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4.3 StrukturanalyseStrukturanalyse: Vorgehensweise

Kein Patentrezept Es gibt keine eindeutige und für die gesamte Breite literarischer Texte gleichermaßen anwendbare Vorgehensweise bei einer StrukturanalyseStrukturanalyse. Nicht nur, dass verschiedenartige Texte unter Umständen andere Anforderungen an die StrukturanalyseStrukturanalyse stellen, es spielt gemäß den Grundsätzen der Hermeneutik auch eine Rolle, was ich als Leser bereits verstehe, mit welchen Fragen ich an den Text herantrete. Hierin liegt der erste Schritt, auch bei einer StrukturanalyseStrukturanalyse, die textfundierte ObjektivitätObjektivität anstrebt. Die folgende Vorgehensweise soll der allgemeinen Orientierung im Umgang mit Texten dienen. Sie ist zunächst nicht gattungsspezifisch; mögliche Besonderheiten im Umgang mit Lyrik kommen gleich im Anschluss zur Sprache.

1 Vorschlag: Vorgehensweise bei der StrukturanalyseStrukturanalyse Lesen Sie den Text oder Textauszug mehrmals. Klären Sie dabei evtl. unbekannte Wortbedeutungen und markieren Sie, ohne jeden systematischen Anspruch, inhaltliche und formale Eigenheiten, die Ihnen auffallen.

2 Erste Beobachtungen Formulieren Sie eine Hypothese zum ThemaThema des Textes und stellen Sie (schriftlich oder gedanklich) die vorkommenden MotiveMotiv zusammen. LesehypotheseWenn möglich, formulieren Sie den mutmaßlichen Inhalt des Textes, d.h. die dargestellten Vorgänge und/oder Zustände, wie Sie sie aus den ersten Lektüren entnehmen.

3 Inhaltsseite: ThemaThema, MotiveMotiv, IsotopienIsotopie, Entwicklung Untersuchen Sie, welche Teile des Textes (MotiveMotiv, Wortbedeutungen) zu Ihren inhaltlichen Hypothesen passen und welche nicht. Lassen sich etwaige Widersprüche in einer modifizierten Hypothese aufheben?

4 Äquivalenzen, OppositionenOpposition Suchen Sie die IsotopienIsotopie des Textes und ordnen Sie sie nach Relevanz (Häufigkeit des Vorkommens im Text, Bezug zum ThemaThema). Wo gibt es Überschneidungen (Elemente, die zwei oder mehreren IsotopienIsotopie zugehören), wo Brüche (Elemente, die die IsotopieIsotopie wechseln, also eine andere Bedeutung annehmen)? Welche der IsotopienIsotopie entsprechen einander (Äquivalenz), sei es durch lebensweltlichen Zusammenhang, sei es durch gemeinsame Elemente? Welche stehen zueinander in Gegensatz (OppositionOpposition)?

5 Teilen Sie, wenn möglich, den Text vor diesem Hintergrund in inhaltliche Etappen ein und/oder beschreiben Sie die Entwicklung des ThemasThema/der ThemenThema.

6 Ausdrucksseite: Einschnitte, Wiederholungen, Äquivalenzen, OppositionenOpposition Ermitteln Sie die formalen Einschnitte auf makro- und mikrostrukturellerMikrostruktur Ebene (Kapitel, Absätze, Sätze, Verse).

7 Suchen Sie nach Wiederholungen, Äquivalenzen und OppositionenOpposition auf den verschiedenen Ausdrucksebenen: Syntax (z.B. Satzwiederholungen oder Parallelismen), Lexik (z.B. Wortverknüpfungen, Wortlänge), Lautung (z.B. ReimReim, Paronomasien oder LautoppositionenOpposition).

8 Zusammenführung von Inhalt und Ausdruck Setzen Sie die formalen Betrachtungen in Beziehung zum Inhalt des Textes. Welche Inhalte werden durch formale Mittel aneinander gekoppelt (z.B. ReimwörterReim) oder einander gegenübergestellt? Stützen die formalen Eigenschaften die Befunde der Inhaltsanalyse oder widersprechen sie ihnen?

