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Geschichte

Neben der zu der altorientalischen Kirchenfamilie gehörigen Syrisch-Orthodoxen Kirche [→ Syrische Orthodoxe Kirche von Antiochien und dem ganzen Osten] erwuchs das Patriarchat von Antiochien aus der altkirchlichen Gemeinde von Antiochien. Über die Annahme und Ablehnung der Beschlüsse von Chalcedon zerbrach die Einheit der Gemeinde. Bis ins 7. Jahrhundert war das orthodoxe Patriarchat eines der bedeutendsten Zentren der Christenheit, erlebte aber in den folgenden Jahrhunderten einen sukzessiven Niedergang. Sein Weg blieb an der Seite Konstantinopels, weshalb das Patriarchat auch Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochien heißt (Rum = arab.: ‚Rom‘, d.h. Konstantinopel als das Zweite Rom). Im 18. und 19. Jahrhundert konnten nur Griechen die Patriarchenwürde der antiochenischen Kirche erlangen.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Der Sitz des PatriarchenPatriarch befindet sich heute in Damaskus.

 Die LiturgieLiturgie erfolgte bis ins 20. Jahrhundert auf Aramäisch.

 Zur Kirche gehören ca. 800000 bis eine Million Gläubige in Syrien, im Libanon, in der Türkei, im Iran und Irak sowie in Amerika.

Patriarchat von Jerusalem

Geschichte

Das Jerusalemer Patriarchat ist das kleinste der altkirchlichen Patriarchate, hat aber aufgrund seines Standortes eine besondere Bedeutung und war stets Anlaufpunkt von Pilgerbewegungen. Auf dem KonzilKonzil / Konziliarismus von Chalcedon 451 wurde die Kirche zu einem eigenständigen Patriarchat ernannt und der jurisdiktionellen Zuordnung unter das Patriarchat von Antiochien entzogen. Auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel 553 erhielt das Patriarchat Jerusalem den fünften Rang innerhalb der Patriarchate.

638 wurde die Stadt von Arabern erobert. Bis zum Ende der muslimischen Oberhoheit 1099 verlor das Patriarchat einen Großteil seiner Gläubigen.

Bis 1860 nahm der Ökumenische PatriarchPatriarch von Konstantinopel Einfluss auf die Wahl des Patriarchen von Jerusalem [→ Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel].

Im 20. Jahrhundert war das Patriarchat von einer Geschichte des Niedergangs und der Repressionen durch den türkischen Staat betroffen.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Die LiturgieLiturgie des Heiligen Jakobus, die auch als Alt-Jerusalemer Liturgie bezeichnet wird, und eines der Liturgieformulare der Orthodoxie ist, geht auf die Gemeinde von Jerusalem zurück. Von dort breitete sie sich in den Jahrhunderten bis zur Übernahme der liturgischen Gebräuche Konstantinopels aus und fand neben Jerusalem auch im → Patriarchat von Antiochien Anwendung. Zentrales Element der Liturgie ist das Darbringungsgebet für die EucharistieEucharistie, die Anaphora, des ApostelsApostel und Herrenbruders Jakobus. Das heute gebräuchliche Formular stammt aus dem 4./5. Jahrhundert, geht aber auf eine ältere, schriftlich nicht erhaltene Form zurück.

 Besondere Herausforderungen für die Jerusalemer Kirche in der Gegenwart bringt der Umstand mit sich, dass das Patriarchat sowohl israelische als auch palästinensische Gebiete umfasst und daraus politische, kulturelle und soziale Komplikationen innerhalb der Gemeinden resultieren. Darüber hinaus ergaben sich in der Vergangenheit immer wieder Spannungen zwischen der griechischen Kirchenleitung und der arabischstämmigen Mehrheit der Kirchenmitglieder.

 Trotz seines die ökumenische Zusammenarbeit evozierenden Standortes, und dem hervorragenden Engagement des Patriarchats beim Schutz von Minderheiten vor Ort, steht das Patriarchat von Jerusalem der weltweiten ökumenischen BewegungBewegung(en) kritisch gegenüber.

 Die autonome Orthodoxe Kirche vom Berg Sinai [→ Autonome Kirchen] ist dem Patriarchat zugeordnet. Der ErzbischofBischofErzbischof und Abt des Sinai- bzw. Katharinenklosters wird vom PatriarchenPatriarch von Jerusalem geweiht.

