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– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Im Indianerkrieg

Wir wohnten zehn Meilen unterhalb von Winchester, als der Krieg begann. Die Militärs machen heute viel Aufhebens von diesem Ereignis. So meine ich, es könnte ganz interessant sein, es auch einmal aus der Sicht eines einfachen Mannes darzustellen, dem es, als er auszog, um nichts anderes ging als darum, sein Land zu verteidigen. Die Creek-Indianer begannen ihre offenen Feindseligkeiten mit der Bluttat bei Fort Mimms. Es hatte lange keinen Krieg gegeben, aber einige von uns, die noch nicht zu alt waren, um Waffen zu tragen, verstanden sich trotzdem noch auf dieses Geschäft. Ich zum Beispiel hatte mir oft Gedanken gemacht über den Krieg und hatte oft davon reden hören, und immer war ich dann zu dem Schluss gekommen, der Krieg sei eine solch abscheuliche Sache, dass ich mich nie an ihr beteiligen würde. Als ich aber davon hörte, was in Fort Mimms geschehen war, wusste ich im Augenblick, dass ich mit gegen die Indianer ins Feld ziehen musste, und ich hatte auch keine Angst mehr davor, vielleicht dabei sterben zu müssen. Ein Treffen der Miliz würde anberaumt, bei dem die Freiwilligen gemustert werden sollten. Als der Tag herankam, bat mich meine Frau, die meine Absichten kannte, zu bleiben. Sie sagte mir, sie sei fremd in dieser Gegend, kenne keine Menschenseele, auch seien die Kinder noch klein und brauchten einen Vater. Es fiel mir schwer, ihr zu widersprechen, aber Nachbarn von uns waren ermordet worden, und wenn man nun nicht energisch vorging, würden die Indianer als Nächstes die Frauen und Kinder in unserem Landstrich skalpieren. Ich sprach lange mit meiner Frau und hielt ihr vor, wenn jeder Mann erst darauf warten wolle, bis seine Frau damit einverstanden sei, ihn in den Krieg ziehen zu lassen, dann würde alles nur noch viel schlimmer und wir könnten schließlich alle in unserem eigenen Haus den Tod finden. Auch erklärte ich ihr, dass es vielen Familien so gehe wie uns und dass es zudem auch meine Pflicht als Staatsbürger sei, ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Ich weiß nicht, ob sie meine Argumente überzeugten. Als sie sah, dass ich entschlossen war, weinte sie und ging dann wieder an ihre Arbeit.

In Winchester, wo die Musterung abgehalten wurde, hatten sich viele Freiwillige versammelt, denn man sprach damals von nichts anderem als vom Krieg, so wie man heute von nichts anderem als von der Entdeckung neuer Gold- und Silbervorkommen spricht. Wir wurden für 60 Tage angeworben und wählten einen Mr. Jones aus Tennessee zu unserem Hauptmann. Es blieb gerade noch Zeit, dass ich mich von meiner Frau und meinen beiden kleinen Jungen verabschieden konnte, dann rückten wir aus.

Wir kamen durch Huntsville und lagerten bei Beaty's Spring. Hier blieben wir mehrere Tage, da sich die verschiedenen Abteilungen erst sammeln mussten. Schließlich waren wir eine Streitmacht von 1300 Mann, alles Berittene und zum Kampf entschlossen wie Wölfe. Ich glaube, in der Armee waren nur ganze Kerle. Unsere Offiziere wollten keine Feiglinge mitschleppen, dazu war das Unter-nehmen zu gefährlich. Noch einmal sagten sie uns, es stände jedem frei, heimzugehen, aber alle blieben.

Während wir noch bei Beaty's Spring lagerten, kam Major Gibson und suchte Freiwillige, die mit ihm über den Tennessee-River in das Gebiet der Creeks vorstoßen sollten, um dort die Bewegungen der Indianer zu erkunden. Er kam auch zu meinem Captain und bat um zwei gute Waldläufer. Der Captain deutete auf mich und sagte, er wollte seinen Kopf verwetten, dass ich dem Major bis ans Ende der Welt folgen würde. Ich wählte dann den zweiten Mann aus. Er hieß George Russel und war der Sohn des alten Major Russel aus Tennessee. Der Major war zuerst nicht einverstanden. Er sagte, George habe ja noch kaum einen Bart, er brauche Männer und keine Knaben. Ich entgegnete, dass man den Mut eines Mannes nicht nach seinem Bartwuchs messen könne; und da der Major sah, dass ich ziemlich aufgebracht war, sagte er schließlich, ich müsse ja selbst wohl am besten wissen, auf wen ich mich verlassen könne. Er befahl uns, zeitig am Morgen bereit zu sein, und das waren wir.

