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– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Ich werde Knecht und ich suche eine Frau

Ich blieb einige Zeit im Haus meiner Eltern, bis mir mein Vater eines Tages erzählte, dass er einem gewissen Abraham Wilson 36 Dollar schulde und beschlossen habe, mich diese Summe bei dem Mann abdienen zu lassen. Sechs Monate arbeitete ich bei Wilson, dann war unsere Schuld getilgt. Der Mann wollte mich länger behalten, aber ich lehnte ab. Der Grund war, dass in diesem Haus eine sehr schlechte Gesellschaft verkehrte, es würde viel getrunken und gespielt, und wenn ich länger dort geblieben wäre, hätte ich wohl einen schlechten Ruf gehabt. Deshalb kehrte ich zu meinem Vater zurück und händigte ihm den Schuldschein aus, worüber er sich sehr freute, denn wenn er auch arm war, so war er doch ein ehrlicher Mensch und immer bestrebt, seine Schulden bis zum letzten Cent zu bezahlen. Als Nächstes kam ich in das Haus des ehrlichen alten Quäkers John Kennedy, der aus North Carolina in unsere Gegend gezogen war und bei dem ich für zwei Schilling die Woche als Knecht arbeiten sollte. Eine Probezeit von einer Woche war ausgemacht. Er war zufrieden mit meiner Arbeit, und am Ende der Probezeit erzählte er mir, dass er ebenfalls einen Schuldschein meines Vaters über 40 Dollar habe und mir den Schein zurückgeben wolle, wenn ich sechs Monate bei ihm bliebe. Mir war zwar klar, dass ich selbst nie einen Cent von dem Geld sehen würde, aber ich hielt es für meine Sohnespflicht, meinem Vater so gut wie möglich zu helfen. Ich sagte dem Quäker also zu, und während der ganzen Zeit bei ihm besuchte ich meine Familie nicht ein einziges Mal. Als aber mein Kontrakt erfüllt war, lieh ich mir von meinem Herren ein Pferd und ritt an einem Sonntagabend zu meinen Eltern hinüber.

Nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten, zog ich den Schuldschein aus der Tasche, und meine Vater nahm natürlich an, Mr. Kennedy habe mich damit zu ihm geschickt, um ihn einzulösen. Er machte ein besorgtes Gesicht und sagte mir, dass er kein Geld habe und nun nicht mehr ein noch aus wisse. Ich erzählte ihm, dass der Schuldschein bereits bezahlt sei. Mein Vater brach in Tränen aus und sagte dann, wie leid es ihm tue, dass er mir nichts dafür geben könne als seinen Dank.

Am nächsten Tag ritt ich zu dem Quäker zurück und begann nun, für ein paar neue Kleider zu arbeiten. Nachdem ich ein Jahr lang gearbeitet hatte, ohne auch nur einen Cent für mich zu verdienen, waren meine Kleider so abgetragen, dass mir keine andere Wahl blieb, als mich noch einmal für zwei weitere Monate zu verdingen. Um diese Zeit kam des Quäkers Nichte, eine junge Frau aus North Carolina auf Besuch. Und nun komme ich zu einer Episode meines Lebens, die ich nie vergessen werde. Ich habe eine Menge über die Liebe reden gehört, und doch glaube ich, dass kein armer Teufel auf der Welt je so mit ihr geschlagen ward wie ich. Hals über Kopf verliebte ich mich in dieses Mädchen, dessen Namen ich allerdings verschweigen möchte. Wenn alle Berge der Umgebung aus purem Gold gewesen wären, ich hätte sie gerne dafür gegeben, einmal offen mit ihr reden zu können. Aber ich hatte Angst, denn jedes Mal wenn ich zu sprechen anfangen wollte, begann mein Herz so heftig zu flattern wie eine Ente in einer Pfütze, oder ich hatte plötzlich eine kalte Kartoffel im Hals, an der ich nahezu erstickte. Eines Tages wagte ich es schließlich doch und sagte ihr, wie sehr ich sie liebte und dass sie unbedingt mein werden müsse, oder ich würde elendiglich sterben oder an Auszehrung langsam dahinsiechen.