 Die griechisch-orthodoxe Kirche von Jerusalem hat ca. 120000 Gläubige in Israel, Palästina, Jordanien und Ägypten.

Patriarchat von Georgien (Orthodoxe Apostolische Kirche in Georgien)

Geschichte

Eine ebenfalls sehr alte byzantinisch-orthodoxe Kirche ist die Georgisch-Orthodoxe Kirche. Der Legende nach hat der ApostelApostel Andreas in Iberien (der Name „Georgien“ kam erst im 11. Jahrhundert auf) missioniert, wobei die eigentliche Christianisierung der Heiligen Nino$Nino die Erleuchterin, um 300-um 361, georgische Missionarin, Heilerin, Einsiedlerin (um 300-ca. 361), der „Erleuchterin“, zugeschrieben wird, die um 337 den georgischen König Mirian III.$Mirian III., gest. um 345, König von Georgien (gest. um 345) zum christlichen Glauben gebracht haben soll. Damit wurde das Christentum in Iberien/Georgien im 4. Jahrhundert Staatsreligion.

Ebenfalls im 4. Jahrhundert geriet der Osten Iberiens unter die Herrschaft der persischen Sassaniden, der Westteil verblieb unter byzantinischer Oberhoheit. Dies zog eine Teilung der jurisdiktionellen Zuordnung der Kirche nach sich. Während der westliche Teil weiterhin mit der byzantinischen Reichskirche verbunden blieb und damit dem → Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt war, erhielt das → Patriarchat von Antiochien die Jurisdiktion über ostiberische Gebiete.

Das antiochenische Patriarchat hatte allerdings wenig Einfluss auf die Kirche und stellte lediglich den Katholikos als kirchliches Oberhaupt. Gegen Mitte des 8. Jahrhunderts verlieh es der georgischen Kirche in seinem Einzugsgebiet die AutokephalieAutokephalie.

Im 11. Jahrhundert, nach der Befreiung von der arabischen Herrschaft und der Vereinigung der Landesteile, entstand in Georgien ein unabhängiges Königreich, in dem das Christentum eine wesentliche Rolle spielte und sich in den nächsten Jahrhunderten eng mit der Nationalidentität verband. Das Oberhaupt der Kirche erhielt den Titel PatriarchPatriarch von ganz Georgien. Die georgischen Könige unterstützten und förderten die Kirche. Herausragendes Beispiel hierfür ist Königin Tamar$Tamar, 1160–1213, Königin von Georgien (1160–1213), die von 1184 bis 1212 über das georgische Reich herrschte und von der Georgisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde. Mit dem Tod Tamars endete das Goldene Zeitalter Georgiens, das mit dem Einfall der Mongolen und durch Kriege mit Persern und Türken einen Niedergang erlebte.

Im 19. Jahrhundert wurde Georgien Bestandteil des russischen Reichs und die Georgische Orthodoxe Kirche Exarchat der russischen Kirche [→ Patriarchat von Moskau und ganz Russland]. Ende des 19. Jahrhunderts brachen sich in Georgien Nationalbestrebungen Bahn und der Ruf nach nationaler Eigenständigkeit wurde immer lauter. Unmittelbar nach Ende des Zarentums in Russland 1917 verkündete die Georgisch-Orthodoxe Kirche ihre AutokephalieAutokephalie, die erst 1943 von der Russisch-Orthodoxen Kirche und 1990 vom Ökumenischen Patriarchat bestätigt wurde.

Seit 1991 ist die Georgisch-Orthodoxe Kirche in Georgien StaatskircheStaatskirche.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Trotz der Nachbarschaft zu der nicht-chalcedonensischen Armenischen Kirche nahm die Georgisch-Orthodoxe Kirche um 600 die Beschlüsse des KonzilsKonzil / Konziliarismus von Chalcedon an und distanzierte sich damit von den miaphysitischenChristologieMiaphysitische Armeniern.

 Die georgische Kirche zählt ca. 3,5 Millionen Mitglieder.

