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Vierter Auftritt

Johann. Adrast. Lisidor.

Johann. Pst! Pst!

Lisidor. Nu? Nu?

Johann. Pst! Pst!

Adrast. Was gibt's?

Johann. Pst! Pst!

Lisidor. Pst! Pst! Mosjeu Johann. Kann der Schurke nicht näher kommen?

Johann. Pst, Herr Adrast! Ein Wort im Vertrauen.

Adrast. So komm her!

Johann. Im Vertrauen, Herr Adrast.

Lisidor (welcher auf ihn zu geht). Nun? was willst du?

Johann (geht auf die andre Seite). Pst! Herr Adrast, nur ein

Wörtchen, ganz im Vertrauen!

Adrast. So pack dich her, und rede.

Lisidor. Rede! rede! Was kann der Schwiegersohn haben, das der

Schwiegervater nicht hören dürfte?

Johann. Herr Adrast! (Zieht ihn an dem Ärmel beiseite.)

Lisidor. Du Spitzbube, willst mich mit aller Gewalt vom Platze haben.

Rede nur, rede! ich gehe schon.

Johann. Oh! Sie sind gar zu höflich. Wenn Sie einen kleinen Augenblick dort in die Ecke treten wollen: so können Sie immer da bleiben.

Adrast. Bleiben Sie doch! ich bitte.

Lisidor. Nu! wenn ihr meint—(indem er auf sie zu kömmt).

Adrast. Nun sage, was willst du?

Johann (welcher sieht, daß ihm Lisidor wieder nahe steht). Nichts.

Adrast. Nichts?

Johann. Nichts, gar nichts.

Lisidor. Das Wörtchen im Vertrauen, hast du es schon wieder vergessen?

Johann. Potz Stern! sind Sie da? Ich denke, Sie stehen dort im

Winkel.

Lisidor. Narre, der Winkel ist näher gerückt.

Johann. Daran hat er sehr unrecht getan.

Adrast. Halte mich nicht länger auf, und rede.

Johann. Herr Lisidor, mein Herr wird böse.

Adrast. Ich habe vor ihm nichts Geheimes: rede!

Johann. So habe ich auch nichts für Sie.

Lisidor. Galgendieb, ich muß dir nur deinen Willen tun.—Ich gehe auf meine Stube, Adrast: wenn Sie zu mir kommen wollen—

Adrast. Ich werde Ihnen gleich folgen.

Fünfter Auftritt

Johann. Adrast,

Johann. Ist er fort?

Adrast. Was hast du mir denn zu sagen? Ich wette, es ist eine

Kleinigkeit; und der Alte wird sich einbilden, daß es Halssachen sind.

Johann. Eine Kleinigkeit? Mit einem Worte, Herr Adrast, wir sind verloren. Und Sie konnten verlangen, daß ich es in Gegenwart des Lisidors sagen sollte?

Adrast. Verloren? Und wie denn? Erkläre dich.

Johann. Was ist da zu erklären? Kurz, wir sind verloren.—Aber so unvorsichtig hätte ich mir Sie doch nimmermehr eingebildet, daß Sie es sogar Ihren künftigen Schwiegervater wollten hören lassen—

Adrast. So laß mich es nur hören—

Johann. Wahrhaftig, er hätte die Lust auf einmal verlieren können, es jemals zu werden.—So ein Streich!

Adrast. Nun? was denn für ein Streich? Wie lange wirst du mich noch martern?

Johann. Ein ganz verdammter Streich.—Ja, ja! wenn der Bediente nicht oft behutsamer wäre, als der Herr: es würden artige Dinge herauskommen.

Adrast. Nichtswürdiger Schlingel—

Johann. Ho, ho! ist das mein Dank? Wenn ich es doch nur gesagt hätte, wie der Alte da war. Wir hätten wollen sehen! wir hätten wollen sehen—

Adrast. Daß dich dieser und jener—

Johann. Ha, ha! nach dem diesen und jenen wird nicht mehr gefragt.

Ich weiß doch wohl, daß Sie den Teufel meinen, und daß keiner ist.

Ich müßte wenig von Ihnen gelernt haben, wenn ich nicht der ganzen

Hölle ein Schnippchen schlagen wollte.