Meine Rede schien ihr nicht unangenehm zu sein, aber sie war ein ehrliches Mädchen und wollte niemanden täuschen. Sie erzählte mir, dass sie bereits mit ihrem Vetter, dem Sohn des Quäkers, verlobt sei. Diese Nachricht traf mich schlimmer als die Verkündigung der apokalyptischen Schrecken.

Doch bald sah ich ein, dass hier Hopfen und Malz verloren waren und ich gut daran tat, mir meine Flausen aus dem Kopf zu schlagen. Meinen Misserfolg führte ich auch auf meine Unbildung zurück. Ich war nur vier Tage zur Schule gegangen und konnte, wie der Leser schon weiß, auch nicht einen einzigen Buchstaben schreiben.

Ich musste auf eine Schule, das war es. Und da der Quäker einen schon verheirateten Sohn hatte, der zwei Meilen von unserer Farm eine Schule betrieb, vereinbarten wir, dass ich vier Tage in der Woche dorthin zum Unterricht gehen und zwei Tage in der Woche arbeiten würde, um das Geld für Unterkunft und Verpflegung zu verdienen. Sechs Monate ging das so hin. Ich lernte ein wenig lesen, meinen Namen schreiben und die Grundrechenarten. Das war alles. Meine letzte Begegnung mit den Schulbüchern für immer! Sicherlich, ich hätte mehr lernen sollen, aber ich bildete mir ein, ich müsse nun unbedingt die richtige Frau fürs Leben finden. Und dieses Unternehmen nahm mich so voll und ganz in Anspruch, dass ich das Lernen aufgab.

Ich fand eine Familie, die hübsche Töchter hatte; Mädchen, die ich von klein auf kannte. Die Familie wohnte in unserer Nachbarschaft, und die Mädchen gefielen mir. Ich machte dem einen, dessen Namen ich wiederum verschweigen will, einen Antrag, und sie nahm es gut auf. Ich besuchte sie oft, und schließlich verliebte ich mich sehr heftig in sie. Ich glaube, ich würde es mit einem ganzen Regiment Wildkatzen aufgenommen haben, wenn dies der Preis für ihr »Ja« gewesen wäre. Schließlich heiratete der Sohn des Quäkers meine erste Liebe, und ich wurde mit meinem neuen Mädchen eingeladen. Das Schauspiel einer fremden Hochzeit machte mich fast närrisch.

Ich brachte vorsichtig wieder das Gespräch auf unser Problem, aber mein Mädchen wollte mir wieder eine ausweichende Antwort geben. Ich gab nicht nach und ließ nicht locker, bis sie schließlich »Ja« sagte. Mir schien dies herrlich genug, und ich wähnte mich im Siebenten Himmel. Ich zählte damals achtzehn Jahre. Wir setzten den Tag unserer Hochzeit fest, und ich war sicher, dass ich von diesem Tag an der glücklichste Mann auf diesem Planeten, auf dem Mond oder jedem anderen Stern sein würde.

Ich war zu der Zeit ganz närrisch auf Gewehre und hatte mir eine große Büchse gekauft. Meist trug ich die Waffe bei mir, und wenn ich nun auch wieder bei dem alten Quäker wohnte, der über das Schießen eigenartige Ansichten hatte, gelang es mir doch, manchmal aus dem Haus zu schleichen und mich an den Wettbewerben der Schützen zu beteiligen, die um ein Stück Rind schossen. Doch versuchte ich immer, diese Vorliebe vor meinem Herrn zu verbergen. Er hatte zu dieser Zeit noch einen Knecht bei sich wohnen, der in meinem Alter war und sich in die Schwester meines Mädchens verliebt hatte. Wir beide schlichen uns Nachts oft heimlich aus dem Haus und ritten die zehn Meilen über Land, um die Mädchen zu besuchen. Wir waren immer darauf bedacht, vor Tagesanbruch zurück zu sein, und so wurden unsere Ausflüge nie bemerkt.

Nun hörte ich einmal von einem Wettschießen, das etwa auf halber Strecke zwischen unserer Farm und dem Haus meines Mädchens ausgetragen werden sollte. Ich beschloss, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zuerst wollte ich zum Preisschießen, dann zu meinem Mädchen. Meinem Herrn erzählte ich, ich wolle ein Reh schießen. Es war ein Sonntag und das Erstaunliche geschah: Ich gewann beim Wettschießen den ersten Preis: ein Rind. Ich machte den Preis zu Geld und war bester Stimmung. Jetzt konnte ich die Eltern meines Mädchens besuchen und sie um die Hand ihrer Tochter bitten.