Patriarchat von Bulgarien (Bulgarisch-Orthodoxe Kirche)

Geschichte

Das bulgarische Großreich stellte seit dem 8. Jahrhundert durch seine Landnahme und zunehmende Ausdehnung einen immer gewichtigeren politischen Faktor im Grenzgebiet von byzantinischem, römischem und fränkischem Reich dar. Mit dem Anwachsen der politischen Bedeutung Bulgariens wurde die Frage, nach welcher ReligionReligion und schließlich welcher christlichen Konfession sich die Bulgaren ausrichten sollten, auch für die mittelalterlichen Großmächte immer bedeutender. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es im bulgarischen Reich Christen, die aber keine größere Rolle spielten. Um das Land religiös zu vereinheitlichen, wurde seine Christianisierung durch den bulgarische Khan Boris I.$Boris I., gest. 907, bulgarischer Khan (gest. 907; unter Boris’ Sohn Symeon$Symeon I. (der Große), 864–927, Zar des bulgarischen Reichs [864–927] nahmen die bulgarischen Kaiser den Titel Zar an) beschlossen. Nach wechselhaften Konstellationen erfolgte ab 869 der Aufbau einer Bulgarisch-Orthodoxen Kirche, die sich an Konstantinopel orientierte. Boris I. lavierte geschickt zwischen den Interessen Roms und Konstantinopels und erlangte einen weitgehend unabhängigen Status für seine orthodoxe Kirche. Die aus Mähren vertriebenen Schüler der Slawenapostel Methodios (815–885)$Methodios, 815–885, byzantinischer orthodoxer Priester und Missionar, zusammen mit seinem Bruder Kyrillos „Slawenapostel“ und Kyrillos$Kyrillos, 827–869, byzantinischer orthodoxer Priester und Missionar, zusammen mit seinem Bruder Methodios „Slawenapostel“ (827–869) führten slawisch als Liturgiesprache ein. 927 wurde die Kirche vom Ökumenischen PatriarchenPatriarch als autokephal anerkannt. Das 10. Jahrhundert war für die bulgarische Kirche das Goldene Zeitalter. Parallel zum Ausbau der mit dem bulgarischen Volksbewusstsein eng verbundenen Kirche in einem politisch konsolidierten Reich entwickelte sich eine blühende slawische Kultur.

Im 10. Jahrhundert entstand in Bulgarien eine neognostische BewegungBewegung(en), die sich im byzantinischen Reich v.a. in monastischen Kreisen verbreitete, von dort auf Westeuropa einwirkte und bis in das 15. Jahrhundert eine Breitenwirkung entfaltete, die zu einer Herausforderung für die mittelalterlichen Kirchen wurde: die als Häretiker verfolgten Bogomilen.

Mit der Eroberung Bulgariens durch das byzantinische Reich 1018 wurde die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche bis 1870 zum autonomen Erzbistum von Ochrid und ganz Bulgarien. Die Oberhäupter der Kirche wurden vom byzantinischen Kaiser ernannt.

Eine erneute Proklamation der AutokephalieAutokephalie erfolgte in der Zeit des Zweiten Bulgarischen Reichs 1186 bis 1393, das wiederum im Zuge der türkischen Eroberung aufgelöst wurde. Die muslimischen Herrscher schränkten die Kirche stark ein. Die Religionsausübung der Bevölkerung wurde erschwert, im 17. Jahrhundert sogar gewaltsam islamisiert und Kirchen und Klöster vernichtet. Parallel dazu griff das → Ökumenische Patriarchat in das kirchliche Leben der bulgarischen Kirche ein.

Seit dem 18. Jahrhundert leistete eine erstarkende bulgarische Nationalbewegung Widerstand sowohl gegen die osmanische Herrschaft als auch die kirchliche Jurisdiktion Konstantinopels. 1860 kam es aus Unzufriedenheit mit dem dominanten Ökumenischen Patriarchat zur UnionUnion / Uniert eines Teils der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche mit der → Römisch-katholischen Kirche. Dies führte zur Gründung der relativ kleinen Bulgarisch-Katholischen Kirche als Exarchat mit Sitz in Sofia. Als 1870 der Sultan das Bulgarische Exarchat ausrief und damit die Unabhängigkeit der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche herstellen wollte, wurde die Kirche vom Patriarchat in Konstantinopel für schismatisch erklärt. Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft 1878 blühte die Kirche auf. Unter der kommunistischen Herrschaft wiederum wurde sie massiv verfolgt.

