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Читать книгу: «Makk», страница 10

Heinrich Clauren
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In der Residenz verkündeten Kanonenschüße dem jubelnden Volke, daß Prinz Victor mit der nachbarlichen Fürstentochter vor dem Altare die Ringe gewechselt. In demselben Augenblicke donnerten auch die Pöller und Amüsetten vor dem Portale des hocherleuchteten Schlosses zu Falkenwerder; und drinnen im Ahnensaale saß an einer stattlichen Prunktafel Vater Ulmenhorst zwischen dem, in alle Sohnes-Rechte wieder feierlich eingesetzten Gotthold und der Königinn des Festes, seinem Liebling, Julie, die, mit fürstlichem Schmucke angethan, den ganzen Kreis durch ihre Anmuth, ihre Bescheidenheit und ihren Liebreiz bezauberte.

Zu Gottholds Rechten aber prangte Aurora in der frischen Blüthe ihres neuen Ehestandes; sie begleitete ihren Gatten, einen frohsinnigen, wohlunterrichteten und höchst liebenswerthen jungen Mann, aus einer der ersten Familien des Landes, auf seinen Gesandtschastposten in eine entfernte Residenz; passirte auf dieser Reise Falkenwerder, und hatte, auf des alten Grafen Ulmenhorsts Einladung, ihre Einrichtung so getroffen, daß sie gerade den heutigen Tag, an dem der Vater seinem Gotthold die Herrschaft Falkenwerder zum Eigenthum überwiesen, hier mit feiern half.

Der habe ich, wisperte ihm der Alte in das Ohr, doch so, daß es Aurora hörte, eigentlich meine Rückkehr zu mir selbst und zu Euch Allen zu verdanken; die hat mir den Kopf zurecht gesetzt! Ihr bin ich das Glück meines Lebens-Abends schuldig! und Gotthold zog Aurorens Hand an seine Lippen und sprach tief bewegt ihr seinen Dank aus, und bat ihr in Gedanken ab, wessen er sie früher verdächtiget hatte; Se. Excellenz der Herr Justizminister v. Strenge aber, der zwischen Papa Stufen und dem Superintendenten, dem ehemaligen Falkenwerder’schen Prediger, ihm gegenüber saß, hob, nachdem Stufen das prinzliche Brautpaar hatte hoch leben lassen, das Glas, und brachte zum Tafelschluß Auroren ein Lebewohl aus, und gab ihr beim Scheiden aus dem Vaterlande die Wünsche und den Segen aller der Tausende mit auf den Weg, denen  sie Gutes erwiesen, und Aurora setzte mit ihrem Gatten noch denselben Abend ihre Weiterreise fort. Ihren geheimen Schmerz aber erkannte Niemand. Der heiße Thränenstrom, den sie schon bei Stufens und des Justizministers Toast zu gewältigen gesucht hatte, und der, als sie jetzt in den Wagen stieg, unaufhaltsam hervorbrach, galt in den Augen der Umstehenden der Trennung von der vaterländischen Heimath. Gewöhnlich ist es das Loos der Großen, von der Mehrzahl nicht verstanden zu werden.

Julie nur schien einen tiefen Blick in Aurorens gebrochenes Herz gethan zu haben. Sie dauert mich, sagte sie zu Gotthold, und sah mit nassem Auge dem prächtigen Reisewagen nach, in dem der Gesandte mit seiner jungen Frau der nahen Grenze zueilte. Er mag ein recht wackerer, braver Mann seyn, aber sie liebt ihn nicht. Ihr Herz ist in der Residenz geblieben; das verrieth ihr Erblassen und das Zittern ihrer Hand, als sie bei der Gesundheit, die Stufen ausbrachte, das Glas zum Munde führte; wir Alle standen auf, und sie konnte sich kaum vom Stuhle heben. Gute Nacht, du arme Unglückliche, setzte sie hinzu und nickte ihr  sanft weinend nach: dein unverdientes Loos ist einer so zartfühlenden Seele härter, als dem gemeinen Menschen lebenslängliche Eisenstrafe.

Nun, nun, erwiederte Gotthold, Juliens theilnehmenden Kummer beschwichtigend: mit was für Augen Ihr Frauen doch alles gleich anseht. Tausend Beamte und Offiziere müssen sich die Versetzung von einem Orte zum andern gefallen lassen. Aurore hat die ihrige, wie mir Dein Vater erzählt, selbst gewünscht; sie hat ihren Gatten selbst gewählt, und wenn sie die rein himmlische Liebe, mit der sie dem Prinzen gehört, auch nicht gleich auf ihren Gatten übertragen kann, so wird ihr Pflichtgefühl und ihr klarer Verstand überwinden helfen, wo ihr der Kampf schwer wird. Wen der Zufall oder der eigene Wunsch in die Nähe der Großen bringt, der muß Convenienz und Observanz und die höhern Rücksichten der Politik über sich walten lassen; der Strahlenglanz des Lebens auf jenem glatten Boden kostet in der Regel die Freiheit des Gefühls und des Willens.

Darum wollen wir auch in Falkenwerder und hübsch unten bleiben, entgegnete Julie, und umschlang ihren Gotthold, als bange ihr davor, daß man ihn nun in höhere Verhältnisse zu ziehen  suchen werde, gegen die sich dieser aber rund heraus sehr bestimmt erklärte.

22

Den letzten Morgen seines dießmaligen Aufenthalts in Falkenwerder feierte der alte Graf Ulmenhorst mit der Einführung seines ehrlichen Lippert in die ländliche Besitzung am Ende des Dorfs, die sonst dem Vater Strenge gehört, die dieser bei seinem Abgang in die Residenz veräussert, und die nunmehr der alte Graf dem Käufer wieder abgekauft hatte und heute seinem treuen Diener für dessen spätere Tage als stilles Ruheplätzchen überwies.

Auf dem Flecke, wo vor vier Jahren Gotthold das kleine Hannchen unter den Hunden hervorzog, hatte der alte Herr ein einfaches Denkmal errichten lassen, das Leo, der Erstgeborne, als die Gäste in das Gehöft eintraten, unter Musik und Pöllerdonner mit Blumengewinden bekränzte; aus dem Denksteine stand der Name: Makk, denn dieser, sagte der alte Graf, und schloß Gotthold und Julien in seine Arme und drückte ihre Kinder an sein Herz: ist eigentlich die Ursache, daß Alles sich so gestaltet hat, wie es jetzt ist. Der arme Makk ist damals freilich unschuldig geopfert worden. Möge dafür sein Andenken in unserem dankbaren Herzen fortleben.

Er küßte und segnete die Kinder und Kindeskinder, verabschiedete sich bei den umstehenden Freunden und Bekannten, empfahl den Unterthanen Gotthold, ihren neuen Herrn, setzte sich, von den Wünschen Aller begleitet, in den Wagen, und fuhr, ausgesöhnt mit sich und der Welt, fröhlich von dannen.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
160 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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