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Der Ablauf der Diagnosephase

In der Anamnese werden im Erstgespräch zwischen Arzt und Patient die Symptome besprochen. Was ist wichtig in diesem Gespräch, und wie können Sie sich vorbereiten?

 Vorbereitend können Sie sich die Symptome aufschreiben. Machen Sie sich eine Liste mit allem, was Ihnen aufgefallen ist, und allen Fragen, die Sie stellen wollen.

 Entscheiden Sie, ob Sie alleine zum Arzt gehen wollen oder jemand Vertrautes mitnehmen möchten. Möchten Sie Teile des Gespräches zu zweit oder das komplette Gespräch alleine führen?

 Vielleicht können Sie vorher Ihrem Hausarzt bei der Terminanfrage schon mitteilen, dass Sie einen Termin mit etwas mehr Zeit benötigen.

In der Fremdanamnese werden die direkten Angehörigen, z. B. Ehepartner oder Kinder, über evtl. Veränderungen befragt. Vielleicht gibt der Arzt auch einen Fragebogen aus, in dem Fragen zum Alltag und zu möglichen Veränderungen notiert sind. Vielleicht füllen Sie und ein Angehöriger auch beide jeweils einen Fragebogen mit den gleichen Fragen aus. So kann der Arzt sehen, inwieweit die normalen Alltagstätigkeiten durchgeführt werden können und inwieweit die Einschätzung übereinstimmt. Auch das ist wichtig für eine gute Diagnosestellung. Als Patient und auch als Angehöriger scheuen Sie sich bitte nicht, die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.

In der körperlichen Untersuchung werden u. a. neurologische Tests durchgeführt, um Reflexe, Koordination, Gleichgewicht usw. zu überprüfen.

Laboruntersuchungen, z. B. Blutuntersuchungen, können Krankheiten wie Schilddrüsenfehlfunktionen oder Vitamin-B-Mangel aufdecken. Aufwendiger in Untersuchung und Testung sind Liquoruntersuchungen, die über die Konzentration von bestimmten Eiweißen im Liquor (Beta-Amyloid, Tau) Aufschluss über frühe Anzeichen für eine evtl. entstehende Alzheimererkrankung geben können.

In den bildgebenden Verfahren (meist CT oder MRT) werden, je nach den unterschiedlichen Möglichkeiten der Verfahren, Aussagen über den Aufbau des Gehirns getroffen. Hier kann z. B. dargestellt werden, ob eine Atrophie (Schrumpfung des Gehirns) oder ein Tumor vorliegt.

Ausführliche Tests zur Überprüfung der Hirnleistung finden meist nicht beim Hausarzt statt, sondern bei Fachärzten, spezialisierten Therapeuten, Neuropsychologen oder in Gedächtnisambulanzen (siehe Memoryklinik). Die zurzeit wohl am häufigsten genutzten Tests sind der MMST, der Uhrentest und eine Depressionsskala.

Minimental-Status-Test

Dieser Test beinhaltet verschiedene Fragen und Aufgaben zu Orientierung, Merkfähigkeit, Rechenfähigkeit, Aufmerksamkeit, Erinnerungsfähigkeit, Sprache und visuell-räumliche Leistung.

Uhrentest nach Shulman

Hier besteht die Aufgabe darin, in einen vorgezeichneten Kreis die Ziffern einer Uhr und die Zeiger einzuzeichnen. Dieser Test gibt Auskunft über die visuell-räumlichen Fähigkeiten, die z. B. wichtig für die Orientierung sind.

Depressionsskala

Die Depressionsskala besteht, je nach Autor und Test, aus bis zu 30 Fragen. Meist wird eine Fassung mit 15 Fragen genutzt. Dieser Fragebogen gibt, sofern er ehrlich beantwortet wird, einen Hinweis auf eine bestehende Depression. In der Auswertung weist dieser Test darauf hin, ob eine Depression wahrscheinlich und eine weitere Diagnostik erforderlich ist.

Die Angst vor Tests

In der Vielfalt der Testverfahren gibt es Tests und Fragebogen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Kompetenzbereichen. Diese geben Hinweise auf Defizite und sind Bestandteile der Diagnostik. Sie zeigen allerdings nicht den ganzen Menschen mit all seinen Fähigkeiten. Sie zeigen nur eine Momentaufnahme. Vielen Menschen bereitet ein solcher Test sehr viel Stress. Manche werden dadurch an negative Erlebnisse während ihrer Schulzeit erinnert, und das hat Auswirkungen auf das Ergebnis. Bei Stress oder Angst wird die Denkleistung zeitweise gemindert.

