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20. November 2000

Ela legt sich auf ihrer Schlafdecke zurecht, eine kreisrunde Katzenwurst formend. Das linke Pfötchen ist als Kinnstütze unter das müde Haupt geschoben, und das weiße Söckchen schaut in Gänze hervor. Fünf, sechs schnelle Putzer über die Schwanzspitze, dann ist sie sauber genug und kann als Nasenbedeckung dienen. Ela schließt die Augen und schläft ein.

21. November 2000

Elke kommt aus dem Bad und tritt unversehens mitten in die Rennpiste, die Ela für einen rasanten Rappel–Run vorgesehen hat. Denn die Katze ist gerade in der Küche zu einem Höchstgeschwindigkeitssprint gestartet; sie kann Elkes Bein nur mit einem wilden Schlenker nach rechts ausweichen. Gott sei Dank gerät das unbändige Tier nicht ins Schleudern, sondern schießt wie eine kätzische Kanonenkugel ins Wohnzimmer und stürmt mit einem Sieges– oder Wutschrei auf den Balkon.

Nur gut, dass die Balkontür offen stand! Sonst wäre das Rappeltier möglicherweise an ihr zerschellt.


2. Dezember 2000

Zum Fütterungs–Ritual gehört es, dass Ela schon vor der Füllung ihres Napfes eine erste Kostprobe der Speisenqualität nehmen darf. Hat man den Deckel der Futterdose auf– und abgerissen (ein Geräusch, das Ela aufgeregt tänzeln und maunzen lässt!) hält man ihn der Katze hin. Sie reckt ihr rosa Schnäuzchen zu der mit Futtersaft oder –gel bedeckten Deckel–Unterseite empor, riecht einmal kurz und fängt dann eifrig und mit glänzenden Augen an zu schlecken. Dabei kratzt ihre Zunge ab und zu wie ein Reibeisen über den messerscharfen Rand der runden Blechscheibe.

Es klingt beinahe wie Sand zwischen den Zähnen – ein schlimmes Geräusch, so früh am Morgen. Aber der Kontakt mit der Rasiermesserkante bleibt für Elas Leckorgan ohne Folgen. Hornraspeln und Gier – oder Gier und Hornraspeln – machen es scheinbar unverletzlich.

10. Dezember 2000

Ela verschläft den zweiten Advent – und schnarcht. Beinahe klingt es wie Schnurren, aber die Tonhöhe ändert sich ständig. Erst ist es ein helles »Rrrr«, dann kommen klagende und beinahe jammernde Obertöne dazu, schließlich ertönt eine kleine Sinfonietta von melodiösen Schlafgeräuschen, gurrenden, schnurrenden, fiependen und jaulenden Somnambul–Sonatinen, die in Halbtonstufen ansteigen und wieder abfallen wie die Übungstonleitern beim Stimmbandstretching einer Sopranistin.

Ela summt, knurrt und knarrt. Sie produziert Töne wie ein kleiner Katzenmotor, der bei der Inspektion stufenweise von null auf 4.000 Umdrehungen hochgejubelt wird. Dann kommt, bei jedem Einatmen, ein »Plopp« dazu.

Der Schnurrbart zuckt, die Beine laufen, die Brust bebt, die Ohren zittern und flattern. Dann ein tiefer Seufzer. Schlafen muss anstrengend sein – oder aufregend schön.


15. Dezember 2000

Elas exotisch–exklusiv–elysische Trinkgewohnheiten waren ja bereits Gegenstand dieser Aufzeichnungen. Jetzt hat die Katze die Liste ihrer Possen auf dem Sektor »Flüssige Ernährung« um eine neue Schnurre (welch ein passendes Wort!) bereichert:

Elke stellte Kartoffeln in einem flachen Alutopf auf ihren Herd, fertig zum Entzünden der Gasflamme. Sie setzt den Deckel noch nicht auf dem Topf und schnibbelt grüne Bohnen.