Mit dreizehn Pferden überschritten wir den Tennessee-River bei Ditto Landing, ritten noch sieben Meilen weiter und schlugen unser Nachtlager auf. Hier stieß nun John Haynes zu uns. Er war Indianerhändler und kannte die Creeks und ihr Land gut. Am anderen Morgen teilten wir unsere Streitmacht. Major Gibson ritt mit sieben Mann zu dem Haus des Cherokesen-Indianers Dick Brown, und ich hatte den Auftrag, Dicks Vater aufzusuchen, um bei ihm Erkundigungen einzuziehen. Am Abend sollten sich die beiden Abteilungen an einer Wegkreuzung wieder treffen. Bei dem Indianer Brown traf ich ein Cherokesen-Halbblut, Jack Thompson, der ebenfalls mit uns ziehen sollte. Er war aber noch nicht bereit, schlug aber vor, uns an der Wegkreuzung zu treffen. Es war mir klar, dass es zu gefährlich war, in der Nähe der Straße zu kampieren, und so verabredete ich mit Jack, er möge, sobald er die Kreuzung erreiche, den Schrei einer Eule nachmachen und ich wolle dann mit demselben Ruf antworten. Meine Männer und ich brachen dann auf, und als wir an den Platz kamen, wo wir Major Gibson treffen sollten, war niemand da. Wir warteten bis zum Einbruch der Dunkelheit, aber die andere Abteilung kam nicht. Etwas abseits der Straße fanden wir eine Höhle und schlugen dort unser Lager auf. Um zehn Uhr hörte ich den Eulenschrei, gab Antwort, und bald war Jack bei uns. Wir warteten bis zum nächsten Morgen auf den Major und seine Leute. Er kam nicht.

Ich sagte meinen Männern, wir seien ausgezogen, um zu kämpfen, und ich würde keinesfalls umkehren, bis ich nicht unsere Aufgabe erfüllt hätte, nämlich herauszufinden, was die Indianer im Schilde führten. Wir zogen weiter bis zu einem Cherokesendorf, das zwanzig Meilen entfernt lag. Nach kurzer Rast zogen wir zu dem Haus eines Mannes, der Radcliff hieß. Er war Weißer, hatte aber eine Indianerin geheiratet und lebte an der Grenze des Stammesgebiets der Creeks. Er hatte zwei Söhne, zwei Burschen, die man kaum auseinanderhalten konnte. Er baute Mais und Kartoffeln an und es schien ihm gut zu gehen. Wir tränkten unsere Pferde und aßen mit ihm, und dabei erzählte er uns, dass eine Stunde vor uns zehn Indianer in Kriegsbemalung in sein Haus gekommen seien. Er fürchtete, sie könnten zurückkommen und uns alle töten.

Ich erklärte ihm, dass es ja gerade meine Aufgabe sei, solchen Banden das Handwerk zu legen, und er könne sicher sein, dass wir genau dies tun würden. Nach dem Essen sattelten wir unsere Pferde. Einige meiner Männer wollten umkehren, aber ich machte ihnen klar, dass sie allein hoffnungslos verloren wären. Wir beschlossen, zunächst einmal zum Lager eines freundlich gesinnten Creek-Stammes zu ziehen, das acht Meilen entfernt lag. Es war nahezu Vollmond und die Nacht war klar. Falls ein Rückzug nötig werden sollte, könnten wir Tag und Nacht reiten.

Wir waren noch nicht weit gekommen, als wir zwei Schwarzen begegneten, die schöne Indianerponys ritten, und jeder von ihnen trug ein gutes Gewehr. Gewehre und Pferde hatten sie den Indianern gestohlen. Nun waren sie auf der Flucht zurück zu ihren Herren. Es waren Brüder und sie sprachen sowohl die Indianersprache wie auch Englisch. Ich schickte einen von ihnen nach Ditto Landing, den anderen nahmen wir mit. Es war schon dunkel, als wir ins Lager kamen, in dem etwa vierzig Männer, Frauen und Kinder lebten. Sie waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet, und ich machte mir den Spaß, mit ein paar Indianerjungen ein Wettschießen zu veranstalten. Wir waren vergnügt und lustig, als plötzlich der Schwarze angerannt kam und uns sagte, er habe mit den Indianern gesprochen, und diese seien sehr erregt.