Adrast. Ich glaube, du spielst den Freigeist? Ein ehrlicher Mann möchte einen Ekel davor bekommen, wenn er sieht, daß es ein jeder Lumpenhund sein will.—Aber ich verbiete dir nunmehr, mir ein Wort zu sagen. Ich weiß doch, daß es nichts ist.

Johann. Ich sollte es Ihnen nicht sagen? Ich sollte Sie so in Ihr

Unglück rennen lassen? Das wollen wir sehen.

Adrast. Gehe mir aus den Augen!

Johann. Nur Geduld!—Sie erinnern sich doch wohl so ohngefähr, wie

Sie Ihre Sachen zu Hause gelassen haben?

Adrast. Ich mag nichts wissen.

Johann. Ich sage Ihnen ja auch noch nichts.—Sie erinnern sich doch wohl auch der Wechsel, die Sie an den Herrn Araspe vor Jahr und Tag ausstellten?

Adrast. Schweig, ich mag nichts davon hören.

Johann. Ohne Zweifel, weil Sie sie vergessen wollen? Wenn sie nur dadurch bezahlt würden.—Aber wissen Sie denn auch, daß sie verfallen sind?

Adrast. Ich weiß, daß du dich nicht darum zu bekümmern hast.

Johann. Auch das verbeiße ich.—Sie denken freilich: Weit davon, ist gut für den Schuß; und Herr Araspe hat eben nicht nötig, so sehr dahinterher zu sein. Aber, was meinen Sie, wenn ich den Herrn Araspe—

Adrast. Nun was?

Johann. Jetzt den Augenblick vom Postwagen hätte steigen sehen?

Adrast. Was sagst du? Ich erstaune—

Johann. Das tat ich auch, als ich ihn sah.

Adrast. Du, Araspen gesehen? Araspen hier?

Johann. Mein Herr, ich habe mich auf den Fuß gesetzt, daß ich Ihre und meine Schuldner gleich auf den ersten Blick erkenne; ja ich rieche sie schon, wenn sie auch noch hundert Schritt von mir sind.

Adrast (nachdem er nachgedacht). Ich bin verloren!

Johann. Das war ja mein erstes Wort.

Adrast. Was ist anzufangen?

Johann. Das beste wird sein: wir packen auf, und ziehen weiter.

Adrast. Das ist unmöglich.

Johann. Nun so machen Sie sich gefaßt, zu bezahlen.

Adrast. Das kann ich nicht; die Summe ist zu groß.

Johann. Oh! ich sagte auch nur so.—Sie sinnen?

Adrast. Doch wer weiß auch, ob er ausdrücklich meinetwegen hergekommen ist. Er kann andre Geschäfte haben.

Johann. Je nu! so wird er das Geschäfte mit Ihnen so beiher treiben.

Wir sind doch immer geklatscht.

Adrast. Du hast recht.—Ich möchte rasend werden, wenn ich an alle die Streiche gedenke, die mir ein ungerechtes Schicksal zu spielen nicht aufhört.—Doch wider wen murre ich? Wider ein taubes Ohngefähr? Wider einen blinden Zufall, der uns ohne Absicht und ohne Vorsatz schwerfällt? Ha! nichtswürdiges Leben!—

Johann. Oh! lassen Sie mir das Leben ungeschimpft. So einer

Kleinigkeit wegen sich mit ihm zu überwerfen, das wäre was Gescheutes!

Adrast. So rate mir doch, wenn du es für eine Kleinigkeit ansiehst.

Johann. Fällt Ihnen im Ernste kein Mittel ein?—Bald werde ich Sie gar nicht mehr für den großen Geist halten, für den ich Sie doch immer gehalten habe. Fortgehen wollen Sie nicht; bezahlen können Sie nicht: was ist denn noch übrig?

Adrast. Mich ausklagen zu lassen.

Johann. O pfui! Worauf ich gleich zuerst fallen würde, wenn ich auch bezahlen könnte—

Adrast. Und was ist denn das?

Johann. Schwören Sie den Bettel ab.

Adrast (mit einer bittern Verachtung). Schurke!