Bei dieser Tätigkeit, die eine gewisse Konzentration verlangt, wird sie plötzlich auf ein Geräusch aufmerksam, das vom Herd kommt, ein rhythmisch–rasches »Schlipp–schlapp–schlipp–schlapp«. Sie schaut von den Bohnen auf, und da steht Ela, die Pfötchen zwischen den Gasbrennern, breitbeinig an dem Topf und labt sich an dem Kartoffel–Kochwasser!

Es scheint wunderbar zu schmecken, denn die Katze hört überhaupt nicht mehr auf, ihre kleine rote Förderbandzunge in den Topf zu tunken!

Für mich ist es ziemlich sicher, dass neben dem Geschmack des Wassers nach erdigen Feldfrüchten die besondere Trink–Situation einen Teil des Katzen–Genusses ausmachte. (»Ha! So habe ich noch nie gesoffen!«)

Nach Abschluss der Katzen–Erfrischung hat Elke das Kochwasser ausgetauscht. Ela hatte ihr Züngchen vorher in Futter mit Fischgeschmack getunkt, und auf der Wasseroberfläche über den Kartoffeln trieben Ela–Haare.

27. Dezember 2000

Ein schönes Weihnachtsfest mit Elke und Ela verlebt. Die Katze »wohnte« wie in den Jahren zuvor unter unserem Weihnachtsbaum und trank aus dem Ständergefäß Wasser mit Blautannengeschmack. Sie schielte zwar nach den Weihnachtskugeln; darunter einige, die dank Elkes Kunstfertigkeit ihr Portrait tragen, ließ sie aber in Ruhe. Lametta gab es keins.

Und auch keine Gänseleber. Zu frisch ist noch die Erinnerung an das Vorjahr: In dem Bestreben, dem Grauchen auch eine Weihnachtsfreude zu bereiten, stand ich eine halbe Stunde vor dem Wild– und Geflügelladen um die Ecke an, kaufte ein schönes Stück Gänseleber. Ich briet es dem Tier zum Fest und servierte es, behutsam enthitzt und auf Katzentemperatur gebracht, in freudiger Erwartung der felinen Schlemmerorgie.

Aber was geschah? Ela roch nur einmal desinteressiert hin und drehte den Kopf weg: »So 'n Zeug esse ich nicht!« bedeutete das unmissverständlich. Gans scheint das Prinzesschen nicht zu mögen, auch keine sorgfältig durchgebratene und kühlgeblasene Leber.

28. Dezember 2000

Ich habe Ela zu früh gelobt. Sie hat sich jetzt doch am Weihnachtsbaum mit einem Spielzeug selbst bedient: Eine kleine rote Kugel hat sie aus dem stachligen Grün gefetzt und treibt sie jetzt mit wilden Prankenhieben durch die Wohnung.

Ihr gefällt offenbar, dass das Spielzeug schön leicht ist, interessant glitzert und wegen seines kleinen Halses, in den die Klammer greift, an der es in den Baum gehängt wird, absolut unberechenbare exzentrische Kurven und Kreise zieht – eine Herausforderung (und ein gutes Training) für die überlichtschnelle Katzenreaktion.

28. Dezember 2000

zwei Stunden später

Weniger schön war, dass die kleine Kugel nach einiger Zeit zerplatzte.


3. Januar 2001

Es »rappelt« in Elkes Bett unter der Decke – Ela will raus aus den Federn. Elke lupft diensteifrig das dünne Plumeau. Die linke Katzenpfote kommt aus der Tiefe der Höhle zum Vorschein, dann das ganze linke Katzenbein, das gaaanz lang wird, lang und immer länger – Morgenstretching.

Erst als die Gymnastik absolviert ist, folgt der Rest der Katze – und »plumps!« ist sie schon aus dem Bett gesprungen.

6. Januar 2001

Ela, nach der weihnachtlichen Exkursion in Herrchens Wohnung wieder zu Hause, hat bei Frauchen den ganzen Tag verschlafen und als Folge einen Aktivitätsstau. Als Elke sich die Katze schnappt, um sie mit ins Bett zu nehmen, flippt das Grauchen aus: Es rast im Bett vom Fuß– zum Kopfende und zurück, springt auf die dort stehende Kommode und spielt mit dem, was es dort vorfindet, Fußball.