Sie fürchteten, die »Rotstöcke«, das war der Name der Kriegspartei, könnten kommen und uns alle töten. Ich ließ den Indianern durch den Schwarzen sagen, dass wir auf der Hut seien. Falls die Rotstöcke bei Nacht einen Überfall wagen sollten, müssten sie sich darauf gefasst machen, dass ich ihnen ihre Kopfhaut abschnitte, um mir daraus daheim ein Paar Mokassins machen zu lassen. Auf diese Antwort hin lachten die Indianer laut.

Gegen zehn Uhr legten wir uns mit den Gewehren im Arm schlafen. Die Pferde standen gesattelt bereit. Ich war noch nicht ganz eingeschlafen, als ich den verrücktesten Schrei vernahm, den ich je aus einer menschlichen Kehle gehört hatte. Der Schwarze sprang herbei und rüttelte mich, denn wenn mir auch das Geräusch nicht entgangen war, so war ich doch keineswegs hellwach. »Die Rotstöcke kommen«, rief er mir zu. Ich fragte ihn, immer noch schlaftrunken, was denn los sei. Er meldete, dass ein Bote der Kriegspartei eingetroffen sei. Die Rotstöcke waren am Tag bei den Zehn Inseln über den Coosa-Fluß gesetzt und rückten nun weiter vor, um die Freiwilligen-Armee anzugreifen. Diese Nachricht ängstigte die uns freundlich gesinnten Indianer des Dorfes so sehr, dass sie in wilder Flucht in die Wälder davonrannten. Innerhalb kürzester Frist war kein Mensch mehr zu sehen.

Ich selbst fühlte mich verpflichtet, diese Information so schnell wie möglich an die Armee weiterzugeben. So warfen wir uns auf unsere Pferde und brachen zu einem Gewaltritt auf. Bis Ditto Landing waren es fünfundsechzig Meilen. Das Cherokesendorf, das wir auf unserem Hinweg besucht hatten, fanden wir verlassen vor. Auch Radcliff war mit seiner Familie geflohen.

All dies war nicht gerade dazu angetan, uns freudig zu stimmen. Es bedurfte keiner übertriebenen Einbildungskraft, um sich vorzustellen, dass es im Bereich des Möglichen lag, dem Gros der indianischen Streitmacht zu begegnen, dem gegenüber fünf Männer bei aller Tapferkeit wenig hätten ausrichten können. Wir ritten zu und erreichten beim ersten Hahnenschrei die Farm des alten Brown. Von dort aus waren es nur noch 30 Meilen bis zum Lager der Armee. In aller Eile tränkten und fütterten wir die Pferde, schlangen selbst ein paar Bissen hinunter und brachen sofort wieder auf.

Gegen zehn Uhr morgens erreichten wir das Lager und ich erstattete Oberst Coffee Bericht. Der Offizier zeigte sich über meine Mitteilung wenig beeindruckt, und das machte mich wütend. Doch ich unterdrückte meinen Zorn, denn ich wusste, dass mir keine Kritik an meinen Vorgesetzten zustand, aber innerlich glühte es in mir, und ich wundere mich, dass der Rauch davon nicht durch meine Kopflöcher flog. Major Gibson war noch nicht zurückgekehrt, und wir waren auf das Schlimmste gefasst.

In dieser Nacht wurden Doppelposten aufgestellt. Am anderen Tag kam der Major zurück und brachte schlimme Nachrichten. Er bestätigte meine Meldung. Nun sah der Oberst endlich ein, dass es ernst wurde. Mir aber wurde eine der vielen Ungerechtigkeiten auf dieser Welt nur zu deutlich vor Augen gerückt. Als ich meine Meldung machte, glaubte man mir nicht, weil ich kein Offizier war. Ich war kein großer Mann, nur ein gemeiner Soldat. Als aber Major Gibson dieselbe Nachricht brachte, war sie plötzlich wahr wie das Amen in der Kirche. Dem Major glaubte der Oberst jedes Wort, denn sogleich ließ er Schanzwerk errichten und schickte einen Kurier ab, der Verstärkungen erbitten sollte.