9 Rückkehr zur Lesehypothese Kehren Sie zu Ihrer Lesehypothese zurück. Lässt sich durch die ermittelte StrukturStruktur des Textes dieser Leseeindruck erklären? Wenn nötig, ergänzen oder korrigieren Sie die erste Beschreibung.

4.4 GattungGattungen LyrikLyrik

Rolle der GattungGattungen für die StrukturanalyseStrukturanalyse So sehr sich die Schritte für eine erste StrukturanalyseStrukturanalyse, die textintern bleibt und von historischen Faktoren, Werkzusammenhängen u.ä. absieht, bei verschiedenen Texten wiederholen: Die Unterscheidung von GattungenGattungen ist auch hier relevant, denn die Kategorisierung von Texten in Form von GattungszuordnungGattungen geschieht notwendigerweise auf der Basis wiederkehrender inhaltlicher oder formaler Eigenschaften (siehe Einheit 2.2). Diese bilden naturgemäß ein Orientierungsraster für die inhaltliche und formale StrukturanalyseStrukturanalyse und erfordern häufig ein in eine bestimmte Richtung verfeinertes terminologisches Instrumentarium der Textbeschreibung. Fragen wir uns also: Was ist für LyrikLyrik kennzeichnend?

Definitionen von ‚LyrikLyrik‘ Es fehlt nicht an Versuchen, lyrische Texte oder gar eine hinter diesen stehende lyrische ‚Haltung‘ zu definieren. Goethe hatte, wie Sie in Text 2.5 sahen, LyrikLyrik als die „enthusiastisch aufgeregte“ Form bezeichnet. Tatsächlich deckte sich Innerlichkeit diese heutzutage vielleicht etwas merkwürdig anmutende Formulierung mit der immer noch typischen Vorstellung, Lyrik drücke Innerlichkeit, Emotionen aus: Die Praxis, die Geliebte mit Gedichten zu umwerben, mag heute nicht mehr verbreitet sein, fest steht, dass der Ausdruck von Gefühlen literarhistorisch das mit Abstand wichtigste Thema lyrischer Texte darstellt. Doch schon hier kommen Schwierigkeiten ins Blickfeld, die wir von der Diskussion des Literaturbegriffs in Einheit 1 her kennen, denn der Ausdruck von Emotionen ist nicht nur ‚das‘ lyrische, sondern ‚das‘ literarische Thema schlechthin und keineswegs nur in Gedichten präsent. Wie beim Literaturbegriff gibt es besonders typische Formen, die sich dann in Definitionen wie der Goethes wiederfinden, daneben jedoch eine Vielzahl von – je nach Epoche keineswegs randständigen – weniger typischen oder Mischformen: Auch LyrikLyrik kann erzählen (etwa in der UntergattungGattungen Ballade), PoetizitätPoetizität und StrukturiertheitStruktur des Ausdrucks auch epischeepisch Texte wie Romane können eine Innerlichkeit des Sprechers ausdrücken (z.B. BriefromanBriefroman), die einem Gelegenheitsgedicht völlig fehlt.