Das SchismaSchisma von 1872 wurde erst 1945 vom Ökumenischen Patriarchat aufgehoben und 1953 das bulgarische Patriarchat erneuert.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche zählt etwa 6,5 Millionen Mitglieder in Bulgarien sowie 1,5 bis zwei Millionen in der restlichen Welt, hauptsächlich in Europa.

Patriarchat von Belgrad (Serbische Orthodoxe Kirche)

Geschichte

Das jurisdiktionell ursprünglich zu Rom gehörende östliche Illyricum, das heutige Serbien, wurde zu Beginn des 8. Jahrhunderts im Zuge des Bilderstreits durch die byzantinischen Kaiser dem Patriarchat von Konstantinopel zugeschlagen und dadurch orthodox. Die Missionstätigkeit der Slawenmissionare Kyrillos$Kyrillos, 827–869, byzantinischer orthodoxer Priester und Missionar, zusammen mit seinem Bruder Methodios „Slawenapostel“ und Methodios$Methodios, 815–885, byzantinischer orthodoxer Priester und Missionar, zusammen mit seinem Bruder Kyrillos „Slawenapostel“, die den römischen Hoheitsanspruch auf dem Balkan gegen Byzanz vertraten, und die ihrer Schüler im 9. Jahrhundert bereiteten die Christianisierung vor und begleiteten sie. Ihre Bedeutung besonders für die Einführung der slawischen LiturgieLiturgie war enorm.

Achrida (Ochrid) wurde im 9./10. Jahrhundert Mittelpunkt sowohl des kirchlichen als auch des klösterlichen Lebens des serbischen Reichs. 1219 setzte der PatriarchPatriarch von Konstantinopel den Mönch Sava$Sava (Saba), um 1174-um 1236, serbischer Mönch, orthodoxer Erzbischof von Serbien (Saba) (um 1174-um 1236) als ErzbischofBischofErzbischof der Serben ein. Sava gilt als Vorbereiter und Gründer einer eigenen serbischen Kirche, die 1346 vom König des altserbischen Großreichs Stefan$Stefan, Pontifikat 254–257, römischer Bischof Dušan (1308–1355)$Stefan IV. Dušan (der Mächtige), 1308–1355, serbischer König, 1346–1355 Zar des serbischen Reichs in Selbstproklamation ausgerufen wurde, woraufhin das → Ökumenische Patriarchat das Erzbistum Peć für schismatisch erklärte. 1375 erkannte der Ökumenische Patriarch die serbische AutokephalieAutokephalie an. Allerdings währte diese nicht lange, denn unter türkischer Herrschaft wurde das Patriarchat zweimal abgeschafft: erstmalig 1459 und nach einer Neueinsetzung 1557 durch den Sultan noch einmal 1766.

Unter der vierhundertjährigen Herrschaft der Türken kam es immer wieder zu Auswanderungsbewegungen der Serben, v.a. in das Habsburgerreich, in dem sie religiöse AutonomieAutonomie genossen. In den verlassenen Gebieten im serbischen Stammland siedelten sich v.a. Albaner an, die den islamischen Glauben annahmen.

Ende des 17. Jahrhunderts etablierte sich das serbische Patriarchat im Ausland: 1716 wurde Karlowitz Patriarchensitz und 1848 die Metropolie Karlowitz zum Patriarchat erhoben.

Als das im 19. Jahrhundert entstandene Fürstentum Serbien 1879 den Sieg über die Türken errang und damit die Unabhängigkeit erlangte, wurde das Patriarchat Peć-Karlowitz nach Belgrad verlegt. Die Kirche erhielt als Metropolie von Serbien die AutokephalieAutokephalie. Aber erst nach dem Ende der Habsburgermonarchie kam es 1920 zur offiziellen Erklärung der Eigenständigkeit der Serbisch-Orthodoxen Kirche.

In den 1940er Jahren erlitten orthodoxe Serben durch faschistische Kroaten grausame Verfolgungen. Im kommunistischen Jugoslawien war die orthodoxe Kirche nach sowjetischem Vorbild Repressionen ausgesetzt, wobei sich ab den 1960er Jahren die Situation etwas entspannte.