Davy Crockett nahm an dem Feldzug gegen die Creeks bis zu seinem erfolgreichen Ende teil. Nach der Schlacht bei New Orleans kehrte er zu seiner Familie zurück. Kurz darauf starb seine Frau. Sein jüngerer Bruder und dessen Frau zogen zu ihm, und »obwohl sie sich in jeder Beziehung wie mein Bruder und meine Schwester betrugen, fehlte mir doch eine Frau. Sie sorgten gut für die Kinder, und doch konnten sie ihnen nicht die Mutter ersetzen. So kam ich zu der Erkenntnis, dass ich wieder heiraten müsse.«

Seine zweite Frau war »eine Kriegerwitwe aus der Nachbarschaft« mit zwei kleinen Kindern. Sie brachte ihm eine kleine Farm mit in die Ehe, aber sein unruhiges Blut ließ Crockett schon wieder neue Abenteuer suchen. Er unternahm mit Nachbarn eine Erkundungsreise in das Gebiet der Creeks. Nach einer schweren Krankheit siedelte er mit seiner Familie nach Shoal Creeks über. In diesem Ort wurde er zuerst zum ehrenamtlichen Rechtspfleger, später zum Richter ernannt. Hier begann auch seine politische Karriere, die schließlich als Senator des amerikanischen Kongresses endete.

– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Die Wahl und das Waschbärfell

Da wir gerade von Wahlen reden, möchte ich eine kleine Anekdote erzählen, die den Leuten im Osten klarmachen soll, wie wir solche Dinge im Grenzland handhaben. Das war, als ich zum ersten Mal für den Kongress kandidierte. In meinem Jägerhemd und mit meiner Büchse über der Schulter machte ich mich auf, um an den Wegkreuzungen zu reden. Viele Wähler versammelten sich dort, um einen Eindruck von der dem rednerischen Talent ihrer Kandidaten zu bekommen.

Job Snelling, ein eitler Yankee, den man irgendwo bei Plymouth-Bay wohl aus der See gefischt haben mochte, um ihn dann mit einer Ladung Kabeljau und Rum in den Westen zu schicken, hatte sich zu diesem Zweck extra einen Schuppen bauen lassen. Es hatte sich bereits eine beachtliche Menschenmenge eingefunden und mein Rivale hatte schon ein gutes Stück seiner Rede vom Stapel gelassen, als ich dazu kam. Ich schlenderte einen Büchsenschuss weit vom Lager umher und tat so, als ob mich das alles gar nichts anginge.

»Da kommt Crockett«, sagte einer.

»Wollen doch mal hören, was er zu sagen hat«, meinte ein anderer. Ich kletterte auf den Baumstumpf, der als Rednerpult diente, und hielt eine improvisierte Rede, eben so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Es dauerte nicht lange, da wurde die Menge so laut, dass ich meine eigene Stimme kaum noch hören konnte. Meine Wähler ließen mich wissen, dass es ihnen unmöglich sei, meinen Ausführungen über ein so trockenes Thema wie das Wohl der Nation länger zu folgen, ohne zuvor ihre Kehlen angefeuchtet zu haben. Ich sollte sie freihalten. Also stieg ich von meinem Sockel hinunter und führte sie zum Schuppen. Sie folgten mir und schrien: »Hussa für Crockett!«, und: »Crockett soll leben!«

Als wir Jobs Schuppen betraten, schenkte der Mann fleißig aus, das Geschäft blühte. Ich verlangte ein Quart vom Besten, aber dieser gemeine Geizkragen wies als Antwort nur auf ein Schild über der Theke, auf dem mit Kreide geschrieben stand: Gezahlt wird heute – geborgt wird morgen! Das brachte mich in ziemliche Verlegenheit, und ich sah auch keinen Ausweg, denn bares Geld ist im Westen sehr rar, und mir ging es gerade zu dieser Zeit ganz ab.

Als die Wähler meine Verlegenheit sahen, wechselten sie die Seiten, und ich stand allein da, so wie die Regierung, wenn sie keine Ämter mehr zu vergeben hat. Mir war sonnenklar, dass die öffentliche Meinung nun gegen mich war und dass, falls ich nicht auch irgend woher Rum beschaffen konnte, ich die Wahlen so sicher verlieren würde, wie es Schlangen in Virginia gibt. Und es musste schnell Rum her, sonst würde mich selbst dieses Feuerwasser nicht mehr retten. Popularität hängt wahrlich manchmal von sehr geringfügigen Kleinigkeiten ab, in diesem Fall von einem Quart Neu-England-Rum.