Johann. Wie? Was bin ich? So einen brüderlichen Rat—

Adrast. Ja wohl ein brüderlicher Rat, den du nur deinen Brüdern,

Leuten deinesgleichen, geben solltest.

Johann. Sind Sie Adrast? Ich habe Sie wohl niemals über das Schwören spotten hören?

Adrast. Über das Schwören, als Schwören, nicht aber als eine bloße Beteurung seines Wortes. Diese muß einem ehrlichen Manne heilig sein, und wenn auch weder Gott noch Strafe ist. Ich würde mich ewig schämen, meine Unterschrift geleugnet zu haben, und ohne Verachtung meiner selbst, nie mehr meinen Namen schreiben können.

Johann. Aberglauben über Aberglauben. Zu einer Türe haben Sie ihn herausgejagt, und zu der andern lassen Sie ihn wieder herein.

Adrast. Schweig! ich mag dein lästerliches Geschwätze nicht anhören. Ich will Araspen aufsuchen. Ich will ihm Vorstellungen tun; ich will ihm von meiner Heirat sagen; ich will ihm Zinsen über Zinsen versprechen.—Ich treffe ihn doch wohl noch in dem Posthause?

Johann. Vielleicht.—Da geht er, der barmherzige Schlucker. Das Maul ist groß genug an ihm; aber wenn es dazu kömmt, daß er das, was er glaubt, mit Taten beweisen soll, da zittert das alte Weib! Wohl dem, der nach seiner Überzeugung auch leben kann! So hat er doch noch etwas davon. Ich sollte an seiner Stelle sein.—Doch ich muß nur sehen, wo er bleibt.

(Ende des ersten Aufzugs.)

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt

Juliane. Henriette. Lisette.

Lisette. Vor allen Dingen, meine lieben Mamsells, ehe ich Ihre kleine Streitigkeit schlichte, lassen Sie uns ausmachen, welcher von Ihnen ich heute zugehöre. Sie wissen wohl, Ihre Herrschaft über mich ist umzechig. Denn weil es unmöglich sein soll, zweien Herren zu dienen, So hat Ihr wohlweiser Papa—neigen Sie sich, Mamsells, neigen Sie sich! —so hat, sage ich, Ihr wohlweiser Papa wohlbedächtig mich damit verschonen wollen, das Unmögliche möglich zu machen. Er hat jede von Ihnen einen Tag um den andern zu meiner hauptsächlichen Gebieterin gemacht; so daß ich den einen Tag der sanften Juliane ehrbares Mädchen, und den andern der muntern Henriette wilde Lisette sein muß. Aber jetzt, seitdem die fremden Herren im Hause sind—

Henriette. Unsre Anbeter meinst du—

Lisette. Ja, ja! Ihre Anbeter, welche bald Ihre hochbefehlenden Ehemänner sein werden—Seitdem, sage ich, diese im Hause sind, geht alles drüber und drunter; ich werde aus einer Hand in die andere geschmissen; und ach! unsere schöne Ordnung liegt mit dem Nähzeuge, das Sie seit eben der Zeit nicht angesehen haben, unterm Nachttische. Hervor wieder damit! Ich muß wissen, woran ich mit Ihnen bin, wenn ich ein unparteiisches Urteil fällen soll.

Henriette. Das wollen wir bald ausrechnen.—Du besinnst dich doch wohl auf den letzten Feiertag, da dich meine Schwester mit in die

Nachmittagspredigt schleppte, so gerne du auch mit mir auf unser

Vorwerk gefahren wärest? Du warst damals sehr strenge, Juliane!—

Juliane. Ich habe doch wohl nicht einer ehrlichen Seele einen vergeblichen Weg nach ihr hinaus gemacht?

Henriette. Lisette—

Lisette. Stille, Mamsell Henriette! nicht aus der Schule geschwatzt, oder—

Henriette. Mädchen drohe nicht! Du weißt wohl, ich habe ein gut Gewissen.

Lisette. Ich auch.—Doch lassen Sie uns nicht das Hundertste ins Tausendste schwatzen.—Recht! an den Feiertag will ich gedenken! Er war der letzte in unsrer Ordnung; denn noch den Abend kam Theophan an.