Ich hatte dieses Unternehmen immer wieder hinausgeschoben, aber nun musste es sein. Wir hatten für den Hochzeitstermin den kommenden Sonntag festgesetzt. Selbstzweifel waren mir fremd, fünf Dollar klimperten in meiner Tasche. Die Leute kannten mich schließlich lange genug. Warum sollte ich ihnen als Schwiegersohn nicht recht sein?

In heiterer Stimmung lief ich über Land, bis ich das Haus des Onkels meines Mädchens erreichte. Dort machte ich halt, um die ganze Angelegenheit erst einmal mit den Verwandten zu besprechen, ehe ich zu den Eltern ging. Ich trat ein und traf auf die Schwester meines Mädchens. Ich fragte sie, wie es zu Hause gehe? Sie machte ein so verstörtes Gesicht, dass ich gleich merkte: irgend etwas musste geschehen sein. Als ich sie noch einmal ansprach, brach sie in Tränen aus und sagte dann, ich müsse mich auf eine sehr schlimme Enttäuschung gefasst machen: ihre Schwester heirate morgen einen anderen Mann.

Das kam wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel. Ich war für einige Zeit völlig sprachlos und so schwach, dass ich meinte, ich müsse zusammenbrechen. Nach einer Weile erholte ich mich jedoch von dem Schock, stand auf und ging hinaus, ohne auch nur »Auf Wiedersehn« zu sagen. Ich war verletzt und entmutigt, lenkte meinen Weg heim und erging mich in dunklen Gedanken. Es war mir ganz klar: Als ich geboren wurde, hatte der liebe Gott gewiss vergessen, auch eine Frau für mich zu schaffen. Ich würde immer allein bleiben. Mich wollte niemand haben

All diese Überlegungen halfen freilich wenig. Für viele Wochen fand ich weder Tag noch Nacht meinen Frieden mit mir selbst wieder. Ich aß nichts mehr und sah von Tag zu Tag elender aus. Alle dachten, ich sei krank. Und so war es ja auch. Es war die Schlimmste aller Krankheiten: die Krankheit der Liebe.


– Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –
Meine schwierige Hochzeit

Mein Trübsinn hielt ziemlich lange an, doch eines Tages griff ich mir mein Gewehr und ging wieder auf die Jagd. Unterwegs machte ich einen Besuch im Haus einer holländischen Witwe, die, wie man mir erzählt hatte, eine sehr hübsche Tochter haben sollte. Ich fand das Mädchen hässlich wie einen Steinzaun. Sie war jedoch sehr gesprächig und lachte über meine Enttäuschung, Sie tröstete mich und riet mir, immer daran zu denken, dass es im Meer immer noch viel mehr Fische als die gibt, welche man schon herausgezogen hat. Das bezweifelte ich, aber wie dem auch sein mochte: Ich war sicher, dass sie nicht zu den Fischen gehörte, die ich fangen wollte.

Ich sagte ihr, ich müsse als Einzelstück auf die Welt gekommen sein, für mich werde sich bestimmt keine Frau finden. Sie widersprach und meinte, wenn ich zu ihrem Erntefest kommen wolle, so werde sie mir dort eines der hübschesten Mädchen zeigen, das ich je zu Gesicht bekommen hätte. Ich war etwas misstrauisch. So ein Mädchen wie mein Mädchen könne es auf der Welt nicht noch einmal geben, aber da es mir gut schien, wieder einmal unter Menschen zu gehen, versprach ich, auf das Erntefest zu kommen.

Als der Tag des Festes heranrückte, nahm ich mir Urlaub und schlug dem Quäker vor, zwei Tage nachzuarbeiten, wenn er auch den anderen Knecht mitgehen ließ. Er lehnte das ab, ja er warnte mich sogar davor, hinzugehen. Es sei nicht die rechte Gesellschaft dort für einen jungen Mann mit einem guten Namen! Ich erinnerte mich an das Versprechen, das ich dem holländischen Mädchen gegeben hatte. Das musste ich halten! Ich schulterte also mein Gewehr und brach auf.