Ein Mensch, der den Verdacht hat, an Demenz zu leiden, steht ohnehin unter Druck. Und dieser Druck kann unter Testbedingungen noch steigen. Derselbe Test würde in einer entspannten Situation besser abgeschlossen werden. Diese Testverfahren sind im Internet zum Teil gänzlich zu finden. Aus meiner Arbeit weiß ich, dass es Patienten gibt, die diese Tests vorher üben. Das ist verständlich, denn oft besteht die Furcht vor dem „Versagen“, aber es ist nicht sinnvoll. Denn nur ein ehrliches Testergebnis gibt Aufschluss über die wirkliche Situation.

„Pseudodemenz“ – die Unterscheidung Demenz und Depression

Nicht immer lassen sich eine Demenz und eine Depression bei älteren Personen klar voneinander trennen. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die typisch für depressive Verstimmungen sind.

Von einer Pseudodemenz sprechen Ärzte, wenn es bei einer Depression zu deutlichen Defiziten in den kognitiven Fähigkeiten kommt, die im Wesentlichen auf einen Konzentrationsmangel und stark nachlassendes Interesse am persönlichen Umfeld und Ereignissen im Alltag zurückzuführen sind. Die Gedächtnisleistung ist anscheinend eingeschränkt.

Unterschiede:

1. Die eigenen Defizite können von einem depressiven Menschen deutlich beschrieben werden, während ein Mensch mit Demenz im weiteren Verlauf eher ungenaue Angaben macht.

2. Bei Demenz versuchen Betroffene häufig, die Defizite zu verbergen, sie gestehen sich keine Einschränkungen ein oder reagieren mit Abwehr, wenn man ihnen gegenüber die Probleme anspricht. Bei von Depressionen Betroffenen hingegen erfolgen kaum Kompensations- oder Erklärungsversuche. Betroffene geben sich die Schuld für ihr „Versagen“, resignieren oder geben auf.

3. Zudem zeigen sich kaum Defizite in der Orientierung; depressive Ältere können also meistens korrekt Auskunft zur Tageszeit geben oder darüber, wo sie sich befinden. Die für Demenz typischen Verwirrtheitsphasen treten hier nicht auf.

4. Die Alltagstätigkeiten sind bei einem Menschen mit Demenz im späteren Verlauf in der Durchführung eingeschränkt und benötigen Unterstützung. Bei einem Menschen mit Depression sind die Alltagstätigkeiten in der Durchführung intakt, aber durch die Antriebslosigkeit reduziert.

5. Bei einer Demenz sind Gedächtnis, Konzentration und Orientierung oft gleichermaßen betroffen. Bei einer Depression zeigen sich eher Defizite in der Gedächtnisleistung bei gleichbleibend guter Orientierung. Die auftretenden kognitiven Defizite beziehen sich vor allem auf das Erinnerungsvermögen, wobei sowohl das Langzeit- als auch das Kurzzeitgedächtnis betroffen sind. D.h., man beobachtet, dass Betroffene nicht nur Probleme haben, sich Geschehnisse zu merken, die erst wenige Minuten zurückliegen, sondern auch, dass sie bedeutende Ereignisse, die vor Jahren passiert sind, schlechter erinnern. Bei einer Demenz hingegen sind genau diese Informationen im Langzeitgedächtnis meist gut erhalten, während das Kurzzeitgedächtnis mehr Störungen aufweist.

Die oben genannten Defizite bleiben bei einer Depression im Wesentlichen auf die depressive Phase begrenzt und nehmen wieder ab, wenn die Depression abklingt.

Wie Sie auf Anzeichen einer Depression reagieren können

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Angehöriger sich in einer depressiven Phase befindet, sprechen Sie ihn darauf an. Wählen Sie dabei eine altersgerechte, leicht verständliche Sprache. Sie können ihn zum Beispiel fragen, ob er sich häufig unruhig oder ängstlich fühlt, bedrückt, traurig oder innerlich wie taub ist.

Wird dies bejaht, können Sie weiterfragen, ob es bestimmte Ängste gibt (etwa Angst vor Krankheit) bzw. ob diese Gefühle in der letzten Zeit zugenommen haben. Fühlen Ihre Angehörigen sich traurig oder bedrückt, können Sie fragen, was der Grund für diese Empfindungen sein kann. Häufig werden dabei körperliche Einschränkungen, der Tod von Freunden oder eine zunehmende Einsamkeit als belastende Faktoren genannt.