Henriette. Und also, mit Erlaubnis meiner Schwester, bist du heute meine.

Juliane. Ohne Widerrede.

Lisette. Juchhei! Mamsellchen. Ich bin also heute Ihre: Juchhei!

Juliane. Ist das dein Lösungswort unter ihrer Fahne?

Lisette. Ohne weitre Umstände: erzählen Sie mir nunmehr Ihre

Streitigkeit.—Unterdessen lege ich mein Gesicht in richterliche

Falten.

Juliane. Streitigkeit? Eine wichtige Streitigkeit? Ihr seid beide

Schäkerinnen.—Ich will nichts mehr davon hören.

Henriette. So? Du willst keinen Richter erkennen? Ein klarer Beweis, daß du unrecht hast.—Höre nur, Lisette! wir haben über unsre Anbeter gezankt. Ich will die Dinger immer noch so nennen, mag doch zuletzt daraus werden, was da will.

Lisette. Das dachte ich. Über was könnten sich zwei gute Schwestern auch sonst zanken? Es ist freilich verdrießlich, wenn man sein künftiges Haupt verachten hört.

Henriette. Schwude! Mädchen; du willst ganz auf die falsche Seite. Keine hat des andern Anbeter verachtet; sondern unser Zank kam daher, weil eine des andern Anbeter—schon wieder Anbeter!—allzusehr erhob.

Lisette. Eine neue Art Zanks! wahrhaftig, eine neue Art!

Henriette. Kannst du es anders sagen, Juliane?

Juliane. Oh! verschone mich doch damit.

Henriette. Hoffe auf kein Verschonen, wenn du nicht widerrufst.—Sage, Lisette, hast du unsre Männerchen schon einmal gegeneinander gehalten? Was dünkt dich? Juliane macht ihren armen Theophan herunter, als wenn er ein kleines Ungeheuer wäre.

Juliane. Unartige Schwester! Wann habe ich dieses getan? Mußt du aus einer flüchtigen Anmerkung, die du mir gar nicht hättest aufmutzen sollen, solche Folgen ziehen?

Henriette. Ich seh, man muß dich böse machen, wenn du mit der Sprache heraus sollst.—Eine flüchtige Anmerkung nennst du es? Warum strittest du denn über ihre Gründlichkeit?

Juliane. Du hast doch närrische Ausdrücke! Fingst du nicht den ganzen Handel selbst an? Ich glaubte, wie sehr ich dir schmeicheln würde, wenn ich deinen Adrast den wohlgemachtesten Mann nennte, den ich jemals gesehen hätte. Du hättest mir für meine Gesinnungen danken, nicht aber widersprechen sollen.

Henriette. Sieh, wie wunderlich du bist! Was war mein Widerspruch anders, als ein Dank? Und wie konnte ich mich nachdrücklicher bedanken, als wenn ich den unverdienten Lobspruch auf deinen Theophan zurückschob?—

Lisette. Sie hat recht!

Juliane. Nein, sie hat nicht recht. Denn eben dieses verdroß mich. Muß sie auf einen so kindischen Fuß mit mir umgehen? Sahe sie mich nicht dadurch für ein kleines spielendes Mädchen an, das zu ihr gesagt hätte: Deine Puppe ist die schönste; und dem sie also, um es nicht böse zu machen, antworten müßte: Nein, deine ist die schönste?

Lisette. Nun hat sie recht!

Henriette. Oh! geh, du bist eine artige Richterin. Hast du schon vergessen, daß du mir heute angehörst?

Lisette. Desto schärfer eben werde ich gegen Sie sein, damit ich nicht parteiisch lasse.

Juliane. Glaube mir nur, daß ich bessere Eigenschaften an einer Mannsperson zu schätzen weiß, als seine Gestalt. Und es ist genug, daß ich diese bessern Eigenschaften an dem Theophan finde. Sein Geist- -

Henriette. Von dem ist ja nicht die Rede. Jetzt kömmt es auf den

Körper an, und dieser ist an dem Theophan schöner, du magst sagen, was

du willst. Adrast ist besser gewachsen: gut; er hat einen schönern

Fuß: ich habe nichts dawider. Aber laß uns auf das Gesicht kommen.—

Juliane. So stückweise habe ich mich nicht eingelassen.