Als Elke die Katze mit einem strengen »Ela!!!« zur Ordnung ruft, springt sie mit einem wüsten »Peng!« auf den Boden, rast maunzend und jaulend durch die Wohnung und verschwindet am Ende des Amoklaufes mit Gepolter und Geklöter unter dem Bett – wo sie weiter randaliert. Es kratzt und schabt und knackt als sei eine ganze Kompanie Mäuse am Werk.

Entnervt brüllt Frauchen: »Ela, jetzt reicht’s aber!!!« Stille. Nach fünf Minuten rappelt es wieder unter dem Bett: Ela zwängt sich ins Freie. Ein paar Sekunden später plumpst sie genau vor Elkes Nase ins Bett.

15. Januar 2001

Ela liebt es, wenn Herrchen und Frauchen bei der Fellpflege manchmal etwas heftiger und rauer zu Werke gehen – aber nur manchmal und nur ganz kurze Zeit und nur auf ganz bestimmte Art und Weise. Sie wäre keine Katze, wenn es anders wäre.

Vor allem ihren juckenden Buckel, den sie selber nicht gut (oder eigentlich überhaupt nicht) erreichen kann, darf man kräftig durchkratzen. Das macht Herrchen ab und zu, wenn die Katze gut gelaunt ist, sogar gegenläufig – eine Kratzhand fährt runter, die andere rauf.

Ela ist währenddessen ein fleischgewordener Widerspruch: Sie dreht den Kopf nach hinten, das Mäulchen in Schnappnähe zu meiner Hand und reckt ihre Nase steil in die Höhe. So verharrt sie stocksteif, die Augen dreiviertel geschlossen, die Ohren gefährlich angelegt. Halb ist sie wütend, halb zerfließt sie vor Wonne. Sie genießt, ist aber gleichzeitig bereit zum sofortigen Defensivschlag.

22. Januar 2001

Der runde Esstisch in meinem Wohnzimmer trägt – es waren Gäste da – eine neue Decke, das großzügig dimensionierte handgehäkelte Spitzen–Teil aus Venedig–Murano, und die Katze hat gleich ihren Nutzen daraus gezogen.

Ich will sie von Elkes Stuhl holen und finde Ela eingerollt, eingesponnen wie eine dicke Larve, verpackt wie eine große Bierwurst in vier Einkaufsnetzen gleichzeitig.

Das Tier hat sich eingewickelt – aber wie! Von der Seite ist kein Herankommen, denn die clevere Katze ist nicht nur verschnürt, sondern liegt als ihr eigener Ballast auf dem Spitzentuch. Irgendwie hat sie es geschafft, sich auch von der Unterseite des Tisches her, von der gewöhnlich keine Gefahr droht, unangreifbar zu machen. Sie ist quasi versiegelt.

Ela liegt da, in Spitzen gehüllt, als habe sie jemand sorgfältig eingerollt. Wie sie gearbeitet, mit krallenspitzen Pfötchen geangelt und gezogen haben muss, um die Falten unter sich zu zerren, das lose Tuch zusammenzuraffen und sich an allen Enden – vorn und hinten, rechts und links – darauf zu betten, ohne dass an einer Seite das herunterfiel, was sie auf der anderen gerade hoch gehievt hatte!

Ob sie daran gedacht hat, wie sie – ohne Hilfe – aus der Rundum–Verschnürung freikommen würde? Ich wette, nicht!

25. Januar 2001

Wenn Elke am Computer arbeitet, »besetzt« Ela sie häufig. Wenn das arme Tier Elke nicht besteigt, hat es ja auch keine Chance, die Aufmerksamkeit des bis zur Erschöpfung, Unterzuckerung und Austrocknung (von den Nervenkrisen nicht zu reden!) mit Quark Express, Photoshop, Director oder dem Internet ringenden Frauchen zu erlangen. Auf dem Schoß schnurrt, schläft und schnarcht die Katze meist; manchmal gelingen ihr aber auch echte Entdeckungen.