Nun, das war eine Krise; also ging ich in den Wald mit meinem Gewehr über der Schulter, das in Zeiten der Not sich noch immer als mein bester Freund erwiesen hat. Ich war eine Viertelstunde gelaufen, da wollte es ein gütiges Geschick, dass ich einen fetten Waschbären sah, der gerade auf einen Baum kletterte. Ich drückte ab, und da lag er – tot. Ich zog ihm sein haariges Fell vom Leib und lenkte meine Schritte wieder zum Schuppen und ging zur Theke. Diesmal war ich nicht allein, ein halbes Dutzend Wähler folgten mir. Ich warf das Waschbärfell auf die Theke und verlangte ein Quart Rum, und Job, obwohl er mächtig damit beschäftigt war, auszuschenken, vergaß diesmal tatsächlich auf seine mit Kreide hingeschmierte Hausordnung zu deuten, denn er wusste sehr wohl, dass ein Waschbärenfell allemal ein Quart Rum wert ist, ob nun im Westen oder in New York.

Meine Wähler drängten sich nun wieder um mich und riefen: »Hussa für Crockett! Crockett soll leben!« Als ich merkte, dass die Stimmung wieder umgeschlagen war, erzählte ich ihnen ein paar Schnurren, um sie bei guter Laune zu halten, und bestieg, nachdem ich mich hinreichend über den Wert von Waschbären ausgelassen hätte, wieder draußen den Holzstoß, um ihnen von oben herab zu erklären, was ich, falls sie mich wählten, für das Wohl der Nation zu tun gedächte. Aber ehe ich auch nur die Hälfte meiner Rede hinter mich gebracht hatte, wurden Stimmen laut, die verlangten, man sollte sich nun erst einmal an den Extrakten aus Maiskolben und Melasse in Job Snellingers Schuppen laben. Also zogen wir wieder an die Bar, und unterwegs stellte ich meine Betrachtungen darüber an, in wie starkem Maße das Wohl und Wehe unseres Staates von der Tatsache abhängig sei, ob es einem gelingt, einen Waschbären zu erlegen oder nicht.

Als ich so vor der Theke stand und recht verlegen wurde, da mich Jobs Hausordnung in blasser Kreideschrift tückisch anstarrte, entdeckte ich einen Fetzen Waschbärenfell zwischen den Stangen, die die Bar trugen. Job hatte mein Fell in aller Eile dorthin gestopft. Mit einem raschen Griff zog ich daran und warf es mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt auf die Theke. Job, der sich nicht träumen ließ, was hier gespielt wurde, schob mir eine zweite Flasche herüber, die meine Wähler in übermütiger Stimmung eilig leerten, denn einige hatten meinen Trick bemerkt. Als die Flasche leer war, gingen wir hinaus und wandten uns wieder dem Wohl des Staates zu.

Ich weiß auch nicht warum, jedenfalls waren alle Wähler bald wieder durstig, wieder gingen wir in den Schuppen, und wieder steckte das Fell zwischen den Stangen. Wieder wurde der Rum über die Theke gereicht, und wieder war die Flasche schnell leer. Ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich nicht mit ein und demselben Waschbärenfell an diesem Tag zehn Flaschen Rum einhandelte, und dies von einem Burschen, der ansonsten wirklich auch nicht auf den Kopf gefallen war.

Dieser Spaß half mir die Wahl zu gewinnen, denn Berichte davon verbreiteten sich unter meinen Wählern mit der Schnelligkeit eines Präriebrandes, und diese folgerten (nicht ganz zu Unrecht, will ich meinen), dass ein Mann, der Job Snelling in einem fairen Geschäft übervorteilen konnte, wohl auch mit dem Präsidenten fertig werden müsse »und deshalb der richtige Mann für den Kongress sei«. Nach gewonnener Wahl erstattete ich Job Snelling den Betrag für die geprellte Zeche, und ich muss sagen, er war ein guter Verlierer. Er lachte und strich das Geld ein.