Als ich zu dem Haus kam, in dem das Fest gefeiert werden sollte, war dort schon eine große Gesellschaft versammelt, unter ihnen auch eine alte irische Dame, die Mutter des Mädchens, von dem die Holländerin gesprochen hatte. Das Mädchen selbst war noch nicht da. Ihre Mama aber war nicht schüchtern. Sie kam zu mir, meinte, ich sei ein hübscher Bursche und sie wisse ein liebes Schätzchen für mich. Es konnte keinen Zweifel geben: Man musste ihr gesagt haben, weshalb ich hier war. Im Laufe des Abends wurde ich ihrer Tochter vorgestellt, und ich muss sagen: Ja, die Holländerin hatte nicht übertrieben. Kurz, ehe der Tanz anfing, fragte ich das irische Mädchen, ob sie mit mir einen irischen Tanz, einen »Reel« tanzen wolle. Sie sagte zu und nach dem Tanz setzte ich mich neben sie, und es begann ein sehr freundliches Gespräch. Die Mutter kam hinzu, und so im Spaß nannte sie mich ihren Schwiegersohn. Das verwirrte mich, aber ich fasste es als einen Spaß auf und versuchte zurückzugeben, so gut ich konnte. Den ganzen Abend über war ich immer freundlich zu der alten Dame, denn ich dachte an das alte Sprichwort: Man muss die Kuh einsalzen, wenn man das Kalb fangen will ...

Das Tanzvergnügen dauerte bis zum Morgen, und ich kann mich nicht erinnern, je eine so fröhliche Nacht verbracht zu haben.

Heimgekehrt zu meinem Quäker, schloss ich mit ihm einen Vertrag. Ich würde für seinen Sohn arbeiten und dafür sein Pferd bekommen. Es war das erste Pferd, das ich je besessen habe, und es kostete mich sechs Monate. Fünf oder sechs Wochen vergrub ich mich in die Arbeit, dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste das Mädchen besuchen, das ich auf dem Erntefest kennengelernt hatte. Ich sattelte mein Pferd, und auf ging's. Als ich zum Haus ihrer Eltern kam, war sie nicht daheim. Ich sprach mit ihrem Vater, der ein kluger alter Mann war, auch ihre Mutter war da und gesprächig und lustig wie damals.

Eine Weile später kam das Mädchen von einer Versammlung heim. Sie brachte einen jungen Mann mit, der gewisse Rechte auf sie zu haben schien, denn er tat sehr vertraut mit ihr und ließ mich kaum zu Wort kommen, wenn wir uns unterhielten. Solltest du wieder einmal vor dem falschen Baum bellen? fragte ich mich. Du wirst dir Klarheit verschaffen, das ist das Beste, so oder so! Es begann schon dunkel zu werden, und wenn ich in derselben Nacht zurückreiten wollte, lag noch ein Weg von fünfzehn Meilen vor mir. Da begann das Mädchen dem anderen Gentleman zu verstehen zu geben, dass er nun besser mit seinen eigenen vier Wänden Zwiesprache halte. Sie begleitete ihn zur Tür, kam dann zurück und bestand darauf, dass ich über Nacht bleiben müsse. Auch war es nun all ihren Handlungen und Andeutungen zu entnehmen, dass sie mich dem anderen vorzog.

Aber es dauerte nicht lange, bis sich eine neue Schwierigkeit ergab. Die Mutter des Mädchens stand auf der Seite meines Rivalen, und ich hatte nun sowohl gegen ihren, als auch gegen den Einfluss des anderen Mannes zu kämpfen. Das Mädchen war der Preis, und da sie mich mochte, war ich ganz sicher, schließlich doch den Sieg davonzutragen, mochte kommen, was wollte. Als ich ihren alten Verehrer erst einmal losgeworden war, begann ich mit ihr zu schäkern. Ich blieb bei ihr bis zum Montagmorgen, dann musste ich zu der Quäkerfamilie zurück.