Die dem Zerfall Jugoslawiens folgenden Balkankriege wurden zur Herausforderung für die sich ambivalent verhaltende serbische Kirche, die Massaker an Kroaten nicht verurteilte. Eine zusätzliche Belastung im Krieg zwischen den Kosovo-Albanern und den Serben war der Umstand, dass sich das für die serbische Kirche identitätsstiftende Peć auf dem Gebiet des Kosovo befindet.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Eine jahrzehntelange Herausforderung für die Serbische Orthodoxe Kirche ist die Orthodoxe Kirche in Mazedonien [→ Autonome Kirchen], die 1957 von der serbischen Kirche als autonom anerkannt wurde und sich 1967 selbst, ohne kanonische Anerkennung, für autokephal erklärte.

 Die Serbisch-Orthodoxe Kirche hat etwa neun Millionen Gläubige.

Patriarchat von Bukarest (Rumänische Orthodoxe Kirche)

Geschichte

Das Christentum kam in seiner lateinischen Prägung bereits mit den Römern, die 106 Dakien eroberten, auf das Gebiet des heutigen Rumäniens. Im Osten breitete sich über das Schwarze Meer von Konstantinopel über Tomis / Constanţa das griechisch-orthodoxe Christentum aus.

Am Ausgang der Antike und im frühen Mittelalter übernahm die orthodoxe Kirche des bulgarischen Großreichs die Jurisdiktion über die Gemeinden.

Im 14. Jahrhundert entstanden aus Unabhängigkeitsbewegungen gegen Ungarn die Fürstentümer Walachei und Moldau, die im 19. Jahrhundert vereint Altrumänien bildeten. 1359 wurde die Metropolie der Ungro-Walachei, 1401 die der Moldau gegründet, die beide dem → Ökumenischen Patriarchat unterstanden. In Siebenbürgen wurden im 14. und 15. Jahrhundert Erzdiözesen, z.B. in Bălgrad, dem späteren Alba Iulia, gebildet. Die Metropolie Siebenbürgens wurde 1861 gegründet.

Die Verbreitung des dem Hesychasmus (Herzensgebet) nahestehenden Mönchtums trieb auf diesen Gebieten der serbische Athosmönch Nikodemus$Nikodemus von Tismana, 1320–1406, serbischer orthodoxer Mönch, Klostergründer von Tismana (1320–1406) voran. Berühmtheit erlangten die Moldauklöster, besonders die Bauten unter Ștefan III.$Ștefan III. cel Mare (der Große), um 1433–1504, moldauischer Woiwode cel Mare, der Große (um 1433–1504) Ende des 15. Jahrhunderts.

1642 wurde die griechische Fassung der von dem Kiewer Metropoliten Petru Mohyla$Mohyla, Petru, 1596–1647, Metropolit von Kiew, Galizien und ganz Russland (1596–1647) verfassten Confessio fidei orthodoxae von einer rumänischen orthodoxen SynodeSynodalitätSynode angenommen.

Politisch gerieten die Fürstentümer Walachei und Moldau – weniger das an Ungarn angelehnte Siebenbürgen – seit Ende des 14. Jahrhunderts durch das vorrückende osmanische Reich unter Druck, gegen das sie sich militärisch zunächst erfolgreich zur Wehr setzten. Sie bildeten geraume Zeit einen Puffer zwischen der türkischen Invasion und den nördlichen und westlichen europäischen Gebieten. Seit dem 15. Jahrhundert waren sie tributpflichtig und wurden im 16. Jahrhundert, mit dem Untergang des ungarischen Großreichs, Vasallen der Türken. Das bedeutete zugleich den Versuch der Gräzisierung durch die von Konstantinopel eingesetzten Phanarioten. Im 17. und 18. Jahrhundert trat die Habsburgermonarchie in das Machtvakuum, das durch die Zurückdrängung des osmanischen Reichs entstand. Beide Fremdherrschaften brachten Einschränkungen und Repressionen der Orthodoxie im Land mit sich. 1781 wurde mit dem Toleranzedikt Kaiser Josephs II.$Joseph II., 1741–1790, 1765–1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (1741–1790) die Orthodoxie erstmals als gleichwertig gegenüber den anderen christlichen ReligionenReligion anerkannt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sich in den Fürstentümern eine rumänische Unabhängigkeitsbewegung durchzusetzen. 1861 vereinte Alexandru Ioan Cuza$Alexandru Ioan I. (Cuza), 1820–1873, Gründer und erster Fürst des Fürstentums Rumänien (1820–1873) als Fürst der Walachei und Moldau die beiden Herrschaftsgebiete zum Fürstentum Rumänien, dem rumänischen Altreich. 1881 wurde das Königreich Rumänien ausgerufen und 1885 die Rumänisch-Orthodoxe Kirche vom Ökumenischen Patriarchat zur autokephalen Kirche erklärt, nachdem 1882 der Metropolit von Bukarest bereits eigenständige Weihehandlungen vorgenommen hatte.