Bei der Kongresswahl im Juli 1835 unterlag Crockett seinem Gegenkandidaten mit zweihundertunddreißig Stimmen. Bei dieser Wahl, war es zu beträchtlichen Unregelmäßigkeiten gekommen. Der Präsident Andrew Jackson hatte Staatsgelder, die auf einer Privatbank deponiert waren, abgehoben und damit Stimmen gekauft. 25 Dollar war damals eine Wählerstimme wert. Angewidert von solchen Praktiken, fasst Davy Crockett den Entschluss, »die Vereinigten Staaten so lange zu verlassen, bis die Zeit kommt, da auch ein ehrlicher und unabhängiger Mann seinen Weg in der Politik machen kann.« – »Und«, so fährt er fort, »da mir bis dahin wohl hinreichend lange Musestunden verbleiben würden, entschloss ich mich, den Texanern auf ihrem Weg in die Freiheit helfend meine Hand zu reichen. Ja, dergleichen hat mir immer Spaß gemacht, denn wenn es auf dieser Welt etwas gibt, was das Leben lebenswert macht, so ist es die Freiheit.«

– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Der Ritt nach Texas

Es war Herbst geworden. Das Thermometer zeigte schon Frost an, als ich Frau und Kinder verließ. Ich zog einen sauberen Jagdanzug an, setzte eine Fuchspelzkappe auf, von der hinten der Schwanz herunterhing, und nahm mein Gewehr Betsey, das mir, wie jeder weiß, von den Bürgern von Philadelphia in Anerkennung meiner Verdienste im Kampf gegen tyrannische Maßnahmen der Regierung geschenkt worden war. So ausgerüstet, brach ich schweren Herzens in Mill Point auf und fuhr mit einem Dampfboot den Mississippi hinunter, einem neuen Land entgegen. Nach längerer Reise und manchen Abenteuern gelangte ich nach Nacogdoches, einer kleinen Stadt mit Poststation und Gericht in Louisiana, am rechten Ufer des Red-River. Hier lernte ich einen seltsamen Mann kennen. Er war Bienenjäger. Er war weit gereist und erklärte mir, dass er den weiten Ozean der Prärien gut kenne: Besonders in Texas fänden sich viele wilde Bienenschwärme, die einen Honig von ganz ausgezeichneter Qualität sammelten. Es gäbe Menschen, die einen besonderen Sinn für die Gewohnheiten dieser Tiere mitbekommen hätten und deshalb leicht jeden wilden Bienenstock aufspüren könnten. Diese Beschäftigung sei nicht nur bloßer Zeitvertreib, sondern recht einträglich. Allein das Wachs erziele in Mexiko drüben hohe Preise; da in den Kirchen überall Wachskerzen von der Länge und Stärke eines Männerarms brennen. Viele der Bienenjäger würden deshalb aus den Stöcken nur das Wachs entnehmen. »Es ist seltsam«, sagte mir der Mann, »fast nie finden sich Bienenstöcke in einem noch unberührten Landstrich. Für die Indianer sind Bienenschwärme die Vorboten des weißen Mannes. Und es scheint so, als ob sie mit der Grenze der Zivilisation immer weiter nach Westen wanderten.«

Mit dem Bienenjäger und einem Mann namens Thimblerig setzte ich meine Reise fort, und als wir einige Tage über die endlos weite Prärie geritten waren, kam mich eine große Lust auf einen Jagdausflug an.

Wir sprachen davon und der Bienenjäger schenkte mir noch eine Tüte Kaffee und Biskuits, die ihm sein Mädchen in Nacogdoches mitgegeben hatte. Wir tranken auf das Wohl der kleinen Kate und wünschten dem Bienenjäger, der voll Ungeduld auf den Tag wartete, da er sie zur Frau nehmen würde, viel Glück. Während wir tranken und sprachen und einige Einwände gegen meinen einsamen Ausflug geäußert wurden, bemerkte ich, dass der Bienenjäger in einem fort seine Blicke zum Horizont schweifen ließ. Plötzlich hielt er inne, sprang auf, rannte wie vom Wahnsinn gepackt zu seinem Pferd und preschte in die Prärie hinaus. Wir beobachteten, wie Pferd und Reiter kleiner und kleiner wurden und schließlich in der Ferne verschwanden. Ich war völlig verblüfft, und auch Thimblerig meinte, der gute Mann müsse wohl verrückt geworden sein.

Kurz nachdem der Bienenjäger verschwunden war, hörten wir in der Ferne ein Geräusch, das wie das Grollen eines heraufziehenden Gewitters klang. Der Himmel war klar, kein Anzeichen für einen Sturm war zu bemerken; also schlossen wir, dass das Grollen wohl eine andere Ursache haben müsse. Als wir nach Westen schauten, sahen wir am Horizont eine gewaltige Staubwolke.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich.