Machen Sie Ihren Angehörigen darauf aufmerksam, dass diese Niedergeschlagenheit auch eine Krankheit sein kann, und sprechen Sie gemeinsam den Hausarzt auf Ihre Vermutung hin an. Im Gegensatz zu einer Demenz, die trotz Behandlung meist fortschreitet, kann eine Depression auch im Alter mit der richtigen Medikation oder einer Psychotherapie sehr effektiv behandelt werden, sodass sich die Lebensqualität Ihres Angehörigen verbessern lässt.

Abgrenzung zu weiteren Krankheiten

Wie kann man Altersvergesslichkeit von einer beginnenden Demenz unterscheiden? Das ist gar nicht so einfach, denn beides hat viele ähnliche Erscheinungsformen.

„Gutartige“ Altersvergesslichkeit

 Nicht fortschreitende Vergesslichkeit.

 Es bestehen Probleme, alltägliche Daten und Ereignisse aus neuerer Zeit abzurufen und zu speichern.

 Betroffene sind sich ihrer Beeinträchtigung bewusst.

 Gedächtnislücken werden umschrieben.

 Gedächtnislücken können eingestanden werden, die Betroffenen können offen damit umgehen.

Diese Störung entwickelt sich nicht zu einer Demenz.

Es gibt daneben eine Reihe weiterer Gedächtnisstörungen, bei denen sich ähnliche Symptome wie bei einer beginnenden Demenz zeigen, die aber andere Ursachen haben. Im Folgenden haben wir die wichtigsten für Sie kurz dargestellt.

Leichte kognitive Störung

 Im Zusammenhang mit einer internistischen oder neurologischen Grunderkrankung, z. B. einer Virusinfektion, Austrocknung des Körpers (d. h., es befindet sich zu wenig Flüssigkeit im Körper), Meningitis oder nach Operationen, treten demenzähnliche Symptome auf.

 Die Symptome gehen wieder zurück, wenn der Auslöser verschwunden ist.

Delir

 Andere Bezeichnungen: organisches Psychosyndrom, Delirium, Durchgangssyndrom, akuter Verwirrtheitszustand.

 Es liegt ein akuter organischer Auslöser vor (die vielfältigen Ursachen werden hier nur auszugsweise aufgeführt). Ursache bei älteren Menschen sind häufig: Infektionen (häufig Lungenentzündungen, Harnwegsentzündungen), hohes Fieber, Austrocknung, Elektrolytentgleisungen.

 Störung des Gedächtnisses, der Wahrnehmung, der Orientierung, der Aufmerksamkeit, der Emotionalität treten auf, es kommt zu Schlafstörungen und motorischer Unruhe.

 Es gibt einen akuten Beginn, die Symptome treten also plötzlich auf, der Tagesverlauf ist schwankend.

 Im Alltag wird Delir häufig mit Alkoholmissbrauch in Verbindung gebracht. Dies ist, wie Sie oben sehen, aber nur ein möglicher Grund.

 Reversibel und bei Auftreten dringend zu behandeln!

Leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB)

 Andere Bezeichnung: MCI (mild cognitive Impairment).

 Patienten mit LKB haben ein Risiko von über 50 %, nach 5 Jahren eine Demenz zu entwickeln.

 Besondere Probleme bestehen im Bereich Kurzzeitgedächtnis, der Aufmerksamkeit und der Auffassung.

 Keine besondere Beeinträchtigung der psycho-sozialen Kompetenz.

 Ist entweder als Vorläuferstadium einer Demenz oder als eine (sich nicht weiter verschlechternde) Altersvergesslichkeit anzusehen.

 Eine LKB liegt nur dann vor, wenn psychische Störungen sowie spezifische organische Ursachen ausgeschlossen und die Kriterien für eine Demenz nicht erfüllt sind.

Anlaufstellen: Beratung und Information

Eine Krise kann definiert werden als ein „Ungleichgewicht zwischen Schwierigkeiten und der Bedeutung eines Problems und den unmittelbar zur Verfügung stehenden Ressourcen, dieses zu bewältigen“. Ein Mensch, bei dem die Diagnose Demenz gestellt wurde, braucht Unterstützung dabei, mit dieser Lebenskrise umzugehen.