Die Friedensverträge von Versailles und Trianon 1919/20 legten die Gebiete und Grenzen fest, die im Wesentlichen das heutige Rumänien ausmachen. Kurz zuvor, Ende 1918, hatte sich Siebenbürgen an Altrumänien angeschlossen und damit Großrumänien gebildet.

1925 wurde die Rumänisch-Orthodoxe Kirche zum Patriarchat erhoben.

Nach 1945 litt die Kirche wie ihre Schwesterkirchen massiv unter der kommunistischen Herrschaft.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Eine bemerkenswerte Entwicklung seit der Wiederherstellung der Metropolie Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem sie im 18. Jahrhundert aufgehoben worden war, nahm die Orthodoxie in Siebenbürgen. In dem multikonfessionellen Fürstentum kam es zu einem befruchtenden Austausch der Konfessionen. Der Metropolit Andrei Șaguna$Șaguna, Andrei, 1809–1873, orthodoxer Metropolit von Siebenbürgen (1809–1873) öffnete seine Kirche für Bildung und Moderne generell und leitete Kirchenreformen ein, die von einer Rezeption der Aufklärung zeugen.

 Die Rumänische Orthodoxe Kirche hat etwa 17 Millionen Mitglieder.

Patriarchat von Moskau und ganz Russland

Geschichte

Der Beginn der Orthodoxie in Russland ist mit dem Jahr 988 markiert, als sich die sogenannte Kiewer Rus von einem BischofBischof des Patriarchats von Konstantinopel taufen ließ. Die Kiewer Rus war ein slawischer Vielvölkerstaat auf dem Gebiet von Teilen des heutigen Russlands, der Ukraine und Weißrusslands, an dessen Spitze Fürst Wladimir I.$Wladimir I. (der Große), um 960–1015, Großfürst von Kiew (um 960–1015) stand. Wladimir, der Große oder der Heilige, der „Täufer der Rus“, erreichte durch den mit der TaufeTaufe verbundenen Zusammenschluss mit Konstantinopel einen Machtzuwachs, den er in den Jahren seiner Herrschaft politisch geschickt auszubauen wusste. Das Reich wurde durch die gemeinsame ReligionReligion geeint. Kirchenpolitisch förderte Wladimir den Aufbau der Kirchenorganisation mit dem Zentrum Kiew.

Ihr Ende fand die Kiewer Rus aufgrund der Tatareneinfälle: 1169 wurde Kiew erobert und geplündert, 1237 und 1240 fanden die entscheidenden Vernichtungsschlachten statt. Das Gebiet der Rus wurde Besatzungsgebiet der Goldenen Horde und existierte als politische Größe nicht mehr.

Zahlreiche Bewohner flohen vor den Tataren in den Norden, vorzugsweise in die kleine Stadt Moskau in einem dünn besiedelten Gebiet, das nicht im Fokus der Tataren stand. Durch taktisch kluge Politik mit den Mongolen expandierte das Fürstentum und spätere Großfürstentum Moskau. 1321 wurde der Sitz des russisch-orthodoxen Metropoliten nach Moskau verlegt, sodass die Stadt sich auch als religiöses Zentrum etablierte.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert erlebte das Reich während der 43-jährigen Regierungszeit Iwans$Iwan III. (der Große), 1440–1505, Großfürst von Moskau III., des Großen (1440–1505), den Aufstieg zur europäischen Großmacht. Es war Iwan, der die Idee von Moskau als dem Dritten Rom prägte [→ Ökumenisches Patriarchat]. Der Zar erhob die Orthodoxie nicht nur in den Rang einer StaatskircheStaatskirche, sondern verschmolz auch Politik und Kirchenpolitik: Die Politik Russlands war nun per se nur noch christlich-orthodoxe Politik. Parallel dazu erfolgte die Loslösung der Russisch-Orthodoxen Kirche vom Patriarchat von Konstantinopel. 1448 wählte die Kirche erstmalig den Metropoliten von Kiew und ganz Russland, ohne die Genehmigung des Ökumenischen Patriarchats einzuholen. 1589 wurde eigenständig der erste Moskauer PatriarchPatriarch, vom Zaren vorgeschlagen, eingesetzt. Ein Jahr später erfolgte die Bestätigung durch den Ökumenischen Patriarchen.