Etwa, als sie, von ihrem warmen Hochsitz Elkes Aktivitäten beobachtend, miterlebt, wie die CD–Schublade sich am Computer–Tower öffnet, eine glitzernde Scheibe ins Freie gleitet und von Frauchen herausgeholt wird. Die Katzenaugen funkeln aufgeregt: DAS wäre was zum Draufhauen und Spielen!

2. Februar 2001

Ela sitzt bei mir auf dem Küchenschrank rechts vom Kühlschrank und knackt ihre Brekkies. Hundertmal hat sie das schon getan, hier oben und unten auf dem Boden, meist mit tief in das kleine Porzellanschälchen getauchtem gierigem Staubsaugerschnäuzchen.

Ob es ist, weil Elke und ich zuschauen, oder ob sie nur einem inneren Antrieb folgt, heute sind bei der Katze andere Tischsitten angesagt, denn Ela speist quasi aus der Hand: Sie krallt sich einen Katzenkuchen mit den Dolchen der linken Pfote, hebt ihn aus dem Napf, lässt ihn fallen und beugt sich dann über ihn – knackknackknack!

Das macht sie nicht nur ein– oder zweimal, was auf Show hinweisen würde, sondern mit allen schmackhaften Brekkies im Napf.

Es sieht geziert aus, wie die Katze diniert, aber auch aristokratisch – so souverän und elegant angelt sie die Brekkies aus dem Napf und legt sie sich selber vor. Ich fühle mich an einen gewieften Kellner erinnert, der in einem Fünf–Sterne–Restaurant einem geschniegelten Gast eine Forelle zer– und vorlegt.

5. Februar 2001

Das Kätzchen ist wieder krank. Elke hat in ihrem rechten Ohr Blut entdeckt, und wir machen uns die üblichen Riesensorgen. Wie kommt das Blut ins Ohr?

Morgen muss Elke mit der Katze zum Tierarzt.

6. Februar 2001

Der Veterinär wusste, so scheint es, nicht wirklich, was unserem Grauchen fehlt. Auf jeden Fall muss die Katze Antibiotika schlucken. Das ist bei Ela immer ein besonderes Problem: Sie sortiert in Leckerbissen versteckte Pillen fein säuberlich aus und spuckt sie uns vor die Füße. Futter, dem zerstoßene Medikamente beigemischt sind, verweigert sie. »Wollt ihr mich vergiften?«, sagt ihr aufgebrachter Blick. So intelligent sie ist, Arzneien versteht sie nicht.

Die Hersteller von Veterinärpillen sind auch bescheuert: Warum versuchen sie nicht, den bitteren Geschmack der Medikamente mit Aromastoffen zu maskieren, damit die befellten Patienten das Zeug eher einnehmen?

Aber, das ist denen vermutlich scheißegal. Für sie ist die Sache erledigt, wenn ihre Drogen verschrieben und verkauft werden. Wer sie nicht nimmt, ist selber schuld.

7. Februar 2001

Natürlich kam es, wie es kommen musste: Ela verweigert das Antibiotikum. Wieder glaubt sie, Elke wolle sie vergiften.

Aber Elke lässt sie so lange hungern, bis sie ihr medizinangereichertes Futter doch frisst.

10. Februar 2001

Ela hat Durchfall. Das kommt ab und zu vor, wenn sie sich zu reichlich am Milchschälchen bedient hat (bzw. dieses zu reichlich von Herrchen oder Frauchen gefüllt worden ist!) oder aus anderen, nur dem Katzendarm bekannten gastrointestinalen Gründen.

Heute sind bestimmt die Antibiotika schuld. Auf jeden Fall sitzt Ela auf ihrem Streu–Olymp, und es pladdert aus ihr heraus! Pladderadi! Pladderada! Pladderadauz!


