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Читать книгу: «Das Schweigen im Walde», страница 19

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»Ich hab halt was glernt von dir!« erklärte Pepperl höhnisch. »Schlechte Beispieler verderben gute Sitten!«

»Verderben? So? Verderben?« keuchte Burgi, als hätte ihr dieses Argument einen Stoß ins Leben versetzt. »An dir is viel zum Verderben? Meinst? Du bist ja in der besten Schul, bei der! So eine, freilich, die wachst net bei uns. Die muß extra aus Frankreich kommen! Wie's die versteht! Ah! Pfui Teufi! Net amal Deutsch kann s', die!«

»Ihr Bussel hab ich ganz gut verstanden.«

»So? Hast es verstanden?« höhnte Burgi, während ihr die Tränen in die Augen sprangen. »Gut verstanden? So?«

»Ja! Und sie haben was Extrigs, die franzeesischen Busserln. Da muß ich schauen heut, daß ich noch eins derwisch. Drum geh von der Tür weg, sag ich!«

»So? Tätst aussi mögen?« Sie machte die Ellbogen breit, um den Riegel zu decken. »Fensterln? Bei der? Dös tät dir halt taugen, dir? Gelt?«

»Und wie! Es taugt ja dir auch net schlecht, wann der ander kommt: Main scheenes Gindd!«

»Und du: Schö wussem, schö wussem!«

»Schö wussem, ja«, schrie Pepperl, »schö wussem! Noch tausendmal sag ich's ihr heut!« Er machte einen drohenden Schritt. »Von der Tür weg!«

»Ich mag net! Na!« Und während ihre Augen immer größer wurden, stemmte sie sich mit dem Rücken gegen die Bretter.

»Gehst weg oder net?«

Sie starrte ihn an, regungslos, mit einem Gesicht, das wie versteinert schien.

Je bleicher sie wurde, desto dunkler stieg dem Praxmaler-Pepperl das Blut unter die Kreuzerschneckerln. »Gehst weg oder net? Ich frag zum letztenmal.«

Sie rührte sich nicht.

Da riß ihm die Geduld. Er machte einen Sprung zur Tür und versuchte Burgi mit der Schulter beiseitezuschieben. Sie klammerte sich an den Riegel, als hinge ihre Seligkeit an diesem Stücklein Holz. Pepperl schob und drückte, bis er den Riegel zur Hälfte frei bekam. Nun riß er ihn auf, und schon klaffte die Tür um einen handbreiten Spalt. Als gält es jetzt einen Kampf auf Leben und Tod, so warf sich Burgi dem Feind entgegen, packte ihn mit der einen Hand an der Brust, mit der anderen an der Kehle und versuchte ihn mit verzweifelter Kraft von der Tür wegzureißen. Und wirklich, Pepperl war von diesem jähen Überfall so völlig überrascht, daß er schon bis in die Mitte der Stube gestoßen war, bevor er noch recht an Widerstand denken konnte. Jetzt erwachte die Wut in ihm. Mit Zucken und Zerren versuchte er sich freizumachen und wurde grob. Doch Burgi hielt ihn mit den Armen umklammert, ihre letzte Kraft erschöpfend, und ließ nicht los. Da begannen sie ein Ringen, wortlos und keuchend. Bei diesem Ringen krümmten und wanden sie sich, Leib an Leib gewachsen, als wären sie nur ein einziger Körper. Dann plötzlich, wie von einem Zauber gelähmt, standen sie regungslos, alle beide. Sie hielten einander mit den Armen noch umschlungen wie im Ringen. Aber sie sahen sich an, erschrocken und bleich, Aug in Auge. Was sie sagen wollten, wurde ein Lallen – und eines schloß dem anderen die Lippen mit dürstendem Kuß.

Die Stubendecke pumperte über ihren Köpfen, und eine Lachsalve nach der anderen prasselte dort oben im Heu.

Die beiden hörten es nicht. Sie waren auf die Herdbank niedergesunken, hielten sich umklammert und wurden nicht satt von ihren Küssen.

Ein schwüles Aufatmen. »Pepperl – «

»Was, Schatzl?«

»Neulich hat er mich busseln wollen. Da hab ich ihm eine runterliniert.«

»Geh? Is wahr?« Dieses Bekenntnis rührte ihn; sie hätte ihm ihre Liebe nicht besser beweisen können als durch das »Zähntweh« des Kammerdieners. »So a guts Madl, wie du bist! So was gibt's nimmer auf der Welt! Und dös einschichtige Busserl von der andern? Gelt, dös tust mir net verübeln?«

»Aber gwiß net! Wir müssen froh sein, daß 's bloß an einzigs war! Und sie hat's ja dir geben. Da kannst ja du nix dafür!«

Dankbar zog er sie auf seinen Schoß, und nun waren sie wieder schweigsam.