Dabei gibt es sehr unterschiedliche Formen der Betroffenheit, so wie es eben auch sehr unterschiedliche Demenzformen und -schweregrade gibt. Neben den schwer Betroffenen gibt es auch sehr viele Menschen mit Demenz, die nicht so sind, wie man sich landläufig Demenz vorstellt. Sie können sich klar äußern, ihre Meinung sagen, aktiv und selbstverantwortlich leben – wenn ihre Umwelt es zulässt.

Memory-Kliniken

Memory-Kliniken, auch bekannt als Gedächtnissprechstunde oder Gedächtnisambulanz, sind Zentren, an die sich Angehörige und/​oder Betroffene zur Abklärung der kognitiven Funktionen wenden können.

Memory-Kliniken sind meist sehr unterschiedlich aufgebaut, haben aber eines gemeinsam: Personen, die den Verdacht haben, an Demenz erkrankt zu sein, erhalten hier Hilfe. Die Einrichtungen sind auf die Diagnose von Demenz-Erkrankungen spezialisiert und bieten Betroffenen wie Angehörigen umfassende Unterstützung. Meist sind diese Zentren an Kliniken angeschlossen. So ergeben sich fachübergreifende umfassende Diagnostik- und Beratungsmöglichkeiten aus Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Sozialarbeit, Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. Es werden außer medizinischen Untersuchungen auch entsprechende Gedächtnistests durchgeführt.

In vielen Memory-Kliniken gibt es einen begleitenden Sozialdienst, der Angehörigen und Betroffenen in vielen Fragen weiterhelfen kann, zum Beispiel, welche Hilfs- und Fördermöglichkeiten es durch die Krankenkassen gibt, wie Pflegestufen ermittelt werden usw. Hier gibt es auch Adressen von Selbsthilfeorganisationen und Beratungsmöglichkeiten in der Nähe.

Wie kann ich mich anmelden?

Am besten sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, der Ihnen eine Überweisung ausstellen kann.

Was sollte ich mitbringen?

Die Anmeldung und Terminabklärung können oft telefonisch stattfinden. Klären Sie am besten gleich in diesem Telefongespräch, was mitgebracht werden soll. Häufig sind aktuelle Laborwerte oder vorhandene Röntgenbilder des Kopfes hilfreich. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie von jemandem begleitet werden (z. B. einem Angehörigen).

Die folgenden Internetadressen können Ihnen helfen, die nächstgelegene Memory-Klinik oder Gedächtnisambulanz zu finden:

www.deutsche-alzheimer.de

www.alzheimerinfo.de

www.hirnliga.de

www.demenz-service-nrw.de

Wie schon beschrieben, können in der Praxis Ihres Hausarztes die ersten Tests oder medizinischen Abklärungen durchgeführt werden. Vielleicht arbeitet Ihr Hausarzt auch mit einem Krankenhaus zusammen. Er kann Sie ebenfalls dabei unterstützen, eine Gedächtnisambulanz zu finden.

Selbsthilfegruppen

„Wir brauchen mehr Selbsthilfegruppen für Menschen mit Demenz“, lautet eine der Forderungen der Selbsthilfebewegung in Deutschland. „Im geschützten Rahmen solcher Gruppen kann man als Betroffener einmal ganz frei sprechen und mit Gleichbetroffenen an der Bewältigung seiner Situation arbeiten.“ Leider muss man solche Gruppen oft suchen und wird sie eher in Ballungsräumen als in ländlichen Gebieten finden. Lange wurde gar nicht richtig berücksichtigt, dass Demenzbetroffene in der Lage sein können, für sich selbst zu sprechen. Das Bewusstsein dafür wurde maßgeblich durch die Demenz Support Stuttgart gGmbH gefördert, die als eine der ersten Organisationen in Deutschland Betroffene einbezog (http://www.demenz-support.de) und als Experten in eigener Sache betrachtete. Ernst genommen zu werden und sich selbst ernst zu nehmen – das ist das Anliegen von Demenzselbsthilfegruppen.

Warum Sie sich nach einer Selbsthilfegruppe umsehen sollten

Wie der Name schon sagt: In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Betroffene, lernen von- und miteinander. In einer Selbsthilfegruppe finden Sie die wirklichen Experten: die Betroffenen. Wir halten es für sehr wichtig, dass ein Mensch mit Demenz sich als aktive und kompetente Person erlebt, Teil der Gesellschaft bleibt und nicht nur als krank und hilfsbedürftig wahrgenommen wird. Angehörige, berufliche und ehrenamtliche Begleiter können von den Betroffenen sehr viel darüber lernen, was sie sich wünschen, was sie brauchen und was nicht.