Diarrhoe ist eine der schlimmeren Majestätsbeleidigungen für eine feline Prinzessin, die ja im Pelzmantel auf die Toilette schreitet, und so muss sich Elke nach erfolgter Flüssig–Defäkation eine Abfolge dramatischer Arien anhören, etwa des Inhalts: »Aujaujaujau! Hat das wehgetan! Mir schmerzt der ganze Hintern! Und das Po–Loch brennt wie Feuer! Alles ausgefranst! Aujaujaujaujauuuu! Ich armes, bedauernswertes Tier! Ich habe DURCHFALL! Und KEINER hilft mir!!! Ganz allein bin ich mit meinem Elend und meiner Qual!!!«

Das Katzen–Theater ist wohl Show, zumindest zum Teil. Das verrät Ela selber: Das angeblich so leidende Tier schränkt seinen Milchkonsum beim nächsten Mahl um keinen Tropfen ein. Ob sie weiß, dass die Antibiotika schuld sind?


17. Februar 2001

Ich habe Ela wieder einmal beim Putzen beobachten können. Es ist ein Schauspiel, an dem ich mich nicht sattsehen kann. Diese Determination! Diese Putzigkeit! (Kommt das Wort hierher?)

Ist man wie ich nicht mit Katzen aufgewachsen, sind deren Putzkunst, Sauberkeit und Putzeifer, wenn man sie kennenlernt, große Überraschungen.

Wer, wie meine Wenigkeit, in der Jugend Hunde im Haus gehabt und die verleumderische Vokabel »Katzenwäsche« als Inbegriff der schludrigen und oberflächlichen Reinigung verinnerlicht hat, kommt ob der Beharrlichkeit, Ausdauer und Gelenkigkeit, mit der sich Katzen mit ihrer Raspelzunge durchs Fell fahren, kaum aus dem Staunen heraus.

Wie sie sich verdrehen, biegen, dehnen, stauchen und winden, ja beinahe verknoten, um alle Körperteile zu »waschen«, wie kunst– und hingebungsvoll sie ihre Pfoten als »Schwamm« einsetzen, und wie sie vor lauter hygienischem Ehrgeiz bei gewagten Balanceakten manchmal sogar den Boden unter den Füßen verlieren und umkippen!

Der Feliden–Novize kann nicht glauben, wie sauber Katzen sind – und wie gut sie riechen – obwohl ihr Reinigungsmittel Spucke heißt.

Natürlich ist Ela dank ihres Samt–und–Seide–Kleides ohnehin eine Ausnahme unter den Stubenraubtieren: Denn ihr Pelz eignet sich zur Demonstration pieksauberster Fellreinlichkeit weitaus besser als der Borstenbalg irgendeiner Bauernkatze.

Zwei Dinge verblüffen das mit Dackeln groß gewordene Herrchen, also mich, am meisten. Erstens: wie die Katzendame es schafft, die weißen Anteile ihres Haarkleids so blütenweiß wie Druckerpapier zu halten, wo sie doch nur über Pfoten und Zunge als Werkzeuge und Spucke als Fettlöser, Scheuer– und Bleichmittel verfügt. Und zweitens: wie sie es fertigbringt, stets frisch und gut zu duften, obwohl sie sich nicht mit »Irish Moos« oder »Fa« duscht, sondern mit dem Sekret von Speicheldrüsen.

Ich kann mich noch gut an die Dackel meiner Jugend erinnern, liebe und treue (wenngleich von einem fanatischen Katzenhass beseelte) Tiere, deren kokosmattenkratziges und dickborstiges Fell ihrem Namen »Rauhaardackel« alle Ehre machte: Sie leckten sich eigentlich nur, wenn es galt, Wunden zu versorgen oder Parasiten zu bekämpfen. Und sie muffelten stets leise vor sich hin – wenn sie nicht gar zum Gotterbarmen stanken.

(Zugegeben, sie stanken lediglich für unsere Nasen; nach Dackel–Maßstäben verströmten sie sicherlich alle Wohlgerüche Arabiens! Warum hätten sie sich wohl sonst so begeistert auf der verfaulenden Leiche eines Maulwurfs, die sie beim Spaziergang gefunden hatten, hin– und hergewälzt? Mit exakt dem gleichen Enthusiasmus sprüht sich unsereiner mit dem neuesten Parfum von Calvin Klein oder Dior ein!)