Auf dem Heuboden schien der übermütigen Gesellschaft allmählich der Schlaf zu kommen. Nur ein paarmal hörte man noch ein leises Gekicher.

Die beiden auf der Herdbank rührten sich nicht – sie seufzten nur manchmal, heiß und tief.

Kleiner und kleiner wurde das Feuer auf dem Herd. Bevor es in Glut versank, belebte sich knisternd noch eine letzte Flamme und leuchtete rot.

Die Kienfackel an der Wand war schon erloschen; es glostete nur der Stumpf noch ein bißchen, und stille Funken, gleich winzigen Sternchen, fielen von ihm zu Boden.

Neunzehntes Kapitel

Mitternacht war vorüber.

Dunkel und verschwiegen, mit flimmernden Himmelslichtern, um die sich dünne Nebelschleier zu ziehen begannen, lag die Nacht über dem Tillfußer Almfeld, über Haus und Hütten. Nur manchmal rasselte leis die Glocke eines Rindes. Und wie ein schwermütiges Lied in weiter Ferne, so sang der Wildbach im Tal.

Am Jagdhaus waren zwei Fenster noch erleuchtet, und eines von ihnen stand offen. Die Fenster am Wohnzimmer des Fürsten.

Zwei Augen spähten durch die Nacht zu diesen hellen Fenstern hinauf. Angedrückt an die schwarze Holzwand der Jägerhütte, saß Mazegger auf der Erde und hielt mit den Armen die Knie umschlungen.

Einmal hörte er Schritte dort oben, als ginge der Fürst im Zimmer auf und nieder. Dann war's wieder still.

Nun flackerte an einem dritten Fenster ein Schein auf, nur matt, als würde ein Licht vorübergetragen.

Mazegger stieß die Schuhe von den Füßen, huschte über den Weg hinauf und duckte sich hinter den Hofzaun, dicht, unter dem offenen Fenster.

Droben war eine Tür gegangen.

Und jetzt die ruhige Stimme des Fürsten. »Baronin? Wollen Sie wieder zur Bühne gehen? Studieren Sie die Rolle der Lady Macbeth?«

Ein heiteres Lachen. »Sie noch auf? Das ist eine Überraschung. Hätt ich das ahnen können, so hätt ich meine schlaflose Langweile geduldig ertragen, ohne Sie zu stören. Aber der Band Maupassant, den Martin für mich aussuchte, war zu Ende gelesen, ich wollte einen neuen haben, und da der Bücherschrank in diesem Zimmer steht – was blieb mir übrig?«

»Bitte – «

»Nein!« Wieder jenes feine Lachen. »Jetzt kein Buch! Da Sie noch auf sind, sollen Sie mir Gesellschaft leisten, bis mir der Schlaf kommt. Sie sind ohnehin der Schuldige, dem ich diese schlaflose Nacht verdanke. Ja! Aber wollen Sie mir nicht eine Zigarette geben?«

Eine kleine Weile war Stille.

»Danke! – Sie sind müde, Fürst?«

»Ich? Nein!«

»Ich meinte nur, weil Ihre Hand zitterte, als Sie mir Feuer gaben?«

»Sie irren sich, Baronin.«

»Wirklich? Und ich beobachte doch sonst so gut. Aber wie können Sie nur in dieser kühlen Nacht bei offenem Fenster sitzen! Wie unvorsichtig!«

Baronin Pranckha erschien am Fenster. Ihre Gestalt war dunkel im Schatten, doch die halb entblößten Schultern und die von durchsichtigen Spitzen kaum verhüllten Arme waren im Lampenschein von roten Lichtlinien umzogen.

Leis klirrten die Scheiben, als sie das Fenster schloß. Dann verschwand sie wieder. Jetzt hörte man wohl die beiden Stimmen noch, aber es war kein Wort mehr verständlich.

Lautlos, geschmeidig wie eine Katze, kletterte Mazegger am Flaggenmast hinauf und kam so hoch, daß er einen Blick in das Fenster werfen konnte. Er sah ein ruhiges Bild, sah einen Teil des Zimmers mit dem Schreibtisch, auf dem die Lampe stand. Ettingen kehrte dem Fenster den Rücken, und ihm gegenüber ruhte die schöne Frau in einem Fauteuil, von weißen Spitzen umflossen; ihr Haar, das im Schein der Lampe flimmerte wie rotes Metall, umringelte die schneeigen Schultern und zitterte wie Goldgespinst bei jeder leisen Bewegung des Kopfes; die eine Hand lag mit nervösem Spiel auf der Kante des Schreibtisches, in der anderen hielt sie die brennende Zigarette; so plauderte sie, bald ernst, bald wieder lächelnd. Und plötzlich legte sie die Zigarette fort. Halb sich aufrichtend, sah sie dem Fürsten ins Gesicht. Sie sagte nur ein Wort, ein einziges, kurzes Wort. Ob es sein Name war? Der Fürst erhob sich. Nun konnte Mazegger sein Gesicht sehen. Es war hart und ernst.