Etwa zwei Wochen später nahm ich mit vielen anderen Männern an einer Wolfsjagd teil. Das war eine Beschäftigung ganz nach meinem Sinn: groß wie das Leben selbst. Ich streifte durch Waldgebiete, die ich nicht kannte. Diese Gegend war nur dünn besiedelt. Unversehens begann sich der Himmel zu bedecken und einen Augenblick später wusste ich nicht mehr, wo ich war. Ich lief in eine Richtung, in der ich eine Behausung vermutete. Aber es war genau der falsche Weg, und als Ratschlag für junge Jäger will ich nur dieses sagen: der Weg nach Hause führt immer dort entlang, wo du instinktiv nicht entlanggehen würdest! Diese Regel stimmt in neun von zehn Fällen. Ich schritt kräftig aus, denn es wurde nun schnell dunkel. Da sah ich ein Mädchen, das eilig vor mir herlief. Ich sagte mir: Wo ein Mädchen ist, kann auch ein Haus nicht weit sein! Also rannte ich ihr nach, bis ich sie eingeholt hatte. Und wer stand da vor mir? Meine kleine irische Freundin, die ich sechs Wochen nicht gesehen hatte! Ein Pferd ihres Vaters war fortgerannt, und auf der Suche nach dem Tier hatte auch sie sich verirrt. Sie war den ganzen Tag gelaufen und sehr müde. Ich wusste mich kaum zu fassen vor Freude. Nie war sie mir so schön vorgekommen wie jetzt in diesem dunklen Wald.

Schließlich kamen wir an einen Weg, der ja irgendwohin führen musste. Wir folgten ihm und gelangten kurz nach Einbruch der Dunkelheit an ein Haus. Hier blieben wir über Nacht. Wir taten kein Auge zu. Wir redeten und kosten, bis es Morgen wurde. Dann trennten wir uns. Sie ging zum Haus ihrer Eltern zurück, das etwa sieben Meilen entfernt lag, und ich lief zurück zu der Quäkerfarm.

Es gab viel zu tun, und es vergingen fast vier Wochen, bis ich sie wieder sah. Als ich mein Pferd abgearbeitet hatte, überlegte ich mir, wie mir eine neue Abfuhr wohl bekommen würde. Ach, sagte ich mir, versuch es! Bei unserer nächsten Zusammenkunft setzten wir den Hochzeitstag fest, und dann ging ich zu ihren Eltern. Die alte Dame schien mächtig wütend, und als ich zur Sache kam, warf sie mir einen Blick so schartig wie die Klinge einer Fleischeraxt zu. Der Vater hingegen schien mir wohlgesonnen und behandelte mich freundlich.

Aber es dauerte nicht lange, und die Frau wurde wieder zornig und setzte mich gewissermaßen vor die Tür. Ich dachte, du willst sie an die alten Zeiten erinnern und sehen, wie das wirkt. Also erinnerte ich sie daran, dass sie mich »Schwiegersohn« genannt hatte, längst ehe ich es wagte, sie mir als meine Schwiegermutter vorzustellen.

All das machte gar keinen Eindruck auf sie. Im Gegenteil, ihr irisches Temperament riss sie zu immer neuen Zornesreden hin. Schließlich gab ich mein Zureden auf. Für mich war es schließlich auch nur wichtig, die Tochter auf meiner,Seite zu haben, und in diesem Punkt gab es nun keine Zweifel mehr. Ich fühlte mich von der alten Dame beleidigt, und so sagte ich ihrer Tochter, ich würde sie am nächsten Donnerstag holen kommen. Zwar erklärte ihre Mutter, davon könne gar keine Rede sein, aber ich ließ mich nicht beirren:

Als der Donnerstag herankam, waren im Hause meines Vaters alle Vorbereitungen getroffen, um meine Frau zu empfangen. Zusammen mit meinem ältesten Bruder, dessen Frau, meinem zweiten Bruder, meiner Schwester und zwei anderen jungen Leuten machte ich mich auf, um meine Braut abzuholen. Als wir uns der Siedlung, in der ihre Eltern wohnten, bis auf zwei Meilen genähert hatten, trafen wir eine große Gesellschaft, die von der Hochzeit hatte läuten hören und auf uns wartete.