Mehr Aussicht auf Stimmigkeit als die inhaltliche Bestimmung von Lyrik scheint indessen eine formbezogene Definition zu bieten. Wenn man ein Gedicht (span. poema) etymologisch auf poetischespoetisch Sprechen/Schreiben und PoetizitätPoetizität zurückbezieht, dann wäre LyrikLyrik mehr als andere literarische GattungenGattungen durch einen besonderen Sprachgebrauch gekennzeichnet, welcher der Ausdrucksseite ebensoviel oder sogar mehr Bedeutung einräumt als dem ‚Inhalt‘ (siehe Einheit 1, Poetizität). In der Tat gehen lyrische Texte häufig neue Wege der Sprachverwendung – etwa weil komplexe Inhalte in meist kurzen Texten ausgedrückt und damit verdichtet werden –, streben bei teils sehr festgefügtem und konventionalisiertem Inhalt (z.B. dem Frauenlob in der Renaissance) gerade nach Originalität des Ausdrucks oder sind Schauplatz für Sprachexperimente (z.B. in der sog. poesía visual oder postextual, die, von den Avantgarden des späten 19. und frühen 20. Jh. wie dem Futurismus inspiriert, v.a. in Lateinamerika seit den 1960er Jahren sehr lebendig ist und Schrift zumindest ebenso sehr als visuelles wie als sprachliches Darstellungsmedium versteht – ähnlich wie in Text 1.1, auf den wir schon ausführlich eingegangen sind). Leichter festzustellen – dieser Punkt wird Ihnen wahrscheinlich gleich als Merkmal von Gedichten eingefallen sein – ist freilich eine hochgradige StrukturiertheitStruktur des Ausdrucks im Vers und in Strophenformen. Auch Vers und Strophe (verso, estrofa) sind weder notwendiges noch hinreichendes Kriterium für LyrikLyrik: Das Drama des BarockBarock etwa ist normalerweise in Versen verfasst, während in der ersten Hälfte des 20. Jh. u. a. von Juan Ramón Jiménez die GattungGattungen des ProsagedichtsProsa (poema en prosa) gepflegt wurde. Diese Form zeichnet sich nicht mehr durch Verse, sondern durch eine weniger festgefügte, aber nachweisbare StrukturierungStruktur des Signifikanten und gedankliche Verdichtung aus. Wenn LyrikLyrik also schwerlich über eindeutige Kriterien zu definieren ist, dann empfiehlt es sich, zunächst von einigen typischen lyrischen UntergattungenLyrische Gattungen und konventionellen Formen auszugehen – zu Vers und ReimReim gleich mehr.

Abb. 4.5

Poesía visual: Kalligramm des mexikanischen Avantgardisten José Juan Tablada (1871–1945)

Abb. 4.6

Juan Ramón Jiménez (1881–1958)

1 Wichtige feste Gedicht- und StrophenformenStrophe SonettSonett (soneto): Wichtigste Form des 16. und 17. Jh., aber auch im ModernismusModernismo des ausgehenden 19. und frühen 20. Jh. zentrale GattungGattungen. Ähnlichkeit mit der KanzonenstropheStrophe, aus der vermutlich das SonettSonett in Italien entwickelt wurde (zweigeteilter Aufgesang, zweigeteilter Abgesang): Zwei Quartette (= Oktave), zwei Terzette (= Sextine). Das ReimschemaReim (bei dem sich reimendeReim Verse mit dem gleichen Buchstaben bezeichnet werden) ist in den Quartetten meist abba / abba, in den Terzetten freier (meist drei ReimpaareReim). Die Verse sind typischerweise elfsilbig (endecasílabosEndecasílabo). Ein Beispiel ist der Text in Aufgabe 4.5. In der folgenden Einheit wird das SonettSonett eingehender behandelt.

2 RomanzeRoman (romance, m.): Typisch spanische, aus der mündlich tradierten Volksdichtung des Mittelalters herrührende, aber bis in die Gegenwartsliteratur ununterbrochen lebendige Form meist erzählender (epischer) LyrikLyrik. Formal ist der romance durch eine beliebige (teils beträchtliche) Zahl von Achtsilblern (octosílabos) mit assonantischem ReimReim in den geradzahligen Versen gekennzeichnet. Ein Beispiel ist Text 11.4.

Redondilla: StropheStrophe aus vier Achtsilblern mit meist konsonantischem ReimReim nach dem Schema abba.

Octava real: In der RenaissanceRenaissance nach italienischem Vorbild etablierte StropheStrophe aus acht Elfsilblern, von denen die ersten sechs sich alternierend reimenReim und die letzten beiden ein ReimpaarReim bilden (abababcc).

Décima: Komplexe Form aus dem späten 16. Jh., bei dem zwei unterschiedlich gereimteReim Quartette aus Achtsilblern mit zwei ‚Scharnierversen‘ verbunden sind, die jeweils einen ReimReim aufgreifen, also z.B. abba–ac–cddc. Die décima findet sich beispielsweise in Calderóns Drama La vida es sueño, das in Einheit 7 behandelt wird (vgl. Text 7.1, Z. 21ff. und Text 7.2).