Im sozialen Bereich ist der Begriff der „Teilhabe“ ein wesentlicher Denkansatz: Jeder Mensch, ob behindert oder nicht behindert, soll so gut wie möglich am normalen Leben teilhaben können. Das kann nur erreicht werden, wenn sich die Betroffenen als Experten in eigener Sache zu Wort melden und sich einbringen. In der Zukunft muss es selbstverständlich werden, dass Betroffene in wichtige Diskussionen und Entscheidungen einbezogen werden. Denn wer könnte besser etwas zu Fragen wie der Gestaltung von Unterstützungsleistungen oder der direkten Umwelt (Quartier, öffentlicher Nahverkehr u.v.m.) sagen als die Menschen, die das Leben mit einer Demenz aus eigenem Erleben kennen?

Demenzberatungsstellen

Eine wichtige Informationsquelle sind auch die Demenzberatungsstellen, die es inzwischen in den meisten Städten gibt. Oft sind sie der Stadt, dem Gesundheitsamt, der Diakonie oder der Caritas angegliedert. Sogar viele Verbraucherzentralen bieten solche Beratungsangebote.

Sie beraten Menschen mit Demenz und deren Angehörige, Freunde, gesetzliche Betreuer und Menschen, die im beruflichen Kontext demenzkranke Menschen begleiten. Die Demenzberatungsstelle berät fachlich qualifiziert und bietet in Einzelfällen auch Hausbesuche an. Sie informieren über die Erkrankung, über den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen, zu Versorgungsangeboten für demenziell erkrankte Menschen, zu Entlastungsangeboten für Angehörige. Viele Beratungsstellen unterstützen auch bei der Vermittlung von stundenweisen Betreuungshilfen oder helfen bei Kontakten zu Institutionen, Behörden, Selbsthilfegruppen und Pflegediensten. Außerdem haben sich verschiedene Anbieter in vielen Gemeinden zu Demenznetzwerken zusammengeschlossen. Sie bieten Beratung zu Tages-, Nacht-, Wochenend- und Kurzzeitpflege und informieren über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, Hilfen bei der Vermittlung in geeignete Wohnangebote, Hilfen bei Beantragung von Pflegegeld und Schwerbehindertenausweis. Auch bei der Suche nach einer guten Pflegeeinrichtung oder der Beratung bei Hilfsmittelversorgung und behinderungsgerechtem Wohnungsumbau sind Sie hier meist an einer guten Adresse.

Therapie: Was kann helfen?

Medikamentöse Therapie

Gibt es die Pille gegen die Demenz?

In der Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankungen können Medikamente eine wichtige Rolle spielen. Sie werden zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung, zur Milderung von Verhaltensstörungen, in manchen Fällen auch zur Verhinderung weiterer Schädigungen des Gehirns eingesetzt. Eine Behebung der Ursache ist nur in seltenen Fällen möglich. Zur Behandlung einer Demenz gehören selbstverständlich auch die geistige und körperliche Aktivierung der Patienten, die richtige Weise des Umgangs, die bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und die Beratung der Angehörigen.

Jeder medikamentösen Therapie zur Behandlung von Demenz muss eine gründliche medizinische Untersuchung seitens eines Hausarztes/​Facharztes mit Abklärung der kognitiven Fähigkeiten und der Alltagskompetenz vorausgehen. Je nach Demenzform und Demenzstadium gibt es unterschiedliche Ursachen und Behandlungsformen. Bei der Alzheimerdemenz zum Beispiel sterben Neuronen ab. Dies führt zu einer verringerten Bildung von Acethylcholin, einem sogenannten „Botenstoff“, der im Gehirn für Gedächtnis- und Konzentrationsleistung benötigt wird. Ein sogenannter Acethylcholinesterasehemmer führt nun dazu, dass der Botenstoff Acethylcholin nicht mehr so schnell abgebaut werden kann und dadurch länger zur Verfügung steht.