Hastig ließ Mazegger sich über die Stange hinuntergleiten, huschte zum Haus hinüber und legte das Ohr an die Mauer. Er hörte nur ein verworrenes Geräusch der Stimmen. Aber wie erregt diese beiden Stimmen klangen! Wie Rede und Gegenrede kurz und heftig aufeinander folgten! Nun lautlose Stille. Dann sprach der Fürst allein, fast immer allein. Nur selten unterbrach ihn die andere Stimme. Jetzt wieder Schweigen, dem ein nervöses Lachen folgte. Der Fürst blieb stumm. Nur diese Frauenstimme klang. Wieviel sie zu erzählen und zu erklären hatte! Das währte eine Stunde und länger noch. Und immer wechselte diese Stimme im Ton. Bald klang sie wie in ersticktem Zorn, bald wieder flog sie in leidenschaftlicher Hast, dann stockte sie und verwirrte sich, wurde leis und schmeichelnd. Jetzt sprach der Fürst, ruhig, nur wenige Worte, die ein gepreßter Schrei übertönte. Ein Stuhl wurde gerückt, Schritte klangen, durch den Lichtschein des Fensters glitt ein Schatten. Nun ein Stammeln und Flehen, ein Ton, der dem lauschenden Jäger alle Sinne schauern machte. Dumpfe Stille. Dann ein jähes Auflachen, herb und mißtönig, das Geräusch einer Tür und wieder das Schweigen. Klirrend wurde droben das Fenster aufgerissen.

Mazegger drückte sich regungslos an die Mauer. Im Lichtschein, der übers Almfeld hinausfiel, sah er den Schatten des Fürsten. Und deutlich hörte er den tiefen Atemzug, mit dem der Einsame dort oben die frische Bergluft trank wie eine köstliche Erquickung.

Der Schatten im Fensterlicht verschwand. Man hörte den Schritt des Fürsten, der im Zimmer auf und nieder ging. Ein Stuhl wurde gerückt. Und dann war's still.

Noch lange stand Mazegger in der Nacht und spähte zu dem hellen Fenster hinauf. Kein Laut mehr. Aber auch die Lampe erlosch nicht. Wie zerbrochen an allen Gliedern taumelte der Jäger zu seiner Hütte hinunter, nahm die Schuhe vom Boden auf und trat in die Stube. Er machte Licht und sah nach der Uhr. Drei Uhr vorüber. In einer halben Stunde mußte der Tag beginnen.

Immer mit der Uhr in der Hand, stand Mazegger am Tisch und starrte brütend vor sich hin. Sein Gesicht war grau wie Asche, die Augen brannten wie im Fieber.

Schwankend ging er zum Bett und warf sich auf die Matratze.

Draußen begann es zu dämmern.

Da huschte ein Schritt an der Hütte vorüber, vorsichtig und leis, als möchte er nicht gehört werden.

Dieser Schleicher im Morgengrau schien ein belastetes Gewissen zu haben. Das erleuchtete Fenster der Jägerhütte war ihm nicht willkommen. Er duckte sich, um ungesehen vorüberzuschlüpfen. Schon wollte er auf den Fußspitzen in das Försterhaus schleichen, als ihn eine Stimme anrief: »Praxmaler?«

»Mar und Joseph!« stotterte Pepperl. »Der Herr Fürst!« Scheu trat er seinem Herrn entgegen, der über den Weg herunterkam. »Duhrlaucht? Was wollen S' denn? In aller Fruh?«

Ettingen lachte. »Das begreifen Sie nicht? Ein Jäger? Sie sind doch auch schon munter!«

»Ja, ich, dös is was anders!«

»Wo waren Sie denn heute schon?«

»Ich? Nirgends! Gott bewahr!« stammelte Pepperl. »Bloß da drunt war ich, a bißl da drunt. Weil ich schauen hab wollen, wie sich der Tag heut anlaßt, ja – weil ich befohlen bin – mit'm Herrn von Sensburg zur Gamspirsch. Den muß ich wecken jetzt! Gleich!«

»Lassen Sie den nur schlafen! Gehen Sie lieber mit mir!«

»Mit Ihnen, Duhrlaucht? Gott sei Dank! Der ander Herr, mein' ich, tut sich eh viel leichter im Bett als auf der Gamspirsch! Aber wohin denn, Duhrlaucht?«

»Wohin Sie wollen. Nur hinauf! Hoch hinauf! Ich möchte heut die Sonne eine Stunde früher sehen.«

»Da steigen wir zum Steinernen Hüttl auffi. Gleich bin ich fertig!«

»Hier ist ein Brief. Der soll an Graf Sternfeldt übergeben werden, sobald er aufsteht. Ich bitte, besorgen Sie das! Und bis Sie sich fertigmachen, geh ich langsam voraus.«

Ettingen folgte dem Steig, der sich in der matten Dämmerung des Waldes verlor.