SilvaSilva: Beliebig lange Folge von Sieben- und Elfsilblern, meist konsonantisch gereimtReim, aber auch einzelne ungereimteReim Verse sind möglich. Trotz ihres Ursprungs aus dem 17. Jh. relativ freie Form und daher auch in der Moderne beliebt. Calderóns La vida es sueño eröffnet mit SilvasSilva (vgl. Text 7.1 Z. 1–20).

7 Eine in der RenaissanceRenaissance wichtige Form, die der SilvaSilva ähnelt, ist die sog. Lira, bei der 5 sieben- und elfsilbige Verse nach dem festen Schema aBabB wechseln und reimenReim. Für den StrophennamenStrophe stand die erste StropheStrophe von Garcilaso de la Vegas fünfter Kanzone Pate: Si de mi baja lira / tanto pudiese el son que en un momento / aplacase la ira / del animoso viento / y la furia del mar y el movimiento […].

Aufgabe 4.6 ? Versuchen Sie, die genannten StrophenformenStrophe vereinfacht grafisch darzustellen (z.B. Umrissform).

VersVers und StropheStrophe als Form- und Sinnebene Auch jenseits solcherlei historisch herausgebildeter und fixierter Gedichtformen bedeutet die Verwendung von VersenVers und festen StrophenformenStrophe eine höhere StrukturierungStruktur des sprachlichen Signifikanten und schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten durch eine Reihe von Zwängen ein. So ist – wenn wir von experimentellen oder parodistischen Gedichten einmal absehen wollen – üblicherweise der VersanfangVers auch ein Wortanfang, das VersendeVers zugleich Wortende und zudem meist auch Satzteilende; ist es das nicht, d.h. geht die Syntax über den VersVers hinweg, handelt es sich um einen Sonderfall, für den eigens der Terminus ‚EnjambementEnjambement‘ (encabalgamiento) eingeführt wurde. Die VersVers- und StrophenstrukturStrophe bildet also eine weitere Ebene in Form – und Inhalt, denn es kann eine entscheidende inhaltliche Rolle spielen, wo im VersVers oder in der StropheStrophe ein Wort steht. Die Kenntnis des VersbausVers, der MetrikMetrik, ist daher sehr relevant für die StrukturanalyseStrukturanalyse von VerstextenVers. So ist etwa in dem Góngora-VersVers „en tierra, en humo, en polvo, en sombra, en nada“ die Unaufhaltsamkeit des beschriebenen Verfalls auch metrischMetrik zu sehen, da jede Stufe durch die für den spanischen VersVers typische Verschleifung aufeinandertreffender Vokale (Synalöphe) zu einer Silbe gleich auf die nächste weiterverweist (en tierraen humoen polvo…).

Romanischer VersVers durch Silbenzahl bestimmt In den romanischen Sprachen ist der VersVers allein durch die Zahl seiner Silben bestimmt (syllabierendes oder numerisches Prinzip), es wird also nicht, wie in der Antike, zwischen langen und kurzen Silben (quantitierendes Prinzip) oder, wie etwa im Deutschen, zwischen Hebungen (betonte Silben) und Senkungen (unbetonte Silben) unterschieden (akzentuierendes Prinzip). Durch diese metrischMetrik weitgehend unverplante Umgebung bleibt hier im Gegensatz RhythmusRhythmus vs. MetrumMetrum etwa zur germanischen MetrikMetrik ein ‚freier SprechrhythmusRhythmus‘ erhalten, d.h. nicht jede Silbe ist charakterisiert. Zur Beschreibung des RhythmusRhythmus, nicht aber des MetrumsMetrum, sind also antike VersmaßbegriffeVers wie Jambus oder Trochäus, die Ihnen wahrscheinlich bereits bekannt sind, durchaus verwendbar. Wie bestimmt man spanische VerseVers?