Es gibt 3 Arten von Wirkstoffen: Donezepil, Rivastigmin und Galantamin. Ebenso kommt oft der NMDA-Antagonist Memantin zum Einsatz. Welches Medikament mit welchem Wirkstoff gegeben wird, muss individuell, abhängig von der Person und deren Erkrankungen, entschieden werden. Nicht jedes Medikament ist für jede Demenzform und jede Person gedacht. Antidementiva interagieren mit anderen Medikamenten und können bei verschiedenen Demenzformen das Gegenteil von dem bewirken, was beabsichtigt war, bzw. Nebenwirkungen hervorrufen.

Welche Wirkungen sind zu erwarten?

Grundsätzlich ist zu erwarten, dass sich die kognitiven Fähigkeiten stabilisieren und leicht verbessern. So kann sehr oft eine längere Selbstständigkeit erreicht werden. In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zur Dauer der Wirksamkeit. Zu diesem Zeitpunkt ist zu sagen, dass es eine Stabilisierung und leichte Verbesserungen der Erkrankung von 1 - 3 Jahren geben kann, aber momentan noch keine Heilung. Es wird weitergeforscht, und immer wieder gibt es neue Erkenntnisse.

Zunächst sollte versucht werden, diese Symptome auf nicht-medikamentösem Weg zu beeinflussen. Veränderungen des Tagesrhythmus, Beschäftigung, körperliche Aktivität, Umstellungen im Verhalten der Bezugspersonen oder Anpassungen der äußeren Umgebung können hierbei hilfreich sein.

Milderung von Verhaltensstörungen

Zusätzlich zur Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung können im Laufe einer Demenz oft auch sehr problematische Verhaltensweisen auftreten, die die Betroffenen stark belasten. Dazu zählen Depression, Unruhe, Aggressivität, wahnhafte Überzeugungen, Sinnestäuschungen und Schlafstörungen. Zunächst sollte versucht werden, diese Symptome auf nicht-medikamentösem Weg zu beeinflussen. Veränderungen des Tagesrhythmus, Beschäftigung, körperliche Aktivität, Umstellungen im Verhalten der Bezugspersonen oder Anpassungen der äußeren Umgebung können hierbei hilfreich sein. Dazu werden wir im Verlauf des Buches noch mehr erzählen.

Wenn Verhaltensstörungen sehr ausgeprägt und störend werden, akut auftreten und zu einer unvertretbaren Belastung oder sogar einer Gefährdung werden, wird der Einsatz von Medikamenten sinnvoll.

In der Behandlung von Unruhe, Aggressivität, wirklichkeitsfernen Überzeugungen, Sinnestäuschungen und Schlafstörungen sind Neuroleptika (Antipsychotika) wirksam. Diese Medikamente vermindern die Konzentration des Überträgerstoffs Dopamin im Gehirn und wirken dadurch beruhigend. Von diesen Wirkstoffen ist in Deutschland nur Risperidon für die Therapie alter und dementer Menschen zugelassen. Bei älteren Patienten mit Demenz ist der Einsatz von Neuroleptika mit einer erhöhten Sterblichkeit und mit einem vermehrten Schlaganfallrisiko verbunden. Auch ist hier die Erhöhung des Sturzrisikos zu beachten. Deswegen muss die Behandlung mit Neuroleptika in möglichst niedriger Dosierung über möglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle erfolgen.

Gegen depressive Verstimmungen bei Demenzkranken werden Antidepressiva verschrieben. Sie erhöhen die Konzentration der Überträgerstoffe Serotonin und/​oder Noradrenalin im Gehirn, die mit der Steuerung der Stimmung zusammenhängen. Schon länger in Gebrauch befindliche, aufgrund ihrer chemischen Struktur als „trizyklisch“ bezeichnete Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Clomipramin, Imipramin) sollten bei Demenzkranken nicht eingesetzt werden. Ebenso wirksam, aber besser verträglich sind Antidepressiva, die die Signalübertragung durch Serotonin beeinflussen (Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin). Die häufigsten Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppe sind Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.

Vorbeugung gegen weitere Schädigungen des Gehirns

Bei Demenzzuständen auf der Grundlage einer Minderdurchblutung des Gehirns (vaskuläre Demenz) muss versucht werden, durch eine Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen, Herzrhythmusstörungen und Übergewicht weitere gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns zu verhindern. Sehr alte Menschen sind neben Durchblutungsstörungen nicht selten zusätzlich von Alzheimer betroffen, sodass man von einer „Mischform“ der Demenz spricht. In diesen Fällen sollte die Therapie genauso erfolgen wie bei der Alzheimer-Krankheit.

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
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236 стр. 11 иллюстраций
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9783865066985
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