Als Praxmaler in seine Hütte treten wollte, wurde er von einer zischelnden Stimme angerufen: »Peppi!« Mazegger kam auf ihn zugesprungen.

»Was is?«

»Ich hab dich reden hören mit dem Herrn Fürsten. Kannst ja mir den Brief geben. Ich besorg ihn.«

Hätte Pepperl nicht Kopf und Herz mit anderen Dingen voll gehabt, so hätte ihm der fiebernde Klang dieser Stimme auffallen müssen. So sagte er: »Ja, is recht! Und is mir lieber, als daß ich den Förstner aus'm Schlaf aussireißen müßt! Aber gelt, ich kann mich verlassen auf dich?«

»Ja! Gib her!«

»No, no, no? Was hast denn? Zarrt er mir den Brief aus der Hand – ich weiß net, wie!«

Ohne zu antworten, ging Mazegger zu seiner Hütte. Auf der Schwelle blieb er lauschend stehen, bis er die Schritte des Jägers hörte, der seinem Herrn folgte. Dann schloß er am Fenster die Läden, trat in die Stube und verriegelte die Tür. Schwer atmend untersuchte er den Brief und drehte ihn hin und her, langsam, als wäre das leichte Papier so schwer wie Blei. Der Brief war nur leicht verklebt. Mazegger öffnete ihn. Und damit kein Lichtschein durch die Ritzen der Läden hinausfallen möchte, schraubte er an der Petroleumlampe die Flamme ganz klein herunter. Bei diesem trüben Zwielicht las er:

»Drei Uhr morgens.
Lieber Goni!

Du hast recht gehabt! Ich sollte nicht erlöst werden ohne ›Gewaltstreich‹. Sie versuchte ihn mit einer plumpen Reminiszenz an die französische Komödie, deren Heldinnen sie verkörperte, bevor sie den adeligen Hochstapler fand. Der gab ihr seinen Namen, um sich von ihr – ich will milde sagen: ernähren zu lassen – schließlich auch auf meine Kosten. Was mich in meinem Wahnsinn damals, als ich es erfuhr, vor Ekel krank machte, krank auf den Tod fast – daran kann ich heute denken, als wär es nie gewesen, als läge für mich eine ganze Welt zwischen damals und heute, ein Feuer, das mich reinigte, als ich seine Flammen durchschritt. Und denk nur, Goni, sie kam, um die Flitterwochen ihrer Freiheit mit mir zu verleben! Sie hat sich scheiden lassen. Das war der Grund ihrer langen, Dir so unbegreiflichen Reserve. Sie wollte frei sein, um mir sagen zu können:

Ich habe mich erlöst für dich! Ein Glück, daß sie mir das nicht einen Monat früher sagen konnte! Ich glaube, ich wäre bei meiner falschen Vorstellung von dem, was ›Verpflichtung‹ heißt, noch vor wenigen Wochen fähig gewesen, mit Bewußtsein mein Leben zu vernichten. Aber daß sie zur Verkündigung ihres ›heiligen Opfers‹ gerade diese Stunde wählte und dazu ein ›leichtlösbares Spitzenrätsel‹ wie für die Rolle der ›Iza‹ im ›Fall Clemenceau‹ – das hat mir die Bilanz meiner Vergangenheit und Zukunft leicht gemacht. Nun ist alles vorüber und abgetan! Gründlich. Wie ich aufatme! Daß ich keine Stunde mehr mit ihr unter dem gleichen Dach verbringe, wirst Du begreiflich finden. Nur diese Zeilen schreib ich Dir. Dann weck ich den Jäger und steige mit ihm hinauf – hoch, hoch hinauf, wo ich Sonne und reine Luft finde.

Eigentlich muß ich Dir dankbar sein. Sie verhalf mir zur Erkenntnis meines Glückes, das gestern noch unbewußt in mir dämmerte, wie ein Gefühl wunschloser Freude, ruhig, heiter und schön. Ach, Goni, wenn ich Dir nur schildern könnte, wie mir zumute war, als es so plötzlich Licht wurde in mir! Mich erwartet ein Glück, das ich gefunden habe auf heiligem Weg. Erinnerst Du Dich an dieses Wort meines ersten Briefes? Nun ist es zur Wahrheit an mir geworden. Mehr kann und will ich Dir jetzt nicht sagen. Wenn ich heimkomme, sollst Du alles wissen. Und morgen, Goni, hol ich mein Glück! Küsse mir das Bild meiner Mutter, Du Treuer, und freue Dich mit dem glücklichsten der Menschen. Das ist

Dein Heinz.«

Mazegger hatte längst zu Ende gelesen, und noch immer saß er über das Blatt gebeugt, das in seinen Händen zitterte. Sein Gesicht war verzerrt. Mit einem Lächeln, das alle Zähne sehen ließ, raunte er das Wort des Briefes: »Morgen hol ich mein Glück!« Er schob den Brief in den Umschlag und verschloß ihn, blies die Lampe aus und stieß am Fenster die Läden auf. Draußen war es Tag geworden.