In der Regierungszeit Zar Peters I.$Peter I. (der Große), 1672–1725, 1682–1725 Zar von Russland/des Russischen Reichs (1672–1725) von 1682 bis 1725 begann die Europäisierung Russlands. Das implizierte gravierende Kirchenreformen nach europäischem Vorbild. So ersetzte der Zar 1721 das AmtAmt des PatriarchenPatriarch durch ein Geistliches Reglement bzw. Kollegium, später durch den Heiligen Synod, der auf Bitte des Zaren durch das Patriarchat von Konstantinopel und das → Patriarchat von Antiochien als orthodoxes Gremium mit allen Rechten eines Patriarchats anerkannt wurde. Diese Oberste Kirchenleitung, die bis 1917 das Leitungsorgan der Russisch-Orthodoxen Kirche war, unterstand der vollständigen staatlichen Kontrolle.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich auch in Russland ein starker Nationalismus, in Folge dessen es zu einer Abwendung vom Westen kam. Die Kritik an Europa überwog in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und es wurde, flankiert von Großmachtvorstellungen, die Sammlung des Slawentums propagiert. Auch kirchliche Bestrebungen erhielten nun nationale Untertöne.

Nach einem Vorbeben durch die erste russische Revolution im Jahr 1905 ereignete sich mit der Februarrevolution 1917 die erste massive Erschütterung für die russische Kirche im 20. Jahrhundert. Der Zar dankte im März ab. Damit war das jahrhundertealte Staat-Kirche-Verhältnis beendet und ein Teil der Kirchenstruktur der Russischen Kirche brach zusammen. Die Kirche versuchte sich mit einem allgemeinen KonzilKonzil / Konziliarismus den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Viele der auf dem Landeskonzil von 1917/18 angegangenen Reformen der Kirche, die erstmalig in ihrer Geschichte befreit von der staatlichen Dominanz war, hatten einen progressiven Charakter, konnten aber nicht umgesetzt werden, da seit der zweiten Jahreshälfte die kirchenfeindlichen Bolschewiki die Macht zunächst in den großen Städten und dann in ganz Russland übernahmen. Eine der wenigen vom Landeskonzil noch realisierten Maßnahmen war die Wiedereinsetzung des PatriarchenPatriarch.

Im Januar 1918 wurde von der bolschewistischen Sowjetregierung das Gesetz „Über die Trennung der Kirche vom Staat“ erlassen, welches der Kirche ihre privilegierte Stellung innerhalb des Staates und der Gesellschaft nahm. In der Praxis wurde die Lage für die Kirche prekär. In den nächsten Jahrzehnten wurden unter der Ägide Wladimir Iljitsch Lenins (1870–1924)$Lenin, Wladimir Iljitsch (Uljanow), 1870–1924, russischer Kommunist, Vorsitzender der Partei der Bolschewiki, Begründer und Regierungschef der Sowjetunion und Josef Stalins$Stalin, Josef, 1878–1953, sowjetischer Diktator (1878–1953) zehntausende orthodoxe Geistliche ermordet und verschleppt – genaue Opferzahlen sind bis heute nicht klar –, Kirchengut beschlagnahmt, Gläubige drangsaliert und zur Verleugnung ihres Glaubens gezwungen. Das kirchliche Leben konnte nur noch minimal fortgeführt werden und lag oft in der Hand von Laien. Erst im Zweiten Weltkrieg milderte sich die Situation etwas, da für die nationale Verteidigung auch die Ressourcen der Kirche benötigt wurden.

Von 1945 bis 1990 war die Russisch-Orthodoxe Kirche eine propagandistisch verfolgte und innerlich und äußerlich zerrissene Kirche. Weder Theologie noch kirchliches Leben konnten sich entfalten und entwickeln. Die kirchlichen ÄmterAmt wurden mit regierungsloyalen, mitunter auch dem Geheimdienst angehörenden Männern besetzt. Parallel dazu erhielt die Kirche eine lokale Ausdehnung und, besonders in der ökumenischen BewegungBewegung(en), eine weltweite Aufmerksamkeit, wie sie sie nie zuvor erlebte.