»Du darfst meine Schuhe ins Feuer werfen, wenn ich es weiß«, sagte mein Gefährte und stülpte sich seinen Hut auf den Kopf.

Wir starrten weiter in die Richtung, aus der der Lärm zu uns herüberdrang. Vielleicht war es ein Tornado, doch was immer es sein mochte, es kam genau auf uns zu. Unsere Pferde hatten aufgehört zu grasen und legten die Ohren an. Wir liefen zu ihnen, fingen sie ein und ritten zu einem Wäldchen – und immer noch schwoll das Geräusch an. Kaum dass wir die schützenden Bäume erreicht hatten, als das heulende und donnernde Etwas nahe genug heran war, um erkennen zu lassen, worum es sich handelte.

Eine Herde Büffel, vier- oder fünfhundert Tiere, stürmte auf uns zu. Und es war, als seien alle Teufel der Hölle losgelassen. Die Tiere galoppierten am Wäldchen vorbei und wären wir ihnen draußen, auf der freien Prärie, begegnet, so hätten sie uns bestimmt totgetrampelt. Mein armes Pferd scheute. Es war so nervös wie ein Politiker, den man eben aus seinem Amt gejagt hat.

An der Spitze der Herde, etwas voraus, lief ein schwarzer Büffelbulle, der das Leittier zu sein schien. Er kam wie ein Wirbelsturm angeprescht und sein Schwanz stand steil in die Höhe. Von Zeit zu Zeit bohrte er wütend seine Hörner in den Boden und warf Erdklumpen auf. Als er ganz nahe herangekommen war, nahm ich mein schönes Gewehr Betsey auf und schoss. Er brüllte und blieb dann plötzlich stehen. Die Tiere hinter ihm taten das Gleiche. Und es ist mir bis heute unverständlich, dass sie sich dem entstehenden Gewühl, nicht die Beine brachen. Der schwarze Bulle stand für ein paar Augenblicke regungslos da, dann warf er seinen schweren Körper herum und preschte davon.

Die ganze Herde folgte ihm, und ich gestehe gern, dass ich bei all meinen Jagdabenteuern nie einen schöneren Anblick gesehen habe. Ich sah den Tieren ein paar Minuten nach, dann gab ich meinem Pferd die Sporen und ritt hinterher.

Ich folgte den Spuren der Herde etwa zwei Stunden. Zuerst sah ich vor mir eine große Staubwolke, die sich nach und nach in eine kleine Wolke am Horizont verwandelte, als der Abstand wuchs. Ich war ganz gefangen genommen von der Erregung dieser Verfolgungsjagd, bis der Horizont auch dieses letzte Anzeichen der Herde verschluckte. Ich hielt an, ließ mein Pferd verschnaufen und ritt dann weiter nach Westen. Nach einer Stunde musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mehr wusste, wo ich war. Ich sah mich um und erblickte vor mir, so weit das Auge sehen konnte, Felder, kleine Wäldchen und Weiden, die durch Bachläufe voneinander abgetrennt waren. Aber nirgends war hier der Ton einer menschlichen Stimme oder ein anderes Geräusch zu vernehmen, das von Menschen stammte. Da merkte ich, dass die ganze Szenerie nur eine Täuschung war, die mir die Luft und meine erregten Sinne vorgaukelten.

Vorwärts, der Sonne nach, dachte ich, denn du hast keinen Kompass, und hier ist kein anderer Pfad als jener, den die Hufe deines Mustangs in den Boden graben. Und wahrlich, wenn ich hier auf einen Pfad oder eine Spur gestoßen wäre, hätte ich arge Zweifel gehabt, ob es klug sei, ihr zu folgen. Denn mein Freund, der Bienenjäger, hatte mir erzählt, dass er sich einst in der Prärie verirrt hatte und zufällig, ohne sie zu erkennen, auf seine eigene Spur gestoßen und auf diese Weise einen ganzen Tag im Kreis geritten sei. Ich entschloss mich deshalb, zuzureiten, bis ich an einen Fluss käme, und

dann seinem Lauf zu folgen. Ich ritt eine weitere Stunde dahin, ohne auf die Spur einer menschlichen Behausung zu stoßen. Wild sah ich selten, und in Gedanken beschäftigte mich das Schicksal meines Gefährten, der ganz allein zurückgeblieben war; auch dachte ich über das mysteriöse Verschwinden des Bienenjägers nach. Und während meine Gedanken mit so unerfreulichen Überlegungen beschäftigt waren, wurde ich plötzlich von einer anderen Neuheit überrascht, die nicht weniger wunderbar war als jene, die mir kurz zuvor begegnet war.