Henriette. Das ist eben dein Fehler.—Was für ein Stolz, was für eine Verachtung aller andern blickt nicht dem Adrast aus jeder Miene! Du wirst es Adel nennen; aber machst du es dadurch schön? Umsonst sind seine Gesichtszüge noch so regelmäßig: sein Eigensinn, seine Lust zum Spotten hat eine gewisse Falte hineingebracht, die ihm in meinen Augen recht häßlich läßt. Aber ich will sie ihm gewiß herausbringen: laß nur die Flitterwochen erst vorbei sein.—Dein Theophan hingegen hat das liebenswürdigste Gesicht von der Welt. Es herrscht eine Freundlichkeit darin, die sich niemals verleugnet.—

Juliane. Sage mir doch nur nichts, was ich ebensogut bemerkt habe, als du. Allein eben diese seine Freundlichkeit ist nicht sowohl das Eigentum seines Gesichts, als die Folge seiner innern Ruhe. Die Schönheit der Seele bringt auch in einen ungestalteten Körper Reize; so wie ihre Häßlichkeit dem vortrefflichsten Baue und den schönsten Gliedern desselben, ich weiß nicht was eindrückt, das einen unzuerklärenden Verdruß erwecket. Wenn Adrast eben der fromme Mann wäre, der Theophan ist; wenn seine Seele von ebenso göttlichen Strahlen der Wahrheit, die er sich mit Gewalt zu verkennen bestrebet, erleuchtet wäre: so würde er ein Engel unter den Menschen sein; da er jetzt kaum ein Mensch unter den Menschen ist. Zürne nicht, Henriette, daß ich so verächtlich von ihm rede. Wenn er in gute Hände fällt, kann er noch alles das werden, was er jetzt nicht ist, weil er es nie hat sein wollen. Seine Begriffe von der Ehre, von der natürlichen Billigkeit sind vortrefflich.—

Henriette (spöttisch). Oh! du machst ihn auch gar zu sehr herunter.– Aber im Ernste, kann ich nicht sagen, daß du mich nunmehr für das kleine spielende Mädchen ansiehst? Ich mag ja nicht von dir seinetwegen zufriedengestellt sein. Er ist, wie er ist, und lange gut für mich. Du sprachst von guten Händen, in die er fallen müßte, wenn noch was aus ihm werden sollte. Da er in meine nunmehr gefallen ist, wird er wohl nicht anders werden. Mich nach ihm zu richten, wird mein einziger Kunstgriff sein, uns das Leben erträglich zu machen. Nur die verdrießlichen Gesichter muß er ablegen; und da werde ich ihm die Gesichter deines Theophans zum Muster vorschlagen.

Juliane. Schon wieder Theophan, und seine freundlichen Gesichter?

Lisette. Stille! Mamsell—

Zweiter Auftritt

Theophan. Juliane. Henriette. Lisette.

Henriette (springt dem Theophan entgegen). Kommen Sie doch, Theophan, kommen Sie!—Können Sie wohl glauben, daß ich Ihre Partei gegen meine Schwester habe halten müssen? Bewundern Sie meine Uneigennützigkeit. Ich habe Sie bis in den Himmel erhoben, da ich doch weiß, daß ich Sie nicht bekomme, sondern daß Sie für meine Schwester bestimmt sind, die Ihren Wert nicht kennet. Denken Sie nur, sie behauptet, daß Sie keine so schöne Person vorstellten, als Adrast. Ich weiß nicht, wie sie das behaupten kann. Ich sehe doch den Adrast mit den Augen einer Verliebten an, das ist, ich mache mir ihn noch zehnmal schöner, als er ist, und gleichwohl geben Sie ihm, meines Bedünkens, nichts nach. Sie spricht zwar, auf der Seite des Geistes hätten Sie mehr Vorzüge; aber was wissen wir Frauenzimmer denn vom Geiste?

Juliane. Die Schwätzerin! Sie kennen sie, Theophan: glauben Sie ihr nicht.