Der Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in der ehemaligen Sowjetunion führte zu einem Aufblühen der Orthodoxie. Die orthodoxe Kirche wurde von Anfang an von der Politik als Kompensator fehlender demokratischer Institutionen eingesetzt. Diese Weichenstellung erklärt nicht nur die heutige gesellschaftlich starke Rolle der Orthodoxie, sondern auch die semipolitische Position der Kirche innerhalb des Staates. Außerdem wurde die Orthodoxie zu einem wesentlichen Fundament der russischen Nationalidentität und bekam dadurch eine hohe kollektive Bedeutung, durchgehend in allen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen. Trotzdem ist die Russisch-Orthodoxe Kirche im juristischen Sinne keine StaatskircheStaatskirche.

Eine dauerhafte Herausforderung für die russische Kirche ist das oft ambivalente Verhältnis zu orthodoxen Kirchen in den Ländern, die ehemals zur Sowjetunion gehörten und nun eigene Nationalstaaten bilden.

Theologie, Kirche, Frömmigkeit

 Das Patriarchat von Moskau beziffert die Zahl ihrer Gläubigen selbst mit etwa 150 Millionen und ist damit die größte aller orthodoxen Lokalkirchen.

 Die Mitgliederzahl der Kirche ergibt sich aus Angaben von soziologischen statistischen Umfragen, nicht aus kirchlichen Taufregistern o.ä., die in Russland nicht geführt werden. In den Auswertungen bzw. in der Verwendung solcher Umfragen wird meist der Umstand nicht gebührend berücksichtigt, dass sich viele Russen selbst als „orthodox“ bezeichnen, u.a. weil das zu der russischen Identität gehört, sie aber weder regelmäßige Kirchgänger sind noch überhaupt an Gott glauben. Das Phänomen der nationalen oder „kulturellen Orthodoxie“ in Russland ist bisher noch wenig erforscht. Einen regelmäßigen Kirchenbesuch geben, ebenfalls statistischen Umfragen zufolge, etwa 1–3 % der sich als orthodox bezeichnenden Russen an.

Altgläubige (auch: Altritualisten)

Unter PatriarchPatriarch Nikon$Nikon (Minin), 1605–1681, orthodoxer Patriarch von Moskau und ganz Russland (Minin) (1605–1681) kam es Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer Abspaltung von der Russisch-Orthodoxen Kirche. Ursache war ein Reformprojekt des Patriarchen, das dazu dienen sollte, den russischen Ritus dem anzunähern, was als griechisch-byzantinische Gottesdienstform der frühen Jahrhunderte angesehen wurde. Dazu gehörte u.a. die Bekreuzigung mit drei Fingern statt mit zwei, weiterhin eine Veränderung der Anzahl der gesungenen Halleluja und der Prosphora, der liturgischen Brote bei der EucharistieEucharistie, sowie die Umkehrung der Richtung des Prozessionsverlaufs. Diese Neuerungen, die im Kern die Intention „zurück zu den Wurzeln“ hatten, riefen Widerspruch hervor. Unter Führung des Protopopen Avvakum$Avvakum (Petrow), um 1620–1682, orthodoxer Protopope, führende Persönlichkeit der Altgläubigen Petrow (um 1620–1682) sammelten sich aus allen Ständen und Schichten der russischen Gesellschaft die Gegner der Reform, die Altgläubigen, wie sie sich selbst bezeichneten. Im kirchlichen und gesellschaftlichen Umfeld wurden sie abwertend Raskolniki genannt (russ.: raskol = ‚Spaltung‘, Raskolniki = ‚Schismatiker‘). Nach vereinzelten Verfolgungen in den 1650er Jahren belegte sie das Große Moskauer KonzilKonzil / Konziliarismus 1666/67 als Häretiker mit dem Kirchenbann. Daraufhin wurden Zehntausende verfolgt, verbannt oder hingerichtet, teilweise auf dem Scheiterhaufen. Es kam zu einem SchismaSchisma in der Russisch-Orthodoxen Kirche, wobei die Altgläubigen deutlich in der Unterzahl waren. Viele von ihnen flohen ins Ausland, wo es zur Herausbildung altgläubiger Kirchentümer kam. 1971 wurde das Anathema über die Altgläubigen durch das Moskauer Patriarchat zurückgenommen.

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