Regeln der VersbestimmungVers Grundregeln der Silbenzählung:

 1. Bei der Silbenzählung ist auf den VersschlussVers zu achten, denn je nach Wortakzent im letzten Wort eines VersesVers lassen sich in der spanischen MetrikMetrik drei Arten von VersenVers unterscheiden:verso llano – agudo – esdrújulo normale Akzentstellung auf der vorletzten Silbe (vida, violento): verso llano.Akzent auf der letzten Silbe (edad, acción): verso agudo.Akzent auf der drittletzten Silbe (último, ámalo): verso esdrújulo.Der VersVers wird nach der Zahl seiner Silben bezeichnet, wobei immer vom Normalfall eines verso llano ausgegangen wird: Man zählt also immer, als sei der VersVers ein verso llano, d.h. als folge seiner letzten betonten Silbe nur noch eine. Das bedeutet, dass bei einem verso agudo eine Silbe hinzugezählt, bei einem verso esdrújulo eine abgezogen wird. Beispiel: „encanto“, „amor“ und „contéstame“ sind metrischMetrik gesehen alle dreisilbig.

 2. Synärese/Synalöphe – Diärese/Dialöphe Doppelvokale (Diphthonge) gelten als eine einzige Silbe („Dios“ einsilbig), Tripelvokale (Triphthonge) ebenso („buey“ einsilbig, „despreciéis“ dreisilbig). Auch benachbarte Vokale, die im phonologischen Sinn keinen Diphthong bilden, werden normalerweise metrischMetrik als ein Vokal gerechnet (sog. Synärese, span. sinéresis): „poema“ zweisilbig. Das gilt meist auch dann, wenn eine Wortgrenze dazwischenliegt: „mi amado“ dreisilbig. Man spricht in diesem Fall von Synalöphe, span. sinalefa. Selten werden aufeinanderfolgende Vokale (ob Diphthong oder nicht) getrennt gezählt, weil einer der beiden betont ist, eine ZäsurZäsur zwischen ihnen liegt oder es aus lautlichen Gründen sinnvoll erscheint. Dieser Fall heißt Diärese (diéresis) bzw. Dialöphe (dialefa): „süave“ ist hier dreisilbig, mit Trema als fakultativem Zeichen für die Diärese.

 3a. VersbezeichnungenVers Hat man es geschafft, die Silben über alle Synalöphen hinweg und unter Beachtung des VersendesVers korrekt zu zählen, dann steht das VersmaßVers fest – bei Unsicherheit empfiehlt sich die Gegenprobe an einem anderen VersVers, natürlich unter der Voraussetzung, dass das Gedicht nicht unterschiedliche VerslängenVers mischt. Man verwendet im Deutschen die schlichten Begriffe Zweisilbler, Dreisilbler usw., im Spanischen die Termini bisílabo, trisílabo, tetra-, penta-, hexa-, hepta-, octo-, enea-, deca-, endeca-Endecasílabo, dodecasílabo. VerseVers mit bis zu acht Silben nennt man versos de arte menor, solche mit neun oder mehr Silben versos de arte mayor.

 3b. Alexandriner Eine Sonderform ist der Alexandriner (alejandrino), der sich aus zwei durch ZäsurZäsur (syntaktischer Einschnitt, über den hinweg auch keine Synärese möglich ist) getrennten HalbversenVers (hemistiquios) à 7 Silben zusammensetzt, also in der Regel 14 Silben (je nach VersausgangVers der HalbverseVers, agudo oder esdrújulo, tatsächlich aber auch mehr oder weniger) hat:Pues es de buen amor, emprestadlo de grado.1 2 3 4 5 6 (+1) 1 2 3 4 5 6 7Gibt es in einem Text VerseVers, die genau die Hälfte der Silben der sie umgebenden VerseVers haben, also beispielsweise einen Viersilbler inmitten von octosílabos, dann verwendet man i.d.R. nicht die entsprechende VersbezeichnungVers, Pie quebrado sondern spricht einfach von einem HalbversVers (span. pie quebrado). Die hemistiquios des Alexandriners sind also gewissermaßen eine Form von pies quebrados.