»So? Morgen?«

Ein rauhes Lachen. Und eine Bewegung, als möchte er den Brief in Fetzen reißen.

Da trat der Förster in die Stube. »Guten Morgen, Toni! Gut, daß d' noch daheim bist! Heut mußt du mit mir – Was hast denn da?« Er nahm dem Jäger den Brief aus der Hand. »An den Herrn Grafen? Und die Schrift von der Duhrlaucht? Von wem hast du den Brief?«

»Vom Peppi.« Mehr zu erklären, hielt Mazegger nicht für nötig.

»Der Brief muß bsorgt werden! Gleich auf der Stell!« Kluibenschädl hetzte davon. Finster sah Mazegger ihm nach. Daß er heute den Förster begleiten sollte, das schien ihm nicht zu passen. In Hast machte er sich fertig, warf die Büchse hinter den Rücken, steckte mit zitternder Hand ein paar Patronen zu sich und schritt über das Almfeld hinunter. Bevor er den Wald erreichen konnte, klang hinter ihm die Stimme des Försters: »He! Toni! Warten!«

An der Lippe nagend, blieb Mazegger stehen, bis der Förster ihn eingeholt hatte.

»Wo rennst denn hin? Ich hab dir doch gsagt, daß ich dich brauch! Und ausschauen tust? Hast wieder an Ausflug gmacht in der Nacht – Gott weiß wohin?«

Mazegger wandte sich wortlos ab.

»Heut bleibst bei mir! Wir müssen die neuen Steig vermessen. Da haben wir Arbeit den ganzen Tag.«

»So?« Mazegger lächelte. »Aber die Nacht? Die gehört doch mein?«

Der Förster sah ihn von der Seite an. »Was dös jetzt wieder für a Wörtl is! D' Nacht ghört freilich dein.«

»Mehr brauch ich nicht.«

»Zu was?«

»Zum Schlafen.«

»Geh, du!« Der Förster schüttelte den Kopf.

Sie verschwanden im Wald.

Eine stille Morgenstunde. Dann kam die Sonne. Heute flog sie die Berge nicht mit jenem reinen Schimmer an, der die Felsen wie in durchsichtige Flammengebilde verwandelt. Es war etwas Trübes in ihrem Feuer. Und die dünnen Nebel, die mit zerrissenen Formen hoch in den Lüften schwammen, glühten so rot, als wären Blutbäche über den mattblauen Himmel ausgegossen. Auch die Sonne selbst, als sie hinter den östlichen Bergen hervortauchte, hatte einen roten Schleier umgehangen. Man konnte sie ansehen, ohne geblendet zu werden.

Hoch droben über dem Bergwald, auf einem steilen Almrosenhang, den die Sonne mit ihrem roten Feuer schon überleuchtete, ruhten Ettingen und Praxmaler zu Füßen einer einsamen Zirbe.

Pepperl saß mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt, als hätte er eine Stütze nötig. Er machte kein lustiges Gesicht. Die zehn »Viertelen« rumorten unter seinen Kreuzerschneckerln. Er sah übernächtig aus und hatte Ringe um die Augen. In seinem Blick, der das Tal suchte, leuchtete es wohl manchmal auf wie Freude. Aber dieses Frohe erlosch immer wieder in trüber Kümmernis, wie droben das Sonnenlicht in den Nebelschleiern. Dazu wurde er, je länger er saß, immer schläfriger; ein paarmal machte er einen kurzen Sumser, aus dem er mit erschrockenem Nicker wieder auffuhr.

Im Gesicht des Fürsten hatte die durchwachte Nacht keine Spur von Ermüdung zurückgelassen. Ettingen lag behaglich ausgestreckt in den Almrosenbüschen, über die der Wettermantel gebreitet war. Mit dem Blick des Glücklichen, für den alle Rätsel seines Lebens sich aus schwüler Nacht zu schönem Tage lösten, sah er lächelnd über den Bergwald in ziellose Ferne hinans und empor zum glühenden Himmel.