Als wir vor das Haus der Brauteltern kamen, empfing uns meine zukünftige Schwiegermutter mit bösen Reden. Mein Schwiegervater aber füllte die leeren Flaschen meiner Brautwerber, und diese liefen zu meiner Hochzeitsgesellschaft, um ihnen einzuschenken. Ich ritt mit meinem Pferd bis unter die Haustür und tat so, als käme es mir gar nicht in den Sinn, abzusteigen. Ich fragte das Mädchen, ob sie bereit sei, und sie sagte: »Ja.« Sie bestieg dann das zweite Pferd. Inzwischen war ihr Vater ans Tor gelaufen und versuchte, mich dazu zu bewegen, dazubleiben und in seinem Haus zu heiraten. Er habe keine Einwände gegen unsere Ehe und seine Frau, wie die meisten Weiber, rede zu viel, ich möge mich doch darum bitte nicht kümmern.

Ich antwortete ihm, ich sei bereit zu bleiben, wenn sie mich ebenfalls dazu auffordere. Er ließ sie herbeiholen, sprach mit ihr eine Weile, dann kam sie zu mir, machte plötzlich ein freundliches Gesicht, bat mich um Verzeihung und forderte mich auf, zu bleiben. Sie sagte, dies sei nun mal ihr einziges Kind und sie könne es einfach nicht fassen, dass sie es an mich verlieren solle. Wie die Dinge jetzt aber ständen, sehe sie ein, dass ihr Widerstand sinnlos sei, und sie wolle uns deshalb nun von Herzen alles Gute tun.

Wir stiegen ab, schickten nach dem Pfarrer, und eine Stunde später waren wir verheiratet. Nun begann eine prächtige Hochzeitsfeier, die einen ganzen Tag und eine Nacht lang dauerte. Am nächsten Tag ritten wir zu meinem Vater hinüber, wo schon eine große Gesellschaft auf uns wartete. Wieder waren wir lustig, tranken und aßen gut, bis die letzten Gäste gegangen waren. Ich hatte das Gefühl, nun vollkommen glücklich zu sein. Ich hatte eine Frau, was auf der Welt brauchte ich mehr! Bald stellte sich heraus, dass dies ganz falsch war, denn nun, da ich eine Frau hatte, gab es tausend Dinge auf der Welt, die ich mir darüber hinaus wünschte und aber mir nicht kaufen konnte.

Ein paar Tage blieben wir bei meinem Vater, dann ritten wir zu meinen Schwiegereltern zurück, wo ich, sehr zu meinem Erstaunen, meine alte irische Schwiegermutter in bester Stimmung vorfand. Sie gab uns zwei Kühe und zwei Kälber, und wenn das nun auch wahrlich keine große Mitgift war, so war es doch besser als nichts und weit mehr, als ich erwartet hatte. Ich pachtete eine kleine Farm und ein Blockhaus und machte mich an die Arbeit. Sorgen machte mir der Hausrat. Doch da half uns mein guter alter Freund, der Quäker. Er schenkte uns einen Scheck über fünfzehn Dollar, mit dem meine Frau in dem Dorfladen die tausend Kleinigkeiten kaufen konnte, die uns noch fehlten.

Damit waren wir aller Sorgen vorerst ledig, und es ging uns recht gut. Meine Frau verstand gut mit der Spindel umzugehen und war – wie die meisten irischen Frauen – eine geschickte Weberin. Wir arbeiteten ein paar Jahre lang sehr hart, pachteten Land und zahlten dafür hohe Zinsen, bis es mir eines Tages in den Sinn kam, dies sei vielleicht doch nicht das Leben, das ich mir gewünscht hatte. Nie würde ich so mein Glück machen können. So beschlossen wir, alles aufzugeben und neues Land zu suchen. Wir hatten zwei Söhne. Und ich sagte mir, es sei besser, jetzt aufzubrechen, da die Familie noch klein ist.

Noch zweimal zieht die Crockett-Familie um. Zuerst lässt sie sich in den eben erschlossenen Gebieten am Enten-und-Elch-Fluss nieder. Es sind, wie Davy Crockett rückschauend feststellt, die schönsten Jahre seines Lebens. Die großen Wälder am Elch-Fluss sind wildreich. Er geht oft wochenlang auf die Jagd und verdient gut am Verkauf seiner Beute. 1810 zieht er nach Franklin County und siedelt am Bohnenfluss. Da bricht der Krieg mit den Creek-Indianern aus.

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450 стр. 68 иллюстраций
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9783862870868
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