit diesen Geschwindigkeiten, beschäftigt man sich meist nicht mit dem Reisen an sich. Das Ziel des Menschen ist Vernichtung von Zeit und Raum durch verschmelzen von Abfahrt und Ankunft. Die Strecke bleibt anonym. Alles kann heute in einem Bruchteil der Zeit bewältigt werden. Der ganze heutige Tourismus ist zu einer gezielt fabrizierten Taumelwelt geworden«, sagte Oliver.

»Einen interessanten Aspekt, finde ich. Aber das Schönste ist: Ein Mann sagte mir, dass er die Reise mache, um seiner Frau einen Tag zu schenken«, berichtete Noleen weiter.

»Einen Tag schenken?«

»Ja, weißt du, das Schiff fährt über die Datumslinie und da kriegst du einen Tag zusätzlich«, antwortete sie.

»Ah wirklich, ein originelles Geschenk. Das haben wir jetzt nicht in unserem Repertoire. Schade«, fand Oliver.

»Wir können's später noch nachholen. Aber warum reist man? Das haben wir noch nicht gelöst.«

Oliver kratzte sich in den Haaren.

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