Wieder fuhr Pepperl aus kurzem Schlummer auf. »Heut macht's a Lüfterl, da könnt man rein einschlafen dabei. Sollten wir net a bißl weiterpirschen?«

»Nein. Ich will nicht jagen heut. Nur ruhen. Und sehen, wie das leuchtet, der Wald, die Berge, der Himmel! Wie schön das ist!«

Pepperl seufzte. Um sich wach zu erhalten, mußte er wenigstens versuchen, einen »Dischkurs« in Gang zu bringen. »So a Himmel wie heut? Der gfallt Ihnen? Mir net. Na!«

»Ich habe noch keinen gesehen, der mir besser gefiel.«

»Aber schauen S' doch die verzupften Wölkerln an! Dös is a grauslichs Wetterzeichen. Morgen kriegen wir schlechte Pirsch und an trüben Tag.«

»Meinen Sie? Nein! Wie morgen der Tag auch sein mag, er wird reine und schöne Sonne haben!«

»Da täuschen S' Ihnen, Herr Fürst!«

Als Ettingen nicht antwortete, machte Pepperl noch ein paar Versuche, den abgerissenen Gesprächsfaden wieder anzuknüpfem Umsonst. Schließlich ergab er sich in Geduld, und dann fielen ihm die Augen zu.

Eine schweigsame Weile verging.

Da machte ein Rascheln den Fürsten aufblicken. Praxmaler war vom Baumstamm seitwärts in die Almrosenbüsche geglitten und fing zu schnarchen an.

»Gute Nacht, Pepperl!«

Nun streckte auch Ettingen sich bequemer aus und verschränkte die Hände unter dem Nacken. So blickte er zu den ziehenden Wolken auf, deren Rot immer blasser wurde, bis sie weißlichen Glanz bekamen.

Als hätte, was er fühlte und sann, nicht Raum in seinem Innern, und als müßt es heraus an den Tag, so flüsterte er lächelnd vor sich hin: »Lo! – Meine Lo!«

Tief atmend, mit diesem Lächeln auf den Lippen, schloß er die Augen, weil ihn der silberne Glanz der Wolken blendete.

Stille. Träumende Sonnenstille.

Kaum hörbar fächelte der laue Wind um die Almrosenbüsche mit ihren halb verwelkten Blüten, machte die Blätter zittern und rollte die abgefallenen Blütenkelche spielend über das kurze Gras.

Langsam zogen die weißen Wolken im Blau, sammelten sich immer dichter und hüllten schon die höchsten Spitzen ein. Doch immer fand die Sonne zwischen Nebel und Gewölk noch eine Gasse für ihre Strahlen.

Es war schon Mittag vorüber, als die beiden aus ihrem wohligen Sonnenschlaf erwachten. Sie stiegen über den Berghang hin und hielten Einkehr im Steinernen Hüttl, in einer aus groben Felsblöcken gefügten Sennhütte. Da gab es freilich nur Milch und grobes Brot mit frischer Butter, aber die beiden spürten einen Hunger, der mit allem zufrieden war.

Während sie neben der Sennhütte auf dem Rasen kauerten, jeder mit der Milchschüssel auf den Knien, fragte Ettingen: »Praxmaler? Sie sind heute nicht wie sonst. Was ist denn los mit Ihnen?«

»Nix! Na na! Gar nix.« Pepperl wurde rot bis über die Ohren.

»Doch, Pepperl! Irgendwas stimmt heute nicht bei Ihnen. Haben Sie Unannehmlichkeiten in Ihrer Familie?«

»Ah na! Gott bewahr!« Pepperl tat einen schnappenden Atemzug. »No ja, wissen S', Duhrlaucht, freilich, in der Familli gibt's allweil a bißl was. Ja ja, es wird schon so was sein – wo man ›Familli‹ sagen könnt.«

Ettingen stellte die Schüssel beiseite. »Na also! Mir dürfen Sie alles sagen. Ich bin Ihnen doch ein guter Herr, nicht wahr? Sie können offen mit mir reden. Was drückt Sie?«

Pepperl schluckte. »Schauen S', Duhrlaucht – weil S' so freundschäftlich mit mir reden, da kann ich auch net zruckhälterisch sein und muß schon gleich alles aussikitzeln.« Er seufzte schwer, guckte tiefsinnig in die Milch und drehte die Schüssel zwischen den Knien. »A bißl was Dummes hab ich halt angstellt.«

»Im Dienst?«

»Gott bewahr!« wehrte Pepperl erschrocken ab. »Auf der Jagd hab ich mein Köpfl allweil beinand!« Jetzt wurde er wieder kleinlaut. »Aber in der Lieb halt! Da hab ich an Dalken gmacht.«

Ettingen lachte.