Ich war aus einem Wäldchen hervorgeritten, und vor mir lag eine ausgedehnte Prärie, die sich wohl mit einer üppigen Weide eines sehr reichen Ranchers vergleichen lässt, und als ob auch nichts fehlen dürfe, sah ich da eine Herde von nahezu Hundert der schönsten Pferde ruhig grasen. Es dauerte eine Weile, bis sich mein Verstand klargemacht hatte, dass dies nicht das Werk eines Menschen sei. Dann aber rief ich bewundernd aus: »Gott, wie viel wunderbare Werke hast du für den Menschen erschaffen, und wie wenig haben die Menschen für dich getan!«

Jetzt hatten mich die Mustangs entdeckt. Sie hoben die Köpfe, schwärmten aus und umkreisten mich. Sie kamen zutraulich ganz nahe heran, und dies gefiel meinem eigenen Pferd. Es begann, mit den Wildpferden zu spielen. Hier biss es einen der Mustangs zärtlich am Hals, dort rieb es seine Nase an einem Fell. Mir war nicht ganz geheuer bei alledem. Ich versuchte mein Pferd aus der Herde herauszulenken, aber es war beharrlich und tat, was ihm gefiel. Als es schließlich ermüdete und meinem Willen gehorchte, folgte uns die ganze Herde, dicht gedrängt, mit erhobenen Köpfen und strömenden Mähnen und Schweifen.

Mein Pferd schien Gefallen daran zu finden, die Herde anzuführen, es galoppierte an, und so begann, sehr wider meinen Wunsch und Willen, ein Pferderennen, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte. Wir schossen dahin über die offene Prärie. Mein Pferd immer noch an der Spitze, aber je länger das Rennen dauerte, desto deutlicher wurde es, dass sich mein armer Klepper etwas zu viel vorgenommen hatte. Erst lagen die Wildpferde mit uns Kopf an Kopf, da warf sich mein Pferd noch einmal mächtig ins Zeug, aber schon überholte uns eines der Wildpferde, dann ein Zweites und ein Drittes, und schließlich schoss die ganze Herde an uns vorbei. Inzwischen hatten wir uns dem Ufer eines Flusses genähert. Während meine erschöpfte Mähre im Sand zusammenbrach, durchschwamm die Herde den Fluss. Es war ein großartiger Anblick, wie dieser Strom aus lebendigen Pferdeleibern den anderen Strom kreuzte und sich von dessen Gewalt nicht beirren ließ.

Es dauerte eine Stunde, bis ich mein Pferd wieder auf den Beinen hatte. Da es schon zu dunkeln begann, beschloss ich, mich nach einem Plätzchen für die Nacht umzuschauen. Nahe am Ufer sah ich einen großen Baum mit weit überhängenden Zweigen. Ich machte einige Schritte darauf zu, da hörte ich ein lautes Grölen, das zu besagen schien: »Fremder, dieses Zimmer ist schon besetzt«. Nun wollte ich freilich ganz genau wissen, mit wem ich da mein Schlafgemach zu teilen hätte, und siehe da, fünf oder sechs Schritt von mir entfernt stand sprungbereit eine große mexikanische Wildkatze von jener Art, die man Cougar nennt, und offenbar willens, sich vor dem Schlaf mit einem Nachtessen zu versorgen. Und ohne Zweifel war der Braten, den sie dafür in Aussicht genommen hatte, ich. Strahlenbündel schossen aus ihren großen Augen, und sie fletschte die Zähne wie ein hysterisch gewordener Irrer. Ich riss mein Gewehr hoch und feuerte. Was folgte, war ein wütendes Geheul, aber das Tier stand noch auf den Beinen. Die Kugel hatte es in den Kopf getroffen, und obwohl man im Fell den Einschuss deutlich sah, zeigte sich keine Wirkung. Ich war noch nicht drei Schritte zurückgetreten, da sprang mich die Katze auch schon an. Glücklicherweise konnte ich mich auf die Seite werfen, und das Tier fiel hart zu Boden. Ich schlug mit dem Gewehrkolben zu, aber die Katze wirbelte herum und bekam mich nun zu fassen.

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