Theophan. Ich ihr nicht glauben, schönste Juliane? Warum wollen Sie mich nicht in der glücklichen Überzeugung lassen, daß Sie so vorteilhaft von mir gesprochen haben?—Ich danke Ihnen, angenehmste Henriette, für Ihre Verteidigung; ich danke Ihnen umsovielmehr, je stärker ich selbst überführet bin, daß Sie eine schlechte Sache haben verteidigen müssen. Allein—

Henriette. Oh! Theophan, von Ihnen verlange ich es nicht, daß Sie mir recht geben sollen. Es ist eine andere gewisse Person—

Juliane. Lassen Sie dieser andern Person Gerechtigkeit widerfahren, Theophan. Sie werden, hoffe ich, meine Gesinnungen kennen— Theophan. Gehen Sie nicht mit mir, als mit einem Fremden um, liebste Juliane. Brauchen Sie keine Einlenkungen; ich würde bei jeder nähern

Bestimmung verlieren.—Bei den Büchern, in einer engen staubigten

Studierstube, vergißt man des Körpers sehr leicht; und Sie wissen, der Körper muß ebensowohl bearbeitet werden, als die Seele, wenn beide diejenigen Vollkommenheiten erhalten sollen, deren sie fähig sind.

Adrast ist in der großen Welt erzogen worden; er hat alles, was bei derselben beliebt macht— Henriette. Und wenn es auch Fehler sein sollten.—

Theophan. Wenigstens habe ich diese Anmerkung nicht machen wollen.– Aber nur Geduld! ein großer Verstand kann diesen Fehlern nicht immer ergeben sein. Adrast wird das Kleine derselben endlich einsehen, welches sich nur allzusehr durch das Leere verrät, das sie in unsern Herzen zurücklassen. Ich bin seiner Umkehr so gewiß, daß ich ihn schon im voraus darum liebe.—Wie glücklich werden Sie mit ihm leben, glückliche Henriette!

Henriette. So edel spricht Adrast niemals von Ihnen, Theophan.—

Juliane. Abermals eine recht garstige Anmerkung, meine liebe Schwester.—Was suchst du damit, daß du dem Theophan dieses sagst? Es ist allezeit besser, wenn man es nicht weiß, wer von uns übel spricht. Die Kenntnis unserer Verleumder wirkt auch in dem großmütigsten Herzen eine Art von Entfernung gegen sie, die ihre Aussöhnung mit der beleidigten Person nur noch schwerer macht.

Theophan. Sie entzücken mich, Juliane. Aber fürchten Sie nichts! Eben darin soll über kurz oder lang mein Triumph bestehen, daß ich den mich jetzt verachtenden Adrast besser von mir zu urteilen gezwungen habe. Würde ich aber nicht diesen ganzen Triumph zernichten, wenn ich selbst einigen Groll gegen ihn fassen wollte? Noch hat er sich nicht die Mühe genommen, mich näher kennenzulernen. Vielleicht, daß ich ein Mittel finde, ihn dazu zu vermögen.—Lassen Sie uns nur jetzt davon abbrechen; und erlauben Sie, daß ich einen meiner nächsten Blutsfreunde bei Ihnen anmelden darf, der sich ein Vergnügen daraus gemacht hat, mich hier zu überraschen.—

Juliane. Einen Anverwandten?

Henriette. Und wer ist es?

Theophan. Araspe.

Juliane. Araspe?

Henriette. Ei! das ist ja vortrefflich! Wo ist er denn?

Theophan. Er war eben abgestiegen, und hat mir versprochen, unverzüglich nachzufolgen.

Henriette. Weiß es der Papa schon?

Theophan. Ich glaube nicht.

Juliane. Und die Großmama?

Henriette. Komm, Schwesterchen! diese fröhliche Nachricht müssen wir ihnen zuerst bringen.—Du bist doch nicht böse auf mich?

Juliane. Wer kann auf dich böse sein, Schmeichlerin? Komm nur!

Theophan. Erlauben Sie, daß ich ihn hier erwarte.

Henriette. Bringen Sie ihn aber nur bald. Hören Sie!

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21 мая 2019
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