Dem Praxmaler-Pepperl war bitter ernst zumut. »Wissen S', Duhrlaucht, da hab ich mich jetzt in so a Madl verschaut. Z'erst haben wir allweil gstritten und ghachelt mitanand. Und gahlings – no ja!« Pepperl seufzte. »So was kommt, wie 's Teuferl aus der Schachtel hupft. Und nacher steht man da, wie der Ochs am Berg. Aber a guts Madl, dös muß ich sagen. Recht a liebs und a fleißigs Madl! Die Burgi drunt, wissen S'!«

»Unsere Sennerin? Brav, Pepperl! Zu dieser Wahl gratulier ich Ihnen. Das ist wirklich ein nettes Mädel.«

Diese Zustimmung schien Pepperls Herz ein wenig zu erleichtern. »Gelten S', die gfallt Ihnen? Und so viel gern hat's mich! No ja – jetzt muß halt gheiret werden, geht's wie's mag, jetzt hab ich die Verantwortigung!« Mit beiden Händen scheuerte Pepperl kummervoll in den Kreuzerschneckerln. »Ich hab schon 's Pech! Ich komm aus der Verantwortigung gleich gar nimmer aussi. So oder so! Aber d' Mutter! Mar und Joseph! Die wird an schönen Spittakel machen! Teufi, Teufi, Teufi! Da gfreu ich mich drauf!«

»Ihre Mutter?«

»No ja, wissen S', wie d' Mütter halt sind! Dös wär so ihr Gusto gwesen, daß ich amal gscheit heireten tät. Und jetzt bin ich angrumpelt! Und komm so daher! A liebs Madl, freilich, und gern hab ich's! Aber haben tut's halt nix, wissen S', nixer wie nix. Und d' Mutter und ich, wir haben vom Vater her noch Schulden auf'm Häusl. Und dös Madl hat an Vater, so an alten Krackler. Den muß ich ins Haus nehmen und muß ihn derhalten. Mei' Mutter wird ihn freilich ordentlich kuranzen. Da sieht er's ganze Jahr kein Wirtshäusl nimmer, außer auf Ostern und Weihnächten. Aber's Gwand und's richtige Essen muß er allweil kriegen. Und so wird's halt Sorgen über Sorgen geben. In der sogenannten Familli! Sie wird net lang ausbleiben, d' Familli – denk ich mir, ja! Aber hab ich A gsagt, muß ich B sagen, in Gottsnamen! Und da wär's mir schon lieb, Herr Fürst, wann S' mir als Jagdherr d' Heiratsbewilligung geben täten. Könnt sein, es pressiert a bißl. Ich tät schon recht schön bitten, ja!« Er hatte nasse Augen, als er das sagte.

»Die geb ich Ihnen von Herzen gerne.«

»Gott sei Dank!« Pepperl atmete auf. »Da is mir der ärgste Stein von der Seel!«

Ettingen lächelte und sah dem Jäger herzlich in die Augen. Was wäre ihm in der Stimmung dieses Tages willkommener gewesen, als die Freude und das Glück zweier Menschen schaffen zu dürfen! »Wieviel Schulden haben Sie denn auf Ihrem Haus?«

Das ging hart heraus: »Dreihundert Gulden!«

»Die wird Ihre Braut schon bezahlen können.«

»Aber!« Pepperl machte schiefe Augen zu diesem Witz. »Der muß ich ja zur Hochzeit die Pomeranzen und 's Salzbüchsl kaufen! Soviel hat die!«

»Nein, Pepperl! Soviel ich weiß, hat Ihre Braut fünfhundert Gulden zur Aussteuer.«

»Ja, wär schon recht! Da müßt's ihr rein einer schenken! Aber so an verruckten Narren gibt's net auf der Welt!«

»Doch!« Ettingen lachte. »So ein Narr bin ich!«

»Was?« Pepperl verfärbte sich, und seine Hände zitterten, daß aus der Milchschüssel ein weißer Taufguß über die Kurzlederne niederging. »Was haben S' gsagt?«

»Daß ich der Burgi das zur Aussteuer gebe.«

»Mar und Joseph!«

»Und der Förster hat viel Arbeit mit der Jagdverwaltung. Er wird eine Hilfe brauchen. Das haben Sie mir doch neulich bei der Jagd im Geißtal drunten selbst gesagt. Da will ich vorschlagen, daß er Sie zum Oberjäger macht, mit entsprechendem Gehalt natürlich.«

»Was?«

»Haben Sie nicht verstanden?«

Die Milchschüssel kollerte über Pepperls Knie hinunter. Starr guckte er den Fürsten an, schlug die Hände ineinander und stotterte: »Ich bitt Ihnen, Duhrlaucht, tun S' mich a bißl am Ohrwaschl reißen! Sonst glaub ich's net!«

»Was ich sage, das gilt!«

In Zweifel studierte der Jäger noch eine Sekunde lang das Gesicht seines Herrn. Dann stieg ihm der Glaube und die Freude zu Kopf, wie ein elftes und zwölftes »Viertele« vom roten Spezial. Gleich einem Verrückten sprang er auf und schrie einen Jauchzer zum Himmel, daß der Senn vor die Tür gelaufen kam. »Duhrlaucht! Duhrlaucht! Wann ich heut net überschnapp, is mir der Verstand angnagelt im Hirnkastl drin! Mar und Joseph! So hat sich noch keiner ins Glück einigsuffen, wie gestern ich!«

Ettingen machte die Erfahrung, daß es Menschen gibt, denen man eine Freude nicht minder vorsichtig mitteilen soll als eine Trauerbotschaft. Denn Pepperl drückte im ersten Sturm seinem Herrn die Hand, daß Ettingen noch eine Stunde später die Finger kaum bewegen konnte.