Ela scheint bei ihrem Streben nach Reinlichkeit einem komplizierten Zyklus, einer verwickelten Sequenz zu folgen, die ich noch nicht durchschaut habe – falls das einem Menschen überhaupt möglich ist. Neben einer »Grundwäsche« (unter anderem nach einem Schlaf zu erledigen, der eine bestimmte Mindestdauer überschreitet), einer Gesichtsdusche (obligatorisch nach dem Essen, insbesondere nach dem Genuss von Fisch, Milch oder geriebenem Parmesan!) scheint es einen größeren Reinigungsplan zu geben, eine Art Wartungskatalog, den sie punktweise absolviert, morgens einen Abschnitt aus dem Pflegescheckheft, nachmittags einen, auf dem Balkon wieder ein paar Takte und nachts noch ein Stückchen.

Ist sie am Ende der Wartungsanleitungen angekommen und der ganze Körper gewaschen, auch das Po–Loch, die Krallen mit den Zähnen mani– und pedikürt, der Bauch gezüngelt und der Schwanz feucht gestriegelt, fängt sie wieder von vorne an. Wie die Anstreicher an der Golden–Gate–Brücke.

Da kein Muster erkennbar ist, meine ich, dass Ela nach einer undurchschaubaren, in den Genen festgelegten Putzroutine vorgeht. Falsch, sagt Elke. Die Katze putze nur diejenigen Stellen, die ihre feine Nase als mit Fremdgeruch behaftet, also noch ungereinigt, identifiziere.

Nach meiner bereits geäußerter Überzeugung ist das Putzen eine Art lebenserhaltende Katzen–Aerobic, die Kreislauf und Lymphsystem der Tiere abkurbelt, Sehnen, Bänder und Muskeln dehnt sowie Bandscheiben und Gelenke lockert und geschmeidig erhält. Vielleicht darf man Katzen aus diesem Grund bei der Putzarbeit auch auf keinen Fall stören.

Will man sie streicheln, wenn sie sich gerade lecken, sind sie nicht nur überraschend feucht, sondern auch sehr ungehalten – genauso wie ein Menschen, der vom Telefon oder der Türklingel unter der Dusche hervorgebimmelt wird.

Die hingebungsvolle Fellpflege dient neben der Körperhygiene und der Schönheit auch als Ersatz– und Übersprungshandlung. Fühlt sich die Katze durchschaut, ist ihr etwas peinlich, geniert sie sich oder weiß sie gerade nicht weiter, schiebt sie ein paar hastige, abrupte und über Gebühr heftige Leckverbeugungen ein. Sie sind das Katzen–Äquivalent eines schamroten Kopfes.

Wie Veterinäre wissen, dient das Felllecken auch der Nährstoffversorgung: Bestimmte Substanzen im Speichel werden an der Sonne zu Vitaminen umgewandelt, die das Tier beim nächsten Putzen aus dem Haarkleid leckt und herunterschluckt. Welch raffiniertes System!

21. Februar 2001

Ela ist bei Elke im Bett die Temperatur zu hoch geworden oder die Luft zu dick, und sie ist aus den Federn gekrochen. Es folgt aber nicht der akustisch so unkätzische, bäurisch–plumpe Krachsprung auf den Fußboden – die Katze baut sich auf dem Federbett ein Nest. Natürlich nicht ganz unten am Rand, sondern weitestmöglich auf dem Territorium von Frauchen.

Elke wacht auf und muss versuchen, ihre Beine irgendwie um die Katze herum zu drapieren, die fast in Bettmitte, ihr Lager aufgeschlagen hat. Setzt sie Ela einfach um, dauert es keine Minute, bis sie wieder herangerobbt ist und der Platz im Bett knapp wird.

Und erneut stoßen wir auf ein ungelöstes Katzenrätsel: Wie kann sich ein kleines Tier so breitmachen?

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9783844256550
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