 4. IsometrischMetrik – heterometrischMetrum StrophenStrophe (estrofas) mit gleichbleibendem VersmaßVers heißen isometrischMetrik. Wechselt das VersmaßVers (wie etwa bei der Silva, s.o.), so handelt es sich um eine heterometrischeMetrum StropheStrophe. Liegt nicht eine feste StrophenformStrophe wie eine der oben genannten vor, so spricht man schlicht von estrofa de 4 etc. versos. Häufig gibt es aber eigene Namen für StrophenStrophe mit definierter Länge und festem ReimschemaReim.

ReimReim VerseVers stehen normalerweise nicht allein, sondern werden an andere VerseVers gekoppelt. Neben der Syntax, also der grammatischen Verbindung zweier oder mehrerer VerseVers zu einem Satz, ist hier vor allem der ReimReim (la rima) von Bedeutung. Darunter versteht man im Span. wie im Dt. den Gleichklang zweier Wörter zumindest ab dem letzten betonten Vokal. Stimmen dabei alle Konsonantisch – assonantisch Laute überein, spricht man von konsonantischem ReimReim (rima consonante; Bsp.: tierno – invierno), sind hingegen nur die Vokale, nicht aber die Konsonanten gleich, so liegt ein assonantischer ReimReim vor (rima asonante; Bsp.: decía – mentira – vida), was im Spanischen im Gegensatz zum Deutschen recht häufig vorkommt. Bei Diphthongen reimtReim nur der Vollvokal, der Halbvokal wird nicht berücksichtigt (also wäre inmenso–pierdo–muerto ein korrekter assonantischer ReimReim). Hinsichtlich der Anordnung der ReimeReim in aufeinanderfolgenden Versen unterscheidet man einige häufige Fälle mit eigenen Begriffen:

 Reimfolgen PaarreimReim (rima gemela): aa bb cc…

 KreuzreimReim (rima cruzada): abab cdcd…

 umarmender ReimReim (rima abrazada): abba cddc…

 fortgesetzter ReimReim (rima continua): aaaaa…

Derlei ReimfolgenReim sind meist Teil einer übergeordneten StrophenstrukturStrophe, wie wir sie oben bereits skizziert haben und in der folgenden Einheit am konkreten Beispiel genauer betrachten werden.

Aufgabe 4.7 ? Trennen Sie mit einem senkrechten Strich die Silben der ersten StropheStrophe von José de Esproncedas Canción del pirata. Welche Versart und welches ReimschemaReim liegen vor?

Con diez cañones por banda,

viento en popa, a toda vela,

no corta el mar, sino vuela

un velero bergantín.

Bajel pirata que llaman,

por su bravura, El Temido,

en todo mar conocido

del uno al otro confín. (Espronceda: 1979, 225)

Zusammenfassung In der zurückliegenden Einheit haben Sie zunächst die allgemeinen Grundlagen der Strukturanalyse kennengelernt. Wie jeder Zugang zur Literatur geht auch sie vom Vorgang des Verstehens aus, der sich nicht linear, sondern vielmehr in Form eines hermeneutischen Zirkels vollzieht, bei dem die Subjektivität des Verstehenden entscheidend mitwirkt. Die Strukturanalyse strebt eine Objektivierung an, indem sie sich auf überindividuelle Bedeutungs- und Formmerkmale des Textes konzentriert und die textinternen Funktionen aufzeigt, die Sinn generieren. Zur Beschreibung der Ausdrucks- und Inhaltsseite stehen Begrifflichkeiten der antiken Rhetorik, aber v.a. auch eigentlich literaturwissenschaftliche Termini wie Thema, Stoff, Motiv und Isotopie zur Verfügung. In einem abschließenden Schritt wurde eine Annäherung an die Definition von Lyrik versucht und es wurden spezielle Instrumente zur Analyse von Verstexten erarbeitet.

Aufgabe 4.8 ? Songtexte heißen auf Englisch ‚lyrics‘. Inwiefern passt dies zu unserer Bestimmung von LyrikLyrik?

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