Mitten in diesem Jubel kam dem Jäger gleich wieder eine Sorge. »Um Gottswillen, Duhrlaucht, wann's mit der Aussteuer wahr is, sagen S' nur ja keim Menschen a Wörtl davon!«

»Nein, Pepperl, das bleibt unter uns.« Ettingen hatte die Bitte anders verstanden, als sie gemeint war.

»Wenn so was unter d' Leut käm, da hätten S' kei' Ruh nimmer, Tag und Nacht. Da tät die ganze Gegend heireten auf Ihnen nauf! Und jeder, der was brauchen könnt, tät sich denken: Ah was, der gute Kerl, der gibt mir's schon! – Nimmer schlafen könnten S' vor lauter Brautleut!«

Ettingen lachte. »Ja, Pepperl, da wollen wir lieber reinen Mund halten!«

Als sie den Heimweg antraten, hatte der Jäger solche Eile in den Beinen, daß er immer ein paar hundert Schritte voraus war und wieder stehenbleiben mußte, um auf seinen Herrn zu warten.

Ehe der Pfad sich in den Wald verlor, kletterte Pepperl auf eine vorspringende Bergrippe, von der man frei hinuntersehen konnte ins Tal. Wie zierliches Spielzeug lag die Tillfußer Alm mit den Jagdhäusern und der Sennhütte da drunten.

Pepperl zog in seiner freudigen Ungeduld das Fernrohr auf. »Muß doch schauen, ob ich's Madl net sieh!«

Das Mädel war unsichtbar. Dafür entdeckte Pepperl was anderes: eine vierspännige Equipage und einen Zweispänner, die im Hof des Jagdhauses standen. »Duhrlaucht! Da fahren Ihre Gäste davon! Die Herrschaften sitzen schon im Wagen, und grad steigt der Herr Martin auf'n Bock. Und jetz fahren s' aussi zum Türl!«

Ettingen antwortete nicht; er machte nur lächelnd mit der Hand eine Bewegung, die jedes Wort ersetzte.

Pepperl war sehr aufgeregt. »Ja kommt denn der Herr Martin fort? Für ganz?«

»Ja. Und Sie werden seinen Dienst bei mir übernehmen müssen – «

Da machte Pepperl ein Gesicht, als hätte sich in seinem Freudenkelch der letzte Tropfen Wermut in Zucker verwandelt.

» – und bei Tisch servieren.«

Nun erschrak er. »Teufi, Teufi, Teufi, dös wird sich hart machen!« Mißtrauisch sah er seine klobigen Tatzen an. Dann lachte er. »Duhrlaucht! Wann S' heut zu mir sagen, ich soll an Heuwagen auflupfen mit eim Zwirnsfaden, nacher probier ich's auch!«

Nun ging es talwärts ohne Aufenthalt. So flinke Beine Pepperl auch machte, Ettingen blieb nicht zurück hinter ihm. Bei diesem ungeduldigen Abstieg plauderten sie nur wenig. Der Fürst war in Gedanken versunken, und auch Pepperl hatte zu »sinnieren«. Er studierte, wie er's der Burgi sagen wollte. Was die für Augen machen würde! »Teufi, Teufi, Teufi!« Selig lachte er vor sich hin.

Eine Stunde, und sie hatten die Tillfußer Alm erreicht. Als sie aus dem Walde traten, kam der Förster mit Mazegger von der anderen Seite übers Almfeld heraufgestiegen. Schon von weitem winkte Kluibenschädl dem Fürsten zu und rannte ihm atemlos entgegen: »O mein Gott, Duhrlaucht, wenn S' nur heut bei mir gwesen wären! Da hätten S' an Hirsch gschossen, an Kapitalkerl!«

»So?« Ettingen schien über den Entgang dieser Weidmannsfreude nicht sonderlich betrübt.

»Ja, denken S', wie ich gegen zehne vormittags beim Steigvermessen abikomm aufs Straßl, schau ich so zufällig zum Bach ummi. Was steht drunt? A Kapitalhirsch! Gar net kümmert hat er sich um uns. Und wer weiß, wie lang er noch ghalten hätt, wann's Malerfräuln net daher kommen wär.«

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
28 октября 2017
Объем:
410 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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